One Shot
Spiegelkind
Mit leeren, toten Augen sah er mich an.
Es schien als ob wir uns ewig nicht gesehen hatten, doch bevor ich ein Wort über sein verheultes Gesicht verlieren konnte, sagte er nur:
„Es geht mir gut.“
Ich versichte auf ihn einzureden, wollte wissen was passiert war, aber er sah mich nur mit ausdruckslosen Augen an.
„Ich fühle mich gut.“
Mehr als das sagte er nicht, sah aber weiter abwesend in die ferne und strich sich das zerzauste, schwarze Haar zur Seite.
„Ja… Es geht mir gut.“
Sein Mund lächelte, seine Augen waren tot, schienen nicht zu ihm zu gehören und eine andere Sprache zu sprechen.
Ich nahm seine kalte Hand in meine, besah sein aschfahles, eingefallenes Gesicht und seufzte leise.
Sein Körper war ausgemergelt und schien in einen unwirklichen Kontrast zu seiner Umwelt zu stehen.
„Es geht mir gut.“
Er hatte schon immer Probleme, seid ich ihn kannte hatte er nie Freunde oder Familie, außer mir…
Ich strich ihm fahrig durch das Haar, wir hockten uns genau gegenüber.
Meine Hand strich über seinen Hals mit den Würgemalen, über seinen Körper mit den Brandwunden und roten Striemen, die so krass auf der bleichen Haut hervortraten.
Sei fuhr weiter zu seinen aufgekratzten Oberamen und den aufgeschlitzten Handgelenken.
Nachdenklich strich meine Hand jede Narbe auf seinen blutigen Armen nach, verweilte bei der länglichen auf dem Gelenk, aus der unaufhörlich Blut floss.
Er schien meine Berührungen satt zu haben, denn er nahm meine Hände in seine, drückte sie leicht, strich dann über meine eigenen durchtrennten Pulsadern und lächelte.
Gedankenverloren strich er durch mein schwarzes, zerzaustes Haar, betrachtete eingängig sie toten, seelenlosen Augen und meine aschfahle Haut auf der die roten Striemen besonders gut zur Geltung kamen.
Sein Blut in meinem, mein Blut in seinem, wir waren eins.
„Mir geht es gut… und dir?“
Fin