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Chibifluch

Schuldig x Ken [mit wildest_angel]
von

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Keeeeeeeeeeeen!

15. Kapitel – Keeeeeeeeeeeen!
 

Ken war am Ende. Er hatte sich die letzten zwei Tage in seinem Zimmer eingeschlossen, hatte nicht mal Omi rein gelassen, geschweige denn mit irgendjemandem gesprochen. Er hatte nicht gegessen und nur den angebrochenen Liter Wasser getrunken, den er noch im Zimmer gehabt hatte. Ken kam sich so dämlich vor. Seit dem ‚Zwischenfall’ mit Schuldig verkroch er sich in seinem Zimmer und heulte sich die Augen aus. Und wie es seine Charakterzüge von ihm verlangten, suchte er den Fehler bei sich. Er hätte Schuldig nicht zurechtweisen dürfen. Er hätte ihn nicht mit ins Koneko nehmen dürfen. Er hätte Yohji nicht so nah an sich ran lassen dürfen. Wahrscheinlich hätte er am besten auch noch sein Liebesgeständnis sein lassen müssen. Er war wieder viel zu voreilig gewesen. Und jetzt? Jetzt war Schuldig weg…
 

In der Zwischenzeit war der Schwarz kurz vor dem Durchdrehen. Schon seit der ersten Stunde, die er alleine mit Daisuke zu Hause gesessen hatte, sehnte er sich nach seinem Lover; nach dessen fröhlicher Art, nach dem warmen Lachen, nach den liebevollen Blicken und kleinen Berührungen. Gleich am selben Abend noch hatte Schuldig versucht, Ken anzurufen, musste jedoch feststellen, dass der sein Handy ausgeschaltet hatte. Nervös tigerte er im Wohnzimmer auf und ab, wobei er von Daisuke, der immer noch schmollte, geflissentlich ignoriert wurde. Die ganze Nacht lang probierte der Schwarz, seinen Geliebten zu erreichen, um sich bei ihm zu entschuldigen. Ohne Erfolg. Schuldig war schon drauf und dran, eine mentale Verbindung aufzubauen, ließ es allerdings sein, als ihm aufging, welche Entfernung zwischen ihm und Ken lag.
 

Am nächsten Tag wurde es noch schlimmer für den Telepathen. Daisuke bockte und schmollte, ließ sich nicht einmal von ihm anziehen, sondern forderte trotzig immer nur nach Ken. Endlich ließ sich der Orangehaarige herab, im Koneko anzurufen, doch er bekam nur einen feixenden Yohji an den Apparat, der nach einigen spöttischen Antworten wieder auflegte. Völlig fertig sank Schuldig auf der Couch in sich zusammen. Was zur Hölle hatte er nur angestellt? Und - noch bessere Frage - wie sollte er aus diesem Schlamassel wieder rauskommen?
 

Daisuke hatte es sich vor ihm auf dem Fußboden bequem gemacht. Auch sein Lachen war gestorben, seit Ken nicht mehr da war. Er spielte mit grummeliger Miene mit einem kleinen Fußball herum, den Ken ihm gekauft hatte. Jedes andere Spielzeug war für ihn uninteressant geworden. Immer wieder warf er seinem Vater böse Blicke zu und grummelte wieder leise. Als dann auch noch das Telefon klingelte, zuckte er hoch. „Papa Keeeeen!“, rief er erfreut.

Doch es war nicht Kens Nummer, die auf dem Display stand, sondern Nagis.
 

Ein paar Sekunden überlegte Schuldig, ob er überhaupt ans Telefon gehen sollte, nahm dann aber seufzend den Hörer auf. Er wandte Daisuke den Rücken zu, damit der nicht auch noch seine enttäuschte Miene mitbekam. "Nags, was gibts?", meldete er sich leise; zu leise, um durchklingen zu lassen, was in ihm vorging. Das war einzig und allein seine Sache. Nagi brauchte nichts davon wissen, wie schlecht es ihm im Moment ging. Und vor allem nicht, wer der Grund dafür war.
 

Aber Nagi wollte nicht mal was Besonderes. Er wollte sich lediglich nach Schuldigs Wohlbefinden erkundigen. Die kurzen Antworten, die er bekam, stellten ihn nicht sonderlich zufrieden, doch er fragte nicht weiter, wusste, dass er das nicht durfte und dass er damit Schuldig wohl nur noch mehr reizen würde. „Und wie geht’s Daisuke“, fragte der Jüngere dann vorsichtig.
 

"Frage nicht!", stöhnte der Telepath gequält. "Der macht mich fertig..." Wie auf Kommando plärrte Daisuke in diesem Moment in voller Lautstärke los: "Keeeeeeeeeeeeeeeeeen!" Schuldig verdrehte die Augen. Ganz toll, das hätte Nagi auch gehört, wenn er taub gewesen wäre. "Papa Schussel!", schimpfte er laut vor sich hin. "Scheiße!" Schuldig warf einen strengen Blick über die Schulter zu seinem Sohn, was den allerdings nicht sonderlich beeindruckte. Die blaugrünen Augen des Kleinen funkelten mindestens ebenso wütend zurück. Na, zumindest setzte Dai keine Telepathie mehr ein, um seinen Vater zu überzeugen, dass er Mist gebaut hatte.
 

Nagi konnte sich am anderen Ende der Leitung das Lachen nur schwer verkneifen. „Aha… Na das klingt ja interessant…“, grinste er frech und machte es sich gemütlich. „Und wer ist Ken?“ Dai wollte im Hintergrund einfach keine Ruhe mehr geben. Schließlich ging er sogar soweit, den kleinen Ball nach seinem Vater zu werfen. „Papa Keeeeen!“, kreischte er wieder und schüttelte sich erbost, um deutlich zu machen, dass er diese Situation sehr missbilligte. Schuldig sollte nicht mit Nagi telefonieren, sondern mit Papa Ken.
 

Nun war der Telepath ganz schön in der Zwickmühle. Er wollte sich nicht verraten, aber Nagi anlügen eben auch nicht. "Naja, Ken eben. Wie viele Kens kenn ich denn?" Böse Fangfrage, woher sollte Nagi das schließlich wissen? "Gib endlich Ruhe, verdammt, ich erwisch Ken nicht!", knurrte er nebenbei sein Söhnchen an. Zum Glück konnte Nagi durch das Telefon nicht sehen, wie bedrückt er bei diesen Worten aussah.
 

Nagi schmunzelte wieder. „Na was weiß ich denn?“, fragte er amüsiert. „Kann ich dich besuchen kommen? Vielleicht bekomm ich den Kleinen ruhig…“ Eine Weile schwieg er, dann fügte er noch hinzu: „Außerdem… vermiss ich dich… Es ist stink langweilig hier ohne dich…“, gestand er und schloss kurz die Augen.
 

Schuldig überlegte kurz. Es wäre wirklich nicht schlecht, wenn Nagi herkommen würde. Dai hatte sich immer gut mit ihm verstanden und vielleicht hatte der junge Telekinet ja eine beruhigende Wirkung auf das inzwischen heulende Energiebündel. "Ich vermiss dich auch, Kleiner", erklärte er Nagi mit einem schwachen Lächeln. Wie gern würde er das zu jemand anderem sagen... Er nannte seinem Kollegen die Adresse und fügte fast schon resigniert an: "Beeil dich, bevor ich hier noch zum Mörder werd..." Nachdem er aufgelegt hatte, ließ er sich zurück auf die Couch fallen und seufzte schwer. Daisuke lag mittlerweile am Boden und war krebsrot im Gesicht vor lauter Schreien. Zusätzlich strampelte er mit den kurzen, pummeligen Beinchen in der Luft herum. Kurz: der Telepathensprössling hatte einen Trotzanfall erster Klasse.
 

Und auch als Nagi zwanzig Minuten später endlich klingelte, hatte sich Daisuke immer noch nicht beruhigt. Erst als die Türklingel sein Geschrei unterbrach, verstummte er abrupt. Doch nur wenige Sekunden später ging es weiter. Offenbar hatte ein kurzes mentales Tasten gereicht um festzustellen, dass es nicht Ken war, der da vor der Tür stand. Er rollte sich über den Boden, lag nun auf dem Bauch und schlug mit den Fäusten auf den Boden. „Keeeeeeeeeen!!!“, plärrte er und große Krokodilstränen kullerten ihm weiter über die Wangen.
 

Schuldig öffnete Nagi die Tür und ließ ihn einen ersten Blick auf das kreischende Bündel werfen. Es war deutlich zu erkennen, dass die enorme Lautstärke, die Dai an den Tag legte, gewaltig an den Nerven des Deutschen zerrte. Statt einer vernünftigen Begrüßung brachte der Telepath nur noch ein schwaches "Gott sei Dank bist du da... Tu was!" über die Lippen. Daisukes Psychoterror zeigte wirklichen Erfolg. Blass und zitternd stand der Orangehaarige neben seinem Sohn, der sofort wild um sich schlug, wenn er ihm auch nur zu nahe kam, und immer wieder lauthals nach Ken rief.
 

Nagi schloss die Tür hinter sich und grinste. „Na kleiner Mann…“, begrüßte er auch gleich den immer noch schreienden Daisuke. Doch der Junge verstummte jäh, als er plötzlich vom Boden abhob und langsam auf Nagi zusegelte. Grinsend besah sich der Telekinet den verwirrten Jungen. „Na glaubst du, dass du und dein Dad die einzigen sind, die was können?“ Nagi grinste und ließ Daisuke eine Rolle in der Luft machen, fing den Jungen dann auf und knuddelte ihn erstmal. „Keeen…“, murmelte Daisuke mit etwas heiserer aber nicht mehr lauter Stimme. Nagi zog die Brauen hoch und sah Schuldig fragend an. „Sagst du mir jetzt, wer dieser Ken ist?“ Dass es sich dabei eventuell um einen gewissen Weiß handeln könnte, zog Nagi gar nicht in Betracht. Außerdem waren ihm die Namen der Feinde schon immer egal gewesen.
 

Stille. Göttliche Stille... Schuldig sah Nagi anhimmelnd an und schnaufte erleichtert durch. "Er gibt Ruhe!", nuschelte er schwach, schloss dabei überglücklich die Augen und legte den Kopf in den Nacken. In dieser Haltung machte er sich an die Beantwortung von Nagis Frage, der immer noch abwartend und mit Dai auf dem Arm vor ihm stand. "Ken..." Er räusperte sich kurz, hob den Kopf wieder an und schaute verlegen in die sturmgrauen Augen seines jüngeren Teamkollegen. "Du kennst Ken", erklärte er leise, überlegte, wie er diese Neuigkeit, dass sein Sohn einem Weiß hinterher heulte, dem Telekineten am besten verkaufen konnte. "Ach, Mist!", schimpfte er mit sich selbst. Was sollte dieses ganze Rumgestotter eigentlich? "Siberian."
 

Nagi und Daisuke starrten beide auf den Mann, der da auf dem Sofa saß und zurücksah. Nagis Denken raste, doch er schien das eben Erfahrene noch nicht ganz einordnen zu können. Langsam drehte sich Daisukes Kopf und der Kleine sah Nagi direkt an. „Papa Schussel!“, stellte er dann sachlich klar und deutete auf mit einem der kleinen Finger auf seinen Vater. „Papa Ken weg!“ Nagi entglitt jeder Gesichtszug, als die Realität dann endlich in seinem Kopf einrastete. „SIBERIAN?!“, platzte es aus ihm heraus und er starrte abwechselnd Vater und Sohn an. „Das ist nicht euer Ernst, oder?“

Bei dieser Reaktion sank Schuldig sichtlich in sich zusammen. "Naja", begann er, die ganze Situation zu erläutern. "Als Brad mich... uns rausgeworfen hat, hat doch keiner von euch auch nur einen Finger gerührt, uns zu helfen. Und ich musste doch mit Dai irgendwohin..." Es kam ihm selbst unglaublich vor, was er damals in seiner Verzweiflung getan hatte. Aber immerhin hatte Ken ihm geholfen. Und das nicht nur in einer Hinsicht. Der Weiß war schließlich immer da gewesen, wenn er ihn gebraucht hatte - auf welche Art auch immer.

Nagi ließ sich mit Dai auf den Sessel sinken. „Du bist ausgerechnet zu Weiß?“, wiederholte er skeptisch. Ausgerechnet der stolze Telepath war aus Verzweiflung diesen Schritt gegangen? Schuldig kam doch genug rum und kannte doch genug andere Leute. Wieso also ausgerechnet Weiß?? Daisuke quengelte wieder leise und Nagi begann leicht mit den Beinen zu wippen. „Er hat dich aufgenommen…? Und dir geholfen??“ Nun musste Nagi kühl schmunzeln. „Der ist aber auch dumm…“
 

"Hey!", protestierte der Telepath sofort. "Er ist gar nicht dumm!" Dass er sich dabei ebenso kindisch anhörte wie sein Sohn, ging ihm nicht auf. "Er ist total süß und niedlich und..." Abrupt brach er ab. Das war ja die reinste Teenie-Schwärmerei! Schuldig lief knallrot an - eine Seltenheit bei ihm. Doch dann setzte sich sein Stolz wieder durch und er blickte Nagi trotzig an. "...und ich hab`s versaut!", gab er seufzend zu. Auch wenn es die Wahrheit war, es tat trotzdem weh.
 

Nagis Augen wurden immer größer. „Du hast dich in einen Weiß verliebt…“, hauchte er leise und schüttelte leicht den Kopf. „Das gibt’s doch nicht…“ Er blickte zu Dai hinunter und sah den Kleinen an. „Dein Papa ist wirklich ein Schussel…“, meinte er und blickte dann wieder auf. „Und jetzt ist es aus mit euch und Daisuke vermisst ihn? Was hast du dir nur dabei gedacht?? Hast du wirklich geglaubt, dass DAS was werden könnte?“ Er seufzte wieder und fuhr sich durchs Haar, musterte Schuldig dann und sah, wie geschafft und bedrückt er war. Resigniert erbarmte er sich dann dazu nicht weiter auf dem Deutschen rumzuhacken und ersparte sich jede weitere Predigt. „Und wie hast du es versaut?“
 

"Es war doch gar nicht geplant", konterte Schuldig betrübt, strich sich die vorwitzigen Haare aus dem Gesicht und schielte Nagi vorsichtig an. Toll, und wie sollte er jetzt erklären, dass er sich wie der letzte Depp aufgeführt hatte? Dass er Ken zu Unrecht beschuldigt und beleidigt hatte, war ihm schon in dem Moment klar gewesen, in dem er seine vorlaute Klappe aufgerissen hatte. "Ich hab ihm gesagt, er soll sich von Yohji... Balinese... vögeln lassen." Geknickt ließ Schuldig die Schultern hängen.
 

„Keeeeeeeeeeeeeeeeen!“, kreischte Daisuke auch schon und funkelte seinen Vater wieder böse an. Nagi zuckte zusammen bei dem Schrei. „Na und wieso gehst du nicht einfach zu ihm und entschuldigst dich? Ich meine, wenn du es fertig bringst, bei Weiß um Hilfe zu bitten, dann sollte das ja wohl auch noch drin sein, oder?“ Nagi konnte nicht verhindern, dass in seiner Stimme ein gewisser Sarkasmus widerhallte. „Du gibst doch sonst nicht so schnell auf…“
 

Wieder seufzte der Telepath theatralisch auf, glarte dann den Jüngeren böse an. "Entschuldigen? ICH? Wovon träumst du nachts?" Schuldig schloss die Augen und schüttelte den Kopf. "Ich hab schon versucht, ihn zu erreichen", gab er endlich zu. "Aber er geht nicht ans Handy und am normalen Telefon erwisch ich ihn auch nicht." Das ganze war einfach eine schrecklich verfahrene Situation. Dementsprechend resigniert fühlte sich Schuldig auch.
 

Nagi knurrte leise und erhob sich. Mit Dai auf dem Arm baute er sich dann vor Schuldig auf und glarte zurück. „Du standest einmal bei ihnen vor der Tür, um dir Hilfe zu holen!! Jetzt hast du Siberian verletzt und bist zu _feige_ noch mal hinzugehen um dich zu entschuldigen??“ Er schnaubte abfällig und ditschte Schuldig mit der Hand gegen die Stirn. „Du bist echt ein Schlappschwanz, Schuldig! Wenn es nur darum geht, dass es für dich leichter wird, bringst du jeden Stand, aber sobald es um das Wohl eines anderen, geht ziehst du den Schwanz ein??“
 

„Jaa!“, dokumentierte Dai das von Nagi gesagte und verschränkte die Arme, glarte ebenfalls zu Schuldig hinab und machte mit seinem Blick den beiden anderen schon fast Konkurrenz. Trotz des Verbotes, klinkte sich Dai wieder in den Kopf seines Vaters. Bilder blitzten auf. Vom lachenden Ken, von sämtlichen Situationen die sie zu dritt erlebt hatten. Der Einkauf, Kens Hilfsbereitschaft, alles tauchte nun klar und deutlich vor Schuldigs innerem Auge auf.
 

Ein ziemlich böser Tiefschlag, aber auch die Wahrheit, wie der Telepath zähneknirschend zugeben musste. Er blinzelte die Tränen, die ihm Daisukes Erinnerungen unwillkürlich in die Augen trieben, fort und drehte demonstrativ den Kopf zur Seite. "Dai, hör auf!", befahl er mehr automatisch als bewusst. Als er Nagi wieder anschaute, stand ein Entschluss in den grünen Augen. Wortlos erhob er sich, ging an Nagi vorbei zur Tür, wo er sich noch einmal kurz umdrehte. "Passt du ne Weile auf ihn auf?", wollte er von dem Telekineten wissen. Allerdings wartete er nicht mehr auf eine Antwort, sondern zog einfach die Tür hinter sich zu.
 

Nagi sah dem Mann nach und lächelte leicht. Auch Dai strahlte nun und quietschte erfreut. „Na dann machen wir uns jetzt wohl mal einen schönen Tag, während deine Eltern wieder zueinander finden, was?“ Daisuke grinste ihn an und schnappte sich auch sogleich seinen Ball.
 

~+~
 

Schuldigs Weg führte ihn schnurstracks zum Koneko. Als er durch das Schaufenster spähte und nur Yohji und Omi entdeckte, verdüsterte sich seine Miene sofort. Es half alles nichts, er würde sich wohl zuerst einmal mit Kudou auseinandersetzen müssen... Tief durchatmend betrat er den Laden, in dem wieder einmal eine Horde Mädchen ihr Unwesen trieben und ihm fast augenblicklich ihre schmachtende Aufmerksamkeit schenkten. Ungeduldig schob er sich durch die Menge, bis er vor dem ältesten Weiß stand. "Wo ist Ken?", fragte er statt einer Begrüßung, duellierte sich dabei mit dem kalten Blick aus Yohjis moosgrünen Augen.
 

Yohji schnalzte nur mit der Zunge und musterte Schuldig von oben bis unten. Sein Blick war mehr als abwertend. „Er schläft und ruht sich von unserer Nacht aus…“, grinste Yohji dann frech. „Sieh es ein, Schwarz… Du hast verloren!“, zischte er noch und wandte sich dann grinsend ab, um ins Lager zu verschwinden. Omi blitzte Schuldig nur wütend an. Er hatte Yohjis Antwort nicht verstanden und konnte deswegen dazu nichts sagen. Doch er baute sich nun vor dem Telepathen auf und sah ihn streng an. „Ich weiß nicht, was du ihm getan hast, aber ich weiß, dass es ihm dank dir verdammt beschissen geht!! Also verpiss dich! Ich will dich hier nicht mehr sehen. Und die anderen auch nicht!“
 

Am liebsten wäre Schuldig jetzt einfach ausgerastet. Doch er beherrschte sich mühsam, ballte die Hände zu harten Fäusten und starrte Omi wütend an. Dann brach dieses Gefühl ein und eine Art Hilflosigkeit machte sich in ihm breit. Aufgebend senkte er den Kopf und schüttelte ihn leicht, drehte sich um und schlurfte aus dem Laden. Nein, das hatte so keinen Sinn; über Kens Freunde würde er nicht mehr an ihn herankommen. Weiß schirmten ihn zu gut ab... Desorientiert stand der Telepath auf der Straße und sah sich verwirrt um. Automatisch lief er los, seine Gedanken drehten sich nur um den Fußballer und das, was Yohji gesagt hatte. Hatte sich Ken tatsächlich sofort in Yohjis Bett geworfen? Dann war es wohl besser, jeden Traum, den Braunhaarigen zurückzuholen, endgültig zu begraben. Völlig in solche und ähnliche Überlegungen versunken, fand sich Schuldig plötzlich in einem kleinen Park wieder. Wie er hierher gekommen war, war ihm ein Rätsel. Geschafft und sich innerlich wie tot fühlend setzte er sich auf eine Bank, starrte blicklos vor sich hin und seufzte wieder. Wie sollte er das nur Daisuke beibringen?
 

Ein paar Meter weiter nur, unter einem Baum im Gras, war ein durchtrainierte und leicht gebräunter Körper zu sehen. Ken trug nur seine Trainingshose und war bis eben noch alleine in dem gemütlichen kleinen Park gewesen. Keuchend zählte er seine Liegenstütze leise mit. „97… 98… 99… 100…“ Als das Gras bei 100 Liegestützen noch einmal seine verschwitzte Brust kitzelte, stieß er sich so hart wieder vom Boden ab, dass er auf die Beine kam, schnappte sich sein Wasser und trank gierig die halbe Flasche leer. Im Bett? Bei Yohji? Nein… Ganz sicher nicht. Stattdessen war Ken schon seit gut anderthalb Stunden in diesem Park und trainierte, versuchte alles andere zu vergessen und wieder auf die Beine zu kommen.
 

Aus den Augenwinkeln nahm der Telepath Bewegungen wahr und drehte langsam den Kopf, obwohl ihn nicht wirklich interessierte, was da los war. Doch als er Ken erkannte, stockte ihm der Atem und sein Herz übersprang schmerzhaft einen Schlag. Wie in Trance stand er auf und schritt auf den Braunhaarigen zu, der sich eben vom Boden abstieß. Schuldig sah aus, als hätte er ein Gespenst gesehen, als er vor seinem Liebsten stand, ihn wortlos ansah und wartete, bis der die Wasserflasche absetzte und die Augen wieder öffnete.
 

Und als Ken die Flasche wieder sinken ließ und sich kurz darauf auch schon mit dem Telepathen konfrontiert sah, zuckte er zusammen und trat augenblicklich einen Schritt nach hinten. Sein Blick verdüsterte sich wieder und er funkelte den Mann leicht an. Nein… Noch mal würde er sich nicht so dumm geben. Er würde sich nicht noch mal von seinen Gefühlen blenden und von Schuldig benutzen lassen. Denn das war etwas, was Ken in den letzten Tagen aufgegangen war. Schuldig hatte ihn als Babysitter gebraucht und dass dann auch noch ein Fick drin gewesen war, hatte ihm auch noch gefallen. Kühl wandte er sich ab, schraubte die Flasche zu und fuhr sich einmal kurz mit dem Handtuch über die Brust, um den Schweiß wegzubekommen. „Lass mich in Ruhe…“, sagte er monoton und setzte sich dann in Bewegung. Einfach weiter ein paar Runden durch den Park laufen und dann ab in den See.
 

Nein, das glaubte Schuldig jetzt nicht! Entgeistert blinzelte er Ken hinterher, als der ihn einfach stehen ließ. Das ging doch nicht! Die Augen verdrehend setzte sich der Telepath in Bewegung. Das gab dem Wort 'Nachlaufen' eine völlig neue Bedeutung, fiel ihm ein, während er sich anstrengte, den Weiß einzuholen, der ein schönes Tempo vorlegte. "Bleib stehen, verdammt! Ich will mit dir reden!", japste der Schwarz nach wenigen Minuten atemlos.
 

Doch Ken legte nur noch einen Zahn zu. „Was an den Worten ‚Lass mich in Ruhe!’ hast du nicht verstanden, Schwarz?!“, kam es nur mit der bekannten Feindseligkeit von dem Japaner, der weiter seine Runden drehte. Er würde nicht den Fehler machen und sich jetzt von dem Anderen einsülzen lassen, um ihm dann womöglich auch noch zu verzeihen und dann wieder einfach nur benutzt zu werden. Selbst Yohji war feinfühliger im Umgang mit ihm als Schuldig. Warum also sollte er sich JETZT noch auf den Schwarz einlassen?
 

Schuldig blieb schnaufend stehen und hielt sich die Seite. Verdammt, er sollte vielleicht doch etwas mehr für seine Fitness tun... Seine Augen blitzten giftgrün auf, als er Ken hinterher donnerte: "Ich sagte, du sollst stehen bleiben!" und gleichzeitig in dessen Verstand griff, um seinen Willen mittels Telepathie durchzusetzen. Er hielt Ken in festem mentalen Griff, während er langsamer auf ihn zukam. "So ist das schon viel besser", stellte er fest, als er, immer noch nach Luft schnappend, vor Ken stand und ihn ernst ansah. "Hör mir doch erst mal zu, bevor du vor mir davon läufst!" Sein Blick wurde flehend und sehnsüchtig. "Dai vermisst dich..." In Gedanken klatschte sich der Telepath an die Stirn. Das war mit Sicherheit genau das, was Ken nicht hören wollte...
 

Knurrend blieb Ken stehen und starrte den Mann an. „Lass mich los, Schuldig!“, sagte er scharf und im nächsten Moment wurde sein Blick noch düsterer. „Ach… Dann sag ihm, ich geh mal mit ihm Eis essen… Aber jetzt lass mich los! Ich bin beschäftigt…“ Er wehrte sich gegen den mentalen Griff des Mannes. „Oder hast du schon wieder die Schnauze voll von ihm und kommst alleine nicht mehr klar? Brauchst du deinen Babysitter wieder?“ Er grummelte leise, seine Augen sprachen Bände. Er war wütend und noch immer verletzt. Und momentan sicher nicht in der Lage sich sagen zu lassen, dass er wieder als Babysitter herhalten sollte.
 

"Nein", widersprach der Orangehaarige schell. "Keinen Babysitter. Ich will... meinen Freund zurück." Offen und ehrlich schaute er in die braunen Augen, deren warmen Blick er so vermisst hatte. Das Herz schlug ihm bis zum Hals, als er noch deutlicher wurde. "Ich will den Mann zurück, in den ich... ohne den ich nicht mehr sein mag." Na, das war zwar noch nicht ganz das, was er sagen wollte, aber es kam dem schon verdammt nahe.
 

In Kens Gesicht zeigte sich nicht mal eine Regung. Kein leichtes warmes Leuchten seiner Augen, keine Entspannung und keine Freude. Nichts änderte sich an seinem emotionslosen Gesicht. „Das reicht mir nicht, Schuldig. Ich bin nicht dein kostenloser Babysitter, egal wie viel Honig du mir ums Maul schmierst…“ Sein Blick wurde noch fester, die kalte Maske noch herausfordernder. „Wenn das alles war… könntest du mich dann jetzt bitte loslassen?“
 

So langsam platzte dem Deutschen der Kragen. Was wollte Ken denn noch hören? Abrupt entließ er den Jüngeren aus seinem Griff und beobachtete mit wachsendem Entsetzen, wie der sich von ihm wegdrehte. Okay, dann musste er jetzt wohl wirklich in den sauren Apfel beißen... "Ken? Bevor du jetzt gehst und alles aus ist, wollte ich dir nur noch eines sagen. Ich liebe dich. Und es tut mir leid, was ich neulich zu dir gesagt habe. Ich weiß, dass es unfair war, aber ich war so schrecklich eifersüchtig..." Betrübt ließ er den Kopf hängen, wollte nicht zusehen müssen, wie sein Geliebter ihn verließ.
 

Doch Ken war nicht weit gegangen. Grade mal vier Meter hatte er sich von Schuldig entfernen können, als er endlich hörte, was er hören wollte. Sein Herz raste und hart schluckte der Japaner. Langsam hob er das Gesicht wieder und starrte nach vorne. Dann lächelte er und drehte sich wieder um, sah wie betrübt Schuldig aussah. Langsam kam er wieder zu ihm, blieb vor ihm stehen. „Ja…“, kam es dann leise von ihm und er stupste Schuldig gegen die Brust, stupste ihn immer weiter nach hinten und ging dabei mit. „Ja… es war unfair… und ja du warst mehr als nur eifersüchtig!“ Er lächelte noch immer und in seinen Augen war wieder das bekannte und vertraute warme Leuchten. „Also wirst du… in Zukunft lernen müssen mir zu vertrauen… oder alleine mit Daisuke klarkommen…“ Er schmunzelte leicht und es war deutlich zu sehen, dass er ein wenig scherzte. „Idiot…“, raunte er noch leise, packte Schuldig am Hemd und zog ihn zu sich. Leidenschaftlich presste er seine Lippen auf die des Telepathen und schloss die Augen.
 

Schuldig atmete zittrig durch, als er endlich Kens Lippen auf seinen fühlte. Schnell schlang er seine Arme um den Kleineren, damit der gar nicht auf die Idee kommen konnte, sich von ihm zu lösen. Erst nach einer halben Ewigkeit zog er sich behutsam zurück und lächelte seinen Liebsten glücklich an. "Komm!", meinte er leise. "Komm mit nach Hause. Unser Sohn wartet auf uns..."
 

Die Worte verzauberten Ken mehr denn je. Glücklich lächelte er und nickte. Schnell hatte er seine Sachen eingesammelt und ging Arm in Arm mit Schuldig den Weg entlang. „Was meinst du? Ob Aya was dagegen hat, wenn ich bei zwei Telepathen einziehe und mit dem Feind das Bett teile?“, grinste er dann und sah seinen Geliebten fragend an. „Oder wird Dai ihn überzeugen können??“
 

~*~Owari~*~



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  ayuPanda
2007-11-01T09:50:12+00:00 01.11.2007 10:50
Also ganz ehrlich... das is ja richtig toll
mir gefällt die fanfic richtig gut die is hamma putzig^^

gibts auch ein pic vond er glücklichen family?? würd ich zu gern sehn
Von:  Sunny
2007-09-30T13:25:56+00:00 30.09.2007 15:25
Uhh ein schönes Ende^^
Es hat mich ehrlich überrascht, dass Nagi Schuldig angerufen hat.
Aber es hat ja allen etwas genützt.
Gut das er mit Dai Schuldig das Gehirn waschen konnte das dieser zu Ken geht und sich bei ihm entschuldigt.
Das Ken ihm nicht gleich verziehen hat war klar, so wie Schu ihn verletzt hat?
Aber es ist schön das die Beiden doch noch zusammen bleiben können.
Die Stroy war einfach Klasse^^


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