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Reise durch Enorath

von

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Tiefe Krüge und Kneipengeschichten

Layn gähnte kräftig, rieb sich die müden Augen und setzte sich mühsam auf. Ein plötzlicher Schmerz in seiner Schulter erinnerte ihn sofort wieder an die Verletzung. Verschlafen sah er sich in dem Zimmer um, in dem er war und erinnerte sich langsam wieder an die gestrige Nacht. Dann sah er zu Ijaii, der noch tief und fest schlief. Layn ließ ihn weiter schlafen, er wusste, dass der Kleine frühestens nach der Mittagszeit herum aufwachen würde. Er wälzte sich auf die Seite und stieg aus dem Bett. Das Glas, in der die Milch war, stellte er auf den Teller. Dann nahm er sich den Morgenmantel, der über dem Stuhl hing und zog ihn sich über. Gähnend trat Layn ans Fenster. Die Sonne stand schon wieder hoch am Himmel, kurz vor die Mittagszeit. Layn fasste sich an den Kopf. „Ich hab schon wieder zu lang geschlafen…“ flüsterte er seufzend. Aber wie soll man auch wie jeder andere früh morgens aufstehen, wenn man immer kurz vor Sonnenaufgang mehr oder weniger ins Bett geht?

Layn öffnete das kleine Fenster. Die kühle Luft roch noch nach dem gestrigen Sturm und war sogar noch etwas feucht, aber dadurch angenehm erfrischend. Plötzlich klopfte es leise an der Tür. Layn drehte sich um und sah in das lächelnde Gesicht von Nurana. „Ihr seid schon wach…schön…“ „Es tut mit Leid…ich muss verschlafen haben…“ entschuldigte sich Layn und trat auf die kleine Frau zu. „Oh nein, nein, nein…ich habe Euch einfach etwas länger schlafen lassen…mein Mann schläft ebenfalls durch seine Arbeit lang in den Tag hinein…machen Sie sich also keine Vorwürfe…“ Sie lächelte Layn freundlich an und er konnte nicht anders als es zu erwidern. Dann fiel ihr Blick auf den Nachtschrank und sie griff zufrieden lächelnd nach dem Teller auf dem das Glas stand. „Das Essen ist fertig… wollen Sie sich zu uns setzten? Mein Mann ist ebenfalls schon wach…“ fragte sie und fasste wieder die Türklinke. „Natürlich…gerne sogar…ich komme sofort…“ erwiderte Layn freudig, denn sein Magen erinnerte ihn nur zu gut daran schon lange nichts mehr gegessen zu haben. Nurana schloss glücklich wieder die Tür und er konnte sie die Treppen hinunter gehen hören. Rasch zog er sich um und trat er zu Ijaii. „Ijaii...Ijaii... hey...“ flüsterte er leise. „hm? wasdennlos?“ brabbelte dieser mürrisch. Er rührte sich zwar nicht, war aber immerhin ansprechbar. Layn konnte ihn gähnen hören und grinste leicht. „Ich gehe runter und esse etwas, mach dir also keine Sorgen und schlaf ruhig weiter… ja?“ „haahh…okay...“ nuschelte Ijaii schon wieder halb schlafend, dann hörte man nur noch sein leises, gleichmäßiges Atmen. Grinsend ging Layn zurück zum Fenster, schloss dieses und zog den Vorhang davor. Dann trat er aus dem Zimmer, schloss leise die Tür und machte sich auf den Weg nach unten. Aus der Küche kam ihm schon ein köstlicher Duft entgegen, der ihm das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ.

„Tag, Junge…“ Ombur saß am Küchentisch und trank seinen Kaffe. „Guten Tag…“ Layn setzte sich auf den Stuhl, den ihm Nurana wies. „Kaffe oder Tee?“ fragte sie freundlich und briet dabei ein paar Eier und Speck. „Ähm...Tee, bitte...oh...danke…“ Layn trank genüsslich den heißen Tee, dann servierte ihnen Nurana auch schon ihre Eier und den Speck. „Ich sehe nach Euren Sachen...ich hatte sie zum Trocknen aufgehängt...vielleicht sind sie ja schon trocken...“ „Oh...ähm...Danke!“ rief Layn ihr noch schnell hinterher, doch Nurana war schon verschwunden und so wandte er sich freudig seinem Essen zu.

„Hast du etwas dagegen, wenn wir gleich losgehen?“ brach Ombur die Stille, während sie aßen. „Nein…natürlich nicht...“ brabbelte Layn mit vollem Mund, besann sich seines guten Benehmens, kaute und schluckte hastig zu Ende. „Gehen wir gleich hoch ins Schloss?“ fragte er und sah zu Ombur auf. „Nein…erst ins Gasthaus...Junke wird sicherlich auch heute eine Sonderaufführung von seinem „Kampf“ geben…freu mich schon richtig auf sein dummes Gesicht, wenn er dich sieht…“ grinste Ombur und Layn stimmte mit ein. „Ihr mögt ihn nicht besonders, oder?“ fragte er ihn immer noch grinsend. „Nein…er ist genauso verlogen wie sein Bruder…“ „Sein Bruder?“ Layn runzelte die Stirn. „Der Wirt…“ erklärte Ombur und stand auf. „Oh…na das ist ja mal ein Ding…“

Rasch stopfte sich Layn den Rest von seinem Frühstück in den Mund, legte sein Besteck auf den Teller und trank seinen Tee aus, dann folgte er Ombur in die Stube. Nurana saß dort mit Layns Sachen und flickte die Löcher. „Sie sind zwar schon trocken, aber ich wollte sie nicht mit diesen Löchern zurückgeben…“ Layn blickte verlegen auf seine ramponierten Sachen. „Danke, aber das war nun wirklich nicht nötig…“ Nurana sah zu beiden hoch. „So? Hätten Sie es denn getan? Irgendwann? Hm?“ Ombur grinste nur leicht und griff hastig nach seinem Mantel. Layn lachte verlegen. Nurana lächelte und sah dann wieder hinunter. „Na also…“ sprach sie in einem triumphierenden Ton. „Also dann...bis nachher…“ sprach Ombur, trat auf die Tür zu und ging dann hinaus. Layn folgte ihm rasch. Nurana winkte ihnen kurz nach, dann schloss er auch schon die Tür.

Die Straßen, die sie entlang gingen, waren schon lange überfüllt von Menschen, die eifrig auf ihnen entlang eilten. Viele Karren versperrten sich gegenseitig den Weg. Ombur und Layn bahnten sich einen Weg durch die Massen. Viele, die Layn dabei aus Versehen anstieß sahen ihn zuerst grimmig und dann misstrauisch an. Er konnte schon ihr Gemurmel und Wispern im Nacken hören. Eilig trat er neben Ombur, der ihn von der Seite her kurz anschielte. „Einfach nicht drauf hören…“ Layn nickte. Natürlich nicht…wie immer…man ist es ja schließlich gewohnt…, dachte er sich leicht traurig und sah auch schon wieder das Gasthaus von weitem. Rasch traten sie ein und fanden sich in dem gleichen Wirrwarr von sich tummelnden Menschen wieder, wie es draußen auf den Straßen der Fall war, nur das hier die Stimmung fröhlicher, sowie die Lautstärke höher war. Viele grüßten Ombur und hoben dabei die Kelche und Krüge hoch, doch sie verstummten sofort, als sie Layn erblickten.

Layn erwiderte ihre Blicke nicht und sah sich stattdessen leicht interessiert im Gasthaus um. Es war schon sehr lange her, seit er in einem gewesen war. Um ehrlich zu sein, war es sogar erst sein dritter Besuch. Das erste Mal war es ein elfisches Wirtshaus gewesen, da ging es ja noch und Layn fühlte sich nicht ganz so angestarrt. Doch kaum hat man längere Ohren als die anderen… Er seufzte und schlängelte sich weiter hinein. Nur zu gut erinnerte er sich an das letzte Mal, in einem Wirtshaus einer Zwergenstadt nahe der Grenze zwischen Ninghlor und der Ebene von Andros. Dort war es besonders schlimm gewesen, da Zwerge schon nicht sehr gut mit Elfen können und dann auch noch er als Halbelf. Doch die meisten hier waren Menschen und wenn er noch einmal und genauer hinsah, waren es sogar nur Menschen. Er seufzte erneut und wünschte sich zurück zu Ijaii und Nurana. Dann hörte er plötzlich Omburs Stimme irgendwo her. Dieser war schon ein gutes Stück weiter in der Masse Richtung Theke verschwunden. Layn trat rasch auf ihn zu und so gingen sie zusammen weiter. Die meisten hier sahen ihn sofort an, wenn sie an ihnen vorbeigingen. Layn war bei fast allen um mindestens einen halben Kopf größer und so überragte er sie alle. Das ließ ihn noch unbehaglicher werden, wie ein riesiger, auffälliger und nadliger Baum inmitten eines normalen Laubbaumwäldchens herauszuragen.

Dann endlich traten sie an die Theke. Eine dunkelblonde Frau mittleren Alters stand dahinter und kümmerte sich um die Gäste. „Ombur…schon so früh hier? Das übliche?“ sprach sie diesen freundlich lächelnd an. „Nein, nein Alissa, trotzdem danke…“ Er sah sich suchend um. Layn trat dicht neben ihm und schaute ebenfalls wieder über die Köpfe der Menschen hinweg. „Na wen hast du mir denn da mitgebracht?“ hörte er plötzlich Alissa, die höchst entzückt auf Layn sah und lächelte süß. Ombur wandte sich wieder leicht zu ihr. „Er heißt Layn und ist gestern Nacht hergekommen…“ antwortete er, ließ die Augen dabei jedoch weiter durch die mengen suchen. Layn drehte sich zu ihr und verbeugte sich leicht. Alissa kicherte angetan und lächelte daraufhin sogar noch süßer, was Layn ein wenig einschüchterte. „Gestern Nacht? Bei dem Wetter? Du meine Güte…es war doch schrecklich kalt und geregnet hat es, das glaubt man kaum…waren Sie schon einmal hier?“ „Äh…nein, nein…“ Layn lächelte verlegen. „Hm, ja…so ein hübsches Gesicht hätte ich sicherlich wiedererkannt…“ Alissa zwinkerte ihn zu, dann musste sie sich kurz um einen ihrer durstigen Gäste kümmern. Layn sah ihr dabei kurz zu. Er spürte, dass diese Frau sich sehr für ihn zu interessieren schien. Das freute ihn zwar, andererseits beunruhigte es ihn auch ein wenig, schließlich kam dies ja nicht häufig vor. Er hoffte sie würde nicht aufdringlich werden und dann auch noch probieren ihr Glück an ihm zu versuchen. Er wurde leicht rot bei dem Gedanken und lächelte wieder verlegen. Sie war zwar ganz attraktiv, aber irgendwie dennoch nicht sein Typ. Layn war klar, dass er um einiges älter als sie war, fühlte sich aber dennoch nur von solchen Personen angezogen, die äußerlich ungefähr gleichaltrig wären. So dachte er zumindest, allerdings hatte er sich bis jetzt noch nicht von irgendeiner Person angezogen gefühlt.

„Wo sind denn dein Mann und dein Schwager? Hab gehört der soll gestern Nacht was erlebt haben…“ hörte er plötzlich Omburs vertraute brummige Stimme und sah auf ihn. „Tse…erlebt…Junke erzählt und erzählt…Harne ist sein größter Fan…neben ein paar anderen einfältigen Trotteln…wenn ihr mich fragt, waren das keine Pauris, sondern ein Haufen wilder Mäuse…“ antwortete Alissa, während sie ein Glas putzte und dieses dabei wild drehte. Layn schmunzelte vergnügt und auch Ombur wirkte belustigt. „Da hast du wohl Recht…“ Alissa sah sie an und lachte. Dann wies sie ihnen mit einem Kopfnicken die Richtung. „Er ist im großen Raum um die Ecke und hält dort wieder seine Märchenstunde…Harne bedient dort die Gäste um nebenbei noch vor den Fremden zu prahlen, das Junke sein furchtloser, älterer Bruder ist…“ Sie säuselte die Worte nur herunter und Layn merkte, dass sie schon mehr als genervt davon war. Dann spürte er plötzlich wieder ihren Blick auf sich gerichtet. „Wenn du Lust und Zeit hast, dann besuch mich doch mal, mein Hübscher…würde mich sehr freuen…“ Sie zwinkerte ihn an und so lächelte Layn leicht und wurde wieder rot. „G-Gern…“ erwiderte er verlegen, dann mischten sie sich auch schon wieder, zu seiner größten Erleichterung, unter die Menge. Vorsichtig trat Layn zwischen die mehr oder weniger leicht angetrunkenen Menschen hindurch und sah dann wieder über ihre Köpfe hinweg. Ombur war plötzlich verschwunden und so suchte Layn, in leichter Panik, mit seinen Augen rasch den Raum ab. Da hörte er auch schon Junke von weitem und so folgte er einfach der Stimme des Händlers.
 

Layn trat in einen großen Raum, der ebenso voll war wie der andere, nur das die Leute hier gebannt lauschten anstatt zu johlen und zu grölen und nur ab und zu ein lustiges Kommentar abgaben, sowie ihre Krüge auf Junke dazu erheben. Layn hielt sich am offenen Durchgang, damit Junke ihn nicht sehen konnte. Dann sah er auch schon Ombur in einer der vordersten Reihen und atmete erleichtert durch. Dieser hatte ihn sofort entdeckt, nickte ihm kurz zu und wandte sich dann an mit lauter Stimme an den Händler. „Hey Junke! Erzähl mir doch auch mal, was passiert ist!“ brüllte er einfach in dessen Erzählung hinein. Sofort verstummte dieser und alle starrten Ombur an. „Ombur! Hey! Sag bloß du weist es noch nicht? Na was meint ihr? Soll ich es noch einmal erzählen?“ Junke wandte sich an die anderen, die ihn nun laut johlend und die Krüge schwingend bejahten. „Nun gut!“ Junke plusterte sich auf wie ein Hahn und begann zu erzählen. Dabei bot er ihnen eine Show, die zwar bei allen Begeisterung schaffte, jedoch Layn eher zum Schmunzeln brachte. Er verkniff sich ein Lachen nach dem anderen. Das war ihm einfach zu lächerlich und zu erbärmlich, besonders da ihm ja die Wahrheit geläufig war.

Auch Ombur schien wenig beeindruckt von dem zu sein, was Junke dort oben auf dem Tisch machte. Als er fertig war und der Applaus abnahm, wandte er sich wieder an Ombur. „Na was sagst du nun? So etwas erlebt man nicht alle Tage!“ Ombur nickte. „Ja, ein Glück das der Fremde dich getroffen hat und du ihm helfen konntest…wo ist denn das Schwert, mit dem du sie niedergestreckt hast?“ „Och das… das gehörte dem Fremden…er hatte es verloren, als sie es ihm aus der Hand schlugen…da hab ich es genommen und zack! da vielen auch schon ihre Köpfe!“ Er demonstrierte es ihnen und wedelte dabei mit den Händen durch die Luft. Die anderen riefen begeistert und klatschten wild. Layn schlug sich in Gedanken die Hand gegen die Stirn. Du meine Güte…als ob das so einfach ginge! Na gut…manchmal vielleicht, wenn man gut trifft, aber…, dachte er sich. Dann sprach wieder Ombur. „Das Schwert des Fremden? Warum sagst du das nicht gleich…und? War er verletzt?“ „Ein wenig, ein wenig…deswegen verlor er ja auch sein Schwert…“ „Aahhh…und…wo ist er nun? Wenn er verletzt war, musst du ihm doch sicher geholfen haben…wenn ich es mir aber recht bedenke warst du gestern Nacht allein, als ich dich einließ…“ Layn grinste schief und wartete gespannt auf die neue Ausrede des Händlers. „Er…er sagte es sei nicht schlimm, bedankte sich, nahm sein Schwert und verschwand…“

Junke grinste, doch Layn merkte, dass ihm Omburs Fragen allmählich unangenehm wurden. „Ach so…sag mal…wie sah dieser Fremde eigentlich aus?“ hakte Ombur weiter nach. „Ich…ähm…“ Junke überlegte, ob es überhaupt wichtig war, wie dieser Typ ausgesehen hatte, doch die anderen fragten nun auch interessiert nach. „Nun gut…beruhigt euch…ich erzähle es ja schon…also…er war noch jung…gerade dem Knabenalter entsprungen und somit noch sehr unerfahren…“ Er lachte und Layn hob eine Braue, schnaubte leicht, lauschte dann jedoch weiter. „Er war groß…und ziemlich blass um die Nase - bestimmt wegen der Pauris…“ fügte Junke lachend hinzu. Die anderen lachten ebenfalls schallend auf. „Er hat schwarzes Haar…und um ihn flatterte so eine merkwürdige Fledermaus…doch am auffälligsten…“ Er hob den Finger um mehr Spannung zu erzeugen. „…das waren seine Ohren…die waren so lang…“ Er deutete die Länge mit seinen Händen an. „Mit denen hätte er die Pauris aufspießen können!“ Der Raum füllte sich erneut mit schallendem Gelächter. Layn stand, mit verschränkten Armen und die Finger in die Oberarme gekrallt, an der Kante des Durchgangs gelehnt und war knallrot. Was bildet der sich eigentlich ein? Meine Normalgröße, im Gegensatz zu seinen Segelohren! Grimmig murrte er leise.

„Hey Junke! Da isser jaah!“ Layn zuckte zusammen und sah auf einen Mann der, ziemlich angetrunken, mit seinen Wurstfingern auf ihn deutete. Plötzlich spürte er alle Blicke auf sich gerichtet und sah verlegen in die Runde. Junke starrte auf ihn, mit einem Blick, als ob er einen Geist gesehen hätte. Layn spürte, dass er wohl nah am Herzinfarkt stand und lachte innerlich schadenfreudig. Er stemmte sich von der Wand, trat langsam näher herein und blickte über ihm folgenden die Köpfe. Dann sah er auf Ombur, der ihm zunickte und dann mit einem Krug auf den Tisch schlug, um die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken. Es klappte, fast alle sahen ihn an und warteten gespannt auf das, was er zu sagen hatte. „Weist du wer das ist?“ Er wandte sich an Junke. „Das ist Layn…dein unerfahrenes, gerade dem Knabenalter entsprungenes „Jüngelchen“…er klopfte gestern Nacht, einige Zeit nach dir, an das Tor, durchnässt und schwer verwundet…“ „Ach Unsinn…schwer verwundet…“ Junke sprang vom Tisch und trat auf Layn zu. „Ihm geht es gut, das sieht man doch…“ Lachend schlug er Layn auf die linke Schulter. „Argh! Vorsicht!“ Layn fasste sich schmerzverzerrt an die Schulter und sah grimmig auf Junke herunter. Dieser war erschrocken zurückgewichen. Die anderen murmelten und warfen fragwürdige Blicke auf Layn. Ombur trat sofort neben Layn und betrachtete grimmig den Ärmel, durch dessen Stoff ein wenig Blut sickerte. „Na großartig…du hast ihm die Wunde weiter aufgerissen…“ „I-ich…hab was?“ Junke starrte erschrocken auf das Blut und dann auf seine Hand, in der Angst, er könnte etwas abbekommen haben.

„Dieser Junge hier hatte eine Pfeilspitze in der Schulter. Er hatte versucht sich den Pfeil heraus zu ziehen, was nicht gelang, da der Pfeil Widerhaken hatte…also keine leichte Verletzung am Arm…“ erklärte Ombur sofort. Das Gemurmel der anderen wurde lauter und nun wanderten ihre Blicke von Layn auf Junke. Harne trat neben seinen Bruder. „Dann hat er halt eine Verletzung an der Schulter und nicht am Arm, und? Dann hat sich mein Bruder halt geirrt, schließlich war er ja auch mit den Pauris beschäftigt…“ Ein paar stimmten ihm zu. „Pauris? Leute das glaubt ihr doch wohl nicht selbst?“ Ombur trat, nun noch grimmiger, neben Harne, der, wie sein Bruder, leicht zurückwich. „Wer hat schon gehört, dass Pauris auf offenem Gelände angreifen? Selbst wenn ein einzelner Mann zu später Stunde alleine mit einem fahruntauglichen Karren auf den Wiesen steht…“

„Fahruntauglicher Karren? Junke wovon redet er?“ Harne sah verwirrt auf seinen Bruder, sowie die anderen im Raum. „Ich hatte eine Radpanne…aber das war kein Problem, die hatte ich schnell behoben…“ Layn schnaubte verächtlich auf, ihm war das einfach zu wider sein Wort zu erheben. Harne sah ihn ungläubig an. „Radpanne? Schnell behoben? So voll wie der Karren gestern war, hätte man mindestens zwei kräftige Männer gebraucht um ihn hochzuheben und dann noch einen, um das Rad anzubringen! Wie sollst du denn das alleine gemacht haben?“ Fraglich sah er ihn an. „Nun…ich…ähm…“ „Ich hab ihm geholfen…“ mischte sich Layn nun doch ein und erntete wieder alle Blicke. „Er lief fluchend an seinem Karren entlang, da bin ich zu ihm hin und bot ihm meine Hilfe an, aber er wies mich ab, dann…ähm…hörte ich Schritte und drängte ihn dazu, ihm helfen zu können…wenn ich nicht gewesen wäre, wäre er jetzt sicher tot…“ „Tot? Was redest du da?“ Harne sah entsetzt auf Layn und dann auf seinen Bruder. „Wovon ich rede? Nun…diese „Pauris“ waren gar keine…“ Das Gemurmel wurde lauter und einige riefen nun was das alles zu bedeuten habe. Ombur schaffte wieder Stille in die Runde. „Es waren Goblins…“ erklärte Ombur mit ernster Stimme.

„Goblins? Hier in Andros? Das ist eine noch schönere Geschichte, als sie Junke uns auftischte!“ brüllten einige wütend. „Aber es stimmt! Diese Spitze ist der Beweis!“ Ombur hielt die Pfeilspitze hoch, die er die ganze Zeit in der Hosentasche trug. Einige raunten erstaunt auf und starrten auf die Pfeilspitze, andere murrten nur ungläubig weiter. „Das ist eine gewöhnliche Pfeilspitze…“ riefen einige. „Aber Pauris kämpfen nicht mit Pfeil und Bogen…“ erklärte Layn. „Sie haben Äxte, Beile…was soll mich eurer Meinung nach sonst angegriffen haben? Elfen? Menschen? Vampire? Oder vielleicht sogar Dämonen? Seid nicht so einfältig und glaubt mir! Es waren Goblins!“ Layn sah leicht wütend und dann rasch verzweifelnd in die Menge, erntete jedoch nur wenig Zustimmung. Hilflos wandte er sich an Ombur, der nun wild um sich blickte. Dann winkte er einen alten Mann zu sich.

„Das ist Grambart, er war unser Schmied, bis er nicht mehr konnte und sein Sohn dann vor kurzem seine Arbeit übernahm…“ Ombur wandte sich Grambart zu. „Schau sie dir an und sag was du dazu meinst…von uns allen hier, weist du am besten über Waffen und Metall bescheid…“ Grambart nahm die Pfeilspitze und nahm sie genauestens unter die Lupe und setzte sich dafür sogar eine kleine Brille auf. Seine Miene wirkte fasziniert und ernst zugleich. Alle warteten gespannt auf seine Antwort und auch Layn musterte den Mann. Er spürte irgendwie, dass er ihm Vertrauen schenken konnte, schließlich würde er sein Handwerk garantiert perfekt beherrschen und mit so etwas sich sicherlich auch auskennen können.

Nachdem Grambart sich die kleine Metallspitze nun sorgfältig angesehen hatte, sah er hoch und wirkte noch ernster als zuvor. „So eine Pfeilspitze habe ich noch nie zuvor gesehen… dieses Metall ist härter als alles, was ich je geschmiedet habe und auch viel grober verarbeitet…die Form ist spitzer und diese Widerhaken…auch merkwürdige Form…alles in einem ist diese Pfeilspitze grob und eher schlicht gearbeitet…ohne viel Mühe ins Detail…sie soll einfach nur ihren Zweck erfüllen…“ Er sah in die Runde und drückte Ombur die Pfeilspitze wieder in die Hand.

„Ich kenne viele Pfeilspitzenarten… elfische sind lang und schmal, fein gearbeitet und aus hellem Metall…solche wie wir sie machen sind kürzer und breiter mit ebenso scharfem Schliff…selbst zentaurische Pfeilspitzen sehen anders aus, also…so eine, wie diese hier, hab ich noch nie zuvor gesehen…“ Er wandte sich wieder an Ombur und Layn. „Das heißt…Ihr glaubt mir?“ Layn sah auf den Alten herab und wirkte nicht nur erleichtert, sondern auch mehr als glücklich. „Ja, Junge…ich glaube dir und zudem finde ich es beachtlich, dass du diesen Kreaturen allein und furchtlos die Stirn geboten hast und den Kampf erfolgreich für dich hast beenden können…“

Layn lächelte verlegen, er war schon vielem und vor allem größerem begegnet und so waren diese Goblins nun keine allzu große Herausforderung gewesen. Müde ließ sich der Alte auf einen Stuhl nieder und blickte zu ihnen hoch. Viele murmelten nun wieder wild durcheinander, dann standen einige auf und verkündeten ebenfalls, das Layn die Wahrheit gesagt haben musste und sie ihm glauben würden. Layn atmete nun erleichtert aus und auch Ombur schien zufrieden, was er leicht hinter dessen Schnauzer erkennen konnte. Ombur drehte sich zu den anderen um.

„Ich werde mit Layn nun hoch ins Schloss gehen…der König muss davon so schnellstens wie möglich erfahren…wer sich uns anschließen will sollte sich nun entscheiden…“ Er wandte sich zu Grambart und klopfte ihm dankbar auf die Schulter. Dieser lächelte ihn leicht an. „Ich werde mit euch gehen…“ verkündete er und stand leicht schwankend wieder auf. „Ich danke Euch sehr, mein Herr…“ Layn verbeugte sich leicht vor dem Alten und stützte ihn dann vorsichtig. Dann machten sie sich auf den Weg zurück und verließen das Gasthaus.

Junke wurde keines Blickes mehr gewürdigt und auch sein Bruder Harne schien sichtlich enttäuscht zu sein und machte sich stumm wieder daran die übriggebliebenen Gäste zu bedienen. Junke zog sich derweil zurück und wollte erst einmal untertauchen, bis Gras über die Sache gewachsen war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2007-06-28T18:55:01+00:00 28.06.2007 20:55
Ich finde ide Geschichte bisher interessant, frage mich wie es weitergehen soll und ja...
Toller Stil, der Charakter ist interessant und die Fledermaus ist genial^^
Kannst du mir ne ENS schicken, wenn's wietergeht???

Bye, Jessi.


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