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Searching for the Fullmoon

Seth - oder Probleme kommen selten allein
von

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Verfolgung - Hide and Seek

Kapitel 2

Verfolgung – Hide and Seek
 

Der Tag verlief ohne besondere Vorkommnisse. Heute hatte ich etwas mehr Glück, ich wurde den größten Teil meiner Blumen los.

*Ich muss heute unbedingt wieder in den Garten, überlegte ich, sonst habe ich morgen nichts zum Verkaufen.*

Es war kurz nach fünf Uhr, die Dämmerung hatte bereits eingesetzt. Ich musste mich beeilen, wenn ich noch rechtzeitig zu meinem Garten und wieder nach Hause wollte.

Meine Beine waren ganz taub, als ich mich auf den Weg machte. Auch wenn ich zwischendurch immer mal auf und ab ging, um mich warm zu halten, war es sehr anstrengend, den ganzen Tag über bei dem Wetter draußen zu stehen. Es hatte mehrere Male geregnet. In dieser Zeit hatte ich in den Hauseingängen Schutz gesucht.

Das Licht der untergehenden Sonne verwandelte die ganze Stadt. Die Konturen der Häuser zeichneten sich scharf gegen den Horizont ab, die eine Hälfte sah aus wie vergoldet, während die andere Hälfte schon ins Dunkel fiel. Es war ein durch und durch reizvoller Anblick, doch so vergänglich wie alles im Leben. Ich blieb kurz stehen, um ihn zu betrachten.

An mir rumpelte eine Kutsche vorbei. Da sie anscheinend in meine Richtung fuhr, überlegte ich nicht lang und sprang hinten auf. Der Kutscher bemerkte mich nicht. Ich setzte mich auf das schmale Brett, auf dem sonst die Diener standen und stellte den Korb neben mich. Mit der anderen Hand hielt ich mich fest, um nicht runterzufallen.

So erreichte ich die Straße, wo ich als Kind gewohnt hatte, innerhalb von fünfzehn Minuten. Zu Fuß brauchte ich fast doppelt so lange.

Ich hüpfte vom Brett und landete leichtfüßig auf dem Straßenpflaster. Die Kutsche ver-schwand rumpelnd in der Dunkelheit.

Vor mir tauchte mein altes Haus auf. Ich wusste nicht, wem es jetzt gehörte, ich hatte die Besitzer nie gesehen, wollte es auch gar nicht.

In meinen Gedanken malte ich mir aus, dass es von einem jungen, reichen Ehepaar gekauft worden war und ihre Kinder in den Sommermonaten in den Gärten spielten, so wie ich es einst getan hatte.

Die Mauer, die das Grundstück umgab, war von Efeu und anderen Rankpflanzen überwuchert. Ich ging an ihr entlang, bis ich die Stelle gefunden hatte, die ich suchte. Das Loch war klein und kaum zu sehen, perfekt in der Wand versteckt. Ein kurzer Blick zu beiden Seiten. Niemand zu sehen. Ich zwängte mich hindurch, wobei ich mir den Hinterkopf anstieß. Ich musste vorsichtig sein, wenn man mich erwischte, würde ich eine unliebsame Begegnung mit der Polizei haben und man würde mich als Einbrecherin verhaften.

Der Garten war wie immer verlassen. Ich lief von Baum zu Baum, versuchte immer in den Schatten zu bleiben. Schließlich erreichte ich die Mauern, nach denen ich gesucht hatte. Das Tor war wie das Loch zum Garten hinter dichten Pflanzenvorhängen verborgen. Ich zog den Schlüssel unter meinem Kleid hervor. Ich legte ihn nie ab, egal wo ich war. Kaum war ich drin, schloss ich gleich hinter mir ab. Die Sonne war untergegangen und das restliche Licht der Dämmerung verlosch. Der Garten lag im Dunkeln, nur das Licht der Sterne und des Mondes warf einen blassen Schimmer auf die Pflanzen.

Ich zog ein Messer hervor und begann die Blumen abzuschneiden. Chrysanthemen, Rosen und Löwenmäulchen wanderten in den Korb, dazu noch etwas Grün.

Er war schwer, als ich ihn anhob. Ich verschloss den Garten hinter mir wieder sorgfältig und schlüpfte durch das Mauerloch, nachdem ich den Korb durchgeschoben hatte.
 

Das Läuten der Kirchturmuhr erinnerte mich daran, wie schnell die Zeit verging. Die Straßen waren leer, die Leute saßen alle in ihren Stuben beim Abendessen. Ich hatte einen langen Weg vor mir und musste mich beeilen.

Das Geld, das manchmal leise in meinem Beutel klimperte, stimmte

mich fröhlich. Die nächsten Tage musste ich mir keine allzu großen Sorgen ums Essen machen. Zu verschwenderisch durfte ich jedoch auch nicht damit umgehen. Es standen nicht mehr viele Blumen im Garten. Für zwei, vielleicht drei Körbe voll reichte es noch, aber danach ...

Tief in meine Gedanken versunken, erreichte ich das Ufer der Themse. Über dem Fluss hing dicker Nebel, der die Ufer hinauf und durch die Straßen kroch. Er umfloss meine Beine wie Wasser. Und da hörte ich sie wieder. Die seltsamen Schritte von gestern. Ich fuhr herum, doch es war niemand zu sehen.

Ich schluckte, mein Hals fühlte sich trocken an. Um mich zu beruhigen, atmete ich tief durch und ging weiter. Die Schritte folgten mir.

Ich wurde schneller und auch das Tapsen hinter mir kam in kürzeren Abständen.

Jetzt bekam ich es doch mit der Angst zu tun. Die alten Geschichten meiner Mutter und von Ellie stiegen in mir hoch. Nachts, wenn der Nebel kommt, verstecken sie sich in seinen Schatten und gehen auf die Jagd.
 

Plötzlich spürte ich, wie sich eine kalte Hand um mein Handgelenk schloss. Ich griff durch einen Schlitz in meinen Rock, zog den Dolch hervor und drehte mich um. Vor mir stand eine Gestalt, gehüllt in einen dunklen Umhang, der ihr Gesicht verdeckte. Für einen Augenblick glaubte ich, rote Augen aufblitzen zu sehen. Ohne zu zögern, griff ich an und traf sie im Gesicht. Ich fühlte, wie der Dolch durch Fleisch drang. Die Gestalt schrie wütend auf und ließ mich los. Ich packte meinen Korb fest und rannte so schnell ich konnte davon.

Wenige Minuten später war ich zu Hause und knallte die Haustür hinter mir zu. Ich rannte die Treppen hinauf, ohne auf das Geschimpfe der anderen Hausbewohner zu achten.

In meinem Zimmer schloss ich die Tür hinter mir ab und ließ mich zitternd auf den kalten Fußboden sinken. Ich war völlig außer Atem und brauchte eine Weile, bis sich meine Atmung halbwegs beruhigt hatte.

Für einen Moment schloss ich die Augen. Ich konnte alles noch so deutlich vor mir sehen. *Was wäre passiert, wenn ich nicht so schnell reagiert hätte?, fragte ich mich. Wäre ich dann überhaupt noch am Leben? Oder würde ich schon in einer Gasse liegen?*

Ich wandte den Kopf zur Seite und betrachtete den Dolch in meiner Hand. Meinen treuen Beschützer. Die Spitze glänzte rot. Ich wusch das Blut mit etwas Wasser ab und steckte ihn wieder ein. Das war knapp gewesen. Verdammt knapp.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Malin-Saturn
2007-12-06T18:29:55+00:00 06.12.2007 19:29
Also, der Anfang ist sehr viel versprechend auch wenn dein Thema noch nicht vorgekommen war. Wird Alina da von einem Vampir verfolgt? Wenn ich tippen müsste, würde ich auch glatt behaupten, dass in ihrem altem zu Hause die Untoten wohnen.
Es gefällt mir sehr gut. Dein Stil, zieht einen sofort in die Geschichte und die Figuren wirken sehr sympatisch.
John mag ich bis jetzt am liebsten, warum, kann ich gar nicht sagen.
Dann lese ich mal weiter.

lg Malin
Von: abgemeldet
2007-01-03T13:38:28+00:00 03.01.2007 14:38
Okay...Es ist doch wirklich faszinierend, wie du es immer wieder schaffst, all diese Dinge so spannend zu schreiben. Ich meine ein unbekannter Verfolger mit Umhang? o.O
Also deine FF gefällt mir vom Zeile zu Zeile immer und immer besser. =)
Es macht mir richtig spaß sie zu lesen. Man mag gar nicht aufhören. Also mich wirst du jetzt erst mal nicht so schnell los... ;)
Ich freue mich auf die nächsten Kapitel!!
Und danke, dass du mir bescheid gegeben hast :)

Liebe Grüße
~Lady Vendetta~ *knuff*


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