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The tears of my life

von

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Schnell tragen mich meine Beine durch den Wald. Ich laufe immer schneller, immer weiter. Ich fliehe. Hinter mir hörte ich Holz knacken und Büsche rascheln. Er verfolgt mich. Und während ich hier weiter laufe fliegen meine Gedanken zurück in die Vergangenheit. Ganz deutlich sehe ich das Bild vor meinem geistigen Auge: Wir beide an dem kleinen See, der Mond steht über uns und taucht die Welt in ein mystisches Licht. Deine Worte hallen in meinem Kopf wieder, so, als würdest du just in diesem Moment direkt vor mir stehen. „Ich werde dich für immer Lieben.“ Wie gerne würde ich jetzt bitter auflachen, wie gerne würde ich jetzt einfach stehen bleiben und dir alles ins Gesicht schreien, was ich gerade empfinde. Doch ich habe Angst, Angst vor dir und vor dem, was du tun wirst, wenn ich stehen bleibe. Also laufe ich weiter. Sehe, wie wir gemeinsam, Hand in Hand über die Wiese am See laufen, deinem Schloss entgegen. Sehe, wie entrüst dein Vater ist, als du ihm erzählst, das du mich, die Tochter eines einfachen Bauers bin, zu deiner Gemahlin machen willst. Sehe, wie dein Vater dagegen protestiert, dir droht, dich zu enterben. Ja, gewehrt hast du dich damals, mein Liebster. Irgendwann hat dein Vater nachgegeben, warst du doch sein einziger Sohn, sein einzigstes Kind und als einziger war es dir vorher bestimmt, den Thron einzunehmen. Noch immer sehe ich das enttäuschte Gesicht deiner Mutter vor mir, wie sie mich abfällig mustert. Doch du hast zu mir gehalten, ganz gleich was deine Eltern auch immer von mir dachten. Und ich stellte für dich mein ganzes Leben um. Lernte, wie es war, nicht mehr ganz unten zu sein sondern zu jenen zu gehören, die mehr Macht und Reichtum besaßen als alles, was ich mir vorstellen konnte. Die Jahre vergingen, und ich wuchs mehr und mehr in meine Aufgabe als deine Gemahlin, die Gemahlin des zukünftigen Königs dieses Landes, hinein. Lernte, wie man entschlossen vor der Gesellschaft auftrat, lernte, was Ich sagen durfte und was ich besser für mich behielt. Die Jahre vergingen, und wir wuchsen meines Gefühls nach mehr und mehr zu einem Ehepaar zusammen. Ich schenkte deinen beiden Kindern das Licht dieser Welt, und Ich weiß auch, das du an jenen Tagen sehr glücklich warst. Warum, mein Liebster, musstest du unser Glück derart zerstören? Warum, gebe mir einfach eine Plausible Erklärung? Stattdessen versteckst du dich hinter ausflüchten. „Ich liebe dich nicht mehr, mein Herz gehört nunmehr einen anderen.“ Erst gestern war meine Welt vollkommen aus den Fugen geraten, erst gestern hast du mir jene Worte gesagt. Erst gestern bist du zu deinem Vater gegangen, hast ihm die für ihn freudige Botschaft übermittelt. Erst gestern hat mich deine Mutter triumphierend mit ihren kalten Augen angesehen, gelacht und mir zugeflüstert, das ich nun endlich das bekommen würde, was mir zustünde. Erst gestern kam meine Zofe, die einzige, die mir neben meinen Kindern in diesem Schloss noch wohl gesonnen war, zu mir gerannt und berichtete mir aufgeregt, das ich fliehen musste. ‚Warum muss Ich fliehen?’ wollte ich von ihr wissen, doch zunächst starrte sie mich nur mit traurigen Augen an, schüttelte den Kopf. Dann, es war mir als wäre unendlich viel Zeit vergangen ‚Morgen bei Sonnenaufgang sollt ihr hingerichtet werden. Man verdächtigt euch, wichtige Informationen an die Rebellion weitergegeben zu haben.’ Mir war, als risse jemand den Boden unter meinen Füßen weg. Warum? Wieso wollte ich? Die Fragen hämmerten in meinem Kopf wieder, immer und immer wieder. Ich wollte mit dir reden, mein Liebster. Wollte dir erklären, das dies alles Lüge war, nicht der Wahrheit entsprach. Doch du hast mich unwirsch abgewiesen, hast mich sogar geschlagen. Wie erschrocken und auch zutiefst verletzt war ich in diesem Augenblick! Und doch wollte ich nicht sterben. Meine Zofe stand mir bei, packte in aller Hast ein Kleiderbündel zusammen. Ein letztes Mal ging ich hinüber, zu dem großen Spielzimmer, in dem zwei weitere Zofen sich um unsere Kinder kümmerten. Ein letztes Mal schloss ich unseren Sohn und unsere Tochter in die Arme. Unseren Kinder würdest du niemals etwas antun, habe ich nicht recht? Sie würden weiterleben, das leben, das sie bisher kannten. Sie waren noch jung, gerade mal drei und zwei Jahre alt - nichts würde sie später an mich erinnern. Ihr Leben würde weitergehen, genauso wie meines, nur fern von hier. Fern von allem, was ich liebte. Ich riss mich zusammen, um nicht in Tränen auszubrechen. Es kostete mich viel Überwindung, meine Kinder loszulassen und den Raum zu verlassen. In der Tür blieb ich stehen, sah ein letztes Mal zurück, hob ein letztes Mal, wie zum Gruß und gleichzeitig Abschied meine Hand. Dann ging ich zurück in mein Gemach, wartete, bis die Dunkelheit schließlich herein brach. Dann stand ich auf, verließ auf leisen Sohlen, begleitet von meiner Zofe, die mich auf geheimen Gängen sicher durch das Schloss geleitete. Vor den Mauern angekommen nahm sie mich ein letztes Mal in ihre Arme, und dieses mal zögerte ich nicht, diese zu erwidern. ‚Seid auf der Hut und passt gut auf euch auf.’ Ein letzter Gruß, letzte, tröstende Worte. Dann verschwand die Zofe wieder im Inneren des Schloss und mit ihr meine Hoffnung, dieses Schloss jemals wieder zu betreten, jemals wieder meine Kinder zu sehen, die ich doch so sehr liebte. Ein letztes Mal blickten meine Augen die Gewaltigen Mauern des Schloss hinauf. Wie sehr hatte ich mein Leben hier genossen. Dann, mich durchfuhr ein eisiger Schreck, ertönte auf einmal, gut hörbar, die Stimme eines der Wachmänner, die dort oben Wache hielten, bereit, das Schloss bei einem möglichen Angriff sofort zu verteidigen. ‚Sie will fliehen. Schnell, alarmiert den Prinzen und schickt Männer aus.’ Wie aus weiter Ferne drangen die Worte an mein Ohr. Von entsetzen gepackt hatte ich mich einfach umgedreht und rannte nun los. Angst war mein Wegbegleiter, trieb mich dazu an, schneller und weiter zu laufen, als ich es je in meinem Leben getan hatte. Ich nahm gar nicht mehr war, wo ich überhaupt hinlief, in meinem Kopf hämmerte nur ein Gedanke: ‚Flieh!’

Und nun, nun laufe ich hier. Laufe vor dir Weg, wo du mir doch mehr bedeutest als mein Lebe. Laufe den steinigen Weg eines kleinen Berges hinauf, in der Hoffnung, zu entkommen. Ich höre deine Schritte und die deiner Männer hinter mir, höre ihr fluchen. Ich stolperte, falle hin. Rasch rappele ich mich wieder auf, laufe weiter. Nur den Abstand halten, keine Müdigkeit zeigen. Ich kann es schaffen! Meine Beine tragen mich immer weiter, jedes Zeitgefühl habe ich verloren. Jedoch etwas hat sich verändert. Ich höre nur noch ein Beinpaar hinter mir, höre, das mich nur noch einer hartnäckig verfolgt. Mitten im Lauf wende ich den Kopf. Nur du verfolgst mich noch. Ich sehe Zorn in deinen Augen, Wut. Warum? Was habe ich dir getan? Glaubst du wirklich an die Märchen, die man dir erzählt? Ich wende mich wieder von deinem Gesicht ab, konzentriere mich auf den Weg. Aber ich werde schwächer, verliere an Tempo, keuche mehr und mehr über die Anstrengung. Meine Gedanken rasen, alles dreht sich nur um die eine Frage: ‚Warum?’ Schließlich bleibe ich einfach stehen, drehe mich zu dir um. Sehe dir in die Augen, diese Augen, in die ich mich einst verliebt hatte. Sehe, wie du langsamer wirst, sehe, wie du nun fast schon gemächlich mit gezücktem Schwert auf mich zu kommst. Ich verspüre keine Angst mehr. Nur Gewissheit. Du würdest mich auf ewig jagen, nicht wahr? Ich wäre niemals vor dir sicher, egal wo ich Unterschlupf finden würde. Du würdest mich finden und unerbittlich weiterjagen. Ich sehe den Zorn in deinen Augen, die Wut würde dich ewig weiter treiben. Ich möchte etwas sagen, möchte dich anflehen, mich anzuhören, doch Ich bringe kein Ton heraus. Ich stehe einfach nur keuchend da, sehe dir entgegen, sehe dem Tod, den ich einst so fürchtete entgegen. Sehe, wie du kurz vor mir stehen bleibst, das Schwert zum Schlag erhoben. In Zeitlupentempo sehe ich das Schwert auf mich zukommen, spüre einen stechenden Schmerz in der Bauchgegend und sinke zu Boden. Spüre noch, wie du dich ein letztes Mal zu mir herunter beugst, um mir ein ‚Du bist eine elendige Verräterin.’ Zuzumurmeln. Ich spüre, wie das Leben langsam aber stetig aus meinem Körper fließt. Ohja, du hast sehr gut gezielt. Du wolltest mich gar nicht gleich töten, habe ich nicht Recht? Du wolltest sehen, wie ich langsam sterbe, wie ich mich in meinen letzten Minuten quäle. Mir wird kalt, eine unnatürliche Kälte ergreift von mir Besitz, und mit ihr kehrt auch die Angst, die ich vorher verdrängt hatte, zurück. Aber ich wimmere nicht, flehe dich nicht um Gnade an. Du würdest mir nicht helfen. Nur meine Augen suchen die deinen, versuchen, etwas zu sehen, was nicht vorhanden ist. Reue vielleicht. Doch stattdessen sehe ich nur ein triumphierendes Grinsen. Langsam sammele ich meine mir verbliebenen Kräfte. Was soll ich dir sagen? Sagen, das ich dich hasse? Das wäre eine Lüge. Sagen, das ich für dich gestorben wäre? Das weißt du. Sagen, das ich dich Liebe? Das wäre unnötig. Und doch drängt meine Gewissen danach, jene drei Worte ein letztes Mal auszusprechen. ‚Ich liebe dich.’ – wie gerne würde ich diese Worte noch einmal sagen, wie gerne ich sie noch einmal von dir hören. Schließlich sammele ich meine Gedanken, es fällt mir nicht leicht. Ich kämpfe gegen die Kälte, die mein Denken zu übernehmen droht. „Ich habe mir nichts zuschulden kommen lassen, für das ich jetzt Reue zeigen müsste.“ Meine Worte kamen leise, so unendlich leise das sie fast weniger waren als ein Flüstern über meine Lippen. „Ich liebe dich und werde es immer tun.“ Kraftlos sinke ich in mir zusammen, kann nicht länger stark sein. Ich sehe, wie sich deine Augen weiten, sehe, wie du langsam erkennst, das du den falschen geglaubt hast. Oh, hättest du nur vorher mit mir geredet, mich nicht abgewiesen! Ich sehe, wie alle Wut, aller Zorn aus deinen Augen weicht. Flühe, wie du meinen Körper langsam anhebt und mich an dich drückst. Ich fühle deine Wärme, merkte, das du etwas flüsterst, doch ich verstehe den Sinn deiner Worte nicht mehr. Die Kälte weicht langsam einem Gefühl der Wärme, der Schwerelosigkeit. Langsam schließe ich meine Augen, tätige meinen letzten Atemzug. Was, Allmächtiger Vater, habe ich getan, das mir ein solches Schicksal zuteil wurde?

Alles ist ruhig um mich herum. Ich fühle keinen Schmerz mehr, fühle nichts mehr. Wurden meine Gefühle ausgelöscht? Ich sehe mich um. Dieser Ort ist mir fremd, aber er ängstigt mich nicht. Langsam, unendlich langsam sehe ich mich um. Alles ist friedlich hier. Ich bin in jener Welt angelangt, in der es keinen Schmerz und kein Leid gibt. Ein letztes Mal wandern meine Gedanken zurück an jene, die ich liebe, und ich bete für sie. Möge der Allmächtige sie beschützen und ihnen ein Gnädiges Ende schenken.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2009-07-18T14:53:10+00:00 18.07.2009 16:53
hi du!

du hast einen wirklich schönen, poetischen schreibstil!

Mir hat die Kurzgeschichte wirklich sehr gute gefallen!
Es war ergreifend, so total traurig!
Man erfährt nicht was sie richtig bedrückt, aber das gefühl alleine reicht aus, um tränen auf die wangen zu zauber.

wirklich sehr schön geschrieben!
Nur das blockbild solltest du ändern, dann lässt es sich viiieeel leichter lesen *mehr absätze- cheer*
ansonsten, wirklich ergreifend!

LG
Calysta
Von:  Lethal
2007-11-18T15:19:58+00:00 18.11.2007 16:19
Sooo, und hier mein erster Kommi-Überfall auf deine FFs, huahahaha. Ich warne dich schon mal vor: Wenn eine kommifaule Sau wie ich mal was zu ner FF schreibt, dann ist es nicht wenig. Also hol dir schnell ne Wasserflasche, damit du beim Lesen nicht unterwegs verdurstest. ^_^
Sehr schöne Kurzgeschichte finde ich. Mir gefällt diese traurige Atmosphäre. Ich konnte als Leser richtig schön nachvollziehen, wie sie sich fühlt. Die vielen Wortwiederholungen und das oft fehlende Subjekt am Anfang („Sehe, wie du mich verfolgst“ statt „Ich sehe, wie du mich verfolgst“) verleihen dem Ganzen etwas Gehetztes, dramatisches, das prima zu ihrer eiligen Flucht passt . Die Erinnerung an das schöne Leben im Schloss klingt wirklich so, als würde sie sie schrecklich vermissen, trotz des Wissens, dass sie sie nicht zurückbekommt.
Irgendwie hast du in den Schreibstil auch einen hübschen mittelalterlichen Touch reinbekommen, was vielleicht der Grund dafür ist, dass BeckyB vor mir meinte, es sei etwas schwer zu lesen. Oder es liegt an den Absätzen, die mir stellenweise das Lesen leichter gemacht hätten, wären es ein paar mehr gewesen. Manchmal hast du für meinen Geschmack etwas dick aufgetragen, was den Kitschfaktor rund um das gute alte „Ich liebe dich“ betrifft, aber was beschwer ich mich? Die arme Frau is verzweifelt, wer würde da nicht kitschig werden?!
Jedenfalls sehr schön atmosphärisch und es bleibt so ein leicht melancholischer Nachgeschmack, den nicht jeder so schön hinbekommt. Alles in allem sehr gelungen. Macht Lust auf mehr!
Von: abgemeldet
2007-11-18T14:20:10+00:00 18.11.2007 15:20
Huhu...
Also ich find das echt voll schön. Manchmal ein bisschen schwierig zu lesen, aber ansonsten sehr schön.
Ein trauriges Ende (ich hasse traurige Ende... *Happy-end-supporter*) aber trotzdem schön geschrieben. Ich könnte das so nicht. :)

lg, Becky
Von: abgemeldet
2007-03-22T18:37:03+00:00 22.03.2007 19:37
TT_TT...TOT traaaaurig.. aba ich finds gut OO jo.. is toll gschrieben..
die frau is ja ma total aniv.. ich verstehj die nich -_-
nya an amnchen stellen was mir n bißel zu kitschik, muss ich sagen -_-
aba allen in allen scho sehr gut XD
voralem halt schön geschrieben *labba*
mach weida so! «
jojo.. XD
un wech
Von: abgemeldet
2007-03-19T19:40:36+00:00 19.03.2007 20:40
hey my friend ^____^ *mega knutscha* *_*
also ich finds guuuuut!!! für 20 min find ich isses net schlecht geworden :D
un beim inhalt....stimme ich mit Goemi nicht überein Ò_Ó es is alles andere als "leer"! >_> zum nachdenken regt es auf jedenfall an und schön geschrieben isses auch^__^

also noch ma kurz gesagt: supa!=) xDD

bis dann, LG
T_chen.
Von:  Goemi
2007-03-19T16:05:36+00:00 19.03.2007 17:05
lol xD Der Schreibstil is doch gut^^ nur der Inhalt irgendwie ... ich weiß nich ...ich empfinde es als ziemlich leer xD


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