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Saint White

von

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Engel der Nacht

Dampf stieg aus der Badewanne in der ich versuchte mich erneut zu entspannen. Black Angel of Death, wer war er? Dieser Name kam mir verdächtig bekannt vor. Hatte ich nicht schon mal von ihm gehört? Vor langer Zeit in einem anderen Leben? Der schwarze Engel..... Nun ja. Mir war klar das grübeln mich im Moment nicht weiter brachte, doch so einfach lies sich das nicht verdrängen. Während ich in dem für meinen Geschmack zu warmen Badewasser saß und die Decke anstarrte, wusste ich nicht, wie ich den Rest des Tages verbringen sollte.

Das nun noch ein Auftrag anfiel bezweifelte ich doch stark. Immerhin wollte Takato sich ja nicht überarbeiten. Langsam stieg ich aus dem Schaumbad und kühlte mich mit einem Bottich Eiswasser ab. Gemächlich zog ich mich an, als ich einen Schrei hörte. Ich rannte aus dem Badezimmer ins Wohnzimmer wo ich Takato ziemlich entsetzt vor einem alten Buch vorfand.
 

Er blickte mich an...... und bekam einen hochroten Kopf. „W...was fällt dir ein? Hast du denn gar kein weibliches Schamgefühl?“ Erst jetzt war mir aufgefallen das ich in der Eile nur in Unterwäsche herbeigeeilt war. Und? „Wie bitte? Soll ich etwa das nächste mal wenn ich dich schreien höre erst mal zusehen das ich mich angezogen und frisiert habe, bevor ich nachsehe ob du vielleicht gerade erschossen wurdest?“ Beleidigt reagierte er mit einem: „Pfhe“
 

Was sollte das denn? Das nächste mal nahm ich dann am besten auch noch mal eben den Wischmob aus der Besenkammer um, für den Fall des Falles das es der Fall sein sollte, sein Blut gleich aufwischen zu können. Oder wie stellte er sich das denn bitte vor? Männer!
 

„Können wir diese Diskussion auf später verlegen, wenn du dir endlich mal ein paar Kleider angezogen hast, oder hast du vor so zu bleiben bis du stirbst?“ Idiot. „Als ob dir dieser Anblick nicht gefallen hätte. Bist ja auch NUR ein Mann.“ Wutentbrannt rannte ich in das soeben sturmartig verlassene Bad und zog mich fertig an. Wie konnte er es nur wagen? Ich könnte.... Oh.... das wird er mir irgendwann büßen. Unter Rachegedanken begab ich mich unterbewusst zurück auf die Couch in dem einigermaßen gemütlich eingerichteten Wohnraum. „Nun? Was ist denn nun an diesem ollen Schmöker so interessant? Hast du vielleicht ein paar Buchstaben entdeckt?“ Ich gab zu, meine Neugier siegte über die Rachegedanken, was nicht hieß, dass ich ihm verziehen hatte. „Nun ja, wenn du Buchstaben lesen kannst und dir für einen „ollen Schmöker“ nicht zu fein bist, wirf doch mal einen Blick auf die aufgeschlagene Seite.“ Ich überging seine spitze Bemerkung und entdeckte einen alten Artikel in diesem „Ding“, was Takato ernsthaft noch als Buch bezeichnete.
 

4.04.1856

Die Schreckensherrschaft des Lords hat nun endlich ein Ende. Keiner hätte es für möglich gehalten, dass jemand in sein gut bewachtes Anwesen eindringen und ihn ermorden könnte, doch schien sich ein Mann dieser Herausforderung zu stellen und sie auch zu meistern. Sowohl die Leiche wie auch der Raum hinterließen keine Hinweise auf den Mörder des Schreckenlords, nur eine Visitenkarte war aufzufinden. Darauf war der Name „Black Angel of Death“ verzeichnet. Hat ihn vielleicht sogar Tatsächlich ein Todesengel geholt? Nun, auch wenn alle insgeheim froh über den Tod dieses schrecklichen Menschens sind, sieht man sich hierzulande doch verpflichtet diesem Vorfall nachzugehen. Denn auch wenn damit ein schlimmer Zeitabschnitt endet, wird Mord noch immer mit dem Tode bestraft. Doch, kann man einen Engel der Nacht töten?
 

Ich blätterte noch ein bisschen und konnte noch mehrere Artikel über den sogenannten „lebensrettenden Mörder“ und „Todesengel“ lesen. Als ich das erste Buch schloss, bekam ich auch schon das nächste in die Hand gedrückt. Dieser Typ war so etwas, wie Takato es sich von mir wünschte, ein Räumungsarbeiter für unnötigem Schmutz auf den japanischen Straßen. Doch etwas irritierte mich. „Willst du mir jetzt damit sagen das dieser komische Typ weit mehr als 150 Jahre alt ist? Also komm ich bitte dich.“ Die Artikel lagen nie mehr als circa 5-7 Jahre auseinander, wenn überhaupt. Das konnte er seiner Parkuhr erzählen, aber nicht mir. „Da ist doch was faul!“

„Nun ja. Doch Tatsache ist ja wohl auch das was da auf dem Tisch liegt.“ Ich ging hinüber um nachzusehen was er denn da liegen hatte. Es war die Visitenkarte. „Und? Was genau willst du mir jetzt damit sagen?“ Ich kannte sie, denn schließlich hatte ich sie ja gefunden. „Hm, lies doch mal was da drauf steht.“

„Na, was wohl. Ich habe dem werten Herrn des Unternehmens Kolonie das Leben genommen, sodass er nicht mehr fähig ist, es anderen zu nehmen.“ Takato sah mich komisch an und meinte ich solle erst mal lesen bevor ich zitierte was ich auf der Karte bei meinem Opfer gefunden hatte. Abgenervt nahm ich die Karte in die Hand und las die ersten Zeilen, bis.... Moment!!!!
 

Ich habe dem werten Lord dieser Gegend das Leben genommen, sodass er nicht mehr fähig ist, anderen das leben zu nehmen. Gezeichnet, Black Angel of Death.
 

Was sollte das denn? Fragend sah ich meinen Partner an. „Nun, wie ich schon sagte, lies erst mal. Das ist die Original Visitenkarte von 1856. natürlich glaube ich auch nicht das er ein Untoter oder so was ist, doch zweifellos die gleiche Vorgehensweise.“ Viel eher interessierte mich etwas anderes. „Wie zum Teu..“

„Nicht fluchen!!!“

„Okay, wie, bitte schön bist du eigentlich an diese Karte rangekomm....“

„Also ich weiß auch nicht genau was ich davon halten soll. Vielleicht ist es auch unnötig sich damit zu beschäftigen, denn irgendwo kann es doch genauso gut sein, dass wir nie wieder auf ihn treffen. Oder vielleicht war das auch sein letzter „Einsatz“ für die nächste Zeit, oder was weiß ich....“ Soso, er blockte diese Frage also mal wieder. Mal ehrlich, das ist doch beim besten Willen nicht normal immer an irgendwelche Informationen ranzukommen, die ansonsten kein Mensch bekommen dürfte. Und erst recht nicht an antike Beweisstücke. Doch Fragen half nichts. Und den Kopf darüber zu zerbrechen auch nicht. „Ich gehe.“

„Wohin?“

„Aus!“

„Wohin?“

„Nach draußen?“

Beleidigt darüber das er meine Frage abblitzen lies, lies ich seine ebenso abblitzen. Sollte er sich doch mal den Kopf zerbrechen. Doch wahrscheinlich würde er schon wissen wo ich hingehen wollte, bevor ich unterwegs war, wenn er wollte. Ich hasste es wenn mir Leute überlegen waren. Das machte mich so rasend. Mir war so was von egal was er sich gerade dachte, ich wollte ihn nur nicht mehr in meiner Nähe haben. Konnte er meine Gefühle eigentlich jemals verstehen. Hatte er eigentlich auch nur die geringste Ahnung warum ich vorhin so unbedacht und ohne jeglichen Schutz aus dem Bad gerannt kam wie ne verdammte Anfängerin? Also verlies ich das Haus in Richtung cat’s eye, meinem Lieblingscafe dieses Viertels. Gut, in meinem Alter war es in Japan nicht leicht um diese Uhrzeit überhaupt noch etwas zu finden, dass mir Eintritt gewährte. Doch da ich zu meinem Glück älter aussah und die meisten Japaner gar nicht erst versuchten Europäer die alleine um diese Uhrzeit ausgingen vom Alter her zu schätzen hatte ich hier kein Problem.

Im übrigen war ich schon mehr oder weniger „die Stammkundin mit der frechen Schnauze“, daher hatte sich dieses Thema gegessen. Kaum hatte ich den Laden betreten, bereute ich es auch schon wieder. Ich schien den Wochentag vergessen zu haben, denn der vorlaute Sohn der Besitzerin, seines Zeichens Weiberheld, stand schon direkt vor mir. Mit gegeelten Haaren.

„Was ist dir den heute Morgen passiert? Kleiner Unfall mit ner Kuh gehabt, oder warum siehst du so geschleckt aus?“ Hideyoshi grinste mich nur an. „Tja, Kleines. Ich hab mir nun mal gedacht das du heute vorbei kommst. Scheint so als sei das ein Wink des Schicksals gewesen.“ Ich drehte mich weg und fragte mich warum das Schicksal nur so unglaublich grausam war. „Was ist los, Schatz? Du brauchst doch nicht so schüchtern zu sein. Willst du mir nicht ein Küsschen geben?“ Wütend blickte ich ihm in seine Augen. „Vorher würde ICH mich von einer Kuh abschlecken lassen.“ Manchmal war er echt nett, doch ab und an konnte er einem so was von auf den Geist gehen, das war schon abnormal.

„Vertrau mir, ich kann besser als eine Kuh lecken.“ Oh mein.... dieser Kerl war echt widerlicher als den Fisch den ich letzte Woche im hintersten Teil unseres Kühlschranks gefunden hatte. Nur mit dem unterschied das dieser schon fast zwei Monate dort vor sich hin vegetierte. Wusste dieses frühreife Muttersöhnchen denn eigentlich wovon er da überhaupt sprach? Das war ja nicht mehr auszuhalten. „Ach komm schon. Als ob ich nicht ganz genau wüsste das du wegen mir noch keinen Freund hast.“ ES REICHTE.
 

Mein rechter Arm holte wie im Reflex aus und.... wurde aufgehalten? „Na Schatz? Habe ich dich lange warten lassen? Tut mir echt Leid, aber bei dem Verkehr kommt man echt nicht weiter. Jedenfalls nicht auf der Hauptstraße. Man sollte echt nicht glauben das da um die Uhrzeit immer noch so viel Betrieb ist.“ Das gab’s ja wohl nicht.

Da stand doch tatsächlich Kiria hinter mir. „Ähm. Nein, nein, ist schon in Ordnung.“ Dann wanderte sein Blick von mir auf Hideyoshi. „Ein Freund von dir? Sieht aus als hätte er Begegnung mit einer äußerst schlecht gelaunten Kuh gemacht.“ War die Anspielung jetzt auf mich oder auf seine Frisur gerichtet? „Nun, sagen wir eher ein Bekannter.“ Er seufzte erleichtert. „Okay, dann können wir uns ja auch setzten, oder?“ Wortlos zerrte er mich hinter sich an einen leeren Tisch her. „Hm... also. So wie ich das sehe hast du ungefähr zwei Minuten hinter mir gestanden, das ganze Gesabber gehört und bist dann genau in dem Moment, in dem ich mir Probleme bereitet hätte, aufgetaucht und bist nun glorreicher Held dieser Situation.“

Einerseits war ich echt froh das er eingeschritten war, andererseits hätte ich Hide so gern eine geknallt. Aber wie. „Wenn’s dich stört kann ich auch wieder gehen.“ Ehrlich gesagt: „MIR DOCH EGAL!!!“ Meine Güte, bestand die gesamte männliche Menschheit nur noch aus Armleuchtern, Angebern und Hochstaplern? Also echt. Warum genau war ich noch mal hier. Ach ja, daheim hatte ich ja auch noch einen von der Sorte. „Wenn’s dir egal ist, kann ich ja auch noch etwas bleiben.“ Oh Mann. Ich war so geladen.... aber einen Moment mal. Lief da nicht gerade Hide???? HEHEHEHE. Äußerst interessant. Mit einem lauten „Plopp“ knallte der Korken, der von den Gästen vor uns wohl noch auf dem Tisch liegen geblieben war, gegen seinen Kopf.

„Wo kam denn gerade dieser hohle Ton her?“ fragte ich unschuldig als er mich ebenso fragend ansah. Kirira musste lachen. „Du bist schon so ein kleines sadistisches Weib, nicht wahr?“ Da könnte sogar was wahres dran sein. Aber nun ja. Böse zu sein machte nun mal unheimlichen Spaß, mal ganz davon abgesehen, dass es auch noch gut zum Druck ablassen war. „Yuki-chan? Hey, was darf’s denn heute sein?“ Nach einer längeren Verzögerung war nun auch endlich die Dame des Hauses und Mutter dieses Vakuumschädels bei uns angekommen. „Minami-san! Was ist denn heute schon wieder mit ihrem Kleinen los?“ Minami seufzte.

„Keine Ahnung. Er ist halt ein pubertäres Kücken. Lässt sich nichts machen.... Aber wer ist denn der Herr da neben dir?“ Um ehrlich zu sein wusste ich das selbst nicht so genau. Klar war nur eins. Er war nicht so normal wie ich es noch vor Stunden gedacht hätte. Denn wie ich vorhin schon erwähnt hatte, er stand ne ganze Weile hinter mir um dann im richtigen Moment eingreifen zu können. Doch sogar ich hatte etwas gebraucht um ihn wahrzunehmen. Seltsam. Wie kann ein Mensch im normalen Kreislauf dieses Systems über solche Fähigkeiten verfügen? „Nun, das ist Kiria Aoi. Ich kenne ihn selbst noch nicht lang genug um etwas über ihn sagen zu können. Aber ich glaube wir liegen so ziemlich auf der gleichen Wellenlänge.“ Verwundert sah sie mich an.

Kein Wunder, ich in männlicher Begleitung war ja auch nicht normal. Normalerweise verpasse ich allen auch immer nur einen Korb. Ich meine, nun mal ehrlich, wozu sind Männer denn schon gut?

„Gleiche Wellenlänge, wie?“ Kiria grinste mich an. Keine Ahnung was genau ihn an dieser Aussage so belustigte, aber es schien ja ein toller Witz gewesen zu sein. Ich wüsste auch ganz gern worum es eigentlich ging, aber zu fragen wäre wohl etwas blöd gewesen. Nun ja. Auch ich musste nicht immer alles wissen. Wie schon gesagt. Doch Moment mal. Wie sollte dieser Abend denn weiter verlaufen? „Nun gut, also, was darf’s denn sein?“

„Das übliche, am besten zwei Mal.“ Mal sehen ob er das vertragen würde. „Alles klar.“ Bei meinem folgenden Gedanken müsste ich unwillkürlich Lachen. „Soso, nun mal was ganz anderes, wie alt bist du eigentlich Yuki-chan?“ Gott wie mich das nervte. „Also, wenn du mich schon Yuki-CHAN nennst, kannst du auch gleich Minako zu mir sagen. Und, um ehrlich zu sein, ich bin 16.“ Erstaunen blitzte in seinen Augen auf. Allerdings war ich mir fast sicher, das er es mich absichtlich sehen lies. „Holla, dann bin ich ja ganze zwei Jahre älter als du.“ So, so, 18 also. Dann könnte ich vielleicht doch..... nun, egal.

Drücken wir’s mal so aus. Immerhin gab es eine Sache, für die Männer vielleicht doch zu gebrauchen waren. Aber, nun ja. Man wird sehen, was der Abend bringt. Es war weiß Gott nicht das erste Mal das mein Hormonhaushalt nicht ganz beisammen war, doch damit kam man nach einer Weile ganz gut klar. Zumindest als Frau. Ansonsten wäre ich vielleicht sogar mit Hide in der Kiste gelandet...... Ekelhafte Vorstellung. Ich hatte im Moment nicht das Bedürfnis verbal in Kontakt zu treten. Viel mehr lauschte ich der Musik. Sie spielten meinen Lieblingssong. „Shadows of the inner Moon“

Respekt! Es gab nicht viele die diesen Song kannten. Übersetzt hieß der Text in etwa so:
 

Egal an welchem Ort

Ich werde geleitet

Egal durch welches Wort

Ich werde geleitet

Egal wie sehr ich mich wehre

Ich werde geleitet
 

Das ist der Schatten des Mondes in meiner Seele

Komm zu mir auf die andere Seite des Lichts

Werde ein Wesen der Nacht

Vertraue auf dich, und du wirst nicht untergehen
 

Geflohen von einem System

Ich werde geleitet

Ausgesaugt von einer neuen Kraft

Ich werde geleitet

Erinnerungen schwinden langsam dahin

Ich werde geleitet
 

Das ist der Schatten des Mondes in meiner Seele

Sterbe und du wirst auf meiner Seite leben

Werde das Gegenstück des Lichts

Vertraue niemandem und du wirst weitergehen
 

Denn dann findest du was du suchst

Ich werde jetzt neu geleitet

Von meinem Willen
 

Freiheit in meinem inneren Schatten

Freiheit in einem Käfig

Ruhe in Frieden
 

Ich kenne viele Leute die diesen Song verabscheuen. Sie verstehen den Sinn nicht. Eigentlich ganz leicht, man sollte nur zwischen den Zeilen lesen. In diesem Lied geht es nicht etwa um den Wusch zu sterben, vielmehr, das man vor dem lichten Alltag und dem System fliehen und sich dagegen stellen muss, um frei leben zu können. Man muss das tun was andere nicht tun und das nicht scheuen, was abnormal ist. Ein Wesen der Nacht werden.

Nun wir waren Wesen der Nacht, ich und mein Partner, doch vielleicht auch wieder auf eine andere Weise als gedacht. Vielleicht in einem Käfig. Wer kann das schon so genau sagen. Mittlerweile kamen die Drinks und ich nahm einen Schluck von dem kräftigen, aber beruhigendem Cocktail, der die Spezialität des Hauses war und Bloody Angel hieß. Was darin war, hatte ich mich noch nicht getraut zu fragen. Auch Kiria schloss sich mir an und trank aus seinem Glas. Zwar verzog er keine Miene, doch ich merkte ihm an, das er nicht mit etwas so starkem gerechnet hatte. „Sag mal. Das „Übliche“ ist also dieses Zeug. Willst du dich umbringen, oder was? Und das in deinem Alter.“ Och nö. Wenn ich ne Mutter brauche gehe ich zu Takato. „Vielleicht. Ich denke nicht darüber nach ob ich leben oder sterben will. Beides hat seine Vor- und Nachteile. Aber mal was anderes. Wie soll das hier weitergehen? Wir können ja nicht den ganzen Abend hier sitzen und uns anschweigen.“ Er schien nicht besseres zu tun zu haben als mir tief in die Augen zu sehen.

Oder er sah nicht gut, wer wusste das schon? „Nun, es ist auch schön jemanden wie dich einfach nur anzusehen.“ Hallo? War dieser Typ schizophren oder was? Das ist doch unmöglich der gleiche vom Restaurant. „Wer bist du eigentlich?“ Etwas mystisches umgab ihn. „Ist das denn so wichtig?“ War es das? Wobei er genauso gut gefährlich für mich sein konnte. Jedoch musste ich auch durchaus zugeben, dass ich die Gefahr suchte, dass Gefühl genoss, etwas gefährliches oder verbotenes zu tun. Nun, ich bin und bleibe nun mal ein kleines Spielkind. Jedoch gab es da auch etwas das gegen den totalen Leichtsinn sprach, meine Intuition. Ich wandle sowieso immer an der Grenze zwischen Sehnsüchten uns nüchternem Verstand. Selbst wenn es um Todessehnsucht ging.

„Jetzt merk dir mal eines, ich gebe ja offen zu, dass deine mysteriöse Aura etwas anmachendes hat, und auch, das ich ein komplettes, leidenschaftliches Spielkind bin, doch mit Worten spiele ich nur sehr ungern, denn immer wenn ich etwas sage was ich nicht so meine, Lüge ich, und das wiederum ist etwas, was ich verabscheue, sei es nun bei mir, oder bei anderen. Deswegen werde ich niemals in diesem Sinne mit Worten spielen, niemals etwas fragen, dass mich nicht interessiert, oder unwichtig für mich ist und niemals etwas antworten, was nicht meinem klaren Gewissen entspricht.“ Dabei sah ich ihm ruhig und gebannt in die Augen. Er schein überrascht zu sein, doch nicht geschockt.

Dieser Typ war so cool, das man meinen konnte, es schneie hinter ihm. Wenn der mal stirbt, friert garantiert die Hölle ein. Also Hide, fang schon mal an einen Wärmer für dein „bestes“ Stück zu stricken. Wird ja wohl nicht viel Zeit in Anspruch nehmen. Das selbstsichere Grinsen meines Gegenüber lies mich zu der Annahme kommen, dass er meine Aussage wohl testen wollte. Er glaubte mir nicht. Tja, wer mein Mundwerk nicht kennt... „Dann sag mir mal, hättest du nicht Lust diese Nacht mit mir zu verbringen.“ Hm, nicht mit mir. Wenn du eine Antwort willst, musst du schon die richtige Frage stellen, Mister Verklemmt. „Tue ich das denn nicht bereits?“ Mit Unschuldsblick sah ich ihm an. Gott, was sollte nur aus mir werden? Erst das Bauerntrampellächeln und jetzt auch noch die Unschuld vom Lande. Wenn das so weitergeht lande ich noch im Kloster... bloß nicht.

Ha, und, was machst du nun? Er lehnte sich über den kleinen Tisch und kam mir so nahe, das ich seinen heißen Atem an meinem Hals spüren konnte. „Gut, wie wäre es dann damit, wenn ich dich jetzt fragen würde, ob du mit mir in meine Wohnung gehen und dich dort deiner unterdrückten Lust mit mir hingeben würdest? Wäre das in deinem Sinne?“

DAS hatte er nicht gerade ernsthaft gesagt, oder? WER war dieser Kerl? Das war doch unmöglich der gleiche Kiria, den ich mittags kennen gelernt hatte. Aber ich war ihm eine Antwort schuldig. „Das wäre definitiv in meinem Sinne, doch leider kämpft gerade mein Kopf gegen meinen Körper an. Das darfst du dir in etwa so vorstellen. Wenn ich jetzt meine Gedanken abstellen könnte, würde ich auch hier auf diesem Tisch vor allen Leuten über dich herfallen, denn ja, im Moment hätte ich es so nötig. Doch meine Intuition hält dagegen und sagt mir, dass du gefährlich für mich sein könntest, und irgendwas tief in meinen Blutkörperchen sagt mir, dass du mehr über mich weißt, als du zugeben willst. Du hast Nachforschungen über mich angestellt und bist auch nicht zufällig heute in diesem Restaurant mit diesen Einfaltspinseln gewesen, daher gehe ich mal davon aus, das du auch derjenige warst der diesen Vollamateur von Beschatter den ganzen Tag hinter mir hergejagt hat, oder es zumindest versuchte. Sehr weit kam dieser Anfänger ja nicht.“

Ich musste seufzen. Gutes Personal war heutzutage so schwer zu finden.

„Und du hast dich in meine Akte gehackt um meine persönlichen Daten herauszufinden. Wer hätte das gedacht? Mit dir hatte ich nun wirklich nicht gerechnet.“ Plötzlich brach er in ein schallendes, aber warmes Gelächter aus. „Hm, entweder du verstehst was von deinem Fach, oder ich bin einfach nicht gut genug, in meinem Vorhaben. Nun, da du das meiste sowieso schon interpretiert hast, spar ich mir das jetzt mal und mache da weiter wo ich vorhin aufgehört hatte. Ich weiß im übrigen auch, dass du deiner Menschenkenntnis mehr vertraust als deinem Verstand. Darum noch mal, das war ein ernstes Angebot. Einfach nur eine Nacht, ohne jegliche Konsequenzen. Du entscheidest wie es danach weitergeht.“ Nun musste ich lachen. „Ich würde ja jetzt sagen, du weißt was Frauen wollen, aber ich glaube das trifft jetzt auch mal wieder nur auf den Ausnahmefall, mich, zu. Aber ich hoffe, du weißt dass das Verführung Minderjähriger ist?“

Ich sah den Glanz und das offene Verlangen in seinen Augen. „Und wenn schon, das Verbotene reizt einen meist noch mehr, nicht wahr?“ Er meinte es tatsächlich ernst. Was nun? Natürlich, ich war versucht. „Hm, warum eigentlich nicht?“ Genau deswegen.
 

Mein Handy klingelte. Und an meinem Gesichtsausdruck lies sich sicher auch feststellen wer da anrief. „Was gibt’s Mum?“ antwortete ich auf dieses nervende klingeln von Mobiletelefon. „Seit wann bin ich deine Mutter?“

„Ja, Takato, DAS ist etwas das du dich auch mal fragen solltest!“ Ich würde ihn schließlich nicht so nennen, würde er sich nicht immer so unmöglich aufführen. „Kleinkind! Jedenfalls würde ich sagen wir treffen uns in ein paar Minuten am Brunnen. Ist ja nicht so weit vom Cat’s Eye entfernt.“ Dieser Typ ging mir ja so was von auf die Nerven. Mister „Ich-weiß-alles“! und dann auch immer so passend!

„Hm!“ war meine einzige Antwort darauf und mit einem lauten Knall landete mein Handy an der nächsten Wand. Ich sah nur noch, wie die Antenne abbrach und jemandem mit einem lauten „AUA!“ gegen den Schädel prallte. Ich wollte schon „Entschuldigung“ schreien, als ich merkte wen ich da getroffen hatte. „Was memmst du so rum? Bei dir kann doch eh nicht viel kaputt gehen, Hide.“ Meinte ich lässig und beunruhigend ausgeglichen. Jetzt ging es mir echt etwas besser. Meine Güte. Vielleicht sollte ich so was öfter tun.

Nun jedenfalls wandte ich mich dem besseren Mannsbild in meiner Nähe zu. „Ich muss wohl gehen. Keine Wahl. Mama hat gerufen.“ Er grinste während ich meinen Drink exte und nach meinem Geld kramte. „Lass mal, das geht auf mich. Lass uns das mal irgendwann nachholen.“ Ich sah ihn durchdringend an. „Jederzeit gerne.“ Wenn der wüsste was für Gedanken gerade in meinem Kopf vor sich gingen. Ach, wieso auch gerade jetzt. Immer wenn man ihn am wenigsten brauchte.... „Soll ich dir meine Nummer geben?“ Er mir seine Nummer geben? Wie.... Untypisch.... Doch nun musste ich lachen. „Ne lass mal, hab ich doch schon längst.“ Tja-ha, dumm gelaufen.

Ich hoffte um Takatos Leben, dass es wichtig war. Ich drehte mich um und wollte schon gehen, als ich noch einmal durch Kirias Stimme aufgehalten wurde.
 

„Weißt du, mit dieser schwarzen Kleidung und deiner anmutigen Haltung könnte man dich für einen Engel halten, dessen Flügel bei genauem Hinsehen die Farbe deines Gemüts und deines Ausdrucks tragen. Du warst und bist mein gefallener Engel der Nacht und ich werde dich dazu bringen mein zu sein, denn niemand kann dich so beschützen und lieben wie ich, und niemand wird es jemals schaffen deine Bedürfnisse so befriedigen zu wissen wie ich es kann. Und ich weiß, dass du es spüren kannst.“ Irgendwas in mir stockte bei diesen Worten. Ich blieb zwar noch immer wie angewurzelt stehen, doch nur weil ich ihm nicht ganz Unrecht geben konnte.

Es gab etwas an ihm, das mich anzog, mich faszinierte und mich eventuell sogar glauben lassen könnte, er könne Recht haben. Doch ebenso gab es etwas, das ich dazu noch zu sagen hatte. „Ein Engel ist frei von gut und böse. Färben sich seine Flügel schwarz lässt es von Einsamkeit und Trauer schließen, doch niemals kann der Stolz und die Freiheit eines Engels gebrochen werden. Und erst Recht dann nicht, wenn er für eben den Grund der Sünde verbotener Freiheit und Liebe gefallen ist. Merk dir das!“

Mit diesen Worten und klarem Kopf ging ich mit aufrechtem Blick meines Weges, wohin er mich auch führen mochte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2008-02-23T12:08:05+00:00 23.02.2008 13:08
ich find das kapitel so cool^^
ich freu mich schon aufs weiterlesen X3
Von:  -BlackRoseNici-
2008-01-30T21:12:51+00:00 30.01.2008 22:12
nicht schlecht aber....Black mag ich lieber T.T
*nächsteließt*
Von:  strandhai
2007-09-30T19:52:44+00:00 30.09.2007 21:52
geiles Kappi! gefällt mir echt gut^^
freu michs hcon auf das nächste!
strandhai


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