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Pirates of the Caribbean

True Love
von

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Ein friedlicher Tag

Die Sonne war bereits vor Stunden aufgegangen, als Elyse das erste Mal wieder aus ihrer Kajüte kam. Matthew war kurz vor Sonnenaufgang bei ihr erschienen und hatte sich wieder zum Schlafen niedergelegt. Gegen vier Uhr hatten sie die Klippen vollständig passiert, sodass sie jetzt wieder auf das offene Meer segelten. Die junge Frau, hatte ihre Haare vor einer Weile geöffnet, sodass sie leicht über ihren Rücken fielen. Sie hatte es nicht mehr in diesem geschlossenen Raum ausgehalten und war nach draußen gegangen, auf das Hauptdeck. Ihre Crew genoss ebenfalls den hellen, vor allem aber warmen Sonnenschein und sie grüßten ihren Captain freundlich. Sie sah Tia Dalma zusammen mit Barbossa auf der Kommandobrücke stehen, doch es verlangte sie nicht nach einem Gespräch, so trat sie an die Reling und betrachtete das Wasser unter sich. Es war wunderschön, so ruhig und ohne jegliche Trübung. Doch es wurde zunehmends dunkler, was hieß, sie würden bald auf das nächste Hindernis ihrer Reise treffen. Sie bemerkte, wie jemand neben sie trat, jedoch sah Elyse nicht auf. Derjenige lehnte sich gelassen an die Reling und blickte im Gegensatz zu ihr, in den blauen Himmel. Etwas veranlasste Elyse nach der Hand neben sich zu fassen, nur um sicher zu gehen, dass es auch wirklich ihr Vater war. Sie wollte im Moment sonst niemanden an ihrer Seite haben, außer ihm. Auch wenn sie ihn vierzehn Jahre nicht gesehen hatte, es verlangte sie jetzt umso mehr, in seiner Nähe zu sein.

“Du hast dich heute Nacht sehr klug verhalten Elyse. Meinen Respekt.”

“Danke ...”

Doch Elyse beunruhigte noch etwas, seit gestern Abend. Die gesamte Crew wusste nun, dass Norrington ihr Vater war, was sie eigentlich hatte vermeiden wollen. Doch sie hatte Sao Feng die Wahrheit sagen wollen, ihn nicht belügen ... Gott allein wusste wieso. James spielte ruhig mit ihren schlanken Fingern und blieb schließlich an einem Ring hängen. Schlicht, dünn und aus Silber. Er stand ihr ausgezeichnet. Wohl ein Geschenk ihres Mentors oder ihres Freundes. Erstmals fielen dem Mann auch die Narben auf den Armen seiner Tochter auf. Das Hemd, welches Elyse trug, hatte keine Ärmel, sodas es nur noch mehr auffiel, doch sie schien sich nichts daraus zu machen.

“Es war ein Unfall ... die Narben meine ich. Es war in meinem ersten Jahr bei Mr. Caine, ich war gerade dabei, ein Stück Stahl für meinen Meister zu erhitzen, als es mir aus der Zange rutschte. Um es nicht im Feuer zu verlieren, wollte ich danach fassen, doch ich verbrannte mir beide Arme. Mr. Caine hat mich damals fürchterlich geschimpft, nicht weil ich den Stahl verloren hatte, sondern weil ich danach gefasst hatte. Er hatte solche Angst, dass ich sterben könnte ... er hat mich wirklich sehr gern gehabt.”

“Man muss schon fast verrückt sein, wenn man dich nicht lieben würde.”

Glücklich schloss James die junge Frau in seine Arme, welche sich vertraut an ihn schmiegte. Dieser beruhigende Herzschlag ... seine Wärme, die starken Arme, die sie umfingen. James kamen gerade jetzt in diesem Moment die Erinnerungen an seine Zeit in London, als noch alles in Ordnung gewsen war, sie noch eine glückliche Familie. Als Elyse noch ein Baby gewesen war und von Koliken geplagt, jede Nacht unter Schmerzen weinte. Da hatte er sie immer auf dem Arm getragen, sie gewiegt und ihr das kleine süße Bäuchlein gestreichelt, bis sie vor Erschöpfung eingeschlafen war. Oder wenn er stolz mit ihr und Claudia im Park von London spazieren gegangen war. Mit dem Hund und der Dreijährigen im Garten des Anwesens fangen spielte, Claudia, die ihnen dabei zusah und immer lächelte. Weihnachten, als er für Elyse das Pony gespielt hatte und sie auf seinem Rücken geritten war. Wie sie zum ersten Mal gemeinsam am Hofe gewesen waren und Elyse selbst die Aufmerksamkeit seiner Majestät auf sich gezogen hatte, indem sie mit den Schaustellern tanzte, sie war vier gewesen. Immer wenn er sie zu Bett gebracht hatte, die sanften Küsse, die sie ihm gegeben hatte. Seine Finger fuhren nun durch das lange schwarze Haar. Es war genauso weich wie Jacks es immer gewesen war. Ja, Jack Sparrow. Nachdem er England verlassen hatte und seinen Dienst als Captain in Port Royal antrat, hatte er eine Weile nichts von Jack gehört. Um genau zu sein, zwei Jahre, vier Monate und fünfzehn Tage. An diesem einen Abend dann hatte er sich gerade ein Bad zubereiten lassen, die Perücke und alle damit verbunden Pflichten vergessend, war er in den Zuber gestiegen und hatte die Wärme genossen. Er hatte augenscheinlich auch nicht den Lärm bemerkt, der sich in seinem Haus plötzlich abgespielte und plötzlich war er nicht mehr allein in seinem Bad gewesen. Am Rand seiner Wanne hatte Jack gestanden, im frech ins Gesicht gegrinst. James hätte ihn vermutlich nicht einmal mehr erkannt, die langen Haare, der Bart, die schwarzumrahmten Augen ... doch diese dunklen Augen hatten Jack verraten. Es war eine heiße Nacht gewesen, doch am nächsten Morgen war er wieder allein aufgewacht. Sie spielten dieses Spiel von nun an regelmäßig, doch vor vier Jahren hatte es wieder aufgehört, bis Jack dann etwa über zwei Jahren wieder in Port Royal aufgetaucht war, an dem Tag, an dem er zum Commodore ernannt worden war. Seit diesem Tag war eine wahre Jagd zwischen ihnen entstanden und jetzt war es wieder an James, Jack das Leben zu retten.

“Captain?”

Mr. Gibbs war vor sie beide getreten und sah etwas vergnügt aus. Elyse löste sich aus der Umarmung, sichtlich verlegen, doch James hätte den älteren Mann für diese Störung am liebsten über die Planke geschickt.

“Aye?”

“Die Mannschaft möchte wissen, ob es möglich wäre, eine Pause einzulegen, für nur ein paar Stunden. Die See ist klar und einladend. Sie hätten gern etwas Spaß.”

“Ich denke, dass lässt sich arangieren Mr. Gibbs. Holt die Segel ein und setzt den Anker. Wir segeln heute Abend weiter!”

“Danke Captain!”

“Nichts zu danken Mr. Gibbs. Aber es gäbe da noch etwas ...”

“Aye Captain?”

“Nennt mich Elyse! Ihr seit viel mehr gereist als ich, ihr braucht mir keinen Respekt zollen, ich Euch hingegen schon Mr. Gibbs. Ihr seid ein guter Mann. Also bitte, nennt mich bei meinem Vornamen.”

“Gerne.”

Gibbs verneigte sich vor Elyse, machte dem ehemaligen Commodore seine Aufwartung und verschwand dann wieder. Die Curse kam schnell zum Stillstand und jeder der Crew hing nun seinen liebsten Aktivitäten nach. Die junge Frau selbst, band sich die Haare wieder zusammen und legte sich gemütlich in die Sonne. Einige aus ihrer Mannschaft hatten sogar den Mut und gingen ins Meer zum baden, unter ihnen auch ihr Vater, Matthew und William, welche sich mutig in die Fluten stürzten. Über Elyse legte sich ein Schatten und sie öffnete ein Auge, nur um in das Gesicht von Elisabeth Swann zu blicken, welche sich neben ihr nieder ließ. Das dunkelblonde Haar der anderen war von der Sonne ziemlich ausgebleicht worden, ihre Haut war dunkel gefärbt, doch ihre Augen waren trotzdem etwas getrübt. Hatte Sao Feng sie etwa schlecht behandelt? Oder betrübte sie etwas anderes? Elyse jedoch hatte jetzt keine Lust mit ihr darüber zu reden, überhaupt hatte sie keine Lust jemals mit ihr zu sprechen. Die junge Frau band ihren Degen von der Hüfte los und legte ihn in Reichweite neben sie. Sie schloss die Augen, um wenigstens etwas Schlaf zu bekommen, da sie die den Rest der letzten Nacht damit verbracht hatte, ihre Logbucheinträge zu vervollständigen. Elyse hatte sich gerade auf den Bauch gedreht, als ihr etwas eiskaltes auf den Rücken gelegt wurde. Erschrocken schrie sie auf und drehte sich um, als ihr Matthew frech ins Gesicht grinste. Er schnappte sich Elyse Arm und zog sie hoch. Matthew würde es nie wagen! Und schon hatte er sie hochgehoben und lief lachend mit ihr zur Reling. Als sie einen Blick nach unten warf, konnte sie ihren Vater und William erkennen. Sie hatte nicht einmal mehr genügend Zeit, sich irgendwo festzuhalten, als Matthew sie ins Meer warf. Die nasse Kälte des Meeres umhüllte sie nur wenige Sekunden später und prustend tauchte sie auf. Matthew stand noch immer auf der Reling des Schiffes und lachte. Auch William und ihr Vater konnten sich ein Lachen nicht verkneifen. Ihr bester Freund landete selbst wenige Augenblicke später wieder im kalten Nass, da er von Pintell und Ragetti hineingestoßen worden war. Elyse bedankte sich mit einem frechen Grinsen bei den beiden, welche dieses nur zu gern erwiederten. Matthew war noch nicht einmal wieder richtig aufgetaucht, als Elyse ihn schon wieder unter Wasser drückte. Doch auch Will und James bekamen ihr Fett weg und es herrschte die wunderbarste Wasserschlacht zwischen den vieren, bis Elisabeth William rief. Er entschuldigte sich bei den anderen und kehrte zurück an Deck. Auch James wurde langsam kalt und zusammen mit den anderen beiden kehrte er auch an Deck zurück, wo Tia Dalma schon auf sie wartete und jedem ein Handtuch reichte. Elyse zitterte am ganzen Leib, doch es war ihr ziemlich egal, denn sie hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt. Gibbs kam gerade unter Deck hoch, als er die anderen wieder an Bord bemerkte. Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Jack hatte ihnen schon lange keinen freien Nachmittag mehr gegönnt, was meistens daran gelegen hatte, dass sie von der Royal Navy verfolgt worden waren. Darum schätzte die Crew wohl auch ihren neuen Captain sehr. Sie war so unbelastet und frei.

“Captain?”

“Ja, Mr. Gibbs?”

“Ich habe gekocht. Wir würden uns freuen, wenn Sie ... du uns Gesellschaft leisten würdest.”

“Natürlich gern ... ich ziehe mir nur schnell trockene Sachen an, dann komme ich in die Kombüse.”

Elyse zog das Handtuch noch etwas enger um sich und verschwand dann in ihrer Kajüte. Sie wusste nicht, wer ihren Kleiderschrank eingerichtet hatte, doch hatte er oder sie, ihren Geschmack ziemlich gut getroffen. Die junge Frau entschied sich für einen langen schwarzen Rock und ein rotes ärmelloses Oberteil, das vorne wie eine Corsage zu schnüren war. Die Haare flocht sie schnell zusammen und machte sich dann auf den Weg zur Kombüse. Unterwegs traf sie auf ihren Vater, bei welchem sie sich unterhakte und gemeinsam mit ihm den Speisesaal betrat. Es war wirklich die ganze Mannschaft versammelt, bis auf Mr. Turner und Miss Swann, doch die hingen wohl ihren eigenen Beschäftigungen nach. Mr. Gibbs bat sie, am Kopf der Tafel platz zu nehmen und servierte ihnen gleich einen Teller voll heißer dampfender Suppe. Elyse bemerkte, dass sie von allen beobachtet wurde und auf vielen Gesichtern brannten noch darauf, sie etwas zu fragen, also legte sie ihren Löffel wieder zur Seite und richtete das Wort an ihre Männer.

“Es ist schön, mit euch allen hier zu sein. Ich weiß, dass es für viele von euch nicht leicht ist, unter meinem Kommando zu segeln, doch ich verspreche, ich werde alles dafür geben, dass wir alle diese Reise überleben. Gibt es irgendwelche Fragen, die ihr beantwortet haben möchtet, im Bezug auf mich oder die Reise.”

Ein verhaltenes Murmeln ging durch den Raum und der erste der sprach war Gibbs.

“Captain, es steht uns nicht zu, dich zu kritisieren, doch wir wissen nichts über dich, oder woher du kommst und wieso du ausgerechnet mit dem ehemaligen Commodore hier aufgetaucht bist.”

Viele der anderen nickten und murrten zustimmend.

“Ihr wollt also wissen, wer ich bin? Woher ich komme? Ich bin ... ein armes Mädchen, dass in gewisser Weise zu dieser Reise gezwungen wurde. Ich heiße Elyse Norrington, komme aus London und bin die Tochter vom ehemaligen Commodore. Es hat seine Gründe, warum mein Vater uns auf diese Reise begleitet, doch sie stehen hier nicht zur Debatte. Es hat etwas mit Jack Sparrow zu tun, doch nicht in dieser Art wie ihr es vermutlich denkt.”

“Ich würde ihm nie etwas antun wollen ...” sprach James plötzlich selbst. “In den letzten beiden Jahren hat sich eine Art Katz und Maus Spiel zwischen mir und Jack gebildet. Der Eine jagt den Anderen und umgekehrt. Doch es hat einen einfachen Hintergrund. Ich möchte ihn zur Rede stellen und einige Dinge von ihm erfahren, die ich mir so nicht beantworten kann.”

“Was meinen Teil zu dieser Reise beträgt. Ich war bereits einmal an diesem Ort, zu dem wir nun fahren und kenne den Kurs, genau wie Barbossa. Darum bin ich hier, weil er mich um meine Hilfe gebeten hat.”

“Stimmt es, dass Sie Ihre Frau und Ihre Tochter verlassen haben Mr. Norrington?”

“Ja, es ist die Wahrheit ...”

“Und in wie weit ist Jack darin verwickelt?”

James legte sein Besteck aus der Hand und seufzte. Er hatte vermutlich keine andere Chance, als ihnen die Wahrheit zu sagen. Er seufzte tief, bevor er zu seiner Antwort ansetzte.

“Er war mein Liebhaber, bevor ich die Ausbildung in der Navy antrat. Es war die Liebe zu ihm, die mich meine Familie vergessen ließ.”

Ein betretenes Schweigen erfüllte nun den Raum, denn niemand wagte etwas zu sagen. Dann hatte es also gestimmt, was man sich insgeheim über Jack erzählt hatte. Es war sein Wunsch gewesen, immer wieder von James Norrington gefangen zu werden, nur um mehr in seiner Nähe zu sein. Doch konnte man es ihm verdenken? Der Brünette war ein wirklich gut aussehender Mann und als er noch jünger gewesen war, eine wahre Augenweide. Elyse blickte von ihrer Mannschaft zu ihrem Vater und wieder zurück. Sie mussten einander akzeptieren, sonst würden zu viele auf dieser Reise sterben. Sie mussten einander einfach vertrauen. Elyse nahm ihren Löffel wieder zur Hand und aß den Rest der Suppe auf, die anderen taten es ihr gleich. Als Gibbs den Hauptgang auftragen ließ, war bereits ein lautstarkes Gespräch unter der ganzen Crew im Gange. Sie schienen langsam aufzutauen. Es war ein ausgelassener Abend und auch der Rum floss nicht zu knapp. Elyse selbst trank zwei Becher und kurz vor Mitternacht, verabschiedete sie sich, um noch etwas frische Luft zu schnappen.
 

Es war in den letzten Stunden deutlich abgekühlt und zu ihrem eigenen Schutz holte Elyse sich ihren Degen und einen warmen Mantel aus ihrer Kajüte, wobei sie sich gleich noch ihre schwarze Hose anzog. Während sie in den Mantel schlüpfte, bemerkte sie jemanden auf der Kommandobrücke. Als sie näher trat, konnte sie erkennen dass es sich um William handelte, der sich hinter das Steuerrad der Curse gestellt hatte. Die junge Frau ging ohne Umschweife auf den Mann zu und stellte sich neben ihn. Ihr Atem bildete sichtbare Wölckchen in der Luft und sie hüllte sich noch tiefer in den Mantel ein. Die Sterne waren von einzelnen Wolken verhangen, die aber nichts schlimmes ahnen ließen. Elyse wusste, dass es trügerisch war. Allein schon der große Temperaturumschwung in den letzten Stunden ... sie kamen ihrem Ziel scheinbar immer näher. Irgendwie wunderte es Elyse, dass Williams Verlobte nicht mit an Bord war. Sie hätte gedacht, bei einer weiteren Frau, außer ihr, an Bord, würde sie nicht von seiner Seite weichen, doch wie es schien hatte sie sich ordentlich getäuscht.

“Ihr solltet ins Bett gehen William. Ich kann für diese Nacht auch das Steuer übernehmen. Eure Verlobte wartet sicher auf Euch.”

William sah sie aus seinen dunklen Augen an. Sie waren so traurig, dass es Elyse schier einen Stich in der Brust versetzte. Wie konnte jemand, der seine große Liebe an seiner Seite wusste, nur so traurig sein?

“Es ist in Ordnung, ich werde heute Nacht das Steuer übernehmen. Cotton braucht seine Ruhe und Ihr auch!”

“Ich lasse mein Schiff sicher nicht unbewacht. Ich vertraue Euch William ... doch ich mag es nicht, wenn jemand die Curse lenkt, den ich erst seit gut zwei Tagen kenne.”

“Natürlich ...”

“Ihr könnt weitersegeln, doch ich werde Euch Gesellschaft leisten, wenn es Euch nicht stört.”

Er schüttelte den Kopf und ein leichtes Lächeln zierte seine Lippen. Sie war bestimmt noch jünger als er und vertraute niemandem, nichteinmal ihm. Sein Blick wanderte über ihre ganze Gestalt. Die Zwanzigjährige war beinahe so groß wie er selbst und trotz der harten Arbeit, die sie verrichtet hatte, schlank und zierlich. Das fiel ihm jetzt erst auf, da sie zum ersten Mal, seit er sie getroffen hatte, etwas weibliches trug. Der lange schwarze Mantel, der beinahe wie ein Kleid wirkte ... Sie war nunmal eine Lady, dass konnte sie nicht leugnen. Langsam kam auch der Rest der Crew wieder an Bord. Einige von ihnen wankten gefährlich was wohl sehr am Rum lag. Elyse beobachtete belustigt, wie ihr Vater und Matthew gleich in ihrer Kajüte verschwanden. Die Mannschaft hatte wohl wissen wollen, wie trinkfest ihre neuen Mitglieder waren. Matthew, das wusste sie, konnte einiges vertragen, doch bei ihrem Vater hatte sie keine Ahnung. Doch hatte er selbst mit ihr einen Becher geleert und wie viele noch gekommen waren, das wusste vermutlich nur einer. Gibbs, doch dieser war weit und breit nicht zu sehen.

“Haltet den Kurs Mr. Turner!”

“Aye Captain.”

Elyse ging wieder auf das untere Deck, zurück in die Kombüse, wo sie den alten Mann beim Abwasch vorfand. Sie zog den Mantel aus und ging Gibbs zur Hand. Dieser blickte sie doch sehr erstaunt an. Doch trotz allem, auch wenn Elyse nun ihr Captain war, war sie noch immer ein normales Mädchen, dass gerne half, wo sie konnte und das würde sie sicher nicht aufgeben. Freundlich lächelte sie dem alten Mann ins Gesicht und nahm ihm ein Geschirrtuch aus der Hand, um selbst einige Teller zu trocknen.

“Dein Vater ist bereits zu Bett gegangen. Ich denke, die Mannschaft wird ihn langsam akzeptieren. Du musst verstehen Elyse, dass es auch für sie schwer ist, ihm zu vertrauen. Vor noch nicht einmal einem Jahr, hat er sie noch gejagt und jetzt segelt er mit ihnen.”

“Ich weiß, doch der Werdegang eines Piraten ist sicherlich sehr schmal. Schau mich an, vor zwei Tagen war ich noch kurz davor, meine eigene Schmiede zu planen und jetzt ... bin ich Captain eines Piratenschiffs, dass vorhat bis ans Ende der Welt zu segeln, um Jack Sparrow zurückzuholen ... Ich denke, mein Vater wurde einfach von zu vielen “ehrlichen” Menschen enttäuscht.”

“Aye, das mag stimmen. Und zum wiederholten Male befindet er sich nun mit Miss Swann auf einem Schiff.”

“Etwa verwunderlich?”

“Wenn man bedenkt, dass er vorgehabt hat, sie zu heiraten ... Ja, ich denke schon. Doch sie entschied sich nach Jacks zweiter Flucht von Port Royal für unseren Welpen. Das hat dem Commodore wohl erneut das Herz gebrochen, an diesem Tag vermutlich sogar doppelt. Elisabeth zu verlieren und dann auch noch Jack ... Ein bedauernswerter Mann.”

“Es war eine kluge Entscheidung, sie nicht zu ehelichen. Sie ist mir nicht geheuer. Seitdem sie an Bord ist, wirkt William nicht mehr glücklich ... etwas stimmt nicht, zwischen den beiden.”

“Das war bereits vor ihrer Entführung so. Er muss etwas gesehen haben, was ihn so missmutig stimmt.”

“Doch setzt er alles daran sie zu retten und lässt sie dann links liegen. Was hat sie verbrochen?”

“Sie hat Jack Sparrow geküsst, ihn an die Black Pearl gekettet und ist dann mit dem Rest der Mannschaft von diesem Ort geflohen, während er von Davy Jones Riesenkraken, zusammen mit der Pearl, verschluckt wurde” sprach Gibbs leise. “Das ist zumindest das, was William mir erzählt hat. Ich weiß nicht, in wie weit es stimmt.”

“Sie hat Sparrow getötet? Kein Wunder, dass sie ihm nicht in die Augen sehen kann.”

“Wie gesagt, ich weiß nicht, ob es stimmt. Möchtest du noch etwas trinken? James und Matthew haben noch etwas Rum übrig gelassen.”

“Etwas? Ich möchte schon noch was trinken, aber keinen Rum. Einer muss ja nüchtern bleiben.”

“Wasser also. Dein Vater verträgt viel, für ein ehemaliges Mitglied der Royal Navy. Aber Matthew kann auch trinken, wie ein Pirat. War er schon einmal auf See.”

“Reicht es dir, wenn ich sage, wir wuchsen beide in Tortuga auf? Wir verbrachten viele Abende in den Pubs und Bars.”

“Aye, das merkt man. Es ist schon spät, bist du nicht müde Elyse? Dein Tag war lang und du hattest lange keinen Schlaf mehr. Etwas würde dir auch nicht schaden.”

“Keine Chance, ich bin munter. Wir kommen unserem nächsten Ziel immer näher und es ist unerlässlich, dass ich hier bin. Barbossa weiß den Weg natürlich auch, doch ihm traut ihr noch weniger als meinem Vater, habe ich nicht Recht?”

Gibbs kam nicht dazu eine Antwort zu geben, denn die Kombüsentür wurde von Marty aufgerissen, dessen Gesichtsausdruck Bände sprach. Elyse stand auf, nahm ihren Mantel und ging an ihm vorbei. Als Gibbs ihr ohne Jacke folgen wollte meinte sie nur

“Du wirst eine brauchen, glaub mir ...”

Und schon war sie verschwunden, ihrem ersten Maht ein Lächeln zuwerfend, dass ihn sosehr an Jack erinnerte. Gemeinsam mit Marty folte Gibbs seinem Captain und blieb erstaunt stehen, als er an Deck kam. Es war wirklich mit Schnee bedeckt. Bis auf Elyse war das Deck leer und als sie sich wieder zu ihnen umdrehte, war ihr Lächeln einem echten herlichen Lachen gewichen. Wie ein kleines Mädchen drehte sie sich im Kreis, breitete die Arme aus und wäre beinahe hingefallen, wenn ihr Vater sie nicht aufgefangen hätte. Gibbs wandte seinen Blick von Elyse nun auf das Meer, das bereits von einer leichten Eisschicht überzogen wurde. Es schien, als kämen sie ihrem Ziel schneller näher, als sie gedacht hatten.

“Mr. Gibbs, rufen Sie die Mannschaft an Bord, ich denke der Captain hat eine Entscheidung bezüglich unserer Weiterreise zu treffen” sprach Barbossa laut, als er an Deck trat.

Gibbs sah zu Elyse, welche ihre Augen auf den Navigator gerichtet hatte, als sie plötzlich doch zu Gibbs sah und nickte. Dieser war verwirrt, was dieser plötzliche Sinneswandel von Elyse zu bedeuten hatte, doch fügte er sich ihrer Entscheidung, weckte die Mannschaft und brachte sie an Deck. Auf Elyse wirkten sie im ersten Moment müde, doch als sie den Schnee bemerkten, erwachten ihre Lebensgeister zu neuem Leben. Sie betrachtete die Gesichter aller, für ein letztes Mal, um sicher zu gehen, dass sie auch die richtige Wahl traf. Sie konnte nicht ein ganzes Schiff versenken, nur um einen Mann aus der Hölle zu holen, also musste sie die Besten auswählen, um den letzten Teil ihrer Reise zu bestreiten. Doch insgeheim war ihre Wahl längst gefallen.

“Captain, was hat das zu bedeuten?” fragte Marty.

“Von jetzt an geht es nur noch zu Acht weiter. Ich kann nicht verantworten, dass ein intaktes Schiff mit Mannschaft komplett zerstört wird” erklärte Elyse. “Mr. Gibbs hat von nun an das Kommando über die Curse, bis wir wieder aufeinander treffen und wir mit Jack zurückkehren. Mich selbst werden sieben von euch begleiten. Für Drei habe ich die Wahl bereits getroffen und sie fiel auf Barbossa, Tia Dalma und Miss Swann. Wer möchte uns noch begleiten?”

Alle zögerten. Was hatte Elyse auch anderes erwartet? Doch schließlich traten Pintell und Ragetti erhobenen Hauptes vor. Ihnen folgte auch William Turner.

//Wie verwunderlich!?// dachte Elyse sarkastisch.

Jetzt waren es zumindest schon einmal sieben und insgeheim hoffte Elyse, dass sie noch von einem Mann begleitet wurden. Die junge Frau spürte die Hand ihres Vaters auf ihrer Schulter ruhen.

“Ich begleite euch. Ich will Jack endlich wiedersehen.”

Elyse nickte. Sie gab den Befehl das Beiboot ins Wasser zu lassen und stieg dann als letzte mit Will nach unten. Dieser hielt sie nocheinmal auf, bevor er über die Reling kletterte und sah ihr tief in die Augen.

“Wieso willst du, dass Elisabeth mitgeht?”

“Sie soll ihre Schuld bei Jack begleichen. Falls du nicht weißt, was ich meine, frage sie selbst.”

Sie wandte sich von William ab und sah zu Gibbs, welcher zu ihr kam.

“Reist zurück, in die Nähe von Tortuga, versucht aber nicht aufzufallen. Wir werden mit Jack und der Black Pearl zurückkehren und dann den Kampf gegen Beckett und Davy Jones aufnehmen ... Pass gut auf die Mannschaft auf und hab ein Auge auf Matthew.”

“Aye Captain ... beeilt euch!”

Elyse nickte, ehe sie sich über die Reling schwang und Will in das Beiboot folgte. Als sie Platz genommen hatte, stießen Pintell und Ragetti sie von der Curse ab und ruderten in das, mittlerweile stürmische, Schneetreiben.



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