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Meine wilden Jahre

Für alle C18 Fans
von

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Mein lieber kleiner Bruder

„Nein“, hauchte Marron und sah fassungslos zu ihrer Mutter. „Er… Opa hat euch tatsächlich rausgeschmissen?“

C18 nickte nur stumm und nahm einen weiteren Schluck aus ihrer Tasse.

„Aber das konnte er doch nicht machen!!!“, stieß ihre Tochter wütend hervor. „Du und Onkel, ihr ward doch erst zehn… nicht einmal zehn!“

„Ich weiß“

„Warum hat er das dann getan?! Das ist doch… Er kann doch nicht.“ Marrons Hände fuhren aufgebracht durch die Gegend und sie schien etwas zu suchen, an dem sie ihre Entrüstung ausleben konnte. „Das gibt es doch nicht! Wie konnte er nur! Was habt ihr unternommen dagegen? Habt ihr ihm eine gescheuert? Ihm irgendetwas in der Wohnung zertrümmert? Was habt ihr getan???“

„Wir haben unsere Sachen gepackt und sind gegangen“, gab C18 monoton von sich.

„Aber Mama…“

„Marron, was willst du von mir hören? Das ich eine Ki-Blastkaskade auf ihn abgefeuert habe? Weder ich, noch mein Bruder waren damals Cyborgs! Wir waren Kinder. Hilflose kleine Kinder, die auf ihre Eltern angewiesen waren…“

„Aber ich verstehe es nicht“, fuhr Marron entrüstet fort. „Genau deswegen durfte Großvater euch so etwas doch nicht antun!“

„Meine Kleine“, sagte C18 sanft und schüttelte den Kopf ob dieser Naivität. „Du kannst das nicht verstehen, weil du einen Vater wie Krilin hast. Hätte dein Vater, in einer vollkommen verqueren Welt, dir so etwas angetan, würde er ein Leben in jahrelanger Selbstgeißelung führen. Mein Vater, nein, meine Eltern waren anders!“

Marron sah bedrückt zu ihrer Mutter und wischte sich eine Träne aus dem Auge, die in ihrer verzweifelten Wut hervorgetreten war. Gleichzeitig schimpfte sie sich eine Närrin. Wie konnte sie nur immer vergessen, dass ihre Mutter nicht immer diese knallharte Cyborgbraut war?

„Wie ging es mit euch beiden weiter?“

Zu Marrons Überraschung lachte C18 heiter auf.

„Mit uns beiden? Du meinst wohl wie es mit mir weiterging! Nachdem mein Bruder und ich rausgeschmissen wurden, war das erste das wir taten, uns vor der Haustür zu unserem Wohnblock gegenseitig die Schuld für diese Misere zu geben. Es fielen einige böse Worte zwischen uns und wir wollten uns gegenseitig nie wieder unter die Augen treten.“

„Und das hat scheinbar nicht geklappt“, sagte Marron trocken.

„Nicht im geringsten“, kicherte C18. „Ich kam einige Zeit bei P.J unter. Doch das Leben dort war die Hölle! Fast jeden zweiten Tag stand ein Drogendealer oder eine Polizeirazzia an der Tagesordnung. Ich war ja schon viele Kriminelle gewöhnt, aber korrupte Polizisten und bettelnde Junkies waren selbst für mich zu viel. Außerdem wechselte der Gute ziemlich oft seine Liebschaften, weswegen des Öfteren eine seiner Femme Fatale hysterisch gegen die Appartmenttür donnerte, weil sie herausgefunden hatte, dass P.J nebenbei noch mit einer anderen Dame etwas laufen hatte. Als dann eine dieser Frauen total heulend zusammenbrach, als ich einmal die Wohnungstür öffnete und zwischen Schluchzern hervorstieß, dass sie nicht fasse das P.J eine Tochter habe, war das Fass für mich übergelaufen! Ich packte meine Sachen und suchte nach einer anderen Unterkunft…“

„Wie hast du dich über Wasser gehalten?“

„Mehr schlecht als recht. Hauptsächlich durch Taschendieberei oder als gekauftes Alibi für Mordfälle.“

„Großer Gott!!! Das ist illegal!“

„Natürlich war es das. Wie alles in meinem Wohnviertel! Würde es dir besser gefallen, wenn ich mich prostituiert hätte?“

Marron riss die Augen auf und hielt sich die Hand vor den Mund. Das war ein Tabuthema über das man in ihrer kleinen Welt nicht sprach. Krilin und C18 hatten sich immer bemüht, solche Dinge von dem Mädchen fernzuhalten. Deshalb bereute sie ihre Worte auch sogleich, doch sie waren C18 in ihrem Trotz einfach so herausgerutscht.

„Entschuldige, wo war ich stehengeblieben?“, fragte C18 in einem etwas sanfteren Ton.

„Bei.. du…“, Marron schien tatsächlich um Fassung zu ringen. „Du bist von P.J fortgegangen.“

„Richtig.“ C18 überlegte kurz wo sie ansetzen sollte. Die Einzelheiten über die Wochen allein auf den Straßen von Big City, wollte sie ihrer Tochter ersparen. Sie schien schon allein bei dem Gedanken von kriminellen Machenschaften einen Herzstillstand zu bekommen. Kurz zweifelte C18 daran, ob ihre Tochter den Rest ihres Lebens auch noch hören sollte. Natürlich gab es auch sehr schöne Momente – Krilin war ein sehr gutes Beispiel.

Doch bei Dr. Gero war so gut wie alles illegal gewesen. Dieser Mann konnte nicht einmal auf die Toilette gehen, ohne wenigstens einen kriminellen Gedanken zu haben, geschweige denn die Zähne putzen. Seine übelsten Pläne waren ihm tatsächlich dabei eingefallen.

Deswegen hatte C17 in einem seiner sarkastischen Momente die Vermutung geäußert, dass der durchgeknallte Professor alles was mit Zahnhygiene zu tun hatte, wohl so sehr hassen musste, dass er seinen Unmut darüber in bösen Erfindungen äußerte.

Als sie an ihren Bruder dachte wusste C18 wo sie weitererzählen konnte.

„Nach einem Jahr, ich war gerade dabei in eine zur Zeit unbewohnte Wohnung einzubrechen, trafen C17 und ich wieder aufeinander. Wie sich zeigte hatte er denselben Einfall gehabt wie ich. Um irgendwo zu übernachten brach auch er seid Monaten in Wohnungen ein, die zurzeit leerstehend oder die Mieter gerade auf Reisen waren und ausgerechnet in mein Objekt der Begierde wollte auch er einsteigen. Wie es der Zufall auch noch wollte, herrschte an diesem Abend ein übles Gewitter und da keiner von uns beiden Lust hatte, in diesem Sturm noch einmal rauszugehen, nahmen wir uns vor, die restlichen Stunden wohl oder übel miteinander zu verbringen. Zuerst wollten wir nur das Nötigste sprechen, doch nach einer Weile siegte doch unsere Neugier und wir erzählten, wie es uns in den letzen Monaten ergangen war. Ich weiß es ist gemein, aber ich war doch froh, dass es meinem Bruder auch nicht besser als mir ging. Zwischen Geschwistern herrscht manchmal eben doch eine gewisse Konkurrenz. Treffende Beispiele gibt es in deiner unmittelbaren Umgebung.“

C18 grinste und auch Marron verstand die Anspielung. Der Herr der Schildkröten konnte es bis heute nicht verkraften, dass seine Schwester durch ihre Wahrsagerei zu einigen Millionen gekommen war, während er auf einer kleinen Insel versauerte – die sie ihm zum Geburtstag geschenkt hatte, wohlgemerkt! Marron konnte über die Tatsache, dass der alte Tattergreis sich obszön über seine Schwester äußerte, dann aber doch immer kleinlaut seine Stromrechnung von ihr zahlen ließ, nur schmunzeln.

„Nach einer recht normalen Unterhaltung kamen wir schließlich auch auf unsere Eltern zu sprechen und wir mussten uns eingestehen, dass uns die elterlichen Vierwände fehlten. Sitzt man erst einmal auf der Straße, lernt man so einiges zu schätzen das man früher besaß. Unsere Eltern hatten uns nicht viel gegeben, doch ein einfaches Bett schien uns zu diesem Zeitpunkt einem Luxusgut gleich. Schließlich wollten wir den Versuch wagen und noch einmal zu ihnen gehen. Am nächsten Morgen, nachdem wir zuerst den Kühlschrank der Wohnung geräumt hatten, machten wir uns auf den Weg…“
 

Die beiden Zwillinge hatten eine ganze Weile laufen müssen, bis sie endlich wieder vor der Wohnungstür ihres alten Zuhauses standen. Beiden Kindern ging in diesem Moment ein ziemlich mulmiges Gefühl durch den Magen. C18 konnte man ihre Nervosität deutlich ansehen. C17 schien gefasst, auch wenn er öfters als Nötig einen unsicheren Blick zu seiner Schwester warf.

Umso erstaunter waren die Beiden, als sie klopften und wenig später ein vollkommen fremder Mann die Tür öffnete. Er war in einen seidenen roten kurzen Mantel gehüllt, eine dicke protzige Zigarre ragte aus seinem Mundwinkel und C18 glaubte den Bürgermeister von Big City in ihm zu erkennen. Als die Kinder ihr Anliegen vorbrachten, winkte der Kerl nur arrogant ab und entgegnete, die Wohnung würde schon seid einem halben Jahr leer stehen. Kurz bevor er die Tür vor ihrer Nase zuschlug, warf C18 noch einen raschen Blick in das Innere der Wohnung – es war definitiv ihr früheres Zuhause.

Doch wie hatte es sich verändert?

Alles war so gut wie leer. Nur ein riesiges sperriges Bett stand im ehemaligen Wohnzimmer… und darauf rekelten sich drei halbnackte Frauen.

C18 schluckte, hielt ihrem Bruder eine Hand vor die Augen und zog ihn so schnell wie möglich weg.
 

Später am Nachmittag trampten die beiden Kinder zu einem wohlhabenden idyllischen Wohngebiet, das hauptsächlich aus Familien mit Kindern bestand. Von einer Nachbarin hatten sie erfahren, dass ihre Eltern hier her gezogen sein sollten. Die gesamte Umgebung wirkte wie aus einem kitschigen Bilderbuch. Überall Mütter die ihre Neugeborenen in Kinderwägen vor sich her schoben, während Väter in ihren Vorgärten den Rasen mähten.

C18 fühlte sich furchtbar unwohl. Sie spürte die Blicke der Bewohner auf sich ruhen und wusste, dass ihr Bruder und sie, mit ihrer schmutzigen Kleidung nicht in diese Gegend passten. Man sah ihnen einfach an wo sie hingehörten.

Eine Gruppe Kinder in ihrem Alter spielte auf dem Gehweg mit einen Hüpfseil. Als sie C17 und C18 sahen, hielten sie in ihrem Spiel inne und sahen mit misstrauischen Gesichtern zu ihnen hinüber. Für C18 ein Zeichen um mit ihrem Bruder zu sprechen.

„Hör mal, können wir nicht irgendwo anders entlang laufen?“

„Warum?“ C17 blieb stehen und sah sie verwundert an. „Was stört dich an dem Gehweg? Bis du zu edel um wie alle anderen normalen Menschen darauf zu laufen?!“

„Nein. Das Gegenteil ist der Fall. Siehst du nicht wie die uns alle anstarren?“

Scheinbar schien ihr Bruder tatsächlich keine Kenntnis von den Gaffern genommen zu haben, denn erst jetzt sah er das erste Mal zu der Kindergruppe, zu denen sich eine Mutter dazu gesellt hatte.

Ein kleines Mädchen deutete ungeniert mit dem Zeigefinger auf die Zwillinge und fragte anschließend die Frau:

„Igitt! Mama guck mal, wie dreckig die sind!“

„Zeig nicht mit dem Finger auf die“, tadelte die Frau ihr Kind. „Wo sind deine Mannieren!“

„Darf ich zu ihnen gehen?“

„Auf keinen Fall! Die sehen aus als ob sie Flöhe hätten. Troll dich ins Haus und ihr anderen besser auch!“

Die Gruppe löste sich auf, doch C17 schien diese Szene genug gesagt zu haben. Seine Augenbrauen hatten sich tief ins Gesicht gezogen und er bedeutete seiner Schwester ihm zu folgen.

Zwei Sekunden später waren sie hinter einer Hecke verschwunden und liefen durch die Hintergärten der Häuser.
 

„Nach dieser kleinen Aktion hatten C17 und ich ein Motto: Zeig mir deinen Hintergarten und ich sag dir wer du bist. Du wirst nicht glauben, was sich uns für Abgründe auftaten! Fast jede zweite Terrasse barg ein Geheimnis. Zwei Männer turtelten auf einer Veranda miteinander herum, während sie sich darüber lustig machten, dass ihre Frauen noch keinen Wind davon bekommen hatten. Drei Häuser weiter saß eine Frau mit Schnapsnase und einer Flasche Whisky in ihrem Wohnzimmer, während ihre Kinder vor einer Spielkonsole saßen. Viele Leute tun so, als ob sie eine fehlerlose Familie haben, aber letztendlich sind wir doch alle Menschen und haben unsere kleinen Macken, dass ist mir damals schon klar geworden. Das ist ein Grund warum ich Leute nicht ausstehen kann, die vorgeben eine Musterfamilie zu besitzen. Das ist doch ätzend… Unsere Eltern waren da leider auch keine Ausnahme.“
 

C17 lief voraus während C18 ihm folgte. Sie hatten sich schon einige Zeit durch die Büsche geschlichen und C18 war kein Kind von großer Geduld.

„Wie lange dauert das denn noch?“

„So lange bis wir die Alten gefunden haben…“

„Wenn wir so weiter laufen kommen wir bestimmt ans Ende dieses Snobviertel!“

„Schwesterherz, du fängst an mich zu nerven bevor wir überhaupt bei den Idioten sind.“

„Vielleicht sind wir auf der falschen Straßenseite…“

C17 gab ein genervtes Stöhnen von sich. Er wollte gerade durch eine weitere Hecke huschen, als er plötzlich stehen blieb und C18 in ihn hineinrannte.

„Kannst du nicht aufpassen!“, fuhr sie ihn an, doch ihr Bruder blickte regungslos durch ein winziges Loch im Blättergeäst vor ihm. C18 sah ihn verwundert an und in dem Moment als sie einen genauen Blick auf den Garten hinter der Hecke werfen wollte, zuckte ihr Bruder zusammen, griff mit seiner Hand in ihr Haar und drückte sie bäuchlings auf den Boden.

Anscheinend musste man ihr ihre Verwirrung ansehen, denn kurz darauf legte C17 seinen Zeigefinger an den Mund um ihr zu bedeuten still zu sein. Dann griff er mit beiden Händen in das Blättergeäst vor ihm, schob die knacksenden Zweige langsam zur Seite und nickte mit seinem Kopf in Richtung des Gucklochs, dass er für sie vorbereitet hatte.

C18 zog eine Braue fragend nach oben, dann krabbelte sie näher heran und spähte in den Nachbargarten.

Sofort erkannte sie den Grund für C17s Verhalten. Gegenüber von ihnen, auf der anderen Seite des Gartens, kniete ihre Mutter vor einem Gemüsebeet. Summend jätete sie Unkraut von einpaar Erdbeersträuchern und ahnte nicht, dass sie beobachtet wurde.

C18 konnte sich nicht erklären warum, doch nach einem Jahr auf der Straße war sie glücklich ihre Mutter wieder zusehen. Gerade als sie aufspringen wollte um zu ihr zu rennen, ergriff C17 ihr Handgelenk und zog sie unwirsch zurück. Wütend wollte sie ihn wieder anfahren, doch er schüttelte nur stumm mit dem Kopf und bedeutete ihr zu beobachten was passierte.
 

Keine Sekunde später trat der Vater der Zwillinge zu seiner Frau, half ihr höflich auf und beide sahen sich verliebt an. C18 verpasste das einen Stich. Beide sahen so zufrieden und harmonisch aus, als ob ihre Welt vollkommen wäre – allerdings ohne sie.

Kurze Zeit später hörten die Zwillinge munteres Geplapper und Gelächter und zwei Kinder, etwas jünger als sie, rannten über den Rasen und spielten Fangen. Der Junge stolperte über einen Stein und seine Schwester ließ sich sofort auf seinen Rücken fallen und lachte fröhlich dabei, während er so tat als ob er unter ihrer Last sterbe.

C18s Vater entlockte das ein belustigtes Glucksen und er sagte zu seiner Frau: „Sieh dir doch diese Prachtexemplare an! Wer hätte geahnt das es zwei solche Engel auf dieser Welt gibt.“

Ihre Mutter klopfte sich Erde von ihrer Gärtnerschürze und meinte:

„Ganz ehrlich, ich hielt es nicht für möglich. Ich dachte Kinder wären immer nur am heulen, jammern, streiten und kreischen. Doch diese beiden – sie sind das komplette Gegenteil von unseren leiblichen Kindern. Es war eine gute Idee sie aus dem Weisenhaus zu holen. So können wir wenigstens zwei Kindern Glück bescheren, die es auch wirklich verdienen.“

C18s Vater nickte zustimmend. Dann verfinsterte sich seine Miene und er sagte:

„Uns ist es wohl nicht bestimmt eigene Kinder zu haben. Aber ehrlich gesagt, hätte ich gewusst, was für Teufel unsere leiblichen Kinder sind, ich hätte sie gleich nach ihrer Geburt in einen Sack gesteckt und sie im miefigsten Fluss der Stadt ertränkt.“

Er drehte sich in Richtung der Zwillinge und beide duckten sich erschrocken hinter der Hecke. Doch die letzten Sätze die C18 von ihrem Vater vernahm, blieben ihr auf Ewig im Gedächtnis haften.

„Ratten sind sie. Verdorbene Ratten! Ich bete zu Gott das sie in irgendeiner Gosse verrecken…“
 


 

Letztendlich waren die Zwillinge nicht zu ihren Eltern gegangen. Warum auch? Sie hatten genug gehört um zu wissen, dass sie nie wieder bei ihnen willkommen waren.

Auf der Rückfahrt ins Ghetto von Big City nahm sie ein alter gutmütiger Mann mit. Er fragte sie des Öfteren, weshalb sie zu so später Stunde noch allein unterwegs waren, doch die beiden Kinder schwiegen. Daraufhin ließ sich der Greis darüber aus, wie verantwortungslos doch manche Eltern wären und wo die heutige Jugend enden würde.

Nach zwanzigminütiger Fahrt, ließ er sie an einer Sitzbank, neben einer defekten flackernden Straßenlaterne raus.

Auf das Angebot ob er die Zwillinge nicht lieber bei ihren Eltern abliefern sollte, antworte C17 nur, dass sie keine hätten und knallte, ohne ein Danke, die rostige Autotür zu.

C18 bekam davon nichts mit.

Seid dem Wiedersehen mit ihren Eltern waren die letzten Minuten wie in Trance an ihr vorbeigezogen. Ohne es richtig zu bemerken, hatte sie sich auf die klapprige Bank gesetzt, stützte ihr Kinn in die Hände und sah mit leerem Blick geradeaus. Selbst das C17 sich neben ihr niederließ war ihr nicht wirklich aufgefallen.

Um diese Zeit war sie eigentlich schon längst in einer Wohnung und lag im Bett eines abwesenden Mieters. Kinder wie sie hatten mitten in der Nacht, nichts in einer solch gefährlichen Gegend zu suchen, das wusste sie von jäh her.

Doch ihr Leben schien ihr auf einmal so sinnlos.

„Ausgetauscht… Du wurdest ausgetauscht wie eine kaputte Puppe.“

So viele Gedanken und Gehörtes schwirrte C18 durch den Kopf, doch letztendlich kam ihr immer dieser eine Satz in den Sinn.

Wortfetzen ihres Vaters spukten um sie herum.
 

„…ich hätte sie gleich nach ihrer Geburt in einen Sack gesteckt und sie im miefigsten Fluss der Stadt ertränkt.“
 

Wie konnte er so etwas sagen?
 

„Ratten sind sie. Verdorbene Ratten! Ich bete zu Gott das sie in irgendeiner Gosse verrecken…“
 

Er war doch ihr Vater!

Wie konnte er so etwas sagen?

Noch ehe C18 es verhindern konnte, spürte sie ein Kribbeln unter den Augenliedern, dass die ersten Tränen ankündigte. Es war ihr peinlich vor C17 zu weinen, doch sie konnte einfach nicht mehr. Schluchzend verbarg sie ihr Gesicht in den Händen und wünschte ihr Bruder würde von einem Meteoriten erschlagen. Sie spürte genau seinen Blick auf ihr ruhen.

Es vergingen einpaar Minuten, dann hörte sie ein leises Knarren neben sich und merkte wie C17 sich von ihr entfernte.

Darüber war sie mehr als froh. Sie hatte schon mit dem Gedanken gespielt, ihm entgegenzubrüllen, dass er endlich verschwinden solle – so peinlich war ihre Heulattacke.

Plötzlich…
 

„Hey kleiner Hosenmatz, solltest du nicht schon längst im Bett sein? ARGH!!! MEINE EIER!!! HIMMEL, ARSCH…“
 

Erschrocken blickte C18 mit tränennassem Gesicht auf. Auf der anderen Straßenseite fiel ein Mann zu Boden, der C17 mindestens um das dreifache überragte und presste jaulend seine Hände zwischen die Beine. Ihr Bruder begann mittlerweile seelenruhig die Jackentaschen des Mannes zu plündern, schlug ihm noch einmal mit der Faust in die Magengrube als sein Opfer nach ihm greifen wollte und schien irgendwann fündig geworden zu sein.

Mit einer vollkommenen Gelassenheit, stieg er über den Mann, trat dabei absichtlich auf dessen Gesicht und kam wieder auf C18 zu.

Die üblen Verwünschungen seines Opfers ignorierend, setzte sich C17 neben sie, grinste mit einem spitzbübischen Lächeln und präsentierte ihr das Portmonee des Mannes.

„Vergiss die Alten. Hast du Hunger?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2009-05-26T23:34:21+00:00 27.05.2009 01:34
Mouh ich hatte irgendwie leicht Wasser in den Augen stehen, ich weiß nicht wieso, aber auf Kinder in so einer Situation reagiere ich immer ganz schrecklich sensibel >.<
Ich verstehe einfach nicht wie man als Eltern so grausame Dinge über seine Kinder sagen kann - ich meine klar, nur weil man blutsverwandt ist, heißt das nicht gleich, dass man sich über alles lieben muss, aber ein bisschen Zuneigung, ein bisschen Bedauern muss doch da irgendwo sein, mich hat diese Lieblosigkeit in der die beiden von den Zwillingen gesprochen haben, irgendwie ziemlich erschüttert...
Die beiden haben mir so unendlich leid getan... was ich alelrdings süß fand, war diese kleine Geste von C17, naja gut, dass er einen Typen überfallen hat, war vielleicht weniger nett, aber dass er sich dann doch um seine Schwester sorgt und sich um sie kümmert, war irgendwie rührend und das Kapitel hast du so auch schön ausklingen lassen ... Ich weiß nich, ich bin gerade irgendwie ziemlich nachdenklich...

Was mir auch gut gefallen hat, war diese Metapher mit dem Garten... dieser Schwenk von dem makellosen Viertel in die Hinterhöfe, ich bin wirklich beeindruckt oov.

In schweigender Andacht, Katze
Von: abgemeldet
2008-12-30T15:33:57+00:00 30.12.2008 16:33
Nach langer Abwesenheit wieder ein kommi von mir!
Puh was soll ich sagen? Es gibt nichts mehr zu erwähnen. Wr zu spät kommt den bestraft das Leben xD
C18s Eltern sind echt das letzte! Aber das macht das ganze glaubwürdig. Bei selbsterfundenen Charas würde ich jetzt Mary Sue-Alarm geben. Aber du stellst sie in der GEgenwart als sehr stark und nicht als verheultes Teeniegirl da und ihre schwachen Momente in der Vergangenheit erinnern an ein echtes kleines Mädchen. Wirklich toll ^^ Ich kann mich rutila nur anschließen. C18 ist kein bisschen OOC sie ist hier wie die echte C18 und dein Sprung zwischen den Zeiten gelingt dir immer! ;-)
mach bitte schnell weiter, ich frue mich schon tierisch aufs nächste kapitel!
Von: abgemeldet
2008-12-18T17:56:31+00:00 18.12.2008 18:56
XDDDDDDDDDDDDDD
C17 ist geil! ich mag den kerl voll! du stellst ihn auch super dar. Deine Ff ist klasse aber das sind sie immer gewesen. Muss meinen vorgängern auch zustimmen, die ff hat etwas trauriges an sich. Aber das find ich net schlimm. Man merkt wie du dich von jeder FF steigerst. Mach weiter so, vllt wirst du mal profi ^_~

Von:  rutila-luu
2008-12-15T19:33:17+00:00 15.12.2008 20:33
ich stimme ratatouille zu, deine story hat was traurig,tiefgründiges-ich mag das.
Und ich mag mir c18 gerne als kleines Mädchen vorstellen, ich glaub sie war damals auch schon hübsch,vllt wie son kleines dreckiges Püppchen.
Und auch auf die gefahr hin mich zu wiederholen ich finde deine Übergänge von der Story und der Gegenwart von C18 und Marron echt toll =) Und vorallem c18 kommt mir in der gegenwart sehr Charaktergetreu vor,das is toll.
freu mich schon aufs nächste Kapitel!

Von: abgemeldet
2008-12-13T16:24:52+00:00 13.12.2008 17:24
"Zeig mir deinen Hintergarten und ich sag dir wer du bist"

lol
Was für eine Lebensweisheit.
Dieses Kapitel fand ich wirklich sehr traurig. Die Stelle in der C18 denkt, das sie ausgetauscht wurde wie eine puppe erinnert mich an A.I.
Deine Geschichte hat etwas tiefgründiges an sich. C18s eltern konnten sie nicht lieben, weil sie schlechte Erinnerungen mit der Geburt der beiden verbinden und jetzt haben sie die Kinder quasi ersetzt.
Das hat mich wirklich melancholisch gestimmt. Gegen Ende hast du das Kapitel mit C17s Aktion aber wieder aufgelockert. Das kannst du ziemlich gut.
Von mir also eine positive Bewertung.
Ich hoffe es geht bald weiter!


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