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L'Etat, c'est moi!

TalaxKai - eine etwas andere Zeitreise...
von

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4. Des Königs liebster Bastard

HI! ^^
 

So, hab mich diesmal etwas beeilt und bis in die Puppen geschrieben, damit ich das neue Kapitel fertig bekomme. Ist diesmal auch glücklicherweise etwas länger geworden. Leider ist die Handlung immer noch nicht so spannend, aber ich muss ja auch erstmal alles passend einführen etc. Genau ist es mit meinem Pairing. Ich mag es nicht, wenn sowas von null auf 100 geht, deshalb wird es sich wahrscheinlich von Kapitel zu Kapitel steigern. ^-^
 

@ shibui: Deine Frage wird in diesem Kapitel beantwortet. ^^ Aber du liegst mit deiner Vermutung richtig. War aber auch sehr offensichtlich. Auch wenn es super wäre, Camée ist leider keine historische Figur, sondern vollkommen frei von mir erfunden. ^^" Und ich hoffe auch, dass Tala und Kai in den nächsten Kapiteln etwas aktiver werden.
 

So, jetzt ohne weitere Umschweife: Viel Spaß beim Lesen!!
 

Bussi, Melou xxx
 


 

Kapitel 4: Des Königs liebster Bastard
 

Sie konnten nicht sagen, wie lange sie schon in der Kutsche saßen. Das unaufhörliche Geruckel ließ es ihnen endlos vorkommen.

Olivers Hinterteil war mehr als nur wund gesessen. Wenn sie wieder zurück sein würden, würde er erst einmal vor jedem Auto oder Bus auf die Knie fallen und die Technik preisen. Das war ja nicht zum Aushalten. Zudem ratterte alles um sie herum. Er bemitleidete Kai, auch wenn dieser es nicht hören wollte, wegen seiner Kopfschmerzen. Die wurden bestimmt nicht besser.

„Alles ok?“ fragte er, einfach der Höflichkeit wegen. Der Halbrusse sah wirklich angeschlagen aus.

„Geht schon“, antwortete Kai gepresst und strich sich kurz über die Augen. „Würde nur ne Menge für ne Schmerztablette geben…“

Tala sah seinen Teamkollegen belustigt an. „Von den Quacksalbern dieser Zeit würde ich mir an deiner Stelle nichts andrehen lassen.“

Der Blauhaarige schnaubte und schloss die Augen, was wohl ein Zeichen war, dass er jede weitere Störung mit dem Tod bestrafen würde. Oliver räusperte sich, wusste aber dann doch nicht genau, was er eigentlich hatte sagen wollen. Wahrscheinlich wollte er nur die Geräusche der Kutsche übertönen.

Emily hatte die ganze Zeit aus dem Fenster gesehen, mit einem nachdenklichen Ausdruck auf dem Gesicht. Man konnte fast sehen, wie sich die Zahnräder hinter ihrer Stirn drehten. Plötzlich schien sie so etwas wie einen Geistesblitz zu haben.

„Sagt mal“, begann sie und die anderen erwachten aus ihrer Starre. Kai hob eine Augenbraue als Zeichen, dass er zuhörte. „Habt ihr eure Beyblades bei euch?“

Die vier Jungs langten in ihre diversen Taschen und fischten ihre jeweiligen Kreisel heraus.

„Natürlich“, antwortete Garland. „Ich hätte es gemerkt, wenn Apollon gefehlt hätte. Warum fragst du?“

„Na ja“, meinte Emily und schob sich ihre Brille wieder gerade, die bei dem Gewackel der Kutsche verrutscht war. „Als der Blitz im Atrium eingeschlagen ist, da sind unsere Blades aus der Tasche gefallen und haben geleuchtet. Warum haben wir sie dann auf einmal wieder? Rein logisch gesehen müssten sie doch immer noch in Paris sein, oder?“

Da konnten ihr die anderen nur zustimmen. Nachdenklich sahen sie auf die Blades in ihrer Hand.

„Als sie aufgeleuchtet haben“, durchbrach schließlich Tala die Stille, „meint ihr, sie haben uns irgendwie hierher befördert?“ Mit gerunzelter Stirn sah er auf Wolborg. Der Bitchip glänzte im Licht, das durch die geöffneten Vorhände fiel.

„Möglich wäre es.“ Oliver sah zu Emily. „Was sagst du dazu?“

Die Amerikanerin tippte sich kurz gegen das Kinn. „Also rein wissenschaftlich müsste ich das natürlich erst überprüfen. Aber es könnte sein, dass unsere Bitbeasts durch die elektrische Spannung in der Luft aktiviert wurden und ein Loch in die Zeit gerissen haben. Wenn ihr versteht, was ich meine.“

„Loch in die Zeit?“ hakte Garland skeptisch nach und steckte Apollon wieder in seine Hosentasche.

„Ich weiß nicht, wie ich es anders nennen soll“, rechtfertigte sich die Orangehaarige. „Ich kann es mir nur so erklären.“

Eine nachdenkliche Pause entstand. Jeder ließ sich Emilys Worte mehrere Male durch den Kopf gehen. So unlogisch es ihnen auch schien, es machte Sinn. Zumindest ein wenig. Außer der Amerikanerin hatte keiner von ihnen sehr viel Ahnung von Technik und Wissenschaft. Ihre Theorie klang da eigentlich sehr einleuchtend.

Die Kutsche ruckelte weiter. Eine halbe Ewigkeit später, stieß Emily plötzlich einen kurzen, spitzen Schrei aus und deutete aus dem Fenster. Die anderen folgten ihrem Blick und ohne Ausnahme fiel ihnen der Unterkiefer herunter.

Der Wald hatte sich gelichtet und gab nun den Blick auf ein riesiges Schloss frei, dass sich am Horizont erhob. Das weiße Gemäuer und dunkelblaue Dach mit den vielen Türmen und Rundbögen erkannte Oliver sofort.

„Chambord“, wisperte er überrascht.

„Was?“ Tala hatte sich zu ihm gedreht.

Der Franzose nickte zu dem Renaissance-Schloss. „Das ist das Château Chambord. Das größte Château der Loire-Region.“

Langsam kamen sie näher und die Räder der Kutsche gruben sich tief in den kiesigen Weg, als sie auf eine Art Allee bogen und nun frontal auf das Schloss zufuhren.

„Gigantisch“, murmelte Emily beeindruckt und eine gewisse Vorfreude zeigte sich auf ihrem Gesicht. „In so einem Schloss würde ich auch gerne wohnen.“

„Ach ja?“ Garland zog verwundert die Augenbrauen hoch.

Die Amerikanerin zuckte grinsend mit den Schultern. „Tja, ob ihr es glaubt oder nicht, aber jedes Mädchen würde gerne eine Prinzessin sein.“

Diese Aussage kassierte einige überraschte und ungläubige Blicke seitens ihrer männlichen Kollegen, aber Emily störte sich nicht daran. Vielmehr interessierte sie das große Château, durch dessen Tor sie nun fuhren. Aber bis zur Haupttür waren es trotzdem noch gute 100 Meter.

„Ein paar Hintergrundinfos dazu?“ fragte Tala Oliver plötzlich und musterte das weiße Gemäuer kritisch.

Der Franzose räusperte sich. „Also, Chambord wurde so weit ich weiß 1519 von dem französischen König Franz I. erbaut. Also in der Renaissance. Nach 25 Jahren war der Bau beendet. Es war eigentlich nur ein Jagdschloss und die meiste Zeit unbewohnt. Und in dem Schloss gibt es eine berühmte Wendeltreppe, von Leonardo da Vinci entworfen. Es heißt, zwei Menschen können die Treppe hinauf bzw. hinunter gehen, ohne sich zu begegnen.“

„Wie geht das denn?“ Kai hatte eine Augenbraue in die Höhe geschoben und runzelte die Stirn leicht.

„Ich weiß nicht“, gab Oliver zu. „Ich war noch nie dort. Aber jetzt können wir es wohl ausprobieren.“

Mit einem kurzen Ruck kam die Kutsche zum Stehen und die Fünf atmeten alle erleichtert auf. Ihnen war nun ein wenig flau im Magen und obwohl sie den ganzen Tag nichts zu sich genommen hatten, wurde ihnen bei dem Gedanken an etwas Essbares äußerst unwohl.

Es verging etwas Zeit, bevor die Tür von ihrer Kabine geöffnet wurde und Oliver musste, als er nach draußen kletterte, dem Drang widerstehen, auf die Knie zu fallen und den Boden zu küssen. Er sah, dass auch die anderen noch etwas wackelige Beine hatten, auch wenn sie ihr möglichstes taten, es zu verbergen. Ihm huschte ein Schmunzeln übers Gesicht, als er die frische Luft tief einatmete und die Fassade des Châteaus hinaufblickte. Es war einfach ein atemberaubender Anblick.

Die Eingangstür war bereits geöffnet, also nahm er an, dass Anais und die Prinzessin bereits hineingegangen waren. Zwei Bedienstete brachten gerade das Gepäck durch einen kleinen Nebeneingang. Ein weiterer, wahrscheinlich der Kammerdiener, trat nun auf sie zu. Der eigenartige Blick, mit dem er sie bedachte, entging ihnen natürlich nicht. Aber sie wunderten sich auch nicht darüber.

„Wenn die Herren mir folgen würden?“ Er deutete eine Verbeugung an, wies mit seiner Hand auf den Eingang und ging gemächlich vor. Die Beyblader trotteten hinterher. Kutschenfahrten und Zeitreisen sollten nicht auf einen Tag gelegt werden, da waren sie sich alle einig. Das schlug nämlich unglaublich auf den Kreislauf.

Der Kammerdiener führte sie, zu Olivers Verwunderung, durch den Haupteingang ins Innere. Verwundert stellte er fest, dass es keinesfalls stickig war. Auch war alles sehr geschmackvoll eingerichtet und ganz und gar nicht wie andere Schlösser, die er schon besichtigt hatte. Die Böden waren aus hellem Stein, der auf Hochglanz poliert war. An der Decke hing ein großer, gläserner Kronleuchter und an den Wänden hingen geschmackvolle Bilder. Sie gingen eine breite Marmortreppe empor in den ersten Stock. Als Olivers Blick auf das Gemälde fiel, das am Ende der Treppe auf sie wartete, blieb ihm die Spucke weg. Mit offenem Mund blieb er davor stehen. Erst als Tala ihn unsanft an der Jacke zog, erwachte er aus seiner Starre und schloss wieder zu den anderen auf.

„Das war ein Portrait des Sonnenkönigs“, sagte er zu sich selbst. Nur Emily schenkte seinen Worten Beachtung.

„Ich hab’s gemerkt“, flüsterte sie ihm zu. „Wo meinst du bringt der uns hin?“

„Ich hoffe mal zur Prinzessin“, antwortete der Franzose. „Oder wenigstens zu Anais.“

Im ersten Stock waren die Böden aus dunklem Holz. Ein wertvoller Teppichläufer führte den Flur entlang. Links waren hohen Fenster, durch die man Wälder und den Garten sehen konnte. Rechts waren in einigen Abständen Türen in den Holzvertäfelten Wänden, dazwischen waren weitere Gemälde, größtenteils Landschaften. Am Ende des Flures blieben sie vor einer Flügeltür stehen. Der Kammerdiener drehte sich zu ihnen um.

„Bitte warten sie einen Augenblick.“

Dann klopfte er an die Tür und trat ein, die Klinke hinter sich wieder zuziehend.

Sie warteten nur kurz, dann kam der Kammerdiener wieder raus.

„Ihre Hoheit ist bereit, sie zu empfangen“, sprach er förmlich und deutete ihnen mit einer Armbewegung an, hineinzugehen. Hinter ihnen schloss er die Tür wieder und ließ sie allein.

Sie sahen sich etwas in dem geräumigen Zimmer um, das wahrscheinlich so etwas wie ein Wohnzimmer oder Salon war. Wie der Rest des Schlosses war es sehr stil- und geschmackvoll eingerichtet, mit wertvollen Perserteppichen auf den Böden und dunklen Kiefermöbeln. Gegenüber von den Fenstern waren hohe Bücherregale und in der Mitte stand ein niedriger Tisch, um den einige gepolsterte Sessel standen. Auf einem saß die Prinzessin. Camée hatte die schlanken Finger auf ihrem Schoß gefaltet. Ihre Haltung war aufrecht und ihre blauen Augen ruhten auf den Bladern. Sie lächelte sie sanft an.

„Setzt euch doch“, sagte sie und deutete auf die restlichen Sessel.

Zögernd kamen sie ihrer Bitte nach und stellten erleichtert fest, dass es deutlich bequemer als in der Kutsche war. Kurz herrschte eine peinliche Stille, über die Anais, die hinter der Prinzessin stand, schmunzelte.

Camée drehte sich zu ihr. „Könntest du etwas zu trinken holen, Anais? Vielleicht heiße Schokolade?“

„Natürlich.“ Anais nickte und verließ den Raum durch eine andere Tür.

Oliver sah ihr kurz nach, dann fiel sein Blick wieder auf die Prinzessin.

„Also“, begann sie. „Ihr hattet, wenn ich mich recht erinnere, eine Frage gestellt?“

Der Grünhaarige nickte und die Prinzessin strich sich eine Haarsträhne von der Schulter.

„Es ist ganz einfach. Der König ist mein Vater.“

Vollkommen synchron klappte ausnahmslos allen der Unterkiefer auf die Brust.

Oliver schnappte ein paar Mal nach Luft, bevor er einen Satz zustande brachte.

„Euer Vater? Aber…“ Er ging schnell alle Jahreszahlen im Kopf durch und stutzte. „Verzeihung, aber dürfte ich fragen, wie alt ihr seid?“

Die Prinzessin nickte. „Selbstverständlich dürft ihr. Ich bin siebzehn.“

„Aha“, sagte der Franzose. „Also seid ihr 1660 geboren? Ich will nicht unhöflich sein, aber hat der König nicht erst ein Jahr später geheiratet?“

Sie schlug den Blick nieder und strich sich ein weiteres Mal die Haare nach hinten, anscheinend eine Angewohnheit.

„Das ist richtig.“ Ein nervöses Lächeln umspielte ihre Lippen. „Aber die Königin ist auch nicht meine Mutter. Meine Mutter heißt Maria Mancini.“

Jetzt verstanden sie langsam. Aber Oliver war immer noch etwas verwirrt.

„Könntet ihr das vielleicht etwas genauer erklären? Ich verstehe nicht ganz, warum ihr dennoch den Namen Bourbon tragt.“

Camée sah wieder auf. Die Nervosität war ihr, falls sie sie hatte, nicht anzusehen. Auch schien ihr das Thema nicht unangenehm zu sein.

„Das ist ganz einfach“, antwortete sie. „Meine Eltern lernten sich einige Jahre vor der Verlobung meines Vaters kennen. Allerdings wurde die Ehe ihnen verwährt. Als meine Mutter dennoch schwanger wurde, schickte sie ihr Onkel zurück nach Italien. Da sie aber mit einem unehelichen Kind nicht gut verheiratet werden konnte, brachten mich meine Großeltern mit drei Jahren zurück nach Frankreich und gaben mich in die Obhut meines Vaters. Entgegen ihrer Erwartungen, widmete er sich voll und ganz meiner Erziehung und wir führen eine sehr enge Beziehung. Deswegen war es ihm auch wichtig, dass ich als sein Kind legitimiert werde.“

„Was bedeutet legitimiert?“ stellte Garland eine Zwischenfrage.

Die Prinzessin räusperte sich. „Nun ja. Wie ihr wahrscheinlich wisst, hat der König mehrere uneheliche Kinder. Bei Hofe bezeichnet man sie unschicklicherweise als Bastarde. Sie erhalten zwar adelige Titel, allerdings wird ihnen der Name der Bourbonen nicht anerkannt. Bis mein Vater das Gesetz geändert hat.“

„Jetzt verstehe ich“, grinste Oliver und Camée lachte.

„Dann bin ich beruhigt. Habt ihr sonst noch Fragen?“

„Ich hätte eine“, meldete sich Tala plötzlich zu Wort. „Wenn du die Tochter des Königs bist, warum sitzt du dann nicht bei ihm in Paris?“

„Tala“, zischte der Franzose ihm geschockt zu. „So kannst du doch nicht mit ihr reden!“

„Wieso?“

Die Prinzessin unterbrach den kurzen Wortwechsel. „Das ist in Ordnung. Duzt man sich in eurer Zeit immer?“ Sie schien interessiert.

„Ähm…“ Oliver war überrascht, wie locker sie mit Talas offensichtlichem Manierbruch umging. „Nun ja. Eigentlich schon. Außer Erwachsene.“

„Sehr interessant“, sagte sie und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. „Ihr seid alle noch keine Erwachsenen, oder? Dann machen wir es auch so. Und um auf ihre… deine Frage zu antworten: Ich verstehe mich nicht sonderlich gut mit meiner Stiefmutter.“

„Und warum?“ stellte der Rothaarige eine weitere Frage.

„Sie kann mich nicht leiden. Sie sieht mich als eine Art Bedrohung. Weil ich vor ihr da war. Also hat mir mein Vater dieses Schloss überlassen und es für mich möbliert.“

„Klingt logisch“, kam es von Emily.

Bevor noch weiteres gesagt werden konnte, öffnete sich die Tür und Anais kam mit einem Tablett voller dampfender Tassen ins Zimmer gelaufen. Sie stellte es auf den Tisch und reichte jedem eine Tasse. Der Inhalt war hundertprozentig heiße Schokolade. Der Geruch war sehr intensiv und Oliver wusste, dass es dieses Getränk im damaligen Frankreich sehr in Mode war. Er nahm einen Schluck. Es schmeckte sehr stark nach Mocca und es war so heiß, dass er sich fast die Zunge verbrannte. Emily schien begeistert davon zu sein, denn sie hatte ihre Tasse in wenigen Zügen geleert. Tala, Kai und Garland hingegen beschnupperten das braune Gebräu noch etwas skeptisch.

„Nun gut“, sagte Camée und stellte ihre heiße Schokolade zur Seite. „Wenn eure Fragen beantwortet sind, dann würde ich gerne ein paar stellen. Also… was frage ich am besten zuerst?“ Sie überlegte kurz. „Wie weit seid ihr in der Entwicklung? Ist Frankreich noch eine Monarchie? Was ist in der Zwischenzeit Bedeutendes passiert?“

„Ähm“, begann Oliver unsicher. „Ich weiß nicht genau, was ich erzählen kann. Nicht, dass sich die Zukunft ändert oder so…“

Die Prinzessin sah ihn enttäuscht an und der Grünhaarige kratzte sich am Hinterkopf.

„Spießer“, kam es von Tala. „Also. Der Mensch fährt, taucht, fliegt, war im Weltall und auf dem Mond. Wir haben zwei Weltkriege hinter uns und Frankreich ist, wie die meisten Länder der Welt, eine Republik.“

Als er geendet hatte, war Camée ein wenig blass um die Nase. Oliver rechnete schon mit einem Nervenzusammenbruch und hätte Tala wahrscheinlich ordentlich den Kopf gewaschen, wenn er sich nicht sich wäre, dass der Rothaarige ihm als Gegenleistung seinen abreißen würde.

„Das hört sich sehr aufregend an“, sagte die Prinzessin irgendwann, auch wenn sie anscheinend immer noch etwas neben sich stand. „Eine Republik? Das habe ich mir schon fast gedacht. Auf Dauer konnte dieses System ja nicht gut gehen…“ Sie holte einmal tief Luft und strich sich das Kleid glatt. Dann fiel ihr Blick auf die Kleidung der Blader. „Aber nun sollten wir uns um eure Garderobe kümmern. Versteht mich nicht falsch, ich halte sie für sehr ausgefallen, aber ihr würdet hier nur auffallen.“

Auch wenn es ihnen nicht wirklich gefiel, so mussten sie ihr doch zustimmen. Die seltsamen Blicke des Kammerdieners waren ihnen schon genug gewesen.

„Gut“, sagte Camée schließlich. „Anais? Ich denke, wir sollten noch genug Kleidung hier haben, oder? Wenn du sie in eigene Räume bringen würdest, damit sie sich umziehen können? Ich werde mich kurz zurückziehen.“

Damit stand sie auf, nickte ihnen noch einmal zu und verließ dann doch etwas hektisch den Raum. Die Tatsache, dass die Königsfamilie abgesetzt werden würde, machte ihr wohl mehr zu schaffen, als sie es sich anmerken lassen wollte.

Anais bat sie, ihr zu folgen und so wanderten sie noch mal eine Weile durch die Gänge des Châteaus. Sie ließ sie in einem Raum allein, der ähnlich eingerichtet war wie Camées Salon. Emily nahm sie mit in ein Nebenzimmer.

Kurz darauf kamen zwei Diener und trugen zwei schwere Truhen herein, verneigten sich mehrere Male und verschwanden wieder. Oliver trat an eine der der großen Kisten heran und öffnete sie. Darin befanden sich, ordentlich sortiert, Schuhe, Hosen, Strümpfe, Hemden und Jacken. Natürlich alles im Barock-Stil.

Tala nahm eines der Hemden heraus und zupfte angewidert an dem Rüschenkragen.

„Das ist ja ekelhaft“, sagte. „Wie können die so was nur anziehen?“

„Tja“, meinte Kai und beäugte die Sachen misstrauisch. „Ich schätze, wir müssen uns wohl oder übel anpassen, wenn wir nicht von der Inquisition erwischt werden wollen.“

Garland warf einen Blick in die zweite Truhe, in der das Gleiche zu finden war wie in der ersten. Die vier brauchten eine Weile, bis sie etwas Passendes und einigermaßen schlichtes gefunden hatten. Schlicht, das hieß keine übertriebenen Stickereien, Schleifchen oder Spitze. Obwohl sie um die Rüschenärmel und –Kragen nicht herumkamen.

„Kniestrümpfe.“ Tala schüttelte den Kopf. „Warum müssen es Kniestrümpfe sein?“

„Jetzt hör auf dich zu beschweren“, wies Kai den Russen zurecht. „So schlimm siehst du doch gar nicht aus.“ Das musste der Blauhaarige zugeben. Von ihnen allen sah Tala, aus irgendeinem undenklichen Grund, am wenigsten lächerlich aus. Komischerweise passten das weiße Hemd, die schwarze, knielange Hose und die hellblaue Jacke gut zu ihm. Die Jacke war an den Rändern mit silbernen Fäden verziert, aber war sonst nicht sehr kitschig und übertrieben.

Der Rothaarige sah ihn mürrisch an. „Das soll wohl ein Scherz sein. Außerdem zieh ich nicht diese Schuhe an.“ Er deutete auf das Tretwerk aus Seide, mit den leichten Absätzen. „Ich bin doch keine Frau.“

„Das tragen hier alle“, erklärte Oliver. „Du kannst dich also nicht blamieren.“

„Das sagst du so einfach“, schnaubte Tala. „Blöde Franzosen.“

Trotz seines ganzen Gemeckers gab der Russe am Ende doch nach. Nachdem sie alle gekleidet waren, warteten sie auf Emily und Anais.

Sie trugen, mit Ausnahme von Oliver, alle schwarze Hosen. Der Franzose hatte zu einer vanillefarbenen gegriffen, die er zu einem weißen Hemd mit gigantischer Schleife am Kragen, einer schwarzen Weste und einer ebenfalls vanillefarbenen Jacke trug.

Garland hatte das Gleiche an, nur war seine Hose schwarz und die Jacke dunkelgrün.

Kai glitzerte, zu seinem Leidwesen, neben Tala noch am meisten. Seine weiß-silberne Jacke war mit seltsamen Pailletten bestickt, die bei jeder Bewegung funkelten. Glücklicherweise hatten sich seine Kopfschmerzen verflüchtigt.

Nach einer halben Ewigkeit kamen endlich Anais und Emily. Die Amerikanerin in Kleidung zu sehen, die mal nicht sportlich war, war erstmal ein halber Schock. Ihre schmale Figur zierte ein für diese Zeit typisches Kleid, ähnlich dem von Anais. Nur war es mintgrün und der Rock war aufwendig gerafft, was den Saum noch weiter ausfallen ließ. Die Orangehaarige schien sich deutlich wohler zu fühlen als ihre Kollegen, bei deren Anblick sie sich erstmal auf die Zunge beißen musste, um nicht loszulachen. Obwohl es ihnen Klasse verlieh, das stand außer Zweifel. Sie mussten sich nur alle erstmal dran gewöhnen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: lunalinn
2007-05-13T10:06:07+00:00 13.05.2007 12:06
XDD
das mit der kleidung war echt geil hihi
emiliy wird zur prinzessin lol
aba ich kann die jungs verstehen...die kleidung der männer früher in frankreich is echt scheußlich...
das kapi hat mir wieder sehr gut gefallen ^^
mach schnell weiter
Von:  shibui
2007-05-12T10:14:02+00:00 12.05.2007 12:14
*lol* das war niedlich. erst die wenig angenehme Kutschfahrt, dann das Gespräch mit Camee, die ja doch etwas von Tala überrumpelt wurde, was Infos über die Zukunft angeht und dann die Jungs und Emily in netten Modeklamotten aus dem 17.Jh.
wie süß. aber ich kann mir auch sehr bildlich vorstellen, daß gerade Tala sehr gut in seinen Sachen ausgesehen hat. Kai sieht ja am Besten nackt aus, trotdem kann ich ihn mir auch gut in den Klamotten vorstellen. Emily im Kleid ist wirklich ungewohnt. aber mir würde es gehen wie ihr, ich würde auch gern mal so ne Klamotte tragen, obwohl die Kleider ja immer so schwer aussehen.

was mir bei deiner Story auch gefällt, das du dich offensichtlich ordentlich mit Hintergrundinfos versorgt hast. dadurch wirkt das ganze sehr authentisch und man kann sich alles wunderbar bildhaft vorstellen. kann man jetzt auch davon ausgehen, daß die Frau aus dem Prolog Camee ist? nein, sags mir nicht. ich werd's ja dann sehen.

jetzt bin ich ja mal gespannt, nachdem so die einleitenden Kapitel vorbei sind, was du jetzt machst. und schön, daß die Sache mit den Blades jetzt auch geklärt ist.
ähm, nochmal ne Frage zur Geschichte, dieses Gesetz von Ludwig XIV. gab's aber nicht wirklich, oder? also, daß seine Bastarde legitimiert werden konnten?

appropos der Sonnenkönig. wenn man deinen Titel so hernimmt, könnte man ja meinen, daß der Gute auch noch ne größere Rolle spielt. ich merke vielleicht mal an, daß Ludwig XIV. nicht grade zu meinen zehn liebsten historischen Personen gehört. er ist mir eigentlich eher unsympathisch, aber du kannst mich natürlich gerne eines besseren belehren^^

lg shibui (und wenn du immer in der Geschwindigkeit hochlädst, hab ich natürlich nichts dagegen, wenn die Kaps nicht ganz so lang sind *gg*)


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