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Er kam in den Westen

von

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Ein genialer Schmied

Da sich einige von euch wunderten, warum die Prinzessin nicht so kühl und, ja, zynisch ist: sie ist hier doch einige Jahrhunderte jünger, unerfahrener. Und ich habe mir vorgestellt, dass sie auch die Tatsache verbittert haben könnte, dass der Vater ihres Sohnes für eine andere Frau und deren Sohn starb, noch dazu eine Menschenfrau.

Auch der Schmied in diesem Kapitel ist noch einige Jahrhunderte jünger als man ihn sonst kennt.
 

6. Ein genialer Schmied
 

„Ja, er ist wirklich ein bemerkenswerter Herr!“ Myouga reckte sich zu seiner vollen Größe auf. Er hatte es für ratsam gehalten, das Lager der Wolfsyoukai zu vermeiden. Da er gesehen hatte, wo sein Gebieter und die Schamanin das Schwert versiegelt hatten, war er hier geblieben, sicher, dass sein Herr bald zurückkommen würde, um es zu holen. Er sah zu seinem Nachbarn: „Ich verstehe allerdings nicht so ganz, was du hier willst. Er wird dir das Schwert niemals geben.“

„Natürlich nicht.“ Der dunkelhaarige Youkai zuckte die Schultern. Selten für seine Art trug er einen kleinen, schwarzen Bart, die Haare zu einem Zopf hochgebunden, obwohl sie abgesengt wirkten: „Aber das Höllenschwert einmal so nahe da zu haben, es ansehen zu können…das ist etwas, das jeden Schmied reizen wird. Ich konnte nicht widerstehen. Die Bannsiegel sind allerdings wirklich gut gemacht. Diese Schamanin kann wohl was. Oder auch dein Herr.“ Er warf einen Blick neben sich, wo ein riesiger Hammer lag: „Meinst du wirklich, dass dein Herr gewinnen kann? Das ist immerhin Kakeru. Ich hörte, er sei sehr gut.“ Sonst könnte er seinen Wunsch, dieses einmalige Schwert genauer anzusehen, gleich vergessen.

„Mein Herr kann jeden besiegen!“

„Ja, das glaube ich auch“, meinte eine Stimme aus der Höhle, in der das Schwert versiegelt war: „Und ich muss zugeben, dass ich mit seinen Gedanken ganz gut vertraut bin. Ja, ich möchte fast behaupten, ich kann sie lesen…“

„Gib nicht so an“, kam es ein wenig patzig von Myouga: „Du kannst seine Gedanken nicht lesen, weil du vorhin erst entstanden bist. Ich bin der einzige, wahre Vertraute des mächtigen…“ Er brach nicht ganz freiwillig ab, da er sich plötzlich zwischen scharfen Krallen befand: „Herr! Ihr habt gewonnen.“

Sein Gebieter drückte zu: „Du redest zuviel, Myouga!“ Er ließ den Flohgeist zu Boden fallen, warf einen raschen Blick auf den Schmied, ehe er sich dem zuwandte, was ihm Kopfzerbrechen bereitete. Er hatte aus der Höhle, in der das Höllenschwert versiegelt war, eine Stimme vernommen. Noch nie hatte er den bösen Geist der Klinge laut reden gehört. Das war nur immer in seinem Kopf gewesen. Jetzt starrte er ein wenig überrascht auf den kleinen weißen Schemen, der unter den Bannsiegeln schwebte, zu ihm aufblickte. War das der Geist des Schwertes? Des Höllenschwertes? Er wirkte nicht sonderlich bedrohlich, das musste er zugeben. Das Gesicht mit dem langen Bart schien eher menschlich.

„Äh…guten Tag, “ sagte der Geist: „Ich…wir haben uns noch nie gesehen, dabei trägst du…“ Er erkannte das kaum bemerkbare Zusammenziehen der Augen: „Tragt Ihr mich schon lange mit Euch herum, nicht wahr?“

„Wer bist du?“ Das konnte doch unmöglich die Stimme sein, mit der das Schwert in Gedanken zu ihm sprach, versuchte, ihn zu blindem Morden zu überreden. Überdies konnte er sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass sich das Schwert der Hölle dazu herablassen würde, sich in einen kleinen weißen menschenähnlichen Geist ohne Beine zu verwandeln

„Er sagt, er ist der Geist der Schwertscheide“, erläuterte der Schmied: „Falls ich das Euch erklären dürfte…Ich vermute, diese ist aus besonderem Holz gemacht.“

„Ja.“ Der Hundeyoukai erkannte einen Fachmann. Gleichzeitig konnte er den Gedanken nicht unterdrücken, dass nun sein Schwert und dessen Scheide mit ihm reden konnten. Was wäre das nächste? Seine Rüstung? „Weiter.“

„Besonderes, magisches Holz. Und irgendwie muss es mit den Bannsiegeln mit der ungewöhnlichen Mischung aus Youkai und Schamanin reagiert haben. Dieser Geist der Schwertscheide ist jedenfalls entstanden.“ Er kratzte sich an der Stirn. „Oder eher, vielleicht sichtbar geworden. Mehr kann ich dazu auch nicht sagen.“

„Ihr könnt mich Saya nennen“, bot der kleine Geist großzügig an. Immerhin hatte er keinen Namen gehabt.

Die Schamanin war nun erst herangekommen. Ihr Begleiter war äußerst schnell geworden, als er gehört hatte, dass sich Myouga mit jemandem bei seinem Schwert unterhielt: „Mit den Bannsiegeln reagiert?“ wiederholte Sakiko ungläubig: „Du…du bist doch ein Schmied?“

„Ja.“ Der zuckte leicht die Schultern: „Gute Bannsiegel, für einen Menschen:“

„Danke.“

„Löse sie“, befahl der Hundeyoukai. Und da sie gehorchte: „Schmied, was führte dich her?“

„Ich heiße Toutousai.“ Der Schmied bemerkte, dass sein Name wohl unbekannt war, und seufzte: „Ich bin ein ganz guter Schmied, sagt man. Ich konnte fühlen, dass hier ein sehr mächtiges Schwert liegt. Und so kam ich her. Nicht, um es mitzunehmen, natürlich, aber um die Arbeit anzusehen. Als ich dann von Myouga hörte, dass es sich um den Dieb der Seelen handelt…“ Toutousai brach ab, da der kleine Floh ihm hastig Schweigen winkte.

Aber es war schon zu spät. Der Fremde hatte sich umgedreht, trat einmal kurz auf seinen schwatzhaften Berater.

„Vergebt, Herr…“ brachte der irgendwie hervor.

„Die Bannsiegel sind nun gelöst“, sagte Sakiko und wich zurück: „Ich…ich möchte mich bei Euch noch bedanken, dass Ihr Kakeru-sama am Leben gelassen habt.“ Sie verneigte sich ein wenig, ehe sie wieder zu dem Lager zurückkehrte. Was auch immer der Fremde nun vorhatte, ging sie nichts an.

Der bückte sich, um Scheide und Schwert an sich zu nehmen: „Saya, also?“

„Ja, Herr.“ Der kleine Geist schwebte neben ihm: „Ich möchte Euch mitteilen, dass ich in der Lage bin, die Klinge im Zaum zu halten.“

„Dazu wurde die Scheide gemacht.“ Das konnte ja zukünftig eine nervende Reise werden. Er band sich seine Waffe um: „Und, Toutousai?“

„Äh…was meint Ihr?“

„Glaubst du wirklich, du könntest dieses Schwert anfassen, ohne dass es dich übernimmt?“

„Vielleicht. Aber ich würde es nicht versuchen. Sicher vor einer Übernahme ist man nur bei Schwertern, die man selbst geschmiedet hat. Falls man nicht gerade ein Anfänger oder Stümper ist. - Ich würde es mir allerdings gern ansehen. Immerhin ist es ein legendäres Schwert.“

„Ja.“ Der Hundeyoukai zog es, hielt die Klinge allerdings so, dass sie ein Stück entfernt von dem Schmied war. Der Dieb der Seelen handelte manchmal eigenständig.

„Eiwei!“ Toutousai legte entsetzt die Hände an die Wangen: „Was habt Ihr denn mit diesem armen Schwert gemacht? Da sind ja tiefe Kratzer in der Klinge und geschliffen müsste es auch einmal werden. Schade um die gute Arbeit!“

„Wie redest du denn mit dem Herrn!“ kam es empört von Myouga.

Aber sein Gebieter nickte nur: „Nun, Toutousai, du kannst dir gewiss vorstellen, dass es keinen Schmied gibt, der das schleifen würde. Das wurde es noch nie.“

„So sieht das ja schrecklich aus…Soll ich es machen? Ihr müsstet es nur in Eurer Hand halten, es weiterhin beherrschen.“

„So gut bist du?“

„Ja, sicher doch. Setzt Euch hier hin.“

„Du hast kein Schmiedefeuer da.“

„Ich habe es immer da.“

Ein wenig neugierig ließ sich der Hundeyoukai auf die angegebene Stelle nieder und streckte das Schwert aus. Zu seiner Verwunderung holte der Youkaischmied zwei Steine.

„Legt die Klinge da drauf.“ Und dann blies Toutousai auf das Schwert. Heißes Feuer drang aus seinem Mund, erhitzte das Metall rasch.

„Interessante Technik“, murmelte der Fremde: „Du kannst wohl wirklich etwas.“ Er konnte spüren, dass sein Schwert nicht einmal versuchte, den Schmied zu übernehmen, was darauf hindeutete, dass der wohl recht stark in seiner Magie war, Widerstand leisten konnte. Vielleicht war das der, den er schon lange suchte. Während Toutousai die Scharten glättete, die Klinge polierte, konnte der Hundeyoukai förmlich hören, dass das Höllenschwert beglückt war, geradezu die Pflege genoss. Nun gut. Es war wohl noch nie so behandelt worden.

„Es freut sich, Herr“, sagte auch Saya, der noch immer um ihn schwebte. „So glücklich ist es sonst nur bei Morden.“

„Kannst du dich mit ihm verständigen?“

„Hmhm….Ja, natürlich. Ich meine…ich sollte es...aber ich meine...“

„Also nein.“

„Doch, Herr. Ich kann es bändigen, so dass es nicht von allein aus der Scheide springt.“

Dem Hundeyoukai wurde klar, dass das eine Möglichkeit war, an die er nicht gedacht hatte. Und er stellte sich ungern vor, was in solch einem Fall passieren würde. „Was noch?“

„Das ist doch eine Menge.“ Saya verschränkte die Arme.

Myouga hatte sich erholt und kam heran. „Ich hörte, dass sich diese Schamanin für das Leben Kakerus bedankte. Ihr ward also großzügig?“

„Er hat sich unterworfen.“

Der Flohgeist stutzte: „Aber er ist der Herr der Wölfe, ein Dai Youkai, ein Kriegsherr. Da verliert er doch sein Gesicht, wenn er sich einfach so ergibt.“

„Er weiß, wer ich bin.“

„Aber ich darf es nicht sagen…“ murmelte sein Berater: „Verzeiht, Herr, das ist natürlich Eure Sache.“

„Stimmt. Nun, Toutousai?“

Der steckte sein Leder weg: „So, wie neu, nicht wahr? Ihr solltet aber besser darauf aufpassen.“

„Du kannst wirklich etwas.“ Der Hundeyoukai schob die glänzende Klinge zurück: „Weißt du, warum man es den Dieb der Seelen nennt?“

„Es tötet offensichtlich gerne.“ Das hatte er gespürt.

„Es schickt die Seelen seiner Opfer in die Unterwelt. Aber ihre Körper bleiben hier, untot, unter seiner Kontrolle. Oder der Kontrolle seines Trägers. Mit ein Grund, warum ich es ungern einsetze.“

Toutousai musterte den Fremden: „Ihr würdet es vorziehen, sie nur zu töten.“

„Ja. Aus zwei Gründen. Zum einen ist es doppelte Arbeit, dann auch die Untoten umzubringen, das geht nur mit Feuer oder magischen Pfeilen. Zum zweiten erscheint es mir unehrenhaft, einen Gegner noch nach seinem Tod zu schänden.“

„Warum erzählt Ihr mir das?“

„Du bist ein Schmied. Und du scheinst wirklich etwas von deinem Fach zu verstehen.“ Er stand auf: „Komm, begleite mich ein Stück. Ich möchte sehen, was Kamuy vorhat. Und dabei werde ich dir erzählen, was ich für ein Schwert will.“

„Ein zweites Schwert?“

„Ja.“
 

Der mächtige Kriegsherr der Katzen starrte ins Nichts. Etwas geschah hier im Westen, das war offenkundig. Seit fünf Tagen war irgendetwas anders. Kamuy war nicht der Herr der Katzen geworden, Anführer der größten Youkai-Armee weit und breit, weil er dumm gewesen wäre. Er hatte zuvor von einem Späher gehört, dass sich das Heer der Hunde aufgelöst hatte, Yoshi selbst ohne Hinterlassung einer Adresse spurlos verschwunden war. Und das, obwohl sie am Tag zuvor ein Scharmützel gegen Kakerus Männer gewonnen hatten. Das war mehr als eigenartig. Außerdem hatte er immer noch nichts von dem ausgesandten Schattenkrieger gehört, der diesen Fremden umbringen sollte. Solange hatte der noch nie benötigt, also war davon auszugehen, dass der Unbekannte es geschafft hatte, einen Angriff eines Schattenkriegers zu überleben, eher den zu beseitigen. Wer der wohl war? Auch ein Hund, das hatte ja sein Krieger erzählt. Hingen diese Ereignisse zusammen? Unwahrscheinlich. Auch ein noch so starker, einzelner Youkai konnte nie eine gesamte Armee besiegen. Das war unmöglich.

Kamuy richtete sich auf: „Ich brauche drei Krieger. Irgendwo in den Ebenen jenseits der Berge läuft ein starker Hundeyoukai herum. Und ich will seinen Tod.“ Was auch immer da passierte – er musste das Gesetz des Handels behalten.

Ein Katzenkrieger eilte davon.
 

Der Hundeyoukai blieb auf einem Felsvorsprung stehen, betrachtete das Land von sich. Wie schon die vergangenen Stunden unterhielten sich Myouga und Saya über irgendwelche Dienste, die sie ihm geleistet haben wollten. Er hörte nicht zu. Ohne sich umzudrehen sagte er: „Toutousai.“

Der Schmied kam zu ihm: „Sagt Ihr mir nun endlich, was Ihr für ein Schwert wollt?“

„Eines, das den Tod tötet.“

„Äh, was?“

„Wenn der Dieb der Seelen zuschlägt, bleiben Untote zurück. Ich möchte ein anderes Schwert haben, das diese dann zerstört.“

„Eiwei…ja, ich verstehe, was Ihr meint.“ Der Schmied wackelte mit dem Kopf: „Aber das ist…“ Er brach ab.

„Schwierig oder unmöglich.“

„Gefährlich. Edler Herr, Ihr besitzt bereits ein überaus mächtiges, magisches Schwert. Das sollte doch reichen. Ein solcher Sargbetrüger hätte gewiss auch noch andere Eigenschaften, als die, die Ihr haben wollt. Ich weiß im Augenblick nicht, welche. Aber ich bin sicher, sie wären grauenerregend.“

„Kannst du solch ein Schwert schmieden?“

„Ich weiß es nicht“, sagte Toutousai ehrlich: „Ich werde darüber nachdenken müssen. Aber falls es mir gelingen soll, brauche ich einen mächtigen, magischen Gegenstand als Basis. Einen Fangzahn von Euch, vielleicht.“

„Gut. Dann denke darüber nach. Ich werde dich später einmal aufsuchen.“

„Äh…Ich lebe an einem Vulkan…“

„Ich werde dich finden.“

Toutousai war es nicht so ganz wohl bei der Vorstellung, dass ein so mächtiger Youkai wusste, wo er ihn finden konnte. Aber dieser Auftrag reizte ihn. Ein solches magisches Schwert zu erschaffen, das es mit dem legendären Höllenschwert aufnehmen konnte… Dazu war dies sicher niemand, dessen Aufforderung man so ohne weiteres ablehnte. Er wollte den Rest seines Lebens nicht auf der Flucht verbringen. „Dann bis dann.“ Er verschwand in der Nacht, ohne die Antwort abzuwarten.

Der Hundeyoukai hätte fast den Kopf geschüttelt. Aber er hatte einmal gehört, dass Genies oft ein wenig eigenartige Leute wären. Ganz offenbar stimmte das. Und falls es dieser Toutousai tatsächlich schaffen würde, ein Schwert zu schmieden, das Untote töten konnte, so wäre sein Leben etwas angenehmer. Er hob den Kopf, prüfte die Luft, ehe er mit einem einzigen Satz in die Tiefe sprang.
 

Der Geruch nach menschlichem Blut und verbranntem Holz, der ihn angelockt hatte, kam aus den Überresten von Karren. Leichen lagen auf dem Boden. Offenbar war dies eine Handelskarawane gewesen, die sich von Kriegern hatte schützen lassen wollen. Die Räuber waren wohl zu zahlreich gewesen, aber Menschen. Er hörte ein Stück entfernt Männer lachen, eine Frau schreien und wandte sich in diese Richtung. Das würde heute Nacht noch mehr Tote geben.

Kurz darauf kauerten drei Frauen angstvoll auf dem Boden, umgeben von den Leichen der Räuber, die sie überfallen hatten, bis vor wenigen Augenblicken sie bedroht, belästigt hatten, ihnen die Kleidung zerrissen hatten. Keine der Frauen hätte sagen können, was genau passiert war. Etwas war jäh anders gewesen, dann hatten Männer geschrieen. Der Warnruf „Youkai!“ war zu spät gekommen. Sie wagten nicht aufzublicken, als der Fremde zu ihnen trat. Zu lange herrschte schon Krieg, als dass ihnen nicht bewusst gewesen wäre, dass sie nur von einer Hand in die andere gewandert waren, nun eben die Beute eines Youkai waren. Und sie waren sich nicht sicher, ob die Banditen nicht die bessere Wahl gewesen wären. Youkai fraßen Menschen, dass wusste man doch.

„Ihr seid unverletzt.“ In dem Satz lag keine Frage.

„Ja“, brachte die älteste Frau heraus. Das „Noch“ unterließ sie wohlweislich hinzuzufügen.

„Wohin wolltet ihr?“

„Die…die Waren waren für das Haus der Takahashi bestimmt.“ Was stellte dieser Youkai für seltsame Fragen? Aber nicht zu antworten wäre gewiss gefährlich. Sie zog ihren Kimono enger um sich, soweit es der zerrissene Stoff erlaubte.

Er hatte es bemerkt, verstand es aber nicht so ganz, ehe ihm einfiel, dass sie vermutlich sich unwohl fühlten in der zerfetzten Bekleidung. „Dort drüben liegen die Waren. Zieht euch um.“

„Ja, Herr.“ Das war immerhin ein Befehl, der sie erleichterte. Zum einen bedeutete es, dass er sie nicht fressen wollte, zum anderen, dass er wohl auch nicht dort weitermachen wollte, wo die Banditen aufgehört hatten. So erhoben sich die drei Frauen eilig, suchten sich einen Weg durch die Toten, um sich andere Kleidung anzuziehen.

„Sollen wir weglaufen?“ flüsterte eine.

„Still! Youkai hören sehr gut. Und du willst doch nicht bestraft werden?“ zischte die Redeführerin zurück. Außerdem wäre weglaufen völlig nutzlos. Jemand, der alleine gegen fünfzig Räuber töten konnte, ohne auch nur einen Kratzer abzubekommen, würde ganz sicher jeden Flüchtling einholen. Und die Strafe dann….Nein, daran wollte sie lieber nicht einmal denken. Was er wohl nun mit ihnen vorhatte? Er wandte ihnen den Rücken zu, schien auf etwas zu warten.

„Gratuliere, Herr…“ Myouga landete auf der Schulter des Hundeyoukai: „Ihr habt Eure Stärke gezeigt. – Und Ihr habt Beute gemacht, wie ich sehe. Was habt Ihr nun vor?“

„Gehe zu Kakeru. Ich brauche fünf seiner Wolfskrieger. Und einen Wagen.“

„Ich soll….“ Aber der Flohgeist schluckte tapfer: „Ich hoffe, Ihr wisst, was das für mich bedeutet.“

„Ja. Du gibst meinen Wunsch weiter.“

„Hoffentlich überlebe ich das auch.“ Myouga sprang jedoch schon weg. Einer solch klaren Anweisung konnte er sich nicht widersetzen. Hoffentlich hatte dieser Kakeru nicht vergessen, dass er sich dem Gebieter unterworfen hatte.

Der Hundeyoukai wandte sich um. Die Menschenfrauen standen neben den Waren, umgezogen. Als sie bemerkten, dass er sie musterte, fielen sie hastig auf die Knie. Immerhin schienen sie nicht anzunehmen, dass er sie fressen wollte. Er ging hinüber. Vielleicht sollte er ihnen sagen, was mit ihnen geschehen sollte.

„Ich habe um einen Wagen und Krieger gesandt. Sie werden Euch und die Waren zu den Takahashis bringen. Wenn Prinz Hidemaru fragt, wer euch geschickt hat, so sagt ihm: der weiße Hund.“

„Ja, Herr“, brachte die Redeführerin erleichtert heraus. Sie durften zurück zu Menschen? Würden sogar die Waren mitnehmen können? Das klang fast zu schön, um wahr zu sein. Aber was sollte dieser Satz „der weiße Hund“? Sie konnte unmöglich fragen.
 

Eine Stunde später kam Kakeru mit fünf seiner Krieger. Wie gewünscht, hatte er einen Wagen dabei. Als er hörte, was seine Männer tun sollten, hob er ein wenig überrascht die Brauen: „Menschen von Youkai zu Menschen bringen zu lassen….“

„Prinz Hidemaru Takahashi ist mein Gastfreund.“ In der Stimme des Fremden lag plötzlich Eiseskälte.

„Ich verstehe. Natürlich. Verzeih, ich wollte dich nicht kritisieren. Ich habe nie angezweifelt, dass deine Motive ehrenhaft sind. – Yoshi ist verschwunden.“

„Das überrascht mich nicht.“

Der Herr der Wölfe warf einen amüsierten Blick seitwärts: „Es würde mich interessieren, was du ihm gesagt hast, dass er es auch später noch glaubte. Aber das geht mich natürlich nichts an.“

„Nein, das tut es nicht.“ Aber das klang nicht unfreundlich: „Du kannst mir noch einen Gefallen tun, Kakeru.“

„Ich sagte, dass du der Herr bist.“

„Wenn ich gegen Kamuy vorgehe, werde ich unter Umständen Krieger benötigen, die Feuer bei sich tragen müssen.“

„Du wirst sie bekommen. – Wenn der Kampf vorbei ist, du der Herr der westlichen Länder bist, würde ich dich gern einmal bei mir als Gast sehen.“

„Ja, es war ein amüsanter Abend.“

„Wer weiß, vielleicht habe ich bis dahin sogar einen Erben. Meine Gefährtin erwartet einen Welpen. Ich hoffe natürlich auf einen Jungen.“

„Natürlich.“ Irgendwie spürte der Hundeyoukai in sich gewisse Genugtuung, dass er den Wolf nicht getötet hatte. „Meine Wünsche an deine Gefährtin.“

„Danke. Ich werde ihn dann Kouga nennen, nach meinem Großvater. Und wenn es doch ein Mädchen ist, versuchen wir es eben wieder.“ Kakeru blickte zu seinen Männern: „Gut. Sie werden deine Beute bei deinem Gastfreund abliefern. Sag, wann du wie viele Krieger benötigst. Ich verfüge über fünfhundert.“

„Und Kamuy?“

„Das dürften mittlerweile um die tausend sein.“

„Erstaunlich, dass er weder dich noch Yoshi angegriffen hat.“

„Oh, hat er. Aber Zahl allein lässt keinen Kampf gewinnen. Selbst Yoshi hat manchmal gute Ideen gehabt. Kamuy neigt dazu, blindwütig zuzuschlagen.“ Der Herr der Wölfe sah seitwärts: „Auch du drohst nicht, sondern schlägst gleich zu. Aber ein guter Kämpfer kennt Mäßigung, ein guter Krieger Taktik.“

Das war ein Kompliment und so nickte der Fremde ein wenig: „Dann überlasse ich dir das. Ich glaube, ich habe heute Nacht noch ein Treffen.“

Er war in der Dunkelheit verschwunden, ehe Kakeru fragen konnte, mit wem.
 

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Eine betriebsame Nacht für unseren Fremden. Das nächste Kapitel heisst: Drei Attentäter.

Wer so nett ist, einen Kommentar zu hinterlassen, schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, sobald ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (34)
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Von: abgemeldet
2008-11-26T18:39:25+00:00 26.11.2008 19:39
Wieder mal klasse geschrieben
Von: abgemeldet
2007-08-22T10:37:04+00:00 22.08.2007 12:37
Super Kapi^^
musst einfach wo ich jetzt wieder zu haus bin weiterlesen !!
Ich vermute mal der "Fremde" will sich nocht mit dem Schmied treffen.. aber wo ist Myouga (ich kann diesen namen nicht schreiben^^) geblieben?? Denck mal der ist mit den Kriegern ebenfalls zurückgekomme oder?
Gruß silver
Von:  Teilchenzoo
2007-06-01T12:57:33+00:00 01.06.2007 14:57
Wenn es kein Junge wird, probieren sie es also einfach weiter ... ich musste so lachen, wie er das so unbeschwert mal eben unserem guten Freund anvertraut hat. Der gute Kakeru gefällt mir wirklich. Kougas Papa, wer hätte das gedacht.

Hm, ich dachte eigentlich immer, Katzen sind sehr schlau. Und eigentlich sind sie auch vorsichtig. Dann wäre es nur logisch, dass Kamyu es auch ist. Ich hätte an seiner Stelle dann doch mal Erkundigungen eingeholt über diesen seltsamen Fremden. Und ich bin ja eine Artverwandte, nya!

Toutousai ... er war also immer schon so drauf. Naja, wen wunderts. Im Alter werden Macken ja nur schlimmer, da waren sie schon immer.

Für jemanden, der die Movies nicht gesehen hat, war dieser Auftrag höchst aufschlussreich. Jetzt weiß ich also genau, was Tensaiga macht. Tote beleben soll es also gar nicht so unbedingt, das war eher die Nebenwirkung, es soll mehr Untote vermeiden?

Hm, interessant.

Lg neko
Von:  don-kun
2007-05-19T15:21:21+00:00 19.05.2007 17:21
oh, er ist soger Kougas Vater. Kam mir ja gleich irgendwie bekannt vor, das Verhalten.

Und auch Inu Yasha scheint einiges von seinem Vater geerbt zu haben, das Zerquetschen von Myouga. ^^
Von:  Animegirl87
2007-02-23T17:38:19+00:00 23.02.2007 18:38
Ahh, nein ich glaubs nicht!! Totousai in junge Jahren, wer hätte das gedacht!! Sehr interessant!! *gg* Wirklich gut durchdacht!!^^ Hmm, Koga, wie cool!!^^ Und wir wissen alle, wer dies sein wird!! *lach*

Wirklich gut gemacht!!^^ Hmm, das ist wohl die Erstehung von dem berühmten Tensaiga!!^^ Fragt sich wann Tessaiga hinzu kommen wird?!^^
Aber ich denke schon fast, dass dies eine andere Geschichte sein wird!!!^^

Ich werde mir nun das nächste Kapitel ansehen!!^^

*knuddel*
die Ani!^^
Von:  Lizard
2007-02-21T22:52:03+00:00 21.02.2007 23:52
Dieses Kapitel hat echt 'ne Menge Verknüpfungen zu Manga und movie 3. Toutousai (jung, mit schwarzen Haaren, man stelle sich das vor!^^), Saya, Kouga, Sou'unga natürlich und dann auch noch ein anderes Schwert, das Toutousai irgendwann mal schmieden soll... (tja, da können ja mal alle fröhlich raen, um welches Schwert oder eher welche Schwerter es sich da handelt).

Der Anfangsdialog ist immer noch ein bisschen schwer zu verfolgen, was sicher daran liegt, dass einerseits plötzlich zwei neue Figuren aufgetaucht sind und du andererseits aus Stilgründen nicht den Namen des Fremden verwenden kannst. Das macht das Dialogschreiben nicht gerade einfach.

Ansonsten ist alles wieder wunderbar.
Und ich fand'S gut, dass wieder einmal Menschen eine Rolle spielten.
Ich kann mich nur wiederholen, diese Geschichte ist klasse.
Von:  kiji-chan
2007-02-21T13:59:48+00:00 21.02.2007 14:59
WOW!!! Mit jedem Japi wird die Story besser...
*weiter lesen will* O___O

Kiji
Von:  Sasuke_Uchiha
2007-02-21T13:53:00+00:00 21.02.2007 14:53
Diese Story gefällt mir RICHTIG gut. Ich will am liebsten weiterlesen...sofort.
Von:  Sylvannas
2007-02-20T03:00:15+00:00 20.02.2007 04:00
du schreibst einfach toll muss ich mal wieder sagen und da ich sehnsüchtig aufs nächste kapi warte schreib ich nu auch mal nen kommi wie gesagt ich finds einfach toll wie du schreibst und was du schreibst besonders dass du über meinen lieblingschara schreibst find ich toll^^
Von: abgemeldet
2007-02-19T18:56:55+00:00 19.02.2007 19:56
uiuiui, und kouga... schön das die alle irgendwo irgendwie bei dir wieder auftauchen. Super Story, freu mich schon sehr auf weitere Kapitel.

Was ich immer wieder gern an deinen geschichten habe, ist die Zusammenfügung von Tatsachen in den aktuellen "realen" Geschichten, die du einfach mit einem tollen Hintergrund zusammenfügst. Ich finde gerade das so faszinierend an dir!

Also, bis bald,
lg
san


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