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New Chance

7 Jahre hab ich dich vermisst (Aeris+Cloud)
von

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Ein geschickter Schachzug

Ein geschickter Schachzug
 

New Chance
 


 

Weiß… alles war weiß… Sie hatte ihre Augen nur einen Spalt geöffnet, wusste aber nicht, wo sie sich befand. Mit einem Seufzer stand Aeris auf und schaute sich genauer um. Aber sie sah einfach nichts. Nicht einmal, als sie eingehend rundherum geblickt hatte. Abermals seufzend ging sie ein zwei Schritte auf dem schlichten, weißen Boden. Doch dann stockte sie, blieb wieder stehen, drehte sich um und stand plötzlich Sephiroth gegenüber. Kurz kam ihr der Gedanke, zu schreien, aber es sah nicht so aus, als würde sie damit etwas bewirken. Außer ihm und ihr war sonst niemand hier, an diesem sonderbaren Ort. Mit angsterfülltem Blick wich sie einige Schritte vor ihrem Gegenüber zurück und schwieg.

Aber Sephiroth lachte nur leise, machte keine Anstalten, ihr auch nur ein Haar zu krümmen. „Nicht doch“, lächelte er sie gar an. „Ich will dir mit Sicherheit nichts tun…“

Aeris lachte spöttisch: „Und das willst du mir weis machen? Damals hast du mich getötet, ohne mit der Wimper zu zucken und erst vor ein paar Tagen, hast du mich in jeder freien Sekunde geschlagen. Wieso?!“

Weil du Mistgöre dich nicht meinem Willen gebeugt hast, dachte Sephiroth. Aber er musste sich etwas anderes ausdenken, griff schließlich zu einer gekonnten Lüge: „Das… vor ein paar Tagen… Das wird nicht wieder vorkommen. Ich wollte dich nur zu mir holen, aber ich habe dann eine alte Adrenalinsubstanz von Hojo ausprobiert und hatte mich nicht mehr unter Kontrolle.“ Mit einem möglichst weichen Blick ging er einen vorsichtigen Schritt auf Aeris zu. „Aeris, glaube mir, ich tue das hier alles nur, um dich da raus zu holen!“, lächelte er zuckersüß.

Aber Aeris wich wieder weiter von ihm zurück, hielt ihre Hände aus Reflex schützend vor ihr Herz und ließ Sephiroth nicht aus den Augen. „Wo… wo sind wir? Wo hast du mich hingebracht?!“, hakte sie nach. Dieser Ort verwirrte sie. Es kam ihr alles bekannt vor, aber sie konnte selber keine Antwort auf ihre Frage finden.

„Ich sag es dir – wir sind in einer Zwischenebene, die nur sie Cetra betreten können. Eine Zwischenebene vor dem verheißenen Land. Deswegen haben wir nicht viel Zeit, weil wir sonst aufhören zu existieren!“

Jetzt erinnerte sich Aeris und nickte. Als sie noch sehr jung war, hatte ihre Mutter ihr diese Ebene gezeigt. Es war die Ebene der Geister, hier hörte man etliche Stimmen von Seelen, die das verheißene Land noch nicht betreten hatten, wenn man nur die Augen schloss und lauschte. Aber das war nicht der Augenblick, um darüber nachzudenken. Was wollte Sephiroth von ihr, warum hatte er sie hier her gebracht? Was meinte er mit ‚da rausholen’?

Als ob er ihre Gedanken gelesen hatte, seufzte er und setzte zu einem weiteren Satz an: „Ich wollte dich nicht wieder zwingen, mit mir zu gehen. Du bist immer noch in Barrets Haus und sicherlich hat Cloud dich gerade wieder ins Bett gelegt. Aber warum ich dich sprechen wollte, Aeris… ist der Grund, dass er nur mit deinen Gefühlen spielt. Glaubst du wirklich, dass er nichts für Tifa empfindet? Du warst sieben Jahre lang tot, die beiden sind inzwischen längst zusammen.“

Aeris schüttelte ungläubig den Kopf. Sephiroth wirkte so emotional, fürsorglich. Konnte das stimmen? Aber aus welchem Grund sollte er ihr all das erzählen? „Sie… sind zusammen?“, hakte Aeris nach. „Aber warum sollte Cloud dann…“

„Weil er dich als ein Spiel betrachtet!“, fiel ihr Sephiroth wieder ins Wort. „Tifa weiß auch bescheid. Sie findet das ganze äußerst amüsant. Aber sie haben sich abgesprochen, dass Cloud nicht zu weit geht. Ich meine… du weißt schon…“ Sein Gesichtsausdruck sprach von intimeren Momenten.

Misstrauisch beäugte sie ihn. „Verstehe… Aber wieso sollte ich dir all das glauben?“ Aeris wusste, dass es wahrscheinlich war, dass Sephiroth sie nur belog. Aber mit einem Male lachte dieser nur auf. „Ist dir das nicht aufgefallen? Zum Beispiel die Situation, als du duschen wolltest und er hereinkam… Er hat sich direkt wieder umgedreht. Warum?! Du bist doch seine Freundin, oder? Nein… er tat das, um das Versprechen gegenüber Tifa nicht zu brechen. Er durfte deinen zarten, nackten Körper gar nicht erst betrachten. Glaub mir, peinlich war es ihm garantiert nicht! Sonst hätte er nicht erst ein Gespräch mit dir geführt, sondern wäre direkt gegangen.“

Aeris schwieg und blickte Sephiroth erschrocken an. Was er da sagte, klang realistisch. ZU realistisch. Wimmernd legte Aeris ihre Hände an ihren Kopf und schüttelte letzteren langsam. Mit zusammengekniffenen Augen protestierte sie: „Nein… Das kann nicht sein…“

Nun wagte es Sephiroth, auf Aeris zuzugehen und legte ihr vorsichtig eine Hand auf die Schulter. Leise, sanft sprach er, als wolle er verhindern, ein scheues Reh zu verscheuchen: „Es tut mir leid, aber das ist die Wahrheit. Du… du weißt doch, wie viel Tifa für Cloud empfindet. Und dennoch ist sie nicht wieder aus Kalm abgereist, als Cloud sie angeblich darüber aufgeklärt hat, dass er mit dir zusammen wäre.“

„Aber warum sollten sie so etwas machen?“, weigerte sich Aeris noch immer, das zu glauben.

Die Antwort kam direkt darauf, tonlos: „Weil sie sich einen Spaß daraus machen – auf deine Kosten! Es sind Menschen… sie sind widerlich…“

Schließlich rannen Aeris Tränen über die Wangen und ein kleiner Schluchzer entrann ihrer Kehle. „Nein…“, hauchte sie heiser, kämpfte dagegen an, das zu glauben, obwohl es ihr doch so logisch erschien.

Sephiroth grinste heimlich in sich hinein, er war kurz vor seinem Ziel. „Doch“, flüsterte er und hob ihr Gesicht an. „Schau“, meinte er und deutete mit ausgestrecktem Arm zur Seite.

Beider Blick fiel nun auf einen Fleck in all dem Weiß dieses Ortes, der Aeris einige Bilder zeigte. „Das ist… was gerade passiert… Schau, du liegst auf dem Bett, Cloud kniet davor und jetzt sieh, was passiert…“, gab Sephiroth von sich, verschwieg, dass es eine Illusion war. Seelisch zerstört, wie Aeris bereits war, verwirrt, war sie sicher nicht mehr in der Lage dazu, darüber nachzudenken.

Mit aufgerissenen Augen beobachtete sie, wie Tifa das Schlafzimmer betrat und sich neben Cloud auf den Boden kniete. Ein Stich traf Aeris in ihrem Herzen, als Tifa Cloud dann küsste. Anschließend unterhielten sich die beiden, aber Aeris konnte nicht verstehen, was sie sagten. Doch war es ihr nun völlig egal. Sicher tauschten sie sich flüsternd über das Spiel aus, dass sie doch mit ihr trieben.

Die Illusion verschwand nun wieder und Sephiroth nahm die nun weinende Aeris in seine Arme. „Wir… müssen wieder…“, begann er wieder. „Ich mache dir den Vorschlag, dass du mit mir mitkommst… Und dann sehen wir weiter, was wir tun. In Ordnung?“ Mühsam tat er so, als läge ihm Aeris’ Wohl sehr am Herzen. In seinen Gedanken lachte er, baute er sich triumphierend auf und lobte sich selber dafür, dass er solch eine Intrige gestartet hatte, die anscheinend erfolgreich war. Seine Lügen fruchteten bei Aeris, zerstörten sie völlig und vergifteten ihre Gedanken.

„Okay…“, gab Aeris zurück. Sie war einverstanden, fraß Sephiroth sprichwörtlich aus der Hand. „Lass uns… zurück…“

Sephiroth nickte und dann wurde alles schwarz um Aeris. Dunkelheit umschlang sie, ließ keinen Lichtschimmer mehr durch.
 

Tifa betrat das Schlafzimmer und schritt zu Cloud herüber. Stumm kniete sie sich neben ihn und blickte zu Aeris, die auf dem Bett lag und noch immer schlief. Inzwischen war es Nacht geworden und der Raum war wie schon einmal nur durch eine Kerze beleuchtet, die auf dem Nachtschränkchen stand. Yuffie hatte sie zwischendurch hergebracht. Nun flackerte ihre kleine Flamme traurig in die drückende Stille hinein.

Clouds Beine fühlten sich langsam taub er, er war stundenlang nicht vom Fleck gewichen, wandte nun den Kopf zu Tifa und blickte sie an.

„Sie wird wieder“, meinte diese und schaute Cloud nun ebenso an, wobei sie ein aufmunterndes Lächeln auf ihre Lippen legte.

Ein Seufzer widersprach ihr zweifelnd, aber Clouds Augen, die nun wieder zu Aeris blickten, suchten nach einem Fürsprecher seiner Hoffnung. „Ich hoffe es… Tifa? Wie kommst du eigentlich mit allem zurecht?“

Tifa schaute nachdenklich nach oben an die Decke und legte ihre Hände in den Schoß. „Mit… der Sache mit dir und Aeris?“ Dann lachte sie leise: „Es ist etwas seltsam, aber ich… hab Spaß in meinem Leben, keine Sorge.“ Es war eine allgemeine Antwort.

Zu allgemein. Spaß… Spaß daran, mit meinen Gefühlen zu spielen, dachte sich Aeris, als sie die Augen einen Spalt öffnete und verletzt in die von Cloud blickte. „Die Sache mit dir und mir… Die Sache mit dem… Spiel…“, flüsterte sie leise.

Zunächst wollte Cloud sich freuen, dass Aeris wieder wach war, aber ihr verletzter Ausdruck und ihre Worte verwirrten ihn, sodass er nicht wusste, was er sagen sollte.

„Wie?“, klang es auch fragend von Tifa, die nun auch zu Aeris blickte.

Diese setzte sich stumm auf, stützte sich dabei mit beiden Armen vom Bett ab. Stumm schüttelte sie den Kopf, ehe sie dann mit zitternder Stimme murrte: „Geht raus… Lasst mich sofort alleine…“

Cloud stand auf. „Ich… versteh nicht… was ist los?!“

„GEH RAUS!“, herrschte Aeris ihn dann an, ignorierte die Tränen, die ihr in die Augen kamen.

Auch Tifa stand nun wieder auf den Beinen. Sie fühlte sich fehl am Platz und meinte leise: „Ich… lass euch besser alleine…“ Sie drehte sich um, ging aber noch einmal kurz zum Fenster und öffnete es. Es war stickig geworden und sie wollte den beiden anderen ein wenig frische Luft gönnen. Sicher tat diese bei einem Gespräch reichlich gut. Dann verließ sie in Schweigen gehüllt den Raum und schloss die Tür hinter sich.

Mit geballten Fäusten stand Cloud noch immer vor dem Bett und schaute zu Aeris herunter. Seine Stirn war vor Verwunderung und Verwirrung in Falten gelegt und seine Augen suchten fragend in denen von Aeris nach einer Erklärung für ihre zynischen Befehle.

Diese wandte nur den Blick ab, kletterte aus dem Bett und band sich ihre Haare mit der Schleife zusammen, die neben der Kerze auf dem Nachtschränkchen lag. Es schien nicht so, als würde sie Cloud von alleine aufklären.

Also hakte er nach: „Was ist los? Sag schon…“

Aeris lachte spöttisch, versuchte den traurigen Unterton zu unterdrücken. „Das… weißt du genau…“, gab sie zurück.

„Nein!“ Cloud schüttelte verzweifelt den Kopf. „Sag es mir! Bitte…“ Was hatte er falsch gemacht? Was war mit ihr geschehen? War dieses Mittel schuld, dass Sephiroth ihr injiziert hatte?

„Verschwinde... lass mich in Ruhe“, zischte sie schließlich, richtete noch immer ein wenig ihre Frisur und schenkte Cloud nicht einen einzigen Blick.

Es musste das Mittel sein, da war er sich sicher. Bestimmt war es besser, sie in Ruhe zu lassen, wie sie es wollte, bis die Wirkung nachlassen würde. Mit so etwas sollte Sephiroth erst gar kein Keil zwischen sie und Cloud bringen. So beschloss er, Aeris’ Worte nicht ernst zu nehmen und wandte sich um. Schweigend ging er am offenen Fenster vorbei, ohne den Schatten dort zu bemerken, der sich bisher in der Dunkelheit der Nacht versteckt hatte.

Schwer waren Clouds Schritte, die ihn zum Raumausgang brachten. Hoffentlich würde Aeris sich wieder beruhigen. Bestimmte würde sich wieder alles einrenken, dachte Cloud. Wie sollte es auch anders passieren? Bei der Tür angekommen, die er kurz öffnete, drehte er sich noch einmal zu Aeris um, um ihr noch ein paar freundliche Worte zu schenken.

Aber das, was er sah, verschlug ihm die Sprache. Sie stand nun auch vor dem Fenster. Von Draußen reichte Sephiroth ihr eine Hand, als wolle er ihr anbieten, sie mitzunehmen. „Was… Aeris…“, hauchte Cloud irritiert. Seine Augen weiteten sich, als er sah, dass Aeris nicht zurückwich, sondern sogar ein Lächeln über ihr Gesicht huschte. Nicht eines einzigen Blickes würdigte sie Cloud mehr, legt einfach wortlos ihre Hand in die von Sephiroth und stieg aus dem Fenster.

„Nein!“, rief der Blondschopf und stürmte zum Fenster, um sie aufzuhalten. „Was soll das? Warum tust du das?!“, schmiss er Aeris seine verzweifelten Fragen hinterher. Aber als er sich aus dem Rahmen lehnte, um ebenfalls nach draußen zu steigen, sah er, wie sie bereits mit Sephiroth in die Luft gestiegen war. „AERIIIS!“, schrie Cloud ihr hinterher. Tränen bildeten sich in seinen Augen, er verstand die Welt nicht mehr. Wie konnte das passieren? Welche Gründe hatte Aeris dafür, mit Sephiroth mitzugehen? Warum ließ sie Cloud hier zurück? Seine Kehle schnürte sich zu, es fiel ihm scher zu atmen, sein Puls raste vor Panik, sie erneut zu verlieren. Das durfte alles nicht wahr sein. Trotz der Tatsache, dass die beiden schon längst am Horizont verschwunden waren, starrte Cloud schweren Herzens und ungläubig in den Himmel, ihnen hinterher. Seine Hände krallten sich verkrampft an das Holz des Fensterrahmens und es schien, als wäre die Zeit in diesem schmerzhaften Moment stehen geblieben, um Clouds Qualen noch zu verlängern.

Nun stürmten alle anderen in den Raum, wie immer zu spät, traten neben Cloud an das Fenster und bombardierten ihn mit den Fragen, warum er dort hinaus starre, wo Aeris war, was passiert war und warum er so hasserfüllt dreinschaute… Ja… inzwischen blickte er voller Hass nach draußen. Es war Hass auf Sephiroth, denn Cloud wusste, dass er hinter all dem steckte. Nur wusste Cloud nicht, was er jetzt tun sollte, denn immerhin war Aeris freiwillig mit ihm mitgegangen. Wie es aussah sogar sehr gerne!

Cloud senkte den Blick und atmete schnaubend aus. Als er die Hand von jemandem auf seiner Schulter spürte, wirbelte er mit einem Ruck herum, schubste seine Freunde, die ihn umringten, von sich und stampfte knurrend aus dem Raum.



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