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If I was a river

von

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The person you are calling is not available

Immer noch starrte Ran wortlos die Wand an, während er verzweifelt versuchte, den Schmerz zu ignorieren, der aus seiner Brust aufzusteigen schien. Doch statt abzuklingen wurde er im-mer penetranter. Schon seit Tagen...
 

°~°~°~°Flashback°~°~°~°
 

Gut gelaunt betrat Ran den Park, in dem sie verabredet waren, das erste Mal seit über einer Woche, seit Crawford seinen Geliebten auf eine längere Mission geschickt hatte. Er war sozu-sagen gerade erst zurückgekommen..

Er merkte fast schon belustigt, wie er immer schneller lief, wusste, dass sein Gesicht immer verräterischer strahlte. Es hatte ihn nur gewundert, dass seine Kollegen in den letzten Wochen nichts gemerkt hatten.
 

Er machte sich keine Gedanken mehr. Es war gleichgültig, dass er sich mit dem Feind traf. Mit einem von denen, die seiner Familie letztendlich das Leben genommen hatten. Es spielte alles keine Rolle mehr, nur dass er seinen Freund mehr liebte, als alles andere auf der Welt. Und gleich würde er ihn sehen...
 

Doch dann stockte er, mitten in der Bewegung.
 

Nein!

Das war sein erster Gedanke.

Nein!!!
 

Das durfte einfach nicht wahr sein!
 

Das war es nicht, was er gerade sah! Er... musste sich täuschen! Das... das würde Schu ihm doch sicher nie, niemals antun! Nie...! Oder?
 

Erneut blickte Ran auf das Bild vor sich, doch es veränderte sich einfach nicht! Es blieb, wie es war!

Da stand Schuldig, doch er war nicht alleine. Er hatte eine vollkommen Fremde in den Ar-men, die er fast bewusstlos zu knutschen schien – vor seinen Augen!
 

Ran merkte kaum, wie die Tränen seine bleichen Wangen herabkullerten. Er meinte, eine Faust habe gerade sein Herz aus der Brust gerissen und es vor seinen Augen zerquetscht. So-viel zum Thema Liebe...
 

Aber es war allein seine Schuld! Was hatte er auch Gefühle zugelassen! Alles war so einfach gewesen, als es nur seinen Hass und seine Rache gegeben hatte! Was hatte er sich auch hin-reißen lassen!
 

Abrupt wandte Ran sich ab, lief los, wurde immer schneller. Nur weg. Weg von diesem Bild! Weg! Weit weg!

Aber so schnell er auch lief, das Bild hatte sich tief in sein Gedächtnis gebrannt...
 

°~°~°~°Flashback ende°~°~°~°
 

Wütend über sich selbst wischte Ran sich die Tränen aus dem Gesicht. Er hatte noch nicht einmal gemerkt, wie sie wieder begonnen hatten, zu fließen. Scheiß Vergangenheit! Scheiß Leben! Irgendwer schiein ihm aber auch jedes Quäntchen Glück zu vergällen!
 

Er hatte doch nur etwas Glück gewollt, nur ein klitzekleines bisschen! Mehr nicht! Mehr hatte er nie verlangt!

Stattdessen musste er mit ansehen, wie der Mensch, den er über alles auf der Welt liebte, der einzige Mensch, den er in all den Jahren wieder an sich herangelassen hatte, mit einer Ande-ren rummachte. Einer Frau... wie sollte er denn da mithalten?
 

Erneut hörte er sein Handy klingeln.
 

Das ging nun schon seit zwei Wochen so, seit dem verhängnisvollen Tag im Park. Und Ran reagierte wie immer in dieser Zeit – er schaltete das Gerät einfach ab. Er wollte keine faulen Ausreden, es war auch so schon schwer genug. Er hatte alles gesehen, was er sehen musste, um zu wissen, wo er stand.
 

Unter der Rubrik nette Abwechslung für den Augenblick.
 

Dabei hatte Ran immer nach etwas Ernstem gesucht. Nach einem Menschen, bei dem er sich fallen lassen konnte. Er hätte es wissen, er hätte es kommen sehen müssen! Abartigerweise hatte er gedacht, diese Person ausgerechnet in seinem schlimmsten Feind gefunden zu ha-ben...
 

Aber gut, nun war es eben vorbei.
 

Es war auch besser so, davon mal abgesehen. Nicht auszudenken, wie die Anderen reagieren würden, wenn sie je erfuhren, dass er nicht nur schwul, sondern auch noch mit Schuldig liiert gewesen wäre. Sie hätten ihn schlicht als Verräter getötet. Da kannten Kritiker und seine An-gestellten sicher kein Erbarmen. Und ob die anderen Drei, die da unten gerade wieder in vol-ler Lautstärke wegen irgendeiner Kleinigkeit stritten, eingegriffen hätten, erschien ihm mehr als fraglich.
 

Doch auch das machte es nicht einfacher.
 

Ran dachte immer noch, sein Herz müsse jederzeit zerspringen. Er schaffte es einfach nicht, in seine vormalige Gemütsstarre zurückzufallen. Nicht einmal mehr meditieren half ihm. Im-mer sah er nur dieses Bild vor sich, die Frau, die Schuldig küsste...
 

Ein Klopfen riss ihn aus seinen Gedanken.
 

„Was?", herrschte er, hoffte nur, dass niemand hörte, dass seine Stimme leicht zitterte...
 

„Manx will uns sprechen", ertönte Omis Stimme vorsichtig.
 

„Ich komme", gab Ran nur zurück, während er sich aus dem Bett quälte, was eine fast un-menschliche Anstrengung darstellte. Er wollte einfach nur da liegen und weiter in seinem Selbstmitleid zerfließen. Bevor er sein Zimmer verließ, starrte er in den Spiegel, wischte sich die letzten Tränen aus dem Gesicht und klatschte sich etwas eisig kaltes Wasser ins Gesicht. Darauf er wieder etwas menschlicher wirkte. Nein, nicht menschlicher, sondern wieder an-satzweise wie der Aya, der nun gebraucht wurde. Menschlichkeit konnte er nicht mehr gebrauchen. Sie machte verletzlich und schwach. Den Beweis dafür hatte er sich selbst erbracht.
 

Er musste wieder vollkommen zu der Maske werden, die ihn immer so gut beschützt hatte, vor allem...
 

Yohji blickte kurz auf, als Aya die Treppe herabkam, bevor er sich wieder abwendete. Bloß nicht zeigen, was er gesehen hatte. Wenn Aya je erfahren würde, dass Yohji ihm unterstellte geheult zu haben, würde der die Radieschen künftig von unten bewundern dürfen.
 

Was war nur in den letzten beiden Wochen geschehen?
 

Auf Missionen ging ihr Anführer auf einmal unbotmäßig brutal vor, im Laden war er nicht mehr ansprechbar und im Rest der Zeit verkroch er sich in seinem Zimmer. Es war fast so, wie zu Beginn, als der Rotschopf zu ihnen gestoßen war.
 

Es musste etwas geschehen sein! Irgendwer musste Aya ganz schrecklich verletzt haben und das ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, als er endlich begonnen hatte, etwas aufzutauen, an den gemeinsamen Fernsehabenden teilzunehmen. Sogar mal was zu sagen, wenn sie am streiten waren...
 

Vom einen auf den nächsten Tag hatte all das aufgehört und Aya hatte sich wieder in seinem Schneckenhaus verkrochen. Ohne ein Wort der Erklärung.
 

Ran starrte nur vor sich hin, als Manx hereinkam und sie begrüßte, bevor sie das obligatori-sche Videotape in den Rekorder schob.
 

„Weiße Jäger in der Dunkelheit

jagt das Böse, das den Morgen trübt

Bei eurem Auftrag letzte Woche habt ihr alle Zielpersonen eliminiert, doch nicht den Anfüh-rer der Bande. Den haben wir nun ermitteln können. Er reist immer wieder zwischen den Ländern und Kontinenten hin und her, ohne, dass die Polizei ihn fassen könnte, denn dum-merweise reist er unter einem Diplomatenpass.

Jagt ihn, bringt ihn zur Strecke.

Und erhellt so den neuen Morgen!“
 

„Nur einer von euch kann diesen Auftrag durchführen", fuhr Manx nun fort und sah Ran kurz an. „Die Anderen werden hier gebraucht.“
 

„Ich übernehme das“, erwiderte Ran, bevor einer der Anderen etwas sagen konnte. Ablenkung, das war es, was er brauchte. Ablenkung und die Entfernung zu Japan, wo ihn abartigerweise alles an das erinnerte, was geschehen war. Wo er mit jedem einzelnen Schritt an seinen Exgeliebten erinnert wurde, wo jedes kleine Straßencafé ihn an ihre erste Begegnung, ihr erstes Date außerhalb eines Kampfes erinnerte!
 

Vielleicht konnte er so etwas Abstand gewinnen. Auf andere Gedanken kommen und vielleicht endlich seine Maske zurückgewinnen, bevor er endgültig an seinen Gefühlen zerbre-chen würde. Er hatte damals gute Gründe gehabt, seine Gefühle zu verdrängen, um nur noch als rachegesteuerte Maschine zu funktionieren.
 

„Darauf habe ich gehofft", stimmte Manx zu, bevor sie ihm einen braunen Umschlag aushändigte. „Da drin befindet sich ein neuer Reisepass, massig Geld, eine global gültige Geldkarte und ein Satellitenhandy, das es dir ermöglicht, jederzeit zu uns Kontakt zu halten. Informiere uns über jeden Schritt, den das Opfer unternimmt und warte auf eine gute Gelegenheit es auszuschalten. Es ist essentiell, dass es ein sauberer Hit and Run wird, immerhin ist der Kerl Diplomat.“
 

Ran nickte nur, ohne den Umschlag zu öffnen: „Wohin geht es?“
 

„Zuerst einmal nach Australien, dort hat sich seine letzte Spur verloren. Ab dort musst du Detektiv spielen. Bilder des Opfers und alle verfügbaren Informationen befinden sich eben-falls in dem Umschlag. Dein Flug geht schon heute Nachmittag. Du wirst in den Edelhotels absteigen, die das Opfer bevorzugt hat, deswegen haben wir dir ein eigenes Gepäck zusammengestellt. Designerkleidung und andere hochwertige Dinge, die dir am Flughafen übergeben werden, in genau vier Stunden. Bis dann also.“
 

Wortlos sah Ran Manx hinterher, die schon wieder verschwand.
 

„Ich fahre los", war das Einzige, was er sagte, bevor er den Raum verließ.
 


 


 

Omi starrte auf seine Tasse.
 

„Was hast du, Bishonen?“
 

„Oh, Yohji", murmelte er.
 

„Nun?“
 

„Ich weiß nicht. Aya ist... so anders als sonst. So...“
 

„Kalt?", schlug in dem Moment eine weitere Stimme vor und Ken tauchte im Rahmen der Küchentür auf, den Ball unter dem Arm.
 

Der Jüngste der Truppe nickte nachdenklich. „Und das, wo ich dachte, dass...“
 

„Das haben wir alle gedacht", konterte Ken. „Aber offensichtlich legt Aya ja keinen Wert auf Freundschaft.“
 

„Das glaub ich nicht mal“ ging Yohji dazwischen.
 

„Ach?“, kam es aus zwei Mündern gleichzeitig.
 

„Ja. Ich glaube, Aya hat sich endlich geöffnet und wurde so von irgendwem schrecklich verletzt. Was dazu geführt hat, dass er sich sofort wieder in seinem Schneckenhaus verschanzt hat.“
 

„Und woher willst du das wissen?", fragte Omi erstaunt.
 

„Ganz einfach: seit etwas zwei Wochen ist er regelmäßig verheult.“
 

„Hä???!“
 

Yohji lachte leise: „Ich war mal Detektiv, schon vergessen? Ich hab gelernt, auf Kleinigkeiten und seien sie auch noch so unwichtig, zu achten. Euch mag es ja nicht aufgefallen sein, mir aber schon.“
 

„Heißt das...?“
 

„... dass irgendwer ihm schrecklich weh getan hat? Ja. Davon gehe ich stark aus. Ich vermute sogar noch etwas mehr dahinter. Ich glaube, er hatte eine Beziehung, die vor einigen Wochen angefangen hat, als er auf einmal begonnen hat, sich wie ein Mensch zu benehmen und sein Partner hat ihn betrogen. Ganz einfach. Aber vielleicht ist dieser Auftrag ja genau das, was er braucht, um Abstand zu gewinnen. Wer weiß, vielleicht kommt er wieder und ist wieder ‚normal’ soweit er das denn je war.“
 

„Aya ist...schwul?“, fragte Ken überrascht.
 

„Nun, er ist zumindest bi, denke ich, auch wenn ich nicht glaube, dass er sich was aus Mädchen macht.“
 

„Und wie bist du darauf gekommen?“
 

„Noch mal, Ken: ich bin Detektiv, ich achte auf Kleinigkeiten, schon wieder vergessen, baka? Ich denke, er ist schwul, ja. Und im Moment hoffe ich eigentlich nur, dass der Abstand ihm hilft und dass der Abstand zu Japan wirklich das ist, was er braucht und es nicht alles noch schlimmer macht.“
 

„Ich hoffe es auch", murmelte Omi leise „Ich hoffe es für ihn...“
 


 

„...is not available. Please call again later.”
 

„Boa, du Arsch!", donnerte Schuldig wütend auf den unschuldigen, kleinen Handapparat, kurz davor, das Ding gegen die Wand zu werfen, wo er es in seinem Geist schon in seine Einzelteile zerspringen sah.
 

Es war inzwischen der 478ste Anruf, er hatte mitgezählt. Zu Beginn war wenigstens noch die Mailbox, die er mit Sicherheit bereits vollgequatscht hatte, dran gegangen, aber die neueste Marotte des Anderen schien es zu sein, sein Handy ganz auszuschalten, damit er nur ja nicht anrufen und dieses neunmaldumme Missverständnis aufklären konnte!
 

Wie konnte man nur so stur sein! Das war... eine riesige Unverschämtheit! Der Rotschopf gab ihm ja noch nicht mal die Gelegenheit, sich zu erklären, oder ihm zu zeigen, was an diesem dummen Tag wirklich geschehen war! Aber er wollte ja nur eine Möglichkeit dazu haben!
 

Warum war es ihm überhaupt so wichtig, das klar zu stellen, fragte sich der Telepath in dem Moment entnervt. Es konnte ihm doch gleichgültig sein! Wenn Ran so wenig Interesse daran hatte, ihm zuzuhören, warum sollte ER dann versuchen, die Missverständnisse zu klären! „Ich brauch dich bestimmt nicht", knurrte der Deutsche in dem Moment, warf sein Handy demonstrativ auf die Decke und war doch innerhalb einer Sekunde wieder hingesprungen, als es, wie auf Kommando zu klingeln begann.
 

Aber ein kurzer Blick auf das Display machte ihm rasch klar, dass es sich wieder nicht um den ersehnten Gesprächspartner handelte. „Was?“, bellte er missgelaunt, als er annahm.
 

„In mein Büro.“
 

Oh, dass der Ami auch mal ein Wort mehr sagte, als nötig! Er hatte schon genug Probleme und da zitierte der Idiot ihn auch noch zu sich! Aber gut, was sollte das? Er hatte keine Probleme! Der Einzige, der Probleme hatte, war Ran! Nein!
 

Er würde aufhören, hinter dem Japaner herzurennen. Es war nett gewesen, solang es gedauert hatte, aber nun war eben Schluss! Noch heute Nacht würde er sich ein anderes Spielzeug suchen, jawohl!
 

Hastig lief er aus seiner keinen Wohnung, die er sich gekauft hatte, kurz nachdem seine Affäre mit dem Rotschopf angefangen hatte, in die Garage, sprang in seinen Luxussportwagen von Ferrari, ließ dem Motor demonstrativ aufheulen und fuhr los.
 

Er brauchte nicht lange, um an der Schwarz-Villa anzukommen, stellte den Motor ab und lief nach oben in Crawfords Büro, trat ohne anzuklopfen einfach ein. Er wurde bereits erwartet, das erkannte er sofort.
 

„Was?“, meckerte er.
 

„Ein Auftrag.“
 

„Ach nee“, stänkerte Schuldig weiter, während er nach dem braunen Umschlag griff, diesen öffnete. Ein Diplomat. „Nett", kommentierte er nur.
 

„Er hat einem Mandanten auf den Schlips getreten. Vielleicht hätte der Beste nicht dessen Kind ins Koma befördern sollen. Egal. Das hat uns den Auftrag erst eingebracht. Der Mann ist zu eliminieren.“
 

„Und wo finde ich ihn?“
 

„Das herauszufinden gehört mit zu deinem Job.“
 

„Ach?“
 

„Sein letzter bekannter Aufenthaltsort ist das Hilton-Hotel in Melbourne. Von da an bist du auf dich gestellt. Du fliegst allein, in nicht mehr ganz vier Stunden.“
 

Hmmm... viel gelegener hätte dieser Auftrag wahrlich nicht kommen können, stellte Schuldig fest. Das war ja eine reine Urlaubsfahrt, immerhin machte der Auftrag es notwendig, in Edelschuppen abzusteigen und sicher gab es auch in Australien einige heiße Spielzeuge. Vielleicht zur Abwechslung mal wieder eine Frau. Zickiger als Ran konnten die schließlich auch nicht wirklich sein.
 

„Ich gehe packen.“
 

„Ach, und noch was.“
 

Entnervt wandte Schuldig sich um.
 

„Ich will, dass deine Laune wieder bei einem Normalmaß an Erträglichkeit ist, wenn du zurückkommst. Du bist unerträglich, seit du von dem anderen Kill zurück bist.“
 

Klong.
 

Das war das Einzige, was zur Antwort kam: Der Klang, als die Tür das Schloss traf. Ein amüsiertes Grinsen umspielte Brads Mundwinkel. Ach, war das schön, wenn alles so nach Plan verlief. Seine Visionen hatten ihm etwas gezeigt, was er lange nicht hatte glauben wollen, doch dann war es ihm auf einmal gelegen gekommen, nur gab es nun ein Problem, dass er nicht hatte einkalkulieren können und das musste er beheben. Auch, wenn er Schuldig so zu einem nicht existenten Auftrag schicken musste, der seine Spesenkasse mal wieder belasten würde – nicht, dass er es sich nicht leisten konnte, aber er war ein sparsamer Mensch. Nun, in dem Fall war es diese Investition mehr als wert.
 

Egal. Mit einer fließenden Bewegung griff der Amerikaner zu seinem Telefon, überlegte einmal kurz, nickte aber dann und tippt die Nummer ein. Es war an der Zeit, die Dinge in Gang zu bringen.
 

Alles andere lag in Schuldigs Hand und bei der Tatsache, ob der Deutsche es schaffen würde, zu erkennen, was er wirklich fühlte. Sonst hatte er ein, nein, zwei Probleme, um genau zu sein...
 


 

Gerade noch rechtzeitig hatte Ran es durch die Gepäckabfertigung geschafft. Er hatte es über-haupt nur geschafft, weil Kritiker einen Waffenschein für das immerhin scharfe Katana beigelegt und von irgendwoher einen Diplomatenausweis für ihn beschafft hatte.
 

Und dann diese grauenvollen Klamotten! Das violette Seidenhemd und die schwarze Hose. Kleidung, die er nicht mehr in der Art getragen, seit er seine musikalische Karriere aufgegeben hatte und schon damals hatte er das Zeug nicht gemocht...
 

Wortlos ließ er sich von der Flugbegleiterin zu seinem Sitz in der ersten Klasse bringen, doch dann, mitten im Laufen, blieb er ruckartig stehen.
 

Nein!
 

Das konnte einfach nicht sein! Hatte dieser Alptraum denn nie ein Ende?? Er hatte diesen Auftrag doch angenommen, um etwas Ruhe zu finden! Abstand zu gewinnen! Und nun das...!!
 

„Sagen Sie mir bloß nicht, dass ich neben dem da hocken soll", knurrte er die Stewardess an.
 

„Stimmt etwas mit Ihrem Platz nicht?", fragte diese freundlich zurück.
 

„Haben Sie noch einen anderen?“, fragte Ran leise.
 

„Nein, tut mir leid, dieser Flug ist vollkommen ausgebucht.“
 

Auch das noch!
 

Nein! Er würde sich NICHT neben Schuldig setzen! Auf gar keinen Fall! Nicht im Leben! Er wandte sich um – und hatte die Lösung gefunden.
 

„Entschuldigen Sie bitte kurz", redete er eine junge Frau im sicherlich sündhaft teuren Fetzen an, der mehr zeigte, als verdeckte. Auch wenn ihm nicht klar war, wo da das Geld hingeflos-sen war, denn viel Stoff war da nicht wirklich. Die Frau zuckte aus ihrer Beobachtung des Deutschen heraus und musterte ihn, bevor sie ihm ein strahlendes Lächeln schenkte.
 

„Kann ich Ihnen helfen?“
 

„Ich habe da hinten einen Fensterplatz reserviert, nur leider sitzt dort ein .. alter Bekannter... dem ich bestimmt nicht begegnen will und der nicht wissen muss, dass ich auch in diesem Flugzeug sitze. Könnten... Sie vielleicht mit mir tauschen?“
 

Mehr hatte es nicht gebraucht. So schnell hatte er eine Frau noch nie einen Platz räumen sehen. Und dazu noch einen Fensterplatz. Gut, den bekam sie ja wieder. Dazu konnte sie Schul-dig, den sie schon die ganze Zeit anstarrte, nun auch noch aus der Nähe besabbern und ihn in ein Gespräch verwickeln. Vielleicht sogar einen Quickie mit ihm auf dem Klo... . Hastig versuchte Ran, an etwas anderes zu denken.
 

Sicher wäre Schuldig dem Ganzen nicht abgeneigt – das hatte er ja im Park mehr, als deutlich ... Nein! Verdammt noch mal! Er musste aufhören, daran zu denken! Der Deutsche verschleuderte sicher einfach nur sein Geld für einen Urlaub! Dummerweise auch in Australien, aber verdammt noch mal, dieser Kontinent war riesig! Es würde wohl Möglichkeiten geben, sich aus dem Weg zu gehen!
 

Stumm ließ der Rotschopf sich in seinen Sitz zurücksacken, den Kopf krampfhaft aus dem Fenster gewandt, nur nicht in Versuchung kommen, sich umzudrehen... Nein, er durfte nicht schwach werden. Musste den Menschen, den er mehr liebte, als sein Leben, ignorieren.
 

Automatisch fuhr er die Barrieren wieder hoch, die es dem Telepathen unmöglich machten, in seinen Gedanken zu wühlen. Er hatte so lange gebraucht, sich Schuldig zu öffnen, seinen Schutz um sich selbst generell fallen zu lassen... Aber gut, er konnte sich genauso auch wieder zuknöpfen! Er würde diesen Flug auch noch überleben! Es war nur ein simpler Flug! Danach würde jeder seiner Wege ziehen!
 

Schuldig in den Pool oder auf eine Rundreise und er eben zum Arbeiten. Er wusste ohnehin nicht wirklich, wie man Freizeit genießen sollte, schon gar nicht mehr jetzt, wo er alleine wäre.
 

Er merkte nicht einmal, wie eine Träne über sein Gesicht lief. Das fiel ihm erst auf, als ein Taschentuch vor seinem Gesicht baumelte.
 

Entsetzt wandte er sich um, doch da war nur eine alte Frau, die ihn mütterlich anlächelte. Was hatte er denn erwartet? Dass Schuldig sich tröstend zu ihm setzen würde, ihn in die Arme schließen und dort weitermachen wollte, wo er aufgehört hatte? Er nickte nur flüchtig, dankte und wischte sich das Gesicht ab.
 

„Es ist immer schwer, Abschied zu nehmen, nicht wahr, mein Junge?“
 

Wieder dem Fenster zugewandt, nickte Ran. Wenn er diesen Abschied doch nur wirklich hinter sich gebracht hätte! Wenn alles doch nur schon um wäre! Ja, er musste sein Ich wieder einmal begraben, um erneut zu einem Eisklotz zu erstarren. Je schneller, umso besser für ihn und alle Beteiligten...
 

„Ach, ich hab meine Tochter und meine Enkel in Japan besucht, sie hat vor acht Jahren dort einen Japaner geheiratet. Ach, fällt mir das jedes Mal schwer, obwohl ich doch weiß....“
 

Ran ließ das Gerede einfach so an sich vorüberziehen. Wie ein Bach, der neben ihm rauschte. Irgendwie beruhigend. Aber das Beste war, dass die Fülle der Guten ihn vollkommen abschirmen musste.
 

Wenigstens hatte er so die Gewissheit, dass Schuldig ihn nicht sehen würde. Bei der Landung konnte er es sicher auch deichseln, nach dem Deutschen auszusteigen und somit vermeiden, dass sie sich über den Weg liefen.
 

Er wusste, er würde eine Begegnung nicht wegstecken können...
 


 

„Hallo! Ich bin Kirsten! Und Sie?“
 

Entnervt wandte Schuldig sich in seinem Sitz um, unwillig aus der Betrachtung der Zeitung, die er noch immer nicht aufgeschlagen hatte, gerissen. Ein Weib. Das Weib, das ihn mit Augen zu verschlingen drohte, seit er in dieses Flugzeug gestiegen war! Hatte die nicht erst woanders gesessen?
 

Er musterte die Frau nun genauer und hatte alle Mühe, sich nicht angeekelt wegzudrehen. Ein Zentner Schminke im Gesicht, eine Flasche übelst penetrant stinkendes Haarspray in der Frisur und ein nicht minder auffälliges Parfüm, wahrscheinlich eine ganze Flasche davon über den gesamten Körper verteilt.
 

Ihr fehlte jede natürliche Grazie, ihre Bewegungen waren eckig und wirkten unbeholfen, die Haare schlecht und auch noch in einem Rotton gefärbt, der in den Augen Schmerzen verur-sachte und die Frage, wie man sich in solchen Absätzen überhaupt nur aufrecht halten konnte, würde sie ihm wohl ohnehin nicht beantworten.
 

Sein Blick wanderte suchend zu dem Platz, an dem die Frau vorher gesessen hatte. Wer war der Arsch, den er dafür killen würde, dass er ihm diese Tussi an den Hals gehetzt hatte?
 

Aber er sah nichts. Es war ja so klar gewesen! Nur eine alte, mollige Dame, die gerade wie ein Wasserfall auf jemanden einredete, der sich seinem Blickfeld dank der Speckmassen ent-zog. Nun – spätestens beim Aussteigen würde auch dieses Rätsel sich lösen und bis dahin musste er diese Trulla eben ertragen. Sie ignorieren am besten und es gab keinen besseren Weg das zu tun, als zu schlafen.
 

Mit einem einzigen, geübten Blick – er flog schließlich immer erster Klasse, justierte er seinen Sitz, legte sich bequem hin, breitete die bereitgelegte Decke über sich, da es doch bei Flügen kühl werden könnte, und schloss die Augen, ohne die Frau weiter zu beachten.
 

Pünktlich, als der Flieger zur Landung ansetzte, erwachte Schuldig dann auch wieder, da eine freundliche Stewardess ihn bat, den Sitz wieder gerade zu stellen. Geschafft. Mal sehen, ob seine Nase wieder frei wurde, wenn er die beleidigte Parfümerie da neben sich wieder losgeworden war.
 

Erleichtert und ohne sich nach dem Passagier umzusehen, der ihm diesen Flug eingebrockt hatte, trat er hinaus. Er war zu der Überzeugung gekommen, dass es die Sache einfach nicht wert war.
 

Zielsicher lief er durch den Zoll, auf den Autoverleih zu, wo eine freundliche Dame ihn begrüßte. Kurz spielte Schuldig mit dem Gedanken, sie zu einem Kaffee einzuladen, doch er entschied sich doch dagegen, warum konnte er nicht einmal sagen. Sie hatte ihm nämlich durchaus gefallen.
 

Er ließ sich einfach nur die Schlüssel für die Luxusausgabe eines Landrovers geben, der mit allen möglichen Extras ausgestattet war, von Klimaanlage, über CD-Spieler bis hin zum integrierten Kühlschrank. Er konnte schließlich nicht in einem alten, wackligen Bentley vor dem Hilton vorfahren. Dann setzte er sich hinter das Steuer des ihm zugewiesenen Wagens und startete den Motor.
 

Seine Ferien konnten beginnen. Die Elimination dieses Irren würde er nebenbei erledigen, aber das hier wollte er erst mal gründlich genießen! Diese Nacht würde er die Bars unsicher machen und sich irgendein heißes Stück Fleisch suchen, dass er so richtig durchvögeln konnte!
 

Pah! Er war sicher nicht auf den rothaarigen Sturkopf angewiesen, war diesem ohnehin 478 Anrufe zu lange hinterhergerannt! Er konnte jeden und jede haben, die er wollte! Er war nicht auf den arroganten Weiß angewiesen, der ihm gerade so auf den Geist ging!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  silvermoonstini
2008-01-21T18:04:19+00:00 21.01.2008 19:04
WOW! Das ist so genial! Ich finde kaum Worte dafür...
Also erstmal ist es nett mal eine Story zu lesen wo die beiden schon zusammen sind und nicht noch erst zusammenkommen müssen*g* abgesehen davon ist allein schon diese Idee ultrakomisch Crawford als Kuppler, das ist so genial!!!Gegen einen netten Brad hab ich absolut nichts einzuwendenund mir gefällt sehr, wie du die Charaktere und vor allem deren Gedanken und Handlungen darstellst!!! Ob das bei Schu wohl noch was wird mit der Ablenkung? Ich bin schon sher gespannt!


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