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the secret of my pain

JoeyXSeto
von

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Spürst du...

Titel: spürst du...
 

„Was?“

Verwirrt riss Seto die Augen auf. So etwas durfte Joey nicht sagen!

Was sollte er denn jetzt machen?

Das war völliges Neuland für den Brünetten. Was sollte er denn jetzt antworten?

„Hör auf!“ fuhr er den Blonden an.

„Womit?“ kam die leicht verwirrte Frage von Joey.

„Mir zu sagen, dass du mich lieben würdest...“

„Wieso das denn?“ fragte das Hündchen und sah auf seinen Drachen, der immer noch in seinen Armen lag. Seto kniff die Augen zusammen und versteckte sein Gesicht in Joeys Pyjama.

„Weil ich sonst anfange dir zu glauben... und es wäre das Beste für dich, wenn du es nicht ernst meinst.“

Wütend schob ihn der Blonde von sich weg.

Mit lodernden Augen sah er ihn an und zischte: „Wie kommst du denn auf die Idee?! Warum um Himmels Willen wäre das besser?“

Seine anfängliche Wut war schon während er gesprochen hatte zu Verwirrung und Verzweiflung geworden und er sah Seto forschend an.

Wie kam sein Drache nur auf solche Ideen?

Betreten sah Seto zur Seite und stütze sich auf einen Arm auf. Dann strich er sich die verlegten Haare aus dem Gesicht und fing leise an zu sprechen, während sein Blick auf einen Punkt in der Leere gerichtet war.

„Ich... ich bin einfach so unerfahren was Beziehungen angeht und ich denke... dass du glücklicher bist, wenn wir nichts miteinander zu tun haben. Ich meine, du... kennst mich doch.“

Ein kleines, verbittertes Lächeln stahl sich auf seine Lippen.

„Ich bin nicht gerade das, was man als nett und umgänglich bezeichnen würde. Ich bin abweisend und kalt anderen Menschen gegenüber und ich glaube nicht, dass sich das so schnell ändern ließe. Bis vor kurzen kamen selbst aus deinem Mund nur Worte wie Eisberg und arroganter Eiswürfel, wenn du an mich gedacht hast...“

Joey griff wieder nach der Hand des Anderen und ein kleiner Seufzer stahl sich über seine Lippen.

„Seto...“

Seine Worte klangen sanft aber tadelnd und er schüttelte leicht den Kopf.

„Ich habe meine Meinung über dich doch schon lange geändert...“

„Das meine ich auch gar nicht... ich bin mir nur manchmal nicht sicher, wie ich mit anderen umgehen soll. Immer genau dann, wenn ich eigentlich nett sein will... und ich merke immer wieder, wie wenig mir das gelingt. Ich glaube einfach nicht, dass ich den Menschen in meiner Umgebung gut tue. Wie soll ich denn bitte ein halbwegs guter Freund sein, wenn ich das Gefühl habe, noch nicht mal ein guter Bruder zu sein.“

Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, lag er auch schon mit dem Rücken auf dem Bett, einen furchtbar wütenden Joey über sich.

Zornige braune Augen bohrten sich in seine und die vollen Lippen des Blonden hatten sich zu einem Strich verengt.

„Wie kannst du so etwas nur DENKEN!!!“

Joey musste tief einatmen um den perplexen Brünetten nicht anzuschreien.

„Mokuba liebt dich genauso sehr, wie du ihn! Ihr seid Geschwister und ich kenne niemanden, der sich aufopfernder um seinen kleinen Bruder kümmert, als du es tust.“

„Meinst du?“ kam es unsicher von Seto.

„Natürlich...“ flüsterte Joey und rollte sich neben den Brünetten.

Wieder sahen sie sich in die Augen und Seto wollte gerade etwas sagen, als sich ein langer Finger zärtlich über seine Lippen legte und ihn zum Schweigen brachte.

„Du hast deinen Standpunkt schon klargemacht, jetzt bin ich dran, okay?“

Seto hatte die Augen genießend geschlossen, als sich der Finger über seine Lippen gelegt hatte und er rollte sich zu einer Kugel zusammen.

Jede Berührung des Blonden tat ihm so gut... stockend nickte er und Joey begann zu sprechen.

„Ich weiß, was ich früher über dich gesagt habe, aber ich musste mein Urteil revidieren... Du kannst sehr nett und liebevoll sein, dass merkt man sofort, wenn man beobachten kann, wie sorgsam du mit Mokuba umgehst... Du versteckst dich nur hinter deiner Maske.“

Wie auf Knopfdruck wurde Setos Blick traurig.

„Hey... das ist nicht schlimm..., weil ich einer der Menschen bin, die ab und zu mal einen Blick dahinter werfen dürfen. Weißt du, auch wenn du komischerweise genau das Gegenteil denkst, aber allein deine Anwesenheit macht mich glücklich und wenn du den Raum betrittst habe ich das Gefühl, als würde sich die Luft zwischen uns aufladen und knistern. Du bist das Beste, was mir in meinem ganzen bisherigen Leben passiert ist und ich will alles mit dir teilen. Ich will einfach immer bei dir sein.“

Ein Pause trat ein und Seto griff langsam nach Joeys Hand. Ihre Finger verflochten sich und Joey biss sich auf die Unterlippe.

Leise fragte er: „Und? Was sagst du?“

Seto wartete noch kurz, seufzte auf und schloss die Augen.

„Ich weiß, dass das jetzt ziemlich egoistisch und sadistisch klingt und ich hasse mich echt dafür, aber ich muss dich darum bitten. Du weißt ja, dass ich immer gerne alles in der Hand habe und mich nur ungern von einer Sache überrumpeln und aus dem Konzept bringen lasse, aber jetzt ist alles außer Kontrolle geraten und mir schwirren tausend Dinge gleichzeitig im Kopf herum. Also... würdest du mir bitte ein bisschen Zeit zum Nachdenken geben? Ich... ich mag dich sehr, sehr gern und es ist so...“

Seto fuchtelte mit der Hand in der Luft rum und schien nach dem geeigneten Wort zu suchen.

„Es ist so... anders wenn du bei mir bist.... ich fühle anders, verhalte mich anders und bin viel mehr ich selbst als bei irgendeiner anderen Person. Du bringst mich wirklich furchtbar durcheinander und ich muss mich jetzt erst mal wieder ordnen.... ist das okay für dich?“

Joey lächelte nur warm, als er Setos Bitte hörte. Wenn das alles war, dann brauchte er sich ja keine Sorgen machen.

„Klar, kann ich denn noch hier bleiben?“

Kaum hatte er diese Frage gestellt, war es wieder da.

Dieses wunderschöne, schiefe Lächeln.

„Wenn du mich noch aushältst?“ entgegnete Joeys Drache und Joey sah ihn fasziniert an.

Er hatte schon Setos kaltes, arrogantes Lachen gehört, sein kleines, aber ehrliches Lächeln gesehen und heute war noch ein weiteres, noch viel schöneres Lächeln dazugekommen.

Dieses freche, atemberaubende, schiefe Lächeln in das sich Joey gleich noch mal verliebt hatte.

Erst jetzt vielen ihm die Schatten auf, die noch immer unter Setos azurblauen Augen lagen.

„Du solltest noch ein wenig schlafen...“

Seto schüttelte nur den Kopf und meinte mit müder Stimme: „Heute ist Freitag und Mokuba hat schulfrei, irgend so ein pädagogischer Tag oder so, jedenfalls frühstücke ich lieber mit ihm. Ich muss meine Abwesenheit wieder gut machen.“

Schwerfällig erhob er sich aus dem Bett und streckte sich ausgiebig. Als er an der Tür angekommen war, drehte er sich noch einmal um und fragte: „Soll ich dir was zu essen mitbringen?“

Joey winkte ab und rieb sich müde über die Augen.

„Danke Seto, aber ich komm nach.“

Verblüfft sah ihn der Brünette an.

„Darfst du überhaupt schon aufstehen?“ fragte er prüfend.

Wortlos deutete der Blonde auf die Krücken, die am Bett lehnten.

„Dann bis gleich.“ Verabschiedete sich Seto.

#Die Krücken sind mir ja noch gar nicht aufgefallen... vielleicht hat sie Yudai heute morgen vorbeigebracht. Ach egal....#

Seto gähnte verstohlen und schloss die Holztüre hinter sich. Kaum hatte er den Raum verlassen, da ließ sich der Blonde aufs Bett zurückfallen.
 

#Was für ein Tag... und es ist noch nicht mal zwölf Uhr. Was wohl noch so passiert?# fragte er sich und sah mit verträumtem Blick nach draußen. Die Sonne schien zwar, doch ihr fehlte die Kraft um den restlichen Schneematsch verschwinden und die Temperaturen steigen zu lassen.

#Zu welchem Ergebnis Seto wohl kommt? Jetzt, wo er darüber nachdenken kann...#

Natürlich hatte Joey ein flaues Gefühl, wenn er daran dachte, dass er in nicht allzu ferner Zukunft vor Seto stehen würde und dieser ihm sagen würde, was er für den Blonden empfand. Vielleicht schon heute oder morgen oder doch erst in ein paar Wochen. Aber es war gut so...

Er hatte es dem Brünetten einfach sagen müssen und jetzt fühlte er sich gut, da er wusste, dass er das erste Mal in seinem Leben etwas absolut richtig gemacht hatte.

Schließlich musste auch Seto irgendetwas für ihn empfinden, sonst hätte er ihn nicht geküsst, soviel war klar.

Nun stand auch er auf und rückte seine Klamotten zurecht, bevor er zu den Krücken griff und sich auf den Weg ins Esszimmer machte. Nachdem er durch ein scheinbar endloses Geflecht aus Gängen gehumpelt war, kam er endlich an und öffnete die Tür. Doch am Tisch saß nur Mokuba, der sich ein Brötchen schmierte.

Von Seto fehlte jede Spur.

#Ach, der kommt bestimmt noch...# dachte er sich und setzte sich dem Jüngeren gegenüber.

„Morgen Joey“ wurde dem Blonden zwischen zwei Bissen zugemurmelt und Mokuba grinste ihn an.

„Seto ist wieder da.“ Entgegnete Joey nur und griff auch nach einem Brötchen. Mokuba nickte nur gedankenverloren und sah kauend aus dem Fenster. Nach einer Sekunde stockte er und sah ruckartig zu Joey.

„Seto ist wieder zu Hause?“ fragte er glücklich und sah mit freudig leuchtenden Augen zur Tür.

„Ja, er ist heute Nacht wiedergekommen“ wurde Mokuba von Joey informiert, während sich der Blonde sein Brötchen schmierte.

Gerade wollte er den ersten Biss machen, als die Tür leise geöffnet wurde und Seto eintrat. Er hatte sich umgezogen und trug jetzt eine Jeans und einen schwarzen, dünnen Pulli. Sofort war Mokuba aufgesprungen und warf sich seinem Bruder in die Arme. Kurz drückte Seto den Kleinen an sich, dann setzten sich die Beiden. Kaum hatte der Brünette angefangen zu essen, bekam er auch schon die bösen Blicke seines Bruders ab.

„Seto! Warum warst du so lange weg? Du siehst furchtbar müde aus, hast du wieder nächtelang nicht geschlafen?“ fragte er besorgt und sah seinen Bruder forschend an.

Seto seufzte leise und blickte entschuldigend zu Mokuba.

„Ich weiß, dass du das nicht magst... tut mir leid... aber am Wochenende bin ich da, also lass uns was unternehmen.“

Abschätzend knabberte Mokuba an seiner Unterlippe und blickte zwischen Joey und Seto hin und her.

„Versprochen? Nicht, dass wieder was dazwischen kommt. So wie letztes Mal, als Alex in letzter Minute angerufen hat und du dann doch keine Zeit hattest!“

„Versprochen! Großes-Bruder-Ehrenwort!“

Mit dieser Antwort war Mokuba allen Anschein nach zufrieden und er lehnte sich entspannt zurück, doch Joey war erst jetzt richtig interessiert.

#Wer ist Alex?#

Auch wenn er es nicht wollte, aber Eifersucht hatte sich in ihm breitgemacht.

Wer war dieser Alex und wie stand er zu Seto?

War er Seto so wichtig, dass er sogar einen Tag mit Mokuba ausfallen ließ, nur wegen eines Anrufs?

Verbrachten sie viel Zeit miteinander?

Ein trauriges Gefühl durchströmte seinen Körper, als ihm klar wurde, wie wenig er eigentlich über seinen Drachen wusste. Abrupt wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als ein Handyklingelton erklang. Der Brünette stellte sein Glas zur Seite und kramte in seiner Hosentasche. Nach wenigen Sekunden hatte er sein Handy gefunden und klappte es auf.

„Kaiba.“ Meldete er sich mit geschäftlichem Ton.

Am anderen Ende war eine tiefe Stimme zu hören, die zwar gehetzt, aber auch belustigt klang. Seto seufzte auf und erhob sich.

„Jetzt noch mal ganz langsam Alex. Was ist los?“

Joey horchte interessiert auf. Da war also dieser Alex am Apparat und er schien schlechte Nachrichten zu haben, denn Seto zog die Augenbrauen verstimmt zusammen und tigerte im Esszimmer auf und ab.

„Was?!“ fauchte der Brünette und allmählich sah er wirklich wütend aus.

Seine Lippen pressten sich aufeinander und er lehnte sich an die Wand an.

„Alex...“ Es war mehr ein Zischen als ein gesprochenes Wort und Seto fuhr sich durch die Haare.

„Ich bin vor zwölf Stunden gegangen und jetzt DAS!!!! Wie konnte das passieren? Also wirklich. Muss ich vorbeikommen oder reicht es, wenn ich’s dir schicke?“

Wieder war ein Murmeln am anderen Ende der Leitung zu hören und der Brünette schloss die Augen.

„Ich weiß selber, dass du mir verboten hast vor Montag wieder aufzutauchen, aber was kann ich dafür, dass wir nur von Inkompetenten umgeben sind.“

Inzwischen hatte sich Seto auf den Weg in sein Arbeitszimmer gemacht und fuhr den PC hoch.

„Ganz locker Seto. Du hast ja die Sicherungskopie der Akte mitgenommen, also ist ja nichts verloren gegangen, als sie im Schredder gelandet ist.“ Beschwichtigte Alex den jungen Firmenchef.

Dieser hatte die E-Mail geschrieben und schickte sie mit einem Knopfdruck ab.

„Ich hab sie geschickt, schau mal nach.“ Sagte er und wartete einen Augenblick.

„Ah, da ist sie schon. Vielen Dank Seto.“ Entgegnete Alex erfreut.

„So. Und jetzt entspannst du dich mal und verbannst die Arbeit aus deinem Gedächtnis. Vor Montag will ich dich hier in der Kaiba-Corp. nicht sehen, damit das klar ist! Nimm dir den Montag am Besten auch noch frei.“

Seto lachte entrüstet auf.

„Na klar! Du kommst ja auch so gut ohne mich klar!“

„Hey! Höre ich da etwa Sarkasmus in deiner Stimme?“ fragte Alex überrascht und lachte, während man im Hintergrund die Geräusche des Druckers hören konnte. Nach kurzer Zeit war das Gespräch beendet und Seto ging zurück zu Joey und Mokuba. Langsam machte sich die Müdigkeit wieder bemerkbar. Die letzte Nacht hatte nicht wirklich gereicht um sich zu erholen und trotzdem hatte er schon lange nicht mehr so gut geschlafen.

Traumlos und tief.

Ausnahmsweise.
 

Sonst war sein Schlaf eher mit einem Dämmerzustand zu vergleichen, der immer wieder von Albträumen durchzogen war.

Träume, in denen er gejagt wurde, ohne zu wissen warum und von wem. Deswegen schlief er meistens auch nur wenig und schlecht.

Aber heute Nacht?

Er hatte nicht geträumt und sich auf eine unbestimmte Weise beschützt gefühlt.

Endlich war er angekommen, öffnete die Tür und trat ein. Die Beiden hatten schon zu ende gegessen und Mokuba sah ihn fragend an.

„Was ist denn los?“

„Ach nichts, nur ein paar Problemchen.“ Meinte Seto mit einer abwertenden Geste.

Mokuba sah ihn abwägend an.

„Du bleibst aber schön hier, verstanden?“

Der Brünette wuschelte ihm durch Haar.

„Keine Sorge. Bis Montag keine Arbeit, das hab ich doch versprochen. Ich hab ihm nur ne Akte geschickt, die in den Vernichter geraten ist.“

„Ach so.“ Mokuba sah erleichtert aus und trank noch einen Schluck Kakao.

„Wer hat denn angerufen?“ fragte Joey und versuchte so desinteressiert und normal wie möglich zu klingen. Seto sah ihn trotzdem überrascht an und wollte gerade antworten, als ihm Mokuba ins Wort fiel.

„Alex ist toll! Ich mag ihn. Er ist total witzig und er verbietet Seto zum Glück manchmal zu arbeiten.“

#Mokuba scheint ja echt begeistert zu sein, aber wer ist das denn nun?#

„Er ist mein Stellvertreter. Alex Lancet, er ist gebürtiger Amerikaner, wohnt aber schon seit Jahren mit seiner Familie in Japan und ist so knapp 30, schätze ich.“

Sofort entspannte sich Joey und lehnte sich zurück. Was er da wieder gedacht hatte...

“Und warum hast du ihn eingestellt? Für so einen Job ist er ja noch jung. Ich meine normalerweise sind Stellvertreter immer uralte Säcke mit Erfahrung.“ Fragte der Blonde.

„Er hat schon für meinen Stiefvater gearbeitet.“ Antwortete Seto knapp.

„Ach, und weil er so gut mit ihm klargekommen ist hast du ihn eingestellt.“ schlussfolgerte Joey.

„Nein. Ich hab ihn eingestellt, weil er Gozaburo Kaiba gehasst hat wie die Pest und der Ansicht war, dass er ein Arschloch ist, dass fand ich sehr sympathisch.“
 

~+~
 

Drei Stunden später- es war inzwischen früher Nachmittag- saß Joey bei Mokuba und sie spielten Playstation. Seto war in sein Zimmer verschwunden und lag auf seinem Bett. Er war unglaublich müde und wollte eigentlich nur noch schlafen, doch es schwirrten zu viele Gedanken wie schillernde Schmetterlinge in seinem Kopf herum.

Sein Zimmer kam ihm auf einmal unfreundlich vor und er ging ein Stockwerk höher. Dort war der Wintergarten, den er und Mokuba oft zum Relaxen gebrauchten.

Die Wände waren in Rottönen gehalten und die Decke und eine Seitenwand war verglast. Den größten Teil des Raumes nahm eine Matratze, auf der eine Unmenge an Kissen und Decken verteilt war, in Anspruch. Normalerweise war Mokuba hier oder sie kuschelten gemeinsam. Auch eine Sache, die er in letzter Zeit viel zu sehr vernachlässigt hatte und die er nachholen musste.

#ich muss mir was für Mokubas Geburtstag überlegen. Ein Geschenk, das das wieder gutmacht...#

Der Brünette drehte die Heizung hoch und ließ sich in die Kissen fallen. Mit einem griff zur Fernbedienung schaltete er die Stereoanlage ein und der laute Bass ließ den Boden vibrieren. Im Hause Kaiba war alles sehr gut isoliert, sonst hätte man die Musik wohl noch im Erdgeschoss gehört und Mokuba währe nach wenigen Sekunden dagewesen, um sich wegen der Lärmbelästigung zu beschweren.

Der Brünette entspannte sich sichtlich und räkelte sich kurz und genüsslich in den Kissen.

Wie lange war das schon her?

Dass er einfach die Anlage aufgedreht hatte und die Langeweile in vollen Zügen genossen hatte?

Sein Blick führte nach draußen, wo die Wolken hastig über seinen Kopf hinwegzogen. Die lauten Klänge halfen dem Firmenchef wieder etwas Klarheit in seine Gedanken zu bringen, aber eigentlich brauchte er nicht groß über Joeys Worte nachzudenken...

Er wusste schon jetzt, dass er ohne den Blonden nicht mehr auskam.

Er war wirklich verliebt, bis über beide Ohren verliebt.

Dieses Gefühl, beschützt zu schlafen und in einer liebevollen Umarmung zu erwachen, war unglaublich gewesen. Joey war seine ganz persönliche Sonne. Er brachte wieder Licht und Wärme in die ewige Nacht, die seine Vergangenheit über Seto gebracht hatte. Mit Joey an seiner Seite kam ihm alles nur halb so schlimm vor und wenn er ihm einfach nicht erzählte was damals passiert war, dann konnte er auch nicht deswegen von ihm verachtet werden.

Er durfte einfach kein Wort darüber verlieren und aufpassen, dass hatte die letzten Jahre, seit es passiert war, doch auch gut funktioniert.
 

[na wenn er meint...ich wäre mir da nicht so sicher...]
 

Der Bass hämmerte monoton weiter und Seto rollte sich zusammen. Die Wärme floss wie Wasser um seinen Körper und geleitete ihn sanft ins Reich der Träume.
 

~+~
 

Leichtes Rütteln ließ Seto wieder erwachen und das Erste, was er wahrnahm war, dass irgendjemand die Musik ausgemacht hatte. Blinzelnd drehte er sich um und sah Joey, der neben ihm auf einem Kissenhaufen saß.

„Na Dornröschen? Wieder wach?“

Joey grinste ihn an und Seto streckte sich, während er ein unwilliges Grummeln von sich gab. Die Decke lag noch über ihm und die Wärme, die sich darunter gebildet hatte, war wirklich mehr als einladend um noch ein bisschen weiterzuschlafen oder zu dösen. Fast zufällig viel der Blick des Brünetten nach draußen und er stellte entsetzt fest, dass es stockdunkel war.

Immer noch schläfrig drehte er sich zu Joey und fragte: „Wie viel Uhr ist es eigentlich?“

„Halb zehn.“ Kam die glucksende Antwort.

„Mokuba ist schon im Bett und weil wir dich nicht finden konnten, hab ich mich noch mal auf die Suche gemacht und dich dann hier endlich gefunden. Du hast dich aber auch gut versteckt!“

Joey grinste Seto breit an und erntete dafür nur einen warnenden Blick.

„Was hast du eigentlich gemacht?“ fragte Joey interessiert und drehte sich auf den Bauch.

„Ich hab nachgedacht...“ nuschelte Seto und streckte sich noch einmal, bevor er die Arme wieder schlapp in die Kissen fallen ließ.

„Ach? Und worüber?“

Das Hündchen stützte seinen Kopf auf den Armen ab und rutschte näher an den Brünetten.

„Über uns...“ flüsterte Seto leise und drehte sein Gesicht zu Joey.

In dem Blonden zog sich alles ängstlich zusammen. Vorsichtig und mit einem gewissen Abstand legte er sich neben Seto. Die Beiden sahen sich in die Augen und Joey sagte ebenso leise: „Ich hoffe, dass du zu dem Ergebnis gekommen bist, dass nichts falsches an UNS ist.“

Setos Augen sahen ihn intensiv an und bereiteten dem Blonden ein leichtes Schwindelgefühl.

„Wenn du bei mir bist, dann verlieren Richtig und Falsch ihre Bedeutung...“

Nur gehaucht kamen diese Worte an Joeys Ohren an und trotzdem jagten sie ihm einen Schauer über den Rücken. Sanft und behutsam strich Seto eine blonde Strähne aus dem schönen Gesicht und sprach genauso leise weiter.

„Joey... du bist so unbeschreiblich... du bist etwas ganz besonderes. Du bist wunderschön und wirkst wie ein Engel, wenn du dich bewegst. Deine Stimme ist in meinen Ohren so wohltuend und honigsüß und du hast eine beruhigende Wirkung auf mich. Egal was passiert, wenn du da bist, dann ist alles so viel leichter... Alles was mich erdrückt fällt von mir ab und ich kann viel mehr ich selbst sein, als bei anderen Personen.“

Ein Pause entstand und Seto sah auf Joeys Finger, die er sanft in den seinen hielt.

„Aber... wenn ich nicht nur meine Rolle spiele und mich nicht hinter meiner Maske verstecke, dann weiß ich gar nicht wie ich mich verhalten soll... ich komme mir furchtbar hilflos vor. Da fühle ich mich immer wie ein Wesen von einem anderen Stern, das sich wahnsinnig bescheuert benimmt. Und weil du so unglaublich bist und ich nicht weiß was ich machen soll, dachte ich, dass ich nicht gut genug für dich bin. Aber ich habe eine Sache vergessen... nämlich, dass ich ohne dich nicht mehr existieren kann. Ich brauche dich so sehr... Du bist wie eine Sonne an meinem grauen Horizont aufgegangen und bist in mein Leben eingeschlagen wie ein Meteorit. Du hast alles in gleißendes Licht getaucht und sogar die Luft zum brennen gebracht. Du hast mit deiner positiven Grundeinstellung wieder Licht in die Nacht meiner Existenz gebracht und dafür bin ich dir unendlich dankbar. Du hast mich nach langer Zeit wieder mit Wärme erfüllt und wenn du jetzt gehen würdest, dann würde ich erfrieren, weil ich mich nicht selbst wärmen kann. Ich bin also ziemlich egoistisch, wenn ich sage, dass ich dich bei mir haben will. Ich kann einfach nicht mehr ohne dich.“

Scheu lächelten sie sich an und Seto atmete tief durch, bevor er weitersprach.

„Das Einzige, was ich damit sagen will ist... ich liebe dich, mein Hündchen.“

Jetzt wurde das Lächeln auf Joeys Gesicht noch breiter und man sah förmlich wie ihm ein Stein vom Herzen fiel.

„Wow. Das ist unglaublich...“ hauchte er ungläubig.

„Was? Dass ich hier so einen Müll von mir gebe?“ sagte Seto mit einem nervösen Lächeln.

#Vielleicht hat er es sich doch anders überlegt und meint jetzt auch, dass es ohne mich besser ist.....#

„Nein....“

Ein verklärter Ausdruck trat auf Joeys Gesicht und er sagte: „So was Schönes hat mir noch nie jemand gesagt.“

Kurz schwiegen sie, bis Joey leise, schon fast flüsternd dazu ansetzte etwas zu fragen: „Also... ich liebe dich... und du liebst mich... sind wir.. na ja... sind wir dann so etwas wie ein Paar?“

Fast schon schüchtern richtete er diese Frage an den Brünetten und sah scheu nach unten.

„Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als mit dir zusammen zu sein Joey.“

Sofort richteten sich die braunen Augen wieder auf seinen Gegenüber und wurden von zwei tiefblauen, vor Liebe nur so strahlenden Seelenspiegeln gefangen genommen. Ein leichtes Frösteln durchlief das Hündchen, auch wenn er nicht angeben konnte wieso...

Er überkreuzte die Arme und lächelte Seto an.

„Ist dir kalt?“ fragte Seto einfühlsam, da ihm Joeys Schaudern nicht entgangen war.

Joey nickte und sah Seto überrascht an, als dieser seine Decke einladend anhob.

„Willst du dich ein bisschen aufwärmen?“

Vorsichtig kroch Joey unter die Decke und blieb zehn Zentimeter von Seto entfernt liegen. Die angenehme Wärme seines Drachens umhüllte ihn und ließ bald auch seine Augen zufallen. Unbemerkt verflochten sich ihre Finger und sie schlummerten beide zufrieden mit sich und der Welt ein.
 

~+~
 

Am nächsten Morgen wachte Joey durch das grelle Sonnenlicht auf, das direkt in sein Gesicht schien und sogar durch seine geschlossenen Lider drang. Unwillig vergrub er sein Gesicht tiefer in sein Kissen um der erbarmungslosen Helligkeit zu entgehen.

Moment...

War das überhaupt ein Kissen?

Verschlafen blinzelnd öffnete der Blonde seine Augen und sah auf das Etwas, auf dem er seinen Kopf diese Nacht gebettet hatte. Es war sowieso viel zu hart und unnachgiebig für ein Kissen gewesen.

#Vielleicht bin ich aus dem Bett gefall-#

Verblüffung machte sich in ihm breit und er schloss die Augen, jedoch nur um sie gleich darauf noch einmal zu öffnen.

Doch das Ergebnis blieb wunderlicherweise das selbe.

Sein Kopf war tatsächlich an eine muskulöse Männerbrust gedrückt gewesen. Bedächtig hob er den Kopf und sah nach oben. Durch den Schleier aus seiner verwuschelten Mähne konnte er Setos schlafendes Gesicht erkennen.

Sie hatten wohl nachts doch noch ein wenig gekuschelt.

Setos Arme lagen besitzergreifend um ihn und auch ihre Beine waren miteinander verflochten. Der Kopf des Brünetten war nach vorne gebeugt und berührte fast die obersten Strähnen von Joeys blonder Mähne. Dessen Finger hatten sich wiederum in das T-Shirt des Drachen gekrallt und sein Kopf war nachts anscheinend in die Halsbeuge des Älteren gerutscht.

Joey rutschte etwas nach oben und er begann mit einer Hand durch die braunen Strähnen zu fahren. Seine Hand glitt weiter nach unten und fuhr über die perfekt geschwungenen Augenbrauen bis zum Nasenrücken. Seine Reise über Setos zarte Haut ging weiter und er fuhr den Kieferknochen federleicht nach.

Seine Finger stoppten erst in der Bewegung, als Seto die Augen langsam öffnete und Joey verschlafen und liebevoll anlächelte.

„Morgen.“ Flüsterte er und schloss die Augen wieder. Joeys Hand fuhr noch einmal über Setos Kieferknochen und fragte dann: „Wollen wir aufstehen?“

„Nein... es ist viel zu gemütlich hier...“

Der Brünette zog Joey näher zu sich und strich sacht über dessen Rücken.

„Ist es denn okay, wenn ich so nah bei dir liege?“ fragte Joey, da er Seto nicht bedrängen wollte. Dieser nickte jedoch nur und legte seine Stirn an die des Blonden.

„Ich glaube ich hab mich daran gewöhnt, schließlich liegst du ja schon die ganze Nacht so... aber trotzdem danke für deine Rücksicht“

„Und schon sind es zwei Menschen, die mit dir kuscheln dürfen...“

Seto grinste ihn nur schief an und stupste Joey scheu mit seiner Nase an.

„Fühl dich geehrt Hündchen...“

Die blauen Augen ruhten auf dem Blonden, als dieser seine Finger über Setos Hals bis zu dessen Haaransatz gleiten ließ. Doch kaum hatten seine Fingerkuppen den Haarflaum flüchtig berührt und waren über die Nackenhaut gefahren, da schlossen sich die Augen und eine merkliche Gänsehaut breitete sich auf Setos Haut aus.

„Was ist?“ hakte Joey verunsichert nach.

„Nichts...“ nuschelte Seto.

„Ich bin im Nacken nur sehr empfindlich...“ hauchte er und wurde leicht rot.

#Wann bin ich das letzte Mal in diesen Genuss gekommen?#

Joey gluckste belustig auf, als er noch einmal um Setos Nacken fuhr und spürte, wie sich Setos Körper anspannte und der Brünette die Luft zwischen den Zähnen einsaugte. Joey fuhr so lange mit seiner langsamen Folter fort, bis sich Seto zusammengerollt hatte und den Kopf genießend gegen Joeys Hand drückte. Erst dann zog er die Hand zu sich zurück ohne Setos Nacken nur einmal richtig berührt zu haben.

Der Brünette öffnete die Augen und zischte: „Du kleiner Sadist.“

Den kleinen Hauch Enttäuschung konnte Joey trotz der geringen Lautstärke heraushören und er ließ seine Hand langsam und genießend zurückgleiten. Sanft streichelte er über die Haut und fing schließlich an den Brünetten dort zu kraulen, während er die Regungen Setos genau verfolgte. Fasziniert beobachtete er, wie der Drache aufseufzte und sich der Körper des Älteren völlig entspannte. Langsam sanken die Lider nach unten und Setos Hände, die sich zuvor zu Fäusten geballte hatten, lockerten sich und zuckten leicht.

„Wie süß.“ Rutschte es Joey unwillkürlich raus und er musste lächeln.

„Ich bin nicht süß!“ antwortete der Brünette sofort mit einem bissigen Unterton.

„Nein...natürlich nicht mein Drache...“ hauchte Joey und seine Stimme triefe nur so vor Ironie.

„Sag ich doch...“ murmelte Seto nur noch, da er schon döste und Joeys Worte gar nicht richtig wahrgenommen hatte. Er schien sogar fast zu schlafen, da sein Atem flacher wurde und er völlig ruhig und entspannt neben dem Hündchen lag.

Nach wenigen Minuten, in denen Joey die ersten zarten Sommersonnenstrahlen genoss, kam Mokuba ins Zimmer und kroch auf die Matratze. Als er die Szene vor sich sah grinste er den Blonden wissend an und wollte ihn fragen, wie es denn jetzt um die Beiden stand. Kurz lag der Blick auf seinem Bruder, der augenscheinlich schlief und so beugte sich Mokuba näher zu Joey, damit ihn dieser auch flüsternd verstehen konnte, schließlich wollte er seinen Bruder nicht wecken. Doch eben dieser lag ihm bei seinem Vorhaben im Weg , also beugte er sich über ihn und legte eine Hand auf Setos Seite um sich abzustützen. Seto zuckte stark zusammen, da er nicht mit einer Berührung gerechnet hatte und drehte sich blitzartig um. Durch die Wucht wurde Mokuba zur Seite geworfen und landete quietschend auf der Matratze, während er geschockt von seinem Bruder angestarrt wurde.

„Meine Güte... hast du mich erschreckt Seto!“ piepste der Kleine und setzte sich wieder auf. Auch Seto fiel in die Kissen zurück und man sah deutlich, wie schnell sich seine Brust hob und senkte.

„Was schleichst du dich auch so an. Du weißt doch, dass ich das hasse!.“ Fuhr Seto seinen Bruder ungehalten an.

„Ich hab gedacht du schläfst!“ verteidigte sich der Kleine, der den tadelnden Ton in Setos Stimme nicht überhört hatte.

„Was ist denn?“ fragte Joey um das Thema zu wechseln.

„Das Frühstück ist fertig und ich wollte euch holen.“

„Wir sind schon so gut wie da!“ grinste der Blonde, der erst jetzt bemerkte, was er für einen Hunger hatte. Also hüpfte er zu seinen Krücken, bevor sich Seto überhaupt aufgerichtet hatte.

„Kommst du endlich? Sonst ist nichts mehr übrig, bis du da bist!“

Grummelnd stand der Angesprochene auf und ging auch ins Esszimmer. Schon vor der Türe hörte er, wie sich die Beiden über das Essen hermachten.

#Wie kann man bitte so verfressen sein?#

Es setzte sich und stellte mit leichter Überraschung fest, dass die Beiden schon beim zweiten Brötchen waren. Nachdem er dem Treiben eine Weile zugesehen hatte spürte er Mokubas Blicke auf sich und blickte müde zu ihm.

„Seto.... ESSEN!!!!“ wurde er grob angeschnauzt.

„Ganz ruhig... ich bin ja schon auf dem Weg...“ murmelte der Brünette, schlenderte zum Kühlschrank und nahm sich einen Joghurt.

Joey sah verblüfft von einem zum anderen und fragte schließlich: „Was war denn das?“

Mokuba seufzte bloß und fing an zu sprechen, während Seto bloß seine Zeitung aufschlug und nicht daran dachte zu essen.

„Das ist eigentlich ganz einfach... ich meine, Seto mag zwar sonst einigermaßen schlau zu sein, aber wenn er eine Sache nicht kann, dann ist es auf seine Gesundheit zu achten. Er hat einfach so gut wie nie Hunger und frühstückt selten, deswegen zwinge ich ihm wenigstens einen Joghurt rein!“

#Mmh... die Aktien stehen gut...#

„Also wirklich! Wie kann man denn keinen Hunger haben???“ Joey war schockiert und biss herzhaft in sein Brötchen.

Seto sah weiter auf die Aktienkurse.

#Naja, die nächsten Tage sollten wir noch abwarten, nicht dass die Aktion in die Hose geht...#

Still wurde weitergegessen und von dem Brünetten sah man bloß die Zeitung, die den Rest verdeckte.

#Also, wenn...#

„Seto? Was ist eigentlich mit heute?“ fragte Mokuba mit unschuldiger Stimme und zwang Seto so seine Zeitung kurz zur Seite zu legen.

„Ja... was hast du dir denn überlegt?“ fragte er und bekam prompt den noch ungeöffneten Joghurt und einen Löffel in die Hand gedrückt, den er mit äußerstem Missfallen musterte.

„Also, ich will in den neuen Zoo, der am Stadtrand gebaut wurde. Und jetzt iss!“

„Na dann steht das Programm für heute ja fest.“ Entgegnete sein Bruder und löffelte unwillig den Becher aus, während Mokubas Grinsen von einem Ohr zum anderen zu gehen schien. Doch je besser Mokubas Laune wurde, desto schlechter wurde die des Blonden, denn der kleine Wirbelwind wollte sicher nicht, dass er mitkam und Seto die ganze Zeit in Beschlag nahm.

„Ich mach mir dann hier einen schönen Tag...“

„Willst du denn nicht mitkommen?“ fragte Mokuba, als er die enttäuschte Miene seines Bruders sah, denn der war von Joeys Aussage alles andere als angetan.

„Doch.. aber du siehst Seto so selten, da dachte ich einfach, dass du ihn mal für dich haben wolltest.“

Man sah deutlich, wie sich Setos Augenbrauen bei dieser Aussage verärgert zusammenzogen, doch Joey ignorierte das gekonnt.

„Wir können ihn ja teilen.“ Meinte Mokuba und grinste in die Runde auch wenn es nicht wirklich ernst gemeint schien.

„Gut! Aber ihr müsste langsam gehen, mit den Dingern hier bin ich nicht besonders schnell.“

Joey deutete auf die Krücken, die an der Tischplatte lehnten.

#Ich nehm sowieso nur eine mit... die Dinger sind vielleicht unpraktisch...#

Wieder kehrte Stille ein, die nur von Setos Schlürfen unterbrochen wurde, da sich der junge Firmenleiter einen Kaffee gemacht hatte um endgültig wach zu werden. Der Brünette war wieder völlig in seine Zeitung vertieft und bemerkte so nicht, dass sich Joey die Tasse nahm und einen kleinen Schluck der dunkelbraunen Flüssigkeit trank.

„Bäh!“

Mit angeekeltem Gesicht hüpfte Joey in die Küche und spuckte das bisschen Kaffee aus. Der Rest des Heißgetränks folgte und verschwand gluckernd.

„Hey! Warum schüttest du meinen Kaffee weg? Was soll das?“

Ein Eisblick wurde auf Joey abgefeuert, den er mit loderndem Blick erwiderte.

„Das war das pure Grauen! Das war SCHWÄRZESTER Kaffee! Willst du in zehn Jahren einen Herzinfarkt kriegen?“

Mit genervt verschränkten Armen lehnte sich der Brünette nach hinten und seufzte.

„Nicht schon wieder dieses Thema...“ stöhnte er.

„Wieso schon wieder? Bis eben wusste ich das ja noch nicht mal!“ rechtfertigte sich das Hündchen und sah verwirrt zu Mokuba.

„Er hat vollkommen Recht Seto! Ich sage dir schon seit Ewigkeiten, dass du keinen schwarzen Kaffee trinken sollst und Yudai sagt das schließlich auch! Dann regst du dich immer viel zu schnell auf!“

Eine Ader an Setos Stirn find an bedrohlich zu pochen, anscheinend war das Thema nicht zum ersten Mal aufgekommen.

„Jetzt nervt nicht. Okay, ich trinke meinen Kaffee nur noch mit Milch. Seid ihr jetzt zufrieden?“

Weder Mokuba noch Joey schienen ihm das abzunehmen, aber für Seto hatte es den angenehmen Effekt, dass die Debatte zuende war. Er sah auf seine Uhr und meinte dann: „Ich denke es ist das Beste, wenn wir so gegen elf losfahren, also mach dich rechtzeitig fertig, Moki.“

„Jep!“ murmelte Mokuba und stopfte sich schnell den Rest seines Frühstücks in den Mund, bevor er in sein Zimmer rannte. Nachdem auch die beiden Älteren fertig waren, schnappte sich Joey seine Krücken und sie machten sich auf den Weg in ihre Zimmer. Joey ins Gästezimmer und Seto in sein eigenes. Kaum hatte sich die Tür geschlossen zog er sich das Oberteil über den Kopf und entledigte sich auch der Hose, denn bevor sie losgingen wollte er noch duschen. Kurz sprang er unter die Dusche und schlüpfte in seine schwarze Hose, während er sich die Haare trocken rubbelte. Joey hatte sich auch geduscht, doch er hatte es vorgezogen sich die Haare doch zu föhnen. Erst danach, also viel zu spät, war ihm aufgefallen, dass er außer einer Boxershorts keine frischen Klamotten mehr hatte. Sein Vater war auf Geschäftsreise, also konnte ihm der auch nichts vorbeibringen. Kurz überlegte der Blonde, bis er sich entschlossen in einen Bademantel hüllte und sich auf den Weg zu Seto machte.

#Vielleicht kann ich mir ja was von ihm leihen...#
 

Leise öffnete er die Tür, doch Seto hätte ihn sowieso nicht bemerkt, da der Blonde schon von Weitem die läuten Klänge der Anlage hören konnte. Kaum hatte er einen Blick in das Zimmer riskiert, blieb die Zeit scheinbar stehen und Zeit und Raum lösten sich auf.

Da stand er.

Die Person über die er schon mehr wusste, als der Rest der Menschheit und trotzdem wusste er noch viel zu wenig über den undurchsichtigen Brünetten. Früher war es ihm egal gewesen, was er dachte oder wer er war. Er hatte sich nur mit dem vermeintlichen Eisklotz namens Seto Kaiba gestritten. Und jetzt?

Jetzt wollte er alles über eben diesen Seto wissen. Er wollte seine warme Seite näher kennenlernen, wollte wissen an was er dachte, was er tat, aber viel mehr interessierte ihn noch was Seto berührte, was ihn bewegte...

Und genau in diesem Moment wurde ihm bewusst, wie viel von Seto für ihn noch im Dunkeln lag und noch entdeckt werden musste.

Seto stand nur mit Shorts bekleidet im Zimmer, rubbelte sich die Haare trocken, während er leicht, fast nicht wahrnehmbar, zum Takt wippte und seine Lippen stumm den Text formten. Der Drache zeichnete sich gut auf der hellen Haut ab, die sich straff über die Muskeln spannte. Mit einer flüssigen Bewegung warf der Brünette das Handtuch auf sein Bett und drehte die Musik leiser. Endlich öffneten sich die blauen Augen und sahen ihn intensiv durch die feuchten Strähnen an und zuckte zurück, als er das Hündchen erkannte.

„Wie siehst du denn aus?“ forschte Seto belustigt nach.

Bei dieser Frage färbten sich Joeys Wangen rot und er betrat den Raum.

„Ich hab nichts Frisches zum Anziehen und da dachte ich, dass du...“ stammelte Joey und er sah beschämt zur Seite, doch Seto lächelte ihn nur leicht an.

„Du musst dich doch nicht dafür entschuldigen. Schließlich hattest du hier keine Klamotten dabei, also werde ich dir was leihen, nicht dass du den ganzen Tag im Bademantel rumlaufen musst.“ Entgegnete der Brünette.

Mit schnellen Schritten ging er zu seinem Schrank und zog einen Pulli hervor. Joey wollte sich schon bedanken, doch Seto zog sich das Stück Stoff selber über den Kopf.

„Und ich?“ Joey sah seinen Drachen leicht irritiert an. Lächelnd kam der Drache auf den anderen zu und hauchte einen scheuen Kuss auf dessen Lippen.

„Bist du nicht schon alt genug um dir deine Klamotten selbst auszusuchen?“

Unsicher setzte sich der Blonde in Bewegung und schritt zum Schrank.

„Und ich darf mich einfach so bedienen?“ fragte er vorsichtig.

„Tu dir keinen Zwang an. Die kleinen Sachen liegen weiter hinten. Ich warte draußen auf dich, bis gleich.“ Mit diesen Worten verschwand der Brünette durch die Tür und hinterließ Joey unschlüssig vor dem großen Schrank.

#Seto läuft doch fast immer in den selben Klamotten rum. Warum hat er dann so viele verschiedene Sachen?#

Er streckte sich und kramte ein enges, weißes T-Shirt und eine bequeme Stoffhose hervor. Prüfend hielt er die Sachen vor sich und schien schließlich mit seiner Wahl zufrieden zu sein. Joey schälte sich aus dem Bademantel und schlüpfte in Setos Klamotten. Zugegeben, sie passten vielleicht nicht perfekt, aber besser als nichts war es allemal. Schnell griff er nach seinen Krücken und öffnete die Tür, doch Seto schien schon nach unten gegangen sein, denn er konnte ihn nirgends entdecken.

#Was soll’s ich werde ihn schon noch finden...#

Humpelnd ging er weiter und sah sich aufmerksam um, nicht, dass er sich jetzt auch noch verlief, was bei den Ausmaßen des Hauses kein Wunder gewesen wäre. Als er an der großen Haupttreppe angekommen war, konnte er Mokuba und Seto endlich sehen. Der kleine Wirbelwind stand schon fertig angezogen an der Tür und sein Drache stand auf dem Treppenabsatz und sah leicht und verträumt lächelnd zu Joey, während er ihm den Arm hinstreckte, damit er sich daran festhalten konnte. Das Hündchen achtete nur auf diese unerwartete, nette Geste und achtete nicht auf die Treppen.

Und, wie konnte es anders sein, prompt kam er mit seiner Krücke falsch auf und rutschte ab. Joeys Augen weiteten sich erschreckt und er fiel nach vorne. Zwar konnte er sich noch abfangen und vor einem schlimmen Sturz bewahren, doch nur indem er sich an Seto krallte und ihn mit sich riss, wenn auch ungewollt. Als sie die Treppe heruntergekullert waren und der Flug vorbei war, wunderte sich das Hündchen, warum er nicht auf dem harten Boden gelandet war. Vorsichtig öffnete er die Augen und sah in Setos schmerzverzogenes, starres Gesicht.

„Oh Gott! Seto, ist alles okay? Hast du Schmerzen? Das tut mir leid.“

Schnell sprang er zur Seite und Seto setzte sich steif auf, während er sich die Hand auf den Hinterkopf presste.

„Das tut mir so leid.“ Beteuerte Joey und sah Seto reuig an, während Mokuba bestürzt zu den Beiden rannte..

#Warum passiert so was immer mir?#

Joey war fast am verzweifeln und krabbelte hinter den Brünetten, der die Luft zischend durch die aneinander gepressten Lippen erweichen ließ.

„Warte, ich schau nach ob was passiert ist.“

Sanft, aber bestimmend zog er die Hand weg und strich durch die seideweichen Haare, auf der Suche nach eventuellen Verletzungen. Er untersuchte den gesamten Hinterkopf, konnte aber glücklicherweise nichts entdecken, dafür fand er aber etwas anderes und zwar an Setos weichen Ohren.

Ungläubig keuchte er auf.

„Du hast ja Ohrlöcher!“

Fast andächtig strich er über Setos Ohrläppchen und setzte sich grinsend vor den Brünetten.

„Was ist?“ fragte Setos sanft forschend, da sich sein Kopf anscheinend wieder von dem Sturz erholt hatte.

„Machst du einen Ring rein? Nur einmal?“ fragte Joey vorsichtig.

„Nein.“ war die ungewohnt frostige Antwort, die Joey zu hören bekam.

„Bitte... bitte...“ bettelte der Blonde und setzte seinen Hundeblick auf, während er näher an seinen Drachen rutschte. Dieser schien kurz nachzudenken, hatte aber eine Lösung, wie er Joey von seinem Vorhaben abbringen konnte, gefunden, denn ein schiefes Grinsen legte sich auf seine Lippen und er meinte: „Leider geht das nicht Joey... Wir haben so was nicht.“

Joeys Enthusiasmus verschwand schlagartig und seine Mundwinkel senkten sich traurig. Doch da machte Mokuba Setos Triumph zunichte.

„Einen haben wir noch.“ Sagte er sachlich, doch auch in seiner Stimme hörte man Neugier mitschwingen. Die Köpfe der beiden Älteren drehten sich sofort zu ihm.

„Bitte was?!“

Seto hob eine Augenbraue missbilligend, doch in Joeys Augen glimmte neue Hoffnung und er sah erwartungsvoll zu Mokuba.

„Holst du ihn bitte?“ fragte Joey und Mokuba nickte, während er sich schon auf den Weg zu irgendeinem Zimmer in dem riesigen Haus gemacht hatte. Seto sah ihm verblüfft nach.

„Seit wann haben wir einen Ohrring?“ fragte er mehr sich selbst und wartete mit Joey auf seinen Bruder. Endlich kam dieser aus dem Gang gehüpft und hielt einen kleinen Stecker in der Hand. Mit äußerster Vorsicht nahm Seto das kleine Ding und drehte es zwischen den Fingern. In seinen Augen spiegelte sich ein Hauch von Schmerz und seine Lippen pressten sich zusammen, dennoch war ein Hauch Überraschung auf seinen Zügen auszumachen. Fragend sah er Mokuba an und er konnte die leichte Wut in seiner Stimme nur schlecht überspielen.

„Woher hast du den?!“ Die Frage klang harsch und man merkte, dass sich der Brünette nicht mit einer Ausrede zufrieden geben würde.

„Eigentlich dachte ich, dass ich ihn schon vor einigen Jahren weggeschmissen hätte.“ Bohrte Seto weiter.

„Ja... aber du hast ihn früher immer getragen und als wir zu Gozaburo kamen, da wolltest du ihn auf einmal wegschmeißen. Ich fand das traurig und da hab ich ihn wiedergeholt und versteckt.“ Verteidigte sich Mokuba.

Joey hatte den Ohrring an sich genommen und betrachtete ihn. Es war ein silberner Stecker, in den ein kleiner, unverschämt blauer Stein eingearbeitet war. Das Licht fiel auf das Schmuckstück, als Joey es andächtig zwischen den Fingern drehte und brach sich in den unterschiedlichsten, strahlenden Blautönen. Er erschien einfach und war sicher unauffällig, doch in der Kombination mit Setos Augen musste es unbeschreiblich schön sein.

Vorsichtig stellte er sich neben Seto und meinte: „Na los, mach ihn rein!“

„Nein.“ Wurde er sofort abgekanzelt.

Bittend sah er den Brünetten an.

„Tust du’s für mich?“ fragte er mit zuckersüßer Stimme und nach kurzem Überlegen und einem tiefen Blick in die bettelnden, schokobraunen Hundeaugen, gab sich Seto dann doch geschlagen.

Ein „Ach- was- soll’s“ grummelnd, grabschte Seto nach dem Stecker und stach ihn durch das hauchfeine Loch in seinem Ohrläppchen.

„Zufrieden?“ fragte er Joey mit hochgezogenen Augenbrauen, der jetzt neben ihn trat. Ein kleiner Kuss wurde auf seine Lippen gehaucht und Joeys Hand fuhr vorsichtig zu dem kleinen Stecker. Missmutig sah der Brünette in den Spiegel und ließ seine Miene starr werden. Joey war fasziniert.

Der Stecker trat wie prophezeit dezent in den Hintergrund, unterstich das Azurblau seiner Augen aber umso mehr.

„Das sieht echt gut aus. Umwerfend!“ meinte Joey anerkennend und war hin und weg, doch Seto sah nicht überzeugt aus.

„Das sieht schwul aus.“ war der einzige, für seine Verhältnisse niveaulose und trotzige Kommentar zu dem er sich hinreißen ließ.

Auf einmal fing Mokuba an glockenhell zu lachen, während Joey sich fragte, ob Seto auch jemals so unbeschwert lachen konnte.

„Aber Seto...“ gluckste der Kleine und ließ lachend zum Auto.

„Du bist doch schwul.“

Jetzt fing auch der Blonde an zu lachen und wollte Mokuba mit seinen Krücken folgen, als er von seinem Drachen am Arm festgehalten wurde.

„Geh schon mal zum Auto, Mokuba. Wir kommen gleich nach.“ wies er seinen Bruder an.

„Beeilt euch aber!“ erschallte die Antwort durch den Türrahmen, dann waren die Beiden alleine und eine kurze Stille kam über sie. Seto sah auf einmal mit ernstem Gesicht zu Joey.

„Bevor wir gehen können, müssen wir noch eine Sache klären, Joey.“ Sagte er mit tiefer, ruhiger Stimme und Joey schlang wie von selbst einen Arm um Setos Hals.

Er sah in den Spiegel und legte seinen Kopf an die Schulter des Größeren. Stockend legten sich zwei Arme um seine Hüfte und er sog seine Lungen mit Setos herbem Duft voll, bis auch wirklich die letzte Ecke gefüllt war.

Seto atmete tief ein und fing langsam an zu sprechen.

„Unsere Beziehung... wir sollten vorsichtig sein und es nicht überall hinausposaunen.“

Leicht angesäuert ruckte der Kopf des Jüngeren hoch und er sah Seto forschend in die Augen.

„Wegen der Firma?“ fragte er und ein warnender Unterton schwang in seiner Stimme mit. Setos Antwort war nur ein leises Glucksen und er sprach mit geduldiger Stimme weiter.

„Joey...Das ist mir egal! Ich mache nur Geschäfte mit diesen Menschen, da ist meine und ihre sexuelle Orientierung nicht von Bedeutung. Außerdem kann es sich niemand leisten keine Geschäfte mit mir zu machen.“

Der Drache spannte sich unbewusst an und der Firmenchef in ihm war deutlich zu erkennen.

„Zugegeben, die Öffentlichkeit fände das sicher sehr interessant...“

„Also ist es wegen der Presse?“ fragte Joey wütend.

Das Hündchen wurde ein Stück von Seto weggedrückt und der Brünette nahm seinen Kopf zärtlich zwischen die Hände, damit ihm Joey in die Augen sehen musste.

„Joey! Wenn es der richtige Zeitpunkt wäre, dann würde ich der ganzen Welt erzählen wie sehr ich dich liebe und dass ich niemand anderen an meiner Seite haben will- niemals- ich werde immer nur dich wollen.“

Setos Augen nahmen Joey gefangen und nahmen seinen Verstand auf eine weite Reise, während die Wirklichkeit wie Wasser zerfloss und nur noch Seto und ihn existieren ließ. Das Hündchen trat näher an Seto und verteilte Schmetterlingsküsse auf seinen Lippen. Dann zog er seinen Kopf zurück und stupste Setos Nase an, bevor er die Augen schloss und seine Stirn an Setos Schlüsselbein platzierte.

„Was ist denn dann der Grund?“ fragte Joey noch einmal, doch diesmal verständnisvoll und sanft. Der Drache beugte sich nach unten und flüsterte in Joeys Ohr.

„Ich bin leider noch nicht volljährig, was einige Probleme mit sich bringt... Die Geier vom Jugendamt meinten ich wäre viel zu jung um der Erziehungsberechtigte für ein Kind zu sein und warten nur auf die Gelegenheit um mir das Sorgerecht für Mokuba abzusprechen. Und deswegen will ich ihnen nicht den winzigsten Nährboden für ihr Misstrauen bieten, schließlich ist Japan ein äußerst konservatives Land und einem Homosexuellen, noch dazu Minderjährigen, würde das Sorgerecht schneller weggenommen werden, als ich mich umdrehen kann.“

Kurz herrschte Stille und Seto schien auf eine Äußerung von Joeys Seite zu warten, der schließlich verständnisvoll nickte. Der Grund war in seinen Augen mehr als einleuchtend.

„Also kein Kuss im Zoo?“ fragte er wehmütig.

Seto nickte geknickt und meinte: „Alles was man unter guter Freundschaft verstehen könnte ist okay, aber mehr ist leider noch nicht machbar..... hey...“

Joey sah traurig auf den Boden. So einleuchtend es war, dass sie es geheim halten mussten, aber jetzt war er so glücklich und durfte dieses Gefühl nicht mit der ganzen Welt teilen, obwohl genau das sein größter Wunsch war.

„Du weißt doch, dass ich dich trotzdem über alles liebe, oder?“ riss ihn Setos leise und rauchige Stimme aus seinen Gedanken und alle trüben Gefühle waren verschwunden.

Was machte es schon, wenn er es niemandem sagen durfte, hauptsache er wusste, dass dieser unglaubliche Mann wirklich ihn liebte, ihn und niemand anderen.

Sofort machte sich ein warmes Gefühl in ihm breit und er hauchte einen Kuss auf Setos Lippen.

„Ich weiß, mein Drache. Ich liebe dich doch auch.“

Dann nahm er Setos Hand, schnappte sich eine Krücke und sie schlenderten langsam nach draußen ins warme Sonnenlicht.
 

Mokuba wartete schon ungeduldig im Auto und so waren sie nach kurzer Zeit schon unterwegs.

Der schwarze Ferrari , der elegant und trotzdem unauffällig wirkte, schoss geräuschlos durch die Straßen und der Blonde im Innenraum sah ängstlich zu Seto, der hinter dem Steuer saß, als hätte er nie etwas anderes gemacht.

„Du bist doch erst 17, wieso fährt du?“ hakte er verwirrt nach.

„Ich hab meinen Führerschein mit 16 in den USA gemacht. Da fährst du ein paar Runden um den Block und damit hat sich die Sache.“ Meinte Seto, als wäre es die normalste Sache der Welt und für ihn war es mit Sicherheit auch so.

„In den USA, na klar!“ kam es ironisch von Joey.

Sicher bog der Wagen ab und Mokuba meldete sich von hinten zu Wort.

„Woher hast du eigentlich den Stecker, Seto?“

„Das weißt du nicht mehr?“ fragte Seto leicht verwundert, doch ohne seinen Blick von der Straße abzuwenden.

„Sollte ich es denn wissen?“ kam es nun genauso erstaunt von Mokuba.

Seto sah in den Rückspiegel und hielt an einer roten Ampel.

„Du warst wahrscheinlich noch zu jung.“

Setos Stimme war immer neutraler geworden und er machte so deutlich klar, dass er nicht die geringste Lust verspürte das Thema zu vertiefen. Doch das war für die beiden anderen nur noch ein Grund mehr um weiterzubohren.

„Woher hast du ihn?“

„Ist das denn so wichtig?“ kam es schon etwas frostig und unterkühlt von Seto und man sah, wie er seine Zähne zusammenbiss und sich die Haut an seinen Kieferknochen spannte.

„Es interessiert uns halt.“ Warf das Hündchen ein und wurde sofort von Moki unterstützt.

„Ja! Wir wollen die ganze Geschichte hören!“

Ein spöttischer Laut war zu hören und Seto drehte sich mit funkelnden Augen zu den Beiden. Wütendes Blau durchbohrte sie förmlich und der Drache zischte: „Ihr wollt die ganze Geschichte hören?“

Beide nickten und Seto schüttelte ungläubig den Kopf. Der Brünette drehte sich wieder in Fahrtrichtung und blickte starr auf die Straße. Dann atmete er tief ein und fing an zu sprechen.

„Der Stecker...“ Fahrig fuhr er über sein Ohr. „...hat mal unserer Mutter gehört. Als sie gestorben ist, bei dem Unfall....“ Wieder entstand eine Pause und Seto bog ein weiteres Mal ab. „...na ja, dass hat unseren Vater sehr verändert und um nicht mehr an sie und an die damit verbundenen Schmerzen zu denken, hat er alles was von ihr war oder mit ihr zu tun hatte weggeschmissen oder verschenkt.“

Seto stoppte an dieser Stelle mit seiner Erzählung und Joey mutmaßte: „Und dir hat er den Stecker geschenkt.“

Ein freudloses Lachen war zu hören und Seto sah zur Seite.

„Nein.“ Stellte Seto nüchtern und doch ein wenig verächtlich fest und die Verwirrung bei Mokuba und Joey wurde noch größer.

„Aber wie bist du an den Stecker...“ setzte Joey an, bevor Seto die Hand hob und ihn zum Schweigen brachte.

„Denk doch mal nach... er hat alles weggegeben, was ihn auch nur im entferntesten an sie erinnert hat und wenn ich ALLES sage, dann meine ich das wörtlich!“

Joeys Augen wurden größer und er schüttelte ungläubig den Kopf.

„Seto sah unserer Mutter sehr ähnlich. Selbe Haarfarbe, selbe Augenfarbe, die selben Gesichtszüge..... ich kann mich zwar nicht an sie erinnern, aber wir haben noch ein Foto.“ Warf Moki ein.

„Und wie...?“ Der Blonde deutete auf den Stecker, da er noch zu geschockt war um einen vernünftigen Satz zu formulieren und Seto erzähle weiter, immer noch mit emotionsloser Stimme, was das ganze in Joeys Augen noch schrecklicher machte.

„Er hat uns eines Abends an irgendeiner Straßenecke ausgesetzt und da hat er mir den Stecker in die Hand gedrückt, mit den Worten ich solle sehen wie ich selber zurechtkäme... Seitdem habe ich ihn glücklicherweise nie wieder gesehen und hab mich von da an selbst um Mokuba gekümmert.“

Eine betretene Stille trat ein und Seto atmete einmal tief durch, bevor er sich wieder entspannt setzte und die emotionslose Maske von ihm abfiel.

„Jetzt wisst ihr es ja. Könne wir uns dann wieder mit der Gegenwart beschäftigen und Vergangenes ruhen lassen?“

Es waren keine Widerworte zu hören und so kamen sie nach wenigen Minuten am Zoo an.
 

Als Seto am Abend den Tag noch einmal an sich vorbeiziehen ließ, stahl sich sofort ein kleines Lächeln auf sein Gesicht. Er erinnerte sich nicht mehr an eine besondere Szene oder einen besonderen Moment, denn es war alles von einem einzigen Gefühl weggespült worden.
 

Glück.
 

Das Glück hatte sich für die Dauer dieses Tages in seinem Körper breitgemacht und jede Zelle seines Körpers erfüllt und ihn durchströmt wie flüssiges Feuer.

Joey und Mokuba hatten ihn mit dem Gefühl erfüllt, dass er wieder eine Famille hatte. Eine sehr kleine vielleicht, aber was machte das schon?

Er konnte sich nur noch an das atemberaubende, honigsüße Lächeln seines Hündchens erinnern und an das unschuldige und glückliche Grinsen seines Bruders, wenn er ihn wieder bei der Hand zu irgendeinem Tier geschleift hatte. Die beiden hatten förmlich um die Wette gestrahlt und irgendwann hatten sich seine Finger doch mit Joeys verflochten, doch nur, damit der Blonde mit seiner Krücke mehr Sicherheit hatte, war doch klar.
 

Jetzt, am Abend, als er in seinem Bett lag und in Joeys schlafendes Gesicht sah, der sich in gebührendem Abstand zu Seto gelegt hatte, da fragte er sich, wie es wohl wäre, wenn jeder seiner Tage so erfüllt von den Beiden wäre.

„Danke.“ Flüsterte er leise und strich sanft über Joeys Wange.

#Du und Mokuba... ihr tut mir so gut... vielen Dank...#

Joey bekam von alledem nichts mit. Er verarbeitet den Tag in seinen Träumen und diese handelten von Seepferdchen. Die kleinen Tiere, die auch Kaiba hießen und einer Sage zufolge verlorene Drachenkinder waren.

Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht, denn jetzt träumte er von seinem verlorenem Drachenkind mit den unergründlichen, blauen Augen, die ihn immer wieder in ihren Bann zogen.
 


 

~+~~~~~~~~
 

Juhu!!!!! Ich habs geschafft!!!!!

Hat überhaupt jemand das hier gelesen? Ich weiß, ich war lange abwesend.... sry, dass tut mir Leid (oder wart ihr am Ende sogar noch froh darüber? ó.Ò)

Naja, Kapitel 6 ist schon fertig, aber das Abtippen nimmt bei mir immer die meiste Zeit in Anspruch. Dafür bitte ich noch mal um Entschuldigung....

Dafür kriegt ihr aber einen Vorgeschmack auf Kapitel 6, schließlich war das hier nur ein Lückenfüller. XD
 

Also, hier isses:
 

„Ich hasse es ein Kaiba zu sein!!!! Und weißt du auch wieso? Weil ich seit wir Kaibas sind einen ignoranten, eiskalten Bruder habe, dem es anscheinend Spaß macht, mir mein Leben zu versauen!!!!“
 

Sooooo...... bis dann!



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Kommentare zu diesem Kapitel (13)
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Von:  sunnybabe
2009-03-23T20:46:33+00:00 23.03.2009 21:46
Hey=)
ich bin grad dabei deine ff zu lesen und muss sagen, dass ich sie echt super finde!
dein schreibsti8l gefällt mir und die idee ist auch gut.=)
ich les gleich erstmal weiter und schreib dir bald noch ein kommi.
also eig. kann ich nichts bemängeln.
nur am anfang hatte ich ein paar probleme mit den zeiträumen.
ich fand das kam immer nicht so deutlich rüber.
ansonsten ist eigentlich alles gut=)
lg sunnybabe
Von: abgemeldet
2007-08-14T19:10:39+00:00 14.08.2007 21:10
Wuhu^^
Ich hab ja versprochen, dass die fehlenden Kommis heute kommen^^
Und daha! Hier ist der erste^^ Ich weiß, du magst keine Laber-Kommis, das wars desshalb jetzt auch mit labern XD


Zum Kapi:

Die Beiden sind sooooo kawaii^^
Erst mal am Anfang, dass Seto nicht will, dass Joey ihm sagt, dass er ihn liebt find ich geil! Schließlich ist es auch verständlich... der einzige Mensch zu dem er sonst eine 'Beziehung' hat ist Moki...
Apropos Moki XD

Die Stelle, als er irgendwas von Alex sagt und Joey sofort aufmerksam wird ist cool^^ Auch wenn's etwas seeehr vorhersehrbar war... nya, es kommt ja nicht nur darauf an^^

Was du unglaublich gut beschreiben kannst, sind die Telefongespräche^^ Ich liebe es!!! Okay, das weißt du schon seit du mir Kapitel 8 in Rohfassung so oft vorlesen musstest... es ist eben so schön real <3

-->Traumlos und tief.
Ausnahmsweise.<---
Das geht? XD

-->Setos Arme lagen besitzergreifend um ihn und auch ihre Beine waren miteinander verflochten<--
Das 'verflochten' find ich geil... schöne Formulierung!!

*lach* Ich bin gerade an der Stelle mit den Aktien und parallel dazu Setos Gesundheit XD sooooo geil... Hach ich liebe diese FF <3 dich aber noch viel mehr...^^

Moar, ich musste gerade essen, jetzt bin ich voll aus dem Konzept gekommen >.<

Uuuuuuhhhhh Seto hat Ohrlöcher!!!!!!!! Hätt ich mir eig denken können, dass du so was reinbringst XD

-->„Also kein Kuss im Zoo?“ fragte er wehmütig.<--
*LACH* Ich glaub das sagt alles XD

Das wars auch schon... ich hoffe, es war obwohl ich müde bin und gleich auf die Tastatur kippe einigermassen anspruchsvoll XD

CY4E, Francis



Von: abgemeldet
2007-08-14T18:55:04+00:00 14.08.2007 20:55
Wuhu^^
Ich hab ja versprochen, dass die fehlenden Kommis heute kommen^^
Und daha! Hier ist der erste^^ Ich weiß, du magst keine Laber-Kommis, das wars desshalb jetzt auch mit labern XD


Zum Kapi:

Die Beiden sind sooooo kawaii^^
Erst mal am Anfang, dass Seto nicht will, dass Joey ihm sagt, dass er ihn liebt find ich geil! Schließlich ist es auch verständlich... der einzige Mensch zu dem er sonst eine 'Beziehung' hat ist Moki...
Apropos Moki XD

Die Stelle, als er irgendwas von Alex sagt und Joey sofort aufmerksam wird ist cool^^ Auch wenn's etwas seeehr vorhersehrbar war... nya, es kommt ja nicht nur darauf an^^

Was du unglaublich gut beschreiben kannst, sind die Telefongespräche^^ Ich liebe es!!! Okay, das weißt du schon seit du mir Kapitel 8 in Rohfassung so oft vorlesen musstest... es ist eben so schön real <3

-->Traumlos und tief.
Ausnahmsweise.<---
Das geht? XD

-->Setos Arme lagen besitzergreifend um ihn und auch ihre Beine waren miteinander verflochten<--
Das 'verflochten' find ich geil... schöne Formulierung!!

*lach* Ich bin gerade an der Stelle mit den Aktien und parallel dazu Setos Gesundheit XD sooooo geil... Hach ich liebe diese FF <3 dich aber noch viel mehr...^^

Moar, ich musste gerade essen, jetzt bin ich voll aus dem Konzept gekommen >.<

Uuuuuuhhhhh Seto hat Ohrlöcher!!!!!!!! Hätt ich mir eig denken können, dass du so was reinbringst XD

-->„Also kein Kuss im Zoo?“ fragte er wehmütig.<--
*LACH* Ich glaub das sagt alles XD

Das wars auch schon... ich hoffe, es war obwohl ich müde bin und gleich auf die Tastatur kippe einigermassen anspruchsvoll XD

CY4E, Francis



Von:  Allmacht
2007-06-12T12:57:16+00:00 12.06.2007 14:57
Hi!
Erst mal, ich liebe deine FF. Von mir aus kannst du so lange Kapitel schreiben wie du willst. Seto ist einfach nur noch zuckersüß in deiner FF. Freu mich schon auf die Fortsetzung.
lg Jemma
Von: abgemeldet
2007-06-01T11:56:16+00:00 01.06.2007 13:56
Super! So ein langes Kappi! Ich bin begeistert! *rumhoppel* Ich hoffe du machst schnell weiter, weil ich es kaum noch aushalte länger zu warten!!! XDD

Grüßchen
wilderness
Von: abgemeldet
2007-05-06T15:03:13+00:00 06.05.2007 17:03
Hey eule!
also. ich deine story gelesen und find sie eigentlich ganz cool!!!
aber die beiden sind doch jungs oder? schreibst du ne stoty über schwule?!?!
oder hab ich nur was falsch verstanden?
bye jana
Von:  SethyCat
2007-05-05T09:49:29+00:00 05.05.2007 11:49
Also meine Gedanken, was ich dachte als ich das Kapi las^^:

Setos Gründe für die Einstellung von Alex find ich funny.
Jup, bin se-chan Meinung dfas hät er auch kürzer rüberbringen können, das ich lieb dich^^
Jaja Kätzchen ...(Szne wo Joey Seto im Nacken berührte)
Du bist doch cute, egal wie sehr dus abstreitest^^
Das passt gut dazwisvhen, das #Mmh... die Aktien stehen gut..#
Aber wenn ihr ihn teilt bekomm ich auch ein Stück.^^
Bettelt ihn weiter an. Will sehen ähm lesen w2ie Seto damit aussieht^^
Jaja das Jugendamt, aer Se-chan
Wow ne neue Intepretation von wie Se- und Moki-chan ihren Right Daddy verloren!

Mach weiter so ^^, freu mich nämlich schon auf nächste Kapi^^
Deine SethyCat
Von:  vulkanier2
2007-05-04T23:28:06+00:00 05.05.2007 01:28
hi. danke für deine ENS. musste mich erst mal wieder einlesen,damit ich weiss um was es ging. war ja schon eine lange zeit vergangen,seit dem du was geschrieben hast. aber das kapitel war nicht schlecht.
Von: abgemeldet
2007-05-04T10:57:14+00:00 04.05.2007 12:57
Hi!
Das war ja ein hammer geiles, gelungenes, fantastisches Kapitel. Es ist dir, wie immer, sehr gut gelungen und hat einfach nur tierisch spaß gemacht zulesen. Mach weiter so und freu mich schon auf das nächste Kapitel.
Bis denni
Von: abgemeldet
2007-05-03T18:09:26+00:00 03.05.2007 20:09
hach, es ist herrlich mal wieder was von dir zu hören ^^
Schön, dass Seto seine Berührungsängste ein klein wenig überwunden hat, doch ich finde es nicht gut, dass er alles in sich hinein frisst. Sicher würde Joey es verstehen, wenn er es ihm sagen würde!
Aber egal...klasse kapitel! Endlich mal ein seto, der die Beziehung zu Joey nicht wegen seiner Firma oder seines Images geheim halten muss! ^^
mach weiter so! Ich freu mich schon aufs nächste Kapitel *wink*

...bastet


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