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Raftel (1)

When Spirits Are Calling My Name ...
von

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35 - Abschied eines Versprechens

Weit in der Ferne am anderen Ende der Insel ungefähr zur selben Stunde fuhr eine junge Frau aus dem Schlaf hoch. Sie musste hier am Lagerfeuer in ihrem bequemen Liegestuhl kurz eingenickt sein. Nun war das Feuer herunter gebrannt und glimmt dunkelrot aus. Alle anderen musste schon lange zu Bett gegangen sein. Hier und da drang bestätigendes Schnarrchen aus den offenen Zelten. Es war eine laue Nacht mit einem prachtvollen Sternenhimmel. Die Wellen rauschten sanft an den feinen weißen Paradiesstrand. Doch die Idylle trügte.

Jemand hatte doch ihren Namen gerufen? Davon war sie erwacht. Sie war sich ganz sicher und fasste sich an den Hals. Der rote Schmetterling flatterte wie wild und versprühte rote Funken. Es schmerzte nicht, sondern fühlt sich leicht und befreiend an. Er wollte wegfliegen, aber seinen feinen Füßchen klebten weiterhin an ihrem Hals fest, wie die Fliege in einem Spinnennetz. Tashigi sprang panisch von ihrem Stuhl auf und warf die Wolldecke weg in den Sand. Irgendwas war anders! Sie blickte in die Zelte und stellte Zoros Abwesenheit fest. Irgendwas war falsch! Böse Befürchtungen ließen sie frösteln und in Angst versetzen. Sie rannte zu dem Zelt, in welchem Chopper nächtigte. An seinem Geweih zog sie ihn hastig heraus und weckte ihn mit heftigem Schütteln. Es war ein Wunder, dass niemand sonst von der Crew aus dem Schlaf gerissen wurde und das merkwürdige Spektakel beobachten konnte.

Das kleine Rentier verstand die Welt nicht mehr, als es von dem ehemaligen Fähnrich zur See wortlos über den finsteren Weg hinauf auf den Hügel geschliffen wurde. Es jammerte und fühlte sich nicht wohl in seinem Fell. Erst oben angekommen, legten Tashigi eine Pause ein und der Arzt sah den glühenden Schmetterling, der wie eine rote Laterne den Weg samt Umgebung erleuchtete.

„Zoro ist nicht da!“ schrie sie ihn verzweifelt an.

„Nicht? Wo könnte er sein?“ Nun war Chopper endlich hellwach geworden und sah sich suchend und verwirrt um. Dann blickte er ihr ins Gesicht. Tränen standen ihr in den Augen. Erst jetzt begriff das Rentier den Ernst der Lage. Man musste mit dem Schlimmsten rechnen. Chopper hielt hier oben über allen Hügeln seine Nase in die Luft und nahm Witterung auf. Erschrocken zuckte er zusammen und wurde gar unter seinem dicken Fell blass: Er roch Blut, viel Blut. Darunter das von Zoro. Der Arzt deutete in einen Richtung und Tashigi, die jeden einzelnen Pfad noch aus ihrer Dienstzeit kannte, rannte wie von Sinnen voraus. Es war ihr egal, was sie dort vorfinden würde und ob es gefährlich wäre. Wenn er nur noch leben würde ...

Das Rentier konnte trotz seiner guten Trittfestigkeit der Vorauseilenden kaum folgen. Noch nie hatte er jemanden so rennen sehen. Natürlich war er selbst mehr als besorgt, wie es um seinen besten Freund stand, doch Tashigis Verhalten gegenüber Zoro konnte er nicht zuordnen. Sicher, die beiden hatten sich in den letzten Wochen gut verstanden, aber dass sie dann gleich so ausrasten würde vor Sorge? Das musste er bei Gelegenheit mal ergründen.

Sie rannte und rannte. Zielstrebig zu der Bucht, die Chopper eben in der Ferne gedeutet hatte. Das Herz schlug ihr bis zum Hals und der Angstschweiß rannte in Bächen ihren Rücken hinab. Hatte der Fischer nicht gesagt, sie sollten alle auf den Grünhaarigen aufpassen? Und nun so was! Hatten sie versagt? Wieder wurde sie panisch. Eigentlich müsste man sich um Zoro keine Sorgen machen, doch der Schmetterling tobte. Es war ein unmissverständlicher Hinweis, dass etwas Böses passiert sein musste.

Erschöpft und schwer keuchend erreichten sie endlich den gesuchten Ort. Der dunkle Weg hierher lag hinter ihnen und war den beiden wie eine Ewigkeit vorgekommen. Nun breitete sich vor ihnen gespenstisch schön ein breiter Steinstrand vor aus, aus dem hohe, blanke Felsen ragten und den Blick auf das tobende Meer einschränkten. Es waren die Bilder eines harten, vergangenen Kampfes und die Wellen krachten wie in Rage über die Naturzerstörung wild gegen den Strand. Der Nebel hatte sich gelichtet. Nun reflektieren die Steine das Mondlicht diffus.

Orientierungs- und atemlos setzten sie ihren Weg fort. Sie irrten über den unübersichtlichen Abschnitt und konnten sich erst nicht erklären, was eigentlich überhaupt passiert sein könnte. Erst als sie am anderen Ende der Bucht die Schatten von Mihawks Schiff erspähen konnten, wurde aus einer Vermutung eine handfeste Tatsache. In dem Zwielicht war schwer auszumachen, ob es sich dort um Steine oder Menschen handelte. „Bitte lass es Zoro sein...“ schickte Tashigi einen Wunsch zum Himmel. Mittlerweile gingen sie im Laufschritt über den holprigen Grund auf die entdecken Objekte zu. Kopflos. Sorglos. Sie sahen nicht nach rechts und links, ob Feinde oder ein Hinterhalt um sie herum wären. Alles verschwand in eine weit entfernte Welt. Nur noch das Vorausliegende war wichtig.

„Zoro!“ kreischte sie plötzlich los und rannte auf den leblos wirkenden Körper zu. Chopper folgte ihr entsetzt.

„Ah, wir brauchen einen Arzt!“ rannte das Rentier in panischen Kreisen um den Verletzten und seinen Engel, der heulend neben diesem kniete und hoffnungslos seinen Namen rief. Über allem schien leuchtend grell der rote Schmetterling.

Mit einem Stopp aus vollem Rentiergalopp kam Chopper wieder zu sich selbst. Sein bester Freund lebte doch noch! Was lief er selbst dann hier für Amokkreise? Zoro brauchte sofort ärztliche Notfallmedizin.

„Er muss aus dem Wasser raus! Hilf mir!“ riss er Tashigi zurück in die Realität. Gemeinsam zogen sie ihn ein gutes Stück an den Armen auf den trockenen Felsgrund. Dabei achtete der Arzt peinlichst genau, dass der schnell angelegte Druckverband am Hals nicht verrutschte. Er versorgte die Wunden so gut es ging. Tashigi wollte ihm dabei helfen, doch es gab für sie nichts zu tun. Sie fühlte weiter diesen bockigen Falter an ihrer Kehle.

„Was will sie denn noch? Er hat doch gewonnen?“ fragte sie wütend und enttäuscht in die Nacht hinein. Erstaunt blickte Chopper auf. Er wusste auch keinen Rat und wollte sie zurückhalten, wie sie aufsprang und sich suchend umsah. Da lagen das Kitetsu und das Shûsui. Bedächtig nahm sie beide an sich. Aber wo war das Wadôichimonji? Sie ging ein Stück weiter dorthin, wo sie Mihawk im Salzwasser entdeckte. Der Auslöser für all dieses Ganze lebte noch! Zorn wurde in ihr zu blinder Wut. Scheppernd ließ sie die beiden Katana fallen, stapfte energisch auf das menschliche Scheusal zu, welches ihr gerade ihre Liebe unbewusst in den Tod entreißen wollte.

„Du bist an allem Schuld!“ schrie sie gleichgültig darüber, ob der besiegte Samurai es überhaupt vernehmen würde. Da glänzte etwas wie pures Licht im seichten Wasser. Als würde Wadôichimonji sie rufen, strahlte es eine glänzende Wärme aus wie ein Lichtstrahl der Hoffnung. Sie griff in das eiskalte Wasser und zog es heraus. Der rote Schein des Schmetterlings wurde eins mit dem weißen Glanz des Katanas. Sie sah ihr Gesicht mit der Narbe wie in einem Spiegelbild in der hochpolierten Klinge. Warum war der Fluch nicht gebrochen? Was wollte ihre Schwester denn noch?

Wie von der Tarantel gestochen fuhr sie herum. Sie war nicht mehr Herr ihrer Gedanken. Außer Kontrolle wie von einem Geist besessen rammte sie Mihawk das weiße Katana in den Brustkorb.

„Lass uns endlich in Ruhe!“ kreischte sie hysterisch. Ob sie damit nun Mihawk oder Kuina meinte, würde auf ewig ihr Geheimnis bleiben. Es machte auch keinen Unterschied, denn für sie waren beide Schuld: Ihr Schwester, das sie der Auslöser dieser Suche war und Mihawk, weil er ihren Liebling verletzt hatte. Die Logik rückte dabei in weite Ferne. Knochen knackten, ein letztes Aufbäumen eines schon tot geglaubten Körpers und dann erlosch entgültig und ehrlos das Leben eines gefürchteten und geachteten Piraten.

Im selben Moment, wo dem Samurai seine Lebenskerze ausgeblasen wurde, löste sich der Falter von Tashigis Hals und hinterließ einen schemenhaften Abdruck. Taumelnd flatterte das rote Insekt erst noch etwas unbeholfen über die Steine, tanzte dann einige Kreise in der Luft und flog weiter an Choppers Nase vorbei zu Zoro, dass dieser aus seinem Schlaf geweckt wurde. Nur verschwommen durch einen Spalts einer Augen sah der Schwertkämpfer auf das rote Licht, dass sich da so leicht durch die Luft bewegte, wie ein Glühwürmchen. Kraftlos hob er kurz seine Hand, auf deren Fingern der Falter entlang hüpfte und einige Sekunden ins einer ganzen Schönheit verweilte. Dann erhob er sich wie ein Stern zum Himmel empor. Es war ein allerletzter Abschied.

Alle drei sahen gebannt auf dieses unglaubliche Wunder, bis es weit oben nur noch ein roter Tupfer war, der langsam erlosch. Zeitgleich erlosch auch der magischen Glanz von Wadôichimonji. Es würde für eine lange Zeit nicht wieder so einen Schein ausstrahlen wie bisher. Das Versprechen war eingelöst und der Fluch gebrochen.
 

Noch lange saßen sie schweigend da. Tashigi hatte Zoros Katana sorgfältig eingesammelt und sie dem offiziellen Schwertträger namens Chopper unter dessen Rucksack befestigt. Nun galt es, den Schwertkämpfer hier irgendwie in Richtung Thousand Sunny zu bekommen. Der kleine Arzt entschied sich dann letztendlich für die einzige Möglichkeit, sich groß zu machen und seinen besten Freund geschultert mitzuschleppen. Was anderes blieb ihnen nicht übrig. Es würde zu lange dauern, die Crew samt Schiff zur Hilfe zu holen, um sie hier aufzulesen. Gerade wollten sie gehen, als ihnen ein großer Fehler gewahr wurde. In der Ferne wurden Lichter deutlich, die zu Sturmlaternen gehörten. Und die große Gruppe von Menschen, die diese Laternen trugen, waren in Marineuniformen gehüllt. Mihawk hatte Besuch erwartet und der tauchte nun gnadenlos auf. Wie Ameisen kribbelte es nun aus allen Löchern.

„Lauft!“ hörten sie Zoro flüstern.

„Bist du bescheuert? Du kommst mit uns!“ fuhr in Chopper an, aber ein Schuss quer zwischen sein kurzes Geweih hindurch ließ ihn in Panik und wieder zurück in seine Rentierform verwandeln. Wenn sein bester Freund „Lauft!“ sagte, dann meinte er es auch so. Als Rentier folgte er ausschließlich animalischen Instinkten und die sagten ihm ebenfalls: „Lauf!“ Wie eine Rakete schoss er los Zickzack zwischen den Steinen und Felsen hindurch. Er musste so schnell wie möglich zur Sunny und die Crew holen. Höchste Eile und Hilfe war geboten. Er rannte wie von Sinnen und hörte auch nicht mehr Tashigis Stimme, die ihm noch seinen Namen verzweifelt nachrief.

Die junge Frau hatte ein ernstes Problem. Vor eigener Dummheit hatte sie ihre Schwerter nicht mitgenommen. Die standen noch an dem Liegestuhl in der Bucht sauber geordnet in Reih und Glied. Und mit Zoros Schwertern war eben ein durchgehendes Rentier in die Nacht geflohen. Somit hatte sie keine einzige Verteidigungswaffe am Leibe. Schützend stellte sie sich vor Zoro, der bereits wieder in einer Art Halbschlaf vor sich hindämmerte. Seine lebenserhaltenden Funktionen waren nun zwar stabil, aber zum Aufstehen oder gar Verteidigen war er viel zu schwach. Erst als der Schmetterling fort geflogen war, hatte er überhaupt wahrgenommen, dass Chopper und Tashigi ihn gefunden und gerettet hatten. Alles, was er aus den Augenwinkeln wahrnahm, war mehr als verschwommen. Worte erreichten ihn noch nicht. Er war unfähig, sich zu bewegen und unfähig, etwas zu fühlen.

„Vom Regen in die Traufe...“ dachte er sich, als er Marinesoldaten ausmachen konnte. Aber was hätte er auch anderes in seinem Leben erwarten können?

Sie waren umzingelt von gut drei Dutzend Soldaten, die ihre Waffen auf sie gerichtet hatten, als würden sie jeden Augenblick ausbrechen und alles niederschlagen wollen. Es war mehr als lächerlich. Ein Offizier mit kurzen, schwarzen Stoppelhaaren bahnte sich gebieterisch einen Weg durch seine Unterstellten. Er hatte sich bereist ein Bild von dem vorausgegangenen Kampf gemacht und stand nun Tashigi Auge in Auge gegenüber. Ein süffisantes Grinsen zierte sein ovales Birnengesicht mit der breiten Nase und dem ebenso breiten Mund. Obwohl er schlank und muskulös war, wirkte er aufgrund seiner geringen Körpergröße recht kompakt. Eigentlich ein recht hässlicher Vogel, dem man in Marinekreisen viele Bettgeschichten und uneheliche Kinder nachsagte. Daran musste ein Funke Wahrheit zu finden, denn Tashigi erinnerte sich nur zu gut an ihre Dienstzeit hier. Unzählige Briefchen und Geschenke hatte sie von diesem Mann bekommen, der sich Befehlshaber von Umeshu-Shima nannte. Doch alle waren gefühlskalt und nur darauf aus, sie in sein Bett zu bekommen. Mit Ausreden wimmelte sie ihn jedes Mal ab und war unendlich froh, als Smoker sie hier wieder einsammelte und mitnahm. Nun schien der Kerl zu triumphieren. Den größten Schwertkämpfer der Welt und eine Hochverräterin aus Marinereihen! Welch herrlicher Beutefang! Das passierte nicht alle Tage.

„Tashigi, ich sehe, Sie ziehen noch immer mit diesen Piraten? Ist es nur ein Vorwand, um diese Crew zur Strecke zu bringen oder haben Sie die Seiten gewechselt? Letzteres wäre doch äußerst bedauerlich!“ Fies lachend packte er sie am Kinn, um ihr direkt in ihr Gesicht zu sehen. Ein eiserner Blick stach aus ihren Augen, der Stärke kennzeichnete. Doch sie fühlte sich innerlich schwach und hilflos. Sie wollte ihre Liebe nicht verraten, hatte aber Angst um ihr Leben. Als Hochverräterin wurde sie weltweit von der Marine gesucht. An dieser Tatsache gab es wenig zu rütteln. Theoretisch dürfte man sie nun hier ohne Prozess an Ort und Stelle hinrichten. Sein Griff schmerzte an ihrem Unterkiefer und so schüttelte sie sich trotzig frei. Böse sah sie ihn an und beobachtete an seinen Gesichtszügen, für welchen Maßnahmen er sich nun entscheiden würde. Ein höherer Marinesoldat fragte nach weiteren Anweisung und ob die Gefangene auf der Stelle getötet werden sollten.

„Nein, steckt sie in den Kerker. Ich will sie einzeln verhören. Und dann werden wir auf dem großen Fest ein Zeichen gegen die Piraterie setzen: Roronoa Zoro wird dort öffentlich hingerichtet vor aller Piratenaugen. Dieses Piratenpack soll unsere ganze Macht spüren. Und diese kleine Verräterin stellen wir gleich daneben.“

Die Augen des Kommandanten leuchteten bei dieser Vorstellung. Sicherlich würde ihn das Marinehauptquartier mit Orden und Belohnungen überhäufen. Er strahlte förmlich vor Begeisterung. Tashigi hingegen wurde bei diesem Anblick und den Gedanken an einen frühen, plötzlichen Tod ganz schlecht. Eine ganze Welt brach für sie zusammen. Ihre Knie wurden weich und drohten nachzugeben. Aber sie hatte diesen Weg gewählt und nun musste sie ihn unweigerlich zu Ende gehen. Standhaft kämpfte sie gegen ihre Schwäche an. Sie wollte mit Stolz von der Bühne des Lebens gehen.

Zwei Soldaten packten sie hart an den Armen und drehten ihr diese über Kreuz auf den Rücken, um sie dann abzuführen. Sie kannte das Marinequartier dieser Insel. Es war zwar nicht groß und hatte nur ein kleines Büro. Darüber befanden sich vier Gemeinschaftsräume, in denen gegessen und geschlafen wurde. Als einzige Frau war sie damals ständig irgendwelchen Spannern ausgesetzt gewesen, mit denen sie sich unweigerlich dasselbe Zimmer teilen musste. Seit dieser Zeit hatte sie sich angewöhnt, Shigure als Schutz immer mit ihr Bett zu nehmen, was natürlich zu weiterem Spott führte. „Die macht es sich damit sicherlich selbst!“ höhnte einige, drehten sich aber verlegen weg, wenn sie auftauchte. Zum Glück waren nicht alle so gewesen. Sie hatte in ihrer Mannschaft auch einige fähige Kerle, die nicht so notgeil waren und sich jederzeit für sie einsetzten. Das Gebäude schien unscheinbar, aber die Kerkeranlage verzweigte sich tief in den Hügel und barg tiefes Grauen. Sie hatte diesen Ort schon ewig gehasst und gemieden. Eingetrocknetes Blut klebte bis heute an Wänden, Gitterstangen, Folteranlagen und auf dem dreckigen Fußboden. Kein Sonnenstrahl drang dort hinein. Noch ein letztes Mal wollte sie ihren Liebling sehen, bevor er dort in dem dunklen Verlies verschwand. Schlagartig riss sie sich los, wurde aber grob wieder gepackt. Doch sie hatte ihn noch einmal für Sekunden gesehen, wie er da so unbeweglich dalag. Blutüberströmt mit zerrissener Kleidung und dem Kopftuch. Sie unterdrückte Tränen und versuchte den Kloß in ihrem Hals herunter zu schlucken. Dann wurde sie von zwei Männern mitgezogen.

Zoro sah die Welt nur verschwommen und tonlos aus Augenschlitzen. Was auch immer der schmierige Kerl mit den vielen Rängen gesagt hätte, es war ein Aufschub an Zeit. Wertvolle Stunden, um alte Kräfte zurückzuerlangen. Wut kochte in ihm auf, als er am Rande mitbekam, wie sie Tashigi von ihm wegrissen. Aber sie war so tapfer und stolz. „Ob es Chopper zur Sunny geschafft hat?“ verschwendete er einen Gedanken. Ein derber Ruck an seinen Armen setzte ihn davon in Kenntnis, dass er nun mehr schleifend als gehend diesen Ort verlassen würde in eine ungewisse Zukunft.
 

Noch nie war das Rentier so schnell gelaufen und als er die Zelte in ihrer paradisieschen Bucht sah, schlug es kräftig Alarm.

„Die Marine hat Zoro und Tashigi gefangen! Los, wir müssen sie retten!“

Müde steckten die Strohhutmitglieder ihre Köpfe aus ihren Nachtlagern und verstanden zuerst gar nicht, warum der kleine Arzt hier dermaßen Amok lief. Von dem nächtlichen Treiben zuvor hatten sie nichts mitbekommen. Sie krochen hervor und versammelten sich um einen vollkommen aufgelösten Chopper. Am Horizont wurde es dämmerig. Die Sonne ging auf und wies den Zeitungsmöwen den Weg. Eine kreiste direkt über dem Zeltplatz und warf ein frisch gedrucktes Sonderblatt genau vor alle Füße. Die Schlagzeilen überschlugen sich:

„RORONOA ZORO BESIEGT DULACRE MIHAWK“

„Cool, er hat es geschafft!“ lachte Luffy voller stolz los. Er hatte die Zusammenhänge noch nicht ganz begriffen. Der Rest der Crew staunte ungläubig Bauklötze. Es kam allen viel zu plötzlich und unerwartet, als dass man es begreifen könnte.

„Hörst du mir überhaupt zu? Nach dem Kampf kam die Marine an!“ heulte Chopper.

Und um dem Ganzen Nachdruck zu verleihen, drehte das Rentier das Sonderblatt um.

„HINRICHTUNG VON RORONOA ZORO IST HÖHEPUNKT DES PFLAUMENFESTS“

Die Presse hatte wirklich viel Druckerschwärze in kürzester Zeit verschwendet und eine Menge Papier verbraten. Die Mannschaft war über den Vorfall mehr als geschockt. Wie hatte das passieren können? Der kleine Arzt berichtete ausführlich. Natürlich war es vollkommen klar, dass der Schwertkämpfer aus dieser misslichen Lage sofort befreit werden musste. Nur Nami wurde ihr böses Gesicht nicht los. Sie triumphierte und fühlte sich nun absolut im Recht mit ihrem Verdacht, Tashigi würde sie alle nur verraten. Das war doch der eindeutige Beweis. Wie sonst hätte die Marine dort wie bestellt aufkreuzen können? Ein Nakama wäre dieser verdächtigen Frau ja nun ins Netz gegangen. Und man hatte ja beobachten können, wie diese Weib die letzte Zeit um ihn herumschlawenzelt hatte. Eine hitzige Debatte entbrannte über Tashigis unerkannten Pläne, bis Luffy dann in sich gekehrt seinen Strohhut ins Gesicht zog. Jeder wusste, was dieses Zeichen bedeutete. Er dachte nach und würde nun eine ernsthafte Entscheidung fällen. Langsam drehte er sich wieder um und blicket in Choppers verheultes Gesicht und dann auf Zoros Katana, die das Rentier noch immer mit sich herum trug. Anschließend musterte er jeden einzelnen seiner Crew.

Franky und Usopp schienen fest entschlossen, beide zu befreien, denn sie glaubten an die Unschuld der ehemaligen Marineoffizieren. Auch Sanjis Gesichtsausdruck ließ sich als Zustimmung deuten. Auch wenn ihm Zoro eigentlich egal sein müsste, so würde ihm dann in Zukunft ein Streitpartner fehlen. Und eine Dame ließ man obendrein nie ohne Schutz, selbst wenn sie ihn verraten würde. Robins Gesicht war neutral und undurchsichtig wie immer, während Namis Mine immer noch wie ein Stück Kohle glühte. Sie wartete auf Bestätigungen, die nicht kamen.

Luffy dachte an sein aller erstes Crewmitglied, welches immer loyal zu ihm gehalten hatte. Es war ihm nicht entgangen, dass sich der Schwertkämpfer in den letzten Monaten verändert hatte. Später hatte der Strohhutjunge erkennen müssen, dass der Schwertkämpfer richtig lag. Aber sie waren beide durch ein unsichtbares Band der Freundschaft und des Vertrauens verbunden, dass oft zu reißen drohte, jedoch immer wieder geknotete werden konnte. Bis zur letzten Sekunde hatte Luffy gehofft, dass Zoro in vom Schafott befreien würde. Er war nicht enttäuscht worden. Man mag den Kapitän dieser sonderbaren Mannschaft für naiv halten, doch es war ihm nicht entgangen, dass Tashigi langsam, aber stetig eine besondere Rolle im Leben seines engsten Mitstreiters einzunehmen schien. Wie das ausgehen würde, wusste der Gummijunge nicht, doch sein Vertrauen in Zoro war ungebrochen. Wenn es dem Grünhaarigen so wichtig war, dann hatte es einen indiskutablen Grund.

„Wir befreien beide!“ sagte der Captain mit fester Stimme. Die Entscheidung war unanfechtbar, auch wenn der Navigatorin für den Bruchteil der Sekunde die Gesichtszüge entgleisten und das Blut in den Adern gefror.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  Yu-
2008-01-19T23:01:42+00:00 20.01.2008 00:01
nami ist aba echt sauer... ein klasse kapi.
Von:  Soud
2007-12-04T09:42:35+00:00 04.12.2007 10:42
Oh man kannste nich mal ein paar fehler ein bauen damit ich auch konstruktive kritik geben kann. XD
^______^
*grins*

Von:  YamiPanther
2007-12-02T16:15:34+00:00 02.12.2007 17:15
whooo... ruffys entscheidung ist toll ^^ joooo... wadn tolles kapi ma widda... nu ja, schreib weiter, damit ich endlich ein kapitel finde um konstruktive kommis zu schreiben
Von:  einfach_Antonia
2007-12-02T14:09:58+00:00 02.12.2007 15:09
Mach weiter so, ich bin gespannt was sie sich für einen plan ausdenken (oder eher was du dir ausdenkst)^^

Mach weiter so!!!
Von:  Joka
2007-12-02T12:22:54+00:00 02.12.2007 13:22
hm, ja, ich glaub mehr als "wieder mal total geil" kann ich net sagen XDDD
*zu doof für konstruktive kritik sei*
was solls XD
Von:  Koenig
2007-12-01T15:00:18+00:00 01.12.2007 16:00
^_______^
Jetzt hab ich dein Kapitel gelesen, kurz nachdem ich Kapitel 480 gelesen habe und irgendwie
sind beide toll.
Hast du wirklich sehr schön gemacht.
äh ja, das wars auch schon wieder von meinem unglaublich konstruktiven beitrag
*knuffz*
mfg
ratti


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