Zum Inhalt der Seite

Blut auf dem Mond

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 3

Diesen Teil widme ich Iris, dem an mich gebundenen „Meerschweinchen“ in zweibeiniger Gestalt, denn er ist fast zur Gänze an ihrem Laptop entstanden, als ich auf Chori aufgepasst habe =) Du solltest öfter wegfahren *g*
 

Teil: 3/5
 

Blut auf dem Mond
 

Es vergingen zwei Wochen, in denen Harry nicht einen Fuß vor die Tür setzte. Er konnte es nicht leugnen, dass ihn dieser Vorfall ziemlich verschreckt hatte. Also hatte er sich zunächst in seine schützende Behausung zurückgezogen um nachzudenken. Er mochte sich hier vielleicht nicht besonders wohl fühlen, aber dieses Haus bot ihm Sicherheit. Vampire konnten es schon alleine wegen dem Knoblauch und den Kreuzen nicht betreten. Richtig?
 

Doch nachdem er zur Ruhe gekommen war, hatte er angefangen, nachzudenken. Er hatte zwei Nächte mit dem Vampir verbracht. Zwei Nächte, in denen er ihn leicht hätte beißen können. Jedes Mal, wenn Marvolo ihm nahe gekommen war, war Harry wie paralysiert gewesen. Es wäre also ein Leichtes gewesen, ihn zu töten. Und trotzdem hatte Marvolo es nicht getan.
 

Warum?
 

War das für ihn ein Spiel gewesen? Hatte der Vampir mit ihm gespielt, wie eine Katze mit der Maus? Ja, manchmal hatte Harry das Gefühl gehabt. Aber nicht immer. Hieß das, das war nicht alles, oder verbarg Marvolo seine Absichten einfach zu gut?
 

Wenn Harry ehrlich war, dann wollte er gerne daran glauben, dass es Marvolo nicht nur um ein bisschen Spaß vor dem Essen ging. Er wollte sich auch nicht sein restliches Leben selbst einsperren, weil er Angst vor den Konsequenzen hatte, wenn er hinausging. Und er wollte vor allem Marvolo wieder sehen. Trotz allem übte dieser Mann eine schier unwiderstehliche Faszination auf ihn aus. Vielleicht lag es ja daran, dass er ein Vampir war, doch eigentlich spielte der Grund keine Rolle, fand Harry.
 

Allerdings würde er einen Weg finden müssen, das Missverständnis, das es offensichtlich zwischen ihn gab, aus der Welt zu räumen, sonst bestand beim nächsten Zusammentreffen Lebensgefahr für ihn, so viel war immerhin sicher. Marvolo war überraschend jähzornig und Harry hatte den leisen Verdacht, dass seine Wut nicht durch ein wenig Zeit, die verging, zu besänftigen war.
 

Er musste sich also etwas einfallen lassen, damit der andere ihm glaubte. Vielleicht konnte er einen Knoblauchzopf mitnehmen, um den Vampir erst einmal auf Abstand zu halten? Zunächst musste er nämlich klären, warum es so unglaubwürdig erschien, dass er aus dem Dorf kam. Dann konnte er sich daran machen, diese Zweifel zu zerstreuen.
 

Ja, heute Nacht würde er es versuchen. Sein Plan war alles andere als ausgefeilt, aber nach zwei Wochen Abstinenz von seiner neu gewonnene, heiß geliebten Freiheit, war er bereit, jedes Risiko auf sich zu nehmen, um sie zurück zu erlangen.
 

ooOoOoo
 

Als Marvolo an diesem Abend durch sein Schloss schritt, schien sich die Welt in seiner unmittelbaren Umgebung vor Angst zu krümmen und zusammenzuziehen. Nach zwei Wochen erfolgloser Jagd, hatte seine Laune den bisher bekannten und gefürchteten Nullpunkt bei weitem unterschritten.
 

Man vermied es ihm zu begegnen, wenn man konnte, und die steigende Zahl der Toten oder zumindest bis zum Rande des Todes Gefolterten, gab den rangniederen Vampiren Recht in diesem ausweichenden Verhalten. Wer an seinem untoten Leben hing, kam Marvolo besser nicht unter die Augen.
 

Zuerst hatte der Vampirfürst gedacht, er hatte vielleicht in der falschen Richtung gesucht. Möglicherweise hatte das Menschenkind trotz seines Schreckens noch genug Verstand besessen, irgendwann nach Sonnenaufgang kehrt zu machen und in die andere Richtung, aus der es gekommen war, zu fliehen, um Marvolo auf eine falsche Fährte zu locken. Doch nichts. Egal, in welcher Himmelsrichtung er suchte, ob in den Wäldern, auf den Feldern oder in den stinkenden Städten und Dörfern der Menschen, Harry blieb wie vom Erdboden verschluckt. Hielt er ihn zum Narren?
 

Rote Augen verengten sich zu bedrohlichen Schlitzen und der schwarze Umhang hinter seinem schlanken Körper bauschte sich auf, obwohl sich kein Lüftchen regte. Er musste etwas übersehen haben. Kein Mensch verstand es, die hoch entwickelten Sinne eines Vampirs so vollkommen auszutricksen. Irgendetwas stimmte hier nicht.
 

Und wenn der Junge tatsächlich die Wahrheit gesagt hatte? Wenn er tatsächlich aus dem Dorf kam? Er musste ja nicht dort geboren sein. Vielleicht war er erst kürzlich hinzugezogen. Es war ungewöhnlich, dass so junge Menschen ins Dorf kamen, weil sie meist auf den elterlichen Gehöften gebraucht wurden, aber vielleicht stammte er aus einer kinderreichen Familie und seine Brüder waren genug Hilfe. Das einzige, was Marvolo an dieser Theorie störte, war, dass er über einen Neuzugang Bescheid gewusst hätte. Er hatte seine Spitzel unten im Dorf, die ihn über jede Veränderung informierten.
 

Hatten sie es dieses Mal versäumt? Daran mochte der Vampir nicht so recht glauben, denn er hatte diejenigen für diese Aufgabe gewählt, die gerne redeten. Die viel Tratsch erzählten und die begierig waren, ihm Neuigkeiten mitzuteilen. Bei so etwas Wichtigem wären sie noch in der Sekunde angelaufen gekommen, in der der Junge das Dorf betreten hatte.

Nein, etwas stimmte hier ganz und gar nicht.
 

Aber um ganz sicher zu gehen, würde er seine Suche heute Nacht auf das Dorf beschränken. Er würde notfalls jeden Stein umdrehen und wenn das Ergebnis negativ war, würde er einen neuen Plan machen müssen. Dieser Junge würde ihm nicht entkommen!
 


 

Wenig später stand er auf der breiten Straße, die durch das Dorf führte. In der näheren Umgebung jedenfalls war nichts zu finden gewesen. Weder der Junge selbst noch ein Erdloch, das groß genug gewesen wäre, ihn zu verbergen. Auch in den Scheunen und Lagern war nicht die geringste Spur zu finden gewesen, dass dort jemand in letzter Zeit Unterschlupf gesucht hätte. Blieben noch die Häuser selbst. Vielleicht hatte ihm ein mitleidiger Bewohner Unterschlupf gewährt.
 

Es war nicht wirklich ein Geräusch oder ein Geruch, nichts wirklich mit den normalen fünf Sinnen Greifbares, das seine Aufmerksamkeit auf ein Haus weit die Straße hinunter lenkte. Es war eher eine geringfügige Veränderung der Luftströmung, in dem Moment, in dem sein Blick darüber hinweg glitt.
 

Die Eheleute, die darin wohnten, hatten einen Sohn, das wusste er. Fett wie ein Mastschwein und unerträglich verzogen. Zog mit einer Bande durch das Dorf und verprügelte andere Kinder. Von diesem missglückten Versuch, die menschliche Population aufrecht zu erhalten, abgesehen, waren die Dursleys die normalste Durchschnittsfamilie, die man sich vorstellen konnte.
 

Nicht überragend im Äußeren, die Frau eine Klatschbase erster Güteklasse, doch beide noch nie durch Absonderlichkeiten aufgefallen. Sie legten Wert auf Normalität und waren stolz darauf, nicht aus dem Rahmen zu fallen. Nie im Leben würden sie einem fremden Jungen Unterschlupf gewähren. Nicht einmal als Haushaltssklave würden sie ihn in ihr Haus lassen, denn so etwas war nicht „normal“. Und was nicht normal war, gehörte sich einfach nicht.
 

Aber vielleicht, überlegte Marvolo, waren sie ein wenig zu sehr auf Normalität bedacht. Geradeso als würden sie ein Geheimnis bewahren, das unter keinen Umständen ans Licht kommen durfte. Es war einen Versuch wert. Mit diesem Haus würde er beginnen.
 

Doch er hatte den Gedanken gerade zu Ende gedacht, da erregte der schattenhafte Umriss einer zarten Gestalt, die sich die Straße hinunter schlich, seine Aufmerksamkeit. Wieder spürte er diese sachten Luftverwirbelungen und zog erstaunt die Augenbrauen in die Höhe.
 

Dieses Wesen war nicht menschlich. Niemand konnte sich auf dieser Erde bewegen, ohne die Luftströmung zu stören, doch Menschen taten es auf geradezu brachiale Art und Weise. Sie suchten sich nicht den Weg des geringsten Widerstandes, sondern rannten buchstäblich mit dem Kopf durch die Wand. Deswegen waren sie auch so langsam. Sie mussten wesentlich mehr Kraft aufwenden, um sich zu bewegen. Das Wesen dort vorne, erinnerte in seiner Art der Fortbewegung mehr an einen Vampir... oder an etwas, das er seit Jahren ausgestorben geglaubt hatte.
 

Sein ursprüngliches Ziel vergessen, bewegte er sich neugierig näher, bis ihn nur noch wenige Meter von dem Geschöpf trennten. Da hielt es plötzlich mitten im Schritt inne und nach einem kurzen Prüfen der Umgebung mit seinen Sinnen, drehte es sich zu ihm um. Marvolo stockte der Atem, als er in tiefgrüne, klare Augen blickte. Harry? Aber wie war das möglich? Kein Mensch konnte sich so bewegen, wie er es gerade getan hatte. Und kein Mensch, mochten seine Sinne auch noch so fein sein, hätte ihn bemerkt.
 

Wer war dieser Junge? Was war er?
 

Wieso erinnerte Harry ihn so an den letzten Naturgeist, den er je gesehen hatte? Eine Frau mit langem, feuerrotem Haar und geradezu hypnotisierenden grünen Augen. Ein sanftes Wesen, das jedoch genügend Willenskraft besaß, für das zu kämpfen, was ihr wichtig war. Eine Frau mit unheimlich viel verborgener Kraft. Das waren die Gründe, weshalb er sie so respektiert hatte und weshalb er versucht hatte, sie zu töten. Zu seinem großen Verdruss war er jedoch gescheitert. Mehrmals. Schließlich war sie auch ohne sein Zutun gestorben, doch sie hatte nie ein Kind bekommen, so weit er wusste.
 

Wieso also musste er an sie denken, wenn er Harry sah? Und wieso war ihm das nicht schon früher aufgefallen? War er so damit beschäftigt gewesen, seine Spielchen mit dem Jungen zu treiben?
 

„Marvolo“, grüßte Harry ihn und beäugte ihn misstrauisch. Irgendwie schien der Vampir nicht mehr wütend zu sein. Er konnte nicht genau sagen, was an die Stelle des Zorns getreten war, aber er befand sich nicht mehr in unmittelbarer Gefahr. Das war allerdings kein Grund, sich zu entspannen und so umklammerte er den Knoblauchzopf in seiner Hand fester.
 

Marvolos Blick fiel darauf und spöttisch zog er eine Augenbraue in die Höhe. „Fürchtest du dich etwa vor mir, Harry?“
 

Der Trotz und sein Stolz, befahlen ihm, umgehend mit „Nein!“ zu antworten, doch was er schließlich sagte, war: „Ja. Ja, ein bisschen. Ich möchte gerne noch eine Weile leben. Und ich möchte verstehen, warum du geglaubt hast, ich würde lügen, als ich sagte, ich würde hier im Dorf leben.“
 

„Weil ich dieses Dorf in- und auswendig kenne. Ich kenne die Menschen hier. Ich kenne die genaue Einwohnerzahl, ich weiß, wer hier geboren und wer zugezogen ist. Doch jemand wie du ist mir noch nicht untergekommen. Dich habe ich hier noch nie gesehen und ich habe auch noch nie von dir gehört. Wo kommst du also her?“
 

„Wo ich her komme, weiß ich selbst nicht. Aber ich bin nicht hier geboren. Mein Vater ist gestorben, bevor ich geboren wurde und meine Mutter starb bei meiner Geburt. Ein Bekannter der beiden brachte mich dann hierher zu meinen Verwandten.“
 

Marvolo folgte seinem Blick zu dem Haus der Dursleys. „Die Dursleys?“
 

„Ja. Bei ihnen lebe ich solange ich denken kann, aber sie haben meine Existenz immer geheim gehalten, weil sie sich für mich schämten. Ich durfte das Haus nie verlassen und ich durfte mich Besuchern nicht zeigen. Die meiste Zeit meines 15jährigen Lebens habe ich oben in meinem Zimmer auf dem Dachboden verbracht.“
 

Nun, das erklärte so einiges. Aber den Jungen unbemerkt in einer Nacht- und Nebelaktion in dieses Dorf zu schmuggeln, dazu gehörte schon einiges an Raffinesse und Können. Marvolo trat näher an den Jungen heran, bis sie nur noch eine Armlänge voneinander entfernt standen. Der Knoblauchgeruch stach ihm in die Nase. Oh, er hasste dieses widerliche Zeug. „Sag mir Harry, wer bist du?“
 

Der Junge verstand die Frage nicht und runzelte irritiert die Stirn. „Ich bin Harry. Einfach nur Harry.“
 

„Dann sag mir, einfach nur Harry, hast du denn auch einen Nachnamen?“ Das verlockende Gurren, das Harry schon kannte, war zurück in seiner Stimme und der Junge bekam eine Gänsehaut.
 

„Potter. Harry Potter.“
 

„Tatsächlich?“ Marvolos Stimme wurde seidenweich. „Und wie hießen deine Eltern?“
 

„Lily und James Potter so viel ich weiß. Aber warum? Was spielt das für eine Rolle?“
 

Lily... Lily Potter... Plötzlich lachte Marvolo auf. Das war doch nicht zu fassen! Der alte Mann hatte ihn hereingelegt. Hatte ihn komplett genarrt!

Er erinnerte sich noch an die Nacht, in der er James Potter getötet hatte. Dieser unvernünftige Mann hatte sich ihm in den Weg gestellt, als er es auf Lily abgesehen hatte. Und was ihn vollkommen überrascht hatte, war, dass Lily tatsächlich geflohen war, als der Körper ihres Geliebten leblos zu Boden fiel. Das hätte er nie erwartet. Lily war eine Kämpferin, warum stellte sie sich ihm nicht?
 

Doch nun war alles klar. Sie musste damals schon schwanger gewesen sein und um ihr Baby zu schützen, war sie geflohen und hatte sich versteckt. Doch eine Schwangerschaft ging nie gut für Naturgeister aus, wenn der Vater nicht auch einer war. Das musste sie gewusst haben. Dennoch hatte sie das Risiko auf sich genommen und schließlich mit ihrem Leben bezahlt. Dumbledore, dieser senile und gleichzeitig geniale Greis, hatte das Neugeborene genommen und es genau unter Marvolos Nase versteckt. Unheimlich gerissen. Bis vor kurzem hatte er noch nicht einmal etwas von einem Nachfahren geahnt.
 

Der alte Mann hatte jedoch nicht bedacht, dass man so freiheitsliebende Geschöpfe nicht ewig einsperren konnte und schon gar nicht in ein Haus mit der erstickenden Gegenwart von Menschen. Ein ganz, ganz dummer Fehler.
 

Was sollte er nun tun? Sein Blick fiel auf Harry, der ihn ansah, als hätte er den Verstand verloren. Er hatte ja nicht ohne Grund Jagd auf alle noch lebenden Naturgeister gemacht. Wenn die Prophezeiung Recht behielt, dann würde dieser Junge sein Untergang sein.
 

Langsam nahm er Harry den Knoblauchzopf aus der Hand und warf ihn weit fort. Die Augen des Jungen folgten seiner Bewegung. „Und das macht dir nichts aus? Den Knoblauch anzufassen, meine ich. Normalerweise sollte allein die Berührung ausreichen, um Vampiren Schmerzen zuzufügen.“
 

„Nun, Harry, ich bin nicht wie die Anderen. Vampire mögen eine Rasse sein, die den Menschen weit überlegen ist, doch niemand von ihnen kann mir das Wasser reichen. Ich besitze alle Stärken der Vampire doch ohne die meisten ihrer Schwächen. Obwohl ich zugeben muss, dass dieses Zeug widerwärtig stinkt.“
 

Er schloss den Abstand zwischen sich und Harry, legte einen Arm, um dessen Taille und zog den kleineren Körper gegen sich, um sein Gesicht in dem widerspenstigen, schwarzen Haar zu vergraben. Ah... ja... das war besser. Dieser Junge roch nach Wald. Nach starken, alten Bäumen, jungen, frischen Kräutern und wildem, ungebändigtem Wasser. Er liebte diesen Geruch. Es war ein Jammer... wirklich ein Jammer...
 

Langsam ließ er seinen Kopf nach unten wandern, seine Zunge glitt liebkosend über die Ohrmuschel des Jungen und ein Zittern lief durch den schmaleren Körper. Oh, er wollte diesen Jungen so sehr. Er wollte ihn besitzen, mit allem, was er zu geben hatte. Sein Körper, sein Herz, seine Seele.
 

Verlangen, heiß und berauschend, schoss durch seine Adern und schien ihn von innen heraus zu verbrennen. Die Körperwärme des Jungen entfachte das Feuer nur noch mehr und Marvolos Finger, die über Harrys Nacken glitten, fanden nichts als feine, weiche Härchen und seidige Haut vor. Eine Verlockung, mehr davon zu entblößen, mehr davon zu streicheln...
 

Doch der Junge würde sich niemals freiwillig ergeben. Harry würde sich ihm niemals schenken und deshalb musste er es tun. Jetzt, bevor er sich zu sehr in diesem sinnesbetörenden Geruch verlor.
 

Sacht leckte Marvolo über den schlanken Hals des Jungen. Die Hände auf seiner Brust verkrampften sich ein wenig. Er spürte, das Blut unter der Haut pulsieren, heiß und schnell. Rote Augen schlossen sich langsam, die spitzen Eckzähne wuchsen zu ihrer vollen Länge, als er den Mund öffnete. Er würde das hier genießen. So etwas würde er nie wieder erleben. Mit Bedacht nährte er sich der Halsschlagader, öffnete den Mund noch ein klein wenig weiter, um-
 

Plötzlich zuckte er zurück, als ihn ein Stromschlag traf.
 

„Lass mich los!“, befahl Harry ihm mit klarer, fester Stimme, die er so noch nie bei dem Jungen gehört hatte. Beinahe gegen seinen Willen löste sich Marvolo von ihm und trat einen Schritt zurück, um ihn zu mustern.

„Ich bin nicht dein Spielzeug“, erklärte Harry ihm und kleine Funken Elektrizität umgaben seine Gestalt. Marvolo verengte die Augen und sah genauer hin. Etwas glitzerte dort... klein und im schwachen Licht fast nicht zu sehen... Wassertropfen!
 

Amüsiert legte der Vampirfürst den Kopf schief. So wie er selbst als die Luft beherrschte, hatte der junge Harry Potter also die Macht, Wasser nach seinem Willen zu beeinflussen. Und da Wasser viele Ionen enthielt, war die Leitung von Strom absolut kein Problem. Interessant, wie rasant sich die Kräfte des Jungen entwickelten. Wie schnell er ein instinktives Verständnis dafür entwickelte, wie er sie einsetzen musste.
 

Glühende, grüne Augen musterten ihn und Marvolos Belustigung ließ auch nicht nach, als er merkte, dass dieses kleine Zwischenspiel ihn selbst mehr erregt hatte als Harry. Seine Hände öffneten und schlossen sich unwillkürlich, weil sie etwas berühren, halten wollten, das ihnen versagt blieb. Oh, es war so schade, dass dieser Junge niemals ihm gehören würde.
 

Oder doch? Bestand vielleicht die Möglichkeit, Harry an ihn zu binden? Der Junge war so unerfahren in dieser Welt und wenn er ihm gab, wonach er sich sehnte- Abenteuer, neue Entdeckungen- konnte er ihn dann vielleicht dazu bringen, bei ihm zu bleiben? Diese Vorstellung hatte etwas Verlockendes.
 

Er lächelte und Harry sah, dass seine Eckzähne auf eine Größe schrumpften, die sie fast menschlich aussehen ließ. Anscheinend gab er sich geschlagen. „In Ordnung, Harry. Ich werde dich nicht anrühren, wenn du es nicht willst. Aber vielleicht gestattest du mir, dich ein wenig herumzuführen. Kannst du reiten?“
 

Harry schüttelte stumm den Kopf. Meinte sein Gegenüber es ernst? Oder war das nur ein Trick, um ihn zu täuschen?
 

„Dann wirst du es lernen. Ich werde dich morgen an dem See erwarten. Komm früh und bring etwas Zeit mit. Und wenn du jemals Hilfe brauchen solltest, dann zögere nicht, hinauf zum Schloss zu kommen. Zeige ihnen diesen Ring und man wird dich sicher nicht abweisen.“ Marvolo warf ihm den Ring zu, nickte ihm noch einmal zum Abschied zu, drehte sich dann um und Harry konnte förmlich zusehen, wie ihn die Dunkelheit verschluckte. Schon nach wenigen Schritten war er nicht mehr zu sehen.
 

Der Junge spürte, wie die Kraft, die ihn durchfloss, verschwand und ihn zitternd und mit butterweichen Knien zurückließ. Warum genoss er es so sehr, Marvolo nahe zu sein? Selbst, als ihn sein Instinkt vor der Gefahr gewarnt hatte, hatte er still gehalten, als der Vampir seinen Hals liebkost hatte. Es hatte sich zu gut angefühlt, als dass Harry etwas dagegen hätte unternehmen wollen und für einen Moment war ihm sogar der Gedanke gekommen, dass es in Ordnung war, jetzt zu sterben, solange es durch Marvolos Biss war.
 

Dann hatte sich sein Überlebenswille eingeschaltet. Es machte keinen Sinn zu sterben, wenn es noch so viel zu entdecken gab. Nein, er würde nicht zulassen, dass Marvolo sich einfach nahm, was ihm nicht gehörte. Und als wäre das der Schlüssel gewesen, hatte er gespürt, wie ihn plötzliche eine Macht durchfloss, die er noch nie zuvor gespürt hatte. Und sie hatte ausgereicht, um den Anderen in seine Schranken zu verweisen.
 

Nachdenklich betrachtete Harry den Ring in seiner Hand. Ein schwerer Goldring mit einem großen, matt glänzenden schwarzen Stein. Ein teures Stück, möglicherweise ein Familienerbstück. Und das hatte er ihm einfach so anvertraut? Entweder schwamm Marvolo geradezu im Geld, sodass es ihn nicht kümmerte, das ein oder andere Schmuckstück zu verlieren, oder er war sich sehr sicher, dass es Harry über kurz oder lang ins Schloss verschlagen würde.
 

Ein wenig ärgerte sich Harry über diese Berechnung; allerdings- wenn er ihm ebenbürtig sein könnte, wenn er der Herausforderung, die Marvolo darstellte, gewachsen war, überlegte der Junge, dann wäre eine Beziehung zu Marvolo kein schlechter Gedanke. Absolut nicht.
 

wird fortgesetzt



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2007-11-02T10:06:41+00:00 02.11.2007 11:06
echt geniales kapitel
du hast es drauf alles so zu beschreiben dass man es fast selbst fühlen kann^^
also ist harry ein halbnaturgeist... überraschende wendung^^
was er wohl dazu sagen wird dass marvolo seinen vater auf dem gewissen hat? sollte er es jemals erfahren zumindest.
dein vampir macht sich echt gut, von dem würde man sich wirklich fast beißen lassen^^
ich finde es auch toll wie du die elemente der harry potter geschichte in deine einbaust. also mit der prophezeihung und das alles.
bin gespannt wo das alles noch hinführt.
auch ich hoffe auf eine baldige fortsetzung^^
und: könnte ich vielleicht eine ens haben wenn du ein neues kapitel hochlädst? das wäre voll nett.
lg
Von:  Yujiro85
2007-11-01T00:14:10+00:00 01.11.2007 01:14
Geikes Kapi. Und die geschichte an sich ist auch hervorragend.
Hoffe auf eine baldige fortsetzung.
bye



Zurück