Kapitel I
„Ich verwette mein Auto, dass du dich nicht traust!“, rief Reita und hielt seine Schlüssel in die Höhe um diesen auch wieder gleich auf den Tisch knallen zu lassen. „Kannst du ruhig! Ich zeigs dir. Wenn ich es nicht schaffe bin ich dein Diener bis zum Ende meiner Laufbahn als Gitarrist.“, antwortete Aoi und hielt Reita die Hand hin. „Deal?“, fragte er nekisch nach und im nächsten Moment schlug Reita gleich ein. „Deal!“, war triumphirend von ihm zu hören.
Als die Tür klappernd aufging und Uruha seinen verwusselten Kopf durch den Türspalt steckte, erschracken die beiden Member der Gazette Gruppe. „Was kreischt ihr noch um diese Uhrzeit?“, fragte Uruha maulend und kratzte sich müde am Kopf. Bevor er jedoch eine Antwort bekommen konnte, stürmte auch schon das verrückte, hyperaktive Etwas in den Umkleideraum und breitete sich auf dem Sofa aus. „Alles was ich mitbekommen hatte, war etwas von einem Deal. Um was geht’s den?“, murmelte Ruki aufgeregt und zog Uruha näher zu sich, der beinahe im Stehen eingeschlafen wäre.
„Ach! Unwichtig!“, winkte schnell Reita ab und wusselte aus dem Raum. Er wollte nichts damit zu tun haben, schon gar nicht mit Uruhas Standpauke. Etwas hilflos sah der schwarzhaarige Gitarrist in die Runde und setzte sich dann einige Meter von Uruha und Ruki hinter einen Tisch. „Jetzt sag schon!“, maulte der Vocalist und kraulte geistesabwesend Uruha hinter dem Ohr, als dieser seinen Kopf auf seinen Schoss legte und wieder wegdöste. Ein leises Schnurren kam von dem Leader-Gitarristen und Ruki grinste von einem Ohr zum anderen. Er schaffte es immer wieder!
„Ach, ich und Reita haben gewettet, ob ich Kai zum stöhnen bring.“, nuschelte Aoi und zog sich eine Flasche zu sich, die irgendwie verloren auf dem Tisch lag. „Kai zum stöhnen bringen?“, kam es ungläubig von Ruki und er hörte mit dem Gekraule auf, was Uruha ein enttäuschtes Seufzen entlockte. „Ja.“, kam es kleinlaut von Aoi und diesmal hörte auch Uruha zu. „Ihr wisst.. bzw. du weißt schon, dass du Kai damit weh tun wirst.“, mischte sich nun auch der Leader-Gitarrist ein und drehte sich so, dass er einerseits Aoi anblicken konnte und anderseits Rukis Schoss beanspruchen konnte.
„Ich weiß schon demo.. Reitas Auto!“, jammerte Aoi und spielte mit dem Verschluss der Flasche. „Und außerdem, sagt mir jetzt nicht ihr würdet unseren lieben, kleinen, verklemmten Drumer nicht einmal stöhnen hören wollen?“, fuhr er fort und ein hinterlistiges Grinsen huschte über die Züge des Schwarzhaarigen. „Ah!“, entkam es Uruha und er fiel schon fast vom Schoss hinunter. Er fing sich schnell und fuhr mit dem Finger über seine Lippen. „Hör ich den da leicht Interesse?“, flüsterte er gefährlich und verengte die Augen zu Schlitzen.
In diesem Moment wurde Aoi prompt rot um die Nase und er sprang wild gestulierend auf. „SPINNST DU?!“, kam es kreischend von dem Schwarzhaarigen und er schluckte schwer. Doch nur seine Aktion brachte nichts anderes ein, als ein noch breiteres und hinterlistiges Grinsen auf Uruhas und auch Rukis Zügen. „WER KÖNNTE SICH SCHON IN EINEN HOHLKOPF WIE KAI VERLIEBEN?! ICH SICHER NICHT! DA VERLIEBE ICH MICH LIEBER IN EINEN ESEL, BEI DEM KRAUST ES MICH WENIGSTENS NICHT SO!“, schrie er noch lauter und bemerkte nicht mal, dass die Tür wieder aufgeangen war und ein braunhaariger Drumer im Türrahmen stand.
Auf der Stelle verstummte jeder und zog scharf die Luft ein. Aoi rann es kalt den Rücken hinunter und wenn ein Fenster gerade offen wäre, hätte er sich durch dieses gestürzt. „Kai ich...“, versuchte Aoi seinen Fehler zu verbessern aber Kai winkte nur ab und grinste breit. Aoi jedoch bemerkte, dass es ein aufgesetztes Grinsen war, denn in seinen Augen las er nur Trauer. „Du hast recht, Aoi. Ich bin ein Hohlkopf, gebe ich gerne zu.“, murmelte er und ging quer durch den Raum. „Was solls. Hey Leute! Soll ich jetzt herausposaunen, dass Aoi beim schlafen aussieht wie ein Pferd mit offenem Maul?“, rief er den dreien zu und zuckte mit den Schultern. Nun oke.. es war jetzt drausen aber Aoi fühlte sich keine Spur besser.
„Ich...“, fing Aoi an aber Kai unterbrach ihn indem er etwas Uruha fragte und dieser nur leicht mit dem Kopf nickte. „Ich bin dann weg. Hab noch Arbeit vor mir.“, sagte Kai, winkte zuerst Ruki und Uruha dannach stockte er, sah Aoi eine ganze Weile an und setzte wieder seine Maske des Grinsens auf. In Aoi zog sich etwas zusammen. Er hatte ihn verletzt das war klar aber warum... warum schreit er ihn nicht an, schlägt ihm vielleicht eine rein, wirft ihm stumpfsinnige Bemerkungen an den Kopf... warum sah er ihn nur mit diesen Augen an, die in ihm alles wie aus Glas werden lies, dass durch einen Stein zerbrochen wurde. Und dabei war gerade diese blöde Wette am laufen...
Als die Tür wieder zuklappte herrschte wieder eine Todesstille im Umkleideraum und nur der Atem der beiden Gitarristen und des Vocalisten war zu hören. „Er ist sauer.“, stellte Ruki fest und fing sich gleich einen wütenden Blick von Uruha ein. „Jetzt sag mir nicht, du wärst nicht sauer, wenn ich herausposaunen würde, dass du aussiehst wie ein Stachelschwein.“, grummelte Uruha und zog sich wieder in eine angenehme Position zum sitzen. „HE!“, kam es schmollend von Ruki und er sah Uruha vernichtend an. Uruha schickte wieder einen „Sag-ja-kein-Wort-Blick“ zu Ruki und nickte zu Aoi rüber.
Der Schwarzhaarige war auf seinem Sessel so zusammengesunken, sodass seine Haare seinen Gesichtsausdruck verdeckten und man nur erahnen konnte, was in ihm vor sich ging. „Aoi...“, fragte Ruki und der Gitarrist zuckte kurz mit dem Kopf aber weiter geschah nichts. Er bewegte sich nicht, bekam anscheinend nicht viel von seiner Umgebung mit und in diesem Zustand sah er aus wie ein Puppe. „He, Aoi... ich würde schnell hinter Kai.“, meinte Uruha und Aoi zuckte fast schon ängstlich zusammen, als er den Namen des gewissen Drumers hörte.
„Warum?“, kam es rau von Aoi und Ruki zuckte kurz zusammen als er seine Stimme hörte. All jegliches Gefühl wich daraus, jeglicher Scherz war weg und nur der Ernst blieb in seiner Stimme. „Er hat mich gefragt ob er sich mein Auto ausborgen darf.“, erklärte Uruha und der blonde Vocalist sah zwischen den beiden Gitarristen hin und her. „Und das heißt?“, kam es fragend von ihm und eine Kopfnuss praselte sofort auf ihn ein. „Er ist sicher aufgewühlt... und das noch mit einem Auto.“, flüsterte Uruha und hielt Ruki den Mund zu als dieser wieder was sagen wollte.
Aoi erschrack. Warum hatte ihn auch der Weißblonde nicht zurückgehalten? Warum lies er ihn auch fahren? Sofort packte er seine Jacke, stürmte aus der Umkleide und rannte den Gang entlang, der nach draußen führte. Ruki sah verdutzt zu Uruha, der ein warmes Lächeln auf den Lippen hatte. Kam es ihm vor oder war er gar nicht in der Szene. „Soo.. jetzt erklärst du mir mal erst: 1. Seh ich wircklich aus wie ein Stachelschwein? Und 2. was hat das ALLES zu bedeuten?“
Sofort fing der Weißblonde an zu lachen und konnte sich schon nicht mehr einkriegen. So komisch war der Gesichtsausdruck des Vocalisten. „Also..“, fing Uruha an als er sich wieder einfing und pattet leicht Ruki auf den Kopf. „...ich werde doch nicht meinen kleinen, blonden Knuddelbär Stachelschwein nennen und was das alles bedeuten soll? Sag mir jetzt nicht, du hast Aois Blick nicht bemerkt, wenn er Kai ansieht. Der ist vollkommen verknallt der Gute.“, verfollständigte er seinen Satz und grinste Ruki von der Seite an. „Aber jetzt weg von diesem Problemen.. ich hab da auf was anderes Lust.“, flüsterte er verführerisch und setzte sich nun vollkommen auf Rukis Schoss und zog ihn in einen leidenschaftlichen Kuss.
Aoi hastete mit stechender Brust durch das ganze Gebäude als er endlich draußen ankam und zum Parkplatz rüberrannte. Sein einziger Gedanken war: Lass ihn dort sein, BITTE! Immer wieder suchte er nach dem Auto von Uruha, aber auf einer Weise fand er es nicht, auch nicht als er dreimal den Parkplatz umrundete. Ein Motorstarten, Licht und vor ihm stand ein Auto... nicht nur irgendwelches. Es war URUHAS AUTO! „Kai! Warte!“, rief Aoi und rannte zur Fahrertür. Sein Atem hauchte auf die Scheibe kleine Eiskristalle und der Gitarrist bemerkte erst jetzt wie kalt es geworden war. Stimmte schon.. es war inmitten von Dezember und in drei Tagen sollte auch schon Silvester sein.
„Kai.. bitte lass mich das erklären.“, sagte Aoi als er nochmals auf die Scheibe klopfte und diese langsam runtergekurbelt wurde. Wieder zog Aoi die Luft scharf ein, als er Kai ansah. Wenn er sich nicht irrte, klitzerten kalte Tränen über seine Wangen und seine Gesichtsfarbe war einer weißen, bleichen gewichen. „Alles in Ordnung?“, entfuhr es dem Schwarzhaarigem und der Drumer fuhr sich schnell mit dem Ärmel über die Augen. „Klar, was sollte schon sein? Was wolltest du?“, erklärte Kai und Aoi war am überlegen. Was sollte er den Kai für einen Grund sagen? Dass es ihm leid tat... Das er in Wircklichkeit ihn sehr gern hatte?
„Ich...“, stotterte Aoi aber Kai seufzte nur schwer. „Tut mir leid Aoi aber ich muss los. Du kannst es mir doch morgen sagen.“, sagte Kai und schon stieg er aufs Gas und lies den verwirrten Aoi hinter sich. „Warte doch, Kai... so hab ich es nicht gemeint... ich liebe dich doch.“, murmelte der Schwarzhaarige Gitarrist und wurde inmitten der Dunkelheit verschluckt, die leicht mit Schneeflocken überseht war.
