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Atrophy

by mir und crazypark
von

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6. Kapitel
 

Vivian
 

Die gesamte Fahrt lang schwieg ich. Wirklich viel gab es auch nicht zu sagen. In meinem Kopf herrschte gerade das reinste Chaos, welches sich sobald auch nicht legen würde. Mir blieb wohl nichts anderes übrig, als herauszufinden warum ich heute so reagiert hatte. Dies konnte ich nur durch Julians Hilfe.

Als ich die dunkle Auffahrt entlang fuhr, war mir schon klar, dass auch heute niemand zu Hause sein würde. Zum Glück. Auf meinen Vater hatte ich sowieso keinen Bock. Ich hielt direkt vor der Tür und stieg aus. Ohne ein Wort zu verlieren betrat ich das Haus und ließ die Tür offen. Der Kleine würde mir folgen, dessen war ich mir sicher. Wo sollte er auch sonst hin?

Erst als ich meine Schuhe in eine Ecke verbannt, fand ich meine Stimme scheinbar wieder.

"Wo willst du schlafen? Soll ich dir ein Gästezimmer fertig machen oder willst du ...". Ich stockte mitten im Satz. Sollte oder besser gesagt, wollte ich das überhaupt fragen? Ach was soll's, warum sich Gedanken machen. Scheinbar war es ja hier an der Tagesordnung auch was mit Jungs zu haben, wenn ich da so an Theon zurückdachte.

" ... bei mir bleiben", fuhr ich daher fort, dennoch kam es mir leiser und unsicherer über die Lippen, als ich es ursprünglich wollte.
 

Julian
 

Ich wusste inzwischen nicht mehr, was ich von der Szene halten sollte, die sich vor wenigen Minuten abgespielt hatte. War Vivian etwa eifersüchtig? Und warum machte er mir solche Vorwürfe, wenn er mit dem Weib, was er ins Zimmer geschleppt hatte, doch genau das Gleiche vorhatte, wie ich mit Theon? Ich verstand diesen Kerl gerade nicht mehr und diese Sache, die nun zwischen uns stand, musste dringend geklärt werden, sonst würde mein Kopf noch platzen.

Erleichtert atmete ich auf, als wir bei Vivian ankamen. Die Stille, die während der gesamten Fahrt geherrscht hatte, hatte mich nur noch nervöser gemacht.

Ich beeilte mich ihm zu folgen, da er es nicht für nötig hielt, auf mich zu warten. Diese Tatsache machte mich schon wieder wütend, war ich etwa sein Schoßhündchen? Meine Güte, ich sollte dringend wieder runterkommen, sonst würde das Gespräch, was wir unweigerlich führen mussten, in einem Blutbad enden. Wut war keine gute Grundlage für eine Diskussion.

Nachdem ich im Haus angekommen wat, tat ich es Vivian gleich und zog meine Chucks und Jacke aus.

Seine Frage brachte mich wieder runter und ich musste wegen seiner Unbeholfenheit grinsen. Gott, wie süß war das denn? "Ich würde gerne bei dir schlafen, wenn es dir nichts ausmacht", sagte ich schüchtern. Ich war mir dabei durchaus meiner Wirkung bewusst.

"Ich glaube wir sollten reden."
 

Vivian
 

Ich lächelte etwas, immerhin machte es mich doch irgendwie glücklich, dass er bei mir bleiben wollte, auch wenn ich mir nicht sicher war, was noch geschehen würde.

"Gleich, ich will erst aus diesen Sachen raus", antwortete ich und deutete an, dass ich erst einmal nach oben gehen würde, mich umziehen. "Mach es dir in meinem Zimmer bequem", und schon war ich verschwunden. Im Bad angekommen, schminkte ich mich ab und versuchte dabei nicht einmal kurz an das kommende Gespräch zu denken, was mir jedoch kaum gelingen wollte. Ich hatte Angst davor, was kommen mochte, wie sich hier alles entwickelte, denn irgendwie schien die Sache mir völlig zu entgleiten.

Ich konnte mir ebenfalls denken, was für Fragen er stellen würde, doch Antworten hatte ich darauf keine.

Nach zehn Minuten kam ich mit einer knielangen Baggie und einem weiten Shirt aus dem Bad und stoppte vor meiner Zimmertür. Ich konnte mich nicht entsinnen, dass ich jemals so nervös vor einem solchen Gespräch gewesen war. Bisher waren mir aber auch die anderen völlig egal gewesen, nur jetzt schien alles anders.

Ich fasste all meinen Mut zusammen, betrat mein eigenes Reich und schmiss mich lässig auf mein Bett, in der Hoffnung, dass Julian zuerst das Wort ergreifen würde.
 

Julian
 

Ich nickte noch zustimmend, bevor ich mich wie geheißen auf den Weg in Vivians Zimmer machte. Dort angekommen setzte ich mich aufs Bett und dachte darüber nach, wie ich wohl am besten das Gespräch beginnen sollte. Gleich mit der Tür ins Haus fallen und eine direkte Frage stellen oder lieber um den heißen Brei herum reden? Warum war das immer nur so kompliziert, sobald Gefühle im Spiel waren? Ich liebte ihn doch so sehr und war nun total verunsichert. Was war das da nur zwischen uns?

Erwartungsvoll schaute ich ihn an, als er das Zimmer betrat, aber ganz offensichtlich wollte er nicht zuerst das Gespräch beginnen. War ja wieder klar, typisch Kerl. Verunsichert blickte ich auf ihn hinab und versuchte, die richtigen Worte zu finden. "Eine scheiß Party, hm", versuchte ich locker zu beginnen, merkte aber gleich, wie bescheuert sich das anhörte und fügte nach einer kurzen Pause hinzu: "Was bin ich für dich?" Ich wendete meinen Blick ab und starrte stattdessen auf die Gitarren. Zwar wollte ich eine ehrliche Antwort von ihm, aber konnte es nicht ertragen, ihm weiter in die Augen zu sehen. Hatte Angst, in ihnen die Wahrheit zu lesen, egal wie die auch aussehen mochte. Ich könnte es nicht verkraften, von ihm eine direkte Abweisung zu bekommen.
 

Vivian
 

Zuerst dachte ich, ich hätte mich verhört. Der Kleine wollte doch nicht ernsthaft über diese Party reden? Doch nur Sekunden später kam die Frage, vor welcher ich mich am meisten gefürchtet hatte. Was sollte ich darauf antworten? Wenn ich ihn einfach abwies, war es eine Lüge, aber die Wahrheit kannte ich nicht. Gott, in diesem Moment wünschte ich mich zu meinem Psychologen. Der konnte mir immer helfen. Aber dieser Typ musste ja unbedingt für einen Monat nach Timbuktu reisen.

"Ich weiß es nicht", war also meine schlaue Antwort. Super, jetzt war der arme Junge genau so schlau, wie vorher. Ich hatte diesem Gespräch zugestimmt, also lag es ja an mir, meine Aussage auch zu erklären.

"Hör zu, bis gestern hast du nicht einmal für mich existiert. Ich kannte ja noch nicht einmal deinen Namen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, wegen ... nun ja der Sache halt." ich brach ab. Wollte ich das alles mit einem Gewissen erklären? Fing ich jetzt schon wieder an mich selbst zu belügen?

"Ich will ehrlich zu dir sein. Du übst eine gewisse Anziehung auf mich aus, welche ich nicht erklären kann. Daher kann ich dir die Frage nicht beantworten, noch nicht. Gibst du mir die Möglichkeit es herauszufinden?"

Gut, ich stand eindeutig neben der Spur. Seit wann war ich so gefühlvoll? Irgendwie erkannte ich mich selbst nicht mehr.
 

Julian
 

Er wusste es nicht? Nun gut, so eine Antwort war immer noch besser als eine konkrete Abweisung. Damit konnte ich noch eher umgehen. Aufmerksam lauschte ich dann seinen nächsten Worten und meine Augen wurden dabei immer größer. Ich hatte Vivian gar nicht so viel Sensibilität zugetraut. Ich war ehrlich positiv überrascht und freute mich wie ein Schnitzel, als er mir diese Frage stellte. Er wollte es also tatsächlich mit mir versuchen, oder zumindest herausfinden, was er wirklich für mich empfand. Das war...mehr als ich mir je erträumt hatte. Ich musste wahrscheinlich grinsen wie ein Honigkuchenpferd, aber ich war in diesem Moment so glücklich, wie schon lange nicht mehr. Statt eine Antwort zu geben, stützte ich meine Arme dicht neben seinen Schultern ab und beugte mich runter, um ihm einen sanften Kuss auf die Lippen zu hauchen. Das Gefühl, was sogleich meinen Körper durchströmte, war unbeschreiblich. Was so eine kleine Berührung für eine Wirkung auf mich hatte, war erschreckend und schön zugleich. Am liebsten hätte ich ihm gesagt, was ich für ihn empfinde, aber damit hätte ich ihn nur verunsichert und den wunderbaren Moment zerstört. Also widerstand ich dem Drang und schaute ihm stattdessen nur verliebt in die Augen.
 

Vivian
 

Irgendwie machte mir das Grinsen des Jungen Angst. Ich meine, ich hatte ihm doch keine Hoffnungen gemacht oder? Ich war Realist und rechnete deshalb mit einer Phase, welche sicher bald enden würde, aber trotzdem hieß es abwarten. Ich war jung und scheinbar auch experimentierfreudig.

Ich sah in die regelrecht strahlenden Augen meines Gegenübers und musste schon allein deswegen schmunzeln. Julian war einfach zu süß für die Welt. Allein seine unschuldige Ausstrahlung brachte mich völlig um den Verstand.

"Aber ich hätte da zwei Bedingungen", grinste ich breit. Mich bekam man ja immerhin nicht einfach so, obwohl, er eigentlich schon.

"Erstens: Das Ganze bleibt unter uns! Und zweitens: Halt dich fern von Theon!" Bah, wenn ich diesen Namen schon hörte, wurde mir übel. Diese halbe Portion würde mir nie das Wasser reichen können und schon gar nicht wollte ich ihm etwas, wie den Kleinen hier, überlassen. Der Typ wurmte mich einfach. Zum Glück war dies sein letztes Jahr, aber der drehte sicher noch eine Ehrenrunde, nur um mich in den Wahnsinn zu treiben.
 

Julian
 

Fragend hob ich meine Augenbrauen, als ich seine Bedingungen hörte. Das klang irgendwie nach Erpressung. Aber andererseits waren seine Ansprüche nachvollziehbar. Wenn ich so einen Ruf zu verlieren hätte, würde ich wahrscheinlich genauso reagieren und die Sache mit Theon war eh kein Problem, da er schließlich nur Mittel zum Zweck gewesen war. "Geht klar, oh großer Emir", stimmte ich breit grinsend zu. Ein wenig necken würde wohl noch erlaubt sein, oder?

Immer noch lächelnd legte ich mich aufs Bett und kuschelte mich an meinen Schatz, in der Hoffnung, ihn damit nicht zu überfordern. Meinen Kopf legte ich auf seine Brust und mein linker Arm schlang sich um seine Taille. Tief atmete ich seinen unwiderstehlichen Duft ein und allein das machte mich zum zufriedensten Menschen auf der Welt. Von mir aus könnten wir ewig so daliegen, langweilig würde es nicht für mich werden. Aber da ich ja wusste, dass Vivian ein Typ war, der immer unterhalten werden wollte, fragte ich: "Was wollen wir jetzt machen?". Diese Frage war auch deshalb berechtigt, weil es noch früh am Abend war, da wir schon so zeitig von der Party abgehauen waren und ich somit noch kein bisschen müde war.
 

Vivian
 

Ich musste kurz bei meinem neuen Titel auflachen. Dennoch waren mir diese zwei Punkte äußerst wichtig. Mein Ruf war eigentlich alles was ich hatte. Wir lebten hier in L.A. Ohne einen gewissen Status war man aufgeschmissen. Jeder behauptete, dass er sich nichts aus den Worten der anderen machte, aber dies stimmte nicht. Wenn man hier überleben wollte, brauchte man Reputation und sollte vor allem früh damit anfangen. Ich hatte zum Beispiel meinen Platz in Jale schon längst sicher, auch wenn meine Noten bei weitem nicht dazu ausreichten, dafür aber das Geld meines Vaters. So war hier der Lauf des Lebens.

"Ich weiß nicht. Such dir was aus", murmelte ich nur, während meine Augen geschlossen waren und ich sanft über den Rücken des Kleineren strich. Das verdammte Koks hörte auf zu wirken und zog mich in diesen Strudel der Lustlosigkeit hinein. Ich hasste die Zeit danach. Entweder man zog sich die nächste Line oder puschte sich anderweitig, oder man konnte sich gleich vergessen. In diesem Moment fielen mir wieder die Pillen ein, welche ich mir vorhin in eine meiner Taschen gesteckt hatte. Ich kramte die Tüte heraus und legte sie behutsam auf den Nachtschrank, immerhin wollte ich nicht riskieren, dass die kleinen Dinger kaputt gingen.
 

Julian
 

Ich ließ mir nur zu gerne die Streicheleinheiten gefallen und musste aufpassen, nicht mit Schnurren anzufangen. Es war so wunderschön in Vivians Armen zu liegen und einfach nur zu chillen. Ich wurde allerdings aus meinem tranceartigen Zustand gerissen, als der Körper unter mir sich bewegte und etwas raschelte. Träge öffnete ich meine Lider, um nach der Ursache für diese Störung zu suchen. Meine Augen weiteten sich schlagartig, als ich das Päckchen mit den roten Tabletten sah.

"Was ist das?", fragte ich misstrauisch. Diese Pillen sahen verdammt noch mal nach Drogen aus und ich hatte vor L.A. lange genug damit zu tun gehabt, um so etwas zu erkennen. Mit gerunzelter Stirn betrachtete ich Vivian. Hatte er etwa schon etwas geschmissen? Ich musste unbedingt in seine Pupillen gucken, um sicher zu gehen. Bisher hatte ich gar nicht großartig auf seine Augen geachtet, daher forderte ich: "Mach mal bitte die Augen auf."
 

Vivian
 

"Nach was sieht es denn aus", murmelte ich gelangweilt. Ich hatte noch nie ein Geheimnis daraus gemacht, ab und zu mal was zu konsumieren. Es tat hier doch eh jeder und von daher war es für mich das Normalste der Welt. Ich war so aufgewachsen und mein Vater war wohl das beste Beispiel.

Ich verstand nicht, wo nun das Problem war, dennoch gehorchte ich ohne Widerspruch und öffnete meine Augen. Sie brannten ein wenig, was aber auch an meiner aufkommenden Müdigkeit liegen konnte. Scheiß Zeug, warum musste man sich danach immer so fertig fühlen?

Ich blickte in die hübschen Augen meines Gegenübers und lächelte etwas, um die Situation zu entschärfen.

"Du willst wissen, ob ich was genommen hab. Ja, am Anfang der Party. So wie es immer abläuft", erklärte ich ehrlich. Warum sollte ich auch lügen. Meine Augen würden mich sicher so oder so verraten. Ich ließ mich wieder nach hinten auf das Kissen sinken und seufzte leise.
 

Julian
 

Geschockt sah ich ihn an. Ich konnte einfach nicht glauben, dass er das Ganze so runterspielte. Es ging hier um Drogen und er redete davon, als wäre es das Normalste der Welt. Völlig neben der Spur sprang ich vom Bett auf, rannte ins Badezimmer und schmiss die Tür hinter mir ins Schloss. Ich wusste, dass der Ausbruch etwas übertrieben rüberkommen musste, aber Vivian mit diesen riesigen Pupillen zu sehen, hatte mich schlagartig an meine Mutter erinnert. Zwar nahm sie keine Chemie, aber dafür trank sie wie ein Loch und die Folgen davon waren noch immer auf meinem Körper zu sehen. Die Erinnerungen überrollten mich mit voller Wucht und ich fing an wie Espenlaub zu zittern. 'Scheiße, beruhige dich', ermahnte ich mich selbst, doch es half nichts. Vorsichtshalber setzte ich mich auf den Klodeckel, bevor meine Beine noch unter mir nachgaben. Verdammt, ich hatte echt Schiss, dass Vivian mal genauso ausrasten könnte und sein Ausbruch heute hatte mir ja bewiesen, dass dies durchaus möglich war. Ob ich ihn wohl jetzt schon wütend gemacht hatte? Ängstlich zog ich meine Beine an und schlang meine Arme darum und versuchte mein Zittern unter Kontrolle zu bekommen, als schon die ersten Tränen ihren Weg aus meinen Augen fanden. Gott, ich war so ein Schwächling, aber ich konnte einfach nichts gegen meine Panik tun.
 

Vivian
 

Irritiert blickte ich der imaginären Staubwolke hinterher, welche nur noch übrig war. Was ging denn jetzt ab? Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, dass es meine Schuld war. Ich erhob mich langsam und ignorierte mein Trägheitsgefühl. Ich wollte zu ihm, nach ihm sehen und wissen, was hier los war.

Ich klopfte erst höflicher Weise an die Zimmertür, öffnete sie aber ohne eine Antwort abzuwarten. Das Bild, welches sich mir bot, versetzte mir einen Stich direkt ins Herz. Er sah so hilflos aus. Ohne zu zögern näherte ich mich der zitternden Gestalt, hockte mich zu dieser und nahm Julian fest in den Arm. Ich konnte mir nicht vorstellen, weswegen er so reagierte, dennoch fühlte ich mich dafür verantwortlich.

"Hey Kleiner, was ist denn?", fragte ich fürsorglich und strich über einen der kalten Arme. Was sollte ich tun? Ich war gerade mit der Situation mehr als überfordert.

"Hab ich was falsch gemacht?"

Das letzte Mal, als ich mich so gefühlt hatte, war die kleine Göre von Matt gegen mich gelaufen und hatte stundenlang geheult, bis ich ihr ein Becher Schokoeiscreme geholt hatte, aber ich bezweifelte, dass dies hier etwas nützen würde.
 

Julian
 

Erschrocken blickte ich auf, als Vivian das Badezimmer betrat. Ich versuchte gar nicht erst, meine Tränen zu verstecken, denn dafür war es bereits zu spät. Lieber ließ ich mich von ihm trösten und kuschelte mich in seine beschützende Umarmung. Leicht schüttelte ich den Kopf als Beantwortung seiner Frage und fügte noch hinzu: "Ja ... nein ... ach keine Ahnung", wisperte ich hilflos, "das gerade eben hat mich nur so sehr eine meine Mutter erinnert."

Mein Tränenfluss wurde wieder schlimmer und nun fing ich auch noch an hemmungslos zu schluchzen. Mir war das alles ziemlich unangenehm, aber ich hatte nicht die Macht, diese Gefühle zu unterdrücken. Ich hasste meine Mutter für das, was sie mir angetan hatte, aber noch viel mehr verachtete ich mich dafür, dass ich es so lange stumm ertragen hatte. "Halt mich einfach nur fest", flüsterte ich tonlos, nachdem mein Heulkrampf etwas nachgelassen hatte.
 

Vivian
 

Ich schwieg und hielt den zierlichen Körper einfach in meinem Armen und hoffte, ihm so etwas helfen zu können. Ich merkte, wie langsam mein Shirt nass wurde, aber es störte mich in diesem Moment nicht. Ich wusste nicht, was seine Mutter mit ihm gemacht hatte, aber ich konnte es mir nach dem Veilchen, welches ja noch immer sein Gesicht zierte, gut vorstellen. "Es tut mir leid", wisperte ich ehrlich. Ich hob den Kleineren auf meine Arme und trug ihn zurück in mein Zimmer, wo ich ihn auf den Bett ablegte und mich zu ihm gesellte, nur um ihn sofort wieder an mich zu ziehen.

"Ich wollte dir keine Angst machen". Ich fühlte mich so verdammt schuldig an dieser Situation. Vielleicht sollte ich ihm doch ein Eis holen, aber der Junge war ja keine 4 mehr.

Ich verteilte leichte Küsse auf seiner Stirn, hinab zu den Wangen, um die feuchten Spuren zu beseitigen. Zum Glück hatte er wasserfestes Make-up drauf. Sonst hätte ich mein Shirt sicher wegschmeißen können.
 

Julian
 

Widerstandslos ließ ich mich von Vivian zurück in sein Zimmer tragen und kuschelte mich dann erneut an ihn. "Ist schon okay", versicherte ich ihm. Er konnte es ja schließlich nicht ahnen, dass meine Mutter eine Säuferin war. Ich hatte nur so verdammte Angst, dass er genau so werden könnte. Wollte nicht, dass er sich damit sein Leben versaute, aber das behielt ich vorerst für mich, da er wahrscheinlich eh nicht auf mich hören würde.

Ich fühlte mich schon wieder etwas besser, als er sich so zärtlich um mich kümmerte. Zufrieden schloss ich meine Augen und gab dann ein kleines Schnurren von mir. "Danke", murmelte ich noch, bevor ich seinen Mund mit meinem versiegelte und leicht an seiner Unterlippe knabberte. Diese vollen Lippen luden ganz einfach dazu ein und hatten mich schon süchtig gemacht. Ich drängte mich noch näher an den warmen Körper und legte meine Hand in Vivians Nacken, um ihn dort zu kraulen.
 

Vivian
 

Ich beließ den Kuss bei der kleinen Berührung und trennte mich wieder von dem Kleinen. Ich sah schon, wie das enden würde, wenn ich mich in diesen Zärtlichkeiten verlor und dies wollte ich nun wirklich nicht, zumindest nicht heute.

"Sei mir nicht böse, aber ich bin wirklich fertig", wisperte ich entschuldigend und platzierte einen flüchtigen Kuss auf die Nasenspitze von Julian.

Die Tage waren wirklich anstrengend gewesen und ich hoffte, wenigstens in dieser Nacht etwas Schlaf finden zu können, was ich aber nicht bezweifelte, weil mir fast automatisch die Augen zufielen. Immerhin war es besser nun zu schlafen, als auf weitere Nachwirkungen zu warten und dass diese kommen würden, war so sicher wie das Amen in der Kirche, immerhin war das Zeug von Rob nichts für sanfte Gemüter.

Ich hatte schnell meine Umwelt ausgeschaltet und der warme Körper in meinen Armen trug noch mehr dazu bei, dass ich mich recht schnell in meiner Traumwelt wieder fand.
 

Tbc



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