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Blaue Augen

Für Evie, weil sie so lange warten musste.
 

Und einen dank an Alona, dafür, dass ich die letzten zwei Sätze benutzen darf^^
 

Blaue Augen
 

Elena wachte auf, endlich aus ihrem Albtraum gerissen. Ihr Atem ging schnell und ihre Augen waren weit aufgerissen, doch als sie keine Gefahr feststellte beruhigte sie sich auch wieder.

Ihr Blick schweifte durch das Zimmer, sie entdeckte dabei Alkoholflaschen, ein paar Hemden. Nicht ihr Zimmer. Renos Zimmer.

Aber Reno war nirgendwo zu sehen und Elena stand langsam auf, den Kopf leicht gesenkt und die Enttäuschung kaum zu verbergen, denn er hatte es wohl doch nicht ernst gemeint. Sie war eben doch nur seine Schwester. Daran änderten Küsse auch nichts. Gar nichts. Die ersten Sonnenstrahlen fielen durch das kleine Fenster am anderen Ende des Raumes und der hübschen Blondine wurde klar, dass Reno wirklich wegen ihr gegangen war. Es gab ja keinen anderen Grund.

Sie schüttelte den Kopf und ging dann in das Bad, um sich dort anzuziehen und ihre Haare in einem strengen Zopf zu bändigen.

Zurück im Zimmer sah sie sich noch ein letztes Mal hoffnungsvoll um, aber auch jetzt war Reno nicht da. Nicht los, um Frühstück zu holen... nein, das würde er sowieso nie machen. Reno war ein Langschläfer, es konnte gar nicht anders sein... Er musste wegen ihr gegangen sein.

Mit diesem Gedanken verließ sie Renos sogenannte Wohnung und merkte überhaupt nicht, wie sie völlig planlos durch die Gänge kreuzte.

Bis sie auf ein bekanntes Gesicht im wahrsten Sinne des Wortes stieß.

Auf den Boden gefallen blickte Elena verwirrt nach oben, wo sie jedoch nichts sah.

Vor ihr vernahm sie ein leises Räuspern.

Sie blinzelte einige Male, bis sie die Person mit den schwarzen Haaren in dem schwarzen Anzug und den blauen Augen erkannte. Augen wie Reno sie hatte. Shouta.

Schnell stand dieser auf und reichte ihr dann lächelnd die Hand, als er sie erkannte.

„Danke...“, nuschelte das Blondchen und ließ sich von ihm hochhelfen.

„Ist doch kein Problem, Elena. Ist alles okay?“

„Ja, mir geht es gut. Tut mir Leid, dass ich dich umgerannt hab, ich weiß auch nicht...“, entschuldigte sie sich und lächelte ihn ein ganz klein wenig an.

„Ich sagte doch, ist kein Problem. Was machst du hier so früh morgens?“

Seine neugierigen Augen huschten über ihr Gesicht, Elena merkte wie sie sich auf diese Augen fixierte. Es stach in ihr Herz, es tat weh.

„Ich....“ Sie schüttelte nur den Kopf und sah danach zur Seite, wich ihm geradezu aus.

Shouta erkannte ihr Muster, merkte, dass sie etwas bedrückte - so wie einst ihn. Jetzt könnte er helfen. Ihr. Er umschloss ihre weiche Hand mit seiner und lächelte die angehende SOLDIER an.

„Komm mit.“
 

Reno stand vor seiner Zimmertür und rauchte gemütlich seine Zigarette. Gut, dass es noch morgens war, denn ansonsten wäre sicherlich schon jemandem aufgefallen, dass überall Blut an ihm klebte. Aber vielleicht hätte es auch niemanden interessiert, schließlich war er Turk und Blut an sich zu haben war da nichts außergewöhnliches und so langsam gewöhnte er sich daran. Noch wollte er nicht in das Zimmer, erstens, weil Elena keinen Zigarettenrauch mochte, zumindest hatte sie ihn, als sie noch zusammen gespielt hatten, immer ermahnt und zweitens... na, eigentlich nur deswegen.

Er ließ den übrig gebliebenen Stummel auf den Boden fallen und trat ihn mit seinem Fuß aus, ehe er ganz leise die Tür öffnete. Die kleine Blondine würde sicherlich noch schlafen. Doch als sein Blick auf das Bett fiel, wurde der Turk eines Besseren belehrt. Es war leer.

„El?“, fragte er unsicher in den stillen Raum. Es kam keine Antwort. Noch mal rief er sie, doch die Stille wurde nur von seinen Schritten unterbrochen, als er zum Badezimmer ging. Doch auch dort war sie nicht. Etwas irritiert und durcheinander sah er sich um. Wo war sie hin? Hatte sie... sich etwa etwas angetan?

Verdammt, fuhr es ihm durch den Kopf. Er hätte den Kerl später umbringen sollen, wie hatte er nur Elena in ihrer instabilen Lage alleine lassen können? Er verfluchte sich selbst und rannte auf den Flur hinaus, hatte aber keine Ahnung, wo er sie suchen sollte. Normalerweise war er auch ihr Anlaufpunkt, er war immer für sie da, er liebte sie doch.

Noch weiter umhersuchend lief er durch die Gänge, die sich langsam füllten.

„Reno?“

Der Rotschopf drehte sich um, sah in das erstaunte Gesicht seines Vorgesetzten.

„Wie siehst du denn aus?!“, fragte dieser nur und beäugte ihn misstrauisch.

„Ich... ähm...“

Was sollte er Tseng sagen? Er wusste, dass er keinen Auftrag hatte, er wusste, dass heute kein Blut an ihm kleben dürfte.

„Mitkommen.“, befahl der Schwarzhaarige nur.

„Aber das geht nicht!“, widersetzte sich Reno und sah ihn ernst an.

„Meine Freundin, sie ist weg... ich muss sie finden. Jetzt!“, rechtfertigte er sich noch, ehe er wieder weiterlief, seinen Chef verärgert und irritiert hinter sich lassend.

Wenn er Elena nicht finden würde... dann, ja dann, würde er sich das alles nie verzeihen.
 

Die beiden Schwarzhaarigen saßen sich gegenüber. Tseng, der immer noch verstimmt von Reno war, las wie jeden Morgen seine Zeitung und hatte nun keinen Sinn für eine Störung, aber nachdem Shouta mit Elena geredet hatte, da musste er einfach zu Tseng. Die arme Elena. Sie musste unbedingt von den SOLDIER weg. Dringend. Und wer war besser im Abwerben als Tseng?

„Was willst du?“, fragte dieser genervt nach einer Weile, in welcher der Turk ihn nur angestarrt hatte.

„Ich... hätte da... na ja, also... es geht um unser Team.“, fing der andere schüchtern an.

„Was ist damit?“ Der Ältere war wirklich gereizt. So konnte doch niemand in Ruhe lesen.

„Wäre es nicht sinnvoll nach... neuen Mitgliedern zu suchen?“

Endlich blickte Tseng auf und sah direkt in die blauen Augen des Neuzugangs.

Und Shouta wusste sofort, dass es das falsche Thema war. Oder der falsche Zeitpunkt.

„Ist dir die Arbeit, die du trägst zu schwer?“, fragte der Oberturk gereizt nach.

Verschüchtert schüttelte Shouta nur den Kopf.

„N-nein.“

„Dann seh zu, dass du diese erledigst und mir nicht auf die Nerven fällst. Schönen Tag noch.“

Shouta stand auf, verbeugte sich kurz und drehte sich schnell um, damit er nicht noch mehr von der schlechten Laune abbekam. Das hatte der leitende Turk nun alles ganz in den falschen Hals bekommen.

Grübelnd dachte Shouta weiter nach, als er aus dem Zimmer trat. Wie bekam er Elena von den SOLDIER weg? Dort bleiben konnte sie auf keinen Fall.

Er würde sie retten, dass schwor er sich. Er würde sie retten, nicht so wie Ambrose oder Sheena damals alleine lassen. Jetzt konnte er das wiedergutmachen und das würde er auch tun.