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AfterLife

Totgeglaubte leben länger
von

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Kapitel 12

Jez atmete tief ein und aus. Der Schmerz in ihrer Brust ließ langsam nach. Noch hatte sie Zeit. Dreieinhalb Stunden blieben ihr noch. Und sie hatte keine Ahnung, wie weit es noch war. Vom Bad aus hatte sie einen Lift gefunden, allerdings erst, nachdem sie eine Horde Zombies ausgeschaltet hatte. Ihr Knüppel, der eigentlich nur ein kupfernes Abflussrohr war, hatte sich als äußerst nützlich erwiesen. Der Aufzug hatte sie auf Ebene fünf gebracht. Nun, Jez wusste jetzt wenigstens, wie viele Kellerebenen es gab. Ein kleiner Trost, angesichts der Affen, die sie auf fünf erwartet hatten. Jez hatte schon gedacht, dass sie den Löffel abgeben musste, als die Viecher den Kreis um sie schlossen. Durch eine glückliche Fügung gelang es ihr die Affen zu überleben, aber es hatte sie Zeit gekostet. Alles hatte sie Zeit gekostet, wenn sie genau war. Der einzige Weg aus Ebene fünf, der für sie zugänglich war, bestand aus einer Treppe, die nach unten führte. Jez hatte innerlich aufgeheult, als es wieder nach unten ging. Zu dem Zeitpunkt hatte sich das Gift zum ersten Mal bemerkbar gemacht. Erst war es nur ein leichtes Ziehen im Unterarm und dann hatte es sich angefühlt, als ob jemand ihr Herz zusammendrückte. Jez war keuchend auf die Knie gesunken, Punkte waren vor ihren Augen auf und ab gesprungen. Und dann, genau so plötzlich wie es gekommen war, hatte es auch wieder aufgehört. Noch leicht schwankend hatte sie die kurze Treppe zu sechs bewältigt.

Die Stahltür, die noch zwischen ihr und ihrem weiteren Weg stand, hatte sich als Problem herausgestellt. Die Hydraulik der massiven Tür hatte anscheinend schon länger keine Inspektion mehr bekommen. Jez fluchte lautstark als sie sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Tür lehnte und so Stück für Stück aufschob. Ihr Herzschlag raste, als sie es endlich geschafft hatte die Tür einen Spalt breit aufzuschieben. Gerade so viel, dass sie sich hindurchzwängen konnte. Für mehr reichte ihre Kraft einfach nicht aus. Jez rutschte mit dem Rücken an der Stahltür hinunter und gönnte sich einen Moment Ruhe. Allerdings nicht allzu lange, denn ihre Zeit war begrenzt. Vorsichtig steckte sie den Kopf durch den Spalt und spähte in den dahinterliegenden Gang. Auf den ersten Blick war er sauber, aber Jez konnte nicht alles einsehen, da er nach gut fünfzig Metern einen Knick nach rechts machte. Jez zwängte sich durch den Spalt, der selbst für sie doch ziemlich eng war. Kaum hatte sie sich komplett aus dem Spalt gezwängt, fiel die Tür wie von selbst hinter sich zu. Jez klappte der Mund auf, als sie das sah. „Elly, du Miststück…“, zischte sie leise. Langsam ging Jez den Gang entlang. Rechts und links zweigten Türen ab, aber Jez ignorierte sie vorerst. Sie wollte erst wissen wo der Gang hinführte. Ein trompetenhafter Laut ließ sie innehalten. Sie kannte das Geräusch. Als sich zu dem Laut auch noch das Kratzen von Klauen auf Beton dazukam, drehte Jez sich um und stürmte auf die nächste Tür zu. Mit der Stahltür brauchte sie es gar nicht erst versuchen, die würde sie in zehn Jahren nicht aufbekommen. Jez rüttelte an der Tür, aber die war fest verschlossen. Jez hetzte zur nächsten, während die Geräusche immer lauter wurden. Jez fluchte, als die Tür sich ebenfalls nicht öffnen ließ.

Der Licker bog um die Ecke, als Jez die letzte Tür versuchte. Noch war er gut zwanzig Meter von ihr entfernt, aber das Vieh kam schnell näher. Viel schneller als es Jez lieb war. Jez warf sich mit voller Wucht gegen die Tür, die sofort nachgab. Von ihrem eigenen Schwung wurde Jez in den Raum getragen, direkt auf einen riesigen, im Boden eingelassenen Ventilator, dessen Blätter sich mit einer Geschwindigkeit drehten, dass Jez das ganze nur als verschwommene Bewegung wahrnahm. Jez wäre davon wohl in kleine Scheibchen geschnitten worden, wenn von der Decke nicht meterlange Ketten heruntergehangen wären, die nur eine Handbreit über dem Ventilator endeten. Mehr aus Reflex hatten sich ihre Hände im Fallen um eine der Ketten geschlossen und sprichwörtlich im letzten Moment hatte sie die Beine angezogen. Durch ihren Schwung pendelte die Kette mit ihrer neuen Last im Raum hin und her, stieß dabei gegen andere und setzte diese ebenfalls in Bewegung. Jez klammerte sich an der Kette fest und versuchte nicht abzurutschen, was schwierig war, da ihre Hände von der ganzen Aufregung klatschnass waren. Etwas peitschte gegen ihren Rücken und riss das T-Shirt auf, das sie trug. Jez schrie auf, mehr vor Schreck als vor Schmerz. Der Aufprall ließ die Kette noch stärker pendeln und Jez konnte die Tür sehen, durch die sie gekommen war. Im Türrahmen stand ein Licker, der seine Zunge nach ihr ausstreckte. Jez fiepte leise. Ihr einziger Ausgang war blockiert. Jez drehte sich wieder von dem Licker weg und versuchte sich die nächste Kette zu angeln, während der Licker wieder sein trompetenhaftes Gejaule ausstieß. Nur diesmal waren da andere Stimmen, die antworteten. Jez lief ein Schaudern über den geschundenen Rücken und sie verdoppelte ihre Anstrengungen sich eine neue Kette zu angeln. Gerade als sie eine neue Kette in der Hand hielt, schloss sich die Zunge des Lickers um ihren Knöchel und versuchte sie zu sich zu ziehen. Aber da hatte das Vieh die Rechnung ohne Jez gemacht, denn die hielt dagegen. Eine schnelle Drehung und sie hatte die Kette um die Hüfte herum geschlungen, sodass das Vieh sie nicht vom Fleck bewegen konnte, egal wie sehr es zerrte. Das Ganze ging zwar zu Lasten von Jez Hüfte, aber sie brauchte nur genug Zeit, um die Magnum in die Finger zu bekommen. Jez hatte im vergangen Jahr viel dazugelernt. Sie hatte gelernt sich selbst zu verteidigen und dazu gehörte auch der richtige Umgang mit einer Waffe. Sie war zwar keine Meisterschützin, würde wahrscheinlich auch nie eine werden, aber ihr Ziel war so groß, dass sie es aus der kurzen Distanz unmöglich verfehlen konnte. Nur Sekunden später erschlaffte die Zunge und gab ihren Knöchel frei. Jez hing immer noch in den Ketten, als hinter dem Kadaver des ersten Lickers ein zweiter aufkreuzte. Der wollte sich anscheinend nicht mit einem Fernangriff begnügen, sondern sprang direkt auf Jez zu. Jez brauchte eine Sekunde um zu reagieren. Sie löste sich aus den Ketten und schwang zur Seite, der Licker flog letztendlich ins Leere und landete auf den rotierenden Ventilatorblättern, die ihn zu Hackfleisch verarbeiteten. Und Jez dabei über und über mit Blut und Fleischteilen besudelte. Jez drohte abzurutschen und sah sich panisch im Raum um. Zur Tür konnte sie nicht, wer wusste schon, wie viele Licker dort noch auf sie warteten. Ihr Blick fiel auf die rückwärtige Wand, an der ein schmaler Sims vor einer weiteren Tür war. Jez überlegte nicht lange und hangelte sich zu der Seite. Es war schwierig mit blutbesudelten Fingern nicht abzurutschen, aber schließlich schaffte sie es auf dem schmalen Sims zum Stehen zu kommen. Sie konnte nur hoffen, dass hinter der Tür nicht noch mehr Licker oder andere, weitaus schlimmere Viecher auf sie warteten.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Alphares
2007-07-21T04:57:44+00:00 21.07.2007 06:57
Das mit den Lickern is immens gut gmacht alle Achtung.
Hat sogar mich überrascht 0o


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