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7 Jahre hab ich dich vermisst (Aeris+Cloud)
von

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I Am Still Alive

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Kap.1: I Am Still Alive
 

Die Oberflächenspannung fühlte sich an, wie eine dünne Haut auf dem Wasser, durch die Aeris mit ihrem Gesicht voran drang. Wie nach einem langen Tauchgang holte sie tief Luft, schwamm erschöpft zum Ufer und ließ sich dort noch einmal mit dem Gesicht zu Boden sinken. Ihr Oberkörper lag nun im Trockenen, doch der Rest noch immer im stillen See, in den Cloud sie vor 7 Jahren sinken ließ.
 

Es war nun nicht unbedingt angenehm warm, denn im Winter, der gerade herrschte, wurde es selbst in der vergessenen Stadt ungemütlich. Aeris fror, spürte bei jeder Bewegung einen Schmerz in ihrem Bauch und versuchte sich zu erinnern, was geschehen war. Doch ihre Mühen waren vergebens, zu kraftlos war sie, um gar noch nachdenken zu können. Müde schloss sie ihre Augen und fiel in einen festen Schlaf, sich nur sacht am Ufer festhaltend.
 


 

Zu eben diesem Zeitpunkt betrat Cloud die Stadt des Alten Volkes. Vincent und Nanaki begleiteten ihn. "Ich verstehe nicht, warum Tifa nicht mitkommen wollte", murrte Nanaki. "Bei den anderen... bitte, sie haben alle eine Menge zu tun. Barret will zu Marlene, Cid will ne Rakete besichtigen, die neu gebaut wurde in seiner Stadt, und Yuffie interessiert sich mehr für Gewinn und Profit, als dafür, Aeris' Grabstätte zu besuchen. Aber Tifa..."

"Nanaki, du hast mal wieder überhaupt keine Ahnung, was? Aeris war zu ihren Lebzeiten ihre Konkurrentin! Wegen ihr war es schwierig an Cloud ranzukommen. Und weil sie das heute noch nicht geschafft hat, hat sie das Gefühl, sie würde es schlimmer machen, wenn sie sich an einer Person messen würde, die nicht mehr lebt. Deswegen kommt sie nicht mit. Sie meint, sie würde sich automatisch mit ihr messen wollen."

"Wie beknackt. Sie hat Aeris doch AUCH gemocht, oder?!" Stille...
 

Cloud schien das Gespräch völlig zu ignorieren. Schweigend ging er bereits einige Schritte vor seinen Begleitern. Dann blieb er an einer großen Kreuzung der Wege stehen. "Es ist später geworden, als ich gedacht habe. Wir sollten planen, eine Nacht lang hier zu bleiben. Vielleicht... schaut ihr euch schon mal nach 'nem Haus um, wo wir erst mal bleiben können, ich geh'... schon mal vor..."

Protestierend wollte Nanaki einen Satz beginnen, doch Vincent wusste schon, was er sagen wollte und blickte seinen kleinen Freund warnend an, ihn darauf stumm hinweisend, er solle Cloud einfach nur zustimmen. So trennten sich die Wege der drei und wie von Cloud vorgeschlagen bogen Vincent und Nanaki rechts ab, um nach einem geeigneten Nachtlager Ausschau zu halten.
 

"Warum sollen wir alleine schauen, Vincent? Warum gibt er uns Befehle?", klagte Nanaki, als Cloud außer Hörweite war.

"Du hast echt kein Gehirn, oder?!", murrte der Angesprochene. "Cloud möchte... etwas alleine sein... Also hat er die Tatsache genutzt, dass wir uns verspätet haben und es schon ziemlich dunkel geworden ist und hat und erst mal weggeschickt. Wir sollten uns also ruhig etwas Zeit lassen?"

Nanaki verstand. "Ah, also versteckt er bloß mal wieder seine sentimentale Seite. Er wird sich nie ändern", meinte er. Vincent nickte stumm.
 

Ein leises Rauschen war von den Bäumen der Umgebung zu vernehmen, die den Weg zierten. Der zischende Wind ließ die kalte Luft direkt noch unangenehmer erscheinen, als sie in den Wintertagen bereits war. Schlurfend waren Clouds Schritte, als er einfach immer weiter den Pfad entlang ging, auf dem er sich befand. Aeris ging ihm nicht aus dem Kopf, seit all den Jahren nicht... Sieben ganze Jahre ließen weder seinen Kopf noch sein Herz vergessen, wie bedeutsam sie für ihn zu Lebzeiten gewesen war... Und noch heute war sie es...
 

Wäre sie doch nur noch am leben, dachte Cloud, schüttelte aber sogleich widerspenstig den Kopf. Nein, er musste sich damit abfinden. Er wusste, eines Tages würde er sie wieder sehen... Im Verheißenen Land... So lautete das Versprechen, dass sie sich gegenseitig gegeben hatten.
 

Schon von weitem sah Cloud die Oberfläche des Wasser glitzern. Bald war er am See angekommen, an den er jedes Jahr gelangte, um, wie er es meinte, Aeris wieder etwas näher zu sein. Die Reflexionen funkelten wie tanzende Kristalle und die Sonnenstrahlen schienen, als wären sie nur da, um die vermeindlichen Tänzer in Szene zu setzen. Von Kristall zu Kristall, von Schimmer zu Schimmer wanderten Clouds Blicke, letztendlich zu Aeris.
 

Es dauerte einige Schritte, bis er verstand, was er sah, bis er es richtig registrierte. Urplötzlich blieb er stehen, noch einige Meter von Aeris' Körper entfernt, weitete ungläubig seine Augen. Sie musste an Land gespült worden sein, versuchte er sich einzureden, obwohl er wusste, dass ihr Körper nach sieben vollen Jahren nicht so makellos sein konnte, sie nicht so am Ufer liegen würde, als wäre sie von alleine dort hin geschwommen. Es musste ein Zufall sein, log er sich vor und ging ganz langsam wieder wenige Schritte auf sie zu. Geschockt bemerkte er, dass Aeris sich von ihrem Atem hob und wieder senkte, sie also noch lebte.
 

Erst jetzt beeilte er sich, die letzten paar Meter zu ihr zu gelangen, kniete neben ihr nieder und rollte sie vorsichtig auf den Rücken. Und als er ihr ins Gesicht schauen konnte, so unschuldig, erschöpft, makellos, erstarrte er auf ein zweites.
 

Sie war es, kein Zweifel. Und sie lebte. Es war Cloud nun völlig egal, wie das sein konnte, er verspürte den Drang, sie aus dem Wasser zu holen, sich um sie zu kümmern, mit ihr zu reden und einfach nur bei ihr zu sein. Also packte er sie sachte unter den Armen, zog sie ein Stück weiter ans trockene Ufer, kniete sich hin und legte ihren Kopf auf seinen Schoß. Abermals brauchte er einen Moment, dieses Mal war es, um sich zu signalisieren, dass er nicht träumte. Es war die Realität. Keine Illusion, kein Traum.
 

Nachdem das ebenfalls geklärt war, zog sich Cloud seinen Mantel aus, den er übergezogen hatte, und legte ihn stumm über Aeris. Er spielte mit dem Gedanken, mit den Fingerspitzen sacht über ihr Gesicht zu streifen, doch stattdessen beobachtete er lediglich ihren Schlaf und ihren sich hebenden und senkenden Brustkorb, wenn sie atmete... Immer länger schaute er ihr zu, als würde ihm damit immer klarer werden, dass er nun nicht mehr ohne sie auskommen musste, dass sie ihn nicht sofort wieder alleine lassen würde, dass sie tatsächlich wieder da war...
 

Leise rief er ihren Namen, er musste sie aufwecken, sich nach ihrem Befinden erkundigen.
 

"Aeris... Aeris!", hauchte er erst, dann wurde er deutlicher: "Aeris, wach auf, bitte. Hörst du mich?"
 

Selten hatte Clouds Stimme derart warm geklungen. Froh erkannte er, dass sein Rufen Erfolg hatte und Aeris die Augen einen Spalt öffnete.
 

"Aeris...", flüsterte Cloud abermals. "Geht es dir gut?... Was brauchst du?", fragte er.
 

Sie schaute ihn nur irritiert an, als wüsste sie nicht, wer der junge Mann war, der zu ihr herab blickte und sie ansprach. Ihre Lider fielen wieder zu und Cloud verfiel erneut in Schweigen. Schließlich entschied er sich dazu, aufzustehen, Aeris auf seine Arme zu nehmen und Vincent und Nanaki aufzusuchen. Aeris war bei dieser Kälte völlig durchnässt, sie musste unheimlich frieren und es war nötig, sie möglichst schnell ins Warme und Trockene zu bringen.
 

Die Gründe, warum sie wieder lebte, waren nur zweitrangig. Am wichtigsten war, DASS sie lebte - und dass es ihr gut ging.

Memories

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„Wie kann das sein? Das ist sicher nur eine Falle von irgendwem. Und wegen so etwas hast du Yuffie per PHS hergerufen!“

„Ich schwöre, ich bin mir sicher, sie ist es“

„Und was, wenn nicht?“

„Und was wenn DOCH?!“

Ein Knurren. Wütend klangen die beiden Stimmen, die Aeris wahrnehmen konnte. Träge öffnete sie die Augen und wendete den Kopf nach links, um den Ort der Diskussion wahrnehmen zu können. Es war ihr klar, dass sie Personen, die so miteinander stritten weiter unten im Gebäude sein mussten und auch nicht weit von ihr entfernt. Sie kannte diesen Ort, es war eines der wenigen noch stehenden Häusern in der Stadt des Alten Volkes, in dem sie sich befand. Dieses war, wie die meisten, innen aufgebaut wie ein Schneckenhaus und das Bett, in dem Aeris lag, befand sich am oberen Ende des spiralartigen Gebäudes.
 

Schweigend und möglichst leise setzte sie sich auf und lauschte weiter den zynischen Worten, die durch den Raum hallten.

„Wer würde denn SO eine Falle aufstellen?“

„Ich werd’s dich beweisen. Sie ist sicher ein Monster oder eine Maschine. Wir schlitzen sie auf und dann siehst du es!“
 

Aeris verstand nicht ganz, um wen es sich handelte, aber sie war sich wohl sicher, dass sie die Stimmen der Personen zumindest kannte, die sich in den Haaren hatten.

„C… Cloud?“, wimmerte sie hoffnungsvoll. „Vincent?“

Stille… Direkt darauf sah sie Cloud auf sich zukommen. Ihr Herz schlug höher, doch das wiederum wurde gedämpft, da sie seinen besorgten Gesichtsausdruck nicht zuteilen konnte.

War ihr etwas passiert?

„Aeris, du bist wach…“, sagte Cloud.

Sie nickte stumm. Sie war in einem Bett, sie hatte geschlafen. Warum? Wie lange?

„Wie geht es dir?“, fragte der Blonde.

„Gut, danke“, antwortete sie leise. Anscheinend war sie noch immer ein wenig müde und hinzukommend irritiert.. Aber man sah ihr an, dass ihr die Wärme und die Ruhe gut getan hatte. „Was… ist denn los, worüber streitet ihr?“, fragte sie zunächst und schaute an Cloud vorbei zu Vincent, der dazugekommen war und skeptisch von einigen Metern Entfernung zu ihr blickte. Zwar irrten Fragen in ihrem Kopf herum, die sie noch viel mehr bedrückten und auf die sie viel lieber eine Antwort bekommen hätte, doch war ihr Cloud wichtig und sie wollte wissen, was aktuell los war.

Cloud aber wandte den Blick ab und schwieg zunächst auf Aeris’ Frage, bevor er dann doch leise murmelte: „Vincent glaubt, du wärest nicht die Aeris, die wir kennen. Er ist sich sicher, du bist eine Falle… Aber du… musst verstehen… du warst tot…“ Seine Augen drückten aus, dass es ihn verletzte und der Ton seiner Stimme unterstützte dies nur.

Traurig schaute Aeris ihn wieder an: „Tot?... Ah ich…“, begann sie und senkte den Blick ebenso. Es dauerte einen Moment, ehe Bilder vor ihren inneren Augen auftauchten und sie wusste, was geschehen war. „… Ich erinnere mich… Sephiroth, nicht wahr? Ich habe ihn nicht sehen können, aber sein Schwert… es…“ Dann stockte sie. Es war zu schwer, alles zu Ende zu erzählen. Der Schmerz flammte in ihr auf, als würde die lange Klinge von damals sie erneut durchbohren.

Cloud verstand. Er wusste nicht, wie sehr Aeris in diesem Moment litt, jedoch konnte er ahnen, dass es viel sein musste. Er wollte nicht, dass sie alles noch mal durchdenken musste. Wortlos zeigte er ihr das mit einem Nicken und indem er seine Hand auf ihre Schulter legte. „Es ist okay.“

Niedergeschmettert lächelte Aeris ihn an, dann ebenso Vincent, an den sie sich nun wandte, als sie einen neuen Satz begann: „Du… glaubst also nicht, dass ich es wirklich bin. Ich kann das verstehen… Aber wie soll ich dir das Gegenteil beweisen?“

Vincent zuckte schweigend mit den Schultern. Aeris hatte keine Ahnung. Und er wusste auch keinen Weg. Er musste wohl oder übel abwarten, was die Zeit zeigen würde. Statt diesem Thema weiter nachzugehen fragte er einfach monoton: „Hast du Hunger?“ Es klang kühl, beinahe, als würde er mit einem Geschäftspartner verhandeln.

Erst jetzt bemerkte Aeris, wie sehr ihr Bauch schon schmerzte. Tatsächlich war sie sehr hungrig. Sie nickte und lachte leise. „Ja, allerdings.“

„Ich hol dir etwas, Yuffie hat vorhin erst gekocht. Hoffe, Suppe ist dir recht“, murrte Vincent und verschwand, ohne eine weitere Antwort abzuwarten, wieder in den unteren Bereichen des Hauses. Man merkte, dass es ihm nicht wirklich recht war, dass Aeris sich in diesem Haus aufhielt.

„Danke!“, rief Aeris dennoch hinterher, um ihm zu zeigen, dass sie Respekt vor ihm hatte, wonach sie wieder Cloud anschaute.

Stille herrschte abermals. In Clouds Innerem wehte ein Sturm, ein Orkan, er war erfüllt von Sorge, Liebe, Schmerz und Verwirrung. Sie war es, er wusste es, auch wenn er es weder sich selbst, noch irgendeinem anderen sonst erklären oder beweise konnte.

Die Blicke der beiden lösten sich minutenlang nicht. Erst, als Aeris bemerkte, dass es sie anfing peinlich zu berühren, fragte sie vorsichtig: „Was ist mit Sephiroth und Meteor? Wie viel habe ich verpasst?“ Es war mehr eine Notlösung, als eine Frage, die sie wirklich interessierte. Doch sie war auch der Meinung, dass es nicht schaden konnte, auf den aktuellen Stand gebracht zu werden.

Cloud schloss die Augen. Es fiel ihm schwer, ihr die Wahrheit sagen zu müssen, er zögerte. Doch kam er nicht daran vorbei. Würde er sie jetzt nicht aufklären, dann zu einem späteren Zeitpunkt. Je eher, desto besser, befand er, und erzählte dann kaum hörbar: „Sephiroth… Er ist tot… Meteor… du hast ihn aufgehalten mit deinem Gebet. Es hat funktioniert… Aber Midgar… Ein Weapon hat es zerstört, Midgar ist nur noch ein Haufen Schrott und Müll.“

Aeris weitete die Augen vor Schreck und fiel ihm ins Wort: „Aber… die ganzen Menschen dort…“

Ruhig sprach Cloud weiter: „Ja, es…gab wohl unzählige Tote. Ein Glück, dass Elmyra und Marlene zu dem Zeitpunkt in Kalm waren.“

Ein erleichtertes Seufzen entglitt Aeris’ Lippen. „Dann ich Mama ja wieder sehen“, lachte sie leise. Ihre Ziehmutter war einer der wichtigsten Menschen in ihrem Leben geworden, seit ihre leibliche Mutter Iphalna in Midgar gestorben war.

Aber Cloud schüttelte traurig den Kopf. Es zerriss ihn beinahe, dass er Aeris mehr und mehr schlechte, verletzende Nachrichten überbringen musste. „Sie ist letztes Jahr an Krebs gestorben…“, nuschelte er.

Sie verstand nicht. „Letztes Jahr? Aber Cloud, wie lange… war ich denn…“

Er verstand ihre Frage und hatte keine andere Wahl. „Es ist sieben Jahre her, dass Sephiroth dich umgebracht hat…“

Sie schwieg, ihre Hand wanderte vor ihren Mund und Tränen füllten sich in ihren entsetzen Augen. Sie schüttelte ihren Kopf, als wolle sie sich weigern, das zu glauben. Auch Cloud blieb stumm. Er war ratlos, wusste nicht, wie er Aeris jetzt trösten konnte. Und keiner von beiden bemerkte, dass Vincent sie aus sicherer Entfernung in diesem Moment heimlich beobachtete.

„Ich…“, begann Aeris mit zitternder Stimme. „Ich bringe dann ja jetzt alles durcheinander…“

Sie stieg aus dem Bett und wich Clouds fragenden Blicken aus.

„Was hast du vor?“, fragte dieser. „Du solltest noch etwas liegen bleiben. Vincent bringt dir die Suppe gleich ans Bett.“

Aber sie schüttelte den Kopf. „Nein, es ist besser, ich gehe, Cloud… Vincent ist misstrauisch, das gibt zu viel Spannung in der Luft.“ Eine Pause trat ein, in der Aeris sich still dachte: ‚Und du bist sicher mit Tifa fest zusammen, ich würde zu viel kaputt machen… und sicher selber daran zu Grunde gehen.’ Sieben Jahre waren eine lange Zeit, es war allen bewusst. Aeris spürte, dass ihr Mut schwand, sich wieder in ihr altes Leben zu integrieren, vor allem in ihren Freundeskreis. Sie musste einen Neuanfang finden und je früher sie damit beginnen würde, desto besser, schoss es ihr durch den Kopf. Ihre Knie waren weich, ihre Beine gaben ihr kaum Halt und ihre Lippe zitterte, wenn Aeris sie nicht gerade mit voller Konzentration unter Kontrolle brachte. Es war wirklich kein gutes Erwachen gewesen…

Schweigend ging sie an Cloud vorbei. Doch Dieser sprang auf und hielt sie am Handgelenk fest. Er wollte und konnte sie nicht einfach so gehen lassen. „Leg dich wieder hin. Du redest Unsinn, Vincent wird verstehen müssen. Und das wird er auch. Aeris, es ist doch nur eine Frage der Zeit.“

Aber Aeris senkte den Blick und schüttelte abermals den Kopf. „Nein, ich kann ihm ja nicht beweisen, dass ich es wirklich bin. Ich kann ihm nicht einmal erklären, wie und warum ich wieder lebe. Ich weiß es ja selber nicht einmal.“ Sie log nicht, sie konnte sich nicht erklären, warum sie nach sieben Jahren wieder unversehrt vor ihm stehen konnte.

Cloud ignorierte ihre Worte, zog sie am Handgelenk zu sich heran und schloss seine Arme um sie. Vorsichtig flüsterte er: „Bitte bleib hier…“ Selten war es geworden, dass er seine Gefühle so deutlich zeigte, aber in diesem Augenblick war er dazu gezwungen, wollte sie nicht weiter verstecken. Er musste alles geben, damit sie blieb.

Aeris spürte ihr Herz stärker schlagen, als sie seine Nähe und Wärme so spüren konnte und für einen kurzen Moment schmiegte sie sich an ihn. Mit dem Gedanken plötzlich bei Tifa schob sie ihn jedoch wieder von sich und fragte kalt: „Warum?“

Schmerz! Getroffen schwieg Cloud. Er war noch nie in der Lage gewesen, seinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen und um seine Liebe zu kämpfen. Dass er sie in die Arme geschlossen hatte war bereits ein beträchtlicher Fortschritt und mehr als das konnte er jetzt wirklich nicht mehr tun.

Nun drehte Aeris sich um und ging den Gang entlang. Überrascht schaute sie Vincent an, vor dem sie urplötzlich stand. Beinahe wäre sie in ihn hinein gelaufen. Auch er blieb stumm, erkannte die neuen Tränen in ihren Augen, sagte aber kein Wort, um sie aufzuhalten. Womöglich war es ihm recht, dass sie gehen wollte. Er befand es als besser.

So wandte Aeris den Blick wieder gen Ausgang, ging an Vincent vorbei und verließ das Haus.
 

„Verdammt, warum hast du sie nicht aufgehalten?!“, brüllte Cloud Vincent an, als er diesen bemerkte. „So wie du da stehst, hast du alles mitbekommen.“ Es war die Höhe für ihn, dass Vincent ihm nicht im geringsten half. Wut stieg in ihm auf und er konnte nur hoffen, dass er sie unter Kontrolle bekommen würde.

Vinc starrte den Blondschopf düster an und murmelte: „Ich hab sie aus gutem Grund gehen lassen. Wenn sie nicht von alleine wieder zurückkommt, dann heißt das, dass wir nicht ihr Ziel sind. Und damit wäre sie die wahre Aeris…“

Cloud schnaubte: „Du spinnst doch… Ich geh’ sie wieder zurückholen.“

Wütend wollte er an Vincent vorbeistampfen, doch dieser stieß sich von der Wand ab, an der er bis eben mit der Schulter gelehnt hatte und versperrte Cloud den Weg.

„Geh mir aus der Sicht, Idiot!“

„Cloud, Aeris ist TOT!“, knurrte Vincent leise, aber betont und hart.

„NEIN! Du hast sie gerade hier rumlaufen sehen, verdammt…“, war die prompte Antwort.

Vincent zuckte mit den Schultern. „Angenommen sie war es… Willst du ihr wirklich hinterher und Tifa indirekt verraten?“

Das war zu viel. Cloud versetzte Vincent einen Stoß und brüllte ihn abermals zornig an: „Sie IST es wert und ich WÜRDE Tifa nicht indirekt verraten - aus zwei Gründen: Ich würde mit Aeris ja nichts anfangen, ich will sie grade nur zurückholen und ich habe nichts mit Tifa, auch wenn du und die anderen sich das zu gerne einbilden! Und jetzt lass mich durch!“

Deutlich desinteressiert an Clouds Argumenten packte Vincent seinen Gegenüber am Kragen, hob ihn hoch und schliff ihn wieder zurück in das hintere Ende des Ganges, wonach er ihn wieder auf den Boden absetzte und ihm einen Stoß verpasste.

Cloud taumelte und fiel rückwärts auf das Bett. Doch er sprang direkt wieder auf, zog sein Schwert und fauchte seinen Kampfgefährten bedrohlich an: „Mach das NIE wieder, oder du wirst es bereuen!“

Aber Vincent war es egal, was Cloud ihm androhte. Er hob die Schultern und drehte ihm den Rücken zu, um dann wieder den Gang entlang zu gehen. Es störte ihn auch nicht, dass Cloud nun an ihm vorbei rannte und ebenso wie Aeris das Haus verließ. Er war sich sicher, dass er sie nicht mehr finden würde. Dazu hatte er durch Vincent zu viel Zeit verloren.
 

Tatsächlich kam Cloud nicht weit, ehe er ahnungslos vor der Tür des Hauses Halt machte und nicht wusste, in welche Richtung er gehen sollte. Kurz überlegte er. Aeris hätte keinen Grund, durch die Höhlen gehen zu wollen. Sicher wollte sie nach Bone City, der Ausgrabungsstätte.

Cloud entschloss sich, in eben diese Richtung zu steuern und rannte los. Von weitem erkannte er Yuffie, die ihm entgegen geschlendert kam. Er winkte ihr hoffnungsvoll zu.

„Heh! Yuffie…“, keuchte er atemlos, als er bei ihr ankam. „Wo warst du die ganze Zeit?“

Aber Yuffie schien über irgendetwas völlig verblüfft und war scheinbar sprachlos.

„Was… Was ist passiert? Was hast du?“

Erst jetzt blickte sie Cloud an und flüsterte: „Ich könnte schwören… ich hätte Aeris gesehen…“

Cloud packte sie an den Schultern und fragte nachdrücklich: „Wo?! Sag!“ Sie hatte Aeris gesehen, er war auf der richtigen Spur, freute er sich.

Langsam hob Yuffie ihren Arm und zeigte auf den Weg, den Cloud vorhatte zu beschreiten. „Aber… aber sie…“, begann sie stockend einen neuen Satz, riss ihre Augen dabei auf, als hätte sie ein traumatisches Erlebnis gehabt.

Da sie nicht weiter redete hakte Cloud, nun wieder etwas besorgter, nach: „Was denn...?“

Und zu seinem Schock sprach Yuffie weiter: „Sephiroth… er hat sie mitgenommen!“

„Das… kann nicht sein… Sephiroth ist TOT…“ Cloud schüttelte den Kopf und rannte an ihr vorbei. Er wollte nicht glauben, was Yuffie da erzählte. Sicher war Aeris einfach nur zwischen den Bäumen des schlafenden Waldes verschwunden, durch den man musste, um nach Bone City zu gelangen. Er hatte seinen Erzfeind vor sieben Jahren besiegt, es durfte einfach nicht stimmen, was Yuffie da gesagt hatte. Clouds Mund wurde trocken, seine Finger begannen zu kribbeln und seine Augen fingen an zu brennen, als würde er in seinem Inneren vor Sorge gar verglühen und der Schmerz aus ihm herausquellen wollen. Aeris durfte nichts passiert sein. Nein, es durfte nicht sein!

Yuffie blieb allein zurück, sie folgte Cloud nicht, sie machte sich nur auf den Weg zu dem Haus, in dem Vincent, Cloud und Nanaki am Abend untergekommen waren und in das sie heute morgen dazugekommen war.

Nanaki… wo war ER eigentlich? Seit Aeris wieder aufgetaucht war, war er spurlos verschwunden. Yuffie hatte ihn noch nicht gesehen, seit sie in die Stadt des Alten Volkes gekommen war. Sie wusste nur von Vincent, dass er ziemlich nachdenklich ausgesehen hatte, als er da Haus verlassen hatte.

Grübelnd und noch immer sichtlich irritiert durch die Begegnung mit Aeris und Sephiroth, die jeder beide für tot gehalten hatte. Blickte Yuffie in den Himmel, rief sich in Erinnerung, was IHR am späten Abend zuvor widerfahren war:

Ihr PHS hatte auf sich aufmerksam gemacht und Yuffie musste sich aus dem Bett quälen, in das sie nach ein wenig Training erschöpft gesunken war. Clouds Stimme, als Yuffie das Gespräch annahm, hatte aufgeregt geklungen: „Ich kann niemanden sonst erreichen, du musst sofort herkommen.“ Yuffie hatte nicht verstanden, was los war, aber ehe sie hatte nachfragen können, hatte Cloud auch bereits wieder aufgelegt.

Es war Yuffies persönliches Glück, dass sie wusste, dass Cloud und seine beiden Freunde zur Vergessenen Stadt gehen wollten, also hatte Yuffie die Ahnung, dass sie sie dort antreffen würde. Und damit lag sie glücklicherweise richtig.

Heute morgen war sie hier angekommen, Vincent wollte sie nicht weiter in das Haus lassen, als bis zur Küche und nachdem Cloud und er sich in die Haare bekommen hatten, wegen eines Themas, das sie anscheinend vor Yuffie hatten geheim halten wollen, schickte Vincent sie wieder hinaus. Yuffie hatte es gerade so geschafft, eine Suppe zu kochen, aber zu essen hatte sie nicht mehr geschafft. Sie hatte sich stattdessen entschieden, einen Spaziergang von einigen Minuten zu machen, ehe sie zu Vincent und Cloud zurückgehen wollte. Und dann hatte sie, als sie bereits auf dem Rückweg gewesen war, Aeris gesehen. Kurz dachte sie, dass sie vielleicht eine Halluzination gehabt hatte, aber dem war nicht so, das ganze war zu real. Doch das Erscheinen von Sephiroth aus dem heiteren Himmel hatte Yuffie dann völlig aus dem Konzept gebracht, dass sie auch nicht dazu in der Lage war zu handeln und Aeris zu helfen.
 

Jetzt war erst Nanaki verschwunden und dann rannte Cloud davon. Yuffie musste Erklärungen finden. Vincent saß stumm auf einem Hocker in der Ecke, die Arme vor seiner Brust verschränkt und der Blick nachdenklich ins Nichts gerichtet, als Yuffie wieder ins Haus kam. Vielleicht würde er endlich Licht ins Dunkel bringen…

Verfolgungsjagd

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Ein kalter Wind wehte, schleuderte Cloud einige Schneeflocken ins Gesicht, sodass es schwierig war, nach vorne zu schauen und alles zu erkennen. Sein Blick irrte suchend, besorgt und nervös umher, während er immer weiter auf seinem Weg in Richtung des schlafenden Waldes rannte. Ihm war kalt, er war erschöpft, da er vergangene Nacht kaum Schlaf gefunden hatte. Aber er rannte weiter, er musste Aeris finden; ihr ging es mit Sicherheit nicht besser, nach allem, was geschehen war.

Cloud hob einen Arm schützend vor sein Gesicht, knapp über die zusammengekniffenen Augen, um geschützter sehen zu können, was vor im lag. In Windeseile hatte ein Schneesturm zu toben begonnen, aber zum Glück war der Wald nur noch wenige Meter entfernt. Zwischen den Bäumen würde der Wind nicht mehr so schneiden, wie tausend kleine Messer.

Endlich gelangte Cloud an sein nächstes Ziel und schaute sich nach Anzeichen von Aeris um. Er suchte sogar den Boden nach Fußspuren ab, entdeckte auch einige, aber es waren überraschend viele. Es mussten zwei Personen gewesen sein, große Schritte, sie waren gerannt… Aeris' Schuhgröße, da war sich Cloud sicher, aber die anderen Abdrücke… die waren größer… Es könnten Männerstiefel sein.

Clouds Blick war nun gänzlich zu Boden gerichtet und er überlegte fieberhaft, zu wem die Spuren gehören würden, die er nicht kannte, während er eben diese weiter verfolgte. Irritiert runzelte er die Stirn, als er sah, wie von links Pfotenabdrücke dazukamen, ebenfalls mit großen Abständen, ebenfalls von etwas, das gerannt war. Nanaki? Es könnte Nanaki gewesen sein. Ja, Cloud nickte, das käme gut hin, vielleicht war er Aeris auf den Fersen gewesen, als er sie hatte durch den Wald rennen sehen. Aber noch immer konnte sich der Blondschopf die fremden Abdrücke nicht erklären. Hatte Yuffie etwa Recht gehabt? War Sephiroth hier aufgetaucht?

Ein eiskalter Schauer lief Cloud über den Rücken, als er stehen blieb und sich widerwillig bildlich vorstellte, was hier passiert sein könnte. Dann hob er den Kopf und sah zu seinem Entsetzen Nanaki auf dem Boden liegen, nur wenige Schritte entfernt.

Cloud weitete die Augen und atmete erschrocken aus. „Nanaki!“, erklang seine Stimme tonlos.

Sein Kampfgefährte lag regungslos dort, mit dem Rücken zu ihm, gekrümmt und… überall um ihn herum befand sich Blut.

Mit einem Ruck riss sich Cloud aus dem Moment der Starre, in die er zunächst durch den Schock geraten war, und lief zu Nanaki! „HEY!...“ Er legte seine Hände auf das rötliche Fell, das über und über mit Blut verklebt war, und rüttelte an dem verletzten Körper. „Wach auf! ... Scheiße!“

Cloud biss sich auf die Unterlippe, sein treuer, gefährlicher Freund war mit Schnittwunden nur so übersäht. Und zu allem Übel wurde Clouds Befürchtung, dass dafür ein alter ‚Bekannter’ verantwortlich war, dadurch bestätigt, dass Nanaki nun leise krächzte: „Sephiroth… er… Aeris…“

Cloud knurrte wütend tief aus seinem Brustkorb auf, es durfte nicht wahr sein. Yuffie hatte die Wahrheit gesagt, Cloud hätte ihr von Anfang an glauben sollen.

Als Nanaki sich nun endlich etwas regte, stützte Cloud ihn ein wenig und half ihm so auf die Beine. „Ich bring' dich zurück, du wurdest übel zugerichtet…“

Aber Nanaki schüttelte den Kopf: „Nein, Cloud, du musst Aeris finden…“ Seine Worte klangen schwach und er sprach schier mit letzter Kraft. Aber Cloud widersprach nicht, lauschte stumm weiter und seine Hand ballte sich zur Faust, als Nanaki weiter sprach: „Sephiroth hat sie, ich konnte nichts gegen ihn ausrichten, er hat etwas von… einem alten Labor geredet und hat Hojo erwähnt… Ich habe nicht alles verstanden, aber ich vermute, er hat sie nach…“

„… Midgar gebracht“, unterbrach Cloud ihn und ergänzte ihn so. Midgar war untergegangen, verlassen, und das alte Labor von Hojo im Gebäude der Shinra Corp. müsste eine einzige Ruine sein. Aber wie es aussah, hatte Sephiroth dennoch einen Grund gehabt, dort hin zurück zu kehren. Vielleicht hatte er dort nützliche Dinge gefunden und Überreste von Maschinen, die er zu benutzen plante… Er wollte sie sicher ausprobieren… an Aeris? Cloud drehte sich der Magen schmerzhaft um bei dem Gedanken. „Verdammt“, fletschte er die Zähne und ballte seine Hand verkrampft zur Faust. Ruckartig stand er auf. „Ich werde gehen, ich nehme das Flugschiff!“, sprach er entschlossen zu Nanaki.

Dieser nickte zustimmend. „Du musst dich beeilen…“

Das ließ sich Cloud nicht zweimal sagen und rannte los. Nanaki war hart im nehmen und wenn er Cloud schon losschickte, musste er sicher sein, dass er es ohne seine Hilfe zurück zu Yuffie und Vincent ins Haus schaffen würde. Cloud musste sich keine Sorgen um ihn machen.
 

Nanaki drehte sich um, um den Wald wieder zu verlassen, als Vincent und Yuffie auf ihn zugerannt kamen.

„Nanaki! Was ist mit dir passiert?“, klang Yuffie hysterisch, auch ihr war der Schock in die Glieder gefahren, bei seinem ramponierten Anblick.

Vincent blickte auf ihn herab. „War das Sephiroth?!“

„…“ Stille, um die Frage zu beantworten.

„Wo ist Cloud“, fragte Vincent des Weiteren.

„Er ist zum Flugschiff, Sephiroth hinterher. Sephiroth hat Aeris mitgenommen…“

Vincent verstand und nickte Yuffie zu: „Kümmere dich um Nanaki, ich muss Cloud hinterher.“

Es blieb keine Zeit für lange Reden. Sephiroth hatte sicher schon einiges an Vorsprung und Cloud musste auch wieder eingeholt werden.

Vincent gab alles und rannte, so schnell er konnte, weiter durch den Wald. Cloud, dieser Dummkopf, würde nie im Leben alleine etwas gegen Sephiroth ausrichten können, das musste ihm doch bewusst sein. Wie konnte man nur so lebensmüde sein? Aber Vincent konnte ihn andererseits auch verstehen, immerhin ging es hier nicht um irgendwen, es ging um Aeris…
 

Bald hatte Vincent endlich das Flugschiff erreicht. Mitgenommen hielt er sich die Ohren zu, denn das Fluggerät startete mit atemberaubendem Lärm, Cloud musste schon längst angekommen sein. „Verdammt!“, fluchte Vincent, als das Flugschiff sich in die Luft erhob. Das war seine letzte Chance. Noch einmal lief er los, sprang ab und erwischte in letzter Sekunde mit seiner rechten Hand das Ende der Strickleiter. Bedrohlich schwang sie hin und her, was es Vincent nicht gerade leichter machte, sich festzuhalten, aber binnen von Sekunden war der Abstand vom Erdboden zu groß geworden, als dass er hätte wieder abspringen können. Er hatte keine andere Wahl. Mühsam schnappte er mit der anderen Hand nach der Leiter und kraxelte einige Sprossen hinauf. Es war eine wahre Herausforderung, selbst für ihn, Stück für Stück weiter nach oben zu kommen. Leise fluchte er vor sich hin, warum musste er wieder solche Aktionen starten und einfach an die Leiter springen? Aber er beruhigte sich und sagte zu sich selber, er täte es ja für einen guten Freund.

Schließlich hatte er es dann geschafft und verschnaufte einen Moment. „Ich hab’ was gut bei dir, Cloud…“, grummelte Vincent, als er noch einen Blick über seine Schulter warf, zurück zum Erboden, den er nur noch verschwommen erkennen konnte, so weit war er bereits entfernt.

Dann rannte er mit großen Schritten in das Flugschiff hinein. „CLOUD!“, brüllte er anklagend. „CLOUD, DU VOLLTROTTEL!“ Nur ein paar weitere Meter und er war in der Brücke angelangt und schaute dem Blonden in sein überraschtes Gesicht.

„Was… Vincent, was machst du hier?“, fragte Cloud irritiert. Wie war er auf das Luftschiff gekommen?

Vincent war klar, dass er sich das fragen musste, aber es war ihm egal, er sah keinen Sinn darin, das zu erklären. Lieber knurrte er: „Du Depp, denkst du, du hast ganz alleine überhaupt eine CHANCE gegen Sephiroth?!“ Er war außer sich, wie konnte man nur so dumm sein?

Cloud senkte den Blick. „Ich musste mich beeilen, ich hatte keine Zeit, erst zu dir zu rennen und dir das alles zu erklären…“

„Ich bin dir wie ein Irrer hinterher gerannt und die scheiß Leiter hochgeklettert – im Flug! Sei froh, dass Yuffie mich so schnell darüber aufgeklärt hat, was sie gesehen hat und dass Nanaki auch so schnell reagiert hat! Mensch!...“

“Nanaki…“, murrte Cloud nun, blickte wieder auf und sah Vincent an. „Was ist mit IHM? Kümmert sich Yuffie um ihn?“

Vincent nickte stumm. Cloud war ein Stück beruhigter. Wenigstens würde es Nanaki jetzt bald wieder besser gehen, aber diese Tatsache war nur ein schwacher Trost, bei dem, was alles passiert war. Aeris… was machte Sephiroth in diesem Moment wohl gerade mit ihr? War er mit ihr bereits in Midgar angelangt? Cloud schnaubte, als würde er gegen seine Befürchtungen protestieren wollen, wandte sich wieder den Instrumenten zu, mit denen man das Luftschiff steuerte und bediente sie, um an den Fersen seines Feindes dranzubleiben. Und jede Sekunde wünschte er sich, das Flugschiff würde schneller sein, er würde stärker werden und Aeris bald lächelnd in seinen Armen liegen, unversehrt und glücklich.
 

Vincent stellte sich neben ihn, verschränkte die Arme vor seiner Brust und schaute hinaus. „Du bist dir sicher, sie ist es?“

Cloud wandte den Kopf zur Seite und blinzelte irritiert, bis er verstand, um wen es ging. Er nickte, das musste Vincent als Antwort reichen.

„Gut“, meinte dieser. „Dann verlass ich mich auf dein Gefühl…“
 

Währenddessen, im Schlafenden Wald, blickte Yuffie Nanaki voller Sorge an. Nanaki hatte ihr nun etwas detailreicher erzählt, was vorgefallen war. „Herrje, wenn ich Sephiroth jemals zu fassen bekomme, dann lese ich ihm die Leviten. Der Macht echt nur Ärger!“, fauchte sie und stämmte ihre Hände in die Hüfte. Es gefiel ihr ganz und gar nicht, wie Nanaki zugerichtet war.

Aber dieser schüttelte beinahe unbekümmert den Kopf: „Ich denke, das werden Vincent und Cloud schon erledigen.“

Yuffie lachte. „Glaubst du wirklich, die beiden wären so egoistisch, mir nichts von ihm über zu lassen?“, fragte sie und lachte kampfeslustig. „Naja… Jetzt sollte ich dich erstmal ins Haus bringen.“ Langsam schritt sie ein wenig voran, nicht zu eilig, damit Nanaki in seinem geschwächten Zustand auch mithalten konnte. „Schaffst du das überhaupt? Oder soll ich dir erstmal was holen, um deine Wunden zu versorgen?“

Nanaki schüttelte wieder nur den Kopf. „Nein“, meinte er entschlossen. „Das geht schon, Yuffie.“

Sie seufzte und hob die Schultern kurz an. „Wenn du meinst“, klang sie beinahe gleichgültig, aber ihr Begleiter wusste genau, dass sie sich Sorgen machte und nur seinen Entschluss ohne Widerspruch akzeptiert hatte. Yuffie hatte immer ein gutes Herz gehabt, dachte Nanaki, auch, wenn man es ihr nicht immer anmerkte.

Schweren Schrittes schleppten die zwei Freunde sich aus dem Wald, wieder gen Stadt des Alten Volkes.

„Herrje, hier wütet ja ein Sturm“, klagte Nanaki und verdrehte sie Augen. Auch das noch. Mit all seinen Wunden musste er sich nun gewaltig zusammenreißen. Aber er würde es schaffen, er hatte Glück gehabt. Seine Verletzungen waren zwar tief und schmerzhaft, aber keine davon hinderte ihn wirklich daran, sich zu bewegen, keine war so schwerwiegend, dass er eine Pause brauchte oder Hilfe. Dennoch war er froh, dass Yuffie an seiner Seite war.

Nachdenklich kämpfte er sich mit ihr durch den Sturm. Sephiroth hatte etwas von einer alten Methode gesprochen… ‚Aeris, soso, lebst du also tatsächlich wieder. Dann stimmt es also wirklich, was über die alten Methoden der Cetra geschrieben steht…’

Nanaki seufzte, vor seinem inneren Augen lief alles noch einmal ab, was erst vor kurzem im Wald geschehen war. Er hatte sich zwischen den Bäumen versteckt. Eigentlich wollte er nur einen Spaziergang machen, einen ausgedehnten, um nachzudenken, was wohl als nächstes passieren würde und wie er sich Aeris gegenüber verhalten sollte. Aber als eben diese rennend auf dem Pfad auftauchte, hatte sich Nanaki unsichtbar gemacht, bevor sie ihn sehen konnte. Er hatte kaum Luft bekommen, als er bemerkte, dass sie von Sephiroth verfolgt wurde. Es hatte ihm den Hals zugeschnürt, Cloud hatte ihn doch vor so vielen Jahren getötet.

Umso froher war Nanaki da gewesen, dass er gute Reflexe hatte. Er war auf Sephiroth zugesprungen, hatte ihn beinahe umreißen können. Aber der Feind hatte nur einen Schwung mit dem bereits gezogenen Schwert gebraucht, um Nanaki weit weg zu schleudern. Und dann war es aussichtslos gewesen…

Nanaki blieb kurz stehen, schaute hinter sich hoch in den Himmel. „Hoffentlich finden sie sie…“, murmelte er.

Yuffie drehte sich zu ihm um und schwieg… Auch sie dachte an Cloud, Vincent, Aeris und Sephiroth…

Es wird Zeit

Es wird Zeit
 

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Zwei Tage und zwei Nächte waren vergangen, seit Cloud und Vincent bei Barret in Kalm untergekommen waren. Trotzdem hatte Cloud nicht viel Schlaf bekommen. Man sah ihm an, dass er sich pausenlos um Aeris sorgte. Selten war er so still gewesen, wie in den letzten Stunden. Jetzt schulterte er sein Schwert und blickte stumm zu Vincent, der seine Waffe mit Munition lud. Auch Barret machte sich fertig, um endlich die kleine Reise nach Midgar anzutreten.

Marlene kam die Treppen herunter, mit einer kleinen Tasche in der Hand, die sie Cloud reichte. „Hier“, sagte sie. „Da ist etwas Wasser drin und ein paar Brote. Mit leerem Magen ist nicht gut Kämpfen.“ Sie lachte kurz, blickt dann Barret an. „Du kommst mir heil wieder, ja?“

Barret kratzte sich am Hinterkopf und nickte dann bestimmt: „Geht klar, was denkst du denn?!“

Cloud blickte kurz in die Tasche hinein, die er nun festhielt, und betrachtete die in Folie eingewickelten Brote. Er würde sicher keinen Hunger haben, aber Barret und Vincent würden sich garantiert darüber freuen, wenn sie unterwegs was zu Essen haben könnte. Lässig hängte er sich die kleine Tasche an seinen Gürtel und schritt zur Tür.

„Hey, warte gefälligst!“, dröhnte es hinter ihm von Barret. Aber Cloud hörte nicht und ging hinaus. Die Sonne stand bereits hoch, es war Mittag und es wurde höchste Zeit, dass sie losgingen. Sie bräuchten sicher ein wenig, um nach Midgar zu gelangen und sie sollten da sein, ehe die Nacht abrechen würde. Im Dunkeln waren die Ruinen der alten Stadt kaum zu durchschreiten, man würde über alles Mögliche stolpern und vielleicht unter Schutt begraben werden.

Vincent und Barret tauchten neben Cloud auf. „Der Herr hat wirklich keine Geduld!“, knurrte Barret wieder, ging dann aber mit einem starken Schritt ein wenig voran. Cloud schüttelte den Kopf. As ob er jetzt noch weitere Zeit vertrödeln würde…

„Barret? Hängen hier eigentlich noch immer so viele Monster herum?“, fragte er.

Barret grummelte: „Leider sogar noch mehr. In Midgar sorgt ja keiner mehr für Ruhe und deswegen machen die sich da breit wie nichts anderes. Midgar ist so eine Art Nest. Umso seltsamer finde ich es, dass Sephiroth Aeris gerade nach dort bringen wollte.“

„Eine Art Nest?“, seufzte Vincent. „Na, toll, und wir müssen genau durch diesen zentralen Punkt durchlaufen. Vielleicht ist Sephiroth gerade DESWEGEN nach Midgar gegangen.“

Cloud schaute nachdenklich zu Boden, während sie inzwischen außerhalb von Kalm über die Wiesen schlenderten. „Stimmt… Sephiroth sieht diese Monster sicher als eine Art Schutz vor Eindringlingen wie uns an.“

Kurz warf er einen Blick zurück zum Flugschiff und erinnerte sich, warum sie eigentlich zu Fuß gingen. Vincent hatte das vorgeschlagen, weil er der Ansicht war, dass sie mit so einem Fluggerät mehr Aufsehen erwecken würden. Würden sie zu Fuß gehen, so hatte er behauptet, würde Sephiroth sie sicher weniger bemerken und sie könnten Aeris besser aus seinen Fängen retten. Cloud gefiel es nicht, weil sie so nur noch mehr Zeit vertrödelten, aber er musste Vincent auch Recht geben, in dem, was er erklärt hatte.

Dann schaute Cloud wieder nach vorne und betrachtete die Ruinen von Midgar, die weit entfernt am Horizont lagen. Irgendwo dort war Aeris… in Sephiroths Gewalt. Was auch immer er mit ihr machte, dort tat er es und dort würde Cloud ihn stellen und dafür richten. Hass breitete sich in seiner Brust aus, er merkte nicht, dass er knurrte, er war darauf konzentriert, einen Schrei aus Wut zu unterdrücken.

Vincent schaute aus dem Augenwinkel zu ihm, sagte aber nichts. Er verstand, was in Cloud vorgehen musste, und er musste sich auch eingestehen, dass es in ihm selber nicht viel anders aussah. Auch er hatte gelernt Aeris zu schätzen. Und sollte sie es wirklich sein… war er umso froher, dass sie tatsächlich wieder lebte. Und Barret? Vincents Blick schweifte nun zu ihm und bemerkte, dass der Braungebrannte ebenso einen angespannten Gesichtsausdruck hatte, wie Cloud. Hoffentlich würden die beiden nicht unkontrolliert herumwüten, wie Vincent sonst zu früheren Zeiten. Warum hatten sie eigentlich keinen mitgenommen, der die drei beruhigen würde, wenn sie aufbrausen würden? Sie könnten in der Tat jemanden bei sich gebrauchen, der einen kühlen, klaren Kopf behielt, wenn es ums Ganze ging. Aber da das nicht der Fall war, würden sie sich wohl bei jedem einzelnen Kampf zusammenreißen müssen.

Jetzt stoppte Vincent abrupt, schaute ernst zur Seite, wo das Gras etwas höher wuchs.

Cloud wäre beinahe in ihn hinein gelaufen. „Wah, pass doch auf, was ist denn los?!“, fragte er ein wenig entnervt.

„SCH!“, zischte Vincent, um Cloud zum Schweigen zu bringen. Das Gras raschelte, einige seltsame Zacken wurden sichtbar, die sich direkt auf die Dreiergruppe zu bewegte. Dann ragte ein Kopf vorne aus dem höheren Grasteppich, es war ein gigantischer Varan, der mit seinen Schultern so hoch war, wie Clouds Hüfte. Das große Tier brüllte aggressiv auf und starrte Vincent an. Dieser zog seine Waffe und schoss dem Wesen zweimal direkt in den Kopf. Es brüllte wieder, schüttelte seinen Kopf, stolperte kurz rückwärts, aber dennoch schien es ihm nichts weiter auszumachen.

„Äh… Das hält uns zu sehr auf, wir sollten einfach laufen…“, schlug Cloud vor, ohne die Augen auch nur eine Sekunde von dem Vieh abzuwenden.

„Hast du eine Ahnung, wie schnell diese Biester sind?!“, lachte Barret und stellte sich neben Vincent. „Der würde uns verfolgen, bis er stirbt. Diese Dinger sind inzwischen hier total häufig.“

Cloud grummelte und zog sein Schwert. Wenn das so war, musste er den Varan einfach nur so schnell wie möglich erlegen, um nicht zu viel Zeit zu verlieren. Aber wenn zwei Schüsse von Vincents Waffe in den Kopf nicht bereits reichten, wo lag dann der Schwachpunkt?

Mit einem Male sprang das Tier auf Vincent zu, sodass er einen Satz zur Seite machen musste. Barret zielte nun auf den beschuppten Körper und schoss etliche Kugeln ab. Aber der Varan sprang dann auf IHN zu.

Jetzt war Cloud an der Reihe. Er stürmte zum Monster und holte mit dem Schwert aus. Da es aber überraschend schnell reagierte und sich umdrehte, erwischte er statt dem Hals nur dessen Schwanz und schnitt ihn so ab. Das blut spritzte und das eist grüne Gras färbte ich tiefrot.

Im nächsten Moment hörte Cloud ein Gurgeln, ein Zischen, ein Schnappen und spürte ein Ziehen an seinem Hosenbein. Ein Blick erklärte ihm, dass der Varan nach seinem Bein beißen wollte seine Zähne sich in den Stoff gebohrt hatten. Ein Glück, dass das Wesen nicht noch mehr erwischt hatte.

Vincent schoss abermals, zeitgleich mit Barret, und der Körper des kleinen Monsters wurde mit Munition durchlöchert, bis es schreiend zu Boden ging und sich nach und nach auflöste.

Cloud wischte sich den Schweiß von der Stirn, der Schock saß ihm in den Gliedern. „Ich frage mich, wo in letzter Zeit deine Konzentration geblieben ist“, sprach Vincent die Gedanken aus, die der Blondschopf gerade hatte. „Beinahe hätte dein Bein dran glauben müssen…“

Auch Barret gab seinen Senf dazu: „Diese Viecher können wirklich gut zubeißen. WO zur Hölle bist du mit deinen beschissenen Gedanken?!“

„Ach!“, knurrte Cloud beleidigt und schritt an beiden vorbei, weiter in Richtung Midgar. Warum sollte er mit den beiden noch darüber diskutieren? Glaubten sie wirklich, er konnte sich auf so nebensächliche Kämpfe konzentriere?

„Hm“, hörte er, wie Vincent zu Barret murmelte. „Ich denke, er ist mit seinen Gedanken bei Aeris…“

Stille, keiner sagte jetzt mehr etwas. Die Sache schien fürs erste geklärt. Es waren ja auch keine weiteren Fragen zu klären. Zwar kamen Barret und Vincent nicht immer so sensibel rüber, aber sie wussten ganz genau, wie es Cloud zumute war und wollten ihn nicht weiter provozieren. Und das war ihm nur recht.
 

Nach etwa drei Stunden Fußweg erreichten sie schließlich die Tore von Midgar. Cloud blickte sich nach einer Stelle um, an der sie am besten hineinkommen würden. Die Ruinen boten nicht wirklich viel Einlass. Ein paar Schritte um die alte Stadt herum ließen Cloud jedoch dennoch eine Möglichkeit entdecken „Hey, Vincent, Barret, hier!“, rief er und winkte die beiden herbei. Sie hatten auch gerade gesucht, waren aber in die andere Richtung gegangen. Als Cloud sie rief kamen sie zu ihm gerannt und blickten auf einen großen Riss in der Außenmauer.

„Sieht gut aus“, meinte Vincent und trat in die Ruinen herein. Cloud und Barret folgten im direkt. Es war dunkel zwischen all dem Schutt, aber wenn man sich bemühte, konnte man die einzeln durchbrechenden Sonnenstrahlen nutzen, um den vor einem liegenden Weg dennoch gut zu erkennen. Die Luft war stickig und staubig, überall wuchsen kleine Pflanzen, Unkraut, zwischen den Stein- und Schuttbrocken und hier herrschte eine leicht unangenehme Kühle.

Cloud schob sich an Vincent vorbei und bahnte sich seinen Weg. „Verdammt, ist da eng. Passt auf, dass ihr euch an nichts schneidet, hier ragen zum Beispiel überall abgebrochene Eisenstangen hervor.“, rief er zu seinen Freunden, die immer hinter ihm blieben. Als Antwort hörte er zustimmendes Gemurmel. Weiter ging es, die Hände immer zum Tasten voraus, bis sie alle bald auf eine Stelle stießen, an der es etwas aufgeräumter aussah. Ein großer Pfeiler ragte in die Höhe, er hatte wohl noch so einiges vor dem endgültigen Einstürzen bewahrt. Von hier an wurde es leichter, weiter zu gehen; die Wege waren freier.

Es krackte… War das die Säule, an der sie gerade eben vorbeigelaufen waren? Cloud drehte sich hektisch um und auch Barret und Vincent schauten über ihre Schultern zurück. Doch jetzt war nichts mehr zu hören. Misstrauisch verharrte Cloud noch einen Moment an Ort und Stelle und beobachtete, ob sich auch wirklich nichts rührte, was sich nicht rühren sollte. Vincent und Barret schritten wieder an ihm vorbei und da weiterhin nicht unauffälliges zu bemerken war, drehte auch er sich wieder um und ging weiter.

Und als ob das Unglück nur auf diesen Moment der Unachtsamkeit gewartet hätte, brach die Säule in der Mitte durch und bröckelte auseinander.

„MIST!“, wirbelte Cloud herum und sah sich das Problem an. „Los, lauft, sonst haben wir ernste Schwierigkeiten!“ Uns ohne Widerworte taten sie, was er gesagt hatte, selbstverständlich, sie wollten mit Sicherheit nicht unter Ruinen begraben werden. Und Cloud folgte ihnen, sah sich immer wieder um und biss sich auf die Unterlippe, als er nach oben blickte, zu der Platte, die nun immer weiter nach unten sank und drohte, die drei Reisenden zu erschlagen. Einzelne Betonbrocken und Stahlteile rasten auf den Boden zu und Barret, Vincent und Cloud mussten immer wieder schnell reagieren und ausweichen.

„Das fängt ja GANZ toll an“, beschwerte sich Barret, der sichtlich die Nase davon voll hatte. Staub war inzwischen aufgewirbelt und es war schwer, die Umgebung noch zu erkennen.

„Uff“, klang es durch den dreckigen Nebel und beinahe wäre Cloud über etwas gestolpert… Ein Blick zu Boden verriet ihm, dass es Vincent war, der dort lag.

„Vinc, alles in Ordnung?!“

„Ja doch, nur hingeflogen“, murmelte dieser, rappelte sich wieder auf und klopfte sich den Schmutz ab. Inzwischen war der Krach vorüber und jeder in Sicherheit. Die andere, untere Hälfte er Säule hatte noch so einiges abgefangen, was an größeren Stücken von oben herabstürzen wollte. Zum Glück, dachte sich Cloud, sonst wären sie verloren gewesen.

Grimmig blickte Barret zurück, er war misstrauisch: „Was ist, wenn das jemand mit Absicht gemacht hat?“

Cloud schüttelte den Kopf. „Nein“; murmelte er. „Die Säule ist von selber gebrochen, ich hab es gesehen!“ Dann ging er zügigen Schrittes wieder an beiden vorbei in die Richtung, die sie zu Hojos altem Labor führte. „Wir haben auch sowieso keine Zeit, darüber nachzudenken, also los jetzt!“, drängte er.

Der Staub hatte sich allmählich gelegt und die drei wussten wieder, wo es lang ging. Also zogen sie schweigend weiter, dicht zusammen.

Cloud versank unterwegs in Gedanken. Was war Aeris wohl in den letzten Tagen passiert? War sie überhaupt noch hier? Oder hatte sie Sephiroth abermals an einen anderen Ort gebracht, nach den etlichen verschwendeten Stunden, in denen Cloud an Kalm gebunden war? Sicher ging es ihr mit jeder Minute schlechter. Cloud konnte sich nicht zusammen reißen, er konnte nicht verhindern, dass ihm all diese Gedanken wieder und wieder durch den Kopf rasten, all die Bilder von Dingen, die Aeris bereits passiert sein könnten. Er hatte Angst um sie, aber da er vor seinen anderen Freunden nicht weiter zeigen wollte, wie sehr er litt, verschwieg er jeden Schmerz, den er verspürte. Seine Gefühle bedeuteten für ihn nur Schwäche und er entschied sich, dass er eben diese nicht Preis geben sollte.

Barret murrte stets vor sich hin, er hatte Marlene wieder mal alleine lassen müssen. Dabei hatte er ihr versprochen, solche gefährlichen Missionen nicht mehr zu übernehmen. Aber Vincent hatte erst um seine Hilfe gebeten und auf ihn gezählt. Und wenn Barret ehrlich war, freute er sich sogar darüber, dass ein wenig Abwechslung in den Alltag kam. Nur der Grund, dass Aeris entführt wurde, war nicht so erfreulich.

Vincents Gedanken drehten sich um Sephiroth. Fieberhaft überlegte er, wieso dieser wieder am Leben war? War etwas geschehen, das auch mit Aeris passiert war? Müsste dann nicht auch… Zack… Ein Blick schweifte zu Cloud, ob dieser den Gedanken vielleicht auch schon gefasst hatte. Aber dann blickte Vincent wieder geradeaus. Er entschied sich, lieber nicht nachzuhaken, vielleicht würde er damit nur unnötig Staub aufwirbeln, und davon hatten sie wirklich schon genug für heute gehabt.

So unterbrach nicht einer die momentane Stille. Wortlos gingen sie einfach voran, weiter und weiter…

In der Höhle des Löwen

In der Höhle des Löwen
 

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Alt und schäbig, aber dennoch stand es aufrecht da, das Shinra-Gebäude. Es befanden sich keine Fenster mehr in den zerschlissenen Rahmen, nur vereinzelte Scherben und Ecken standen noch ab, an denen man sich arg schneiden würde, wenn man nicht aufpasste. Einzelne Teile des großen Hauses fehlten ganz, waren heraus gebrochen, und alles wirkte trist, düster und tot.

Nur ganz oben, wenn man hoch hinauf blickte, sah man, dass die letzten paar Etagen vereinzelt wieder Fenster hatten und es brannte gar Licht.

„Sephiroth“, erklang Clouds zischende Stimme. Nun war er sich ganz sicher, dass sein Erzfeind hier sein und ihnen bald gegenüberstehen würde. Wut stieg ihn ihm auf, brodelte wie heiße Lava, als er daran dachte, dass Sephiroth Aeris einfach so entführt hatte. Sicher hatte er keine guten Gründe - keine, die nicht egoistisch wären oder selbstsüchtig. Voller Hass gegen ihn schnaubte Cloud und ging auf den Eingang des Gebäudes zu.

„He, Cloud!“, pfiff Vincent ihn wieder zurück. Der Blondschopf blieb noch einmal stehen und blickte über seine Schulter zurück. Auch Barret, der bis eben noch in Gedanken war, schaute nun ein wenig fragend auf. „Glaubst du nicht, dass Sephiroth uns bereits erwartet? Wir sollten den Hintereingang nehmen oder so etwas…“, führte Vincent seine Ansprache monoton fort.

In eben diesem Moment grummelte Barret und regte sich fürchterlich auf: „Nicht schon wieder, ich bin DAMALS schon diese verfluchten Treppen gelaufen! Ich kracksel nicht schon wieder 60 Etagen nach oben, das ist die Hölle! Das ist doch nicht normal!“

Vincent aber widersprach Barret: „Das wirst du wohl müssen… Wenn du nicht direkt in eine Falle von Sephiroth stürmen willst!“

„Argh, verflixt… Cloud, was sagst DU?!“

Wieder hing es an Cloud… genau wie vor sieben Jahren, als sie Aeris schon einmal aus diesem Gebäude befreiten. Einen Augenblick lang blickte Cloud zurück zu jenem Moment, als er, Tifa und Barret hier her gekommen waren und Cloud sich für den Hintereingang entschieden hatte, weil er Tifa nicht widersprechen wollte… Aber heute war Tifa nicht da! Und auf diese Treppen hatte er ebenso wenig Lust wie Barret. Vor allem hatte er das Gefühl, dass die Zeit eng wurde und die Sorge um Aeris schnürte ihm die Kehle zu. „Wir stürmen vorne herein…!“, nickte er entschlossen zu Barret, wandte sich um und ging wieder seinen Weg zum alten Shinra Gebäude.

Vincent schüttelte den Kopf und folgte den beiden.
 

Drinnen war es stickig, Staub brannte den dreien im Hals und in den Augen und es war schwer, zwischen all dem Schutt einen Weg in die oberen Etagen zu finden. Eins hatten sie wohl jedoch vergessen und Cloud eröffnete seine Gedanken: „Barret… wir werden wohl doch laufen müssen, oder glaubst du, dass hier auch nur ein Funken Technik funktioniert?“

Stille… Barret war entnervt. „Das… ist doch nicht…“

Vincent ging dennoch an beiden vorbei, eine Treppe hinauf und schritt auf die Aufzüge zu. Er murmelte zu den beiden hinter sich, deren verwunderte Blicke er im Nacken spüren konnte: „Sephiroth ist verwöhnt, er hat sicherlich wieder das nötigste in Gang gesetzt.“ Und damit schien er Recht zu behalten, denn nachdem er kurz auf den Knopf seitlich der Aufzugtür gedrückt hatte, leuchtete die Umrandung auf und man hörte ein schleifendes Geräusch vom Inneren des Aufzuges. „Sicher, er hat uns spätestens jetzt bemerkt, aber wenn wir schon vorne hereinstürmen, dann können wir es uns auch ganz gemütlich machen!“, meinte Vinc. Es hörte sich beinahe so an, als würde er schmunzeln, sein Tonfall war lässig und beinahe schon gut gelaunt.

Cloud zuckte kurz mit den Schultern, als wäre es ihm egal, wie sie es anpacken würden, und ging ebenfalls zu dem Aufzug. Barret stürmte an ihm vorbei um auch ja der erste zu sein, der herein ging, als sich dann die Türen öffneten. Vincent ignorierte das gekonnt, ließ Cloud noch vorbei und ging dann als letzter in den Aufzug. Die Türen schlossen sich wieder und Vincent blickte die Schaltfläche an. „Hmpf…“, brummte er. „Ich würde sagen, wir steigen eine Etage unter Hojos Laboretage aus…“

Cloud nickte, das schien ihm logisch. Aber Barret, launisch, brummte nur wieder, verlor aber dieses Mal kein Wort, er hatte es wirklich schon bequem genug und war immerhin zufrieden, dass er nicht wieder so viele etliche Treppen laufen musste, wie vor einigen Jahren, als das alte Avalanche gerade zu Grunde gegangen war.

Also drückte Vincent einen Knopf und betätigte damit die Funktion des Aufzuges, der dann einen Ruck machte und sich in Bewegung setzte.

Stumm lehnten sich alle an die metallfarbenen Wände und verschränkten die Arme vor der Brust. Cloud senkte den Blick und schloss stumm die Augen. Barret blickte nach oben auf die Anzeigetafel, die sie alle wissen ließ, wie weit sie bereit oben waren. Und Vincent blickte nachdenklich geradeaus ins Leere. Es war lange her, dass er sich in diesen Gemäuern aufgehalten hatte und er hatte sich eigentlich gewünscht, nie mehr wieder hier her kehren zu müssen. Aber die Umstände ließen ihm keine andere Wahl. Er konnte Cloud nicht im Stich lassen und Aeris ebenso wenig. Vor allem wollte er wissen, was Sephiroth vorhatte, er stellte wieder eine erhebliche Gefahr da, die es zu beseitigen galt.
 

Währenddessen hatte sich Yuffie sorgevoll um Nanaki gekümmert, dem es nach den wenigen Tagen deutlich besser ging. Er schritt durch das Haus in der Vergessenen Stadt und brummte vor sich hin: „Wir haben immer noch nichts von Vincent und Cloud gehört.“

„Und Tifa kann ich auch nicht erreichen, sie geht einfach nicht an ihr PHS!“, grummelte Yuffie mit.

„Und Cid?“

Yuffie schüttelte stumm den Kopf. Nein, Cid war auch nicht an die Strippe zu bekommen. Das war keine gute Antwort. Nanaki wirbelte einmal im Kreis herum und schien zu verzweifeln. „Wir sitzen hier fest und wissen nicht, was passiert ist. Wozu haben wir denn alle unser PHS?!“, klagte er.

Yuffie seufzte. Da klingelte es in ihrer Jackentasche. „…“ Ein Griff und sie hatte ihr PHS in der Hand. „Das ist Tifa…!“

„Dann geh doch dran, Yuffie!“, freute sich Nanaki, als er das mitbekam. Das musste er Yuffie allerdings nicht zweimal sagen, sie drückte bereits einen Knopf an dem kleinen Gerät und hielt es sich ans Ohr.

„Hey!“

„Konbanwa“, klang es vom anderen Ende. Es war tatsächlich Tifas Stimme. „Du hattest versucht, mich anzurufen, oder? Was ist denn los?“

Yuffie schnaubte: „Allerdings habe ich das! Sephiroth hat Aeris entführt und Nanaki und ich haben seit Tagen nichts mehr von Cloud und Vincent gehört, die ihn verfolgt haben!“

Stille… Tifa sagte nicht einen Ton. Sicher fühlte sie sich überrumpelt.

Nanaki dachte an die Worte von Vincent, als sie vor einer Weile kurz über Tifa gesprochen hatten und warum sie nicht mitgekommen war in die Stadt des Alten Volkes. Aeris war ihre Konkurrentin. Sicher war Tifa jetzt geschockt, dass Aeris wieder lebte. Und sicher noch geschockter über die Tatsache, dass Sephiroth wieder lebte. Stadt aber bei all diesen Dingen nachzuhaken fragte sie nur: „Wo sind sie denn?“

Das überraschte Nanaki ein wenig, aber irgendwie verstand er es auch. In Tifas innerem musste ein Orkan aus Klingen herrschen. Sephiroth war da… Aeris lebte… Und wie es Cloud erging war ungewiss! Das war sicher ein wenig zu viel. Aber Yuffie war da wirklich nicht sensibel vorgegangen, bestätigte sich Nanaki schweigend.

Geduldig warte er, bis Yuffie Tifa alles erklärt hatte. Es dauerte eine ganze Weile und Yuffie wiederholte sich oft, weil Tifa immer wieder ungläubig nachfragte. Vor allem hielt sie eine Weile inne, als sie erfuhr, dass sie nun in Midgar waren und vermutlich in Hojos altem Labor.

Als das Thema aufkam, dass Sephiroth Nanaki verletzt hatte und Yuffie ihn die letzten Tage wieder aufgepäppelt hatte, wurde Tifas Stimme noch ein Stück trauriger.

Nanaki ging nah an Yuffie heran und sprach in Richtung des Gerätes: „Heh, mach dir keine Sorgen, ich bin wieder topfit.“ Aber das schien Tifa auch nicht wirklich zu beruhigen.
 

Etwa eine halbe Stunde redeten die beiden jungen Frauen über PHS und Nanaki lauschte jedem einzelnen Wort. Als das Gespräch endlich beendet wurde, legte Yuffie auf und blickte ihn an. „Tifa meinte, Cid sei bei ihr und die beiden kommen mit einem kleinen, neuen Flugzeug her, um uns abzuholen.“

Nanaki, der sich zwischenseitlich hingesetzt hatte, stand nun wieder auf. „Folgen wir dann Cloud und Vincent?“, fragte er voller Elan.

Yuffie nickte. „Das werden wir wohl.“

Und Nanaki nickte zufrieden.
 

Es gab wieder einen auffälligen Ruck und der Aufzug öffnete seine Türen, damit die drei Insassen Auslass fanden. Cloud ging voran. Sein Blick schweifte etwas irritiert umher. Hier war alles hergerichtet, als hätte nichts jemals Schaden genommen. Sephiroth musste wahrlich schon eine ganze Weile hier gewesen sein. Unpraktisch, sicher hatte er eine Menge Informationen und Vorteile durch Hojos altes Labor erhalten, auch, wenn bestimmt über die Jahre einiges verloren gegangen war.

Nicht einer der drei gab auch nur einen Mucks von sich, jeder wusste, was der andere dachte, als sie den Korridor zu den Laborräumen entlang schritten. Nicht einmal Staub lag hier in der Luft, wo er sich doch in den unteren Etagen nur so gesammelt hatte. Man konnte es hier beinahe als wohnlich umschreiben, wenn es nicht gerade ein Labor gewesen wäre.

Cloud, der an der Spitze ging, gelang an das Ende des Ganges in den ersten, etwas größeren Raum, der voller Geräte, Behälter, Tanks, in denen Hojo zu Lebzeiten Subjekte aufbewahrte. In einem größeren hatte Cloud und co. Damals Nanaki entdeckt. Aeris hatte nie verstanden, wie Hojo diese Wesen alle einsperren konnte. Aber all diese Gedanken und alten Erinnerungen, die Cloud nun gerade durch den Kopf schossen, brachten ihn auch nicht wirklich weiter. Er musste nachdenken, wo Sephiroth Aeris gefangen halten konnte. Wo nur…

Er hielt inne, in der Mitte des Raumes, und grübelte, als Barret ihm eine Hand auf die Schulter legte. „Erinnerst du dich an die kleinen Zellen, in denen wir alle mal getrennt gefangen gehalten wurden? Vielleicht ist Aeris dort! Ich gehe nachschauen, Sephiroth wird ja wohl kaum persönlich vor der Türe stehen und sie Tag und Nacht bewachen.“, schlug er vor.

Cloud blickte ihn ein wenig skeptisch an, aber er musste Barret recht geben. Möglicherweise hielt Sephiroth Aeris tatsächlich dort gefangen. Und wenn Cloud und Vincent nun woanders suchten, war es wahrscheinlicher, dass sie auf ihren gemeinsamen Feind treffen würden. Also könnte Barret auch alleine gehen. Stumm nickte der Blondschopf. Barret zögerte nicht und verschwand wieder in dem Gang, aus dem die just eben erst gekommen waren.

„Vincent“, murrte Cloud jetzt. „Lass uns nach oben. Damals war Aeris dort…“

Vincent murmelte zustimmend. Folglich schritten beide zu dem Aufzug am anderen Ende des Raumes. Zufrieden stellten sie fest, dass auch dieser fehlerfrei funktionierte. Die Tür öffnete sich, Cloud und Vincent traten ein und fuhren eine Etage höher. Dort angekommen stiegen sie wieder aus und betraten die anderen Laborräume des verstorbenen Professors. Es blubberte von allen Seiten aus etlichen Tanks, die mit Mako gefüllt waren, Maschinen piepsen, aber es war nichts von Aeris oder Sephiroth zu sehen. Allmählich wunderte sich Cloud, warum sie bissher noch nicht auf ihren Feind gestoßen waren. Leider, so wurde ihm bewusst, mussten sich alle darauf gefasst machen, dass er ihnen eine Falle gestellt hatte. Es war unmöglich, dass er sie noch nicht bemerkt hatte, wo sie doch die Aufzüge benutzt hatten.

Langsam schritten die beiden Kämpfer weiter und schauten leicht angeekelt in die Tanks. Wenige waren gefüllt mit verschiedensten Körperfetzen und die meisten davon konnte man gar nicht identifizieren. Was plante Sephiroth hier nur? Was?! Aber es wollte Cloud nicht in den Sinn kommen. Verwirrt schüttelte er den Kopf, blieb an einem Tank stehen und beobachtete nachdenklich die blubbernde Mako-Flüssigkeit in diesem.

Vincent ging derweil bereits ein wenig voran. Es schien ihn doch eher weniger zu interessieren, was hier vor sich ging – oder er wollte es sich nicht anmerken lassen…

Plötzlich konnte man ein lautes Krachen vernehmen, wie von Metall, dass in ein Schloss fiel. Ein Tank? Eine Stahltür?

Vincent machte ein, zwei Sprünge zu Cloud, packte ihn am Oberarm und zerrte ihn hinter einen der großen Behälter. Platz war rar hier, es war ziemlich eng, und dennoch quetschten sich die beiden gut versteckt zwischen Tank und Wand. Cloud blickte Vincent irritiert an, was sollte das? Aber als dieser seinen Blick bemerkte, legte er einen Finger auf die Lippen und bedeutete Cloud damit, zu schweigen.

Schritte… kräftig, laut, schnell und zielstrebig. Ein Schatten traf die Wand neben Cloud. Vorsichtig riskierte er einen Blick und sah, zunächst geblendet von dem Licht eines Glasbehälters, eine große Gestalt in seiner Nähe stehen. Ein langer, schwarzer Mantel, ein Schwert am Gürtel und lange silberne Haare. Cloud verschlug es die Sprache, es war tatsächlich Sephiroth. Suchte er sie gerade? Nein, er ging wieder weiter, murmelte etwas von Experimenten und Keller… Anscheinend hatte er die Eindringlinge noch nicht bemerkt. Er verließ den Raum mittels des Aufzuges. Hoffentlich würde Barret ihm nicht direkt in die Arme laufen.

Cloud wartete einige Sekunden, als die Luft rein war, und kletterte dann wieder hinter dem Tank hervor. Ein Blick schweifte zu Vincent, der ihm direkt folgte. „Von wo kam er?“, war die erste Frage des Blondschopfes.

„Von dort drüben, dem Gang, der in die hinteren Laborräume führt.“, antwortete Vincent. „Anscheinend weiß er noch nicht, dass wir hier sind. Sonst wäre er ganz anders, nicht so beschäftigt.“

Cloud brummte, das war ihm nun egal. Mit einem guten Gefühl im Bauch rannte er in den Gang, auf den Vincent noch deutete, und blickte sich um. Anders als unten befanden sich nun überall Türen und weiter hinten, am ende des Korridors, eine Glaswand, durch die man wohl in einen der vielen Räume hier hineinschauen konnte. Eben dies weckte Clouds Neugierde. Schweigend ging er darauf zu. Vincent folgte ihm, nicht minder stumm.

Vor der Glasscheibe zum stehen gekommen hielt Cloud die Luft an und stolperte ein Stück zurück. Seine Augen weiteten sich und seine Gesichtsfarbe ging in ein aschfahl über. Vincent verstand nicht und stellte sich neben ihn, um ebenfalls einen Blick in den Raum zu riskieren. In jenem Moment, in dem er das tat, erstarrte auch er und schaute ebenso schockiert… was war Sephiroth nur für ein Monster?...

Die Rettung

Die Rettung
 

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Vincents Blick glitt zu Cloud, der nun überhaupt nicht mehr zum Reagieren in der Lage schien. „Verdammt, wir müssen sie da raus holen!“, sagte er ernst, aber der Blondschopf atmete nur kurz und kraftvoll aus.

Noch immer starrte er durch die Glasscheibe in den Raum, in dem Aeris sich befand… bewusstlos, wie es schien, in Ketten gelegt, Schnittwunden am ganzen Körper, blaue Flecken und Schrammen. Die Eisenketten schürten ihren Brustkorb an die Wand und alles, was sie machen konnte, war, auf dem Boden zu knien. Die Arme waren nach oben gestreckt und ebenfalls an den Handgelenken an der Wand verankert.

Cloud begann zu beben, zu zittern vor Wut, machte dann einen Satz auf die schwere Eisentür neben der Glasscheibe und rüttelte an ihr – vergeblich. „Mist, dieser Dreckskerl…!“, fluchte er, ohne wirklich auf seine Lautstärke zu achten.

Aber Vincent herrschte ihn nicht an, leiser zu sein. Er verstand nur zu gut, was Cloud in diesem Moment durchmachte und war sich sicher, dass er selbst nicht anders reagieren würde, würde es beispielsweise um Lucretia gehen. Er zog seine Waffe – Cerberus – und schoss ungehemmt auf die Glasscheibe, die in zig kleine Splitter zersprang. Zum Glück hatten die Kugeln eine solch gewaltige Durchschlagskraft. Aber nun hatte Sephiroth sicher etwas mitbekommen, ganz gleich, in welchem Teil des Hauses er sich auch befinden würde. Vincent trat an die zerstörte Scheibe und winkte Cloud heran: „Los, machen wir, dass wir sie hier weg bekommen!“

Das hätte Vincent Cloud nicht sagen müssen, es war deutlich überflüssig gewesen. Cloud sprang in den Raum, ungeachtet dessen, dass er an den noch übrigen Scherben und Splittern im Rahmen entlangschrammte und sich die Haut damit aufriss. Er spürte den Schmerz nicht, er bekam ihn überhaupt nicht mit, als wäre er nicht da, nicht vorhanden. Sein Fokus war auf Aeris gerichtet, sie war alles, auf das er sich überhaupt konzentrierte. Wutentbrannt zerrte er an den Handfesseln, rüttelte an den Verankerungen in der Wand und fluchte, als sich nichts rührte. Dann atmete er tief durch, zog sein Schwert und versuchte, mit der Spitze seiner Klinge in en Schlössern herumzubohren. Endlich gab es ein klickendes Geräusch… und noch eines, bis alle Ketten gelöst waren. Aeris fiel nach vorne und zum Glück stand Vincent bereits parat, um sie aufzufangen.

Ein leises Wimmern war von ihr zu vernehmen. Cloud kniete sich zu ihr herunter, legte eine Hand an ihr Kinn und hob ihr geschändetes Gesicht an. Zwar zuckten ihre Lider, doch sie öffnete ihre Augen nicht. Seufzend rief er leise ihren Namen, blieb aber ohne Erfolg. Noch ein Versuch, als er sacht mit dem Handrücken über ihr Gesicht strich und die tränennassen Stellen an ihren Wangen spürte. „Das wird er bereuen…“, knurrte er.

„Wird er auch, aber bevor er uns hier erwischt, sollten wir lieber verschwinden. Verschwenden wir nicht noch mehr Zeit!“, mahnte Vincent.

Grummelnd stand Cloud auf. „Und Barret?“

„Der wird sich schon seinen Weg gebahnt haben.“

Cloud nickte und blickte Vincent einen Moment lang stumm hinterher, als dieser, mit der bewusstlosen Aeris auf seinen Armen, wieder durch den Rahmen aus dem Raum kletterte. Dann schritt er schweigend hinterher. Was hatte Sephiroth sich da nur gewagt? Was hatte er Aeris da angetan? Das würde Cloud ihm niemals verzeihen können. Erst hatte er sie umgebracht und jetzt, wo sie wieder lebte, quälte er sie so. Wozu? Wie konnte man in seinem Charakter nur so dermaßen verdorben sein? Clouds Augen flammten auf, er würde die Antworten schon noch aus Sephiroth herausprügeln, wenn die Zeit reif sein würde. Aber jetzt, das war ihm selber klar, musste er sich zusammenreißen, sich zurückhalten und Aeris in Sicherheit bringen.

Keiner kam ihnen auf dem Weg zurück zum Aufzug entgegen. So stiegen Vincent und Cloud ein, wenn auch ein wenig misstrauisch. Die Türen öffneten sich wieder, als sie eine Etage tiefer ankamen und schon stolperte ihnen Barret entgegen. Cloud wäre beinahe umgefallen und schob Barret, der völlig außer Atem war, wieder zurück, damit Vincent Platz hatte, Aeris aus dem Aufzug zu tragen.

„Was ist los?“ Der Blondschopf war ein wenig beunruhigt.

Barret knurrte aufgeregt: „Sephiroth, beinahe hätte er mich entdeckt. Der lungert hier herum, ich hab aber auf den Aufzug geschaut, wo er hin möchte. Er wollte in den Keller, ganz sicher.“ Dann fiel sein Blick auf Aeris. „Was zum…“

Cloud senkte den Blick und er und Vincent schwiegen.

„Teufel, dem werde ich die Hölle heiß machen!“, raunte Barret und machte kehrt, um zu den Aufzügen zu gelangen, die einen in die weiteren unteren Stockwerke brachten. Aber Cloud holte ihn ein, stellte sich vor ihn und versperrte ihm den Weg, indem er die Arme zu den Seiten ausstreckte. Emotionslos schüttelte er den Kopf. „Nein, wir müssen erst Aeris hier raus bringen. Sephiroth darf uns nicht bemerken, ehe wir wieder weit genug weg von Midgar sind.“

Das missfiel Barret sichtlich, aber auch unter seiner rasenden Wut musste er Cloud Recht geben. Würden sie jetzt gegen Sephiroth kämpfen, wären sie mit dem Handicap namens Aeris im Nachteil.

Vincent trat zu ihnen und nickte zu den beiden Aufzügen. „Wir nehmen den linken. Schnell!“

Cloud drehte sich irritiert um. „Warum?“, wollte er wissen, aber als er sah, dass die Anzeigetafel des rechten Aufzuges leuchtete, hatte er seine Antwort bereits gefunden. „Sephiroth… Mist, los, Beeilung!“, befahl er. Schnell drückte er auf den Knopf, der die Tür des linken Aufzuges öffnete. Dann wartete er, bis Vincent und Barret hineingegangen waren und folgte ihnen erst dann. In dem Moment, in dem sich die Tür wieder schloss, hörte er, wie ein leises Klingeln ankündigte, dass der andere Aufzug an dieser Ebene angekommen war. Es war knapp, aber sie hatten es anscheinend in aller letzter Sekunde geschafft.

Wieder sagte niemand ein Wort und so was nur das leise Surren des Aufzuges zu hören, der die vier Insassen mit hoher Geschwindigkeit nach unten beförderte.

Cloud lehnte sich an die Wand und blickte zu Aeris. Noch immer war sie nicht bei Bewusstsein. Noch immer steckte der Schock in seinen Knochen, er hätte nicht die Kraft gehabt, Aeris zu tragen. Daher war er froh, dass Vincent diese Aufgabe übernommen hatte.

Vincent… Er starrte nur stumm zur Tür… Er blinzelte nicht einmal. Nur Barret grummelte hin und wieder vor sich hin und ihm merkte man am deutlichsten an, wie aufgebracht er eigentlich war. Aber das war jeder einzelne von ihnen. Jeder der drei Männer in diesem Aufzug verspürte einen unglaublichen Hass Sephiroth gegenüber, sowie den Drang, sich an ihm zu rächen. Keiner verstand auch nur ansatzweise, wie er so mit Aeris hatte umspringen können. Es war unmenschlich. Aber was konnte man schon anderes von diesem Dämon in Menschengestalt erwarten?

Der Aufzug machte einen Ruck, er hatte angehalten. Die Türen öffneten sich und gaben den Weg zum Ausgang frei. Ohne zu zögern, um nicht noch mehr Zeit zu verlieren, schritten Vincent, Barret und Cloud die Treppen hinab und aus dem Shinra-Gebäude heraus. Hier lag wieder dicker Staub in der Luft und die Ruinen prägten die Umgebung.

Ein Klirren! Ein Blick herauf verriet, dass ein Fenster zu Bruch gegangen war, weiter oben. Ein Stuhl eilte zu Boden, ein alter und schäbiger, und zerschellte einige Meter entfernt von der kleinen Menschengruppe in zig Holzsplitter. „Er hat uns bemerkt“, merkte Vincent leise an. Cloud nickte und ging weiter. Jetzt mussten sie sich noch mehr beeilen. Barret sagte kein Wort zu alledem. Er knurrte und grummelte nur stets vor sich hin. In Gedanken jagte er Sephiroth unzählige Kugeln durch den Leib und schimpfte ihn dann triumphierend lachend Bleimonster. Am liebsten wäre er direkt wieder umgekehrt um diesem Irren, wie er ihn betrachtete, die Leviten zu lesen. Aber er blieb vernünftig. Er folgte weiterhin Cloud und Vincent mit Aeris.
 

„Wir haben ganz schon glück gehabt, Vinc“, brach Cloud nach einer Weile die drückende Stille. „Sephiroth hat uns noch nicht geschnappt, aber erinnerst du dich an den Weg, auf dem wir hier her gekommen sind? Sicher ist er völlig blockiert. Die Säule ist immerhin zur Hälfte eingestürzt.“

Vincent murrte. „Du hast recht, wir werden einen anderen Weg finden müssen!“, murmelte er.

Nun gab auch endlich Barret seinen Senf dazu: „Ich glaube, ich habe kurz nach der Säule eine enge Abzweigung gesehen, aber ich konnte es wegen dem Staub nicht genau erkennen.“

„Wir werden es wohl drauf ankommen lassen müssen“, meinte Cloud. Und damit war es beschlossen.

Es war nicht mehr weit, bis zu der Stelle, über die Barret gesprochen hatte. Nur um ein paar Ecken, über ein klein wenig Schutt und durch Ruinen. Binnen von Minuten waren sie tatsächlich dort angelangt, wo sie ankommen wollten und Barret hatte sich zum Glück nicht geirrt. Dort war tatsächlich ein schmaler, freier Durchgang. Cloud schaute hindurch und gab grünes Licht. „Sieht so aus, als kämen wir hier um einiges weiter.“ Entschlossen kletterte er voran. Barret folgte ihm. Aber Vincent blieb ein wenig ratlos vor dem Spalt stehen.

„Cloud!“, rief er den Blondschopf zurück. „Nimm mir mal Aeris ab! Sonst komme ich hier nicht weiter.“

Inzwischen hatte Cloud sich wieder genügend gefangen, der Schock war ein wenig aus seinen Gliedern gewichen und so trat er entschlossen wieder zu dem Spalt und streckte die Hände aus. Vincent reichte ihm den geschwächten Körper von Aeris und Cloud hielt sie stumm und fest in seinen Armen. Eine Art Beschützerinstinkt wachte in ihm auf, als er noch einmal sah, wie sie zugerichtet war und er nun die Aufgabe hatte, sie sicher aus diesem Gefahrenfeld zu bringen. Entschlossener denn je war er nun, sie mit allem zu verteidigen, was er hatte und bieten konnte. Nie wieder wollte er so eine Schwäche zeigen, dass jemand die Chance dazu hatte, sie um ihr Leben zu bringen – ihr wertvolles Leben…

Vincent stand bereits wieder neben ihn und rüttelte ihn aus seinen Gedanken: „Du übernimmst also?“

Cloud sah ihn irritiert an.

„Na… Aeris meine ich…“

Nun verstand er und nickte stumm.

„Kommt ihr jetzt, oder was?!“, rief Barret, der schon einiges an Vorsprung erreicht hatte. Und Vincent und Cloud setzten sich direkt wieder in Bewegung.

Die Zeit verging, Minuten, Stunden, ohne, dass die drei einen Ausweg aus den Ruinen Midgars fanden. Und während all dieser Zeit sprach wieder keiner auch nur ein Wort. Sie hatten sich nichts zu sagen und waren auch eher darauf konzentriert, auf der Hut zu sein, jetzt, wo sie sich sicher sein konnten, dass Sephiroth sie bemerkt hatte. Garantiert war er ihnen direkt auf den Fersen, einen Halt oder eine Pause konnten sie sich nicht erlauben. Trotz dessen, dass es hier ohnehin dunkel war, wurde es immer düsterer. Es wurde Abend, bald würden sie die Hand vor Augen nicht mehr sehen können. Und allmählich wurde Aeris schwer in Clouds Armen.

Ungünstiger Weise begann bald sein Kopf wieder höllisch zu schmerzen. Er hatte schwören können, dass er seine Verletzung auskuriert hatte, als er die zwei Tage in Kalm vergeuden musste. Aber anscheinend war dieser Stress wohl doch noch zu viel für ihn gewesen. Ihm verschwamm die Sicht vor Augen und er begann zu keuchen. Und als er auf die Knie fiel, noch immer aber Aeris sicher in seinen Armen, drehten sich Vincent und Barret zu ihm um.

„Verdammt, so kann das nicht weitergehen“, maulte Barret.

Vincent kniete sich zu Cloud und nahm ihm Aeris ab. „Wir werden uns ein Versteck hier suchen müssen. Du kannst nicht weiter.“

Aber Cloud schüttelte widerwillig den Kopf und rappelte sich wieder auf. „Unsinn“, trotzte er. „Aeris… muss hier…“

„Ja, sie muss hier weg, ist klar“, unterbrach ihn Barret. „Aber wenn du dafür zurückbleibst, haben wir genauso viele Verluste gemacht wie Gewinne, Schwachkopf!“ Grummelnd packte er den Blondhaarigen unter dem Arm und stützte ihn für einige Schritte, bis er ihn in ein kleine, kurze Sackgasse geführt hatte.

Cloud wehrte sich nicht weiter, er war gar nicht mehr dazu in der Lage. Der Schmerz, dieser stechende Schmerz, der so plötzlich wieder aufgetreten war, hatte ihn völlig übermannt. Er hatte gar nicht mehr damit gerechnet. Er verlor die Fähigkeit, klar zu denken und alles um ihn herum wahrzunehmen. So war es für Barret ein Leichtes, ihn an einer noch stehenden Häuserwand zu Boden zu drücken und in eine sitzende Position zu bringen.

Vincent war den beiden natürlich auch hier her gefolgt und legte Aeris neben Cloud sachte auf den Boden. „Ruht euch aus, ich werde aufpassen, dass nichts passiert.“

„Quasi Wache halten?“, hakte Barret nach.

Vincent schickte ihm einen bestätigenden Blick.

Barret setzte wieder an: „Gut, dann wechseln wir nach einer Stunde. Ich bleibe direkt bei Cloud und Aeris.“

Vincent wandte sich als Antwort auf Barrets Forderung stumm um und verließ die kurze Sackgasse. Schon war er hinter der Ecke verschwunden. Barret blickte auf die Uhr, murrte leise vor sich hin und setzt sich dann neben die anderen beiden. Stumm lauschte er, wie Cloud noch leise vor sich hin sprach, dass er alles wieder gut machen würde, was Aeris passiert war, ehe dieser dann völlig das Bewusstsein verlor.

„Gna, hoffentlich geht das gut“, raunte Barret zu sich selber, dann blickte er zu Aeris. Mitleid und Aggression erfüllten seinen Blick. Auch er nahm sich vor, Sephiroth dafür büßen zu lassen. Bei solchen Ungerechtigkeiten konnte er noch nie wegschauen.

Ein schmerzhaftes Wiedersehen

Ein schmerzhaftes Wiedersehen
 

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Schritte… zügige Schritte hallten ein wenig entfernt auf den alten Ruinen und den Steinen. Cloud öffnete die Augen. Vincent saß neben ihm, er schlief, und auch Aeris war noch nicht wieder aufgewacht. Wo war Barret? Cloud stand auf und rieb sich den steifen Rücken. Seinem Kopf ging es wieder besser, die Schmerzen waren völlig verschwunden und er spürte, wie frische Energie durch deinen Körper strömte.

Dort drüben, da war Barret, er saß an der Ecke ein wenig weiter entfernt und schien ebenfalls in einen festen Schlaf gesunken zu sein. Aber wessen Schritte hörte Cloud dann? Mit einem Schwung zog er sein Schwert und ging zu Barret herüber. Wenn Sephiroth sie gefunden hatte, dann… Cloud wollte es sich nicht ausmalen. Er blieb stehen und lauerte hinter der Ecke.

„Barret!“, hörte er in eben diesem Moment eine Frauenstimme rufen. Barret grummelte, öffnete die Augen und schien noch nicht ganz fähig zu sein, seine Umgebung zu registrieren.

Cloud trat hervor und stand mit einem Male Tifa gegenüber. „Was…!“, begann er stockend seine Frage.

Tifa wusste, wo drauf er hinaus wollte. „Yuffie hat mir über PHS alles erzählt. Cid und sie warten draußen, vor den Toren von Midgar und Nanaki und ich sind herein gegangen, um euch zu suchen.“

Cloud schwieg und schaute an Tifa vorbei. Nanaki war auch hier? Aber Cloud konnte ihn nirgends entdecken.

„Nanaki ist nicht weit weg, wir haben uns an einer Abzweigung getrennt.“, erklärte Tifa, als könnte sie Clouds Gedanken lesen.

Barret stand nun endlich auch auf. „Woah, Tifa… Nett, dich wieder zusehen.“

Aber Tifa winkte ab: “Keine Zeit für freundliche Begrüßungen, tut mir leid, Barret.“ Sie lächelte und wandte sich um. „Ich werde Nanaki herholen, wartet hier.“ Schließlich lief sie los um zu tun, was sie gesagt hatte.

Cloud blickte ihr schweigend hinterher. Er hatte sie sehr, sehr lange nicht mehr gesehen. Er hatte sie lediglich vor ungefähr einer Woche per PHS erreicht und wie jedes Jahr erfolglos gefragt, ob sie mit wolle in die Stadt des Alten Volkes, wo Aeris damals gestorben war. Aber dass er ihr gegenüber gestanden hatte, das war etliche Monate her. Erst jetzt merkte er, wie sehr er sie eigentlich vermisst hatte.

Seufzend ging er zurück in die kleine Gasse, um Vincent zu wecken. Er kniete sich zu ihm, legte eine Hand an seine Schulter und rüttelte ein wenig an ihm. „Heh, Vincent, genug geschlafen!“

Clouds Blick fiel kurz auf Aeris, die daneben lag. Ihre Wunden mussten unbedingt behandelt werden, einige von ihnen bluteten viel zu stark, als dass sie das auf Dauer aushalten würde. Und sie mussten gereinigt werden. Nachdenklich betrachtete Cloud ihr Gesicht. Würde jetzt wieder alles so kompliziert sein, wie damals, als er Aeris gerade erst kennen gelernt hatte? Würde wieder so ein Gefühlschaos entstehen? Es musste eine Lösung geben…

„Du siehst ja fertig aus“, rüttelte Vincent Cloud aus den Gedanken. „Nicht genug ausgeruht, oder was?!“ Er klang ein wenig verwundert, immerhin war es wieder hell und es mussten etliche Stunden vergangen sein. Vincent hatte so einige Male mit Barret beim Wache halten gewechselt. Umso seltsamer war es, dass Cloud nach dieser ganzen Zeit noch immer so erschöpft drein blickte.

Barret stand plötzlich neben ihnen und murrte: „Wir müssen gleich weiter. Tifa ist hier, sie holt Nanaki, der auch irgendwo in Midgar nach uns sucht. Draußen warten Cid und Yuffie.“

Vincent hörte Barret aufmerksam zu und schaute dann wieder Cloud an. Jetzt verstand er, was Cloud so erledigte. Er hatte immer schon gemerkt, dass er zwar etwas für Tifa empfand, aber Aeris auch nie loslassen konnte, weil sie ihm ebenso wichtig war. Jetzt würde es höllisch kompliziert für den Blondschopf werden. Vincent bemitleidete ihn sogar ein wenig. Ohne weitere Fragen zu stellen stand er auf und klopfte sich ein wenig Staub und Dreck von den Klamotten.

Der Blick von Barret galt nun ebenfalls Cloud, der vor Aeris hockte und sie wieder wie am Abend zuvor auf die Arme nahm. Auch der kräftige Braungebrannte verstand, wie es in Clouds Gefühlswelt aussehen musste und auch er sagte nicht einen einzigen Kommentar dazu. Es würde alles nur noch schlimmer machen, auch, wenn es eigentlich helfen sollte. Es war besser, wenn sie Cloud in Ruhe lassen würden.

Cloud stand mit Aeris auf den Händen wieder auf. Sein Herz begann abermals zu rasen, als er ihre Nähe und Wärme spürte und auch der Beschützerinstinkt erwachte von neuem. Aber all das wurde durch die Frage gebremst, was Tifa denken und sagen würde, wenn sie sehen würden, dass er Aeris trug. Kopfschüttelnd weigerte sich Cloud, weiter darüber nachzudenken. Er war ja nicht so, dass es gleich etwas bedeuten musste, wenn er sich um Aeris kümmerte. Und selbst wenn es das tun würde, in diesem Moment sollte es Cloud recht sein, irgendetwas zog ihn mehr zu Aeris, als zu Tifa, so Leid es ihm auch für seine Freundin aus Kindertagen tat.

Vincent und Barret traten wieder aus der Gasse und Tifa traf ebenso mit Nanaki ein. Cloud ging zu den vieren herüber und wie erwartet, erntete er einen nicht genau definierbaren Blick von Tifa. Etwas von Schmerz lag in ihren Augen, aber sie schwieg und schaute schnell wieder weg, um zu verbergen, was in ihr vorging.

Hingegen Nanaki riss die Augen auf, als er Aeris betrachtete. „War das Sephiroth?!“, sagte er sorgevoll. Cloud nickte stumm und Vincent fügte sich in das Gespräch ein: „Ja, allerdings. Er hatte sie in einem Raum gefangen gehalten, in Ketten gelegt. So haben wir sie vorgefunden. Seit dem ist sie nicht ein Mal wieder bei Bewusstsein gewesen.“

Nanaki murrte. „Also wird es Zeit, dass wir sie her raus bringen.“

„Das brauchst du uns nicht zu sagen, das wissen wir auch selber“, polterte Barret, der das in den letzten paar Stunden schon oft genug gehört hatte. Nanaki verdrehte die Augen und Vincent ging stumm an allen vorbei. Erst dann setzten sich auch die anderen in Bewegung. Nur Tifa blieb einen Moment lang stehen und schaute Cloud hinterher. Wortlos… Solange, bis Nanaki sie rief: „Tifa, was ist, kommst du?!“ Sie nickte und rannte hinterher.
 

Tifa und Nanaki kannten den Weg und konnten die anderen schnell aus Midgar herauslotsen. Die Sonne stand bereits wieder hoch am Himmel, es war sehr viel Zeit vergangen, seit Vincent, Cloud und Barret die Ruinen dieser Stadt betreten hatten.

Draußen kamen Yuffie und Cid auf sie zu, völlig aufgeregt, plapperten über Aeris’ Zustand und wie Cloud und Vincent es nur gewagt hatten, Yuffie und Nanaki auf dem Eiskontinenten zurückzulassen. Cloud hörte weg, es war ihnen egal, wie sehr die anderen sich beklagten und welchen Wirbel sie machten. Er wollte endlich an einen Ort, wo er Aeris in Sicherheit bringen und wieder gesund pflegen konnte. Also ging er einfach weiter, weg von all der Aufregung, und steuerte Kalm an. „Heh, Cloud, jetzt warte doch mal auf uns!“, hörte er Barret schimpfen, aber er ignorierte es.

Die anderen hatten ihn schon nach einigen Schritten eingeholt. Tifa lief schweigend neben ihm her, ohne aber viel Abstand zu halten. Immer wieder schaute sie für nur wenige Sekunden in Aeris’ Gesicht, ab und an seufzte sie dann, schaute danach Cloud an. Aber sie bekam keine Aufmerksamkeit. Er schien total am Boden zerstört, dass es Aeris so mies ging und Tifa genau das mitbekam.

Er war völlig durcheinander mit seinen Gefühlen, am liebsten hätte er sich mit Tifa ausgesprochen, aber aus Angst, sie zu verletzen oder alles noch schlimmer zu machen blieb er weiterhin ebenso stumm wie sie. Also lauschte er nebenbei Barret und Cid, die ein kleines Gespräch begonnen hatten.

„Und wie kommt es, dass du mit Tifa unterwegs warst?“, fragte Barret irgendwann.

Cid antwortete grinsend: „Ach, ich musste irgendwem von ner neuen Rakete erzählen, die gebaut wurde und Tifa war am nächsten in der Costa de Sol.“

„Hä? Was hat sie denn DA gemacht?“

Cloud wurde hellhöriger. Tifa war wo gewesen?! Stand dort nicht die Villa, die er mal jemandem abgekauft hatte? Aus den Augenwinkel schaute er zu dem dunkelhaarigen Mädchen, das neben im her lief. Sie hatte den Blick gesenkt, anscheinend hatte sie auch gehört, was Cid erzählt hatte.

„Was soll denn die Frage, sie ist doch jedes Jahr dort, wenn Cloud zum Eiskontinenten aufbricht!“

Cloud blieb abrupt stehen. Tifa drehte sich um und blickte ihn an, als wolle sie sich entschuldigen.

„Warum…“, hakte Cloud ein wenig verwirrt nach.

„Weil…“, begann Tifa. „Weil ich mich dort wohl fühle, wo du wohnst. Aber wenn du da bist, dann willst du mich nicht im Haus haben…“

Cloud seufzte. Nun war alles noch viel komplizierter. Tifa schlief also seit Jahren immer in seinem Haus, wenn er fort war, ohne, dass er je davon erfahren hatte.

„Mist…“, murrte Cid, als er sich umdrehte und zu Cloud und Tifa zurücksah. „Hab’ mich wohl verplappert. Tifa, wusste das denn sonst niemand?!“

In diesem Moment räusperte sich Yuffie: „Ich schon…“

„Was?!“ Tifa sah irritiert zu ihr. „Wie… ich habe dir nie davon erzählt. Woher weißt du davon?“

Ein wenig verlegen schaute Yuffie zu Boden, legte die Hände hinter den Rücken und scharrte mit einem Fuß im Dreck herum. „Naja… ich wollte auch mal in so einer Villa wohnen, wenigstens für ein paar Tage. Ich wollte auch dorthin, als Cloud das erste Mal weg war. Aber du warst schon da. Und das nächste Jahr auch. Und das Jahr danach genauso…“

Cloud schüttelte den Kopf. „Auf euch ist ja wirklich sehr viel Verlass!“ Mit enttäuschter Miene ging er wieder an allen vorbei und steuerte weiter auf Kalm zu. Es war nicht mehr weit, nur noch wenige Minuten, und er könnte Aeris endlich in Barrets Haus bringen und dort in ein Bett legen. Widerwillig verdrängte er also die Gedanken an die letzten paar Minuten, die sich in den Vordergrund drängen wollten. Er hörte, wie Yuffie ihm nachschimpfte, er solle seinen Freunden auch mal etwas gönnen, und wie Vincent sie wieder zu beruhigen versuchte, aber auch dieses Mal ignorierte er all das. Er wusste nichts besseren und es war ihm im Moment auch völlig egal, welche Prioritäten seine Freunde hatten…

Freunde? Waren sie seine Freunde, wenn sie sein Hab und Gut für sich beanspruchen wollten, ohne ihm etwas davon zu sagen? Hinter seinem Rücken?! Cloud seufzte und versuchte an etwas anderes zu denken. Also überlegte er, wie er Sephiroth heimzahlen konnte, was er angerichtet hatte, was er Aeris angetan hatte. Und er grübelte, welche Gründe Sephiroth wohl hatte, Aeris so zuzurichten. Aber es kam Cloud nichts in den Sinn, dass all diese Fragen beantworten konnte, nicht einmal ein kleinster Ansatz.
 

Die Zeit wollte nicht vorüber gehen, der Weg nicht enden und die wenigen Minuten, die die Gruppe noch von Kalm trennten, kamen Cloud vor wie kleine Ewigkeiten. Vor allem bei all dem Gemurmel, das von Tifa, Cid und Yuffie kam. Er wusste, dass es um ihn ging, er ahnte, dass Tifa das Thema in das Gespräch eingeworfen hatte und über ihre Gefühle sprach. Cloud verstand nur wenige Wortfetzen, aber sie genügten ihm allemal, um seine Vermutungen zu bestätigen.

Irgendwann lief Vincent neben ihm her und schaute immer wieder auf Aeris. Erst nach einer Weile setzte er zu einer Frage an: „Kann es sein, dass dich das ganze fertig…“

Aber Cloud unterbrach ihn direkt: „Es ist mir egal, was sie sagen!“

„Davon rede ich gar nicht“, meinte Vincent und musste sogar ein wenig schmunzeln, ungewöhnlicher Weise. Cloud schaute irritiert zu ihm und erhielt direkt eine Antwort auf die Frage, die er im Begriff war zu stellen. „Ich meine… deine Gefühlswelt… Tifa und Aeris schwirren dir beide im Kopf herum, oder?“

Volltreffer, aber warum sprach gerade Vincent ein solches Thema an? Wäre dafür nicht eher Yuffie oder Nanaki üblich zuständig gewesen? Cloud war sowieso aufgefallen, dass Vincent etwas besser gelaunt war, seit sie aus Midgar raus waren und Cid und Yuffie sich ihnen angeschlossen hatten. Aber dass Vincent Cloud so direkt ansprach, das verwunderte den Blondschopf nun doch ziemlich. Statt aber auf die Frage zu antworten schwieg er, wie so oft in den letzten Tagen, als wäre er kaum zu etwas anderem in der Lage.

Tifa… Aeris… ja, sie gingen ihm beide weder aus dem Kopf, noch aus dem Herzen. Vincent hatte völlig recht mit dem, was er gesagt hatte. Aber was sollte Cloud machen? Er litt zwar tatsächlich unter der Situation, aber sollte er sich irgendwann für eine von beiden entscheiden, würde er die jeweils andere nur verletzen. Und genau das war es, was er nicht wollte. Zum Glück konnte er im Moment eh nichts tun, Aeris war bewusstlos. Er nahm sich vor, sich um sie zu kümmern und einfach zu sehen, was auf ihn zukommen würde. Es sah so aus, als hätte er keine andere Wahl gehabt.

Eine ganze Weile lang hatte Cloud den Blick gesenkt gehalten, als er Vincents Hand auf seiner Schulter spürte und wieder aufschaute. Vincent nickte ihm aufmuntern zu und deutete dann nach vorne, in die Richtung, in die die Gruppe die ganze Zeit gegangen war. Cloud folgte seinem Blick und betrachtete die Häuser von Kalm, die nur noch wenige Meter entfernt standen. Endlich waren sie da. Jetzt musste Cloud nur noch hoffen, dass Aeris sich in Ruhe auskurieren können würde, ohne, dass irgendwelche Zwischenfälle wieder alles schlimmer machen würden.

Schließlich betraten die sieben Freunde den kleinen Ort.

Was ist es, das dein Herz begehrt?

Was ist es, das dein Herz begehrt?
 

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Es war dunkel um sie herum, als Aeris die Augen wieder öffnete. Ein Schmerz durchzog ihren gesamten Körper und sie stöhnte leise, bevor sie sich ein wenig neugierig umsah. Sie kannte diesen Raum nicht und fragte sich, wo sie war. Niemand außer ihr war hier und sie fragte sich also auch, wer sie hier her gebracht hatte. Ein wenig wimmernd wollte Aeris sich aufrichten, doch der Versuch misslang hier. Schweigend schaute sie zum Fenster, durch dessen dünne Vorhänge ein wenig Mondlicht hinein schien. Wie kam sie nur hier her? Das letzte, an das sie sich erinnern konnte, war Sephiroths düstere lache, sein Gesicht mit all dem Hass und seine Faust, die solange auf sie eingeschlagen hatte, bis alles um sie schwarz wurde.

Aeris seufzte tonlos, es waren in der Tat keine schönen Erinnerungen. Aber dieser Ort hier, mochte er ihr auch unbekannt sein, versprach ein wenig Hoffnung, dass das so schnell nicht wieder passieren würde. Nicht in nächster Zeit!

Dann vernahm sie Schritte außerhalb des Raumes. Sie kamen von der Tür, jemand musste auf dem Gang sein, aber Aeris traute sich nicht, zu rufen, wer da sei. Und sie musste auch nicht, denn die Tür wurde von ganz alleine von jemandem geöffnet, ohne, dass sie darum gebeten hatte. Ein leises Knarren ging von den Scharnieren aus und das Licht einer kleinen Kerze tauchte am anderen Raumende auf.

„Aeris, du bist wach…“, hörte sie eine Stimme, die ihr Herz zum tanzen brachte, und schaute zu Cloud herüber. Er lächelte, aber seine Augen verrieten, dass er sich sehr um sie sorgte. Stumm trat er nun zu ihr herüber und stellte die Kerze auf dem kleinen Nachtschränkchen ab, dass sich neben dem Bett befand. Dann kniete er sich vor dieses und blickte Aeris ins Gesicht. „Wie geht es dir?“, lautete nun seine Frage.

Aeris nickte: „Ganz okay. Wie komme ich hier her?“ Sie war zu neugierig, als dass sie hätte abwarten können, bis ihr Gegenüber es ihr von alleine erzählen würde.

Mit sanfter Stimme begann Cloud kurz zusammenzufassen: „Vincent, Barret und ich haben dich aus Midgar weggeholt. Wir sind ins Shinra-Gebäude rein, sind Sephiroth ausgewichen und haben dich mitgenommen.“

Das war Aeris noch nicht ausführlich genug. „Woher wusstet ihr denn, dass ich dort war?“ Aber dann fiel ihr ein, dass Nanaki gehört haben musste, wie Sephiroth vor einigen Tagen mit ihr darüber gesprochen hatte, dass er sie nach Midgar schleppen wollte. „Ah, verstehe“, murmelte sie, noch bevor Cloud etwas dazu sagen konnte.

Er senkte den Blick. „Wir waren nur unterwegs mit dem Flugschiff in einen Sturm geraten und mussten danach in Kalm ein paar Tage… aussetzen…“, murrte er. Er wollte keine Details erzählen, es war ihm ein wenig peinlich, dass sich die Rettung wegen seiner Verletzung verzögert hatte… „Wenn ich nur nicht den Sturm angepeilt hatte, um schneller bei dir zu sein… Dann hätte Sephiroth nicht so viel Zeit gehabt, dir so etwas anzutun…!“, knurrte er eigentlich mehr zu sich selber und ballte seine Hände wutentbrannt zu Fäusten.

Aber Aeris schüttelte den Kopf. „Sag so etwas nicht. Man könnte meinen, du würdest dir die Schuld an allem geben.“

Cloud schwieg. Er sah sich ja als einen Mitschuldigen. Wegen ihm war Zeit verloren gegangen. Viel zu viel. Und Aeris war die Leid tragende dabei.

Aber sie seufzte nur, sie verstand, was Cloud durch den Kopf ging. „Du bist nicht schuld… Ich bin dir sehr dankbar, dass du mich da rausgeholt hast. Und für den Sturm konntest du doch nichts.“, meinte sie zu ihm.

Aber selbst diese Worte halfen nur ein kleines bisschen. Und den Hass gegen Sephiroth und den Wunsch nach Rache konnten sie sowieso nicht mildern. Voll von Schmerz in seinem Herzen schaute Cloud Aeris wieder an. Stumm betrachtete er all ihre Wunden, die nur teilweise verbunden werden konnten. Es fehlte an Verbandszeug, aber wenigstens waren sie alle gereinigt. Am schlimmsten fand er die blauen Flecken, die Aeris’ wunderschönes Gesicht entstellten. Sicher hatte Sephiroth sie dort ungebremst geschlagen. Wut drehte Clouds Magen beinahe um, er musste tief durchatmen.

Aeris bemerkte seine Blicke und seine Reaktionen, als er ihre Verletzungen betrachtete und fasste schließlich nach seiner Hand, die auf der Bettkante lag. Sie wollte Worte finden, um ihn zu beruhigen, um dafür zu sorgen, dass es ihm besser ging. Aber sie fand keine.

Cloud zog seine Hand zurück und fluchte: „Schau dir das an! Du bist die, die so viel durchgemacht hat und ich der, der getröstet werden muss?!“ Er schüttelte den Kopf und legte die nun wieder freie Hand an ihr Gesicht. Er war vorsichtig, berührte sie nur ganz sacht, um ihr nicht noch mehr wehzutun. „So ist es schon eher richtig…“, sagte er dann stimmlos.

In eben diesem Moment spürte Aeris, wie ihr Herz höher schlug. Er berührte sie auf so eine sanfte Art, dass sie sich beinahe wünschte, dieser Augenblick würde niemals enden. Tränen kamen ihr in die Augen, die sie mit aller Gewalt zu verdrängen versuchte. Zum Glück war es dunkel, dachte sie sich, aber Cloud konnte sie dennoch sehen. Schmerz brannte in ihm, Sorge, wie tausend kleine Stiche von Nadeln, die im Feuer gelegen hatten. Er seufzte und schaute ihr in die traurigen Augen, als wolle er sie ergründen, als würde er etwas in ihnen zu finden versuchen.

Und Aeris erwiderte seinen Blick, hauchte ein leises: „Danke… danke für alles…“

Jetzt lächelte Cloud und schüttelte den Kopf, es war nicht nötig, dass sie sich dafür bedanke. Selbst, wenn Aeris es nicht gewollt hätte, hätte er sie da raus geholt, sie war ihm viel zu wichtig. Cloud wurde es immer klarer, wie wertvoll sie ihm geworden war. Er konnte und wollte es nicht mehr abstreiten. Als hätte er sie darum gebeten, als hätte sie seine Gedanken gelesen, machte Aeris ein wenig Platz auf dem Bett und er setzte sich neben sie. Sein ganzer Körper war angespannt und fieberhaft dachte er über die momentane Situation nach. Seine Gefühlswelt überschlug sich, er dachte an Tifa, tastete in seinem Herzen, ob er sich jetzt gerade nach ihr sehnte. Aber der Wunsch, bei Tifa zu sein, war viel zu gering, als dass Cloud ihn wahrnehmen konnte. Er hatte mehr Sehnsucht nach Aeris, obwohl er jetzt gerade direkt neben ihr saß, obwohl sie ihm doch schon so nahe war. Selbst wenn er sich dazu zwingen wollte, er würde es nicht schaffen, genug für Tifa zu empfinden. Er liebte Aeris – viel mehr, als er Tifa je geliebt hatte. Er musste etwas tun… Und in diesem beinahe dunklen Raum, der der Atmosphäre eine gewisse Wärme und Sicherheit gab, schien es Cloud, als würde er ganz von alleine von Aeris angezogen werden.

In Schweigen gehüllt blickte er sie noch immer so an, als würde es in seinen Augen nichts Schöneres auf dieser Welt geben. Beider Herzen schlugen höher und höher und sehnten sich nacheinander. Beider Atem ging schwerer, lauter, schneller, als Cloud ihren Namen mit einer solchen Sanftheit aussprach, dass Aeris meinte, sie würde schmelzen. „Aeris…“, flüsterte er im flackernden Kerzenlicht, der ihre Haut in einen goldenen Schein tauchte.

Sie schwieg, war nicht fähig etwas zu sagen und wartete nur auf diesen einen Moment. Alles in ihrem Kopf drehte sich nur noch um Cloud, der sich dann, endlich, über sie beugte und ihrem Gesicht näher kam – näher und näher, bis seine Lippen die ihren sanft berührten und liebkosten. Seine Fingerspitzen glitten an ihrem Gesicht hinunter, strichen ihren Hals zärtlich entlang. Und Aeris legte ihre Hände vorsichtig in seinen Nacken, genoss jede einzelne Berührung. Sie hatte das Gefühl sie würde fallen und fliegen zugleich, als würde sie herumgeschleudert und im selben Moment fest ins das Bett gedrückt. Der Schwindel und der Rauscht betörten ihre Sinne und veranlassten sie dazu, den Kuss inniger werden zu lassen.

Cloud ging darauf ein, voll automatisch, er war nicht minder davon angetan, was gerade passierte und verspürte den Drang, sie festzuhalten, um ihr zu zeigen, dass er sie niemals verlieren wollte. Also schob er seinen Arm unter sie, um ihre Hüfte, und legte sich ein wenig mehr auf sie. Sein Blut rauschte in seinen Ohren und pulsierte in seinen Adern. Er war ihr so nahe, dass er ihren Herzschlag spüren konnte.

Sie räkelte sich ein wenig unter ihm, versank in dem Kuss und ihre Zunge begann mit seiner einen kleinen Tanz, ein Spiel, dass sie beide noch näher brachte. Es war wunderschön, trieb beiden einige Tränen in die Augenwinkel und ließ sie vor Glück nur so überquellen.

Erst nach einer ganzen Weile löste sich Cloud von ihren Lippen, wich aber mit seinem Gesicht nicht weit von ihrem weg. Ihre Reaktion abwartend sah er sie an, schwieg. Noch immer brannte ihr heißer Atem auf seiner Haut - und seiner ebenso auf ihrer.

Berauscht öffnete Aeris ihre Augen und blickte Cloud nun auch an. Sie lächelt, legte ihre Hand an sein Gesicht und sagte ebenfalls nicht ein einziges Wort, da sie die Stille in diesem Augenblick genoss. Sie war wie ein Zauber, der das Kribbeln in ihrem Bauch noch verschönerte. Und auch, wenn sie etwas hätte sagen wollen, so würden ihr doch nicht die richtigen Worte einfallen, sie war sprachlos. Das, was eben passiert war, würde alles verändern; alles! Cloud hatte sie geküsst, er hatte sich entschieden. Und Tifa?

Plötzlich wand Aeris den Kopf zur Seite. Tifa… Nun wäre Aeris schuld, wenn Tifa leiden würde. Und sie würde es mit Sicherheit.

Cloud schaute Aeris verwundert an, aber er brauchte nicht zu fragen, was in ihr vorging. Er ahnte es bereits. Nun ließ er von ihr ab und richtete sich wieder auf. „Ich kann es nicht ändern, dass jemand verletzt wird…“, erklärte er.

Aber sie seufzte nur, als würde ihr das als Trost nicht reichen.

„Aeris, Tifa muss damit klarkommen. Ich bin ja immer noch für sie da. Aber ich liebe dich, vielleicht mehr, als du dir vorstellen kannst. Ich habe keine andere Wahl, verstehst du?“

Nun schaute Aeris ihn wieder an, ihre Augen leuchteten. Hatte er es eben wirklich ausgesprochen? Hatte er ihr wirklich gesagt, dass er sie liebte? Sie sollte nicht so traurig sein, als hätte er ihr den Rücken zugekehrt, er hatte sich für sie entschieden, er wollte mit ihr zusammen sein und mit keiner anderen. Sicher, jetzt sollte sie nicht lachend herumlaufen und damit angeben, damit würde sie nur Tifas Herz zerstören. Aber trotz der Rücksicht, die sich Aeris schwörte zu nehmen, sollte sie sich freuen, dass Cloud nun mehr denn je an ihrer Seite war. Er hatte so offen und so direkt mit ihr gesprochen, gerade eben erst. Er hatte ihr gesagt, was er empfand und wie er die Dinge sah. Und er… gerade er würde nie so reden, wenn er es nicht sicherlich so meinen würde! Aeris nickte: „Ja, entschuldige…“

Dann lachte Cloud leise. Endlich… Endlich war er seinem Herzen gefolgt. Es würde nicht leicht werden, Tifa noch zu einem Lächeln zu bringen, aber er konnte sich nicht mehr länger verleugnen, er brauchte Aeris mehr als alles andere, so Leid es ihm auch für seine beste Freundin aus Kindertagen tat. „Hm, hast du eigentlich Hunger?“, fragte er dann mit warmer Betonung.

Aeris schmunzelte: „Ja, riesigen Hunger…“

„Kein Wunder. Ich hol’ dir etwas zu essen, ja?“ Cloud stand auf und ging zur Tür. Dort blieb er noch einmal stehen, warf Aeris noch ein Lächeln zu und verschwand dann aus dem Zimmer.

Erst jetzt bemerkte sie die körperlichen Schmerzen wieder, als hätte Cloud sie für eine Weile verschwinden lassen. Und Der Schmerz in ihrem Magen war einer der größten. Sephiroth hatte ihr in den paar Tagen, in denen er sie gefangen gehalten hatte, nur ein wenig Wasser gegeben. Es war die Hölle gewesen. Aeris ließ den Blick zu der Flamme der kleinen Kerze wandern, die noch auf dem Nachtschränkchen stand. Sie verstand nicht, warum Sephiroth all das getan hatte. Warum hatte er sie durch dieses seelische Fegefeuer gehen lassen, warum hatte er sie so gequält? Wenn sie ihm im Weg gestanden hätte, warum hatte er sie dann nicht einfach getötet, so wie vor sieben Jahren? Ein Seufzer entglitt Aeris Lippen. Es wollte ihr einfach keine Antwort auf all ihre Fragen kommen. So versuchte sie, nicht weiter darüber nachzudenken und beobachtete einfach nur die kleine Flamme bei ihrem verspielten Tanz…

Eine leise Stimme raste schwirrte in ihrem Kopf, als würde sie eine Melodie hören, einen Text singen, leise flüstern. Aeris schloss die Augen und lauschte dem leisen Lied…
 

Cloud, wo ist dein Herz,

was ist es, das dein Herz begehrt?

Du wendest dich ab von Leid und Schmerz;

Wendest dich dem zu, was dein Herz verehrt.
 

Wem gebührt deine Liebe,

was ist es, das dein Herz begehrt?

Noch immer tausend, feste Hiebe;

Feuer, das deinen Geist verzehrt.
 

Cloud, wo ist deine Seele,

was ist es, das dein Herz begehrt?

Schnürt es dir zu gar deine Kehle,

bleibt sie, die eine Frau, nicht unversehrt…
 

Was ist es, das dein Herz begehrt?

Die Schwelle hast du überwunden.

Das ist es, was dein Herz begehrt!

Nun hast du es gefunden.

Klärung der Dinge

Klärung der Dinge
 

New Chance
 


 


 

Cloud hatte Aeris eine Suppe an das Bett gebracht und sein Gang zu ihr ins Zimmer mit einem Teller in der Hand, hatte die neugierigen Blicke von Nanaki und Yuffie auf sich gezogen. Nun saßen sie bei Aeris im Zimmer, hatten das Licht angeschaltet und redeten munter darauf los, das Cid vorhin mit dem Fuß in einem Eimer Wasser stecken geblieben war. „Wenn der rum gelaufen ist, hat sich dann angehört, als würde da eine Blechbüchse auf zwei Beinen durch das Haus rennen.“

„Auf einem Bein!“, korrigierte Nanaki, Yuffie winkte ab. „Ist doch egal. Zumindest hat er sich total blamiert.“

Aeris lachte und ließ ihren Blick zu Cloud schweifen, der in der Tür stand und mit verschränkten Armen im Rahmen stand. Er hatte schon eine ganze Weile gelauscht und nun schenkte er ihr ein sanftes Lächeln, das Aeris ein wenig schmeichelte.

Erst jetzt bemerkten Yuffie und Nanaki den Blondschopf und drehten sich zu ihm um. „Heh, du hast das mit Cid doch auch mitbekommen, oder?“, grinste das schwarzhaarige Mädchen. „Das war doch der Knüller!“

Cloud kratzte sich hinter dem Kopf und nickte. „Ja…“ Dann stieß er sich von dem Türrahmen ab und ging zu de kleinen Gruppe herüber. Die Geschichte mit Cid hatte ihn zwar amüsiert, aber interessierte ihn im Moment doch eher weniger. Viel mehr wollte er wissen, wie es Aeris ging. „Und? Hat es geschmeckt?“, fragte er sie und schaute aus dem Augenwinkel zu dem leeren Teller, der neben der Kerze auf dem Nachtschränkchen stand.

„Ja, danke“, antwortete Aeris und schmunzelte. „Hast du die etwa selber gekocht? Oder warum fragst du?“

Cloud schüttelte den Kopf und wollte gerade zum sprechen ansetzen, da fiel ihm Yuffie ins Wort: „Nein, das war ich. Ich hab ein Kochbuch gefunden, da sind etliche Rezepte für Suppen drin!“

„Und genau deswegen…“, fing Nanaki an zu brummeln „essen wir seit Tagen nur heiß und flüssig…“

Empört schubste Yuffie ihn ein wenig weg. „Willst du etwa sagen, dass es dir nicht schmeckt?!“

„Nein!!! Es ist lecker, ehrlich, nur… ein wenig Abwechslung wäre schon ganz okay…“

„Es sind IMMER andere Suppen, ist dir das nicht Abwechslung genug?“

Nanaki verdrehte die Augen. Das ganze Kleingestreite brachte Aeris wieder zum lachen. Und das wiederum brachte ihr wieder ein Lächeln von Cloud ein. Stumm erwiderte sie seinen Blick und versank ein wenig in seinen Augen… Der Kuss von vor wenigen Minuten schwirrte beiden in den Köpfen herum und gab ihnen noch immer ein wohliges Gefühl im Herzen.

„Du… Nanaki…“, flüsterte Yuffie und stupste Nanaki an. Mit einem Kopfnicken deutete sie zu den anderen zweien. „Haben wir da… vielleicht etwas verpasst?“

Nanaki schaute sich die Gesichter von Cloud und Aeris an und musste Yuffie mitteilen, dass er das selbe glaubte, wie sie. „Heh, was hab ihr denn eingeatmet?“, lachte er.

„Genau“, meldete sich auch Yuffie wieder zu Wort. „Verschweigt ihr uns etwas? Unerhört!“

Aeris senkte schüchtern den Blick und Cloud schaute zu den beiden Freunden. „Nunja…“; begann er und kratzte sich mal wieder am Kopf. Ein verschmitztes Grinsen legte sich auf seine Lippen und das gab Yuffie und Nanaki zur Genüge zu verstehen.

Freudig sprang die Schwarzhaarige auf. „Oh, das glaub ich ja nicht, wie süüüß!“, kiekste sie. Und auch Nanaki war völlig aus dem Häuschen. „Endlich hast du dich mal getraut, Mensch! Cloud, das wurde aber auch Zeit!“

Der Blondschopf wurde völlig rot. Es hätte ihm klar sein müssen, dass es nicht lange geheim bleiben würde, dass er und Aeris endlich zueinander gefunden hatten. Und jetzt sprangen Yuffie und Nanaki wie wild geworden im Raum herum und freuten sich unendlich über das frische Pärchen.

Mit einem Seufzer setzte sich Cloud zu Aeris auf das Bett und hob ihr Gesicht sachte an. Er wunderte sich ein wenig, dass sie nun jedem Blick auswich und so still war, aber ihr schüchternes und glückliches Lächeln beruhigte ihn dann wieder. „Warum so still?“, hakte er dennoch nach.

Sie blinzelte einige Male hintereinander, legt dann eine Hand an ihr Herz und meinte: „Sie freuen sich so für uns… Das ist total lieb… Und dann sind sie noch so witzig dabei…“ Wieder entrann ein Lachen ihren Lippen.

Schließlich kam Cloud ihr wieder näher. Jetzt, wo es raus war, konnte er auch offen zeigen, dass er Aeris liebte. Er lauschte auch nicht auf das aufgeregte Gejubel der zwei Freunde, die das junge Pärchen jetzt anfeuerten und zum Küssen aufriefen. Es war ihm egal, er hatte es sowieso vorgehabt. Erst, als der Name „Tifa!!!...“, fiel, schreckte Cloud auf und schaute zur Tür.

Dort stand sie, schaute mit blassem Gesicht zu ihm und Aeris und unterdrückte sichtlich die Tränen, die in ihren Augen auftauchten. Dann senkte Tifa den Blick. Schweigen… Stille… Yuffie und Nanaki waren verstummt, Aeris machte sich möglichst klein und Cloud wagte es ebenso wenig, Tifa anzusprechen. Er war nicht in der Lage dazu. Es war nicht gut, dass sie es auf diesem Wege erfahren hatte, wusste er, fluchte innerlich, dass er es ihr nicht direkt gesagt hatte.

Kurz hörte man Tifa aufschluchzen, dann ging sie weg. Cloud sprang auf. „Tifa!...“, rief er ihr hinterher, streckte kurz eine Hand nach ihr aus, aber sie war schon wieder verschwunden. Hilfe suchend schaute er erst zu Yuffie und Nanaki, dann drehte er sich zu Aeris um. Diese deutete nickend zur Tür: „Jetzt geh’ ihr schon hinterher!“

Zunächst zögerte Cloud erst, aber dann nickt er und meinte: „Ich bin gleich wieder zurück… Ich muss das klären, bitte versteh…“ Und Schließlich rannte er aus dem Raum.

Aeris senkte den Blick, Yuffie ging zur Tür und schaute Cloud hinterher und Nanaki ging zum Bett herüber. „Heh“, fing er mit vorsichtiger Stimme an. “Geht es dir gut?“

Aber Aeris blickte ihn traurig an, als wolle sie ihm damit sagen, dass die Frage überflüssig war. „Sie ist verletzt… Und ich bin daran schuld…“, flüsterte sie stimmlos. Auch ihr kamen Tränen in die Augen und sie schaute zu Boden, um zu verhindern, dass Nanaki das erkannte. Doch sowohl er als auch Yuffie, die sich jetzt auch zu den beiden gesellte, hatten es bereits bemerkt.

„Red’ nicht so einen Unsinn. Das ist die Liebe. Du bist nur deinem Herzen gefolgt. Das Tifa dabei den Kürzeren zieht ist doch nicht zu vermeiden. Was hättest du machen sollen?“, seufzte Yuffie.

Aeris schüttelte den Kopf und schimpfte leise: „Ich hätte gar nicht erst mit Cloud zusammen kommen sollen. Ich hätte ihm sagen sollen, dass wir nie eine Beziehung führen könnten!“

Nanaki seufzte. Das durfte doch nicht wahr sein. Nach einer kleinen Pause redete er Aeris ernst zu: „Damit hättest du Cloud verletzt. Er hat sich für dich entschieden, weil er dich mehr liebt. Hättest du ihn abgewiesen und zu Tifa geschickt, wäre er vielleicht gar nicht so glücklich wie jetzt, mit dir…“

Stumm schloss Aeris die Augen und dachte über das nach, was er gerade gesagt hatte…
 

„Tifa…“, keuchte Cloud, der ihr sie endlich eingeholt hatte. Nun stand er draußen, auf dem Marktplatz, und schaute zu Tifa, die sich auf den Brunnenrand gesetzt hatte. Abweisend wich sie jedem seiner Blicke aus und schien ihn zu ignorieren. Die Tränen, die sie im Flur noch versucht hatte zu unterdrücken, strömten ihr nun ungehindert über das Gesicht. Es tat Cloud in der Seele weh, sie so leiden zu sehen. Denn auch wenn er jetzt mit Aeris zusammen war, hatte er Gefühle für Tifa.

Mit gesenktem Kopf ging er zu ihr herüber und stellte sich vor sie. Aber sie drehte den Kopf nur zur Seite und musterte den Boden, als wäre sie sehr an der Musterung der Steine interessiert. Cloud wusste nicht, was er sagen sollte. Doch die Stille schien ihn zu erdrücken und weil er sich unwohl fühlte, wollte er wenigstens etwas dazu sagen. Schließlich war alles, was aus ihm heraus kam, ein kaum hörbares: „Tut mir leid…“

Tifa schloss die Augen und reagierte nicht weiter auf seine Worte. Verzweiflung nagte an Cloud, dass er jetzt eine Hand auf ihre Schulter legte und sich traute, einen Versuch einer Erklärung zu starten: „Hör zu, ich… es ist mir nicht leicht gefallen. Ich habe auf mein Herz gehört, aber es ist mir ganz sicher nicht leicht gefallen, mich zu entscheiden…“

„Warum?...“, wimmerte Tifa.

„Wa… warum?... Weil…“, stockte Cloud. „Weil ich auch etwas für dich empfinde…“

„Aber?... Für Aeris empfindest du mehr, richtig?“

Cloud wollte erst nicht reagieren, am liebsten hätte er gelogen und den Kopf geschüttelt, Tifas Aussage verneint und sie damit weniger verletzt. Aber das hätte nur Verwirrung und noch mehr Probleme mit sich gebracht. Still schweigend nahm er seine Hand wieder von ihrer Schulter, senkte den Blick und nickte.

Auch Tifa blieb erst stumm, dann sprang sie vom Brunnenrand herunter, stand vor ihm und meinte: „Dann werde ich mich damit abfinden müssen. Wenn du sie mehr liebst, als mich, dann hast du dich doch richtig entschieden…“

„Tifa…“, sagte Cloud irritiert und schaute ihr nun wieder in das verweinte Gesicht.

Aber Tifa schüttelte den Kopf: „Nein, Cloud, es ist doch so… Ich werde damit klarkommen, mach dir keine Sorgen. Ich bin stark.“ Sie lächelte, doch es war ein trauriges Lächeln, dass sie Cloud hier schenkte. Mit einem deprimierten Seufzer drehte sie sich um und ging wieder auf das Haus zu.

„Tifa!“, setzte Cloud noch einmal an, ging ihr mit zwei großen Schritten hinterher und fasste sie am Handgelenk. „Warte…“

Überrascht schaute sie über ihre Schulter zu ihm zurück. „Hm?...“

Jetzt stellte sich Cloud vor sie, legte beide Hände an ihr Gesicht und legte seine Stirn an die ihre. „Ich… möchte trotzdem für dich da sein…“

Tifa schloss ihre Augen und atmete tief durch. Es tat gut, das Cloud ihr noch immer so nahe war und sie nicht alleine ließ. Auch, wenn der Schmerz tief in ihr brannte, weil sie erkennen musste, dass sie nie seine Liebe bekommen würde, tröstete es sie doch, dass er für sie da sein wollte.

„Und ich werde auch mein Versprechen von damals einlösen… Immer und immer wieder, wenn es sein muss…“

Jetzt öffnete sie wieder ihre Augen und schaute ihn fragend an. „Wie?“, fragte sie.

Und Cloud löste sich von ihr und lächelte sie aufmunternd an. Er wirkte sogar ein wenig lässig und cool. „Na…“, schmunzelte er „Ich werde dich immer retten, wenn du in Schwierigkeiten steckst.“

Jetzt lächelte auch Tifa wieder. Entschlossen nickte sie. „Gut… Ich verlass’ mich drauf, ja? Also vergess’ es bloß nicht!“

Cloud lachte: „Nein, das könnte ich nicht!“ Dann nahm legte er vorsichtig einen Arm um sie. „Lass und wieder reingehen, ja?“, schlug er vor und wischte ihr die Tränen vom Gesicht. Tifa war einverstanden und so schlenderten sie wieder zusammen ins Haus.
 

„Cloud?“, fragte Tifa leise, als sie wieder durch die Eingangstür gekommen waren.

„Hm?“, brummte er und schaute sie abwartend an, während er die Tür wieder ins Schloss fielen ließ.

„Meinst du…“, meinte sie „Meinst du, ich kann mit Aeris reden?...“

Er legte den Kopf schief. „Ähm… sicher, warum nicht?“

„Gut…“ Tifa lachte ihn an. Dann rannte sie den Flur entlang zum Zimmer, in dem Aeris lag. Vorsichtig schob sie die Tür ein wenig weiter auf, die bisher nur angelehnt war. Nanaki war nicht mehr im Raum, aber Yuffie kniete vor dem Bett auf dem Boden und schaute in die Flamme der Kerze. Aeris hatte sich in ihre Decke eingerollt und blickte nachdenklich ins Nichts.

Mit langsamen Schritten trat Tifa ein. Nun schauten die beiden anderen Anwesenden zu ihr auf. Überraschung lag in deren Augen und Aeris setzte sich mit einem Ruck kerzengerade hin.

„Mh… Aeris?...“, begann Tifa das Gespräch.

„Tifa… es…“ Aeris senkte den Blick. Sie wollte sich entschuldigen, für das, was sie ihrer eigentlich besten Freundin da angetan hatte. Aber sie wollte es anders ausdrücken, tröstender und nicht, als wolle sie sich da raus reden.

In eben diesem Moment setzte Tifa allerdings wieder an: „Es tut mir leid…“

Nun schaute Aeris doch wieder auf und war deutlich verwirrt. „Wie?“, hakte sie nach. „Wieso… Ich meine, es tut mir leid…“

Tifa aber schüttelte den Kopf: „Dir braucht nichts leid zu tun. Aber meine Reaktion…“

Ein leicht entnervter Seufzer war plötzlich von Yuffie zu hören, die sich jetzt mit einem kecken Grinsen im Gesicht beklagte: „Ich glaube, keinem von euch braucht irgendetwas leid zu tun.“

Nun war es Tifa, die den Blick senkte, aber sie lächelte ein wenig. Sie dachte nach. Und Aeris ebenso.

„Wie geht es dir?“, klang es aus beider Münder gleichzeitig, als hätten sie sich abgesprochen. Jetzt lachten sie, es war doch ein lustiger Zufall. Beide dachten gerade das gleiche und interessierten sich für das Befinden der anderen. Nun rutschte Aeris ein Stück und Tifa verstand und setzte sich zu ihr au das Bett.

„Was… haben du und Cloud geredet?“, fragte Aeris nach, schlug sich aber direkt danach die Hand vor den Mund. „Entschuldige, das geht mich ja doch eigentlich gar nichts an…“

Aber Tifa legte eine Hand auf ihren Arm und beruhigte sie: „Ist schon okay… Cloud hat mich ein wenig getröstet, weißt du?“

Aeris verstand. „Ist es denn okay für dich, wenn Cloud und ich…“, begann sie vorsichtig ihre Frage, traute sich aber nicht, sie zu ende zu stellen.

Trotzdem wusste Tifa, was sie sagen wollte. „Ja… ich meine, ich will euch nichts vormachen, es fällt mir wirklich schwer, aber… ich komme trotzdem damit klar. Allerdings nur unter einer Bedingung!“

„Hm? Bedingung?“ Aeris schaute sie fragend an und auch Yuffie wurde ein wenig hellhörig.

„Naja…“, lachte Tifa. „Ich überlasse ihn dir nur, wenn du ihn auch glücklich machst. Verstanden? Pass gut auf den blonden Trottel auf.“

Jetzt musste auch Aeris lachen und nickte. Yuffie grinste dreißt. Es war wirklich amüsant, bei so vielen Gesprächen teil zu haben oder einfach nur zuzuhören. Und sie freute sich, dass alles so gut ausgegangen war und Aeris und Tifa noch immer ein starkes Band der Freundschaft zwischen sich gespannt hatten.

Cloud stand derweil in der Tür, wieder mal an den Rahmen gelehnt, und schaute zu den drei Frauen. Er lächelte zufrieden. Glück erfüllte sein Herz, für ihn war es eine Erlösung, dass sich alle ausgesprochen hatten und nichts mehr zwischen ihm und Aeris stand. Hätte er sich doch nur früher getraut, Aeris näher zu kommen, dachte er sich. Aber dann meinte er, es könnte vielleicht doch der beste Zeitpunkt von allen gewesen sein, mit ihr zusammenzukommen.

Unbemerkt wie er zuschaute, verschwand er auch wieder aus dem Raum und ließ die drei allein. Ihm war danach, zu trainieren.

Eine böse Überraschung

Eine böse Überraschung
 

New Chance
 


 

Erschöpft von dem Training riss Cloud die Tür zum Badezimmer auf, um sich kalt abzuduschen. Ihm war völlig heiß und das wäre jetzt genau das richtige. Doch kaum eingetreten blickte er Aeris entgegen, die gerade ihr Oberteil ausgezogen hatte und jetzt fest an sich drückte, um ihren Körper noch ein wenig verbergen zu können. Die Röte stieg Cloud in das Gesicht und schnell drehte er sich um.

„A… Aeris… warum… schließt du denn nicht ab?...“, stotterte er.

„Vergessen“, lautete die leise Antwort.

Dann trat eine kurze Pause ein. Erst nach einigen Sekunden versuchte Cloud noch einmal ein Gespräch anzufangen: „Du… wolltest gerade duschen?“

Aeris lachte leise: „Ja…“

„Dann warte ich, bis du fertig bist“, lachte auch Cloud nun ein wenig.

Schließlich ging er wieder aus dem Bad und zog die Tür hinter sich zu. Allerdings hielt er doch wieder inne, schob die Tür wieder einen Spalt offen, schaute aber nicht wieder in den Raum sondern lenkte seinen Blick auf den Boden. „Aeris?... Ich bin mir sicher, dass Sephiroth dich hier suchen wird…“

Nun war es Aeris, die einen Moment lang schwieg. Da die Antwort auf sich warten ließ, ergriff Cloud abermals das Wort: „Ich möchte mit dir wieder hier weg. Heute noch! Cid wird uns mit Sicherheit erlauben, noch mal seine Highwind zu nehmen.“

„In Ordnung“, klang es dann leise aus dem Bad. „Ich werde mich fertig machen… zur Abreise. Aber… wohin fliegen wir?“

Der Blondschopf lächelte. „Meinst du, er wird damit rechnen, wenn wir es uns einfach in meiner Villa gemütlich machen?“, fragte er.

Aeris lachte leise: „Ich glaube, das wird er nicht erwarten. Bestimmt geht er davon aus, dass wir uns verkriechen!“

Genau das waren auch Clouds Gedanken und damit war es beschlossene Sache – heute würde er mit Aeris an die Costa de Sol reisen!

Cloud verließ das Bad wieder und schloss die Tür hinter sich. Kurz darauf hörte er, wie Aeris das Wasser der Dusche anstellte. Nachdenklich schlurfte er den Flur entlang. Würde Sephiroth dort auch garantiert nicht nach Aeris suchen? Und was, wenn er doch zu Clouds Villa kam? Cloud würde sie mit allem verteidigen, was er hatte, da war er sich sicher. Aber er wusste nicht, ob es reichen würde, er hoffte es einfach.

Sein Blick fiel auf Tifa, die am Ende des Ganges stand. Sie schien ein wenig verwirrt. „Du willst mit ihr abreisen? Aber hier sind wir alle zusammen, so haben wir mehr eine Chance, wenn Sephiroth kommt.“, klang ihre Frage.

Cloud schüttelte den Kopf. „Stimmt schon“, brummte er. „Aber hier wird er womöglich am ehesten nach Aeris suchen. Er darf sie nicht finden.“

„Dann lass uns mitkommen…“

„Nein…“ Cloud seufzte. „Wenn Sephiroth tatsächlich hier auftaucht… dann müsst ihr euch um die Dorfbewohner hier kümmern. Verstehst du?“, erklärte Cloud.

Tifa sagte erst eine Weile gar nichts darauf. Das ganze machte auf sie einen leicht abweisenden Eindruck, aber im Endeffekt musste sie Cloud Recht geben, in dem, was er da erzählte. Aeris musste hier weg und wer wäre besser dafür geeignet, sie zu begleiten, als Cloud? Und hier in Kalm sollten so viele wie möglich bleiben, um Sephiroth die Stirn zu bieten. In seiner Wut, wenn er Aeris nicht im Dorf vorfinden würde, würde er mit Sicherheit alles kurz und klein hauen. Wie damals in Nibelheim… Mit einem Seufzer gab Tifa zu verstehen, dass sie mit allem einverstanden war. Nach einem Lächeln drehte sie sich dann um und verschwand im Wohnzimmer, um den anderen von dem Plan zu berichten.

Und auch Cloud ging nun ins Schlafzimmer und packte alle nötigen Sachen. Zum Glück brauchte er nicht viel, das wichtigste hatte er bereits in seiner Villa. Aber bestimmt musste er erst einmal Essen einkaufen, sobald er wieder zuhause ankommen würde. Er war einige Tage fort gewesen und immerhin hatte ich Tifa derweil bei ihm aufgehalten, die den Kühlschrank doch wohl nicht unberührt lassen konnte. Cloud schmunzelte, irgendwie fand er den Gedanken ein wenig schmeichelhaft, dass Tifa seit Jahren heimlich in seiner Villa Unterschlupf fand, wenn er verreißt war. Was sie wohl in den Tagen und Nächten immer gemacht hatte…? Wie hatte sie sich wohl die Zeit vertrieben? Irgendwann, nahm Cloud sich vor - irgendwann würde er sie all das fragen. Und er würde seine Antworten schon noch bekommen.

In Gedanken versunken packte Cloud gerade eine Flasche Wasser in einen Reiserucksack, als er auf dem Flur das Geräusch einer aufgehenden Tür hörte. Anscheinend war Aeris fertig mit Duschen. Doch was ihn dann beunruhigte, war ihre zitternde Stimme, die den einen Namen verängstigt aussprach, den er zu hassen gelernt hatte: „Se… Sephiroth…“

Cloud zögerte nicht eine Sekunde, zog sein Schwert und polterte aus dem Raum. Und tatsächlich, dort stand er, nicht weit von der Schlafzimmertür entfernt. Mit einem triumphierenden Grinsen hatte er sich direkt vor Aeris aufgebaut, die gerade den ersten Schritt aus dem Badezimmer getan hatte und vor Angst erstarrt war.

„Elender…“, knurrte Cloud, aber er wollte keine Zeit verlieren, indem er den Satz zu Ende sprach. Voller Gram sprang er vom Boden ab und rannte mit hoher Geschwindigkeit auf Sephiroth zu. Aber dieser drehte sich zu Cloud, lachte hämisch, hob eine Hand und schleuderte den Blondschopf ohne Mühe mit einem Luftstoß nach hinten. Cloud flog bis an das Ende des Ganges und knallte mit dem Rücken an die Wand, dass das Haus bebte… Von dem plötzlichen Schmerz gelähmt rutschte er zu Boden und schaute ungläubig wieder zu seinem Gegner. „Das… kann doch nicht sein…“, murmelte er. Sephiroth war schon immer stark gewesen, aber dieses Mal war er übermächtig. Wie war das möglich? Blutdurstig starrte Sephiroth zu Cloud herüber und dieser erwiderte den Blick voller Zorn. Spannung lag in der Luft. Spannung, die einen zerriss und Cloud die Schweißperlen auf die Stirn trieb.

Ein Knall riss die beiden Männer aus ihren Gedanken. Ein Klacken… Aeris hatte die Gelegenheit genutzt und die Tür zum Bad wieder fest verschlossen. Sephiroth knurrte auf und hob sein Schwert. Ein Hieb, der die Luft geräuschvoll zerteilte, räumte das Hindernis aus dem Weg, katapultierte die Tür explosionsartig aus den Angeln. Aeris erschrockener Schrei riss Cloud wieder auf die Beine. Eilig rannte er wieder herüber, machte vor dem Bad Halt und sah Sephiroth, der sich über Aeris beugte. Er kniete, verdeckte Cloud die Sicht auf das Mädchen und kehrte ihm den Rücken zu.

„Aeris…“, keuchte Cloud vor Angst. Ihr durfte nichts geschehen sein. Das Blut pulsierte in seinen Adern, vermischte sich mit einer scheinbar zu großen Dosis Adrenalin. Seine Muskeln spannten sich an und ein animalisches Knurren drang aus Clouds Kehle. Dann aufbrüllend stürmte er abermals auf Sephiroth zu, in der Hoffnung, nicht zu spät zu kommen.

Der silberhaarige stand ruckartig auf, sein Schwert noch in der Hand, schwang die Klinge und schmetterte sie gegen die des Blonden. „Hm, pah… du hast ganz schön nachgelassen…“, grinste Sephiroth.

Noch immer konnte Cloud nicht erkennen, was nun mit Aeris geschehen war und die Angst um sie schnürte ihm die Kehle zu. Doch seine Nervosität spielte ihm eine Unachtsamkeit zu – noch immer stand er da, Klinge an Klinge, und musste alle Kraft aufbringen, um Sephiroth nicht zu unterliegen. Und in dem Moment, in dem er aus dem Augenwinkel versuchte an seinem Gegenüber vorbeizuschauen, legte dieser noch an Stärke nach und riss Cloud somit das Schwert geradezu aus dem Griff.

Noch einmal hob Sephiroth seine Hand und richtete dessen Innenfläche gen Cloud, der abermals von einem Luftstoß aus dem Bad heraus gewirbelt wurde. Dieses Mal schlug der Blondhaarige mit dem Kopf gegen die Wand hinter ihm, dass ihm kurz schwarz vor Augen wurde. Ein Klirren von Glas erinnerte ihn daran, dass er sich zusammen reißen musste, dass er jemanden zu beschützen hatte. Fluchend richtete er sich erneut auf, ignorierte die verwirrten Stimmen seiner Freunde, die nun auch aus dem Wohnzimmer gefunden hatten und nicht wussten, was passiert war. Stumm blickte Cloud zurück ins Bad. Scherben waren auf dem Fliesenboden verteilt, glitzerten im sachten Sonnenschein. Sephiroth war durch das Fenster gesprungen. Geflohen? Cloud schüttelte den Kopf. Nein, Sephiroth hätte keinen Grund gehabt zu fliehen… Aeris lag noch immer da, bewusstlos vor der Badewanne, leicht gekrümmt.

„Aeris!“, rief Cloud jetzt leise, stürmte zu ihr und kniete sich auf den kalten Boden. Vorsichtig drehte er sie auf den Rücken und legte einen Arm um ihre Schulter, um ihren Oberkörper ein wenig anzuheben. Sorgfältig suchten seine Blicke nach Wunden, entdeckten aber keine neuen. Dafür fanden sie etwas anderes an der jungen Frau vor – in ihrer Seite, ihrer Taille… Eine Spritze, in ihrem Blut entleert. Nur ein Rest grüngelblicher Substanz war noch zu erkennen. Cloud zog sie mit einem kurzen Ruck aus Aeris heraus und betrachtete sie eingehend. „Was…“, stockte er stirnrunzelnd. Was bedeutete das? Was hatte Sephiroth mit ihr gemacht?

Vincent, der sich nun neben Cloud gestellt hatte, nahm ihm die Spritze aus der Hand und schaute sich ebenfalls die Reste der Flüssigkeit an, die noch vorhanden waren. Aber er schwieg, wie alle anderen, die sich nun im Bad versammelt hatten und fragend zu Aeris schauten. Und Cloud war es recht. Verzweifelt rüttelte er nun an ihr und versuchte sie zu wecken. Aber als er erfolglos blieb, seufzte er, fühlte ihren Puls und lauschte ihrem gleichmäßigen Atem. Es schien alles mit ihr zu stimmen… Alles, bis auf, dass sie nicht mehr aufwachte.

Hilflos blickte er zu den anderen hinauf, aber ihnen stand es im Gesicht, dass sie mindestens genauso ratlos waren, wie er selbst auch. Nur Vincent brummte irgendwann etwas von „Könnte noch von Hojo sein…“ Aber diese Tatsache brachte Cloud auch kein Stück weiter. Seine Gedanken fokussierten auf der Tatsache, dass er Aeris wieder nicht hatte beschützen können, dass er wieder ‚versagt’ hatte. Er hasste sich dafür, aber er wusste, dass es nichts brachte, wenn er sich jetzt hängen lassen würde. So beschloss er, sich wieder eingehend um sie zu kümmern, nahm sie zärtlich auf seine Arme und flüsterte: „Ich... mache das wieder gut… versprochen…“ Dann wieder in ein Schweigen verfallend trug er sie aus dem chaotischen Bad und brachte sie wieder ins Schlafzimmer, wo er sie ins Bett legte und sich schweigend daneben setzte.

Irgendwann kam Barret dazu, blieb aber in der Tür stehen und brummte ein: „Sephiroth?“

Cloud nickte, ohne sich umzudrehen oder seinen Blick von Aeris zu lösen. „Wer sonst…“

Wütend schlug Barret gegen den Türrahmen, dass es nur so knackste, aber anscheinend hatte das Holz so gerade noch überlebt.

Vincent schob sich an ihm vorbei und ging zu Cloud herüber. Noch immer hatte er die Spritze in einer Hand. „Wenn sie…“, fing er an und deutete mit einer Kopfbewegung auf Aeris. „… bis morgen nicht aufwacht – morgen früh – schlage ich vor, dass wir wieder nach Midgar gehen und herausbekommen, was das für ein Zeug ist, dass sie jetzt im Blut hat, und natürlich auch herausbekommen, was wir dagegen tun können.“

Von Cloud kam nur ein zustimmendes Gebrumme. Hatte er eine andere Wahl, wenn er Aeris helfen wollte? Wortlos gingen die anderen wieder aus dem Raum, sodass nur er zurückblieb. Er würde nicht von Aeris’ Seite weichen, schwor er sich.

Ein geschickter Schachzug

Ein geschickter Schachzug
 

New Chance
 


 

Weiß… alles war weiß… Sie hatte ihre Augen nur einen Spalt geöffnet, wusste aber nicht, wo sie sich befand. Mit einem Seufzer stand Aeris auf und schaute sich genauer um. Aber sie sah einfach nichts. Nicht einmal, als sie eingehend rundherum geblickt hatte. Abermals seufzend ging sie ein zwei Schritte auf dem schlichten, weißen Boden. Doch dann stockte sie, blieb wieder stehen, drehte sich um und stand plötzlich Sephiroth gegenüber. Kurz kam ihr der Gedanke, zu schreien, aber es sah nicht so aus, als würde sie damit etwas bewirken. Außer ihm und ihr war sonst niemand hier, an diesem sonderbaren Ort. Mit angsterfülltem Blick wich sie einige Schritte vor ihrem Gegenüber zurück und schwieg.

Aber Sephiroth lachte nur leise, machte keine Anstalten, ihr auch nur ein Haar zu krümmen. „Nicht doch“, lächelte er sie gar an. „Ich will dir mit Sicherheit nichts tun…“

Aeris lachte spöttisch: „Und das willst du mir weis machen? Damals hast du mich getötet, ohne mit der Wimper zu zucken und erst vor ein paar Tagen, hast du mich in jeder freien Sekunde geschlagen. Wieso?!“

Weil du Mistgöre dich nicht meinem Willen gebeugt hast, dachte Sephiroth. Aber er musste sich etwas anderes ausdenken, griff schließlich zu einer gekonnten Lüge: „Das… vor ein paar Tagen… Das wird nicht wieder vorkommen. Ich wollte dich nur zu mir holen, aber ich habe dann eine alte Adrenalinsubstanz von Hojo ausprobiert und hatte mich nicht mehr unter Kontrolle.“ Mit einem möglichst weichen Blick ging er einen vorsichtigen Schritt auf Aeris zu. „Aeris, glaube mir, ich tue das hier alles nur, um dich da raus zu holen!“, lächelte er zuckersüß.

Aber Aeris wich wieder weiter von ihm zurück, hielt ihre Hände aus Reflex schützend vor ihr Herz und ließ Sephiroth nicht aus den Augen. „Wo… wo sind wir? Wo hast du mich hingebracht?!“, hakte sie nach. Dieser Ort verwirrte sie. Es kam ihr alles bekannt vor, aber sie konnte selber keine Antwort auf ihre Frage finden.

„Ich sag es dir – wir sind in einer Zwischenebene, die nur sie Cetra betreten können. Eine Zwischenebene vor dem verheißenen Land. Deswegen haben wir nicht viel Zeit, weil wir sonst aufhören zu existieren!“

Jetzt erinnerte sich Aeris und nickte. Als sie noch sehr jung war, hatte ihre Mutter ihr diese Ebene gezeigt. Es war die Ebene der Geister, hier hörte man etliche Stimmen von Seelen, die das verheißene Land noch nicht betreten hatten, wenn man nur die Augen schloss und lauschte. Aber das war nicht der Augenblick, um darüber nachzudenken. Was wollte Sephiroth von ihr, warum hatte er sie hier her gebracht? Was meinte er mit ‚da rausholen’?

Als ob er ihre Gedanken gelesen hatte, seufzte er und setzte zu einem weiteren Satz an: „Ich wollte dich nicht wieder zwingen, mit mir zu gehen. Du bist immer noch in Barrets Haus und sicherlich hat Cloud dich gerade wieder ins Bett gelegt. Aber warum ich dich sprechen wollte, Aeris… ist der Grund, dass er nur mit deinen Gefühlen spielt. Glaubst du wirklich, dass er nichts für Tifa empfindet? Du warst sieben Jahre lang tot, die beiden sind inzwischen längst zusammen.“

Aeris schüttelte ungläubig den Kopf. Sephiroth wirkte so emotional, fürsorglich. Konnte das stimmen? Aber aus welchem Grund sollte er ihr all das erzählen? „Sie… sind zusammen?“, hakte Aeris nach. „Aber warum sollte Cloud dann…“

„Weil er dich als ein Spiel betrachtet!“, fiel ihr Sephiroth wieder ins Wort. „Tifa weiß auch bescheid. Sie findet das ganze äußerst amüsant. Aber sie haben sich abgesprochen, dass Cloud nicht zu weit geht. Ich meine… du weißt schon…“ Sein Gesichtsausdruck sprach von intimeren Momenten.

Misstrauisch beäugte sie ihn. „Verstehe… Aber wieso sollte ich dir all das glauben?“ Aeris wusste, dass es wahrscheinlich war, dass Sephiroth sie nur belog. Aber mit einem Male lachte dieser nur auf. „Ist dir das nicht aufgefallen? Zum Beispiel die Situation, als du duschen wolltest und er hereinkam… Er hat sich direkt wieder umgedreht. Warum?! Du bist doch seine Freundin, oder? Nein… er tat das, um das Versprechen gegenüber Tifa nicht zu brechen. Er durfte deinen zarten, nackten Körper gar nicht erst betrachten. Glaub mir, peinlich war es ihm garantiert nicht! Sonst hätte er nicht erst ein Gespräch mit dir geführt, sondern wäre direkt gegangen.“

Aeris schwieg und blickte Sephiroth erschrocken an. Was er da sagte, klang realistisch. ZU realistisch. Wimmernd legte Aeris ihre Hände an ihren Kopf und schüttelte letzteren langsam. Mit zusammengekniffenen Augen protestierte sie: „Nein… Das kann nicht sein…“

Nun wagte es Sephiroth, auf Aeris zuzugehen und legte ihr vorsichtig eine Hand auf die Schulter. Leise, sanft sprach er, als wolle er verhindern, ein scheues Reh zu verscheuchen: „Es tut mir leid, aber das ist die Wahrheit. Du… du weißt doch, wie viel Tifa für Cloud empfindet. Und dennoch ist sie nicht wieder aus Kalm abgereist, als Cloud sie angeblich darüber aufgeklärt hat, dass er mit dir zusammen wäre.“

„Aber warum sollten sie so etwas machen?“, weigerte sich Aeris noch immer, das zu glauben.

Die Antwort kam direkt darauf, tonlos: „Weil sie sich einen Spaß daraus machen – auf deine Kosten! Es sind Menschen… sie sind widerlich…“

Schließlich rannen Aeris Tränen über die Wangen und ein kleiner Schluchzer entrann ihrer Kehle. „Nein…“, hauchte sie heiser, kämpfte dagegen an, das zu glauben, obwohl es ihr doch so logisch erschien.

Sephiroth grinste heimlich in sich hinein, er war kurz vor seinem Ziel. „Doch“, flüsterte er und hob ihr Gesicht an. „Schau“, meinte er und deutete mit ausgestrecktem Arm zur Seite.

Beider Blick fiel nun auf einen Fleck in all dem Weiß dieses Ortes, der Aeris einige Bilder zeigte. „Das ist… was gerade passiert… Schau, du liegst auf dem Bett, Cloud kniet davor und jetzt sieh, was passiert…“, gab Sephiroth von sich, verschwieg, dass es eine Illusion war. Seelisch zerstört, wie Aeris bereits war, verwirrt, war sie sicher nicht mehr in der Lage dazu, darüber nachzudenken.

Mit aufgerissenen Augen beobachtete sie, wie Tifa das Schlafzimmer betrat und sich neben Cloud auf den Boden kniete. Ein Stich traf Aeris in ihrem Herzen, als Tifa Cloud dann küsste. Anschließend unterhielten sich die beiden, aber Aeris konnte nicht verstehen, was sie sagten. Doch war es ihr nun völlig egal. Sicher tauschten sie sich flüsternd über das Spiel aus, dass sie doch mit ihr trieben.

Die Illusion verschwand nun wieder und Sephiroth nahm die nun weinende Aeris in seine Arme. „Wir… müssen wieder…“, begann er wieder. „Ich mache dir den Vorschlag, dass du mit mir mitkommst… Und dann sehen wir weiter, was wir tun. In Ordnung?“ Mühsam tat er so, als läge ihm Aeris’ Wohl sehr am Herzen. In seinen Gedanken lachte er, baute er sich triumphierend auf und lobte sich selber dafür, dass er solch eine Intrige gestartet hatte, die anscheinend erfolgreich war. Seine Lügen fruchteten bei Aeris, zerstörten sie völlig und vergifteten ihre Gedanken.

„Okay…“, gab Aeris zurück. Sie war einverstanden, fraß Sephiroth sprichwörtlich aus der Hand. „Lass uns… zurück…“

Sephiroth nickte und dann wurde alles schwarz um Aeris. Dunkelheit umschlang sie, ließ keinen Lichtschimmer mehr durch.
 

Tifa betrat das Schlafzimmer und schritt zu Cloud herüber. Stumm kniete sie sich neben ihn und blickte zu Aeris, die auf dem Bett lag und noch immer schlief. Inzwischen war es Nacht geworden und der Raum war wie schon einmal nur durch eine Kerze beleuchtet, die auf dem Nachtschränkchen stand. Yuffie hatte sie zwischendurch hergebracht. Nun flackerte ihre kleine Flamme traurig in die drückende Stille hinein.

Clouds Beine fühlten sich langsam taub er, er war stundenlang nicht vom Fleck gewichen, wandte nun den Kopf zu Tifa und blickte sie an.

„Sie wird wieder“, meinte diese und schaute Cloud nun ebenso an, wobei sie ein aufmunterndes Lächeln auf ihre Lippen legte.

Ein Seufzer widersprach ihr zweifelnd, aber Clouds Augen, die nun wieder zu Aeris blickten, suchten nach einem Fürsprecher seiner Hoffnung. „Ich hoffe es… Tifa? Wie kommst du eigentlich mit allem zurecht?“

Tifa schaute nachdenklich nach oben an die Decke und legte ihre Hände in den Schoß. „Mit… der Sache mit dir und Aeris?“ Dann lachte sie leise: „Es ist etwas seltsam, aber ich… hab Spaß in meinem Leben, keine Sorge.“ Es war eine allgemeine Antwort.

Zu allgemein. Spaß… Spaß daran, mit meinen Gefühlen zu spielen, dachte sich Aeris, als sie die Augen einen Spalt öffnete und verletzt in die von Cloud blickte. „Die Sache mit dir und mir… Die Sache mit dem… Spiel…“, flüsterte sie leise.

Zunächst wollte Cloud sich freuen, dass Aeris wieder wach war, aber ihr verletzter Ausdruck und ihre Worte verwirrten ihn, sodass er nicht wusste, was er sagen sollte.

„Wie?“, klang es auch fragend von Tifa, die nun auch zu Aeris blickte.

Diese setzte sich stumm auf, stützte sich dabei mit beiden Armen vom Bett ab. Stumm schüttelte sie den Kopf, ehe sie dann mit zitternder Stimme murrte: „Geht raus… Lasst mich sofort alleine…“

Cloud stand auf. „Ich… versteh nicht… was ist los?!“

„GEH RAUS!“, herrschte Aeris ihn dann an, ignorierte die Tränen, die ihr in die Augen kamen.

Auch Tifa stand nun wieder auf den Beinen. Sie fühlte sich fehl am Platz und meinte leise: „Ich… lass euch besser alleine…“ Sie drehte sich um, ging aber noch einmal kurz zum Fenster und öffnete es. Es war stickig geworden und sie wollte den beiden anderen ein wenig frische Luft gönnen. Sicher tat diese bei einem Gespräch reichlich gut. Dann verließ sie in Schweigen gehüllt den Raum und schloss die Tür hinter sich.

Mit geballten Fäusten stand Cloud noch immer vor dem Bett und schaute zu Aeris herunter. Seine Stirn war vor Verwunderung und Verwirrung in Falten gelegt und seine Augen suchten fragend in denen von Aeris nach einer Erklärung für ihre zynischen Befehle.

Diese wandte nur den Blick ab, kletterte aus dem Bett und band sich ihre Haare mit der Schleife zusammen, die neben der Kerze auf dem Nachtschränkchen lag. Es schien nicht so, als würde sie Cloud von alleine aufklären.

Also hakte er nach: „Was ist los? Sag schon…“

Aeris lachte spöttisch, versuchte den traurigen Unterton zu unterdrücken. „Das… weißt du genau…“, gab sie zurück.

„Nein!“ Cloud schüttelte verzweifelt den Kopf. „Sag es mir! Bitte…“ Was hatte er falsch gemacht? Was war mit ihr geschehen? War dieses Mittel schuld, dass Sephiroth ihr injiziert hatte?

„Verschwinde... lass mich in Ruhe“, zischte sie schließlich, richtete noch immer ein wenig ihre Frisur und schenkte Cloud nicht einen einzigen Blick.

Es musste das Mittel sein, da war er sich sicher. Bestimmt war es besser, sie in Ruhe zu lassen, wie sie es wollte, bis die Wirkung nachlassen würde. Mit so etwas sollte Sephiroth erst gar kein Keil zwischen sie und Cloud bringen. So beschloss er, Aeris’ Worte nicht ernst zu nehmen und wandte sich um. Schweigend ging er am offenen Fenster vorbei, ohne den Schatten dort zu bemerken, der sich bisher in der Dunkelheit der Nacht versteckt hatte.

Schwer waren Clouds Schritte, die ihn zum Raumausgang brachten. Hoffentlich würde Aeris sich wieder beruhigen. Bestimmte würde sich wieder alles einrenken, dachte Cloud. Wie sollte es auch anders passieren? Bei der Tür angekommen, die er kurz öffnete, drehte er sich noch einmal zu Aeris um, um ihr noch ein paar freundliche Worte zu schenken.

Aber das, was er sah, verschlug ihm die Sprache. Sie stand nun auch vor dem Fenster. Von Draußen reichte Sephiroth ihr eine Hand, als wolle er ihr anbieten, sie mitzunehmen. „Was… Aeris…“, hauchte Cloud irritiert. Seine Augen weiteten sich, als er sah, dass Aeris nicht zurückwich, sondern sogar ein Lächeln über ihr Gesicht huschte. Nicht eines einzigen Blickes würdigte sie Cloud mehr, legt einfach wortlos ihre Hand in die von Sephiroth und stieg aus dem Fenster.

„Nein!“, rief der Blondschopf und stürmte zum Fenster, um sie aufzuhalten. „Was soll das? Warum tust du das?!“, schmiss er Aeris seine verzweifelten Fragen hinterher. Aber als er sich aus dem Rahmen lehnte, um ebenfalls nach draußen zu steigen, sah er, wie sie bereits mit Sephiroth in die Luft gestiegen war. „AERIIIS!“, schrie Cloud ihr hinterher. Tränen bildeten sich in seinen Augen, er verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte das passieren? Welche Gründe hatte Aeris dafür, mit Sephiroth mitzugehen? Warum ließ sie Cloud hier zurück? Seine Kehle schnürte sich zu, es fiel ihm scher zu atmen, sein Puls raste vor Panik, sie erneut zu verlieren. Das durfte alles nicht wahr sein. Trotz der Tatsache, dass die beiden schon längst am Horizont verschwunden waren, starrte Cloud schweren Herzens und ungläubig in den Himmel, ihnen hinterher. Seine Hände krallten sich verkrampft an das Holz des Fensterrahmens und es schien, als wäre die Zeit in diesem schmerzhaften Moment stehen geblieben, um Clouds Qualen noch zu verlängern.

Nun stürmten alle anderen in den Raum, wie immer zu spät, traten neben Cloud an das Fenster und bombardierten ihn mit den Fragen, warum er dort hinaus starre, wo Aeris war, was passiert war und warum er so hasserfüllt dreinschaute… Ja… inzwischen blickte er voller Hass nach draußen. Es war Hass auf Sephiroth, denn Cloud wusste, dass er hinter all dem steckte. Nur wusste Cloud nicht, was er jetzt tun sollte, denn immerhin war Aeris freiwillig mit ihm mitgegangen. Wie es aussah sogar sehr gerne!

Cloud senkte den Blick und atmete schnaubend aus. Als er die Hand von jemandem auf seiner Schulter spürte, wirbelte er mit einem Ruck herum, schubste seine Freunde, die ihn umringten, von sich und stampfte knurrend aus dem Raum.

Ein alter Freund

Ein alter Freund
 

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Ohne ein einziges Wort zu verlieren stapfte Cloud außerhalb von Kalm durch hohe Gräser. Die Wiesen waren nass, es hatte ein klein wenig geregnet, und so klebten einige Grashalme an seinen dunklen Stiefeln. Immer wieder hielt Cloud kurz an und zupfte sich das Grün von den Schuhen, als wäre es eine Last für ihn, dieses mit sich zu schleppen. Aber eigentlich dachte er gar nicht weiter darüber nach. Eigentlich… hingen seine Gedanken bei Aeris. Warum war sie mit Sephiroth mitgegangen? Warum war sie so seltsam gewesen?

Seufzend musste Cloud erkennen, dass er einfach nicht dazu in der Lage war, die Antworten zu finden, die er seit einer guten Stunde suchte. So lange war es bereits her, dass er aus dem Haus gestampft und blindlings drauf losspaziert war.

Ein leises Knurren entwich seinem Hals, dass ein Fluchen ersetzen sollte, als er plötzlich ein Rascheln vernahm. Instinktiv zog er sein Schwert, begab sich in Kampfposition und blickte in die Richtung, aus der er das Geräusch vernommen hatte. War dort wieder eine Falle von Sephiroth? Nutzte er jetzt aus, dass er völlig alleine abseits der Stadt war – weit entfernt von seinen Freunden? Der Gedanke ließ Wut in Cloud aufkommen, unerklärlichen Hass, der sich wie eine Flamme durch seine Muskeln züngelte und diese dazu brachte, sich bis zur Grenze anzuspannen. Außer sich vor Rage fletschte Cloud mit den Zähnen. Da! Wieder das Rascheln. Das Gras bewegte sich dort, wo es besonders hoch war. Dort musste etwas größeres sein, größer als ein Wolf oder ähnliches, es war kein Tier! Und als sich die Grashalme abermals bewegten und Cloud einige dunkle Haarspitzen erkennen konnte, sprang er vom Boden ab, hob sein Schwert und startete mit lautem Gebrüll einen Angriff. Niemals würde er sich von Sephiroth in den Rücken fallen lassen, niemals zögern, eine unbarmherzige Kreatur auf der Stelle zu töten, wenn es sein könnte, dass sie von IHM geschickt wurde. Und auch dieses Mal, nahm sich Cloud fest vor, würde er nicht einmal mit der Wimper zucken.

Doch als er direkt vor seinem Ziel war, erkannte er im Flug, dass es ein Mensch war. Ein Blick nach unten zeigte ihm kurz einige Wunden, doch hatte Cloud das Gesicht der Person nicht erkennen können, eigentlich sogar gar nichts, außer, dass es ein verletzter Mensch mit dunklen, längeren Haaren war. Kurzerhand stoppte Cloud in der Luft mit seinem Angriff, landete hinter dem Verletzten geschickt auf dem Boden und drehte sich hastig um, um ihn genauer betrachten zu können.

Stumm weitere er seine Augen, atmete überrascht aus und sogar sein Schwert glitt ihm aus der Hand, landete sacht im Gras… Da durfte nicht wahr sein. Was war los? Warum geschahen so viele unerklärliche und eigentlich unmögliche Dinge in den letzten paar Tagen? Erst lebte Aeris wieder, Sephiroth war aufgetaucht, Cloud hatte endlich zu Aeris gefunden, dann war sie so seltsam und war freiwillig mit Sephiroth verschwunden… Und jetzt war es dieser Mensch, dessen Auftauchen Cloud befürchten ließ, dass pures Chaos herrschte. Jetzt war er es… Nun war es…

„Zack!...“ Cloud Stimme klang heiser, als er den Namen des jungen Mannes rief, der, von Wunden übersäht, auf dem Boden lag. Stumm kniete sich der Blondschopf zu ihm, drehte ihn vorsichtig auf den Rücken und schaute ihm ins Gesicht. Zack hatte die Augen geschlossen, anscheinend war er nicht bei Bewusstsein. Aber dabei konnte Cloud es jetzt unmöglich belassen! Leise rief er ihm wieder seinen Namen zu: „Zack… komm schon, wach auf… Zack!!!“ Dabei schlug er mit möglichst wenig Kraft und der flachen Hand an sein Gesicht. Und irgendwann zeigten seine Versuche Erfolgt.

Mit einem rauen Stöhnen öffnete Zack die Augen und schaute sich zunächst verwirrt um, ehe sein Blick an Cloud hängen blieb… „Hey… Strife…“, grinste er schwach.

Cloud nickte stumm, schluckte hart und betrachtete kurz Zacks Wunden. „Was ist passiert?!“

Es dauerte einen Moment, bis Zack sich gesammelt hatte und kraftlos einige Worte aus sich herauspresste: „Hojo… damals… und jetzt Sephiroth…“

Cloud nickte, auch, wenn er sich daraus keinen Reim machen konnte. Aber dass der Name Sephiroth fallen würde, das hatte Cloud schon vorher geahnt. Er steckte in allem mit drin… In allem, was in letzter Zeit passiert war! Möglichst aufmunternd meinte er zu Zack. „Klären wir das hinterher. Ich bring dich erst einmal zu Barret und den anderen. Wir sind alle in Kalm, es ist nicht mehr weit von hier…“

Wieder grinste Zack schwach, aber keck, und nickte schweigend. Wortlos ließ er sich von Cloud aufhelfen, der seinen verletzten besten Freund auf seinen Rücken packte. Zack legte seine Arme über Cloud Schultern und dieser konnte ihn an diesen gut festhalten. Und das war auch dringend nötig, denn im eigentlichen war es schon verwundernd, dass er sich bei all den Verletzungen überhaupt bewegen konnte. Vorsichtig setzte sich Cloud durch das hohe Gras in Bewegung und schleifte Zack mit sich. Besorgt lauschte er seinem schweren, unregelmäßigen Atem und blickte aus dem Augenwinkel zu ihm zurück. Der Dunkelhaarige hatte die Augen bereits wieder verschlossen und in seinem Gesicht ruhte der Ausdruck von Schmerz.

Ich muss… ihn irgendwie ablenken… oder motivieren, dachte Cloud. Auch, wenn er nicht antwortet, sondern meine Worte einfach nur hört… „Heh, Zack!...“, begann Cloud mit einem lockeren Lachen. „Wir werden das Ding schon schaukeln…“ Fieberhaft bemühte Cloud sich, sich ein wenig so anzuhören, wie Zack, wenn er seine Freunde aufmunterte. Aber irgendwie gelang es ihm nicht so ganz, ihm fielen nicht die richtigen Worte ein, um anderen Mut zu machen. Dann spürte er allerdings einen kleinen Ruck und hörte Zack leise antworten: „Wenn du… es sagst… Cloud…“ Ein atemloses Keuchen folgte dem stockenden Satz und Cloud seufzte: „Du solltest dich nicht so anstrengen… Entschuldige.“

Die unebene Wiese, durch die Cloud sich nun mit Zack auf dem Rücken kämpfte, hatte der Blondschopf vor wenigen Minuten noch als positiv angesehen. Die Konzentration, die man brauchte, um nicht über kleine Erhebungen oder Kuhlen von Mäusen und ähnlichem zu stolpern, war vorhin noch Ablenkung für ihn gewesen. Aber jetzt wünschte er sich, er müsste nicht diesen komplizierten Weg gehen, mit einem verletzten Freund bei sich, den er trug.

Ein Glück, dass Kalm nicht weit entfernt war und Cloud es in etwa zwanzig Minuten erreicht hatte. Noch einige Meter von den ersten kleinen Häusern am Rande des Ortes entfernt, konnte er Cid in den Gassen erkennen, der sich suchend umblickte. Als dieser Cloud auch entdeckte und ihm entgegen sah, schien er zu erstarren. Kurz wandte er sein Gesicht in die entgegengesetzte Richtung und rief einige Dinge, ehe er wieder wie zu Stein erstarrt zu Cloud blickte und ab und an Zack musterte. Cloud schnaufte, nur noch ein paar kleine Schritte, redete er sich zu… dann helfen mir die anderen…

Außer Atem beobachtete er, wie Tifa und Vincent um die Ecke bogen und ebenfalls erstarrten, als ihre Blicke zu Cloud und Zack glitten. Tifa war die erste, die sich aus ihrem bann riss und auf die beiden zugerannt kam. „Cloud, was…“, begann sie, brach aber direkt wieder ab. Völlig verwirrt schaute sie sich Zack noch einmal genauer an, als wollte sie überprüfen, ob sie sich auch nicht irrte. „Zack!!!“, klang es, wie eine späte Feststellung. „Cloud, was ist denn passiert? Wo warst du?!“

Cloud seufzte und deutete Vincent mit einer knappen Kopfbewegung an, dass er herkommen sollte. Dieser setzte sich direkt in Bewegung, ehe der Blondschopf sich Tifa wieder zuwandte: „Ich war in den Feldern spazieren und er lag dort im Gras. Ich weiß nicht, was passiert ist, aber er hat Hojo und Sephiroth erwähnt…“ Seine Worte klangen ernst, ein wenig erschöpft und besorgt und er war froh, dass er Vincent nicht weiter erklären musste, dass er eine Pause brauchte. Denn dieser nahm ihm Zack wortlos ab und ‚schnallte’ ihn sich ebenso auf den Rücken, wie Cloud vor ihm.

Nun seufzte auch Tifa und blickte zu Cid, der sich schier irritiert am Kopf kratzte. „War der nicht angeblich tot?!“, rief er zu der kleinen Gruppe herüber. Aber keiner antwortete darauf. Dass Zack lebte schien kaum noch zu verwundern. Aeris und Sephiroth lebten immerhin auch wieder, warum also nicht auch Zack Donovan?

„Seine Wunden sind tief“, murrte Vincent, der das Blut roch, in das Zacks Kleidung getränkt war.

Cloud nickte. „Wir müssen ihn schnell ins Haus bringen und versorgen! Lasst und keine Zeit verlieren!“, klang Cloud knapper Befehl. So setzten sich alle in Bewegung und schritten durch die Gassen und Straßen, von missbilligenden Blicken verfolgt und gehässigem Gemurmel stets umgeben.

Es dauerte nur wenige Minuten, ehe sie Barrets Hau betraten und Vincent Zack in das Zimmer brachte, in dem zuvor Aeris untergekommen war. Langsam ließ er den Verletzten auf das Bett sinken und schaute zur Tür, durch die Cloud und Tifa nun auch geschritten kamen. Cid war anscheinend irgendwo abgebogen, um die anderen, nicht anwesenden Freund zu suchen.

Wieder kam ein raues, Leid andeutendes Stöhnen von Zack, als er sich ins Kissen sinken ließ.

Stumm ging Cloud zu Zack herüber und stellte sich an das Bett. Tifa gesellte sich zu ihnen und warf wieder einen Blick auf die Wunden. „Ich… hol die Sachen, die wir brauchen, um ihn zu versorgen…“, meinte sie zögernd und verschwand wieder aus dem Raum.

Vincent schritt ans Fenster und verschränkte die Arme vor der Brust. Brummend schaute er hinaus und irgendwann ertönte seine Stimme: „Ich frag mich allmählich, was hier vor sich geht…“

Cloud nickte. „Ja…“, musste er Vincent zustimmen. Er wollte auch gerne wissen, was im Moment passierte.

„Aber…“, setzte Vincent wieder an. „Auf jeden Fall ist es gut, dass er auch wieder lebt. Und wenn er Sephiroth erwähnt hat, kann er… vielleicht ein wenig Licht ins Dunkel bringen…“ Noch immer schweifte sein Blick nach draußen. Er rührte sich nicht von der Stelle.

Cloud ließ ein leises Murmeln von sich hören, dass Vincents Worten abermals Recht geben sollte. Natürlich war es gut, dass Zack wieder lebte. Auch, wenn er keine Informationen liefern können sollte.

„C… Cloud?...“

Der Angesprochene schaute ruckartig zu Zack, der jetzt die Augen wieder ein Stück geöffnet hatte und Cloud anschaute.

„Hm?“

Nachdem Zack tief Luft geholt hatte, begann er einen Satz: „Sephiroth... hat… immer wieder Aeris… erwähnt…“

Cloud nickte. „Ja… Sie lebt auch wieder. Nur… er hat sie mitgenommen…“, seufze er.

Jetzt fluchte Zack leise und ließ die Lider wieder zufallen. Seine Verletzungen hatten ihn ganz schön mitgenommen. Umso besser, dass Tifa jetzt endlich wieder ins Zimmer kam und alles Nötige mitbrachte, dass helfen würde.

Mit Verbänden und nassen Lappen in den Händen ging sie zum Bett herüber und stellte sich neben Cloud. Schweigend sah sie in das nachdenkliche Gesicht des Blonden. Dann setzte sie sich seufzend auf die Bettkante und blickte Zack an. Vorsichtig öffnete sie sein Oberteil und striff es ihm ein wenig ab, bevor sie dann mit den Lappen begann, seine Wunden zögerlich zu reinigen. Ab und an verzog er das Gesicht ein wenig oder atmete zischend zwischen seinen Zähnen ein. Das warme Wasser brannte an jedem Kratzer, aber Zack beklagte sich nicht. Er wusste, dass er das über sich ergehen lassen musste. Dennoch war er froh, als Tifa eine kühlende, gut tuende Salbe aufstrich. Irgendwann bat sie ihn, sich aufzusetzen und Cloud stützte ihn dabei ein wenig. So konnte Tifa seinen Oberkörper schließlich verbinden, ehe sie dies auch mit den Wunden an Armen und Beinen tat.

Erleichtert seufzend, als all das vorbei war, ließ sich Zack wieder zurück ins Kissen sinken. „Danke…“, lächelte er Tifa zu. Dann atmete er noch einmal tief durch. Tifa schwieg und Cloud und Vincent taten es ihr gleich. Was sollten sie groß sagen? Zack von den neuesten Vorfällen zu erzählen und wie seltsam sich Aeris verhielt, war sicher nicht das Klügste. Er brauchte Ruhe und niemand wollte ihn aufregen.

„Zack!“, klang es dann von der Tür. Alle Blicke waren nun auf Yuffie gerichtet, die den Namen ausgerufen hatte und zusammen mit Nanaki, Cid und Barret zum Bett rüberschaute. Fragend wandte Zack den Kopf zur Seite und als er all die anderen erkannte, strich ein kleines Lächeln über seine Lippen. „Hey!“, grüßte er lässig und als ob nichts Schlimmes wäre. Aber seine Verbände zeigten ganz offensichtlich, dass es anders war, dass er schwer verwundet war und es ihm nicht wirklich gut ging. Tifa, die eine Weile auf der Bettkante gesessen hatte, stand jetzt wieder auf und verließ den Raum mit dem Vorschlag, ein wenig Wasser zu holen, damit Zack nicht verdursten würde. Er nickte ihr stumm hinterher, sich stumm verfluchend, dass er nicht dazu in der Lage war, deutlicher zu zeigen, wie dankbar er ihr war – und auch Cloud und all den andern, die jetzt zu ihm ans Bett traten und besorgt immer wieder fragten, wie es ihm ginge, oder was sie ihm Gutes tun konnten.

Irgendwann, als Tifa wieder mit einem Glas Wasser zurückkam und dieses Zack reichte, viel eine Frage, die Cloud schon eine ganze Weile auf der Zunge brannte. Yuffie legte den Kopf schief und klang neugierig: „Zack, die kommt es, dass DU lebst…?“

Stille. Zack schloss die Augen und nahm das Glas Wasser, dass Tifa ihm gereicht hatte. Mühsam setzte er sich auf, mit Unterstützung von Cid, und trank ein wenig. Keiner wagte es, etwas zu sagen. Yuffies Frage war mal wieder vollkommen direkt gewesen, aber jeder wusste, dass es alle interessierte. Auch Zack war das klar, also stellte er das Glas auf dem Nachtschrank ab und blickte stumm in die Runde, bis er endlich ansetzte: „Ich weiß es selber nicht GANZ so genau… Ich bin vor ein paar Tagen… vielleicht etwa zwei Wochen… mitten von Makoflüssigkeit umgeben aufgewacht. Ich war in einem Tank und hätte schwören können, dass Hojo dahinter steckt…“

Hier pausierte Zack kurz, legte sich wieder hin und Cid ließ von ihm ab. Aller Blicke ruhten auf dem Dunkelhaarigen und warteten gespannt, wie es weiter ging. Cloud schaute allerdings aus dem Augenwinkel zu Vincent, der noch immer am Fenster stand, die Arme verschränkt, und sich auf nichts weiter zu konzentrieren schien, als auf das Draußen. Gerade plante Cloud, aufzustehen und zu ihm herüber zugehen, als Zack allerdings wieder seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Er berichtete weiter: „Ich hab das Glas zerschmettert und hab die Ebene nach dem Professor abgesucht, aber stattdessen stand bald Sephiroth vor mir. Er hat… Mich in einen größeren Tank gesteckt, ohne Flüssigkeit, aber aus dem kam ich nicht mehr heraus.“ Ein trauriges Lachen entrann seiner Kehle, ehe er weiter sprach. „Ich hab oft mitbekommen, das er von Aeris sprach und über Dokumenten und Mappen hing. Es sieht ganz so aus, dass er sich Nutzen von Hojos Arbeiten und Aufzeichnungen machen will. Irgendwann ist er weg, als er etwas meinte wie: ‚Jetzt sollte sie… da sein… Ich werd sie holen…’ Und ich hatte endlich das Glas durchbrochen. Ich bin also aus dem Labor, aus dem Gebäude und aus Midgar raus, ich kam nur nicht weit, ich hab seither nichts gegessen. Ich hab mich in Höhlen versteckt und versucht, das nötigste an Essen aufzutreiben. Vor zwei Tagen bin ich los um nach Kalm zu gelangen. Abends bin ich Sephiroth begegnet, er sagte, er hätte mich gesucht. Er hat mich… fast erledigt, ich konnte ihm noch entkommen und mich verstecken. Seit dem bin ich nur Richtung Kalm getroffen und vorhin… Hat Cloud mich gefunden. Das ist die ganze Geschichte.“, schloss Zack nun ab. Zar wurde er nur ursprünglich gefragt, wie es kam, dass er wieder am Leben war, jedoch war er sich bewusst, dass alle dann auch nach noch mehr gefragt hätten, hätten wissen wollen, was weiter passiert war. Also hatte er sich von Anfang an dazu entschlossen, gleich alles zu erzählen, was ihm in den letzten zwei Wochen passiert war.

Nun ließen sich alle Anwesenden noch einmal durch den Kopf gehen, was sie da erfahren hatten. Nur das skeptische Brummen Vincents durchbrach die Stimme und wieder blickte Cloud zu ihm. Dieses Mal stand der Blondschopf auf und ging ebenfalls ans Fenster. „Was ist?!... Hast du alles gehört?!“

Vincent nickte. „Natürlich…Aber ich frage mich, was ich davon halten soll, dass Sephiroth Hojos alte Dokumente durchsucht und offensichtlich wusste, wann Aeris wieder lebt…“

Cloud senkte den Blick. „Ja… mir ist auch nicht wohl dabei…“, murrte er. Was tat Sephiroth jetzt wohl gerade mit Aeris? Was hatte er mit ihr vor? Schlug er wieder auf sie ein? Machte er Experimente mit ihr, wie Hojo es immer schon machen wollte? Während die Angst um sie Cloud die Kehle zuschürte, warf er wieder einen Blick rüber zu Zack. Wenn er erfahren würde, was alles passiert war, würde er mit Sicherheit ausrasten. Cloud musste etwas unternehmen, er musste Aeris wieder zurückholen… Koste es, was es wolle!

Aussprachen

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New Chance
 


 

Zack war am nächsten Morgen wieder auf den Beinen, stützte sich an den Wänden des Flures ab, den er entlang ging. Seine Wunden erschwerten ihm jeden einzelnen Schritt und die Schmerzen wollten ihn wieder zurück ins Bett zwingen, aber Zack war der Ansicht, er sollte kein solches Weichei sein, sollte sich zusammen reißen. Konzentriert steuerte er in die Richtung, in der er meinte, dass das Bad läge. Er wusste nicht, dass er in genau die andere Richtung hätte gehen müssen. Irgendwann gelang er an eine Tür, nicht weit von de Zimmer entfernt, dass er eben erst verlassen hatte. Kurz pausierte er, atmete tief durch, ehe er sich wieder einen Ruck gab und die Tür öffnete. In Gedanken fluchend stellte er fest, dass das hier eher nach einem Schlafzimmer aussah, als nach einem Bad. Aber schlagartig waren diese kleinen Gedanken verschwunden, als er in der Mitte des Zimmers Cloud sah, der sich gerade sein Schwert fest anlegte.

„Wa.... Was hast du vor?“, fragte Zack schwerfällig, krallte sich mit einer Hand an den Türrahmen.

Cloud dreht sich blitzartig zu ihm um. „Zack! Verdammt, das sollte ich DICH fragen!“, schüttelte er den Kopf und ging zu ihm herüber, um ihn zu stützen. „Wo wolltest DU denn hin? Warum hast du niemanden gerufen?“

Aber Zack grinste nur: „Nur ins Bad. So was schaff ICH ja wohl noch alleine. So kleine Kratzer hindern mich auch nicht daran!“ Sogar ein kurzes Lachen kam von ihm, ehe er doch wieder ernst wurde: „Und wo willst DU jetzt hin?!“

Cloud wich seinem Blick aus und schwieg zunächst. Sollte er Zack belügen? Er würde es merken. Aber wenn er ihm die Wahrheit sagen sollte, würde das vielleicht nur Probleme schaffen. Seufzend druckste Cloud herum: „Ich… muss was erledigen… dauert nicht lange…“

Grummelnd entgegnete ihm Zack: „Ach, red’ keinen Unsinn! Du willst zu Sephiroth, oder?!“ Er kannte Cloud zu gut, als dass er das nicht spätestens jetzt durchschaut hätte.

Der Blondschopf nickte, er hätte es wissen müssen. „Ja…“, antwortete er „Ich hole Aeris zurück!“

„Hör zu!“, meinte Zack dann. „Ich weiß nicht, was vorgefallen ist, weil es mir hier einfach keiner sagt. Aber ich kann mir denken, dass es nichts Gutes war. Trotzdem kannst du nicht einfach planlos drauf losziehen. Sephiroth ist unglaublich mächtig geworden, ich hab es am eigenen Leib erfahren müssen!“

Cloud nickte, er hatte es auch bemerkt. Sephiroth war anders geworden, viel stärker, als früher. „Und… was schlägst du vor, was ich jetzt tun soll? Abwarten und Tee trinken, damit er genug Zeit hat, alles mit ihr anzustellen, was er will?!“ Er dachte nur an die Wunden und blauen Flecke, die Aeris’ Körper übersäht hatten, als er und Vincent sie in Hojos altem Labor fanden.

Zack seufzte und legte Cloud eine Hand auf die Schulter. „Fünf Minuten warten, damit ich mich auch fertig machen kann!“, grinste er locker.

„Was?!“, kam es schockiert von Cloud. Ungläubig schaute er seinem alten Freund ins Gesicht. „Ernsthaft, mit deinen Wunden wärest du eher eine Last, als eine Hilfe!“, fluchte er.

„Dann…warte, bis ich wieder ganz fit bin! Wenn du einfach gehst, komm ich dir hinterher, verstanden?!“, erklärte Zack felsenfest entschlossen.

Aber Cloud lachte nur kurz und erklärte: „Es wird dich keiner hier gehen lasse, so schwach, wie du bist!“

„Dich auch nicht!“, war die knappe Antwort.

Und das brachte Cloud zum Grübeln. Zack hatte eigentlich Recht. Keiner würde ihn gehen lassen, die anderen würden versuchen, ihn aufzuhalten, weil er alleine sicher keine Chance gegen Sephiroth hätte. Sicher, er könnte versuchen, Aeris wieder still und heimlich aus dem alten Midgar zu holen, aber vor einigen Tagen war es pures Glück gewesen, dass Sephiroth nicht auf ihn und seine Freunde aufmerksam geworden war. Und jetzt, da Cloud wusste, wie übermächtig der Feind war, hatte er sicher kein Interesse daran, sich mit ihm zu duellieren, wenn er doch eigentlich jemanden retten musste. Widerwillig aber doch einsichtig nickte Cloud. „Gut… dann sieh aber auch zu, dass du wieder gesund wirst. Wenn du dich hier abquälst, weil du meinst, du bräuchtest keine Hilfe, wird das nichts. Du musst dich zwischen Stolz und Aeris entscheiden!“, schleuderte Cloud Zack ernst entgegen.

Zack brummte und nickte. Ja, sein Stolz war es gewesen, der ihn trotz der Verletzungen auf die Beine gerissen hatte. Anscheinend kannte Cloud ihn noch immer genauso gut.

Schließlich half der Blonde dem Verletzten den Flur entlang.
 

„Tifa?...“

Sie drehte sich um und schaute Cid ins Gesicht. „Hm?“, fragte sie wortlos.

„Du stehst schon seit knapp zehn Minuten nur am Fenster und schweigst.“ Cid klang besorgt, als er das aussprach. „Was ist los?“

Tifa seufzte und schaute wieder nach draußen. „Zack… er lebt wieder… Er war so lange tot, noch viel länger als Aeris. Ich hab ihn so lange nicht mehr gesehen.“

Cid verstand und nickte. „Tja… du hast dich kaum mit ihm unterhalten, bisher. Vielleicht solltest du das nachholen“, schlug er vor.

„Nachholen?“, fragte Tifa verwundert und schaute ihn nun doch wieder an. „Aber, was sollte ich denn sagen? Welches Thema sollte ich beginnen?“

Jetzt lachte Cid und schüttelte den Kopf: „Ehrlich mal, das hätte ich nicht von dir erwartet. Ihr kanntet euch doch früher so gut. Und wie ich erzählt bekommen habe, habt ihr in Nibelheim eine Menge zusammen durchgemacht, in dieser einen Nacht…“

Tifa senkte den Blick und schwieg. Damals, in Nibelheim… Ja, Sephiroth hatte das Dorf in Brand gesetzt und ihren Vater getötet. Tifa war ihm hinterher zum Mako-Reaktor gerannt, um ihn anzugreifen, aber sie hatte nicht die geringste Chance gehabt. Damals hatte sie noch nicht trainiert, konnte noch nicht kämpfen. Es war sinnlos gewesen und mit einem einzigen Hieb hatte Sephiroth sie außer Gefecht gesetzt. Zack hatte sich ihm gestellt und als auch er am Ende war, kam Cloud, hat Tifa gerettet und Sephiroth den Rest gegeben, bis dieser geflohen vorerst war. Zack und Cloud hatten ihr geholfen… sie hatten sie gerettet, sich beide Sorgen um sie gemacht, weil sie einfach auf eigene Faust losgezogen war, um sich an Sephiroth zu rächen. „Hm“, murmelte sie. „Du hast Recht, Cid. Mir wird schon etwas einfallen.“ Mit einem entschlossenen Nicken drehte sie sich um und schaute zur Tür, die sie danach ansteuerte um den Raum zu verlassen.

Als sie am Zimmer ankam, indem Zack lag, schaute sie vorsichtig durch die angelehnte Tür und sah Vincent, der die Arme vor der Brust verschränkt hatte und vor dem Bett stand. Zack hatte sich aufgesetzt und blickte ihn an. Sein Gesichtsausdruck sah abwartend und fragend aus. Tifa beschloss, lieber nicht hineinzugehen und wartete auf dem Flur, wo sie allerdings einwenig lauschte.

„Hör zu… damals…“, hörte sie Vincent kaum verständlich murmeln.

Direkt fiel ihm Zack ins Wort: „Damals ist damals. Vergangenheit. Richtig?“

Ein Moment lang schwiegen beide, ehe Vincent wieder ansetzte: „Trotzdem, ich war noch ein Turk und… nicht unbeteiligt daran, dass du…“ Dieses Mal unterbrach er von alleine, führte den Satz ganz einfach nicht zu Ende.

„Ich verstehe, aber das ist eh vergessen!“, klang Zack freundlich und überraschend locker. Er hatte verstanden, was Vincent sagen wollte, dass er vorhatte, sich zu entschuldigen. Und dass das dem sonst so stillen Menschen schwer fiel wusste Zack ebenfalls, also machte er es ihm nicht noch schwieriger.

„Gut“, konnte Tifa bald darauf wieder Vincents Stimme wahrnehmen. „Dieses Mal arbeiten wir zusammen, Zack… Donovan…“

Der Angesprochene lachte leise und da Tifa ahnte, dass Vincent wohl jetzt den Raum verlassen würde und sie entdecken würde, trat sie besser von alleine ein und tat, als wäre sie gerade erst gekommen. Mit einem Lächeln auf den Lippen blickte sie den beiden Männern entgegen. Vincent nickte ihr zu, schwang sich dann an ihr vorbei und ging aus der Tür, die er hinter sich schloss.

Zack schaute ihm stirnrunzelnd hinterher, eher er dann Tifa entgegenstrahle. „Hey“, begrüßte er sie. „Willst du dich setzen?“ Er rückte ein Stück auf dem Bett beiseite, so dass ein wenig Platz entstand.

Tifa nickte sofort und setzte sich gerne neben ihn. Dann aber blickte sie schweigend auf den Boden und schien ein wenig traurig. Das war es, was sie befürchtet hatte, sie wusste keinen Anfang. Vielleicht sollte sie einfach da ansetzen, wo sie früher, bevor er gestorben war, aufgehört hatte, schoss es ihr unsinniger Weise durch den Kopf. Obwohl sie wusste, dass das völlig unlogisch war, und sie das eigentlich ausschloss, dachte sie darüber nach, was sie Zack vor sie vielen Jahren zuletzt gesagt hatte… Nachdenklich schloss sie die Augen und erinnerte sich an ihre Sätze, als wäre es erst gestern gewesen. ‚Ich hasse sie…’, hatte sie damals gesprochen, als sie im Mako-Reaktor am Boden gelegen hatte, durch Sephiroths Klinge verletzt und als Zack neben ihr kniete, sie besorgt angeschaut hatte. ‚Ich hasse sie. Shinra und Soldat... und dich auch.’ Zack war gekommen, um sie zu holen, zu retten, wie ein Bekannter aus Nibelheim ihr später berichtet hatte. Und das war alles, was sie zu Zack gesagt hatte. ‚Ich hasse auch alle!’ Und Zack? Er hatte mit so sanfter Stimme geantwortet: ‚Es tut mir leid. Ich werde dich nicht um Vergebung bitten.’ Er hatte sich umgedreht, ist die Treppen hoch geschritten, um zu Sephiroth zu gelangen und meinte noch: ‚Aber… Lass mich es wieder gut machen.’ Und Tifa hatte nur noch geschwiegen, getan, als hätte sie es ignoriert.

Ein leiser Seufzer entwich ihren Lippen nun und sie erschrak ein wenig, als Zack ihr seine Hand auf die Schulter legte. „Was hast du?!“, hakte er nach, beugte sich ein wenig vor und schaute ihr besorgt ins Gesicht.

Vielleicht war es doch gut, dort anzusetzen, wo sie damals aufgehört hatten. „Weist du…“, sprach Tifa leise und schaute ihn traurig an. „Dieses Mal muss ICH was wieder gut machen. Jetzt entschuldige ich mich bei dir… Du hättest dich nie bei mir entschuldigen müssen und ich hätte nie sagen sollen, ich würde dich hassen. Ich bin dir… sogar sehr dankbar, dass du da warst…“, sprudelte es aus ihr heraus, bis Zack ihr einen Finger auf die Lippen legte, um diese zu versiegeln, und sie sanftmütig anlächelte. Stumm schüttelte er den Kopf und brachte sie damit ebenfalls zum Lächeln.

„Danke“, flüsterte Tifa nur noch und lehnt dann ihren Kopf an seine Schulter. Zack legte einen Arm um sie und so verstrich ein wenig Zeit, bis Yuffie irgendwann anklopfte und Tifa aufschreckte: „Ja?“

Über das ganze Gesicht strahlend trat Yuffie ein. „Heh“, grinste sie zu den beiden herüber. „Wir haben eine Materia gefunden!“

Tifa stand auf und blickte ungläubig. „Materia?“, wiederholte sie. „Aber die haben sich doch alle vor einem halben Jahr aufgelöst!“

„Wie?“, schob sich Zack in das Gespräch. „Aufgelöst, sagst du? Das musst du mir genauer erklären!“

Tifa schaute zu ihm und nickte. „Wir wissen nicht, wie es passiert ist, aber vor ungefähr sechs Monaten haben sich alle Materia einfach Stück für Stück aufgelöst und sind innerhalb von drei bis fünf Tagen völlig verschwunden gewesen. Je mehr sie zersetzt waren, desto weniger waren sie brauchbar und seit dem Vorfall haben wir nirgends wieder Materia gesehen“, erklärte sie.

Zack brummte nachdenklich und schaute zwischen Yuffie und Tifa hin und her. „Und was haben Nachforschungen bis jetzt ergeben?!“

Yuffie zuckte nur mit den Schultern. „Wir haben keine betrieben! Unsinnig! Der Planet war okay und es war sonst nichts Sonderbares passiert. Es war doch alles in Ordnung soweit.“

Jetzt schüttelte Zack heftig den Kopf: „Wenn Materia sich einfach auflöst, KANN nicht alles in Ordnung sein! Irgendetwas stimmt da nicht!“

„Heh“, schimpfte Yuffie zurück. „Jetzt haben wir doch wieder eine. Selbst WENN etwas nicht gestimmt hat, wird jetzt wieder alles normal, oder?!“

Zack verschränkte die Arme vor der Brust und schaute grübelnd zur Seite. „Heilig… Wo ist es?! Wenn es sich auch aufgelöst hat…“

Tifa weitete die Augen. Darüber hatte anscheinend noch keiner nachgedacht. Heilig war damals ein wichtiger Ausweg gewesen, sicher würde es noch mal gut sein, es zu benutzen. Vor allem jetzt, wo Sephiroth wieder aufgetaucht war.“ Hm… Mist…“, murmelte sie. Dann schaute sie Yuffie hoffnungsvoll an. „Was habt ihr für eine Materia gefunden? Ist es ein Aufruf?“

Das schwarzhaarige Mädchen schüttelte den Kopf. „Nein, es ist Wiederherstellen. Allerdings nur auf dem Anfangsstadium. Wir können damit Zacks Wunden heilen, aber eben nur ein wenig pro Tag.“

Wieder meldete sich der Verletzte. „Tun wir das. Dadurch beschleunigt sich alles und je eher ich wieder auf den Beinen bin, kann ich mit Cloud losziehen und Aeris holen!“, sprach er entschlossen.

Yuffie nickte, damit war es beschlossen. Ein Glück, dass diese eine Materia aufgetaucht war. Es war Glück im Unglück.

Midgar Runde 2

Midgar Runde 2
 

New Chance
 


 

Es dauerte dank der Materia nur zwei weitere Tage und Zack war wieder vollständig erholt. Kraftvoll streckte er die Arme gen Himmel, als er hinter Cloud aus dem Haus und damit in das Licht der Morgensonne trat. Der Blondschopf war im Gegensatz zu ihm nicht so guter Laune und blieb seit dem Aufstehen bei eisernem Schweigen. Stumm gab er Zack sein altes Schwert. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht nahm dieser es entgegen und strich sachte über die Klinge. „In Ehren gehalten?“, fragte er. Cloud sagte noch immer kein einziges Wort. Als ob er die Frage nicht gehört hätte, wandte er sich einfach wieder ab und schaute zu Tifa, Vincent, Barret, Nanaki und Yuffie, die ebenfalls aufbruchsbereit in der Tür standen. Dann nickte er allen zu und ging die Straße entlang.

Tifa, die als letzte aus dem Haus trat, schloss die Tür hinter sich und gesellte sich zu Zack. „Ich wunder mich wirklich, warum du so gut drauf bist“, merkte sie leise an.

Zack lachte, aber es war nur gespielt: „Ich bekomm’ heute die Chance diesem arroganten, selbstverliebten Schönling eins auszuwischen.“ Er schmunzelte und gab sich Mühe, es möglichst motivationsvoll klingen zu lassen, aber Tifa konnte genau erkennen, dass er sich in erster Linie um Aeris Sorgen machte, die seit drei Tagen mit Sephiroth verschwunden war. Und bei Cloud war es wohl nicht anders. Sicher, es kribbelte beiden auch ganz bestimmt in den Fingern, Sephiroth so einiges heimzuzahlen, aber die Hauptbeweggründe waren heute doch andere, dass sie loszogen.

„Ihm eines auswischen?“, wiederholte Nanaki Zacks Worte. Er lief jetzt neben Tifa entlang und schaute spöttisch. „Du bist doch total aus der Übung, darauf möchte ich wetten. Und hast du nicht selbst gesagt, dass Sephiroth nahezu übermächtig war?“

Zack grummelte und schaute konzentriert nach vorne. Anscheinend hatte Cloud das Gespräch gehört, denn er blieb stehen und drehte sich zu den andern um, bis diese auf einer Höhe mit ihm waren. Dann mischte er sich ebenfalls ein: „Ich hab es ja auch erlebt. Ich bin froh, wenn wir Aeris holen und wieder verschwinden können. Gegen Sephiroth kommen wir bestimmt nicht an, solange wir nicht wissen, wie er so stark werden konnte.“

„Meinst du, er war erst gar nicht tot und hat sich die ganzen Jahre lang nur verkrochen und trainiert?“, fragte Tifa nach des Blondschopfs Meinung.

Cloud hob nur die Schultern. Er wusste es doch auch nicht.

„Hm…“, ertönte es von Vincent, der einige Schritte vor den vieren ging. „Und was, wenn er nur ein Klon ist? Gar nicht der Sephiroth, den wir damals kannten? Vielleicht nur ein uraltes Projekt von Hojo, das jetzt sozusagen erst ‚erwacht’ ist. So wie die Tviets. Die sind auch erst zwei Jahre nach Shinras Untergang ans Licht gekommen.“

„Dann wäre der Klon natürlich weiterentwickelter als der alte Sephiroth“, schlussfolgerte Zack.

Nanaki nickte. „Ja, einer verbesserte Version. Das würde auch seine Stärke erklären.“

Yuffie, die neben Vincent hertrottete, schaute über ihre Schulter zurück und raufte sich durch die Haare. „Es kann aber AUCH sein, dass Sephiroth einfach wieder lebt, so wie Aeris und Zack auch, dass Hojos alte Forschungen damit zu tun haben und dass Sephiroth durch Hojos Aufzeichnungen was gefunden hat, dass ihn stärker macht“, sprudelte es aus ihr heraus.

Tifa lachte: „Und was sollen das für Forschungen gewesen sein? Hojo hätte, um Sephiroth wieder zum Leben zu bringen, vielleicht selbst noch leben sollen, als Cloud ihn besiegt hatte.“

Yuffie zog eine breite Fratze: „Vielleicht hat er das ja auch noch!“

Barret und Cid fluchten herum und blieben abrupt stehen, ehe sie sich ebenfalls umdrehten und im Chor meckerten: „Jetzt hört doch auf, %X§$#&! Diese ganzen Überlegungen machen doch keinen Sinn und bringen uns nur durcheinander!!!“

Zack seufzte. „Ihr habt ja recht“, gab er zu und Cloud nickte: „Ja, lasst uns einfach weiter.“

Welche Gründe es auch immer für all diese seltsamen Ereignisse gab, es hatte keinen Zweck, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Keiner würde einfach so zu einer Lösung kommen, dafür gab es zu wenig Hinweise, dazu wussten sie alle zu wenig über alles. Es würde nur Zeit kosten - Zeit, Kraft und Konzentration.
 

Es dauerte einige Stunden, bis die Gruppe die entlegenen Ruinen von Midgar erreicht hatte. Die Füße schmerzten inzwischen und weitere kleine Gespräche hatten alle nur emotional aufgewühlt. Jeder schwebte nun in seinen eigenen Gedanken und machte sich Sorgen über verschiedene Dinge und Personen. Die Köpfe aller qualmten beinahe und auf den Gesichtern aller zeigte sich schlechte Laune. Nur Yuffie, die inzwischen an der Spitze des kleinen Trupps lief, schien ziemliche optimistisch zu sein und grinste vor sich hin, bei der Vorstellung, dass endlich mal wieder etwas ‚Schwung’ in ihren Alltag kam. Natürlich fand sie die Umstände genauso wenig erfreulich, wie ihre Freunde, aber immerhin langweilte sie sich jetzt nicht mehr.

Zack baute sich vor den Ruinen von Midgar auf und schaute an ihnen hinauf. „Wo kann man hier rein?“

Cloud ging ein weniger weiter an den zerfallenen Mauern entlang und winkte Zack zu sich herüber. „Hier, dort sind wir das letzte Mal herausgekommen.“ Auch die anderen kamen hinzu und Tifa nickte bestätigend.

Mit einem Satz stand Yuffie vor allen und sprang in die Luft. „Los, wir gehen jetzt da rein und zeigen Sephiroth, wo der Hammer hängt!“ Voller Energie rannte sie voraus und ging den anderen verloren. „HEH!“, brüllte Barret ihr noch aufgebracht hinterher, doch es kam schon keine Antwort mehr. Wütend fuchtelte er mit den Armen herum und eilte ihr hinterer.

„Mh“, brummte Vincent. „Wer geht ihnen jetzt hinterher und hindert sie daran, sich gegenseitig die Köpfe einzuschlagen?“

„Ich laufe hinterher, ich hole sie sicher ein!“, sprang Nanaki nun in den Blickwinkel aller.

Aber Tifa schüttelte den Kopf und seufzte. „Wir sollten uns nicht alle trennen, hol sie zurück, ja?“, bat sie.

Als Nanaki auch schon zum Einverständnis nickte und das ganze noch mit Worten betonen wollte, kam ihm Cloud in die Quere, der einen Vorschlag einbrachte: „Ich finde… Wir SOLLTEN uns trennen… In Gruppen aufteilen. Ich bin mir sicher, dass es erstens jetzt zu viel Zeit verschwendet, wenn wir erst Barret und Yuffie wieder suchen und dann vielleicht nur in Sackgassen geraten. Wir sollten in mindestens zwei Gruppen losziehen.“

„Dann passt das ganze ja ganz gut“, bestätigte Vincent. Und nach einem kurzen Überlegen stimmte auch Tifa mit ein.

Zack, der bisher abseits der Gruppe mit verschränkten Armen dastand und schweigend zugehört hatte, nickte jetzt nur stumm.

„Gut, dann geh ich mal los und sag den anderen beiden bescheid“, meinte Nanaki knapp, ehe er dann ebenfalls in den Ruinen Midgars verschwand.

Cloud blickte ihm noch einen Moment hinterher, bevor er den anderen mit einem Winken zu verstehen gab, dass es weiter ging. „Wir finden besser einen anderen Eingang in die Ruinen. So haben wir die größten Chancen!“

„Hast du die Lage analysiert?“, hakte Zack mit einem Lachen nach.

„Nein, aber ich wäge die Lage ab!“, gab Cloud knapp zurück, und die beiden schritten voran, gefolgt von Vincent, Tifa und Cid.

Es dauerte nicht lange, da stießen sie alle auch auf einen weiteren Eingang, den Cloud sich erhofft hatte. Hier waren die Überreste und das Geröll der toten Stadt nicht all zu dicht und man konnte bereits von außen erkennen, dass der Weg eine ganze Weile lang frei war.

„Gut“, nickte Cloud. „Hier kommen wir sicher schnell zum Zentrum Midgars und in das Shinragebäude.“

„Ich hoffe es“, murmelte Zack, der noch immer direkt neben ihm stand. „Wir dürfen nicht mehr so viel Zeit verlieren, es ist schon viel zu viel vergangen.“

Der Blondschopf schwieg zu dieser Aussage und setzte sich lieber endlich in Bewegung. Zack hatte ja schon recht, aber Cloud wollte sich nicht abermals den Kopf darüber zerbrechen, dass sie so viel wichtige Zeit vertrödelt hatten und Aeris daher inzwischen sonst etwas widerfahren war. Er wollte sich jetzt einfach nur beeilen, er spürte, dass nun jede Minute zählte, die er rausschlagen konnte. Aber Zack… schien es auch nicht anders zu gehen…
 

„Ganz schön staubig hier“, raunte Cid irgendwann, und schaute sich mürrischen Blickes in den Ruinen um. Überall ragten die zusammengefallenen Säulen schräg über ihnen hinweg und der Weg war aufgrund größerer Mauerstücke schwer zu begehen.

Tifa nickte: „ Ja, wie letztes Mal auch!“

„Uff, das ist total nervig, hier durchzuklettern“, meckerte Zack. Jedoch grinste er direkt wieder: „Aber was tut man nicht alles. Außerdem kann das ja nur fit halten!“

„Weißt du…“, fing Cid an zu murmeln. „Wenn wir Aeris da rausgeholt und Sephiroth eins über gebraten haben, dann machen wir ne Riesenfete, klar?“

Zack lachte: „Wo? Auf deinem Luftschiff oder bei Cloud an der Costa de Sol? Oder in Kalm?“

Cid zog sich eine Zigarette aus der Tasche, legte sie sich neben die Lippen und zündete sie an. „Das ist doch völlig egal. Hauptsache, wir lassen es richtig krachen. Das haben wir echt schon lange nicht mehr!“

Nun meldete sich auch Cloud zu Wort: „Ich würde sagen, wir stimmen dann ab. Aber mein Haus kommt nicht in Frage, kapiert?“ Mit einer stolzen Geste fuhr er sich ruckartig durch seinen Pony und meinte: „Das hab ich mir hart erarbeitet! Ihr würdet alles dort ruinieren.“

“Eh, na und? Solang es danach nicht so aussieht, wie HIER?“, lachte Zack amüsiert.

„Ich würde sagen, es WÜRDE bei ihm dann so aussehen, Zack!“, mogelte sich Tifa in das Gespräch.

„Pah!“ Cid stämmte die Hände in die Hüften und hob das Kinn angeberisch. „Dann feiern wir eben in meiner Highwind! Ich scheue ein wenig Aufräumarbeit nicht! Nicht, wenn es für meine Freunde ist. Und sowieso… Mein Luftschiff ist viel cooler!!!“ Schwungvoll drehte er sich um. „Oder was meinst du, Vincent?!“

Erschrocken zuckte Vincent zusammen und schaute verdutzt zu den anderen.

Cid rollte mit den Augen. „Du hast bei keinem einzigen Wort zugehört, oder?!“

„Hm…“, murrte Vincent nur leise und ließ seinen Blick zur Seite schweifen, als hielte er nach etwas Ausschau, als würde er etwas suchen oder gar beobachten, dass auf gleicher Höhe mit ihnen mitlief. „Tut mir leid, ich bin auch mal in Gedanken!“

Tifa blieb stehen und dreht sich nun auch zu Vincent um. „In welchen?“; fragte sie und folgte seinem Blick, konnte aber nichts Außergewöhnliches entdecken. Dort war nicht zu finden, das es wert war, Aufmerksamkeit zu bekommen. Verwirrt blickte sie wieder zu Vincent, in der Hoffnung, eine Antwort zu erhalten. Aber dieser schwieg sich brav aus.

Nun schauten auch Cloud und Zack zurück und betrachteten die ganze Szene. Nun waren also alle stehen geblieben und schauten zu Vincent, der geistig abwesend zu sein schien.

Stille… Nur der Wind, der durch die Löcher und um die Kanten Midgars heulte, gab der Gruppe das Gewissen, dass die Zeit nicht stehen geblieben war. Irritiert blinzelte Zack gen Valentine und stupste bald Cloud an. „Uhm, was beobachtet er?!“, fragte er, als Vincents Blick knapp hinter Zack gefangen war.

Als Cloud die Schultern hob, um seine Ahnungslosigkeit anzudeuten, hörte er mit einem Mal ein Klicken und sah, wie Vincent seine Waffe auf seinen besten Freund gerichtet hatte.

Zack sperrte die Augen auf und guckte genau in den Lauf der Cerberus. „Wa… was…“; stotterte er und wusste nicht, wie ihm geschah, da gab es auch schon einen lauten Knall, einen Schuss, und Zack zuckte zusammen. Irritiert stellte er aber fest, dass er keinerlei Schmerzen hatte und auch definitiv noch am Leben war. Hatte Vincent etwa danebengeschossen? Auf eine Distanz von knapp zwei Metern?! Das konnte doch unmöglich sein!

Verwundert drehte Zack sich um, um zu sehen, was er stattdessen getroffen hatte. Dort, auf dem Boden, nur wenige Meter von der kleinen Gruppe entfernt, lag ein dürres, hundeartiges Wesen, mit bläulich schimmerndem Fell. Blutt rann, von ihm ausgehend, über den Boden.

Wieder ein Klicken, Zack drehte sich abermals zu Vincent um, der seine Waffe jetzt wieder eingesteckt hatte.

„In DEN Gedanken war ich!“, Vincents verspätete Antwort auf Vincents Frage.

Cid war die Zigarette aus dem Mund gefallen. „Huh! Wenn DER einen von uns erwischt hätte. Ich hab schon lang nicht mehr gekämpft, ich bin das aufpassen gar nicht mehr gewohnt!“

„Mit geschlossenen Augen ging Vincent zwischen Tifa und Cloud hindurch, die das tote Wesen anstarrten. „Das war nicht der einzige hier!“, brummte der Schwarzhaarige in seinen Mantel.

„Wie?!“, ertönte es von Tifa. Woher sollte er das wissen?

Die Erklärung für diese unausgesprochene Frage kam schnell: „Das sind Rudeltiere. Und ich bin mir auch sicher, mehr als nur den einen gesehen zu haben!“

Cloud schüttelte den Kopf und setzte sich wieder in Bewegung, ging einen Schritt hinter Vincent. „Aber ich dachte, die hätten wir inzwischen alle erledigt!“

„Scheint nicht so…“, murmelte Vincent. „Wer weiß, was Sephiroth schon alles geschaffen hat und wer weiß, wann er bereits damit angefangen hat!“

Zack schluckte. Das konnte doch alles nicht wahr sein. Kaum war man wieder am Leben, gab es nur Ärger, Probleme und gar unlösbare Rätsel. „GNAAAAAH!“, brüllte er wütend aus sich heraus. „Leute, wir müssen diesem Chaos hier unbedingt ein Ende setzen!“

„Zack, was meinst du, wozu wir gerade hier sind?“, seufzte Cloud, ohne zu seinem Freund zurückzusehen.

Zack schwieg, da hatte Cloud natürlich Recht.

„Komm“, nickte Tifa Zack zu. „Lass und auch weitergehen!“

Und so machte sich der kleine Trupp wieder komplett auf in Richtung Shinra Gebäude!

Nur du zählst jetzt noch!

Nur du zählst jetzt noch!
 

New Chance
 


 

Hoch in den Himmel ragte das noch fast gänzlich stehende, ehemalige Gebäude der Shinra Corp. Zack legte den Kopf weit in den Nacken, als er davor stand, um die Spitze sehen zu können und auch die Fenster, durch die Licht schien. Dort also musste irgendwo Aeris sein und Sephiroth natürlich ebenso. Dort waren sicher eine Menge Experimente im Gange und Zack schauderte es ein wenig bei dem Gedanken.

Tifa seufzte: „Ich mag diesen Ort hier ganz und gar nicht!“

Cloud brummte, es ging ihm da nicht anders.

In alten Erinnerungen versunken, schreckte Cloud plötzlich auf, als er hörte, wie sein Handy klingelte. Eilig kramte er es aus seiner Brusttasche, klappte es auf und hielt es sich ans Ohr. „Strife?“, meldete er sich direkt.

Tifa, Vincent, Zack und Cid lauschten gespannt, denn wenn sie sich anstrengten, konnten sie verstehen, was auf der anderen Seite gesagt wurde. Wie jeder erkannte, war es Barret, der aufgeregt in das Telefon rein schrie, sodass Cloud den Apparat wieder einige Zentimeter von sich weg halten musste.

„Heh, eins nach dem anderen, wo seid ihr jetzt?“, fragte der Blondschopf, in der Hoffnung, dass Barret auf seinen Rat hörte und nicht alles wild durcheinander plapperte.

Von der anderen Seite der Leitung kam wieder die aufgebrachte Stimme: „Nanaki hat mich gefunden, aber wir können YUFFIE nirgends entdecken. Noch dazu sind wir in eine Sackgasse geraten und hinter uns ist fast der Himmel eingestürzt. Wir stecken quasi in der Klemme! Hier ist es sau dunkel, ich glaube, wir stecken im alten Zugsystem!“

„Mhhh, das Zugsystem?“, brummte Vincent. „Da musste ich vor ein paar Jahren schon einmal durch. Cloud, ich gehe sie suchen, ich finde sie sicher.“

Tifa blickte zwischen den beiden hin und her und wartete interessiert Clouds Antwort ab. Der wiederum überlegte nicht lange, ehe er zustimmte. „Das wird das Beste sein. Wenn du kannst, hol sie hier her, aber nicht ohne Yuffie!“

Vincent nickte.

Nun wandte sich Cloud wieder an Barret, der ungeduldig am Handy herumschwatzte. „Barret! Hast du Yuffie schon angerufen, und gefragt, wo sie ist?“

Zu aller Sorge kam eine ungute Antwort: „Ich hab’s versucht, aber erst ging sie nicht dran, dann war das Handy mit einem Mal aus. Irgendwas stimmt da nicht!“

Aber Zack wehrte ab und meinte in Richtung Mobiltelefon: „Unsinn, sicher hat sie es nur in Kalm liegen lassen und jetzt ist der Akku ausgegangen!“

Ein Seufzer wich von Tifas Lippen: „Ich hab gesehen, wie es mitgenommen hat. Sie hat es gut verkramt, es wird wohl kaum verloren gegangen sein. Aber das mit dem Akku könnte stimmen.“

In Vincent pochte Sorge auf. Wenn sie das Handy doch mit sich trug, warum war sie beim ersten Anruf von Barret nicht dran gegangen? Etwas stimmte da nicht und das durfte einfach nicht sein! Sicher, Yuffie war immer ein Quälgeist gewesen, aber… sie hatte ein verdammt gutes Herz und Vincent würde nie damit klarkommen, wenn ihr etwas passieren würde. Ruckartig setzte er sich in Bewegung und stürmte mit gezogener Waffe davon. „Ich beeil mich, sag das Barret!“, rief er noch, ehe er dann um die nächste Ecke verschwand!

Cloud schaute ihm baff hinterher und wandte sich dann wieder an seinen guten Freund am Handy: „Vincent ist unterwegs, er wird nicht lang brauchen!“

„Ist gut“, ertönte es dann von Barret. „Und wo seid ihr jetzt? Ich meine, du, Zack, Tifa und Cid?“

„Wir sind direkt vor dem Shinra Gebäude.“

„Dann wartet bloß dort auf uns! Du sagst ja selber, dass Vincent nicht lange brauchen wird!“

„Geht nicht, ich hab ein ungutes Gefühl, ich werde mich beeilen, Aeris zu finden!“, widersprach Cloud.

Zack nickte. „Genau, ihr könnt ja nachkommen!“

„Oder wir treffen uns hinterher alle vor den Toren von Midgar wieder“, schlug Tifa vor.

Dann war eine kurze Weile stille, anscheinend beriet sich Barret mit Nanaki, der ja auch bei ihm war. Dann konnte man den kräftigen Mann wieder deutlicher hören: „Ist gut. Aber wenn wir in zwei Stunden nichts von euch hören, kommen wir zum Shinra Gebäude, ob ihr wollt, oder nicht!“

Cloud zuckte mit den Schultern und gab ein lässiges: „Wenn du meinst!“ von sich. Er wollte gar nicht wissen, was Barret jetzt wohl über seine kalte Art abließ. Zack musste ein wenig schmunzeln. So kannte er Cloud. So und nicht anders.

Gerade wollte der Blonde auflegen, als er innehielt und noch einmal lauschte. „Barret?!“, hakte er nach und klang dabei ziemlich besorgt. Tifa verengte die Augen zu schlitzen, als sie konzentrierter versuchte zu Lauschen.

Aber das war gar nicht mehr nötig, als Barret einen lauten Schrei von sich ließ und kurz darauf anscheinend wild um sich schoss...NANAKI!“, hörte man ihn dann grölen. „Scheiße… NANAKI! Was… was ist das?... AH…! //krrrxxxxzzz//“ Plötzlich knackste und rauschte es höllisch laut und Cloud hätte das Handy beinahe vor Schreck fallen lassen.

„Verdammt… was passiert da?“, schüttelte er verwirrt den Kopf.

Tifa kam beinahe um vor Sorge: „Wir sollten zu ihnen!“

Aber Zack machte den Gedanken direkt wieder zunichte. „Vincent ist auf dem Weg! Das muss reichen!“

Cloud stimmte zu: „Das wird es auch!“ Dann blickte er Tifa warm an. „Mach dir keine Sorgen, Vincent hat einiges auf dem Kasten und wird sie da raus holen.

Aber Tifa kamen bereits einige Tränen in die Augen. „Barret und Nanaki haben AUCH einiges auf dem Kasten. Trotzdem scheinen sie nicht klar zu kommen. Was will Vincent da ganz alleine ausrichten können?!“

„…“ Cloud fiel zunächst nichts ein, also blieb ihm nichts anderes über, als ihr die Lage klar zu machen: „Wir wissen nicht, wo Vincent hingegangen ist. Er kennt sich hier vielleicht inzwischen aus, aber WIR nicht. Wir würden und total verlaufen und keinem damit helfen. Aber hier können wir zumindest Aeris helfen…“

Tifa senkte den Blick, ballte die Hände zu Fäusten und bebte am ganzen Körper. „Verdammt…“

Schließlich ging Cloud einen Schritt auf sie zu und legte seine Arme um sie. Schweigend hielt er sie so eine Weile fest, bis es ihr wieder ein wenig besser ging.

„Entschuldige“, murmelte sie.

Aber Cloud legte ihr einen Finger auf die Lippen, sodass sie nicht mehr weiter reden konnte. Er schüttelte den Kopf und gab ihr damit zu verstehen, dass sie sich für nichts entschuldigen musste. Schweigend blickte er ihr einen Moment in die dankbar wirkenden Augen und spürte, dass sich irgendwas in seinem Bauch tat. Hektisch wandte er dann das Gesicht ab. Empfand er etwa doch mehr für Tifa, als er gedacht hatte? Er ertrug es nicht, wenn sie weinte, wenn sie sich Sorgen machen musste oder wenn es ihr in irgendeiner Weise schlecht ging. In diesem Augenblick wünschte er sich nur noch, dass er alles für Tifa tun könnte, damit es ihr besser ging.

„Und? Gehen wir jetzt mal endlich rein, verflucht?!“, raunze Cid, der inzwischen wieder eine neue Zigarette zwischen seinen Lippen hatte, die zwischendurch immer wieder aufglimmte.

Damit hatte er den Blondschopf aus seinen Gedanken gerissen und daran erinnert, dass er auch an Aeris denken musste. Aber irgendwie kam es ihm beinahe unwichtig vor. Kopfschüttelnd schmiss er diese Gedanken von sich. Wortkarg wandte er sich dann ganz von Tifa ab ab, schaute noch einmal kurz am Shinra Gebäude hoch und murmelte zu sich selber: „Jetzt kommen wir rein! Pass bloß auf!“ Folglich setzte er direkt zu einem schnellen Gang an und trat in das Gebäude. Cid, Zack und Tifa folgten, allesamt ebenso schweigsam, wie der Blondschopf auch.

Drinnen im Gebäude war alles unverändert. Es war, wie einige Tage zuvor auch. Ruinen, Säulen, die abgebrochen waren, teils herabgestürzte Steinbrocken und die dennoch intakten Aufzüge. Cloud blickte zu den demolierten und trotzdem begehbaren Treppen und steuerte sie an. „Wir nehmen einfach wieder die Aufzüge, also kommt!“, bat er die anderen zu sich und stieg die Stufen hinauf. Cid war direkt hinter ihm, er schien es nicht abwarten zu können, weiter zu kommen. Direkt danach kam Zack, als letztes trabte Tifa hinterher. Cloud schaute sich seitlich um, als er seltsame Geräusche hörte, doch er kümmerte sich nicht weiter darum. Er vermutete dahinter lediglich herabpurzelnde Steinchen, die locker geworden waren und sich ihren Weg durch den Schutt bahnten. Aber diese Unvorsichtigkeit sollte bestraft werden, denn in genau dem Moment, indem Cloud wieder zu den Aufzügen blickte, hörte er ein nervtötendes Wolfsgeheule und erkannte aus den Augenwinkeln, wie die erwähnten hundeartigen Wesen von oben, von den abgebrochenen Säulen, auf die Treppen sprangen.

Tifa wirbelte herum und versuchte, sich eine Übersicht zu schaffen. Schnell lies sie den Blick über das kleine Rudel schweifen und rief den anderen zu: „Es sind sieben! Sieben Stück!“ Ein Blick schweifte zu Cloud, ob der das gehört hatte, sicher würde es helfen, wenn man wusste, wie vielen Gegnern man gegenüberstand. In diesem Moment der Unachtsamkeit spurte Tifa einen heftigen Ruck und schrie erschrocken auf. Eines der Wesen hatten sie angesprungen und sie verlor das Gleichgewicht, fiel rückwärts die Treppe herab und blieb unten regungslos auf dem Rücken liegen.

„TIFA“, schrie Cloud panisch und bahnte sich seinen Weg durch einige ‚Hunde’. Sein Blick galt nun dem einen, der auf Tifa zuraste, gefolgt von zwei anderen. „Nein!“

Zum Glück war Zack direkt zur Stelle, sprang die Stufen herab und vertrieb die drei Wesen. Er drängte sie weiter in die Eingangshalle zurück, ehe sie den Spieß umdrehten und ihn eingekreist hatten. Schnell wie der Wind eilte ihm Cid zur Hilfe. „Mistviecher!“, krakeelte er und attackierte drauf los!

Cloud indes war nun auch die Treppen herunter geeilt und bei Tifa angelangt. Sein Schwert in der rechten, beugte er sich zu ihr herunter und legte seine linke Hand an ihr Gesicht. „Tifa… Sag etwas!“ Aber das einzige, was sie von sich gab, war ein leidvolles Ächzen, ohne dabei die Augen zu öffnen. Sie war nicht bei Bewusstsein. Cloud wusste nicht, was er tun sollte und während er überlegte, wurde auch er nun von einem der hundeartigen Wesen umgestoßen. Bei dieser Aktion rutschte ihm die Hand von dem Griff seines Schwertes und eben jenes rutschte einige Meter von ihm weg über den Boden. Grummelnd setzte sich Cloud wieder auf und schaut zurück zu Tifa, die bereits wieder von drei Hunden eingekreist war. „Mist!“, fluchte der Blonde, und blickte sich nach seinem Schwert um. Zu allem Übel wurde ihm der Weg zu diesem von dem Wesen versperrt, dass ihn wohl umgesprungen hatte und ihn jetzt bedrohlich anknurrte. Zu seinem Schwert konnte Cloud nun nicht mehr. Verzweifelt blickte er abermals zu Tifa. Irgendwie musste er sie doch beschützen können.

Zähneknirschend sprang er auf, als er sah, dass eines der Hundewesen Tifa attackieren wollte. Mit einem Satz warf sich Cloud direkt dazwischen und landete mit dem Bauch auf Tifa, fing sich aber noch mit den Armen vom Boden ab. Direkt darauf spürte er den Angriff des ersten Gegners in seinem Rücken und kniff vor Schmerz die Augen zusammen.

Dennoch ließ er sich nicht vertreiben, blieb über Tifa gebeugt, wie ein menschlicher Schutzschild und blickte ihr direkt in ihr Gesicht. „Tifa, wach auf… bitte!“, flehte Cloud besorgt. Sie musste doch irgendwann wieder zu sich kommen! Sie MUSSTE! Cloud zerriss es das Herz, sie so zu sehen.

Aber all das Rufen half nichts und bald schon wurde Cloud immer und immer wieder von den hundeartigen Wesen angegriffen und gebissen. Etliche Wunden kamen hinzu, die schmerzten und bluteten, aber Cloud ließ sich nicht unterkriegen und blieb stur, wo er war. Niemals würde er Tifa im Stich lassen und aufhören, sie mit allem zu beschützen, was er hatte. Und wenn es das letzte gewesen wäre, was er täte. Und auch, wenn all das inzwischen eigentlich nicht mehr auszuhalten war und sich alles um ihn herum zu drehen begann. Es war Cloud egal. Alles, was noch zählte, war Tifa. Nur sie… NUR sie…

Hinter sich konnte Cloud hören, wie Zack und Cid im Kampf gegen ihre drei Gegner rumfluchten und anscheinend nicht wirklich weiter kamen, bis Zack dann doch endlich etwas von einem Schwachpunkt schrie und jubelte. Innerlich betete Cloud, dass die beiden endlich kommen und helfen würden, denn die Angriffe auf den Blondschopf hörten und hörten nicht auf, schmerzten nur immer mehr, wenn bereits klaffende Wunden noch einmal attackiert wurden. Es war unerträglich geworden und am liebsten wäre Cloud einfach aufgestanden und davongerannt, wenn nicht Tifa unter ihm liegen würde, die er beschützen wollte… mal abgesehen davon, dass er schon gar keine andere Wahl mehr hatte, weil er nie und nimmer noch genügend Kraft zum fliehen gehabt hätte.

Seufzend nahm er seine letzte Kraft zusammen und wurde mit einem Funken Hoffnung belohnt: Tifa regte sich, kniff zuerst die Augen zusammen und öffnete sie dann einen kleinen Spalt.

Zunächst war ihr nicht klar, wo sie war, sie ahnte nur, dass sie ihr Bewusstsein für eine verloren haben musste. Sie wollte sich bewegen, aber hielt direkt inne, als ein grausamer Schmerz durch ihren ganzen Körper fuhr. Also drehte sie lediglich den Kopf und blickte Cloud direkt in die Augen, die von Sorge erfüllt waren. „Cloud…“, flüsterte sie leise, froh, sein Gesicht so nah an ihrem zu sehen. Erst, als ein Knurren in ihren Ohren tobte und Cloud ruckartig zusammenzuckt und das Gesicht vor Schmerz verzog, verstand sie, dass er sich schützend über sie geworfen hatte. Wie sehr hatten diese Wesen ihn schon zugerichtet, dass er so schwer atmete und die Augen kaum noch offen halten konnte.

Nach einem weiteren Angriff auf ihn, hustete er, wandte sein Gesicht ab und spuckte ein wenig Blut. Ein Rest rann ihm aus dem Mundwinkel.

„Oh, nein!“, kiekste Tifa heiser. „Was… was MACHST du denn?! Geh sofort runter!“

Aber Cloud hatte mitbekommen, dass sie sich nicht gut bewegen konnte. Sie wäre aufgeschmissen, wenn er von der Stelle weichen würde. Also schüttelte er nur stumm den Kopf und blieb, wo er war. Niemals würde er sie im Stich lassen, er sah es nicht ein, dass er sie jetzt nicht beschützen sollte!

Noch ein paar Angriffe, Cloud keuchte, ächzte, stöhnte immer wieder auf und hustete weiter Blut. Er erkannte nichts mehr, alles war verschwommen und er merkte, wie seine letzte Kraft ihn zu verlassen drohte. Dennoch atmete er noch einmal tief durch und riss sich zusammen. Er wollte nicht, dass Tifa merkte, dass er am Ende war. Er wollte nicht, dass sie sich Sorgen machte und auch sein Stolz hatte ernsthaft etwas dagegen.

Aber Tifa entging das alles nicht, sie wusste, wie es um ihn stand und es machte sie verrückt, dass sie nicht dazu in der Lage war, zu helfen. Hoffnungsvoll begann sie sich ein wenig zu bewegen und ignorierte die Schmerzen dabei, die inzwischen zum Glück weniger geworden waren. „Cloud, bitte…“, flehte sie. „Geh jetzt runter, hör auf, ich komm klar!“

Erfolglos! Er konnte sie schon gar nicht mehr hören, ihm war komplett schwarz vor Augen. Und selbst, wenn er sie hätte hören können, hätte er nicht von ihr abgelassen. Bald schon, nach ein, zwei weiteren Attacken, spürte Cloud, wie seine Arme unter ihm nachließen und er auf Tifa zusammenbrach.

Sie weinte inzwischen, legte ihre Arme, so gut es ging, um ihn und hoffte auf ein Wunder. Und Tatsächlich, direkt in dem Augenblick, als wieder eines der Wesen angreifen wollte, stand Zack neben Tifa und Cloud und schwang kräftig sein Schwert. Der Hieb schleuderte das Hundewesen einige Meter davon. Nun war auch Cid zur Stelle und trieb die restlichen drei Wesen weiter weg, um sie dort zu bekämpfen. Auch Zack entfernte sich wieder und erledigte, gemeinsam mit Cid, den Rest, hielten die Hunde von Cloud und Tifa fern und gaben ihnen allen den Gnadenstoß.

Tifa indes hatte kaum noch Schmerzen und einen Teil ihrer Kraft wieder gefunden, mit der sie jetzt Cloud von sich rollte und ihn auf die Seite legte. „Mensch, du Idiot…“, flüsterte sie leise.

Anscheinend ließ sich Cloud diesen Kosenamen nicht gerne gefallen, denn jetzt stützte er sich mit seinen zitternden Armen vom Boden ab um sich aufzurichten. Auf dem Boden liegen? Nein. Solange er noch genug Kraft hatte, um wenigstens zu sitzen, wollte er das auch tun! Dabei ignorierte er aber, dass Tifa ihn vorsichtig stützte.

„Cloud…“, meinte sie kaum hörbar. „Warum hast du das getan?!“ Ihre Stimme bebte vor Sorge und man merkte ihr an, wie viel Angst sie um ihn gehabt hatte.

Was war das nur für eine Frage? Stumm wandte Cloud den Blick ab, wandte sogar sein ganzes Gesicht ab und gab nicht ein einziges Wort zur Antwort. Weil er sie liebte… konnte er es sagen? Er war doch mit Aeris zusammen. Er dürfte nicht zulassen, dass die Gefühle für Tifa jetzt auftauchten, so sehr er sich auch danach sehnte, ihnen freien Lauf zu lassen. Kühl blickte er einfach auf den Boden, auf dem er saß.

Nun trat Cid zu beiden heran, blickte auf beide herab und Zack hockte sich direkt daneben. „Hm“, murmelte letzterer, dessen Blick auf Clouds Wunden ruhte. „Gut, dass Yuffie mir unterwegs ‚Wiederherstellen’ gegeben hat.“ Sofort kramte er die besagte Substanz heraus und befestigte sie an seinem Schwert. „Ich bin nicht gut im zaubern und heilen und diese Substanz ist nicht wirklich besonders wirksam, aber es ist besser als nichts, richtig?“, lächelte er Cloud zu. Und der wiederum nickte stumm. Ja, es war allerdings besser als nichts. Also schloss Zack die Augen, aktivierte die Materia und heilte Clouds Wunden ein wenig, sodass sie nicht mehr stark bluteten oder schmerzten. Nach gelungener Arbeit, steckte Zack sein Schwert wieder weg und blickte Cloud ernst an. „Okay, soweit, so gut. Aber die Wunden sind immer noch offen, also überanstreng dich nicht. Spiel in nächster Zeit nicht wieder den Helden, okay?“

Mit einem stumpfen „Hm!“ blickte Cloud nur wieder weg und ignorierte, dass Zack sich wieder aufrichtete und wegging.

Cid legte Cloud kräftig eine Hand auf die Schulter und lachte: „Ehrlich, Mann! Ich bewundere, dass du so etwas für andere Menschen tust. Wahnsinn!“ Dann wandte er sich an Tifa: „Wenn DAS mal nichts heißt!“ Aber Tifa, die inzwischen auch schon wieder aufrecht saß, schwenkte den Blick ebenso beiseite wie Cloud es tat. Langsam konnte sie erahnen, was in Cloud vor sich ging. Dennoch nahm sie sich vor, erst einmal darüber zu schweigen, und so zu tun, als wüsste sie von nichts.

„Hier, dein Schwert!“, sagte Zack, der wieder bei der Gruppe stand und Cloud die Klinge in die Hand drückte. „Wir sollten weiter. Könnt ihr aufstehen?“, hakte der Ex-Soldier dann nach.

Tifa nickte und war mit einem Satz wieder auf den Beinen. „Ich bin fit“, bestätigte sie.

Aber Cloud schwankte noch ein wenig und war insgeheim froh darüber, dass Zack ihm unter die Arme griff und dann einen von Clouds Armen um die eigenen Schultern legte. „So müsste es gehen“, fand Zack und brachte Cloud wieder die Treppen hinauf, während er hinzufügte: „Eigentlich würde ich ja sagen, geh zurück oder bleib hier, schon dich! Aber hier in der Gegend kann man dich ja nirgends alleine lassen. Schlimm…“

Cloud schwieg sich aus, er hatte trotz der kleinen Heilung bei jedem Schritt Schmerzen und… zusätzlich quälten ihn Erinnerungen von vor einigen Jahren, als Zack ihn schon einmal so gestützt hatte. Damals waren sie auf der Flucht gewesen. Auf der Flucht vor Shinra und den Shinra-Hunden, den Turks. Überall waren Soldaten gewesen, die Cloud und Zack hatten aufhalten wollen. Und als sie es endlich geschafft hatten, sie abzuschütteln, in einem Wagen eines Fremden hatten mitfahren konnten, hatten sie die Turks nicht bemerkt, die Zack dann doch erwischten und erschossen. Das wäre damals nie passiert, wenn… „… ich nicht so schwach gewesen wäre…“, murmelte Cloud leise vor sich hin. Dann hätte Zack ihn nicht beschützen müssen und hätte sein Leben nicht geopfert, dachte er sich.

„Hm?“, klang Zack verwirrt und blickte Cloud aus dem Augenwinkel an. Aber er fragte nicht weiter nach. Er wusste, an was sein bester Freund gerade dachte. Er selbst tat es immerhin auch gerade. Aber Zack bereute nicht, dass er sich damals für ihn geopfert hatte. Es war gut so, beschloss er. Und er würde es jederzeit wieder tun, wenn es sein müsste.

Erschreckende Tatsachen

Erschreckende Tatsachen
 

New Chance
 


 

Der Aufzug, den die vier Freunde jetzt benutzten, funktionierte noch, wie auch schon einige Tage zuvor. Cloud und Zack betraten den engen, mobilen Raum zuerst, Cid kam hinterher und zuletzt Tifa, die den Knopf zum hochfahren betätigte. Die Türen schlossen sich und der Aufzug setzte sich in Bewegung. Stille – für eine Weile! Denn Zack unterbrach sie schon bald, er ertrug die Wartezeit nicht. „Seid ihr letztes Mal auch mit dem Aufzug gefahren? Ist doch etwas auffällig!“, fragte er.

Cloud, der immer noch von seinem besten Freund gestützt wurde, murrte: „Die Treppen sind zu sehr zertrümmert. Du kannst nichts anderes als den Aufzug nehmen. Aber keine Sorge, letztes Mal hat Sephiroth uns nicht entdeckt.“

Nachdenklich brummte Zack vor sich hin. Wenn es das letzte Mal so passiert war, hieß das noch lange nicht, dass das dieses Mal auch so einfach funktionieren würde. Sicher war Sephiroth kein zweites Mal so dumm und ließ jeden Störenfried entwischen. Aber jetzt waren sie schon auf dem Weg in die oberen Etagen, Umkehren war bereits ausgeschlossen, und so konnte Zack nur auf sein Glück hoffen.

Schließlich kam der Aufzug mit einem Ruck zum Stillstand und öffnete seine Türen. Cloud wäre beinahe aus dem Gleichgewicht gekommen, konnte sich aber schnell genug noch ein Mal an Zack festhalten. Tifa voran, betrat die kleine Gruppe das Stockwerk, in dem sich Hojos altes Labor befand. Mit möglichst leisen Schritten bogen alle um die Ecke, schlichen den Flur entlang und schauten sich stets zu allen Seiten um, damit sie nicht von weiteren Wachhunden oder gar Sephiroth überrascht werden konnten. Das würde ihnen jetzt in der Tat den Rest geben – vor allem Cloud.

„Hm, man könnte meinen, hier hätte sich seit all den Jahren nicht das Geringste verändert“, meinte Tifa, als sie sich zwischen all den Laborgeräten umsah. Direkt in ihrem Blickfeld stand das gläserne Projekt, in dem Nanaki damals gefangen war, als sie ihn das erste Mal gesehen hatten. Und direkt neben ihr war der kleine ‚Bunker’, in dem Hojo für eine Weile Jenova aufbewahrt hatte. Ein kalter Schauer lief Tifa den Rücken herab, als sie an Vergangenes dachte und Angst bekam, dass sich einiges davon wiederholen könnte. Warum konnte nicht einfach endlich Frieden herrschen und den Hauptbestandteil ihres Lebens ausmachen? Dennoch… trotz all dieser Gedanken musste sie innerlich lachen. Hätte sie wirklich von Anfang an Frieden gewollt, hätte sie nie an Barrets Seite gekämpft oder wäre Cloud überall hin gefolgt. Heute tat sie dies doch immer noch und sie plante auch nicht, damit jemals aufzuhören. Niemals würde sie von der Seite eines Freundes weichen und schon gar nicht von Clouds Seite.

Inzwischen war Cid an der nachdenklichen Tifa vorbeigelaufen, drehte sich am anderen Ende des Raumes um und meckerte von dort lauthals herüber: „Kommt ihr jetzt endlich oder wollt ihr dort Wurzeln schlagen?“

Auch Zack war stehen geblieben und schaute sich um. Nie zuvor war er in diesem Labor gewesen. Lediglich in dem kleinen, das sich im Keller der Shinra-Villa befand. Das hier bestätigte seine stets vorhandene Vermutung, dass dem verrückten Professor mehr Mittel zur Verfügung gestanden hatten, als es hätte gesund sein können. Und das Ausmaß dieser Überschüttung an Möglichkeiten hatte die Welt bisher oft genug erlebt.

„Reg dich wieder ab!“, rief Cloud zu Cid rüber und wandte sich an Zack: „Mh… Hier sind viele Dinge geboren worden, die uns nur Unheil gebracht haben. Das Jenova-Projekt – Sephiroth… Die Monster, die Shinra in den Makoreaktoren heranzüchtete… Die Tsviets und so vieles mehr…“

Zack nickte. „Ja… wie ein Nest aus der Hölle!“, umschrieb er diesen Ort ziemlich zutreffend. Besser konnte man es kaum ausdrücken. Hier kam alles Unheil her, das dem Planeten in den vergangenen Jahren letztendlich geschadet hatte. Und nicht nur dem Planeten, sondern auch allen Lebewesen, die ihn zu den Zeitpunkten der Gefahren bevölkerten. Viele starben… auch sehr viele Menschen. Wer sich zur Zeit des Aufpralls von Meteor in Midgar aufgehalten hatte, konnte dem Tode nicht mehr entrinnen. Wer zu der Zeit, in dem die drei Gis, Kadaj, Yazoo und Loz, wüteten, in Edge war, musste fliehen oder durch Bahamut sein Leben lassen. Und wer schließlich in Kalm war, ausgelassen feierte, als der Plan für Omega ins Rollen kam, wurde von den Tsviets und deren Truppen eingefangen wie verlorenes, aufgebrachtes Wild, und am Ende geopfert.

Wer würde dieses Mal leiden müssen? Welche Menschen hatten dieses Mal das Los des Todes gezogen, durch den neuen Plan, den Sephiroth jetzt auszubrüten schien? Cloud wollte es nicht in Erfahrung bringen, er wollte seinen Feind einfach nur aufhalten. Wutentbrannt und entschlossen, der Gefahr ein Ende zu setzen, bevor sie wachsen konnte, schüttelte er den Kopf und stieß sich von Zack weg. „Sobald wir Aeris gefunden und sicher hier raus gebracht haben, such ich Sephiroth und werde ihn dieses Mal endgültig erledigen!“, beschloss er.

Aber Zack lachte leicht empört auf: „Du bist verletzt. Und zwar nicht nur ein bisschen! Wenn du nicht der nächste sein willst, der das verheißene Land besucht, dann solltest du mal ein wenig nachdenken!“

Das war ein Argument. Und zwar eines, gegen das Cloud kein anderes wusste. Zack war schlagfertig. Und das, was er sagte, war logisch, das musste Cloud einfach zugeben. Er hatte wohl keine andere Wahl, als seinem besten Freund recht zu geben und nicht alleine los zu ziehen. „Gut… stimmt ja…“, murrte Cloud also und ließ sich von Zack wieder stützen. „Dann aber auch los jetzt!“

„Das SAG ich doch!“, regte sich Cid auf, der jetzt den nächsten Aufzug öffnete und in diesem auf die anderen wartete. Endlich ging es also weiter.
 

Auf der nächsten Etage sah es ebenso beinahe so aus, wie vor ein paar Jahren, nur, dass hier nun einige weitere Behälter in Reih und Glied standen, als würden sie nur auf ihre Benutzung warten. „Hm, was Sephiroth wohl mit all diesen Teilen vor hat?“, begann Tifa laut zu überlegen. „Vielleicht ist da schon etwas drin?!“

Cloud nickte. „Ja, vielleicht. Genau wie in den Behältern im Mako-Reaktor von Nibelheim damals. Vielleicht sogar die gleichen mutierten Wesen.“

Zack schüttelte sich. „Wenn das so ist…“ Dann seufzte er und setzte bei einem anderen Gedanken an: „Wenn wir Pech haben, ist sogar Hojo wieder am Leben.“ Stumm blickte er nach diesem Satz in die besorgten Gesichter der anderen, als ihm klar wurde, dass er sie lieber motivieren sollte, statt einzuschüchtern. Verlegen legte er eine Hand in den Nacken, das war eine nicht so intelligente Aktion von ihm gewesen. „Entschuldigung, das war nur ein Gedanke. Wenn er wieder leben würde, wären wir ihm sicher schon längst über den Weg gelaufen“, versuchte Zack seinen Patzer wieder gut zu machen, indem er dabei lachte.

Bei Tifa hatte er Erfolg; sie stimmte ihm kopfnickend zu: „Ja, wenn er leben würde, wüssten wir es inzwischen.“

„Es sei denn, er hat sich in den hintersten Winkel verkrochen!“, meckerte Cid laut los. „Wenn das so ist, dann finde ich ihn und dreh ihm den Hals um! Der hat verdammt noch mal kein Recht aufs Leben!“ Bei ihm hatte das Lachen von Zack wohl nicht viel geholfen. Nun ja, es konnte ja auch kaum bei jedem funktionieren.

Cloud schwieg jetzt lieber zu dem Thema und gab Zack durch einen kleinen Ruck zu verstehen, dass er weiter gehen wollte. Sie alle hatten seiner Meinung nach schon genug Zeit verschwendet. Und da Cid das genauso sah, stürmte dieser auch schon um die nächste Ecke und schaute in jeden Raum hinein, an dem er vorbei kam.

Na, wenn das mal gut geht, dachte sich Tifa im Stillen und rauschte ihm hinterher. Wie konnte dieser Tölpel einfach so als einzelner und jeden Raum reinschauen. Was, wenn Sephiroth sich in einem dieser Zimmer befand? Dachte Cid denn überhaupt nicht nach? Tifa wagte es zu bezweifeln. „Hey, sei vorsichtig!“, mahnte sie, aber es war sinnlos. Anscheinend war bei Cid der Geduldsfaden gerissen und er wollte nur noch erledigen, was zu erledigen war und hier verschwinden. Es schien, als hätte er Tifas Warnung gar nicht gehört. Und statt also eine Reaktion darauf zu zeigen murmelte er bei jedem Raum, den er flüchtig betrat, nur etwas vor sich hin wie: „Leer“ – „Alles leer“ – „Nichts und niemand da“ – „Bis auf den Staub leer geräumt!“ Und so war es auch. Jeder Raum, in den Tifa und Cid hineinblickten, war, bis auf ab und an alte Regale, völlig leer.
 

Cloud und Zack standen vor dem Raum, in den man durch eine Glasscheibe hineinsehen konnte. „Hier war Aeris das erste Mal. Ich hätte mir denken können, dass Sephiroth sie nicht ein zweites Mal hier gefangen hält“, ärgerte sich der Blondschopf.

„Warum stehen wir dann noch hier rum?“, fragte Zack. „Lass uns weiter suchen!“

Aber ehe er sich mit Cloud auf den Weg zu weiteren Räumen machen konnte, in denen Tifa und Cid noch nicht gewesen waren, rief letzterer ein erstauntes: „Meine Fresse, hier wimmelt es ja von Akten!“

„Mh“, kam es von Zack. Das interessierte ihn jetzt. Was stand in all diesen Akten und wie aktuell waren sie wohl? „Sicher finden wir da mehr heraus über das, was Sephiroth gerade vorhat.“

Cloud nickte und so gingen sie beide zu dem besagten Raum herüber, indem die Informationsquellen entdeckt wurden. Cid wühlte in den Regalen herum und warf ab und an einige Mappen quer durch den Raum aus Wut, dass sie für ihn total unwichtig waren. Wonach er wohl in Wahrheit suchte…? Tifa indes stand mit aufgerissenen Augen vor dem einzigen Schreibtisch des Zimmers und las sich durch, was auf einigen losen Zetteln stand, die dort lagen.

Nun löste sich Cloud von Zack und ging zu Tifa herüber. „Was ist los?“, fragte er, da ihm ihr erschrockener Gesichtsausdruck nicht entgangen war. Aber sie schüttelte nur den Kopf, zeigte auf das Handschriftliche und deutete ihm damit an, dass er am besten selbst lesen sollte. So tat er dies und nach wenigen Sekunden war er der nächste, der die Augen weit aufriss.

„Heh, was ist denn jetzt?!“, fragte Zack, der noch immer in der Tür stand und zu den beiden herüberschaute.

Cid schien überhaupt nicht zuzuhören, er stöberte und wühlte scheinbar planlos weiter zwischen den Akten in den Regalen herum.

Jetzt blickte Tifa auf und schaute Zack ernst an. „Ich nehme an, dass das hier die Handschrift von Sephiroth ist. Hier steht, dass er einen Weg der Cetra erforscht hat, mit einer Mischung aus Wasser und Mako Körper zu heilen. Und zwar sogar so gut, dass längst Tote wieder leben können. Selbst, wenn nur noch wenige Zellen übrig sind!“

Zack knirschte mit den Zähnen. Das erklärte, warum ER wieder lebte und es verstärkte auch die Vermutung, dass Hojo wieder lebte und Sephiroth bei seinen Projekten half. „Hm, verdammt. Wer weiß, wen Sephiroth noch alles wieder beleben wird.“

„Oder bereits wiederbelebt hat!“, krächzte Cid jetzt aufgeregt dazwischen. Anscheinend hatte er doch zugehört. Jetzt zumindest lief er mit einer kleinen Mappe auf die anderen drei zu und knallte sie auf den Tisch. „Die hier ist ziemlich aktuell! Ihr solltet euch durchlesen, was drin steht!“

Tifa nickte und schlug die erste Seite auf. Aufmerksam las sie die ersten Zeilen, ehe sie seufzte. „Hm, hier steht nicht, wie Sephiroth eigentlich selber wieder zum Leben kam.“ Doch nach dieser Pause las sie weiter. Cloud, Cid und Zack waren zu faul zu lesen, schauten sich nur die verschmierten Skizzen neben den Texten an, mit denen sie schließlich doch nichts anfangen konnten.

Irgendwann schüttelte Tifa dann den Kopf und zog mit dieser kleinen Geste die komplette Aufmerksamkeit auf sich. „Herrje!“, murmelte sie.

„Was denn?“, hakte Zack nach und so schaute sie auf und blickte in die Gesichter alle. In denen konnte sie ihren Freunden ansehen, dass keiner von ihnen mitgelesen hatte, also musste sie es wohl oder übel kurz erklären: „Nun ja, er hat vor, sich zu rächen und er erwähnt immer wieder Aeris in den Erklärungen.“

„Zu rächen?“, hakte Cloud nach. „An mir, hm?“

Tifa nickte. „Ja, das steht da ganz deutlich. Du hast ihn immerhin getötet“, bestätigte sie.

Zack lachte und klopfte Cloud auf die Schulter. „DU brauchst doch keine Angst zu haben, Cloud. Du hast ja einen Trupp Beschützer.“

Cid wuselte ein wenig im Kreis herum. „Ich mache mir weniger Sorgen um Cloud, als um Aeris! Wer weiß, was Sephiroth mit ihr vorhat?!“

Ein Seufzer entwich Tifas Lippen. Cid hatte Recht, also las sie weiter, ob sie etwas darüber fand, was Sephiroth plante. Stattdessen entdeckte sie Berichte, wie er Zack reanimiert hatte. „Hm, Zack“, setzte sie an. „Sephiroth hatte noch ein paar Zellen von dir, die Hojo wohl mal für Forschungszwecke aufgehoben hatte. Damit hat er deinen gesamten Körper wieder hergestellt.“

Zack seufzte: „Egal, was steht über Aeris da drin?!“

„Ruhig, ich such doch schon!“, entgegnete Tifa.

Aber gerade, als sie sich wieder an die Aufgabe machen wollte, herauszufinden, was im Moment wichtig war, klingelte Clouds Handy und sie war völlig darauf fixiert.

„Strife?“, meldete sich der Blondschopf am Apparat und schaltete direkt danach den Lautsprecher an, damit die anderen mithören konnten. Der Anrufer war Vincent.

„Was ist? Hast du sie gefunden?“, fragte Cloud.

„Ja, habe ich“, druckste Vincent am anderen Ende der Leitung herum. „Alle drei. Aber es sieht nicht gut aus. Keiner von ihnen regt sich und ich hab wirklich keine Zeit, die wieder gesund zu pflegen. Irgendetwas stimmt hier nicht!“

„Hier sieht es auch nicht besser aus. Wir können Aeris nicht finden. Aber was soll das heißen, ‚Irgendetwas stimmt hier nicht’?“ Cloud wollte keine langen Reden hören. Das war nicht der richtige Zeitpunkt.

Vincent war das auch klar, also erklärte er jetzt ohne Umschweife: „Du brauchst nicht mehr nach Aeris zu suchen, sie ist hier. Gerade weiß ich nicht, wo genau, aber sie ist hier. Es scheint, als wäre sie dafür verantwortlich, dass Barret, Nanaki und Yuffie so erledigt sind. S ist das reinste Blutbad hier!“

Jetzt schrie Zack dazwischen: „Bitte, was?! Warum sollte Aeris so etwas tun?!“

„Sie ist nicht sie selber. Anders kann ich es nicht erklären. Beeilt euch, herzukommen!“

„Wir kennen den Weg nicht“, erinnerte Cloud seinen übereiligen Freund Vincent. „Zumindest nicht so gut, seit Midgar eine einzige Ruine ist.“

Tifa nickte: „Genau, kannst du uns eine knappe Beschreibung geben?“

„Eeeehhh…“, stotterte Vincent. Im Erklären und Wegbeschreiben war er noch nie so gut gewesen. Eigentlich… müsst ihr einfach immer da weiter, wo ihr weiter kommt. Es gibt sonst nur kleinere Sackgassen und nur einen Weg, der einen wirklich weiter bringt.“

„Man, wie sollen wir uns denn so beeilen, wenn wir vielleicht in jede zweite Sackgasse laufen müssen?!“, seufzte Zack.

„Kein Problem mehr!“, grinste Cid, der inzwischen wieder bei den Regalen stand und triumphierenden Grinsens eine Karte Midgars in die Höhe hob. „Hiermit finden wir sicher auch den Weg durch die Zugsysteme. Die sind nämlich rot eingezeichnet.“

Jetzt strahlte Tifa über das ganze Gesicht. „Du bist spitze, Cid!“, freute sie sich und machte einen kleinen Freudensprung.

Cloud nickte. „Gut. Hast du gehört, Vincent? Wir haben eine Karte, wir werden dich schon irgendwie finden.“ Aber Vincent schien schon nicht mehr am Handy zu sein. „Vinc?“, hakte Cloud noch ein Mal nach, aber vergebens. Das einzige, was er hören konnte, waren rennende Schritte und weit entfernte, einzelne Schüsse. Schließlich legte Cloud auf. „Los!“, meinte er ausdrücklich zu seinen drei Begleitern. „Wir dürfen keine Zeit verlieren. Scheint, als hätte selbst Vincent inzwischen so seine Probleme da unten.“

Und so machten sie sich alle wieder auf Weg, aus dem Shinra-Gebäude.

Dunkle Gänge und andere Probleme

Dunkle Gänge und andere Probleme
 

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„Tja, jetzt sind wir fast umsonst das Shinra-Gebäude hoch gekraxelt und wieder runter und mit den anderen ist jetzt irgendetwas passiert“, beschwerte sich Zack über die aktuelle Lage. Inzwischen standen er, Cloud, Tifa und Cid wieder vor dem Haupteingang.

„Hm, ist euch aufgefallen, dass Sephiroth nirgends war?“, merkte Cloud an.

Auch Tifa gab ihren Kommentar dazu: „Aeris war auch nicht da. Also warum sollte Sephiroth da sein?“

„WAH!“, fluchte Cid dann herum, dass sich alle anderen erschraken. „Das ist doch bekloppt. Steckt Aeris jetzt mit diesem Irren unter einer Decke?!“

Cloud schüttelte den Kopf. „Nie im Leben! Das würde sie nicht machen. Das wäre nicht Aeris.“ Nein, niemals. Aeris wäre nie so abgebrüht und würde einfach die Seiten wechseln. Nicht SEINE Aeris und nicht, nachdem er endlich mit ihr zusammen gekommen war. Irgendetwas war einfach faul an der ganzen Sache. Und sicher trug Aeris keine Schuld, an welchen Dingen auch immer, die im alten Zugsystem passiert sein könnten. Davon war Cloud fest überzeugt. Kopfschüttelnd versuchte er den grausamen Gedanken zu verdrängen, dass er sich vertun könnte und beschleunigte seine Schritte. Er wollte so schnell wie möglich am Ort des Geschehens sein, und endlich Beweise dafür finden, dass bestimmt alles wieder gut werden würde. Er machte sich Sorgen. Sorgen um Aeris. Und Sorgen um Barret, Nanaki, Yuffie und Vincent, von denen er nicht wusste, wie es ihnen jetzt wohl ging. Bei den Erinnerungen an das, was Vincent vor wenigen Minuten über das Handy erzählt hatte, drehte sich Cloud der Magen beinahe um vor Angst. Was war bloß passiert, dass alles so aus den Fugen geraten war?

In all diesen Gedanken versunken, bemerkte er nicht, wie Zack ihn zügig überholte und sich ihm dann in den Weg stellte. „Warte“, sagte der Dunkelhaarige, bevor Cloud beinahe in ihn hinein gelaufen wäre. Irritiert sah der Blonde auf. „Hm?“

Zack legte beide Hände auf Clouds Schultern und schüttelte den Kopf. „Du bist immer noch verdammt schwer verletzt. Du und Tifa, ihr solltet aus Midgar verschwinden. Sonst überlebst du das nicht, was auch immer bei den anderen gerade passiert.“

Noch ehe Cloud Widerspruch einlegen konnte, schummelte sich Tifa dazu: „Vergiss es, Zack. Ich weiß, dass du und Cid auch sehr stark sind, aber Yuffie, Barret, Nanaki UND Vincent waren auch aufgeschmissen und sie sind dort jetzt immerhin zu viert. Wenn ihr jetzt AUCH noch nur zu zweit losgeht, habt ihr eben so wenig Chancen.“

Brummend musste Cid zustimmen: „Das stimmt schon. Ab hier sollten wir alle zusammenbleiben. Es wäre gefährlich für dich, Zack, und auch für Cloud und Tifa.“ Er legte eine kurze Pause ein. „Nicht, dass ich mich darum kümmern würde, dass ich AUCH in Gefahr wäre…“

Das irritierte Zack etwas. „Warum wären Cloud und Tifa denn in Gefahr?“

„Na“, setzte Cid direkt wieder an. „Weil… du weißt doch nicht, ob sie nicht über Gefahren stolpern, auf dem Weg aus Midgar heraus.“

„Richtig, entschuldige.“

„Siehst du! Wir haben immerhin keine Ahnung, aus welchem Winkel Aeris zu welchem Zeitpunkt herausgesprungen kommen kann, um die beiden nieder zu metzeln!“

„SCHNAUZE!“, brüllte Cloud jetzt mitten in das Gespräch. Überrascht zuckten alle anderen zusammen und blickten ihn ein wenig eingeschüchtert an. Sein Gesicht war wutverzerrt. Selten hatte er seinem Ärger so lauten Ausdruck verliehen. Aber dieses Mal hatte er anscheinend einen sehr guten Grund dafür gehabt. Schnaufend drängte er sich zwischen Cid und Zack, schubste sie zu beiden Seiten von sich und bahnte sich so einen Weg an ihnen vorbei. Mit starkem Schritt und ohne sich auch nur eine Sekunde lang umzublicken machte er seinen Freunden mit kräftigem Ton deutlich: „Aeris… würde so etwas… niemals tun!“

„…“ Zack schwieg. Eigentlich müsste er Cloud da ja Recht geben, aber was er inzwischen mitbekommen hatte, sagte ihm, dass mit Aeris etwas nicht stimmte. Und zwar in einer Art, die sie gegenüber ihren eigentlichen Freunden feindlich hatte werden lassen. Zumindest jedoch konnte er verstehen, warum Cloud so wütend war. Zack wollte das alles ja auch nicht wahrhaben.

Tifa seufzte und trotte Cloud nun hinterher. Sie wollte etwas zu alle dem sagen. Etwas, das ihn vielleicht aufheitern würde. Aber egal, welchen Anfang sie auch in ihren Gedanken webte, es wurde alles zu unnützen Worten, die wohl alles nur noch schlimmer gemacht hätten. Was war das nur für eine verfluchte Lage in den letzten Stunden, Tagen, Wochen…? Die Stimmung war auf dem Nullpunkt und somit auch die Motivation jedes einzelnen. Wie sollten sie so noch das Ruder rum reißen? Stur schüttelte Tifa den Kopf. Nein! Es gab einen Weg, der sie alle wieder zu guten Zeiten führen würde. Sie mussten ihn nur noch finden, das war alles. Ganz sicher!

Noch immer schweigend legte Tifa jetzt einen kurzen Spurt hin, bis sie mit Cloud auf einer Höhe lief. Der schwieg immer noch mit betroffener Miene vor sich hin und starrte den Eingang des Zugsystems an, dem sich die vier näherten. „Cloud“, setzte seine hübsche Begleiterin an. „Glaubst du, mit so einer Einstellung kommst du gleich weiter?!“

Überrascht schaute er sie an. „Wie? Was ist denn bitte an meiner Einstellung falsch?“

„Du… denkst die ganze Zeit schon so pessimistisch.“

Cloud brummte widersprüchlich: „Ach, ist es jetzt pessimistisch, wenn ich behaupte, Aeris würde sich NICHT gegen uns stellen? Was ist dann für dich OPTImistisch? Dass sie uns alle umbringt?“ Irgendwie hatte Tifa wohl einen kleinen Denkfehler, fand er.

Nach einem kurzen aber tiefen Durchatmen nahm Tifa wieder Anlauf. „Nein, so meinte ich das nicht. Es ist nur… du bist so mies drauf und fängst an, Zack, Cid und MICH als deine Feinde zu sehen. Aber unser Feind ist jemand anderes!“, erklärte sie.

„Unser Feind… Ich weiß, dass ihr nicht meine Feinde seid. Das verstehe ich ja. Aber IHR solltet verstehen, dass auch Aeris nicht unser Feind ist!“

„Ja. schon klar“, stimmte Tifa zu und lächelte Cloud an, als er sie jetzt kurz anschaute. Und er erwiderte das Lächeln ein klein wenig.
 

„So, da sind wir.“ Zack stand direkt vor dem Eingang in das Tunnelsystem, in dem vor Jahren noch die Züge Midgars fuhren. Etwas schaudernd schaute er in die Dunkelheit, die ihm gar nicht gefiel. „Sehen wir da eigentlich noch unsere Hand vor Augen, wenn wir erst mal da unten sind?“

„Vincent und die anderen haben sich auch zurecht gefunden“ argumentierte Cloud.

Cid nickte und betrat die Winkel des Tunnelsystems, als könnte er es gar nicht mehr abwarten. Mit den Armen vor der Brust verschränkt, schaute er nach links und nach rechts. „Hm, es sind immer wieder Lücken in der Deckenkonstruktion, sodass Licht reinkommt.“

Das überzeugte auch die anderen drei und sie folgten dem Kettenraucher.

„Wo lang?“, hakte Tifa nach. Aber die Frage war überflüssig. Cid hatte schon den Weg nach rechts eingeschlagen und da Zack und Cloud ebenso wenig wussten, wo hin sie eigentlich mussten, folgten sie ihm einfach. Tifa seufzte. Tolle Absprache, dachte sie sich.

Jeder lauschte jetzt, wo sie doch kaum etwas sehen konnten, der Stille, die sie umgab. Und jeder wartete nur angespannt darauf, dass sie aus Gründen unterbrochen würde, die keinem angenehm sein würden. Aber es geschah nichts der gleichen. Stattdessen hörte man nur irgendwann ein leicht erfreuliches „Oh, seht mal!“, von Tifa.

„Hm?“ Cloud schaute zu ihr, sah, dass sie auf etwas zeigte und folgte ihrem Blick. Ihre Aufmerksamkeit gehörte einem kleinen Stadtplan, der nur wenig entfernt von allen an einer Wand hing, die noch stand. „Cid, kannst du mir mal den Stadtplan geben, den du im Shinra-Gebäude gefunden hast?“; bat der Ex-Soldier. Nur wenige Sekunden darauf hielt er das besagte Dokument in den Händen und faltete es auf. „Mh“, murrte er und verglich mit dem Plan an der Wand. „Sie stimmen wenigstens total überein. Und auf dem Plan, der hier ist, ist eingezeichnet, wo wir uns gerade befinden.“

Tatsächlich. Dort, wo Cloud jetzt mit dem Finger drauftippte, war eine kleine rote Markierung, die einen darauf hinwies, wo man gerade eigentlich war.

Entrüstet schüttelte Tifa den Kopf. „Na, super. Wir sind ein Mal unter dem Shinra-Gebäude durchgelaufen und damit eigentlich genau in die falsche Richtung.“ Seufzend hielt sie sich die Schläfen. „Wir wissen zwar nicht, wo genau Vincent und die andern sind, aber wir wissen es zumindest ungefähr. Und zwar in dem Viertel, das wir heute anfangs auch betreten haben.“

Zack brummte. „Super, Cid, ganz toll!“

„Was war das? Verfluchter *%§X#&!“

„Heh“, schob sich Tifa zwischen die beiden und schimpfte auch eine Runde mit. „Ihr seid alle schuld. Ihr wolltet euch ja nicht mal vorher absprechen, wo lang wir eigentlich gehen sollten.“

Reumütig schauten die beiden Männer weg, die sich eben noch in den Haaren hatten und brummten etwas, dass ein wenig nach Entschuldigungen klang.

„Hm, zum Glück haben wir damit nicht allzu viel Zeit verloren. Nur etwa fünf Minuten!“, beschwichtigte Cloud.

Aber Tifa war noch immer ein wenig entrüstet: „Korrigiere: fünf Minuten pro Weg. Also insgesamt zehn Minuten!“ Die Hände in die Hüften stemmend drehte sie sich weg und ging den gleichen Pfad wieder zurück, den sie alle gekommen war.

Einen Moment lang legte Cloud sich eine Hand in den Nacken, dann schüttelte er den Kopf und folgte ihr. Und Zack und Cid taten es ihm gleich.

Schweigend studierte Cloud noch einige Sekunden lang den Stadtplan, den er in der Hand hielt und grübelte. „Am besten wäre es, wenn wir, nach der Stelle, wo wir rein gekommen sind, die zweite kleine Kreuzung rechts abbiegen. Das ist ein kleiner Fußweg, der von den Schienen abbringt. Das ist extra für Bau- und Gleisarbeiter konstruiert worden. Und dann müssten wir eine Leiter runter, in einen weiteren Passantentunnel.“

Tifa, die noch vorne an der Spitze lief, nickte brummend. Noch war sie ein wenig sauer, aber das schlimmste war verflogen. Immerhin machte sich Cloud gerade schlau, wie sie alle am besten laufen konnten, ohne noch weitere, wertvolle Zeit zu verlieren. Das war endlich mal ein Anfang.

Die zweite Kreuzung rechts also. Nur einige Meter weiter war die erste, also konnte die zweite nicht mehr all zu weit sein. Cid lief, neugierig wie er war, an Tifa vorbei, um ja der erste zu sein, der den Ort der Abzweigung betrat. Und dann dauerte es nur noch knapp eine Minute bei strammen Fußmarsch, bis der Herr aus Rocket Town stehen blieb und stutzig nach rechts schaute. „Mist…“

Cloud schaute von seinem Plan auf. „Was ist denn?!“

Cid stampfte verärgert mit dem rechten Fuß auf den dreckigen Boden und verschränkte wieder die Arme vor seinem Brustkörper. „Das hier is’ doch die zweite Kreuzung, oder?“

„Ja“, gab Cloud von sich. „Warum fragst du?“

„Hnnnh, so ein Müll!“; fluchte Cid. „Dann komm mal her und schau dir diese §#*&% mal an!“

Oh je, dachte sich Cloud bereits, denn er ahnte schon, dass seine Wegplanung umsonst gewesen war. Dennoch eilte er zu Cid herüber und schaute in den Gang. Und Tatsächlich – Ein Haufen Schutt zerstörte die Idee, den schmalen Weg zu beschreiten, um zur Leiter zu kommen. „Das ist wirklich mies.“ Fragend schaute er zu Zack und Tifa. „Was machen wir jetzt? Hier kommen wir schlecht weiter.“

„Das fragst du noch?“, lachte Zack auf, ging zu ihm herüber und klopfte ihm auf die Schulter. „Wir gehen einfach weiter geradeaus und biegen bei der nächsten Gelegenheit rechts ab.“

Bei diesem Vorschlag schaute der Blonde zu Tifa. Er wollte sie nicht schon wieder ungefragt lassen und ihre Stimmung vom Keller in den Erdboden darunter treiben. Zum Glück nickte die junge Frau zustimmen und ging dann auch direkt wieder voran.

„Man, ist das alles ein Mist hier!“, zischte Cid leise vor sich hin. Es stank ihm in den Himmel, dass man nie einfach irgendeinen Weg ging und trotzdem an sein Ziel gelangte. Diese verschlungenen Wege, Winkel und die etlichen Ecken machten aber jede Hoffnung auf diese Option zunichte, mal ganz davon abgesehen, dass viele Möglichkeiten ohnehin von Gestein etc. blockiert waren.

Und da jeder so seine Gedanken hatte, wie es weiter ging, was einen grad nervte und wie viele Wege wohl noch so voller Schutt waren, gab es mal wieder eine Gesprächspause in der Gruppe. Abermals lauschte jeder nebenbei auf die drückende Stille und dachte sich insgeheim, es sollte doch einfach wieder einen Grund geben, sie zu unterbrechen. Irgendwas musste her. Wieder eine Entdeckung oder ein Gesprächsthema. Aber eine ganze Weile tat sich absolut gar nichts.

Bis plötzlich mit einem Mal ein lauter Schrei zu hören war, der durch die Gänge hallte und von den zertrümmerten Wänden abprallte. Es war eine weibliche, hohe Stimme und man erkannte die pure Angst in ihr, selbst, wenn man gar nicht so direkt hinhörte.

Alle schauten erschrocken auf, aber der einzige, der schlagartig stehen blieb, war Zack. Er hatte den Atem vor Schock angehalten und die Augen aufgerissen, als hätte er den Eingang zur Hölle gesehen. „Aeris…“ hauchte er tonlos.

Tifa schaute ihn sprachlos an. Der Schrei kam also von Aeris? „Bist du dir ganz sicher?“, fragte sie besser noch einmal nach.

Jetzt atmete Zack kräftig aus und nickte kaum merklich. Die Sorge saß ihm in jedem Millimeter seines Körpers, in jedem Muskel, in jedem Knochen und der Gedanke daran, dass Aeris etwas Schlimmes passiert war, schnürte ihm beinahe die Kehle zu.

Da! Wieder in Schrei. „Neeeeeiiiin!“

„AERIS!!!“ Jetzt setzte sich Zack ruckartig in Bewegung und lief bis zum Ende des Ganges. Immer wieder hörte man ein Wimmern, dass etliche Male von den Wänden wieder abprallte und keinen wissen ließ, wo der Ursprung der Stimme lag. Zack allerdings schien es genau zu wissen. Zielsicher bog er rechts ab und war hinter der Ecke verschwunden.

„Verdammt, Zack! WARTE!“, rief Cloud, als er endlich realisierte, dass sein bester Freund sich so nur in Gefahr brachte. Zügig schnappte er Tifa am Handgelenk, damit auch diese endlich mal aus dem Schockzustand erwachte, und zerrte sie mit, um Zack noch einholen zu können. Cid brauchte zum Glück nicht auch noch jemanden, der ihm die Lage so deutlich machte. Er fing von alleine an, loszurennen wie ein Irrer.

Aber als die drei das Ende des Ganges erreicht hatten und einen Blick nach rechts wagten, sahen sie nur, dass direkt dort wieder zwei verschiedene Wege abzweigten. Cloud platzierte sich so, dass er in beide hineinschauen konnte, aber nach einigen kurzen Blicken fluchte er vor sich hin. In beiden Fällen füllte Dunkelheit die Wege nach wenigen Metern aus, sodass Cloud unmöglich feststellen konnte, wo Zack lang gerannt sein könnte und die Schritte halten von jeder Wand und von jeder Seite wieder, als kämen sie von überall.

„Zack!“, rief Cloud jetzt, in der Hoffnung eine Antwort zu erhalten. „Zack, heh! Wo steckst du?!“, wieder… aber die Versuche blieben erfolglos. Sicher war der Idiot lebensmüde oder so in die Sorge um Aeris vertieft, dass er Clouds Rufen gar nicht wahrnahm.

Ratlos schaute dieser zu Tifa und Cid. Wussten sie jetzt Rat?

Hartes Schicksal

Hartes Schicksal
 

New Chance
 


 

Tifa und Cid schauten Cloud mindestens genau so ratlos an, wie er sie. Auch die beiden wussten nicht wirklich weiter und alle blickten grübelnd und stumm in die beiden Gänge, die zur Auswahl standen. In welchen war Zack bloß gelaufen? Hätte er denn nichts sagen oder wenigstens warten können?

Cloud schüttelte den Kopf über diese gefährliche Dummheit. „Mir reicht’s!“, meinte er dann entschlossen. „Wir trennen uns. Tifa, du gehst mit Cid! Und in zehn Minuten sind wir wieder hier an der Kreuzung!“

„Aber… was ist dann mit dir? Du weißt selber, dass wir nicht einzeln gehen sollten!“

Daraufhin nickte der Blonde zwar, aber dennoch widersprach er. „Stimmt schon, und deswegen bleibt Cid ja auch bei dir, damit dir nichts passiert. Ich komme alleine klar, das wäre nicht das erste Mal!“

„Cloud, sei vernünftig!“, brummte Cid, ohne den Angesprochenen anzuschauen. Stattdessen schob er sich eine Zigarette zwischen die Lippen und zündete sie kurz an. Anscheinend war er die Ruhe selbst; sogar in einer Lage wie dieser. Doch damit stieß er bei Cloud auf Missverständnis, denn eben der drehte sich jetzt um und meinte nur knapp: „Wir haben keine andere Wahl…“

Ruckartig setzte sich Cloud jetzt in Bewegung und rannte in den linken der beiden dunklen Gänge hinein, ließ seine beiden Freunde zurück, und machte sich auf die Suche nach Zack.
 

Tifa und Cid indes schauten ihm stumm hinterher. In der Dunkelheit der Wege, die daher rührte, dass die Lampen in nächster Umgebung defekt waren, glimmte nur die Spitze der kleinen Zigarette auf, als sich auch die beiden Hinterbliebenen sich auf ihren Weg machten. „Ich hoffe nur, dass wir uns jetzt nicht total verlaufen. Sicher ist Zack hier nicht lang gegangen, hier hätte er doch nie im Leben so schnell rennen können. Du ja kaum die Hand vor Augen.“

Da hatte Tifa allerdings Recht, dachte Cid sich. „Jup! Man muss sich beinahe vorantasten.“ Aber da keiner die Fähigkeiten von Zack einzuschätzen wusste, gingen sie auf Nummer sicher und schritten hoffnungsvoll weiter. Aber bisher fanden sie keinerlei Hinweise darauf, dass er diesen Weg gewählt hatte.
 

Bei Cloud allerdings sah es im Moment auch nicht besser aus. Der Gang, den er entlang lief, war erst nach einigen Kurven und Ecken wieder beleuchtet, wenn auch nur gering, und der Korridor schien einfach kein Ende zu finden. Während Cloud rannte und sich hin und wieder umschaute, dachte er darüber nach, was Zack dazu getrieben hatte, sich einfach so von der Gruppe zu entfernen. War Aeris ihm so wichtig? Wichtiger, als sie Cloud war?!

Kopfschüttelnd versuchte der Blondhaarige eben diesen Gedanken zu vertreiben. Immerhin würde das heißen, dass die Möglichkeit bestünde, dass Aeris mit Zack vielleicht glücklicher werden würde, als sie es gerade war. Und würde Cloud dann mit Tifa auch glücklicher werden? „Arrhh, das bringt doch nichts!“, fluchte Cloud jetzt laut vor sich hin, als er sich in seiner Grübelei verrannte. Richtig! Es hatte keinen Sinn, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Die Zeit würde ihre Wege und Bestimmungen schon offenbaren. Bis dahin war Cloud fest mit Aeris zusammen, dafür hatte er sich immerhin entschieden. Und jetzt war ohnehin im Vordergrund, dass er für sie und seine Freunde da sein musste, die sich anscheinend ausnahmslos in Gefahr befanden.

Wenn er doch nur endlich weiter kommen würde, irgendjemanden finden. Sei es Zack oder auch Barret, Yuffie, Nanaki oder Vincent. Bald schon legte Cloud eine kurze Pause ein, in der er seinen Atem wieder fing und sein Handy herauskramte. Dessen digitale Uhr verriet, dass schon fünf Minuten vergangen waren, seit sich die Wege von Tifa, Cid und ihm getrennt hatten. Noch weitere fünf Minuten und er würde wieder an der Kreuzung sein müssen, die den Treffpunkt ausmachte. Nachdenklich blickte er zurück in den düsteren Gang, dann schaute er vor sich. Nicht weit entfernt von ihm machte der Korridor wieder eine Biegung nach links. Diese eine Ecke noch, beschloss Cloud, ab dann würde er umkehren, um Tifa und Cid wieder zu begegnen. So verstaute er sein Handy wieder und ging, dieses Mal gemächlich, um die letzte Ecke, blickte in einen Seitenweg, der nach rechts führte und hielt inne. Der schmale Seitengang war nicht lang, nur an die drei oder vier Meter, und dahinter beleuchteten kleine Lichter, die durch die demolierte Decke drangen, einen größeren Raum, gar eine Halle, mit etlichen zerstörten Bahnschienen. Allerdings brachte das Cloud auch nicht weiter. Ob Halle oder Gang, das beeinträchtigte nicht die Chancen, Zack zu Finden… „Hm…“, grübelte er, ehe er dann zu einem letzten Ruf nach seinem besten Freund ansetzte: „Zack?! Zack, wenn du hier bist, sag etwas!“

Stille. Es war vergebens. Jetzt musste er sich beeilen und zum vereinbarten Treffpunkt zu gelangen, ehe sich Tifa und Cid dort Sorgen um ihn machten. Gerade wollte sich Cloud wieder umdrehen, als er einen leisen Ruf hörte. „Cloud?!...“ Noch ein Mal hielt der Blonde inne und schaute durch den Gang. War dort jemand? War das nicht Zacks Stimme gewesen? Mit einem Gefühl der Hoffnung unter der Brust bewegte sich Cloud in Richtung des großen Raumes und betrachtete die Schatten.

Dort! Da hatte sich etwas bewegt. Weiter am Rande, ein Stück weiter weg. War er das? War das Zack? Was tat er hier? Hatte er etwas gefunden? Cloud wollte unbedingt wissen, was geschehen war und ob Zacks Suche nach Aeris erfolgreich gewesen war. Also stürmte er die letzte paar Schritte los, die laut in dem großen Raum umherhallten, und kam Zack immer näher. Nur wenige Stücke von ihm entfernt, erkannte Cloud, dass es tatsächlich sein bester Freund war, der auf dem Boden kniete, mit dem Rücken zu ihm. Jemand lag vor ihm, roter Umgang, lange Haare… Vincent! Und noch näher kam Cloud. „Heh…“ Zu mehr kam er nicht. Sein Mund wurde trocken und seine Augen weiteten sich, als er erkannte, wie viel Blut sich auf dem Boden befand. Und auch Zacks rechte Schulter sorgte mit einer klaffenden Wunde dafür, dass sich sein Oberteil schon total rot gefärbt hatte… „Verdammt…“, fluchte Cloud leise, ehe er sich dann neben den anderen Ex-Soldier kniete und nun auch Vincent betrachtete. Er lebte noch, ja, er verzog das Gesicht vor Schmerz und atmete heftig. Doch sah er mehr als nur mitgenommen aus. Überall an seinem Körper zierten ihn Schnittwunden, Brandwunden, Fleischwunden und sogar Schusswunden. Wo kamen all diese Verletzungen bloß her? „Vincen…“, flüsterte Cloud. „Kannst du dich hinsetzen?“

Ein prüder Blick traf Clouds Augen. Vincent gefiel diese Bitte ganz und gar nicht, aber wusste er auch, dass er bald schon wieder auf die Beine kommen sollte. Er hatte keine andere Wahl, als wieder damit anzufangen, sich zusammenzureißen, so sehr all die Verletzungen auch schmerzten. Also nickte er und mit der Hilfe von Zack und Cloud konnte er sich wieder ein wenig aufrichten. Aber es reichte tatsächlich fürs erste nur zum Sitzen.

Noch ein Mal ließ Cloud seinen Blick grob über die Wunden und die blutgetränkten Sachen gleiten, ehe er tief durchatmete und Zack anblickte. „Was ist hier passiert? Wer war das?!“

Doch Zack schwieg und wandte den Blick ab. Er konnte es anscheinend nicht sagen. Oder wollte er es nicht? Fiel es ihm zu schwer? Dann musste es tatsächlich Aeris gewesen sein, die dieses Blutbad hier vollbracht hatte, schoss es Cloud durch den Kopf. Panisch schüttelte er letzteren, das wollte er einfach nicht glauben. Also fragte er fragend Vincent an, mit dem Bewusstsein, dass dessen Antwort die Befürchtungen nur noch bestätigen würde.

Vincent schloss die Augen und stützt sich mit beiden Armen vom Boden hinter ihm ab. Dann murmelte er leise, als ob er es selber nicht wahr haben wollte: „Es… es war… Aeris…“

„Nein!“ Cloud wehrte sich noch immer gegen diese Behauptung, als würde nicht Aeris die Schuld gegeben werden, sondern IHM!

„Doch, Cloud, Barret hat die Wahrheit gesagt!“, erwiderte Vincent. „Es WAR Aeris…“

Jetzt seufzte Zack und lenkte damit die Blicke der anderen beiden auf sich. „Ich bin mir nicht sicher, ob sie es war…“

„Was soll das heißen, du bist dir nicht sicher?“ Das irritierte Vincent jetzt doch ein wenig. Immerhin hatten sie sie beide mit eigenen Augen gesehen und sind von ihr angegriffen worden. Was meinte Zack jetzt wohl damit meinen?

„Vincent… hast du sie dir mal angesehen? Der Blick… diese schwarzen Augen… dann war sie ganz in schwarz gekleidet und sogar ihre Haare waren pechschwarz. Würde Aeris sich jemals so eine Optik verpassen?“

„Mh… Das zählt nicht zur Sache, das weißt du“, murmelte Vincent wieder, als er dann abwechselnd von Zack zu Cloud schaute. „Ich kann mir denken, dass das nicht gerade ein Traum von euch ist, dass Aeris sich so negativ verändert, aber ihr solltet euch nichts vorlügen und euch der Realität stellen: Sie war es!“

Er hatte Recht, dachte sich Cloud insgeheim und senkte den Blick jetzt auch. Er fühlte, wie seine Kräfte und sein Mut ihn verließen, und auch die Hoffnung, dass Aeris in Ordnung war. Auch, wenn es wehtat, war es wohl doch die Wahrheit, wenn es so viele seiner Freunde behaupteten. Nur… warum verhielt sich Aeris so? Was hatte sie dazu gebracht? Warum dieses düstere Image? Was hatte Sephiroth da getan? Es konnte ja wohl kaum eine Laune von Aeris sein, so war sie nicht. So war sie nie gewesen! Es musste etwas Bedeutendes passiert sein. Etwas Grausames. Anders konnte sich das Cloud nicht erklären. Wieder flammte Sorge in ihm auf, die dieses Mal sogar die Tränen in seine Augen trieb. Aeris musste in letzter Zeit so viel durch machen, das war nicht fair. Cloud war sich ganz sicher, Aeris trug keine Schuld an all dem. Sephiroth hatte sie dazu gezwungen oder getrieben. Das war nicht akzeptabel. Ruckartig stand Cloud auf.

Überrascht schauten Zack und Vincent zu ihm hoch.

Ein kurzer Durchzug, der durch einige Spalte und Risse drang, wehte wie eine Aufforderung durch Clouds Haare. Voller Kraft und mit einem Ausdruck von enormer Wut stand er da, schaute mit glühenden, hasserfüllten Augen in die Dunkelheit. Seine Stimme ertönte stark, ernst und voller Entschlossenheit. „Das reicht. Ich werde sie finden! Ich bin nicht umsonst ihr Bodyguard! Ich finde sie, wasche ihr den Kopf und bring sie zurück nach Hause!“

Zack war völlig irritiert von Clouds plötzlichem Beschluss, wo er doch auch so verletzt gewirkt hatte. Aber anscheinend hatte er noch ein wenig mehr Kraft, als Zack in diesem Moment, und hatte auch eher erkannt, dass Trübsal blasen nicht die Lösung war. Auch Donovan richtete sich jetzt auf, hielt sich zwar kurz die verwundete Schulter, schaute Cloud dann aber mindestens genauso entschlossen in das Gesicht. „Ich komme mit dir! Wir sind ein Team und ich bin auch daran interessiert, dass Aeris wieder zu uns in die gute Stube kommt!“ Ein freches und doch zugleich freundliches Grinsen machte sich auf seinem Gesicht breit und bestätigte die eben ausgesprochene Aussage.

„In Ordnung“, gab sich Cloud einverstanden. Dann wandte er sich an Vincent: „Wie sieht es mit dir aus? Kannst du inzwischen aufstehen?“

„Klar, wenn du mir mal aufhilfst!“, antwortete er. Direkt wurde ihm auch eine Hand von Cloud gereicht, an der er sich festhielt und auf die Beine gezogen wurde. „Gnhh…!“ Wieder verzog Vincent das Gesicht vor Lauter Schmerz. Kurz wollten die Beine unter ihm wieder nachgeben, aber Zack stützte ihn gerade noch ein Mal ab und dann konnte Vincent sich selbst wieder fangen und ohne Hilfe stehen. Das ganze sah nur etwas wackelig aus.

Jetzt kam Cloud wieder zu Wort und zeigte auf den Gang, durch den er eben gekommen war. „Siehst du den Weg da? Ist etwas dunkel, aber ich bin mir sicher, wenn du da durch gehst und dann links entlang dem Korridor folgst, dann werden dir jeden Moment Tifa und Cid entgegen kommen. Erklär ihnen das ganze und verlass mit ihnen Midgar! Zack und ich regeln das!“

Vincent nickte: „Okay, danke… Hör zu, ich verlass mich auf euch, klar? Holt die anderen da raus und Aeris gleich mit!“ Dann klopfte er Cloud noch mal auf die Schuler, nickte Zack zu, der ihn bis eben noch gestützt hatte, und humpelte in die Richtung, in die Cloud ihn gewiesen hatte.

Besorgten Blickes schaute Zack ihm hinterher, wartete einige Sekunden und schaute dann Cloud an. „Ich hoffe, er schafft es.“

„Sicher… Ich frag mich eher, wie WIR das jetzt schaffen!“, erwiderte Cloud und schaute Zack dann ebenso an. „Wo ist Aeris hin?“

Clouds bester Freund nickte deutend auf die entgegengesetzte Richtung zu einem äußerst dunklen Bereich. „Dort ist die zuletzt verschwunden, nachdem ich aufgetaucht bin.“ Er legte eine kurze Pause ein und atmete tief durch. Ihm gefiel es gar nicht, wie die Situation gerade aussah. Als Cloud sich schon auf den Weg machen wollte, hielt er ihn noch einmal am Oberarm fest. „Warte!...“, mahnte Zack.

Cloud schaute fragend über seine Schulter.

„Du solltest besser wissen, wie Aeris grad drauf ist. Ist Sichererer, als blind ins Verderben zu rennen, oder?“ Zack schaute ihn ernst an, ehe er fortfuhr: „Hör zu, sie scheint einige Substanzen zu haben, die wir noch nicht kennen. Wenn sie sie einsetzt, hast du das Gefühl, dein Kopf platzt fast oder deine Beine geben nach, weil du absolut keine Kraft mehr hast. Und schwarze Blitze schleudert sie auch umher! Daher auch Vincents Brandwunden. Er hat mir von all dem berichtet.“

„Hat sie auch Substanzen, die uns schon bekannt sind?“, hakte Cloud jetzt mit ernstem Ton nach. Das ganze war nicht geheuer und bei dieser Gelegenheit wollte er so viele Informationen über das aktuelle Problem sammeln, wie er konnte.

Zack nickte. „Ja, Vincent meinte, dass sie eine verbesserte Version der Reflektion hat. Sogar seine Schüsse sind auf ihn zurückgeprallt.“

Daher also die Schusswunden, leuchtete es dem Blondschopf ein. „Okay. Aber die Waffe ist die alte geblieben, oder?“

Jetzt schüttelte Zack den Kopf: „Nicht ganz… Sie hat ein Schwert, das dem von Sephiroth ziemlich ähnlich ist. Damit hat sie MICH angegriffen. Sie ist damit verdammt schnell und geschickt. Du musst aufpassen.“

„Verdammt… Hmm… sonst noch etwas, dass ich wissen sollte?“

„Nein“, sagte Zack. „Jetzt fällt mir da nichts mehr ein.“

„Gut, dann sollten wir uns beeilen!“, forderte Cloud schließlich und setzte sich gemeinsam mit seinem besten Freund in Bewegung. Hoffentlich würden sie Aeris bald schon finden und Erklärungen dafür finden, was geschehen war. Hoffentlich würde sich alles wieder zum Guten wenden. Mit allem anderen würde sich weder Cloud noch Zack je abfinden.

Schmerz, wohin man geht

Schmerz, wohin man geht
 

New Chance
 


 

Die Abschnitte waren wieder dunkel und wurden es immer mehr, je weiter Zack und Cloud in das verwüstete Zugsystem eindrangen. Es war nicht wie in der großen Halle, wo sie Vincent gefunden hatten, es drang kein Licht irgendwelchen Rissen in der Decke. Und als ob das noch nicht genug gewesen wäre, lag überall vermehrt Schutt und Geröll, so stolperte mal schnell über alles Mögliche. Das raubte eine Menge Zeit, aber immerhin kamen die beiden Freunde voran. Dennoch… Es verstrichen etliche Minuten, Cloud kam es vor, als wären es Stunden gewesen, und sie fanden einfach keinen Hinweis auf Aeris oder sonst jemanden.

Zack seufzte: „Als ich auf Vincent gestoßen bin, hat er mir erklärt, dass er diesen Weg hier gegangen ist und Barret gefunden hat.“

„Wie? Warum war er dann so weit weg von hier, in der Halle?“, fragte Cloud verwundert.

„Glaub es, oder glaub es nicht…“, murmelte Zack. „Er ist vor Aeris geflohen. Die ganze Strecke lang, mit all den Wunden!“

Cloud schwieg. War sie so stark, dass Vincent sich vor ihr hatte retten müssen? Barret, Nanaki und Yuffie waren auch nicht mit ihr klar gekommen. Würden Zack und er es jetzt schaffen, sie zu besiegen oder zur Vernunft zu bringen? Hm, dachte sich der Blondschopf, alleine würde ich es sicher nicht hinbekommen. Ein Glück, dass Zack nicht so schwer von ihr verwundet worden war.

Weshalb eigentlich? Warum war Zack in noch so guter Verfassung, wo doch Vincent dem Tod auch nur knapp entkommen war? Zack wurde doch auch von Aeris angegriffen, er hatte erzählt, dass er sie gesehen hatte. Also wie kam es, dass er nur diese eine Wunde hatte? „Zack?!“ das wollte er jetzt wissen, das ganze kam ihm spanisch vor.

„Ja? Was ist?“ Anscheinend war Zack auch eben noch in Gedanken gewesen, denn jetzt schaute er aufmerksam zu Cloud auf und blickte sich dann um, als wolle er erst mal registrieren, wo sie inzwischen überhaupt waren.

Sich davon nicht irritieren lassend setzte Cloud wieder an: „Als du Vincent gefunden hast, was genau ist danach passiert?“ Er wollte die ganze Geschichte hören. Was war in der Zeit passiert, als Cloud noch auf der Suche nach Zack war?

Überrascht schaute Zack seinen Kumpel wieder an und schwieg für einen Moment. Er wunderte sich, warum Cloud das nicht schon früher gefragt hatte, aber das war ja jetzt auch nicht wirklich von Belang. Also erzählte er: „Hm, ich bin gerade zu ihm rüber, er hat an einem größeren Steinbrocken gesessen und sich den Arm gehalten. Er war völlig außer Atem und starrte nur in eine Richtung. Als ich gerade neben ihm stand und ihn angesprochen hab, was passiert war, kam aus eben dieser Richtung eine schwarze Gestalt mit einem Schwert in der Hand. Ich hab erst erkannt, dass es Aeris war, als sie in einem Lichtstrahl stand, der von oben auf sie herunter fiel. Es war grauenvoll, es hat so unheimlich gewirkt.“ Er legte eine kurze Pause ein und schüttelte den Kopf, als wolle er diese Erinnerung und das damit verbundene unangenehme Gefühl wieder vertreiben. Dann erklärte er weiter: „Vincent ist direkt wieder aufgestanden, fiel ihm anscheinend nicht leicht, und hat seine Waffe auf Aeris gerichtet. Ich hab das nicht ganz verstanden. Sicher, inzwischen hatten wir alle den Verdacht, dass Aeris jetzt unser Feind ist, aber es wollte nicht ganz in meinen Kopf, weißt du?“

Cloud nickte nur wortlos und ließ seinen Freund weiter berichten.

„… Ich… Ich hab einfach seinen Arm gegriffen und ihn zu Boden gezogen und in genau dem Moment stürmte Aeris auf uns los, stieß uns auseinander und rammte mir das Schwert so durch die Schulter, dass ich an den Felsen hinter mir genagelt wurde. Ich hatte gehofft, dass sie so die Finger von Vincent lassen würde, ohne Schwert, das ja im Stein steckte. Aber sie hat sich weggedreht, die Hand gehoben und… mit einem Mal war Vincent von schwarz leuchtenden Blitzen umgeben. Er hat fürchterlich geschrieen… Als er dann seine Waffe noch mal gezogen hatte, konnte ich ihm das nicht mehr übel nehmen… Er hat auf Aeris geschossen… Ich hab nur weggeschaut, mich damit abgefunden, dass Aeris jetzt wieder tot war… Aber… ich hab ein Klacken gehört, wieder hingeschaut und gesehen, dass Vincents Waffe auf dem Boden lag, direkt neben ihm selbst. Er war völlig mit Schusswunden durchlöchert, als hätte er sie sich selber verpasst… Ich hab keine Ahnung, was da passiert ist, ich wünschte, ich hätte aufgepasst…“ Zack stockte und blieb jetzt sogar stehen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und er bebte am ganzen Körper. Anscheinend fühlte er sich deswegen schuldig.

Cloud hielt jetzt auch inne und schaute ihn nur stumm an. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Und unterbrechen wollte er ihn eh nicht, er wollte hören, was dann geschehen war. War Aeris einfach gegangen? Warum hätte sie das tun sollen?

Jetzt schnaubte Zack kurz und fing wieder an: „Das seltsame kommt erst noch…“ Darauf hatte sein bester Freund gewartet. „Aeris kam wieder zu mir und hat mich so mies angegrinst, das hat überhaupt nicht zu ihr gepasst! Ich war aufgeschmissen… Es war mir alles egal, ich hab dem Tod ins Auge gesehen, also hab ich sie nur noch angeschrieen. ‚Du bist das letzte! Ich hab dir vertraut. Ich hab dich GELIEBT. Wir haben uns beide geliebt, aber anscheinend hast du das vergessen! Jetzt mach schon, Aeris! Gib mir den Gnadenstoß, vielleicht bist du wieder du selbst, wenn wir uns irgendwann wieder im verheißenen Land sehen!’ Dann hat sie mich ungläubig angeguckt, wie ein… wie ein kleines Kind, dass einen Fehler gemacht hat und ausgeschimpft wurde. Erst ist sie einen Schritt zurückgestolpert, aber als sie dann gehört hat, wie du mich gerufen hast, hat sie das Schwert aus dem Felsen und mir raus gezogen und ist rennend in der Dunkelheit verschwunden. Ich hab dir dann nur noch geantwortet und bin direkt zu Vincent gegangen…“

„…“ Cloud schwieg… Irgendetwas hatte ihn getroffen, tief in seiner Seele, als wäre es ein brennender Pfeil gewesen, der ihn zerreißen sollte. Zum einen war es die Sorge um Aeris, aber… auch wenn er es sich nicht eingestehen wollte, war es wohl doch so, dass Aeris noch starke Gefühle für Zack hatte. So starke, dass er es fast geschafft hätte, sie wach zu rütteln. Und Cloud war genau dem in die Quere gekommen. Vor ihm war Aeris geflohen! Tränen bildeten sich in Clouds Augen, als er sich eingestand, dass Aeris einfach zu Zack gehörte. Nicht er stand in ihrem Mittelpunkt, sondern nur Zack! Erinnerungen überfluteten seinen Kopf. Er hörte ihre Stimme, als würde sie jetzt direkt neben ihm stehen. ‚Er war mein erster Freund’, hatte sie gesagt und ihr Blick hatte damals verraten, dass sie ihn vermisste, dass sie verletzt war, weil er sich seit drei Jahren nicht mehr bei ihr gemeldet hatte. Sie klang so stolz, als sie von Zack erzählt hatte und davon, dass er ein Soldier erster Klasse war. Und über all die Jahre hinweg im Verheißenen Land hatte sie ihre Zeit nur mit Zack verbracht. Selbst, als sie in der Kirche in den Slums noch ein mal erschienen war und Cloud klar machte, dass jetzt alles in Ordnung war… kehrte sie mit einem zufriedenen Lächeln zu Zack zurück. Alles war in Ordnung… In Ordnung, dass Cloud am leben war, bei Tifa und den anderen… In Ordnung, dass Aeris nicht mehr lebte und bei Zack sein konnte.

Jetzt war Cloud es, der am ganzen Körper angespannt zitterte, als würde der Schmerz in ihm ein Nachbeben verursachen. Zack riss die Augen auf und ging einen Schritt auf ihn zu. „He! Was ist? Cloud?!“, hakte er erschrocken nach.

Aber Cloud schüttelte den Kopf und drehte Zack den Rücken zu. „Nichts, mache mir nur Sorgen!“, log er und setzte sich wieder in Bewegung. Sorgen waren ganz sicher nicht das einzige, was ihn quälte. „Wir sollten uns beeilen!“ Seine Stimme klang rau und beinahe emotionslos.

Zack nickte, verlor jetzt aber kein weiteres Wort mehr. Er spürte, dass etwas nicht stimmte. Er schwor sich, das nächste Mal mehr darauf zu achten, was der Auslöser gewesen sein könnte. So schritt er einfach knapp hinter Cloud durch die dunklen Gänge, auf der Suche nach Aeris.

Und abermals verstrich eine Menge Zeit. Die Gänge wurden nur immer düsterer, enger, holpriger. Anscheinend waren hier die Verwüstungen in Midgar am schlimmsten gewesen. Befand sich nicht hier irgendwo Sektor sieben, grübelte Cloud, bis er irgendwann abrupt stehen blieb?

Zack schaute verwirrt an ihm vorbei und sah das Übel, weswegen der Blonde vor ihm so plötzlich halt gemacht hatte. „Hm, suchen wir einen anderen Weg? Vincent meinte, es gäbe keinen, aber vielleicht irrt er sich.“

„Nein“, widersprach Cloud. „Er ist nicht das erste Mal in diesen Ruinen gewesen. Wenn er sagt, das hier sei der einzige Weg, dann ist er das leider auch.“

Wie ein einziges schwarzes Loch, das drohte, jeden zu verschlingen, warnte der Riss vor den beiden Ex-Soldaten davor, auch nur einen Schritt weiter zu gehen. Würden sie dort hereinfallen, war es ungewiss, wie lange es dauern würde, bis sie unten ankämen. Ein Test würde Gewissheit verschaffen, aber Cloud, der jetzt einen handgroßen Stein hob, ahnte bereits nichts Gutes. Mit einer kleinen Handbewegung war es getan und der kleine Brocken purzelte in die Tiefe herab. Eine Weile lang war nichts zu hören, erst nach unzähligen Sekunden hörte man ein weit entferntes Klackern.

Zack schluckte schwer, da unten, wo auch immer das war, wollte er definitiv nicht landen. Fieberhaft überlegend schaute er auf die andere Seite des Spaltes. Außen herum konnten sie nicht gehen, der Riss zog sich mit fast gleich bleibender Breite und Bedrohlichkeit bis zu beiden Wänden. Und um etwas zu basteln, was einen sicher auf die andere Seite bringen würde, hatten sie gerade nicht genug Zeit. Aber Vincent hatte es ja auch geschafft, hier herüber zu kommen, egal, ob es nun sechs, sieben oder acht Meter waren. Und immerhin waren Zack und Cloud nicht umsonst damals bei SOLDIER gewesen.

Jetzt schaute der Blondschopf über seine Schulter zu Zack zurück. „Und? Weiter?“

Zack nickte. Natürlich, dachte er sich. Er musste es immerhin für Aeris tun.

Cloud ging wieder einige Schritte zurück, an die zwanzig große Schritte, ehe er sich dann wieder umdrehte, Anlauf nahm und mit verbissenem Gesichtsausdruck absprang. Nur einen kurzen Blick wagte er in die Tiefe, die sich unter ihm befand, ehe er dann gerade so mit beiden Füßen sicher auf der anderen Seite landete. Geschafft!

Jetzt war Zack an der Reihe und Cloud schaute bereits zu ihm herüber, hatte ihm ein wenig Platz zum Landen gemacht. Zack nickte, nahm ebenfalls einige Meter Anlauf und steckte all seine Kraft in den Absprung. Auch für ihn sah es gut aus. Nur schaute er nicht eine Sekunde unter sich, sondern konzentrierte sich hundertprozentig auf sein Ziel – welches er knapp verfehlte.

Cloud erkannte in dem Dunkel nur noch Zacks erschrockene Augen, sah eine Hand, die sich gerade noch so an der Kante des Erdspaltes festklammern konnte, und hörte, wie sein bester Freund laut und leidvoll aufbrüllte. Eilig stürmte Cloud zu ihm herüber. Was war geschehen? Die Frage brauchte er gar nicht zu stellen. Zack hielt sich mit der freien Hand seine rechte Schulter. Ausgerechnet der Arm, der unter der Schwertverletzung litt, war der Arm, mit dem Zack sich noch am Rand des Abgrundes festhalten konnte. Es mussten höllische Schmerzen sein, die in diesem Moment durch seinen Körper zuckten.

„Verdammt…“, murrte Cloud, kniete sich hin und streckte Zack eine Hand entgegen. „Hier, nimm!“

Das musste man Zack nicht zwei Mal sagen. Ohne zu zögern packte er zu und hielt sich an seinem Kumpel fest. Cloud nahm noch seine zweite Hand dazu und zog Zack mit aller Kraft nach oben. Keiner von beiden verlor derweil ein Wort, auch nicht, als die Prozedur geschafft war und Zack sich erst mal erschöpft von dem Schock auf den Rücken legte.

Stumm betrachtete Cloud die Wunde, die sein Begleiter an der Schulter hatte. Nach dieser Aktion blutete sie noch viel mehr als zuvor. Anscheinend war sie noch weiter aufgerissen. Das kam nicht gerade gelegen, dieser Tag schien einfach verflucht zu sein. Warum ging einfach alles schief? Schnaubend stand Cloud wieder auf. Er wollte das nicht wahrhaben. Er sah nicht ein, dass alles aus dem Ruder lief. Und umsonst sollten all diese Leiden auch nicht sein! Jetzt würde er Aeris erst RECHT wieder finden und mit nach hause nehmen, genauso wie seine anderen Freunde, die hier irgendwo verstreut waren. Irgendwo… im alten Zugsystem von Midgar. „Können wir weiter? Oder brauchst du eine Pause?“, fragte Cloud beinahe monoton und blickte Zack ernst an.

Dieser antwortete nicht, sondern stand einfach ebenso auf und nickte in die Richtung, in die sie jetzt gehen mussten. Zwar verlor er kein Wort über seinen Zustand, dennoch hielt er sich seine schmerzende Schulter und atmete zischend ein.

„Hm…“, murrte Cloud. „Vielleicht sollte ich besser alleine weiter gehen!“

Zack schaute ihn überrascht an. „Wie? Nein! Ich kann schlecht umkehren. Es hat keinen Sinn, wenn du alleine weitergehst. Und außerdem…“, Zack legte eine kurze Pause sein, setzte ein ehrliches Lächeln auf und meinte des Weiteren: „Außerdem will ich Aeris finden und meinem besten Freund helfen.“

Cloud senkte den Blick und schloss nach einigen Sekunden sogar die Augen. Er schwieg, erinnerte sich zurück, an den Tag, an dem Zack damals starb. „Du hast mein Leben gerettet und dafür deines geopfert. Jetzt mache ich es wieder gut!“

Lachend schüttelte Zack den Kopf, sagte aber daraufhin nichts mehr. Er ging einfach nur an Cloud vorbei, einfach weiter, seinem Ziel entgegen, das in ungewisser Entfernung lag.

Wieder in ein Schweigen vertieft hob Cloud seinen Blick und schaute Zack hinterher. Was sollte er noch groß sagen? Zack konnte schlecht hier bleiben und selbst wenn es möglich gewesen wäre, hätte er sich wohl dagegen gewehrt. Aber auch wenn er mit ihm mitkam, konnte Cloud sein bestes geben, um dieses Mal SEIN Leben zu beschützen. Komme, was wolle! Entschlossen setzte sich jetzt auch der Blonde in Bewegung, rannte einige Schritte, um aufzuholen und lief dann auf gleicher Höhe mit Zack.

Nur einige Biegungen weiter, nur wenige hundert Meter und alle beide nahmen einige Geräusche wahr. Cloud streckte einen Arm vor Zack aus, um ihm anzudeuten, er solle stehen bleiben. Dann ging er einige Schritte voraus und lauschte auf das, was sich anhörte, wie ein dunkles, wütendes Knurren. Bald darauf hörte er auch Gefluche, jemanden, der schlechte Laune hatte. War das nicht… Cloud war sich sicher; es WAR die Stimme von… „Nanaki!!!“, rief Cloud in die Dunkelheit. „Nanaki?!“

„Mh? Cloud? Bist du das?“, brummte es überrascht von der nächsten Ecke. Cloud stürmte dorthin. Irritiert sah er im Dunkeln die Umrisse, die Nanaki darstellen sollten. Er war in der Wand eingeklemmt, in einem Spalt, und konnte sich anscheinend nicht mehr daraus befreien. Das erklärte auch den Grund seiner schlechten Laune und seiner gereizten Stimme.

Eilig näherte sich Cloud seinem animalischen Freund, mit dem Plan, ihn irgendwie da raus zu holen und in der Hoffnung, dass er keine zu großen Verletzungen davon getragen hatte. „Warte, das haben wir gleich“, klang Cloud ausnahmsweise aufmunternd. Aber dann blieb er nur wenige Schritte von Nanaki entfernt und erstarrte.

Zack, der inzwischen gefolgt war und dennoch nur Umrisse erkennen konnte, wollte wissen, was mit Cloud los war. „Heh, was ist denn?“ Aber er bekam keine Antwort. Was war nur der Grund für sein seltsames Verhalten? Was zur Hölle war passiert?

Schwarz

Schwarz
 

Cloud machte einen Schritt rückwärts und mit der Hand eine Geste, die Zack andeuten sollte, auch lieber auf Nummer sicher zu gehen. Aber der Blonde schaute nicht zu dem anderen Mann zurück, sondern behielt seinen Blick auf Nanaki, der sich aus dem Spalt herausdrängte.

Noch dachte Cloud scheinbar über etwas nach und Zack konnte sich das ganze immernoch nicht erklären, aber ihm blieb auch nichts anderes übrig, als dem Blonden zu vertrauen und abzuwarten. Vielleicht ein Fehler... Im nächsten Moment wurde Cloud von Nanaki umgerissen und Zack erkannte den Grund, weshalb es solch einen Wirbel gab: Nanakis Fell hatte nicht mehr die rötliche Farbe, für die er bekannt war, denn sie war einem dunken Pechschwarz gewichen. Er schien rasend, hasserfüllt und schnappte nach Cloud, der seinen plötzlichen Gegner aber geschickt mit bloßen Händen hatte von sich runter werfen können. Gerade wollte der Blondschopf sein Schwert ziehen, da setzte Nanaki erneut an, biss Cloud in sie Seite, sodass dieser laut vor Schmerz aufschrie.

Nun griff Zack ein, schwang seine Klinge und schleuderte Nanaki mit einem Streich weig und brachte ihn dazu, jetzt doch ein wenig auf Abstand zu verharren. Mit schmerzverzerrtem Gesicht hielt sich Cloud die klaffende Wunde an seiner Seite und sah geschockt und verwirrt zugleich zu dem tierischen Freund herüber. "Was zur Hölle soll das?!"

Die Antwort Nanakis war genauso scharf wie seine Zähne: "Genau das hast du verdient, Trottel!" Cloud runzelte die Stirn, er verstand nicht, wusste aber auch nichts zu entgegnen. Der andere sprach weiter: "Ihr behandelt mich alle wie der letzte Dreck! Gerade gut genug, um mal in einem Kampf nach meiner Hilfe zu fragen. Aber ansonsten seht ihr mich nicht gerade als ebenbürtig an. Ich bin ja nur ein TIER, richtig? Wit unter dem Niveau der Menschen, in deinen Augen, hab ich recht?"

"BITTE WAS?!", schrie Cloud jetzt zornig auf. "Spinnst du jetzt total?" Der Blonde schüttelte seinen Kopf vor Unglauben und senkte seinen Blick. Was hatte Nanaki mit einem Male dazu gebracht, so zu denken und zu reden? Hatten sie ihn wirklich so behandelt? Nein, definitiv nicht! Jeder vom Freundeskreis wusste Nanaki doch zu schätzen und sie hatten ihn auch ganz gewiss nie ausgenutzt! "DU bist hier der Trottel. Ich zumindest erinnere mich daran, wie wir gemeinsam mit dir die Sache im Cosmo Canyon durchgezogen haben, oder wie Aeris gerne mit dir über tiefgründiges geredet hat und verspielt über mich gelästert hat oder... Vincent... der einzige, mit dem er wirklich mal viel spricht, das bist du! Ich bewundere dich, ich sehe eher zu dir auf, als zu dir ab! Wie kannst du nur so einen Dreck denken?"

Das bisherige leise Knurren von Nanaki verstummte und eine ganze Weile lang passierte nichts. Angespannt wiederholte Zack die ganzen gesagten Worte in seinem Kopf und am liebsten hätte er Cloud irgendwie dabei unterstützt, aber er kannte Nanaki nicht wirklich und hatte daher keine Ahnung, wie er in so einer verfahrenen Lage weiter helfen konnte.

Nun doch wieder ein Aufknurren, aber keine Worte mehr und kein Angriff, Nanaki spurtete los und verschwand in der Dunkelheit, ließ einen verwirrten Cloud und einen ratlosen Zack zurück. Letzterer stand direkt vor dem Blonden, der sich inzwischen aufgesetzt hatte und noch immer das Gesicht vor Schmerz verzog. "Seltsam", nuschelte der Schwarzhaarige und reichte dem anderen die linke Hand. Cloud nahm sie ohne Widerworte entgegen und zog sich daran auf die Beine, mit der rechten Hand hielt er sich noch immer die Wunde, schließlich atmete er tief durch und schüttelte den Kopf. "Allerdings 'seltsam'. So hat sich Nanaki ja noch nie benommen, es ist absolut absurd!"

Zack nickte. "Genau, aber...", stockte er, verschränkte die Arme ineinander und sah in die Richtung, in welche das Wesen verschwunden war. "Ist dir aufgefallen, dass er pechschwarz war? Es ist genau wie bei Aeris. Sie verhalten sich mit einem Mal agressiv und feindlich, aber wenn man die richtigen Worte nimmt, dann halten sie inne und scheinen darüber nachzudenken. Und ehe man sich versieht, sind sie auch schon wieder weg!"

Cloud weitete seine Augen. Natürlich! Zack hatte vollkommen recht, da musste es einfach eine Verbindung geben. "Sie sind alle beide nicht an dem schuld, was sie tun. Sephiroth scheint da ein mächtig übles Spielchen mit uns allen zu treiben", gab er von sich und sah zornig in die Richtung, in welche Nanaki verschwunden war, als könne Sephiroth den düsteren Blick dadurch spüren.

Die zitternde Hand des Schwarzhaarigen hob sich an den eigenen Kopf und Zack rieb sich die Schläfen. Das war eindeutig alles zu viel. Er war tot gewesen, mausetot, hatte mit Aeris Jahre im verheißenen Land verbracht und mit einem Male waren sie beide wieder am Leben und dennoch war das nichts positives. Der ehemalige First Class sank auf die Knie, alles drehte sich und sein Atem wurde schwerer.

"Zack!", rief der Blondschopf neben ihm erschrocken, der sich jetzt neben ihn hockte und die Hände auf die Schultern des Angesprochene legte. "Mach jetzt nicht schlapp! Stimmt etwas nicht?"

Zack schüttelte den Kopf. "Entschuldige, es geht schon. Ich mach nicht schlapp. Ich brauch nur... nur eine kleine... Pause...", keuchte er atemlos. Schweiß rann ihm die Stirn herab und gerade, als er eigentlich wieder aufstehen wollte, sackte er völlig zusammen und Cloud musste ihn auffangen und behutsam auf den Rücken legen. Besorgt rüttelte der Blonde an den Schultern des anderen. "Heh, Zack. Was ist los?" Keine Antwort. "Hörst du mich? Zack, sag etwas!" Aber alles, was als Reaktion zu werten war, war ein vor Leid verzogenes Gesicht und ein leiser Schmerzlaut. Verdammt, was passierte hier gerade? Mit einem Male verschlechterte sich Zacks Verfassung so rapide. Das konnte doch nicht nur an dieser einen Verletzung an seiner Schulter liegen. So ein wenig Blutverlust machte dem ehemaligen SOLDATEN doch nichts aus, Zack war in der ersten Klasse gewesen; und das nicht umsonst! Da steckte mehr dahinter. War es der Stress? Die Sorge um Aeris?

Ein düsteres, tiefes Lachen ließ Cloud herumwirbeln, sofort zurück auf die Beine springen und sein Schwert ziehen. Er kannte diese Stimme und sie jagte ihm einen eiskalten, widerlichen Schauer über den Rücken. Schritte, die sich näherten, aus dem Dunkel heraus. Silberne, lange Haare schimmerten in dem wenigen Licht, das von den restlichen, heil gebliebenden Wandleuchten herkam. Ein schwarzer Mantel, der sich kaum von der Dunkelheit abhob, in welcher dieser Mensch sich bewegte.

"Jetzt stehst du ganz alleine da, Cloud. Völlig alleine. Dein bester Freund stirbt an Makomangel, deine Freundin hasst dich abgrundtief und alle deine anderen Freunde haben dich ohnehin schon im Stich gelassen oder dich vergessen. Und du kannst nicht mal etwas für den letzten Menschen tun, der dir beiseite stehen möchte. Er liegt neben dir und nähert sich von Sekunde zu Sekunde seinem zweiten Tod", hielt Sephiroth seine kleine Ansprache und trat in einen kleinen matten Lichtkegel. Auch er hatte das Schwert bereits gezogen, aber schärfer als die Klinge war noch der Spott in seinem dreckigen Lächeln, das auf seinem Gesicht lag.

Schnaubend stand Cloud da, hin und her gerissen zwischen Hass und Schmerz, zwischen Sorge und Agression. "Ein Mangel an Mako? Ist das der Haken dadran, dass Zack wieder lebt?", schlussfolgerte er und das altbekannte Schweigen Sephiroths bestätigte seine Befürchtung. "Verfluchter... du hast es die ganze Zeit gewusst und nun lässt du ihn daran verrecken! Du quälst ihn damit. Und nicht nur ihm tust du Leid an! Auch allen meinen anderen Freunden insbesondere Aeris. Dreckiger Bastard, dafür sollt du in der Hölle schmoren!", fuhr Cloud den ehemaligen General an. Der Blonde hatte sich dem Zorn verschrieben, rannte jetzt mit erhobenem Schwert auf seinen Feind zu, machte einen Satz und holte mit der Klinge aus, um sie von oben auf Sephiroth herabschmettern zu können. Aber der stand völlig regungslos da, als glaubte er, unverwundbar zu sein. Nun gut, das war sein Fehler!

Falsch, es war Clouds Fehler, den Sieg als schon in der Tasche angesehen zu haben. Seine Klinge prallte auf Widerstand, aber es war nicht das Masamune, das seinen Schlag abgewehrt hatte. Vor Sephiroth hatte sich eine andere Person platziert, das schwarze Schwert in der Hand. Cloud lenkte seinen Blick in das Gesicht dieser Person und erstarrte. "Aeris...", hauchte er, ließ von ihr ab und stolperte vor Schreck einige Schritte rückwärts. 'Wieso verteidigst du ihn?', wollte er beinahe fragen, aber er erinnerte sich an die Erzählungen von Zack und Vincent, wie verändert sie war. Sicher würde sie darauf keine Antwort geben. Statt dessen lenkte er seinen Blick auf Sephiroth, der noch hinter der Cetra stand. "Was hast du mit ihr angestellt?", richtete Cloud seine Frage an den Silberhaarigen, der triumphierend grinste.

Nun legte dieser eine Hand auf die Schulter von Aeris, als wolle er sie loben und in ihrem sicher bald folgenden Vorhaben unterstützen. Seine Antwort galt dennoch Cloud: "Ich habe ihr die Augen geöffnet und ihr erzählt, wie ihre angeblichen Freunde zu ihr stehen. Mehr nicht."

Stur schüttelte der Blonde den Kopf und schulterte für den Augenblick sein Schwert. Ihm war ganz sicher nicht danach, gegen Aeris zu kämpfen, auch, wenn er sich ihrer offensiven Haltung bewusst war. "Das einzige, was du getan hast, ist, ihr Mist zu erzählen!", konterte er und ließ seinen Blick von Sephiroth nun zu Aeris herüber schweifen, die sich noch immer vor dem Silberhaarigen aufhielt. "Aeris...", setzte Cloud nun schwerfällig an und ignorierte das spöttische Lachen der Person hinter ihr. "Du hast Zacks Worte vorhin gehört, nicht wahr? Er liebt dich..."

Die Cetra zeigte eine Gesichtsregung. Die erste bislang, aber es lag nur Schmerz in ihr. Langsam setzte sie sich jetzt in Bewegung und schritt auf auf den Blonden zu, der tapfer auf ein und der gleichen Stelle stehen blieb. "Ich werde nicht gegen dich kämpfen! Ich vertraue dir, hörst du? Also komm wieder zur Vernunft. Wir haben dich alle gesucht, wir sind alle wegen dir hier. Tifa, Barret, Nanaki, Yuffie, Vincent, Zack, Cid und ich", brachte Cloud mit warmer Stimme hervor. Er erinnerte sich daran, wie Zack erzählt hatte, Aeris hätte ihn angegriffen. Sogar Zack... Es konnte jeden Moment passieren, dass sie Cloud attackierte, aber wenn er zurückwich oder in eine abwehrende Haltung ging, konnte sie das falsch verstehen und an seinem Vertrauen zweifeln. Aber genau mit diesem wollte er sie wieder wach rütteln. Schlecht, dass es scheinbar nichts bewirkte, was er da gesagt hatte. Inzwischen stand sie direkt vor ihm, blickte ihn schmerzlich und zornig zugleich an. Ihr Schwert war gesenkt, dennoch bebte sie am ganzen Körper vor Anspannung.

Behutsam legte Cloud seine linke Hand an ihren Oberarm. "Komm wieder mit nach Hause...", flüsterte er. "Ich will dich wieder lachen sehen..."

"Gar nichts willst du!", zischte Aeris und sah zu, wie der Blonde sich vor ihr krümmte und sein Schwert zu Boden fallen ließ vor Schmerz. Mit voller Kraft, und diese war überraschend groß, hatte sie ihm ihre linke Faust in den Magen gerammt. Keuchend taumelte Cloud zwei, drei Schritte rückwärts und hielt sich mit einer Hand die schmerzende Stelle.

Inzwischen war Zack wieder zu Bewusstsein gekommen, wandte den Kopf zur Seite und nahm verschwommen war, welche Situation sich aufgebaut hatte. Er wollte Cloud warnen, er sollte nicht so unvorsichtig sein, nicht so naiv. Aber sein Hals war trocken und seine Stimme versagte schon im Ansatz. Traurig realisierte er, dass er keine andere Wahl hatte, als zuzusehen. Es war grausam, auf diese unsichtbare Weise gefesselt zu sein und nicht inder Lage, einzugreifen. Aber daran ließ sich im Moment nichts rütteln. Alles lag jetzt in Clouds Händen.

Diesem war das ebenso klar. Aeris war in die Offensive gegangen und kaum hatte der Blonde den Blick auf sein am Boden liegendes Schwert gerichtet, hatte die Cetra es auch schon mit einem Tritt außer Reichweite befördert, ehe sie ihre eigene Klinge schwang und Clouds Arm aufschnitt. Wieder wich der blonde Mann ein wenig zurück. Dumm, wie er sich gerade verhielt, war sie allemal dazu in der Lage, ihn endgültig zu erledigen. Aber sie tat es nicht, wollte ihn ein wenig mehr leiden lassen. In ihren Augen lag der pure Hass, als würde sie ihn jeden Moment in geballter Ladung auf ihren Gegenüber schleudern.

"Du bist doch offiziell nur mit mir zusammen gekommen, weil du ein Triumphgefühl gegenüber Zack haben wolltest, das ist alles!", ertönte die zornige Stimme von Aeris. "s passt alles zu gut zusammen, Cloud. Du kannst mir nicht weiß machen, dass du mich liebst. Denn eigentlich willst du Tifa und sie hasst mich dafür abgrundtief, dass sie nicht dauerhaft an dir kleben kann! Ich bin mir sicher, dass ihr die letzte Zeit ohne mich genossen habt, sonst wärst du viel früher hier gewesen, um mich zu finden!"

Endlich machte es bei dem Blonden 'Klick'. Das war es also, was Sephiroth angestellt hatte. Er hatte einfach Tatsachen verdreht und sie Aeris eingeredet. Aber warum fiel sie so schnell darauf herein? Irgendein Puzzlestück fehlte noch...

Ein Schwertstreich, Cloud musste sich ducken und danach einen Satz zur Seite machen. Sie war schnell geworden. Nachdem der Blonde ein wenig Abstand erreicht hatte, gab er auf ihr Gesagtes eine Antwort: "Nicht ganz richtig. Es hat so lange gedauert, weil wir Zack aufpeppeln mussten. Und obwohl er nicht komplett genesen war, ist er so früh wie möglich mit uns mitgegangen, um dich zu suchen!"

Aeris schüttelte den Kopf und stürmte auf Cloud zu, der eigentlich eher auf einen Protest gewartet hatte. Geschickt wich er in letzter Sekunde aus, spürte dann aber einen heftigen Schmerz, der ihn durchbohrte. Ein Blick an sich herab verriet ihm, dass eine andre, lange Klinge sich direkt durch seinen Brustkörper gebohrt hatte. Es war das Masamune, dass sich nun mit einer schier genüsslichen Regung wieder aus ihm herauszog. Noch riss Cloud sich zusammen, auch, wenn er schon zuckte, röchelte und mit einer Hand verzweifelt die schmerzende Stelle hielt. Aber binnen von Sekunden sank er auf die Knie, verfolgt von den Blicken der Cetra in seiner Nähe, die Blicke des ehemaligen Generals ebenfalls im Nacken spürend. Er hatte Aeris nur ausweichen wollen, sie schonen wollen und zur Vernunft bringen. In seiner Sorge um sie war er unachtsam geworden und hatte Sephiroth den Sieg zugespielt. Nein... Nein, so konnte das doch nicht enden! So schnell war er besiegt? Das konnte nicht stimmen! Alles wurde schwarz und doch spürte er noch, wie ihn jemand an den Schultern auffing und festhielt.

Zack hatte sich aufgerafft und kniete jetzt vor Cloud, der an ihm völlig zusammensackte und inzwischen Blut spuckte. "Cloud...", krächzte der Schwarzhaarige heiser. Wieso geschah das? Wie konnte Sephiroth seine Fäden so gut gesponnen haben, dass er die Gruppe auseinander lotste und einen nach dem anderen so zerstörte, physisch wie seelisch. Schritte rissen ihn aus seinen Gedanken und veranlassten ihn dazu, seine Augen panisch aufzureißen. Aeris kam zu den beiden herüber. Eine pechschwarze Träne rann ihr das Gesicht herab, dann hob sie ihr Schwert und schwang es, aber Zack wusste zu kontern. Klinge traf auf Klinge, ein metallernes Geräusch durchflutete die Umgebung und hallte von den Wänden wieder. Stur blickte Zack in die Augen von Aeris. Und in seinen lag Schmerz und Enttäuschung. Das wollte er einfach alles nicht glauben. "Was...", hauchte er atemlos. "Was hast du getan, Aeris...?" Er hatte zugehört, jedes Wort aufgenommen und wusste jetzt, dass Cloud und die Brünette ein Paar waren. "Er liebt dich. Bist du blind? Er riskiert sein Leben für dich, ist bereit, es zu opfern und du wirfst es weg! Du bist nicht länger die Aeris, die ich kenne! Ich will die alte Aeris wieder haben. Meine kleine, lachende, optimistische, freche Aeris!" Verzweiflung schwang in seiner Stimme mit und ließ sie zittern.

Ein weiteres Schwert, welches zu Boden fiel und nun verloren die Augen der Cetra ihre Schwärze. Geschockt blickte sie auf den blutgetränken Stoff von Clouds Oberteil. Er liebte sie und sie trieb ihn in den Tod, nach all seinen Bemühungen. Nein, das konnte doch nicht wahr sein! Das hatte sie nicht gewollt. Niemals! Schmerz durchflutete sie, mehr als zuvor. Aber dieses Mal war es Hass auf sich selbst, der ihr drohte, den Verstand zu rauben. Sie wollte alles und jeden vernichten, um so tun zu können, als wäre all das hier nie passiert, als hätte es nie existiert. Als wäre da schon immer nur die Einsamkeit und der Schmerz gewesen...

"Du musst dich dagegen wehren, es ist die schwarze Substanz, die Sephiroth hat!", ertönte eine Stimme und die Gestalt eine animalischen Wesens mit rotem Fell trat aus der Dunkelheit. Nanaki blickte fest zu Aeris herüber und die Cetra erwiderte den Blick. "Wir wissen alle, dass du stark genug bist. Wir glauben an dich, Aeris!"

Irritiert sah Zack zu dem alten Bekannten herüber und musterte ihn eindringlich. Hatte er es überwunden? Abwartend ließ er den Blick wieder zu Aeris schweifen, während er den zitternden Cloud an sich drückte. "Halt durch... wir können bald alle nach Hause...", flüsterte er dem Blonden zu, aber er hörte es schon nicht mehr.

Sephiroth indes grummelte jetzt entnervt vor sich hin und zog die besagte schwarze Substanz hervor. Das Haar der Cetra verlor ihre Schwärze allmählich und diese Wandlung konnte der Silberhaarige nicht einfach so zulassen. Blitze zuckten aus der Substanz, die auf Aeris zujagten. Der erste traf und entlockte ihr einen schmerzerfüllten Schrei. Der zweite flog meilenweit daneben. Nanaki hatte Sephiroth angesprungen und ihm jetzt mit den Fangzähnen im Moment der Überraschung die Materia entrissen. Fluchend schwang Sephiroth im Affekt sein Masamune und schmetterte Nanaki mitsamt dessen Beute einige Meter davon.

Geschwächt von ihren Gefühlen, den Kämpfen und den viel zu häufig in den letzten Stunden gespürten Blitzen sank Aeris auf die Knie, stützte sich mit beiden Händen vom dreckigen Boden ab und schnappte nach Atem. Nach außen hin sah er verloren aus, als hätte sie aufgegeben, aber Zack wusste, spürte, dass sie um ihren eigenen Willen kämpfte. Und im Stillen feuerte er sie an.

Solch ein Chaos war entstanden, Aeris musste unbedingt schnell wieder bei Sinnen sein und wenn möglich Cloud stützen. Denn nun kam Sephiroth auf die kleine Gruppe zu, Schritt für Schritt, näherte sich und hob bereits abermals sein Schwert. Zack erhob seines ebenfalls, um parieren zu können, aber er wusste bereits, dass es keinen Sinn hatte. So, wie es jetzt stand, würde der Silberhaarige nur einen Angriff brauchen, um ihn und Cloud endgültig auszulöschen. Verdammt...

Das Masamune hob sich und blitze in einem Lichtstrahl auf. Die edle, perfekte Klinge tanzte durch die Luft, schnitt mit einem leisen, zischenden Geräusch durch sie hindurch. Der eiskalte Blick des Angreifers zwang Zack dazu, den Kopf zu neigen und seine Augen zusammen zu kneifen. Es war aus. Alles war umsonst, der ganze Weg, der gesamte Kraftaufwand, es sei denn, es geschah ein Wunder.

Er verlor den Halt, spürte, wie ihm sein Schwert mit einem Ruck entrissen wurde und ein Schatten tauchte vor ihm auf und nahm ihm das restliche Licht, das es hier noch gab. Das Geräusch von Metall auf Metall ließ ihn zusammenzucken und er hielt die Luft an. Einige Moment lang geschah nichts und er spürte nicht einmal Schmerz. Nur die Kälte des zitternden Körpers, der sich verloren an den seinen schmiegte. Er roch das Blut, hörte das leise Wimmern von Aeris, die zwar gegen die Tränen ankämpfte, aber es nicht gänzlich schaffte. Aufmerksam versuchte Zack aus diesen Dingen heraus zu filtern, was geschehen war, aber erst ein erschrockenes Aufkeuchen, dass von Sephiroth zu kommen schien, ließ ihn die Augen öffnen, den Kopf heben und ebenfalls vor Schock erstarren.



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Kommentare zu dieser Fanfic (37)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  cattie
2008-04-24T11:12:40+00:00 24.04.2008 13:12
Aeris, ich möchte diese ff für www.squareport.de ich schreib dir ne ens, ja?
Von: abgemeldet
2008-04-23T21:31:10+00:00 23.04.2008 23:31
Aiai, bis hierhin habe ich es mir durchgelesen, boku no ai. Gerade gestern das 19. geschafft, das hatte ich mir unter anderem ausgedruckt, jetzt bis eben das 20.
Ist ja der Hammer!
Was lässt denn Sephiroth UND Zack zu gleichen Teilen erschrecken?

Aeris, diese Fanfiction ist Weltklasse! Verstehe nicht, warum die Kommi nicht mehr als 35(36) werden? Leute, wer diese FF ließt, sollte ein wnig helfen, Werbung machen! Ist ja Spannung, Gefühl, Action und Fantasy satt! Und Drama und Liebe! Heilige Scheiße!

Mach so weiter, ore no hana! Weiter, weiter!
Von:  Akami_
2008-04-23T19:48:51+00:00 23.04.2008 21:48
Ha! jetzt bekommt er eins auf den deckel *gg*
Endlich ist Aeris aufgewacht ^^
*freu*
der arme cloud hoffentlich überlebt er es
bin gespannt wie es weiter geht 1^^
Von:  cattie
2008-01-05T20:50:52+00:00 05.01.2008 21:50
ich warte voller spannung auf die fortsetzung! die geschichte ist supergut
Von: abgemeldet
2007-12-20T23:09:03+00:00 21.12.2007 00:09
Sehr schön bis jetzt! :D
dein Schreibstil gefällt mir. Mal sehn wie's weitergeht! Ich geh vorerst ratzen und les' dann morgen weiter ;)
*gez. Baha-0
Von: abgemeldet
2007-12-06T16:00:42+00:00 06.12.2007 17:00
das kapi ist dir gut gelungen ^^
und ich frage mich was ihn so erschrecken konnte.
also mach weiter so und gib mir bitte wieder bescheid wenns weiter geht.

Mfg Chillmaster
Von:  Akami_
2007-12-05T19:28:36+00:00 05.12.2007 20:28
Super Kappi ^^

war echt spannent
cloud tut mir etwas leid

ich bin gespannt wie es weiter geht
schreib schnell weiter
Von:  IX
2007-12-04T12:25:11+00:00 04.12.2007 13:25
Ich finds schön wie du schreibst ^^
gute gramatik etc ^^
Story find ich au gut xD
hoffentlich erfährt man später, warum sie lebt...
sonst ist es ja doch ein bisschen unüberlegt ^^
(genau wie ich *heul*)
Kann grad nur nich alles am stück lesen, ich les n andern mal weiter ..
habs auf favo getan ^^
Von:  cattie
2007-09-18T18:31:40+00:00 18.09.2007 20:31
Hab mir jetzt die komplette geschichte durchgelesen..und bin total aufgewühlt. Soviel Romantik..und soviel dramatik..ich hoffe aber trotzdem auf ein gutes ende..für alle..
schnell weiterschreiben..bitte!
Von: Chunin
2007-09-17T12:53:23+00:00 17.09.2007 14:53
Also ein kommentar zum ganzen.
Wirkilich,wirklich,wirkilch super. Ich musste zwischendurch sogar heulen fast und das hat bei mir was zu heißen. Bitte schreib bald weiter denn ich bin schon ganz gespannt aufs nächste Kapi.^^
Schreibst du mir eine ENS wenn es weiter geht.
Bis dann
Inuki1986


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