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Corruption of the Mind

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"Ich hasse Sie"

Corruption of the Mind (Teil 24)
 

Titel: Corruption of the Mind

Teil: 24/25

Autor: cu123

Email: mail-cu@freenet.de

Fanfiction: Weiß Kreuz

Kommentar: Dieses Kapitel schließt direkt an das von letzter Woche an ^^

Disclaimer: not my boys, no money make…
 

Greetings:
 

@tough: *zuwinkz*
 

@Jemma: Wenn du das letzte Kapitel schon ereignisreich fandest, bin ich ja gespannt, was du zu diesem hier sagst. ^^# Es kann nicht ausbleiben, dass Brad älter wird und damit verändert er sich eben auch. Meiner Meinung nach wehrt er sich nicht mehr wirklich gegen Herrn Schneider, nicht so, wie es am Anfang war. Es gehört jetzt einfach mit dazu, ein bisschen Widerstand zu zeigen.

Was mit Stephan geschah, wird sehr starke Nachwirkungen haben, allerdings wird es nicht mit dessen Tod an sich zusammenhängen. Ich mag diesen Chara auch *nick* Tröste dich einfach damit, dass er auch in RftS mitspielen wird ^^
 

@F4-Phantom: ^^# Was soll ich dazu sagen, wir haben es immerhin mit Rosenkreuz zu tun. Dort gibt es deutlich mehr Tote, als wir mitbekommen. In den letzten Fällen ist es nur geschehen, weil die Ereignisse auch Brad betrafen. Deine Frage wird in diesem Kapitel beantwortet. Pass nur gut auf ^^
 

@Razielle: Ja, ganz genau. Von den anderen Vorfällen bekommt ihr nichts mit. Das ist ein Zeichen dafür, dass Brad ebenfalls recht wenig davon mitbekommt, was so um ihn herum vorgeht. Er hat wenig Kontakt zu anderen Schülern…

Möchtest du vielleicht heute wieder ein paar Gummibärchen? *Tüte hinhalt*
 

@Kralle: Ich denke, ein deutliches Jein wäre die richtige Antwort. *ehe* Was da passiert ist, war jedenfalls kein Unfall. Ob tatsächlich jemand umkommen sollte, ist allerdings eine andere Frage. Falls nach dem heutigen Kapitel noch Unklarheiten bestehen, sag es einfach und ich erkläre es dir das nächste Mal ^^
 

Teil 24 „Ich hasse Sie“
 

Für eine Weile geschah gar nichts, während er stumpf zusah, wie ein Instruktor seine Zeit eintrug, etwas zu ihm sagte, das er nicht wirklich registrierte. Dann setzten sich seine Beine von allein in Bewegung, brachten ihn dorthin zurück, wo er gerade wirklich sein wollte.

Stephan lag noch auf dem Boden, die Trage wurde gerade erst hergebracht, aber das nahm er nur aus den Augenwinkeln war. Denn sein Verstand klammerte sich an einer bestimmten Beobachtung fest. Stephan lag auf dem _Boden_, nicht im Schlamm und er erinnerte sich jetzt auch wieder, dass sie das Feld hinter sich gelassen hatten. Er erreichte die Gruppe, bekam kaum etwas davon mit, dass sich eisblaue Augen auf ihn richteten. Sie hatten es hinter sich gelassen, also hätte niemand mehr auf sie schießen dürfen. Er zwinkerte, ein Mal, noch einmal. Das hier hätte gar nicht geschehen dürfen.

Etwas wallte in ihm auf, suchte die Verbindung zu Herrn Schneider, zu dessen Talent und forderte Kooperation. Da war ein überraschtes Einatmen, es kam nicht von ihm, als ihn die vertraute Energie willkommen hieß und der Instruktor in einer beinahe automatischen Reaktion seiner Bitte nachkam und die Schützen scannte, die zwar nicht zu sehen waren, sich aber trotzdem in Reichweite befanden. Ah… Er fand seine Antwort in der gleichen Sekunde, da Herr Schneider sie fand und dann wurde er festgehalten, bevor er davonstürzen konnte.

„Nein, Crawford…“

Er kämpfte gegen die Arme an, die ihn umklammerten, seine eigenen Arme an seinen Körper pressten, so dass er sich kaum rühren konnte. Er wollte sich losreißen und denjenigen töten, der hierfür verantwortlich war, doch obwohl Herr Schneider den gleichen Wunsch verspürte, erlaubte der es ihm einfach nicht. Er verstand das nicht, was ihn nur noch wütender machte, aber dann waren da Worte, die seine Aufmerksamkeit einforderten.

„Wenn du kämpfen willst, kannst du heute Abend gegen mich antreten. Überlass es mir, mich um das hier zu kümmern.“

Nur ein Flüstern, doch es war so einfach, Herrn Schneider zu verstehen. Übergangslos hielt er vollkommen still, begann mehr von seiner Umgebung wahrzunehmen und sah die versteckten Blicke, die ihnen zugeworfen wurden. Es kümmerte ihn nicht besonders viel, das Angebot des Instruktors war viel zu verlockend. „Versprochen?“ Immer noch angespannt, jeder einzelne Muskel in seinem Körper schien kurz davor, vor Überanstrengung zu zittern.

Energie leckte über ihn hinweg, versicherte ihm, dass Herr Schneider ihn nicht nur ablenken wollte. Und er erschlaffte im Griff des Älteren. Er wurde gestützt, bis er sich wieder unter Kontrolle hatte und anschließend reichte die Andeutung, einen Schritt nach vorne tun zu wollen, um losgelassen zu werden.

Stephan lag inzwischen auf der Trage – aber in diesem Fall nannte man es eine Bahre, nicht wahr? – und er trat an ihn heran, ohne dass sich auf seinem Gesicht eine Gefühlsregung abzeichnete. Seine Hand bewegte sich scheinbar von allein, strich das Blut weg, das dem Braunhaarigen an der Schläfe entlanggelaufen war. Seltsamerweise fühlte es sich warm an, genauso wie die Haut des Anderen, wo er doch Kälte erwartete hatte. Es war unlogisch, das wusste er, trotzdem kam er nicht dagegen an.

Er starrte das Rot an seinen Fingern noch an, als Stephan bereits davongetragen worden war und er konnte es beinahe riechen, wusste, wie es schmecken würde. Etwas in ihm verhärtete sich noch ein bisschen mehr, während sich Finger um Finger krümmte, seine Hand sich zur Faust ballte, bis die Fingernägel in weiches Fleisch schnitten.
 

Die zwei leeren Plätze am Mittagstisch waren auffällig in ihrer Unauffälligkeit, die anderen am Tisch ignorierten sie vollkommen. Alexander war nicht zum Essen erschienen und irgendwie konnte er das verstehen, obwohl er selbst nicht einmal auf die Idee gekommen war, die Mahlzeit ausfallen zu lassen.

Müßig fragte er sich, ob er nicht anders reagieren sollte, doch er leerte seinen Teller, ohne ein Zeichen von Appetitlosigkeit. Und dann verlor sich selbst dieser Gedanke, weil es einfacher war, loszulassen.

Herr Schneider wartete am Ausgang auf ihn, der Instruktor war unzufrieden, doch er wusste nicht, was ihn beschäftigte. Eisblaue Augen bohrten sich in braune, während eine stumme Frage gestellt wurde und seine Schilde falteten sich zusammen, als sich ihm eine Hand näherte. Der Kontakt wurde geschlossen und sein Talent flammte auf, er sah, was Herr Schneider wissen wollte, dessen Lippen sich in ein wildes Lächeln verzogen, das gleich darauf wieder verschwunden war.

Sie liefen nebeneinander her, denn der Instruktor hatte ihm nicht zu verstehen gegeben, dass er gehen durfte. Zudem war er neugierig, was Herr Schneider eigentlich vom Direktor wollte. Den Schwelbrand in sich ignorierte er.

Und dann sah er den älteren Mann zum ersten Mal aus der Nähe. Der maßgeschneiderte Anzug konnte nicht die überflüssigen Kilo verbergen, die der Direktor angesetzt hatte und auch wenn sich dessen Blick um Schärfe bemühte, als Herr Schneider erkannt wurde, hatten die blauen Augen etwas Wässriges.

„Ich habe um einen Termin mit Ihnen gebeten“, hörte er den Instruktor sagen, aber das geschah nur nebenbei, denn ein anderes Augenpaar beschäftigte ihn.

Der Mann war jünger als der Direktor, aber älter als Herr Schneider und obwohl dessen ganzes Auftreten nur Zurückhaltung ausdrückte, spürte er genau das auf ihn gerichtete Interesse.

„Und Herr Hoffmann hat Ihnen sicher ausgerichtet, dass ich keine Zeit für Sie habe.“ Mit einer Kopfbewegung zu dem Unbekannten hin, der jetzt einen Namen hatte.

Womit er endlich wusste, mit wem er es zu tun hatte. Der Direktor hatte keinen Namen – oder wurde zumindest nie anders als mit dessen Position bezeichnet, doch jeder schien zu wissen, dass Herr Hoffmann einen Großteil von dessen Arbeit erledigte. Angeblich sollte der Sekretär kein Talent besitzen und die Schüler hatten nie mit ihm Kontakt, nicht einmal bei den seltenen Gelegenheiten, da der Direktor sich vor ihnen zeigte.

Herr Schneider neben ihm schien von dieser Antwort nicht besonders erfreut, eine Energiespitze traf ihn und wie er vermutete auch die anderen beiden. Dann trat der Instruktor auch schon näher an den Direktor heran, der instinktiv zurückweichen wollte, die Bewegung aber vorher abfing. Herr Schneider sagte etwas, doch das hörte er schon nicht mehr, weil die Energie sich mit dem Schwelbrand vereinigt hatte, in ihm vibrierte, bis sein Talent sie aufzehrte. Es war das erste Mal, dass er so weit in die Zukunft blickte, vielleicht war Stephans Tod ein Schlüsselmoment gewesen, an dem er nicht vorbeisehen konnte, solange der Ausgang nicht entschieden war oder es stand ihm zum ersten Mal ausreichend Energie zur Verfügung. Er wusste es nicht und gerade war es ihm auch herzlich egal. Denn in dieser Zukunft sah er den Direktor und es war nicht der Mann, der gerade Herrn Schneider eine Ohrfeige verpasste.

Was war da geschehen? Er wünschte sich, nicht abgelenkt gewesen zu sein, doch das ließ sich nicht mehr ändern. Und sie waren nicht mehr unter sich, wie ihm ein sich erhebendes Raunen verriet, als Herr Schneider sich langsam zu ihm umdrehte. Ein seltsames Licht stand in den eisblauen Augen, als der Instruktor sich lächelnd das Blut vom Mundwinkel wischte, dann lachte. Es stoppte genauso abrupt, wie es begonnen hatte. „Du machst Witze, Crawford…“ Doch es klang nicht danach, als würde der Ältere seine Vision anzweifeln. Er erhielt noch ein Lächeln geschenkt, dann wandte Herr Schneider sich wieder dem Direktor zu, ohne die Instruktoren zu beachten, die das Ganze beobachteten wie eine sich entfaltende Katastrophe.

„Soll ich die Sache vors Triumvirat bringen? Sie hatten nicht das Recht, Crawford in Gefahr zu bringen, er gehört mir.“ Er hatte erwartet, dass Herr Schneider nach dem Angriff wütend sein würde, doch dessen Stimme war völlig ruhig, enthielt nur eine leise Drohung.

Der Direktor verzog das Gesicht, vielleicht sollte es Hohn ausdrücken, aber es funktionierte nicht ganz. „Sie glauben, das Triumvirat würde Sie noch anhören, nachdem Sie Ihr Team getötet haben?“

Stille folgte diesen Worten, in denen man die sprichwörtliche Stecknadel hätte fallen hören können. Und er wusste endlich, was Herrn Schneiders Fehler gewesen war. Nur dass da etwas nicht stimmte, denn sollte es wirklich so gewesen sein, dürfte der Instruktor nicht mehr am Leben sein. Die Energie wurde zu einem Lodern, seine Haare schienen sich darunter aufzurichten und er erschauderte.

„Reden Sie nicht von etwas, wovon Sie keine Ahnung haben“, lautete schließlich Herrn Schneiders sehr, sehr leise Antwort.

Triumph blitzte in den Augen des Direktors auf, der diese Zurückhaltung vollkommen falsch interpretierte, doch bevor die beiden etwas wirklich Dummes tun konnten, stand er auch schon neben Herrn Schneider und ergriff dessen Hand. Es war genug, um den Instruktor abzulenken, aber diese Atempause ließ ihn endlich begreifen, was genau Herr Schneider zuvor gesagt hatte.

Braune Augen wurden hart wie Stein und er nutzte die Tatsache aus, dass er direkten Körperkontakt hatte, um sein Talent zu zwingen, zu reagieren. Und er erhielt dasselbe Ergebnis. „Sie“, wandte er sich an den Direktor, „liegen falsch. Er wird angehört werden.“ Feuer schien durch seine Adern zu fließen oder möglicherweise war es auch Eis, der damit einhergehende Schmerz war der Gleiche. „Sie wissen genau, dass Sie kein Recht hatten, mich auf diese Weise zu testen.“ Rosenkreuz mochte nicht viel um das Leben eines einzelnen Schülers geben, aber wenn man erst Mal so einen Ohrstecker trug, konnte nicht einmal der Direktor einen einfach umbringen. Es war ein ungeschriebenes Gesetz, dass man Eigentum des jeweiligen Instruktors war und soweit er wusste, war es noch nie gebrochen worden.

Wahrscheinlich hätte kein anderer Instruktor es gewagt oder auch nur für erforderlich gehalten, dem Direktor wegen so einer Sache die Stirn zu bieten, aber Herr Schneider war noch nie wie jeder andere gewesen. Sein Blick richtete sich als nächstes auf Herrn Hoffmann, der nur regungslos zugesehen hatte. „Und Sie sollten aufhören, Herrn Schneider zu testen. Jeder mit gesundem Menschenverstand weiß, dass er Recht hat.“ Seine Lippen verzerrten sich zu einem unschönen Lächeln. „Aber dann wiederum kann man den hier nicht erwarten, nicht wahr?“ Plötzlich widerte ihn alles nur noch an, er wusste mehr, als er jemals hatte erfahren wollen und während es ihn früher mit Übelkeit erfüllt hätte, war es jetzt nur noch Bitterkeit. Denn letztendlich blieb ihm nur Akzeptanz, egal wie wenig er das wollte.

Herr Hoffmann neigte den Kopf, sah ihn fast ruhig an, aber er wusste, dass er den Anderen mit seinen Worten aufgeschreckt hatte. „Ich werde es Ihnen ausrichten“, wurde ihm versprochen. „Aber du weißt, dass sich so schnell nichts ändern wird…“ Am Ende des Satzes hob sich Herrn Hoffmanns Stimme, wandelte die Aussage in eine Frage um.

Er stieß einen Laut aus, der nicht ganz ein Schnauben war. „Wir sprechen uns in einem Jahr wieder.“ Was Antwort genug war. Und er würde die Zeit brauchen, denn manche Dinge ließen sich nicht einfach akzeptieren, auch wenn man genau wusste, dass man keine andere Wahl haben würde. In braunen Augen blitzte vielleicht zum letzten Mal eine bestimmte Emotion auf. „Ich hasse Sie“, flüsterte er. „Ich hasse euch alle dafür, dass ihr so einfach mit uns spielen könnt.“ Es gab genau drei Personen, die seine Worte hörten und während der Direktor nur Unglauben wegen dieser Unverfrorenheit ausstrahlte, war es bei Herrn Hoffmann eine leise Traurigkeit.

Er drehte sich abrupt um, ohne den Instruktor loszulassen, der ihm bereitwillig folgte. Herr Schneider stimmte ihm innerlich einfach nur zu, vielleicht stammte ein Teil der Emotionen sogar von dem Älteren. Denn natürlich hatte seine Vision Herrn Schneider kaum etwas Neues verraten.
 

Den Rest des Tages brachte er in seltsamer Apathie zu, denn es gab kein Ventil, das ihm erlauben würde, zu reagieren, wie er es wollte. Noch nicht, er musste nur noch ein bisschen Geduld aufbringen. Es war ihm versprochen worden und auch wenn das neue Wissen es ihm schwer machte, Herrn Schneider noch aus den gleichen Augen zu betrachten wie zuvor, wollte er weiterhin unbedingt gegen ihn antreten. Und sei es nur, weil der Ältere in diesem Moment der Einzige war, der ihm genug entgegensetzen konnte, um den Hunger in ihm zu befriedigen.

Die Matte fühlte sich wundervoll unter seinen Füßen an und langsam sah er sich nach Herrn Schneider um, der gerade die Schuhe auszog, danach Gürtel und Krawatte ablegte. Es war mehr, als der Instruktor für nötig befand, wenn dieser gegen Herrn Schumann antrat und ein warmes Glühen begann sich in seinem Magen auszubreiten, das sich allerdings nicht lange hielt. Es hatte nur eines Toten bedurft, damit sein Wunsch endlich in Erfüllung ging. Es war ein Witz, doch Stephan würde niemals darüber lachen können.

Die eisblauen Augen schienen ihn sezieren zu wollen und dann endlich erhielt er ein knappes Nicken, das ihm erlaubte, die aufgestauten Gefühle loszulassen. Er musste sie heute ausbrennen, weil es ihn sonst umbringen würde und er hatte nicht so lange durchgehalten, um jetzt aufzugeben. Herrn Schumanns Startsignal war fast nicht erforderlich, er stürzte im selben Sekundenbruchteil los und Herr Schneider empfing ihn ohne Überraschung.

Der Ältere war immer noch größer, würde es wohl immer sein und er würde wahrscheinlich niemals an dessen Erfahrung heranreichen. Aber er hatte sein Talent und es arbeitete zu schnell, als dass ihre Verbindung dem Instruktor die Möglichkeit geben würde, die so gewonnenen Informationen ebenfalls zu nutzen. Er lebte ein paar Sekunden in der Zukunft, ohne auch nur ein Mal daraus zurückzufallen, absolut fokussiert. Inzwischen hatte sein Körper das Training, den benötigten Bewegungen zu folgen und sein Talent integrierte sich, so dass sein Unterbewusstsein das Nötige übernehmen konnte.

Herr Schneider war so gut, wie er erwartet hatte und noch besser, parierte Schlag auf Schlag, Tritt auf Tritt. Der Kontakt war manchmal so hart, dass seine Knochen darunter zu vibrieren schienen, aber er spürte keine Schmerzen. Dafür blieb ihm keine Zeit. Er wurde in die Defensive gedrängt und jeder winzige Fehler würde das Ende bedeuten. Also erlaubte er sich keine Fehler. Eine Ewigkeit schien es so zu gehen, wechselte der Vorteil zwischen ihnen, ohne dass einer endgültig die Oberhand gewinnen konnte. Er verbrauchte alle Energie, die ihm zur Verfügung stand und es war einfach nicht genug. Selbst dann nicht, als sein Körper ernsthaft zu protestieren begann und sein Fokus ihm mehr und mehr entglitt.

Der Instruktor spürte die Veränderung, stellte sich darauf ein und ihr Kampf wechselte von potenzieller Tödlichkeit zu etwas weniger Intensivem. Er versuchte zurückzubekommen, was sie vorher gehabt hatten, hätte vor Wut am liebsten geschrien, weil es nicht mehr möglich war. Und dann landete er mal wieder hart auf dem Boden, ohne noch die Kraft zu haben, sich aufzurichten. Herr Schneider beugte sich zu ihm herunter, vermutlich, um ihm aufzuhelfen, aber er gab nichts darum. Seine Finger krallten sich in das Hemd des Älteren, zogen ihn auf sich herunter und sein Mund traf so hart auf den des Instruktors, dass sie sich beinahe die Zähne ausgeschlagen hätten. Es war nicht wirklich ein Kuss, auch wenn es wie einer aussah, nur die Fortsetzung des Kampfes auf einer anderen Ebene.

Herr Schneider schien damit nicht ganz einverstanden, aber trotzdem hieß ihn der Energiestrom willkommen, wickelte sich eifrig um ihn. Er zerrte an dem schwarzen Hemd, so heftig, dass einige Knöpfe absprangen, kam dann endlich an die nackte Haut darunter heran. Schweiß ließ seine Hand abrutschen, aber die Hitze war sowieso überall. Und immer noch schienen ihre Lippen aneinander zu kleben und er bekam nur Luft, weil Herr Schneider für ihn atmete. Er fühlte sich, als würde er innerlich verbrennen und die eisblauen Augen änderten rein gar nichts daran, auch wenn er seinen Blick nicht von ihnen lösen konnte. Der Instruktor sah geradewegs in ihn hinein, es gab keine Barrieren, die ihn hätten aufhalten können und dann wurden seine Hände eingefangen, gegen die Matratze gepinnt.

Herr Schneider kam auf die Knie, ließ ihn weiterhin nicht aus den Augen und auch nicht los. „Es reicht jetzt, Crawford.“ Schärfe lag in der Stimme des Älteren.

„Nein“, hörte er sich widersprechen. Er wand sich in dem festen Griff, setzte seinen ganzen Körper dafür ein und mit Genugtuung spürte er die Reaktion des Instruktors. Sie konnte ihm nicht entgehen, solange Herr Schneider auf ihm saß, selbst wenn dieser einen Teil seines Gewichtes selbst trug.

Er bekam eine Ohrfeige für seinen Widerstand, was hieß, dass eine Hand frei wurde und das war genug, um sich aufsetzen zu können. Er war kein kleines Kind mehr und manchmal schien Herr Schneider das zu vergessen. „Nicht genug, nicht heute.“ Braune Augen blitzten, etwas irrlichterte in ihnen, das ihn zerbrechen könnte. „Sie haben mich heute Vormittag aufgehalten, tun Sie es wieder.“ Seine Worte waren nicht mehr als ein Flüstern, Atem, der über das Gesicht des Älteren strich.

Herr Schneider verstand viel zu gut, was in ihm vorging und er wurde nicht verspottet oder ausgelacht. „Du kannst nicht ausgerechnet jetzt aufgeben.“

„Kann ich nicht?“ Die Erinnerung an die Vision ließ ihn beinahe hysterisch werden, aber er zwang diese Gefühle nieder, zerbrach sie in kleine Stücke, bis sie ihn nicht mehr belästigen konnten. „Sie wissen, was sie von mir verlangen werden.“

Einen Herzschlag lang sah Herr Schneider müde aus. „Jetzt ja…“ Dann aber verhärteten sich dessen Züge. „Manchmal müssen Opfer gebracht werden.“

„Für die gute Sache?“ Sein Auflachen klang hohl. „Ich habe ihn heute geopfert.“

„Du hattest keine Wahl.“

„Ich hätte ihn aus der Schusslinie stoßen können und wäre so auch ausgewichen.“

„Du hattest nicht genug Zeit, sicherzustellen, dass du auf diese Weise überlebst.“

„War es mit Ihrem Team genauso?“ Es hätte Sarkasmus sein können, der Wunsch, den Älteren zu verletzen. Er flüsterte immer noch, sie beide hatten es getan. Doch jetzt bekam er keine Antwort, lediglich die in den eisblauen Augen aufblitzende Emotion, die tief in ihn hinein schnitt. Es war einfach zu viel, er musste die Augen schließen und tief durchatmen, weil er das niemals hätte fragen dürfen. Nicht mit dieser Intention und auch aus keinem anderen Grund. „Lenken Sie mich ab…“

Der Instruktor handelte, statt etwas zu sagen, stand auf und zog ihn ebenfalls hoch. Die Bewegung war genug, ihn die Augen wieder öffnen zu lassen und ihre Umgebung begann ihm bewusst zu werden. Ein kaltes Lächeln war alles, was er ihren Zuschauern zukommen ließ. Sie hatten nichts von ihrem leisen Wortwechsel mitbekommen, dazu standen sie zu weit weg, verjagt von der Energie, die immer noch um sie herum knisterte.

Der Weg zum Quartier von Herrn Schneider schien sich ewig hinzuziehen, es ließ ihm zu viel Zeit zum Nachdenken und das war genau das, was er gerade nicht tun wollte. Kaum hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen, griff er nach dem Instruktor, so wie der es ständig mit ihm tat, zog ihn für einen Kuss an sich heran. Der ihm den Gefallen gerne tat und dann stolperte er endlich aufs Bett, mit dem Älteren über sich, schwer und unzweifelhaft _da_. Er riss ihm beinahe die Sachen vom Leib, zog sich in kurzen Pausen dazwischen selbst aus. Als sie nackt waren, hielten sie beide kurz inne und Herrn Schneiders Lächeln war echter, als er es bei dem Instruktor jemals zuvor gesehen hatte. Er erwiderte es, ohne zu überlegen, was das bedeutete und es half. Ein wenig. Was reichte, da Herr Schneider sich anschließend daran machte, ihn mehr als ausreichend abzulenken.
 

Er wusste nicht, ob Herr Schneider schlief, doch das war sowieso egal. Die Atemzüge waren genug, um ihn die Ruhe behalten zu lassen, die er irgendwann zwischen der Wildheit am Anfang und der quälenden Behutsamkeit danach gefunden hatte. Blicklos starrte er zum Fenster, in die vom Mond erhellte Nacht. Sein Licht ließ das Zimmer grau erscheinen, nicht schwarz oder weiß, keine klaren Linien. Nur in einander verschwimmende Unsicherheit. Wie dramatisch… und wie absolut passend. Ein finsteres kleines Lächeln spielte über seine Lippen. Mit dem nächsten Ausatmen sackte sein Körper in sich zusammen und er senkte den Blick, der auf die Gestalt des Instruktors fiel. Jede Erhebung, jede Kurve, wo Muskeln sich unter glatter Haut versteckten, war ihm so vertraut, dass er mit geschlossenen Augen ein Bild in die Dunkelheit hätte zeichnen können, ohne ein einziges Mal daneben zu liegen. Aber er schloss die Augen nicht und seine Hand blieb nicht irgendwo in der Luft hängen, sondern zeichnete bereits vorhandene Muster nach, die feinen Narben, die den Rücken des Älteren bedeckten.

Herr Schneider bewegte sich kaum merklich und so wusste er, dass der Andere auch nicht schlief.

„Sie stammen nicht von Rosenkreuz…“ Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.

„Niemand hätte es gewagt, mich anzurühren. Du weißt warum.“

„Ja…“
 

~TBC~
 

Ich denke, das ist mein Lieblingskapitel. Ich hoffe, ihr habt halbwegs mitbekommen, was vor sich ging… Ein Teil ist wahrscheinlich erst verständlich, wenn ihr nächste Woche den Abschluss gelesen habt. ^^#

cya, cu ^-^



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
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Von:  Allmacht
2007-10-23T17:45:52+00:00 23.10.2007 19:45
JA! Endlich der ersehnte Kampf zwischen den beiden.
Naja, Crawford hatte ja noch nicht ganz die Chance zu gewinnen.
Da muss er wohl noch etwas warten.
Die Vision war aber Spitze und Schneiders Reaktion darauf erst.
Ich kann es richtig vor mir sehen.
Das Ende des Kapitels hat natürlich (wie immer) Fragen aufgeworfen.
Erfahren wir im nächsten Kapitel was es mit Schneiders Narben auf sich hat?
Wer war eigentlich der Instruktor von Schneider?
lg
Von: abgemeldet
2007-10-23T15:37:12+00:00 23.10.2007 17:37
*Gummibärchen schnappt und zufrieden mampft*
Hui! Hätte nicht gedacht, dass Braddy mal so in Rage geraten könnte.^^
Und dieser Sekretär ist wirklich komisch o.O Bin mal gespannt wie das Gespräch mit dem Triumvirat abläuft ^^
Und was wohl in einem jahr passieren wird *gespannt auf den nächsten Teil wartet und anstatt Fingernägel lieber Gummibärchen kaut*
Von:  tough
2007-10-23T09:42:04+00:00 23.10.2007 11:42
Dein persönliches Lieblingskapitel...?

Mal sehen. Habe es noch mal wacher gelesen und wenigstens verstanden, was sich zwischen Schneider, Crawford, dem Namenlosen (Direktor) und dessen (talentlosen?) Sekretär abspielt.

Die Szene ist nicht leicht zu erfassen, aber hat etwas Mystisches.
Hier kommt bestens zur Geltung, was 'Talent' im Ganzen bedeuten kann.
Reduziert auf diese Szene ist es auch mein Lieblingkapitel...

tough
Von:  Kralle
2007-10-21T16:28:44+00:00 21.10.2007 18:28
abschluss?
aber nicht im sinne von 'geschichte zu ende', oder?
woher stammen die narben? vor RK oder bei den missionen danach?

mfg

Kralle
Von: abgemeldet
2007-10-21T15:42:36+00:00 21.10.2007 17:42
wow!
ich leider unter atemnot!
und ich seh den kampf direkt vor mir...dass gespräch mit dem direktor fand ich auch cool^^
einfach alles war cool!
sag mal...den direktor den crawford sieht...dass ist doch bestimmt derselbe wie in cd oder?
(ich nenn mal keinen namen...kann ja sein dass einer die geschichte nicht kennt, da wollen wir ja nix verraten)
obwohl ich nicht glaube dass man um cd herumkommt wenn man deine storys liest^^
ich freu mich schon übelst auf nächste woche!

ciao^^


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