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Dämonen, Engel und ein Drache

Fortsetzung zu "Enthüllungen und Geständnisse"
von

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Junges Gemüse

Ich weiß, ich bin ein bisschen spät dran mit dem Kapitel. Entschuldigt bitte.

Ich war die letzten Wochen mit einem ziemlich hartnäckigen Husten beschäftigt und konnte ganze zwei Wochen nichts schreiben, daher bin ich auch mit diesem Kapitel nicht so ganz zufrieden; ich hatte einfach nicht genug Zeit zum Überarbeiten, sorry. Aber schließlich wollte ich euch nicht noch länger warten lassen. ☺

Aber jetzt genug mit dem Lamentieren, viel Spaß beim Lesen. ☺
 

„..........“ = wörtliche Rede

>.........< = Gedanken

kursive Worte sind betont
 

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...

Lange bleibt Sho an diesem Tag nicht mehr am Set, die Gedanken, die ständig in seinem Kopf kreisen und die Tatsache, dass Kyoko es schafft, ihn vollständig zu ignorieren, setzen ihm so zu, dass er bereits kurz nach der Mittagspause wieder verschwindet, um gründlich darüber nachzudenken, wie er sich in den nächsten Tagen Kyoko gegenüber am klügsten verhalten sollte.

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Junges Gemüse
 

„Das hat doch schon ganz gut geklappt, Kyoko-chan.“, lobt Jason Choi, während er Kyoko von den Stahlseilen befreit, mit deren Hilfe sie in den letzten zwei Stunden anstrengende Stuntfights vollführt hat. „Die nächsten Stunts dürften dir jetzt leichter von der Hand gehen, ich schätze, du hast das Grundprinzip begriffen.“

„Ja, ich glaube auch.“, stimmt das Mädchen leicht verlegen zu. „Wenn man das mit dem Gleichgewicht erstmal raus hat, geht es eigentlich.“ Leise seufzend reibt sie sich die Arme. „Wenn ich bloß noch raus finden würde, wie ich nicht ständig gegen die Seile knalle...“

Der Stuntkoordinator lächelt milde und klopft ihr freundlich auf die Schulter. „Das wird sich wohl nicht ganz vermeiden lassen; jedenfalls nicht, wenn du für die Überschläge und Saltos mit zwei Stahlseilen arbeiten musst. Aber keine Sorge, morgen wirst du das schon besser unter Kontrolle haben. – Ich bin sehr zufrieden.“ Er wirft kurz einen lächelnden Blick zu Ren hinüber, dem gerade Chois Assistent, Charly Lee, aus dem Haltegeschirr hilft. „Mit euch Beiden ! Ihr habt euer Gleichgewicht inzwischen recht gut unter Kontrolle, das allein erspart schon etliche Wiederholungen. Schließlich habt ihr Beide vorher noch keinerlei Erfahrungen mit Stahlseil-Stunts gehabt.“

Kyoko hat sich mittlerweile aus ihrem Geschirr geschält und reicht es Choi-sensei.

„Ren-kun, achte bei den nächsten Szenen, die ihr zusammen habt, noch mehr darauf, deine Kraft vorsichtiger zu dosieren.“, meint der Stunt-Koordinator. „Wenn Kyoko-chan auf festem Boden steht, kann sie dagegen halten, aber wenn sie in der Luft hängt, musst du vorsichtiger sein, sonst kann sie ihre Bewegungen nicht mehr ausreichend kontrollieren.“

„Ja“, stimmt Ren unumwunden zu, „das habe ich auch bemerkt. Sie ist verflixt leicht; es gehört wirklich nicht viel dazu, sie aus der Balance zu bringen, wenn sie an den Seilen hängt.“

„Tja“, mischt sich augenzwinkernd und grinsend Charly ein, „wer hätte gedacht, dass es für ein Mädchen auch von Nachteil sein kann, so schlank zu sein...“

„Auf der anderen Seite...“, lacht Ren plötzlich und legt sich seine Kollegin kurzerhand über die Schulter, „hätte ich andernfalls mit so was meine Probleme.“

„Ja ja.“, meint Kyoko vorgeblich genervt. „Welche Szene?“

„58?“

„Ähm“, überlegt Kyoko für einen Moment, „war das die mit ‚Kampffussel’ und ‚Mr. Oberschlau’? Die, die übermorgen auf dem Drehplan steht?“

„Korrekt!“, gibt Ren grinsend zurück und beginnt schon im nächsten Augenblick mit einem wüsten Wortgefecht zwischen Takeshi und Ran, während Jason Choi seinem Assistenten kräftig auf die Schulter haut und sich dann lachend und kopfschüttelnd wieder seiner Arbeit widmet.

Geradezu leidenschaftlich setzen die beiden jungen Schauspieler die Szene fort, in einem spritzigen, wortgewaltigen Disput, der sich schnell zu einer halb zänkischen, halb scherzhaften Rangelei ausweitet.
 

In einiger Entfernung steht Sho Fuwa in den Kulissen und beobachtet von dort reichlich fassungslos das Treiben der beiden jungen Schauspieler. In seinem Innern kämpfen ein befremdliches Erstaunen und ein unübersehbares Quäntchen Eifersucht um die Vorherrschaft in seinem Kopf.

„Oh, Mann...“, stöhnt er leise ... und kann doch den Blick nicht von den Beiden abwenden. „Warum tun die das?“

„Oh, machen Sie sich keine Gedanken, Fuwa-san“, hört er plötzlich die Stimme des Ton-Assistenten neben sich, was ihn unwillkürlich zusammenzucken lässt, „sie proben nur Szenen, die sie zusammen haben. Das tun sie schon seit Drehbeginn. – Am Anfang war es ein bisschen gewöhnungsbedürftig, weil man nicht immer gleich wusste, dass es sich um Passagen aus dem Drehbuch gehandelt hat, aber mittlerweile finden es eigentlich alle ganz witzig. Es macht Spaß, ihnen dabei zuzusehen, es lockert die Atmosphäre hier am Set ungemein auf ... und außerdem haben wir sicher nicht zuletzt wegen dieser kleinen Zusatzproben bei Aufnahmen mit den Beiden nur sehr wenig NGs.

Also keine Angst, die Beiden nehmen ihre Arbeit einfach nur ernst, Sie sind hier keineswegs in ein Irrenhaus geraten.“ Er lacht auf und deutet auf Kyoko, die gerade in einen ausgewachsenen Lachanfall ausbricht, während Ren sie grinsend auf dem Boden absetzt. „Sehen Sie? Jetzt hat sie die Szene geschmissen. Bei den Aufnahmen wird ihr das jetzt sicher nicht mehr passieren.“
 

„Sieht der immer noch her?“, fragt Kyoko leicht genervt.

„Schaut ganz so aus.“, gibt Rina nach einem kurzen Kontrollblick zurück. Ihr Grinsen wird breiter. „Sein Gesicht spricht jedenfalls Bände.“

„Wenn ich die Dreharbeiten nicht unnötig sabotieren will, werd ich wohl langsam mal mit ihm reden müssen.“, seufzt Kyoko leise.

„Bist du sicher?“, hakt Ren ein wenig besorgt nach.

„Ja.“, antwortet seine junge Frau fest. „Ich glaube, ich hab ihn lange genug zappeln lassen; ich denke, jetzt wird er mir auch wirklich zuhören, was ich ihm zu sagen habe.“

„Wenn du meinst... Tut mir leid, ich muss jetzt los, ich möchte nur ungern zu spät zu dieser Talkshow kommen; zumal es sonst nachher zu spät für die Kochshow wird. Da möchte ich nämlich erst recht nicht zu spät sein.“ Ren grinst von einem Ohr zum anderen.

„Als ob du nicht jeden Tag zu Hause eine Kochshow haben könntest.“, meint Yukihito mit einem Augenzwinkern. „Reiß dich endlich los und mach, dass du in die Garderobe kommst! Du musst vor der Talkshow noch duschen, so verschwitzt lass ich dich da jedenfalls nicht auftreten.“

„Ja, Sir!“ Ren salutiert scherzhaft, dann legt er sanft eine Hand auf Kyokos Schulter und seufzt theatralisch „Schade, dass ich mich nicht anständig von dir verabschieden kann. ...zu viele neugierige Blicke...“

„Du würdest dich ja wohl viel lieber unanständig verabschieden...“, murmelt Kyoko grinsend.

„Nun ja“, antwortet Ren verschmitzt, „das abzustreiten wäre glatt gelogen. Aber es ist ja schließlich auch noch nicht aller Tage Abend.“ Wie zufällig streift er zart ihre Seite, während er sich zum Gehen wendet und flüstert ihr zu: „Du entkommst mir ja sowieso nicht.“

Eine zarte Röte überzieht Kyokos immer noch leicht verschwitztes Gesicht. „Ich hab gar nicht vor zu flüchten...“, murmelt sie achselzuckend und blickt ihm nach, wie er zielstrebig in Richtung seiner Garderobe davoneilt, vermutlich mit einem breiten Grinsen im Gesicht.

Yukihito wirft Rina noch kurz ein augenzwinkerndes Lächeln zu, dann beeilt er sich, seinem Schützling zu folgen.

Kyoko dehnt leise seufzend ihren Nacken und wendet sich dann ihrer Betreuerin zu. „Besorgst du mir schnell eine Flasche Wasser?“

Rina versteht sofort. „Du willst allein mit ihm reden? Bist du sicher?“

„Ja, ich denke, es ist besser, wenn wir das weitgehend unter vier Augen abklären. Ich möchte nicht, dass er sich in seiner Ehre gekränkt fühlt, ich will nur, dass er mich in Ruhe lässt.“

„Okay, dann lass ich mir etwas Zeit. Ruf einfach, wenn du mich brauchst.“ Rina zwinkert ihr achselzuckend zu und macht sich auf den Weg.
 

Kaum ist sie außer Sichtweise, stürmt auch schon ein irgendwie gehetzt dreinblickender Sho Fuwa auf die junge Schauspielerin zu. Trotz seiner deutlich sichtbaren Unsicherheit versucht er cool zu wirken, was im Zusammenspiel derart komisch wirkt, dass Kyoko sich ein amüsiertes Grinsen nicht ganz verkneifen kann.

„Kyoko-chan!“, ruft er beinahe verzweifelt und ergreift ein wenig unsanft ihren Arm, damit sie nicht wieder ausreißen kann.

Kyoko vergeht in Sekundenbruchteilen das Grinsen, denn er hat sie an der falschen Stelle erwischt. Mit schmerzverzerrtem Gesicht zuckt sie zusammen.

„Sag mal, hast du sie noch alle?!“, raunzt sie ihn an.

„Entschuldige.“, brummt der junge Sänger kleinlaut. „Seit wann bist du denn so empfindlich?“

„Ich bin immer empfindlich, wenn mir jemand brutal seine Finger in meine blauen Flecken drückt!“, erklärt sie schlecht gelaunt. „Mann, du hast doch wohl gesehen, dass ich gerade eine ganze Reihe von Stuntfights hinter mir habe! – Diese doppelten Stahlseile machen mich echt fertig; ich bin buchstäblich übersät mit blauen Flecken, besonders an den Armen!“ Leise murmelnd fügt sie hinzu: „Mann, ich hoffe, bis zu den Ballszenen sind die wieder weg...“

Sho ist erschrocken ein wenig zurückgewichen. Verwirrt schaut er sie an. „Aber...“, beginnt er hilflos. „Tsuruga-san hat dich doch vorhin auch...“

„Also wirklich!“, gibt Kyoko leicht genervt zurück. „Das war während der Aufnahmen ! Das ist doch was ganz anderes! Ich kann doch wegen so was keinen Take schmeißen, da würden wir ja nie fertig. – Außerdem hat Ren-san extra nicht so kräftig zugepackt, wie es gewirkt hat ... und er hat netterweise auch darauf geachtet, nach Möglichkeit zwischen die besonders schlimmen Stellen zu greifen.“

Für einen Moment verzieht Sho schmollend den Mund, dann kommt ihm plötzlich ein beunruhigender Gedanke und ehe er sich versieht, hat er ihn auch schon laut ausgesprochen.

„Und woher will der Typ gewusst haben, wo er hinfassen darf?“

Zwei Sekunden sehen die beiden Sandkastenfreunde sich geradezu entgeistert an; Sho, weil er gerade ganz offensichtlich eine Spur von Eifersucht hat durchblicken lassen und Kyoko, weil er damit eigentlich den Nagel auf den Kopf getroffen hat.

„Ren-kun hat die gleichen Probleme.“, erklärt sie schließlich ruhiger als sie tatsächlich ist. „Er hat die Schmerzen vermutlich an den gleichen Stellen, schließlich hat er dasselbe an den Seilen machen müssen wie ich.“

„Ach so...“ Sho senkt ein wenig verlegen den Blick und schaut intensiv auf seine Fußspitzen.

Auf Kyokos Gesicht entfaltet sich unwillkürlich ein amüsiertes Grinsen.

„Was willst du von mir?“, fragt sie schließlich leise. „Hast du nicht schon genug angerichtet?“

„Ich... Ach Mann!“ Langsam hebt er seinen Blick und sieht das Mädchen niedergeschlagen an. „Ich... Du hast Recht. Ich hab mich absolut beschissen verhalten. Und es tut mir leid. – Ehrlich.“

Kyoko sieht ihn lange an, ohne dass auch nur ein Muskel in ihrem Gesicht zuckt. Dann atmet sie tief durch.

„Und das soll ich dir glauben?“, fragt sie ernst. „Wir haben unsere halbe Kindheit zusammen verbracht und du hast mich dabei jahrelang in dem Glauben gelassen, ich würde dir wirklich etwas bedeuten, während du mich hinter meinem Rücken nur ausgenutzt und verspottet hast. - Ich will dir mal was erzählen: Als ich endlich den Schlussstrich gezogen hatte und dir eine Woche später begegnet bin, hast du mich nicht mal mehr erkannt.

Tut mir leid, ich nehm dir diese Entschuldigung nicht ab. Ich kann dir das einfach nicht glauben.“

„Aber...“, beginnt Sho verzweifelt, senkt dann jedoch seufzend den Blick. „Können wir nicht wenigstens einen Waffenstillstand schließen?“, fragt er leise.

„Das wollte ich ohnehin vorschlagen.“, antwortet Kyoko zu seiner Überraschung. „Ich will hier in Ruhe arbeiten. Diese Arbeit ist nämlich die erste in meinem Leben, die ich wirklich aus tiefstem Herzen gerne und für mich selber mache. Mir liegt viel daran, meine Aufgaben hier so gut wie nur irgend möglich zu erfüllen und da würde es gewaltig stören, wenn ich mich ständig mit dir streite oder dir dauernd aus dem Weg gehen muss. Außerdem wäre es mehr als albern, so zu tun, als würden wir uns nicht kennen. Darum möchte ich, dass wir beide ganz normal miteinander umgehen.“

Shos Blick hellt sich nach der ersten Verblüffung plötzlich deutlich auf.

„Freu dich nicht zu früh!“, warnt Kyoko streng. „Ich will nämlich auch, dass du mir nicht ständig auf die Nerven gehst. Lass mich einfach so weit wie möglich in Ruhe, dann können wir trotz unserer wenig erfreulichen Vergangenheit gut miteinander auskommen.“

„Mehr ist im Moment nicht drin, oder?“, stellt Sho seufzend fest.

„Ich denke nicht.“

„Und wenn ich dir beweise , dass ich es wirklich ernst meine?“

„Ich wüsste nichts, das mich überzeugen könnte.“, meint Kyoko trocken; plötzlich fasst sie ihn ein wenig unsanft am Oberarm. „Aber untersteh dich, hier irgendwelche Aktionen zu inszenieren, die den Arbeitsablauf stören könnten! Da verstehe ich absolut keinen Spaß!“

„Okay, ich hab’s kapiert.“, antwortet Sho kleinlaut.

„So und jetzt wird es Zeit, dass ich mich umziehe, ich hab noch zu arbeiten.“, verkündet Kyoko unbarmherzig und macht sich nach einer kurzen Verbeugung auch gleich auf den Weg zu ihrer Garderobe, einen unsicheren und deutlich verschämten Sho Fuwa zurücklassend.
 

Nur Sekunden später stößt Rina zu ihrem Schützling, zwei kleine Wasserflaschen in der Hand.

„Wie viel hast du mitbekommen?“, fragt Kyoko seufzend.

„Weiß nicht, die Hälfte vielleicht. Ich fand dich jedenfalls sehr souverän und überzeugend.“, findet die junge Managerin lächelnd.

„Ob das bei dem sturen, selbstgefälligen Egomanen reicht, ist allerdings noch die Frage...“
 

Als Rina und Kyoko am Abend die Studios betreten, in denen auch „Yukis Kochshow“ produziert wird, fällt ihnen sofort die ungeheure Unruhe auf, die im gesamten Gebäude zu herrschen scheint. Überall hetzen Mitarbeiter unruhig und hektisch hin und her; fast scheint es, als sei in einem riesigen Bienenkorb angesichts eines Hornissenangriffs eine wilde Panik ausgebrochen.

„Guten Abend, Mogami-san! Schön Sie zu sehen.“, ruft ein etwa 35 Jahre alter Mann ihnen zu, während er sich den beiden Damen eilig nähert und sie dann mit einer tiefen Verbeugung grüßt.

„Mein Name ist Kurihara, ich bin der Produktionsassistent.“, erklärt er atemlos, nachdem Kyoko und Rina sich ebenfalls verbeugt haben. „Es tut mir schrecklich leid, eigentlich wollte unsere Regisseurin Sie selbst abholen, aber hier geht heute leider alles drunter und drüber.

„Das macht doch nichts.“, winkt Kyoko lächelnd ab. „Uns ist schon aufgefallen, dass hier etwas nicht in Ordnung scheint. Darf ich fragen, was passiert ist?“

Resigniert zuckt der Mann die Schultern. „Es wird sich ohnehin kaum verheimlichen lassen; außerdem betrifft es Sie ja letztlich auch. – Vor einer halben Stunde hat es offenbar einen Brand in der Vorbereitungsküche gegeben und nun sind alle vorbereiteten Lebensmittel, die dort waren, verdorben ... und das waren leider so ziemlich alle, die für heute gebraucht werden. Und als ob das noch nicht schlimm genug wäre, hat sich vor einer Viertelstunde Yuki-san etliche Finger der rechten Hand verletzt, sodass sie nun ganz sicher nicht mehr genug Gemüse für die Show schneiden kann. Sie wird gerade verarztet. Wir fürchten, die ganze Show steht auf der Kippe. - Ich bringe Sie erstmal zu ihr.“

„Himmel!“, ruft Kyoko entsetzt. „Wie kann denn so was passieren?“

„Niemand weiß es bisher, denn anscheinend war überhaupt niemand in der Vorbereitungsküche, als es zu diesem Brand kam.“

Inzwischen sind die Drei an Yukis Garderobe angekommen, Kurihara klopft und öffnet kurz darauf die Tür.

„Geht es besser, Yuki-san?“, fragt er besorgt.

„Danke, es geht schon.“, meint die Köchin lächelnd. „Guten Abend zusammen.“

Die sympathische Mittvierzigerin bedankt sich bei dem Sanitäter, der ihr die Hand verbunden hat und erhebt sich aus dem Stuhl, um ihre Gäste ordentlich zu begrüßen.

„Oh, bitte, bleiben Sie sitzen!“, fordert Kyoko entsetzt. „Das muss doch höllisch pochen! Wie ist denn das passiert?“

„In meinen Schürzentaschen waren Glassplitter, offenbar von dünnwandigen, kleinen Gläsern, wie man sie mitunter zur Weinprobe benutzt. Ich habe keine Ahnung, wie die da hingekommen sind, aber ich denke, jemand hat sie absichtlich zersplittert. Jedenfalls habe ich voll rein gegriffen, als ich nachsehen wollte, was da in meinen Taschen ist; glücklicherweise nur mit der rechten Hand.“

„Du willst sagen, es war Sabotage?!“, hakt der Produktionsassistent entgeistert nach.

„Ich wüsste keine andere logische Erklärung.“, bekräftigt Yuki ernst. „Aber das ist jetzt erst mal unwichtig; schauen wir lieber, wie wir die Sendung noch retten können. Ein bisschen was kann ich schon noch machen, wenn ich Latexhandschuhe anziehe, aber ich werde nicht mehr schnell genug arbeiten können... Habt ihr veranlasst, neue Zutaten zu besorgen?“

„Ja, natürlich; ich kann nur nicht garantieren, dass sie vor dem Sendestart wirklich alles bekommen. Allerdings scheint ein Teil davon bereits da zu sein. Außerdem ist ja sowieso mehr als fraglich, ob wir genug vorbereiten können, um bei den vorgesehenen Rezepten zu bleiben. Wir haben schließlich nur eine Stunde Sendezeit... Und die Vorbereitungsküche ist auch vorerst nicht mehr brauchbar, also haben wir auch zu wenig Platz.“

„Was war denn für heute vorgesehen?“, fragt Kyoko neugierig.

„Einige Kroketten-Variationen, Gyoza und als Highlight Jakobsmuscheln. Die rohen, ausgelösten Jakobsmuscheln und die vorgekochten Kartoffeln sind übrigens so ziemlich das Einzige, das an vorbereiteten Lebensmitteln noch da ist...“ Kurihara zuckt seufzend mit den Schultern.

„Hmm...“ Kyoko überlegt angestrengt und wirft einen Blick auf ihre Armanduhr.

„Er hat leider Recht.“, sagt Yuki ernst. „Die Zubereitung ist nicht besonders kompliziert, aber gerade für japanische Kroketten und Gyoza müssen die Zutaten sehr klein geschnitten werden ... und das dürften wir zeitlich nicht schaffen. Zumal wir normalerweise so viel vorbereiten, dass alle Zuschauer im Studio etwas probieren können.“

„Wie viele Zuschauer wird es geben?“, hakt Kyoko gedankenverloren nach.

„Etwa 50, warum?“

„Das könnte gerade so hinhauen.“, meint Kyoko fest. „Allerdings nur, wenn ich in den nächsten fünf Minuten anfange.“

„Wollen Sie behaupten, Sie kriegen es hin, quasi ein kleines Menü für 50 Personen in einer Dreiviertelstunde vorzubereiten?“, fragt Yuki ungläubig.

Kyoko runzelt die Stirn ein wenig. „Ich würde eher sagen, in gut anderthalb Stunden. Das, was ich vor der Sendung nicht schaffe, müsste ich während der Sendung machen. Aber da die Garzeiten nicht allzu lang sind, dürfte es so gerade hinhauen, ja.“

„Ich weiß ja nicht...“, zweifelt die Köchin laut. „Haben Sie Erfahrungen damit, Mogami-san?“

„Ich habe schon als Kind kochen gelernt und ich habe längere Zeit in einem kleinen Familienrestaurant gearbeitet.“, gibt Kyoko zurück. Die Sache mit dem Ryokan der Fuwas verschweigt sie lieber.

Sowohl der beliebten Köchin als auch dem Produktionsassistenten stehen staunend die Münder offen.

„Wenn das stimmt, dann können Sie heute die Heldin des Abends werden, Mogami-san.“, meint Yuki begeistert.

Kyoko läuft rosa an. „So würde ich das nicht sagen. – Aber ich kann doch nicht zulassen, dass die Show vor die Hunde geht.“

„Sehr lobenswerte Einstellung.“, findet Yuki. „Gut, dann sollten wir uns ein wenig ranhalten. Du, Kurihara-san, besorgst bitte das Arbeitsmaterial und bringst es rüber ins Studio. – Schließlich ist die Vorbereitungsküche zurzeit ja nicht zu gebrauchen. Und dann sagst Du bitte allen Bescheid. Und wir zwei, Mogami-san, machen uns dann mal fertig zum Schnibbeln. – Na ja, so weit mir das möglich ist. – Am besten lassen Sie Ihre Sachen gleich hier in meiner Garderobe, dann verlieren wir weniger Zeit.“

„Okay, ich bin dann weg.“, sagt der Produktionsassistent und verlässt eilig die Garderobe.

Kyoko legt ihren Mantel ab und wühlt ein großes Lederetui aus ihrer Tasche. „Ein Glück, dass ich die Messer im letzten Moment doch noch mitgenommen hab“, murmelt sie, „als Glückbringer sozusagen...“

Neugierig kommt die Fernsehköchin näher und sieht sich das Etui genauer an. „Darf ich mal?“, fragt sie ungläubig.

„Ja, natürlich.“, sagt Kyoko lächelnd und reicht es ihr.

Yuki legt es auf dem Schminktisch ab und rollt es vorsichtig auf. „Meine Güte“, meint sie anerkennend, „das ist ja richtig gutes Arbeitswerkzeug!“

„Ja, der Chef des Familienrestaurants, in dem ich gearbeitet habe, hat es mir geschenkt, als ich dort aufgehört habe.“

„Ich schätze, dann brauche ich mir wohl keine Sorgen mehr um die Sendung machen...“
 

Keine zehn Minuten später steht Kyoko mit Schürze und ihren Messern bestückt im Studio und schnibbelt Gemüse in einem so rasanten Tempo klein, dass die Fernsehköchin nur staunend daneben steht, während Rina ihre liebe Not hat, immer rechtzeitig für Nachschub zu sorgen und das bereits vorbereitete Gemüse beiseite zu räumen. Außerdem kann man sich des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass um Kyoko herum kleine Dämonen ihr Unwesen zu treiben scheinen, ganz so, als sei das Ganze eine Art Kampf auf Leben und Tod. – Niemand außer Rina wagt es, sie anzusprechen.

Als eine halbe Stunde später die Zuschauer ins Studio gelassen werden, erklärt Yuki ihnen die Situation kurz und bittet sie, Kyoko in Ruhe weiter arbeiten zu lassen, damit vor dem Sendestart noch möglichst viel fertig wird.

Kyoko schaut einen Moment verblüfft von ihrer Arbeit auf, während sich die Atmosphäre unmittelbar um sie herum unerwartet aufhellt. „Ach was“, winkt sie lächelnd ab, „haben Sie bitte Spaß und verhalten Sie sich ganz normal. Das stört mich nicht im Geringsten. Außerdem kommt Tsuruga-san bestimmt jeden Moment. Es gibt doch sicher einige, die die Gelegenheit nutzen möchten, ihn um ein Autogramm zu bitten; lassen Sie sich bitte nicht aufhalten.“

Wie auf ein geheimes Stichwort betritt Ren das Studio und ist praktisch augenblicklich von etlichen Damen umringt. Kyoko grinst leise in sich hinein.

Erst Minuten später bemerkt der junge Schauspieler verblüfft, dass seine Frau schon längere Zeit bei der Arbeit zu sein scheint, jedenfalls nach den vielen Schüsseln mit vorbereiteten Zutaten zu urteilen, die sich dort regelrecht stapeln. Fragend sucht er ihren Blick, bekommt jedoch nur ein überraschend vergnügtes Lächeln als Antwort, während er sich auf seinen Platz in der ersten Reihe begibt. Sein Betreuer ergreift die Initiative und begibt sich zu Rina, um von ihr genauere Informationen einzuholen.
 

„Und? Was ist los?“, fragt Ren ungeduldig, als sein Betreuer sich endlich neben ihn setzt.

Yukihito bringt ihn flüsternd auf den neuesten Stand der Dinge, während er nicht umhin kann, immer wieder einen höchst verwunderten Blick auf Kyokos Hände zu werfen, ... wie mittlerweile auch die meisten anderen anwesenden Zuschauer, die aufgeregt und flüsternd Kyokos Fähigkeiten als Köchin diskutieren.

„Meine Güte“, endet der junge Manager schließlich leicht abwesend, „dieses Tempo ist ja Irrsinn!“

„Stimmt. Bei der Geschwindigkeit könnte sie sogar mit der Gefräßigkeit meines Vaters mithalten.“, kichert der junge Schauspieler leise.

Sein Betreuer schaut ihn verblüfft an. „Niemand ist derart verfressen!“, widerspricht er entrüstet.

„Du kennst meinen Vater nicht.“, seufzt Ren. „Und ich kann nur hoffen, dass er diese Sendung nie zu Gesicht bekommen wird.“

Yukihito fehlen für einen Moment die Worte. „Du meinst, weil Kyoko es nicht wird ablehnen können, würde er sie den halben Tag in der Küche schuften lassen?“, fragt er dann.

„Wenn’s nur das wäre.“, gibt Ren resignierend zurück. „Mit einem halben Tag wird es dann wohl kaum getan sein... Wenn der raus kriegt, wie gut sie wirklich kochen kann, dann wird er bei jeder möglichen oder unmöglichen Gelegenheit zu Besuch kommen.“ Ren lehnt sich näher zu seinem Betreuer hinüber und fügt sehr leise hinzu: „Und ich kann mich dann auf eine längere Abstinenz einstellen. – Dieses Arbeitstempo kann sie schließlich nur für eine begrenzte Zeit durchhalten.“

Yukihito läuft unwillkürlich rosa an. „So gesehen...“

„Bitte versprich mir, dass du mir dabei hilfst, dieses Talent vor ihm zu verheimlichen; wenn das nötig sein sollte, auch mit Intrigen und Lügen.“, fleht Ren leise.

Sein Betreuer schaut ihn verdutzt an, dann nickt er ernst. „Ich bin zu jeder Schandtat bereit.“, sagt er lächelnd.

Ren atmet erleichtert auf. Eine Weile sitzen die Beiden still da, jeder in seine eigenen Gedanken versunken, bis Ren etwas einfällt.

„Dieser Küchenbrand und der ‚Unfall’, den Yuki-san kurz darauf hatte... Das klingt nicht nach Zufall, oder?“, sagt er leise.

„Schwer zu sagen.“, meint Yukihito.

„Nun... Ich frage mich, ob Koenji-san etwas damit zu tun hat...“

„Wie kommst du denn darauf?!“ Yukihito ist schier entsetzt.

„Na ja, ich denke, ich habe zwei von diesen Bodyguard gesehen, die für sie arbeiten. Und ich glaube auch, dass ihre Limousine auf dem Parkplatz gestanden hat. Aber ich bin mir nicht ganz sicher.“, antwortet der junge Schauspieler nachdenklich.

„Wenn das so ist, dann dürfte es nur sehr schwer zu beweisen sein.“, gibt sein Betreuer vorsichtig zu bedenken.

„Ja, ich weiß. Aber wir sollten das Fräulein trotzdem lieber im Auge behalten. Nur zur Vorsicht. Immerhin ist Kanae-san Kyoko-chans beste Freundin...“
 

„Entschuldigen Sie bitte, Mogami-san.“, unterbricht einige Minuten später eine junge Frau schüchtern Kyokos Arbeit. „Wenn ich Sie kurz stören darf, ich muss nur kurz Ihr Make-up checken.“

„Oh!“ Kyoko legt lächelnd das Messer zur Seite und atmet tief durch. „Keine Ursache. Ich sollte sowieso vor der Sendung noch die Schürze wechseln.“

Rina hat schon verstanden und macht sich auf den Weg, ihr eine zu besorgen.

„Wie viel Zeit ist noch bis zum Start?“, fragt Kyoko freundlich.

„Fünf Minuten.“, antwortet die Maskenbildnerin. „Hm, Ihr Make-up ist eigentlich völlig in Ordnung, lassen Sie mich nur schnell überpudern.“

Kyoko schließt die Augen und lässt die junge Frau ihre Arbeit machen.

„Danke.“, sagt sie, als die Stylistin fertig ist. Noch ein Mal atmet sie tief durch, dann nimmt sie eine frische Schürze von Rina entgegen, die sie auch sofort gegen die leicht verschmutzte alte eintauscht. Für einen Moment trifft ihr Blick den Rens, der ihr ermutigend zunickt, während sie kaum merklich mit den Schultern zuckt.

„Du solltest ein wenig langsamer machen; selbst wenn es dann nicht ganz reichen sollte.“, rät Rina leise, als sie ihr hilft, die Schleife der Schürze zu richten.

„Das hatte ich sowieso vor.“, lacht Kyoko. „Ich will ja schließlich keine Hektik im Studio verbreiten. Da würde ja dann jedem von vorneherein der Appetit vergehen.“

Ein wenig unruhig kommt Yuki auf die Beiden zu und verbeugt sich noch ein Mal tief. „Es tut mir wirklich leid wegen der ganzen Umstände, die wir Ihnen machen, Mogami-san. Normalerweise läuft die Sendung sehr viel entspannter ab.“

„Machen Sie sich keine Gedanken, Yuki-san. Das ist höhere Gewalt, dafür können Sie doch nichts.“ Mit einem gewinnenden Lächeln deutet sie auf die vielen Schüsseln, die sie inzwischen mit vorbereiteten Lebensmitteln gefüllt hat. „Wie es aussieht, haben wir die Sache doch auch einigermaßen im Griff.“

„Aber nur Dank Ihrer tatkräftigen Hilfe, Mogami-san. Ich muss mich noch ein Mal entschuldigen, dass wir Sie hier so schuften lassen.“

Kyoko winkt lächelnd ab. „Ach was, keine Ursache. Ich würde nur gerne wissen, wie die Sendung heute so in etwa ablaufen wird, wir hatten ja noch keine Gelegenheit für eine Besprechung.“

„Oh, mein Gott, Sie haben Recht!“, stöhnt Yuki auf. „Noch ein Grund mehr, sich zu entschuldigen...“

„Noch drei Minuten!“, unterbricht der Regieassistent ihren erneuten Entschuldigungsversuch, was sie merklich zusammenzucken lässt.

„Oh, ent... Nein, das sollten wir auf später verschieben. – Ich werde wohl gleich nach der Begrüßung die Zuschauer darüber informieren, dass heute alles ein wenig anders ablaufen wird als sonst. Die Kamera wird in dieser Zeit auf mich gerichtet sein, sodass Sie ungestört weiter machen können. Dann leite ich über zu Ihnen und Tsuruga-san als heutigen Gästen. Es wäre günstig, wenn Sie dann kurz unterbrechen.“

„Kein Problem, vor allem, wenn Sie zuerst Tsuruga-san begrüßen, das ist dann sozusagen mein Stichwort. Wie wollen wir das mit dem Kochen machen?“, will Kyoko wissen.

„Das übernehme ich, soweit das geht, ebenso wie die Erklärungen zu den Arbeitsvorgängen. Wenn ich Hilfe brauche, dann springen Sie einfach ein. Ich fürchte, wir werden da ein bisschen improvisieren müssen, ich weiß selbst nicht genau, wie wir das hinkriegen werden.“, sagt die Fernsehköchin ein wenig hilflos.

„Machen Sie sich nicht zu viele Gedanken, Yuki-san“, beruhigt Kyoko lächelnd, „in der Küche hab ich sozusagen einen Heimvorteil. Wir kriegen das schon hin mit ein bisschen Humor. Hauptsache die Leute haben Spaß und das Essen schmeckt. – Nur bitte lassen Sie mich wissen, wenn die Hand zu sehr schmerzt, ich weiß, wie schlimm das sein kann, gerade beim Kochen; die Schnitte sind sicher tief, wenn Sie mitten in die Scherben gegriffen haben.“

„Darüber mache ich mir im Moment wirklich weniger Gedanken; das Sachmerzmittel wirkt nämlich sehr gut. Ich habe eher Bedenken, ob ich wirklich an alles Wichtige denken werde, dieses Schmerzmittel ist ziemlich stark und hat leider negative Auswirkungen auf meine Konzentration.“

„Oh, gut zu wissen. Notfalls kann ich dann vielleicht noch was retten.“, meint Kyoko.

„Da wäre ich Ihnen ausgesprochen dankbar.“, gibt die Köchin erleichtert zurück.

„Noch 30 Sekunden!“, tönt es von der Regie. „Alle auf die Plätze!“
 

„Himmel, es ist so schade, dass es kein Geruchsfernsehen gibt, liebe Zuschauer!“, meint Yuki nach der letzten Werbepause begeistert. „Es riecht einfach fantastisch! Nicht wahr Tsuruga-san?“

„Allerdings. Mir läuft schon seit einiger Zeit das Wasser im Mund zusammen.“, bestätigt Ren und wendet sich charmant an die hinter ihm sitzenden – zumeist weiblichen – Zuschauer. „Und ich denke, dass ich damit nicht allein bin.“, fügt er lächelnd hinzu. Eifriges Nicken und freudig zustimmendes Gemurmel aus dem Zuschauerraum ist die Antwort. „Wir sind alle sehr gespannt, ob es genauso köstlich schmeckt, wie es riecht.“

„Oh, da bin ich sicher. Schließlich waren ja auch schon die Gyoza genauso lecker wie sie geduftet haben.“, meint Yuki zuversichtlich und wendet sich noch ein Mal mit einer Erklärung an die Zuschauer zu Hause. „Sehen Sie, wie Mogami-san das macht? – Der Teig für die Kroketten ist sehr weich, also seien Sie sehr vorsichtig, wenn Sie sie ins Fett geben oder wenn Sie sie wenden. Und achten Sie darauf, sie gleichmäßig goldbraun zu braten. – Oh, bevor ich es vergesse, meine Lieben: Bitte keinen falschen Ehrgeiz! Lassen Sie sich zu Hause Zeit damit, wenn Sie die Rezepte ausprobieren, es ist keine Schande, wenn Sie dabei nicht so zügig arbeiten können wie Mogami-san. Es ist schließlich noch kein Meister vom Himmel gefallen.“

„Dafür fällt Krokettenteig umso leichter auseinander .“, kichert Kyoko, während sie die letzten Kroketten aus der Pfanne holt und auf Küchenpapier zum Abtropfen legt. „So, die Kroketten sind fast fertig zum Probieren.“, fügt sie lächelnd hinzu.

Eifrig machen sich die beiden Köchinnen daran, die verschiedenen Sorten anzurichten, während sie fröhlich fachsimpeln.

Schließlich winkt Yuki Ren Tsuruga heran, um ihn kosten zu lassen und anschließend weitere Kostproben ans Publikum zu verteilen.

„Mmm, göttlich!“, sagt er grinsend, nachdem er - zunächst ohne eine Miene zu verziehen - alle vier Variationen probiert hat. „Ich mag die mit dem Rinderhack und den Erbsen am liebsten.“

Kyoko würde ihm am liebsten an die Gurgel springen, weil er sie - wieder einmal – hat zappeln lassen, doch macht sie gute Miene zum bösen Spiel und beginnt stattdessen lächelnd damit, die Jakobsmuscheln gleich in mehreren noch sauberen Pfannen anzubraten.

Yuki ist allem Anschein nach damit beschäftigt, zusammen mit Ren die Kostproben an die erwartungsfrohen Zuschauer zu verteilen und deshalb übernimmt sie selbst die Erklärung.

„Wenn Sie zu Hause Jakobsmuscheln machen, achten Sie bitte unbedingt darauf, sie von beiden Seiten anzubraten, sie aber innen roh zu lassen. Das ist wichtig, denn sonst werden sie unglaublich schnell zäh. Am besten lassen sie sie keinen Moment aus den Augen.“ Behutsam nimmt sie die ersten Muscheln wieder aus einer der Pfannen und gibt sie in eine große Schüssel, wo sie auf eine weitere Verarbeitung warten. „Nehmen Sie sie also aus der Pfanne, während sie die Soße zubereiten, um den Garprozess zu unterbrechen.“ Nach und nach nimmt sie auch die anderen Muscheln heraus, gießt den Bratensaft aus den Pfannen zusammen und bereitet daraus rasch die Soße mit den restlichen Zutaten zu. Dann richtet sie in Windeseile die Muscheln auf mehreren Tellern an, gibt die Soße darüber, streut auf alle Teller ein wenig geriebenen Parmesan und stellt das Ganze so hin, dass die Kamera eine schöne Nahaufnahme bekommt. „Sehen Sie, es ist gar nicht so schwer.“, sagt die in die Kamera. „Das Wichtigste ist einfach, darauf zu achten, dass die Muscheln nicht zäh werden.“ Sie nimmt zwei der Teller und macht sich auf, das Publikum kosten zu lassen. „Schade, dass es wegen der besonderen Umstände heute nur eine kleine Kostprobe ist.“, sagt sie entschuldigend und lässt zuerst die Fernsehköchin probieren.

„Oh, mein Gott, die sind absolut perfekt, meine Liebe!“, entfährt es Yuki begeistert und winkt Ren heran, um ihm auch gleich ein Stück in den Mund zu schieben. „Entschuldigen Sie, wenn ich ein bisschen zu aufdringlich bin, Tsuruga-san, aber das müssen Sie einfach probieren.“

Ren schließt grinsend die Augen. „Lecker.“, stellt er lächelnd fest. „Aber ich hatte auch nichts anderes erwartet.“

„Mogami-san“, sagt Yuki ernst, „der Mann, der Sie einmal zur Frau bekommt, wird sich mehr als glücklich schätzen können.“

Kyoko läuft puterrot an und weiß plötzlich nicht mehr, wohin sie schauen soll; ganz besonders in Rens Richtung wagt sie nicht mehr zu sehen...

„Ich denke, da haben Sie absolut Recht.“, pflichtet Ren unumwunden bei, ein breites Grinsen im Gesicht. „Zumal die meisten jungen Mädchen sich heutzutage kaum noch fürs Kochen zu interessieren scheinen. Und das ist noch gar nichts gegen das, was Kyoko-san so vor der Kamera zustande bringt. Was das Schauspielern betrifft ist sie nämlich mindestens genauso gut wie beim Kochen; das ist jedenfalls meine bescheidene Meinung.“

Das Rot in Kyokos Gesicht wird unversehens noch ein wenig tiefer.
 

Als die Beiden über zwei Stunden nach Ende der Kochshow (unbeobachtet) in Rens Auto sitzen, dehnt Kyoko seufzend die Muskeln an ihren Armen und gähnt.

„Müde?“, fragt Ren besorgt.

„Ja“, antwortet seine junge Frau ohne Umschweife, „war ein langer, anstrengender Tag.“ Lächelnd sieht sie ihn von der Seite her an, während er den Wagen startet. „Für dich doch auch, oder? – War sicher auch anstrengend bei der Talkshow; schließlich kamst du erst ziemlich spät. Fantrubel?“, fragt sie müde.

„Nein, eigentlich hat es sich heute sogar ziemlich in Grenzen gehalten.“, erklärt Ren. „Ich kam nur deshalb so spät, weil mich Kimiko Kamio im Foyer hier abgefangen hat. Ich wäre schon viel früher im Studio gewesen, wenn die mich nicht gefühlte sechs Stunden mit ihrem pseudo-koketten Gesülze aufgehalten hätte, das sie für Flirten hält.“

„Aber so kannst du doch nicht über...“, beginnt Kyoko leicht entsetzt.

„Doch, das kann ich.“, erwidert Ren ruhig und wirft einen amüsierten Seitenblick auf seine Frau. „Dieses Weib hat nur mäßig Talent, ist dafür zickig wie eine Diva und nimmt ihre Arbeit absolut nicht ernst. Sie ist also praktisch das genaue Gegenteil von dir. Das Einzige, was sie an der Schauspielerei interessiert ist, wie sie sich möglichst gut in der Öffentlichkeit darstellen kann; ihr Ego reicht wahrscheinlich von Tokyo bis New York. Sie hält sich jedenfalls für die absolut Größte, dabei sind ihre besten Tage im Showbiz längst vorbei; das Einzige, was sie hat, sind gute Beziehungen zu wichtigen Leuten. - Ich kann sie nicht leiden.“

„Na ja“, murmelt Kyoko müde, „ich bin auch nicht unbedingt ein Fan von ihr, aber... na ja, egal.“

„Richtig, sie ist vollkommen egal.“, meint Ren glucksend. „Aber du warst heute fantastisch. Langsam wirst du mir unheimlich, du entwickelst dich ja beinahe schon zu einem PR-Genie. Ist dir klar, dass du heute ganz allein die Show gerettet hast?“

Kyoko antwortet nicht und nachdem Ren einen weiteren Seitenblick auf seine junge Frau geworfen hat, ist ihm auch klar, warum. Sie ist erschöpft eingeschlafen.

„Ich hätte es mir denken können...“, murmelt er resignierend. Sachte streichelt er mit einer Hand über ihre geröteten Wangen. Kyoko lächelt im Schlaf.

„Du hast Recht, es war ein langer, anstrengender Tag.“, sagt er leise.
 

Auf der anderen Seite der Stadt sitzt Kimiko Kamio wie versteinert auf ihrem Sofa, abwesend auf den Fernseher starrend und fassungslos auf ein Taschentuch beißend. Das Sektglas auf dem Tisch ist umgeworfen und hat einen deutlich sichtbaren Sprung, während auf der Tischfläche langsam eine Pfütze aus Sekt zu einer klebrigen Masse eintrocknet. Überall im Zimmer liegen kleine, weiße Daunenfedern und die Fetzen, die von den einstigen Kissen noch übrig sind, liegen verstreut auf Sofa und Teppich...



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  Amy-Lee
2009-06-16T02:41:24+00:00 16.06.2009 04:41
He,
zuerst einmal super (wie immer). Kommt etwas verspätet. Sorry!
Tja, wann kapiert Kamio (das "San" lasse ich weg so eine verdient das nicht) endlich das sie Kyoko in keinster weisse das Wasser reichen kann soll´s doch lassen unsere "Meister-Köchin" blamieren zu wollen Sie schafft es doch sowie so nicht.
Dann noch die bemerkung vo Ren bezüglich seines Vater mit dem Magen, der wie ein Fass ohne Boden ist, wahr sehr lustig.
Mach schnell weiter. Bye

Von:  Kyoko-Hizuri
2009-06-09T21:43:43+00:00 09.06.2009 23:43
*übers ganze gesicht strahl*...^___________________^
das Kap ist super toll, einfach nur genial (die Kröhnung wäre, wenn es zumindestens eine romatische Stelle zwischen Ren und Kyoko gäbe, aber da kann man halt nichts machen^^)
das ist übrigends eine geniale Idee von Hybie...*grins*...es wäre wirklich toll wenn du etwas über Kuu schreibst im nächsten Kap...*dich lieb angucken*

ich habe nichts anderes von Kyoko erwartet,...*dämlich grins*...sie ist halt eine Meisterköchin und...*dümmlich grins*...die Moderatorin und Köchin hat recht, Ren ist im warsten sinne des Wortes glücklich...in jeder hinsicht^^
na dann, ich werde mich auf jedenfall auf ein neues Kap von dir freuen...vorrausgesetzt es ist genauso super^^
Kyo-Hizu
Von:  DarkEye
2009-06-09T20:29:38+00:00 09.06.2009 22:29
das war ein tolles kapitel :D
nur weiter so
dark
Von: abgemeldet
2009-06-09T19:14:06+00:00 09.06.2009 21:14
Na was is denn da passiert???
Hat Kamino etwa was gesehen, was sssooo entsetzlich is...*frech feix*
Ich hoffe sie erstickt an dem Taschentuch...

Schön das Sho und Kyoko sich ausgesprochen haben...
Kyoko hat ihm ja deutlich zu verstehen gegeben,das er sich aba keine Hoffnungen machen brauch...*lach*

Diese Kyoko...
Erst macht sie Stunts an Drahtseilen und dann rettet sie auch noch eine Kochshow...
Sie is einfach ein Multitalent...*grins*
Und Ren kann es einfach nich lassen sie zu necken...*süss*

Freu mich schon auf dein nächstes Kap.
Bis die Tage.
Gruß Angel ^^
Von:  AMJH
2009-06-09T18:47:28+00:00 09.06.2009 20:47
Frage, hat diese möchtegern Diva die Sendung gesehen und war deswegen so entsetzt? Ja, oder? (sry, aber ich bekomm immer eigene Ideen zu deiner geschichte, wie man was weiterverwerten kann!^^°)

Das Kapitel war inhaltlich spannungsvoll, zwar ein wenig berechenbar, aber auch süß! Kyoko's Kochkunste sind einfach SUPER und es ist auch gut, dass sie das auch von Personen bestätigt bekommt, die nicht einen engeren Kontakt mit ihr haben!

Kyoko's Umgang mit Sho zeigt auch, dass sie mit ihm so gut wie abgeschlossen hat und das ganze vernünftig, aber bestimmt angeht!

Auch wenn eine typische Szene lustig gewesen wäre und auch ein paar Dämonen durch aus nicht hätten fehlen durfen, war deine Art und Wiese sie mit ihm umgehen zu lassen ihrem Charakter in diesem Teil deiner FF durchaus passend und zeigt, dass sie in vielerlei Hinsicht gewachsen ist.

Er scheint bei dir auch begriffen zu haben genau was ihm verloren gegangen ist und er scheint auch, auf grund seiner sich entwickelnden Eifersucht, Ren&Kyoko auf die Schliche zu kommen!

Das kann ja an dem Set noch lustig werden! XD Ren und Kyoko zusammen scheinen ja auch alle anderen mitzureißen und positiv zu beeinflussen! *grins* aber jetzt noch mit Sho dabei...da werden aber noch mehr Mädels eifersüchtig auch Kyoko werden, wenn das mal gut geht (hoffentlich!!!)

trotz kurzer Erarbeitungszeit ist das kapitel gut!

bis zum nächsten lg AMJH
Von: abgemeldet
2009-06-09T15:56:18+00:00 09.06.2009 17:56
Super. xD
Geschieht dieser dummen Kamio. Anstatt Kyoko zu schaden hat sie ihr dadurch nur noch mehr Aufmerksamkeit gebracht. ^^
Na, hoffen wir mal, dass Sho wirklich keinen Mist baut und dann die Dreharbeiten aufhält.>_<
Wäre aber lustig, wenn Kuu die Sendung doch gesehen hätte. xD
Hoffe du schreibst ald weiter.^^

MfG Umi-chan
Von: abgemeldet
2009-06-09T08:41:45+00:00 09.06.2009 10:41
Ich Glückspilz. ^^ Gerade gestern hab ich mal wieder die komplette Fanfic gelesen - und heute ist schon das neue Kapitel da. :)
Vielleicht sollte ich die Geschichte noch öfter lesen... ;-p
War ja klar, dass Kamio-san mit ihrem Plan auf die Schnau... *räusper* dass ihr Plan schief geht. Kyoko ist nun mal genial beim Kochen und Schauspielern.
Aber ausgerechnet von einer Kochsshow zu schreiben... du Fiesling! Jetzt hab ich Hunger, aber wegen der Uni keine Zeit mehr zum Essen. *grummel* (Gsnz abgesehen davon, dass meine Kochkünste wohl nicht einmal annährend an Kyokos heranriechen *seufz*)
Aber Kuus Reaktion auf diese Show würde ich zu gerne sehen... Der würde wahrscheinlich darauf bestehen, dass Rens Frau ins Haus ihrer Schwiegereltern einzieht - endlich mal jemand, der sein schwarzes Loch von Magen wenigstens zu einem kleinen Teil füllen kann. ^^
Was bleibt sonst zu sagen? Wieder einmal genial, witzig, einfach hinreissend. XD
Freu mich schon aufs nächste Kapitel,
mls,
Hybie


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