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Er kam in den Westen

von

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Besuch für Yoshi

Der Fremde zieht weiter und trifft Unbekannte und alte Bekannte....
 

4. Besuch für Yoshi
 

Der junge Mann stand auf der Felsspitze über dem Land und sah nachdenklich in die Tiefe. Dies alles gehörte seinem Vater. Aber er spürte nur zu deutlich, dass sich Veränderungen anbahnten, die niemand von ihnen beeinflussen konnte. Die Abenddämmerung ließ den Horizont bereits verschwimmen. Es wurde Zeit, dass er ging. Die Nacht war die Stunde der Youkai und immer mehr von diesen Wesen wurden gesehen, viele Menschen getötet. Der menschliche Prinz hörte ein Knacken hinter sich und fuhr herum, die Hand am Schwert. Er benötigte einen Augenblick, ehe er in dem weißhaarigen Fremden mit der vornehmen Rüstung einen Youkai erkannte. Dann nahm er die Hand von seiner Waffe.

Der Hundeyoukai nickte leicht: „Du bist intelligent, für einen Menschen.“

„Wenn du mich töten wolltest, hättest du kein Geräusch verursacht. Und es bereits getan.“

„Das meinte ich.“

„Was willst du von mir?“

Der Fremde blieb neben dem Prinzen stehen, blickte in die Weite: „Es ist ein schönes Land. Gehört es deiner Familie?“

„Ja. Dem Takahashi-Clan.“ Er sah verwundert zu dem Youkai. Soweit er wusste, töteten diese Wesen Menschen, unterhielten sich nicht mit ihnen. Stattdessen hatte dieser sogar daran gedacht, ein Geräusch zu machen, sich nicht lautlos zu nähern, um zu zeigen, dass er friedliche Absichten habe. Aber er trug Rüstung und auf dem Rücken ein Schwert. Dennoch ergänzte der Prinz:„Ich bin gern hier oben. Man kann weit in das Land sehen.“

„Ja.“ Seltsam, dass ein Mensch auch diese Liebe zu einem Land empfinden konnte: „Habt ihr Schwierigkeiten?“

„Es sind sehr unruhige Zeiten.“ Prinz Takahashi wollte nicht unbedingt sagen, dass sie Probleme mit Youkai hatten.

„In der Tat.“ Er hob den Kopf. Weit entfernt heulte ein großer Hund seinen Herrschaftsanspruch in den Abendhimmel. Was für ein Narr war dieser Yoshi.

„Das ist ein Youkai?“ erkundigte sich der Prinz.

„Ja.“

„Willst du mir sagen, was das bedeutet?“

„Er gibt damit kund, dass er diese Länder beherrschen will.“ Ein verächtlicher Laut: „Nun, er wird nicht mehr lange heulen.“

„Wirst du ihn töten?“

„Das wird nicht nötig sein.“

„Ich dachte, Youkai töten...“ Der Prinz brach ab. Das wäre wohl ziemlich unhöflich.

„Ich werde ihn töten, falls es nötig sein sollte. Aber dann wäre er ein noch größerer Narr als der, für den ich ihn bislang halte.“

„Youkai kämpfen also um die Macht in diesen Ländern? Ist das der Grund für unsere Probleme?“

„Ja. Und darum werde ich das beenden.“

„Dann würden dir alle Youkai hier untergeben sein?“ Wann hatte man schon einmal die Gelegenheit, sich mit einem dieser Wesen zu unterhalten. Und da der Fremde nickte: „Warum hast du es noch nicht beendet?“

„Ich bin erst wenige Tage hier im Westen. Aber ich bin dir keine Rechenschaft schuldig.“

„Natürlich nicht. Entschuldige, “ sagte der Prinz hastig. Eigentlich sollte er schon längst auf dem Weg zurück ins Schloss sein. Es wurde dunkel. Aber andererseits war seine Neugier zu groß, einmal mit einem wirklich mächtigen Youkai reden zu können. Überdies: wenn der wirklich so stark war, wie er tat, sollte allein seine Anwesenheit Schutz genug für einen Menschen sein. „Ich…darf ich dich dennoch etwas fragen? Du bist ein Youkai. Siehst du…siehst du immer so aus?“

„In dieser Form, ja.“

„In dieser Form?“ Im nächsten Augenblick schluckte der Mensch. Denn sein Gesprächspartner vergrößerte sich, veränderte seinen Zustand. Und er stand neben einem gigantischen weißen Hund mit roten Augen. „Ich verstehe“, meinte er langsam: „Du bist ein Hundeyoukai.“

„Ja.“ Der Fremde hatte sich zurückverwandelt, betrachtete nun den Prinzen wieder aus fast goldenen Augen: „Du bist mutig.“

„Danke. Warum glaubst du das?“

„Ich habe noch nie einen Menschen gesehen, der nicht zusammenzuckte, wenn ich meine andere Gestalt annahm.“

„Ich nehme nicht an, dass du Zeit mit einer Unterhaltung mit mir verschwendest, um mich dann doch noch zu töten.“

„Das ist wahr.“

„Möchtest…möchtest du mich begleiten?“

„In das Schloss deines Vaters? Ich glaube nicht, dass ich da willkommen wäre.“

„Du bist mein Gast.“ Der Prinz klang hochmütig.

„Ich werde gern auf dein Angebot zurückkommen, eines Tages. Aber im Moment möchte ich zuerst hier den Frieden sichern.“

„Du wirst im Takahashi-Schloss willkommen sein. Du bist so ganz anders als andere Youkai.“

„Woher willst du das wissen?“ Der Fremde drehte sich um.

Der Prinz wandte ebenfalls den Kopf, fuhr dann herum, die Hand am Schwert. „Darum“, sagte er. Aus dem Wald waren drei Youkai gekommen, wurmähnliche Kreaturen, die er bereits gesehen hatte. Solche Wesen verspürten durchaus Appetit auf Menschenfleisch. Im gleichen Moment fühlte er sich, als sei er in einen Schneesturm geraten. Die Temperatur schien deutlich abzusinken, ihm fröstelte. Und ein erneuter Schauer überlief ihn, als er mitbekam, dass die Kälte von seinem neuen Bekannten ausging - und die Wurmyoukai postwendend darauf reagierten. Sie warfen sich flach zu Boden, versuchten sich in hektischer Eile rückwärts aus dem Staub zu machen. Was war das denn gewesen? Magie? Als sie allein waren, wagte er zu fragen: „Was...was hast du mit ihnen gemacht?“

„Ihnen gezeigt, mit wem sie sich anlegen würden. Sie waren klug genug.“

„Wie? Ich fühlte nur, dass es kalt wurde.“

„Ich habe meine Macht gezeigt. Möglicherweise empfindest du die Begegnung mit Dämonenenergie, mit Youki, so.“ Der Fremde nickte ein wenig: „Doch. Wenn Frieden in den westlichen Ländern herrscht, werde ich gern dich besuchen kommen. Ich weiß recht wenig über Menschen.“

„Und ich über Youkai. Mein Name ist Hidemaru Takahashi. Auf wen darf ich warten?“

„Sag deinen Männern, auf den weißen Hund.“

Der Youkai war verschwunden, ehe der Prinz noch ein Wort fand. Dann bemerkte er allerdings, warum. Von Schloss her waren Wachen, Diener geschickt worden, die mit Fackeln nach ihm suchten. So beeilte er sich, ihnen entgegen zu gehen.
 

„Herr, wollt Ihr wirklich in ein Menschenschloss?“ erkundigte sich Myouga.

„Warum nicht?“

„Äh…“ Vorsichtig, ermahnte er sich: „Ihr selbst sagtet, Ihr würdet nicht willkommen sein…“

„Ich habe die Einladung.“

„Ja, natürlich, Herr. Yoshi hat tatsächlich so rumgeheult?“

„Ja. Ich hielt ihn schon früher für einen Narren und einen Angeber.“ Allerdings war Yoshi schlau genug gewesen, sich zu guter Letzt aus dem Machtkampf herauszuhalten, den er mit seinem Youki doch nie hätte gewinnen können.

„Es könnte sein, dass er sich verbessert hat.“

„Ja.“ Ein Lächeln: „Manchmal weiß ich, warum du mein Berater bist, Myouga“

„Danke, Herr.“

„Falls er es hat, wird es wenigstens ein wenig amüsant, nicht nur lästig.“

„Dieser Wolf, Kakeru, oder auch Kamuy, sind sicher stärker.“

„Hoffentlich. Ein solches Land ohne Probleme zu erobern, wäre doch schade.“

„Ich…äh, Herr...ich meine nur…das könnte vielleicht zu einer Verletzung Eurerseits führen. Und Euch bei einem weiteren Kampf schwächen.“ Hoffentlich war das nicht schon wieder zuviel gewesen.

„Traust du mir gar nichts zu, Myouga?“

„Ich bitte Euch nur zu bedenken, dass Ihr selbst gesagt habt, die erste Regel sei, alle kennen zu lernen.“

„Ja, das stimmt. Aber Yoshi…nun, den gehen wir einmal besuchen.“

Und der kleine Flohgeist konnte den Gedanken nicht unterdrücken, dass dies kaum ein Besuch wäre, über den sich der Kriegsherr freuen würde.
 

Der Fremde blieb stehen. Auf dem Hügel vor ihm erhob sich ein Menschenschloss. Er konnte jedoch Youki spüren, zuviel Energie, als dass er nicht gewusst hätte, dass sich dort ein ganzes Dämonenheer versammelt hatte. Er hob den Kopf, prüfte die Luft. Ja, er hatte sich nicht geirrt. Der Nachtwind brachte ihm die Nachricht von vielerlei Arten Youkai, einige davon Wesen seiner eigenen Art, Hundeyoukai. Das war sicher Yoshis Heer. Und es war Blut geflossen. Die Menschen hatten wohl etwas dagegen gehabt, dieser Armee Unterschlupf zu gewähren. Nicht weiter verwunderlich.

„Herr….“

„Was ist, Myouga?“

„Dort, am zerstörten Schlosstor, sind Wachen.“

„Yoshi ist ein Narr, aber er hat sich hier unter die drei stärksten Kriegsherren schieben können. Hast du erwartet, dass er keine Wachen hat?“

„Ich wollte Euch darauf aufmerksam machen, dass Ihr Euere Energie nicht mehr unterdrückt, dass sie Euch wohl bald bemerken werden.“

„Das sollen sie auch.“ Der Fremde ging langsam in Richtung auf das Schloss: „Zumindest, wenn sie ihr Geld wert sind.“ Die Youkaikrieger am Schlosstor griffen zu ihren Lanzen, als sie ihn näher kommen sahen, kreuzten diese vor dem zerstörten Eingang, ein Verhalten, das den Neuankömmling den Kopf schütteln ließ: „Sie sind es wohl nicht.“ Jeder Dilettant hätte abschätzen können, wer da auf sie zuging.

„Ja, möglicherweise habt Ihr Recht, Herr. Aber ich muss mal gerade…“ Der Flohgeist verschwand in der Nacht.

„Halt. Wer bist du und was willst du?“ fragte der erste Krieger.

Der Fremde kam näher, als habe er nicht gehört.

„Halt! Oder du stirbst!“

Jetzt blieb er doch stehen, nur wenige Schritte vor den Youkaikriegern: „Ihr solltet wissen, was ich bin.“ Er zeigte schließlich sein volles Youki.

„Ach ja? Willst du dich etwa unserem Herrn Yoshi anschließen?“ fragte der eine.

Und der andere ergänzte: „Dann warte bis zum Morgen. Heute feiert Yoshi-sama ein Siegesfest.“

„Er war schon immer ein Narr. Und er umgibt sich auch mit solchen.“ Der Fremde klang kalt: „Lasst mich jetzt durch!“ Er hob die rechte Hand, ließ die Finger ein wenig knacken.

Die Krieger betrachteten das zu Recht als Drohung und griffen unverzüglich an. Ein tödlicher Fehler.
 

Der Fremde ging in den Schlosshof, wo sich Yoshis Heer gelagert hatte. Er konnte Menschenblut wittern. Hatten sie alle Bewohner hier getötet? Was für eine sinnlose Verschwendung von Leben. Er hielt seine Energie noch immer nicht verborgen und bemerkte durchaus, wie der eine oder andere alarmiert den Kopf hob. Aber sie schienen anzunehmen, dass ein Hundeyoukai Yoshis Untergebener sein musste, zu ihnen gehören musste. Niemand hielt ihn auf, niemand fragte ihn, was er da in der Hand halte. Welch bodenloser Leichtsinn. Hatten sie hier noch nie etwas davon gehört, dass man Fremden gegenüber misstrauisch sein sollte?
 

In der großen Halle des Schlosses wurde gefeiert. Rechts und links waren Youkai in menschlicher Gestalt, lachten, tranken, zum Teil mit Menschenfrauen in den Armen. Yoshi selbst saß auf einem Hocker am Ende der Halle, der großen Eingangstür gegenüber, die plötzlich aufgestoßen wurde. Eine hochgewachsene Gestalt mit langen, weißen Haaren und vornehmer Rüstung erschien, die nachlässig zwei Köpfe den Mittelgang entlang warf - die beiden hatten vor dem Schlosstor Wache gestanden. Ehe Yoshi etwas sagen konnte, sprangen zwei seiner Männer auf, griffen den Eindringling mit Schwertern an. Dieser bewegte sich kaum, als er die beiden buchstäblich in der Luft zerriss.

Der Kriegsherr erkannte seinen unerwarteten - und, wie er zugeben musste, unerwünschten - Besuch: „Lasst ihn!“ befahl er seinen Männern hastig, ehe es weitere Tote geben würde: „Welche Ehre, ich habe dich schon lange nicht mehr gesehen“, meinte er dann, so herzlich er noch konnte: „Willst du mit uns feiern?“

Der Fremde ging langsam den Gang entlang, ohne die Augen von dem Herrn der Halle zu lassen: „Du solltest deinen Männern sagen, wen sie vorlassen sollen, Yoshi.“

„Äh...haben sie dich etwa aufgehalten?“ Der Kriegsherr spürte ein eigenartiges Gefühl in der Magengrube, als er dem eiskalten Blick begegnete. Verdammt. Er hatte diesen Kerl seit so vielen Jahren, Jahrzehnten, nicht mehr gesehen, aber er hatte, zugegeben, auch nicht damit gerechnet, dass der hier im Westen auftauchen würde. Das letzte Mal hatte er ihn beobachtet, als er ohne Probleme einen seiner Widersacher, immerhin einen Dai Youkai, zerlegt hatte. Und er, Yoshi, war zufrieden damit gewesen, sich im Hintergrund gehalten zu haben, sich nicht offen dagegen gestellt zu haben, dass er den Rang seines Vaters bekäme. Denn das hatten durchaus einige Leute getan, die heute nicht mehr unter den Lebenden weilten.

Seine Krieger starrten den Eindringling finster an. Er hatte ohne zu zögern vier ihrer Kameraden getötet - und der Herr unternahm nichts? Wer war das? Und was wollte er hier?

„Sie haben versucht, mich aufzuhalten“, erläuterte der Fremde kühl: „Wenn du dich an mich erinnerst - warum verweigerst du mir die Höflichkeit?“

Yoshi merkte, wie sich das Gefühl in der Magengegend verstärkte und ihm wurde bewusst, dass das Furcht war: „Ich bitte um Verzeihung, Herr. Das …das ist nur eine solche Überraschung.“ Er sah, wie seine Männer perplex die Köpfe hoben. Aber das war eine deutliche Warnung gewesen, diese Anrede zu verwenden. Und der Kriegsherr gab sich nicht der Illusion hin, dass noch eine kommen würde. Dafür kannte er den Ruf seines Besuchers zu gut.

„Ein Krieger sollte sich durch nichts überraschen lassen.“

„Natürlich, natürlich. Was führt Euch denn so weit in den Westen? Und wie kann ich Euch behilflich sein?“ Hauptsache, er wurde diesen Kerl schnell wieder los.

„In dem du dich aus diesem Krieg zurückziehst.“

„Wie bitte?“

„Du hast mich verstanden. Und falls du anderer Ansicht bist, können wir die Angelegenheit gern auf dem Schlachtfeld austragen.“ Der Fremde nickte leicht zu den fassungslosen Zuhörern: „Oder im Duell.“ Ohne weiteres Wort drehte er sich um und verließ die Halle, ehe sich die Ersten zu bewegen begannen, zu ihrem konsternierten Herrn sahen:

„Was ist, Yoshi-sama, wer von uns darf diesen unverschämten Kerl töten?“

„Bleibt hier, wenn ihr nicht sterben wollt.“ Yoshi holte tief Luft. Ein Duell? Da gab es einfachere Selbstmordvarianten.

„Und….was machen wir jetzt, Herr?“

„Wir ziehen uns aus diesem Krieg zurück, natürlich. Einstweilen, zumindest.“ Schon, um seine Krieger zu schützen.

„Er...er ist doch allein? Wer ist das?“

„Er würde uns alle, mich eingeschlossen, umbringen. Das Schwert, das er trägt, ist der Dieb der Seelen, wenn ihr davon schon gehört habt.“ Yoshi atmete schwer. Er hatte bei dem letzten Kampf um die Rangordnung gesehen, wie dieser Kerl es eingesetzt hatte, als nach dem Tod seines Gegners zwanzig Hundeyoukai, dessen Leibgarde, ihn gemeinsam angriff. Der Anblick dieser seltsamen schwarzen Drachenköpfe, die aus diesem Schwert gedrungen waren, war schon erschreckend genug gewesen. Aber die Macht dahinter war schlichtweg grauenerregend. Die Youkai waren gestorben, ohne dass sie nur in die Nähe ihres Opfers gekommen wären. Und er war heilfroh gewesen, dass er sich nicht zum Mitmachen hatte überreden lassen.

„Das Höllenschwert?“ fragte einer: „Dann…dann ist es wohl gut, wenn wir nach Hause gehen.“

„Ganz meine Meinung“, bestätigte ein anderer.

Yoshi nickte nur. Sollten sich doch Kakeru oder Kamuy umbringen lassen. Immerhin war er noch gewarnt worden. Vielleicht ein Tribut an gewisse verwandtschaftliche Beziehungen. Aber das sollte er wirklich nicht aufs Spiel setzen. Und wenn es doch anders lief, Kamuy oder Kakeru siegreich blieben, dann käme er, Yoshi, auch wieder zurück. Denn das Höllenschwert ließ sich doch nur von einem Hundeyoukai beherrschen. Dann würde er es nehmen. Oder vielleicht fiel ihm noch ein anderer Plan ein, der allerdings kein direktes Duell mit IHM beinhalten durfte.
 

Vor dem Schloss sprang der Flohgeist wieder auf die Schulter seines Herrn. „Zieht er sich zurück?“

„Davon bin ich überzeugt, mein ach so tapferer Begleiter.“

„Herr“, sagte Myouga peinlich berührt: „Ich bin doch fast immer an Eurer Seite.“

„Fast. Lass gut sein. Jemand wie Yoshi würde dich zum Frühstück verspeisen.“

„Und was tun wir jetzt?“

„Du gehst, wohin ich gehe.“ Und mit einem Lächeln fügte er hinzu: „Oder, Myouga?“

„Ja, natürlich, Herr.“

„Fein. Dann gehen wir doch ein wenig in Richtung Süden. Dort ist eine größere Ansammlung Youki.“

„Das sollte dann dieser Kakeru sein, der den kleinen Fuchsjungen als Geisel genommen hatte.“

„Da hast du Recht. Ich werde ihn mir einmal ansehen.“ Die Prinzessin hatte gesagt, er sei ein guter Krieger. Geiselnahme passte da seiner Ansicht nach nicht dazu, aber in solch einem Krieg konnte manches notwendig sein, was man gewöhnlich nicht so tun würde. Er gab sich nicht der Illusion hin, dass er mit Kakeru oder Kamuy ebenso rasch fertig werden würde, wie mit Yoshi. Dieser hatte ihn schon kämpfen gesehen, wusste auch, was das verfluchte Schwert auf seinem Rücken konnte. Überdies schienen die anderen beiden Kriegsherrn auch in der Macht ihres Youki deutlich stärker zu sein.

„Die erste Regel des Krieges.“ Der Flohgeist machte einen weiten Satz.

Sein Herr blieb stehen, betrachtete ein wenig überrascht die Gruppe Menschen, die sich aus dem Wald auf ihn gestürzt hatte, nun vor ihm hielt: „Was wollt ihr denn?“

„Gib uns dein Geld und deine Rüstung“, antwortete einer: „Dann lassen wir dich vielleicht leben.“

„Vielleicht“, bestätigte ein anderer und alle lachten.

„Dies hier ist doch noch das Land des Takahashi-Clans?“ erkundigte sich der Fremde: „Seid ihr Leute des Fürsten?“

„Nicht gerade. Also?“

„Gut. Ich wollte keine Männer meiner neuen Bekanntschaft töten.“ Er hob die Hand, ließ die Finger ein wenig knacken. In seinen Augen glühte etwas Rotes auf.

Die Banditen erkannten erschreckt, wen sie gerade überfallen hatten: „Youkai!“ Sie drehten sich um und liefen, so rasch sie konnten.

Sie erreichten nicht einmal mehr den Rand des Gebüsches.
 

„Auch die Menschen hier leiden unter dem Krieg“, stellte der Flohgeist fest: „Wenn solche Überfälle schon im Land eines so mächtigen Fürsten möglich sind. Wie mag es dann erst da aussehen, wo sich niemand mehr darum kümmert.“

„Da hast du Recht.“ Der Fremde schüttelte ein wenig die Hand: „Nun, diese hier werden nichts mehr tun. Aber da sollte man sich darum kümmern. Es ist bedauerlich, wie diese westlichen Provinzen verdorben worden sind.“
 

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Zuviel Selbstbewusstsein kann auch ein Fehler sein. Der Fremde sieht in Yoshi einen schwachen Narren. Aber dessen Plan B könnte lästig werden, natürlich nicht gefährlich...

Im nächsten Kapitel lernt er einen Kriegsherrn mit ganz anderen Ansichten kennen: Duell gegen Kakeru.
 

Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu hinterlassen, schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass dsa neue Kapitel freigeschaltet wurde.
 

bye
 

hotep



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Kommentare zu diesem Kapitel (26)
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Von:  dice70391
2007-02-02T15:20:14+00:00 02.02.2007 16:20
Duell gegen Kakeru...hört sich spannend an.
ich gehe mal davon aus, dass der nicht so einfach zu besiegen sein wird...
Na ja und Yoshi's Plan B wird mit Sicherheit auch interessant.
Also ich freu mich auf "Duell mit Kakeru"
bye
dice
Von:  -Ai_chan-
2007-02-02T14:07:53+00:00 02.02.2007 15:07
Ich fand diese "Gespräch" am lustigsten
Youshi scheint ja wirklich nicht gerde "mutig" zu sein
aber sich "dem Fremden" in den weg stellen würd ich auchnicht ^^
hoffentlich besuht "der Fremde" auch nochmal den prinz XD
mach weiter so :3
*knuff* yuki
Von:  Amrei
2007-02-02T13:23:44+00:00 02.02.2007 14:23
Das Gespräch mit dem Prinzen fand ich wirklich gelungen. Yoshi scheint sich ja schon zu überlegen, wie er ihn hintenherum doch noch besiegen kann. Dürfte recht interessant werden, wenn er versucht seinen Plan (wie er auch immer ausfallen mag) umzusetzen.
Duell gegen Kakeru? Da scheint wohl jemand nicht so einsichtig zu sein, wie Yoshi ^.^
Ich freue mich auf jedenfall schon auf das nächste Kapitel!
LG
koharu
Von:  Yaiko
2007-02-02T13:17:30+00:00 02.02.2007 14:17
wieder mal super^^
ich frage mich, wie kakeru wohl auf den fremden reagieren wird XD bestimmt nicht sehr erfreut....
ich freu ich jedenfalls aufs nächste kapi^^
Von: abgemeldet
2007-02-02T12:30:02+00:00 02.02.2007 13:30
Oh ja da hat er Recht. ^-^

Das wird noch so spannend das weiß ich genau. g*


24
Von:  Schalmali
2007-02-02T11:14:43+00:00 02.02.2007 12:14
Hehe das Gespräch mit dem Prinzen war ja nett :) endlich konnte sich ein Youkai halbwegs normal mit einem Menschen unterhalten ohne dass dieser vor Angst auf mögliche Aktionen schlotterte. Und tja, Yoshi ist zumindest klug genug sich vorübergehend zurückzuziehen. Bin mal gespannt wies weiter geht, weil noch ist ja alles locker und leicht für den "Fremden" :D


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