Zum Inhalt der Seite

Soldier of Fortune

"As far as I've traveled..."
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Dear Family...

~*~
 

>Now I feel I'm growing older…<
 

‘Ich bin schon so weit gereist… und doch kann ich einfach nicht aus dieser Welt fliehen!’

Immer und immer wieder dachte er sich das.

Seit schon bald zwei Jahren. Zwei verdammten Jahren, die er hier fest hing. Und nichts konnte er tun!

Seufzend fasste er sein langes blondes Haar zu einem Zopf zusammen und warf durch den Spiegel vor sich einen Blick in seine eigenen Augen. Sie hatten sich seit seiner Ankunft hier nicht verändert. Zum Glück nicht. Das hieß, dass er immer noch der Selbe Mensch war. Der Selbe Mensch wie damals, zu Hause.

Zu Hause.

Amestris.

Es war weit entfernt…
 

»…and the songs that I have sung, echo in the distance…«
 

“Edward?”

“Ja?”

Vollkommen aus den Gedanken gerissen wandte der Teenager sich zur Zimmertür um. Sein gegenüber lächelte.

Alphonse.

Aber nicht Alphonse Elric.

Alphonse Heiderich.

Alphonse Heiderich war nicht sein kleiner Bruder.

Aber er sah so aus.

Er hieß so.

Er benahm sich so…

Ein mattes Lächeln schlich sich ins Gesicht des älteren, als er den Jungen, der im Türrahmen stand, betrachtete.

Das Lächeln, mit dem er seines erwiderte, erinnerte ihn noch mehr an seinen jüngeren Bruder.

Wenn Al dieses Alter erreicht hätte, und da war Edward sich sicher, hätte er ganz genau so ausgesehen. Das mattblonde, kurze Haar, die hellen, fröhlichen Augen, der trübe Hautton, das schüchterne Lächeln…

Doch sein Bruder war tot. Ja. Er war gestorben. Er hatte das eigene Leben für das seine gegeben. Er hatte ein weiteres Mal das Tabu gebrochen und ihn, nachdem Envy ihn umgebracht hatte, wieder zum Leben erweckt.
 

»…like the sound of a windmill goin' 'round…«
 

Und genau deswegen war er, Edward, jetzt hier. Hier in dieser ihm so fremden Welt.

Deutschland. Das Land, in dem er jetzt lebte, nannte sich so.

Es erinnerte ihn an seine Heimat.

An Amestris, an Central-City, an Resembool.

Er hatte das Tabu selbst um ein weiteres gebrochen und hatte einfach versucht, seinen jüngeren Bruder, der als tot galt, wieder zurück zu holen und hatte sich selbst dafür gegeben.

Er wusste jetzt, nach zwei Jahren, noch immer nicht, ob es geklappt hatte. Ob Alphonse wieder lebte. Ob er irgendjemandem etwas Gutes getan hatte.

War er überhaupt so viel Wert, dass er nur sich selbst für seinen Bruder geben konnte?

Wer nur er selbst überhaupt genug für einen gleichwertigen tausch gewesen?
 

»…I guess I'll always be a soldier of fortune…«
 

Nein, das konnte er nicht gewesen sein…

Langsam neigte er den Kopf. Sein Blick fiel auf seine rechte Hand. Sie sah so echt aus. So täuschend echt. Doch sie war trotzdem nur ein Automail, überzogen mit einem hellen, hautfarbenen Stoff, der sich wie Haut anfühlen sollte…

Nur, damit die Menschen um ihn nicht erschraken. Nur, damit er kein Krüppel sein musste.

Nein, er hatte nicht den gleichen Wert wie sein Bruder.

Er hatte kein so reines Herz.

Er hatte Menschen umgebracht. Er hatte Regeln missachtet.

Kaltherzig getötet. Greed. Mugerhall.

Er hatte sie umgebracht. Und dabei hatte er das nicht gewollt. Nein… es war keine Absicht!

Aber er hatte es trotzdem getan.

Denn wer einmal tötet, hört nie wieder damit auf…
 

»…Yes, I can hear the sound…«
 

“Edward…?”

Wieder riss die nun etwas besorgt klingende Stimme ihn aus seinen Gedanken.

Ein warmes Lächeln.

Alphonse hielt ihm seinen Mantel hin.

„Komm… wir müssen los.“

„Ja…“

Ein starrer Blick, ein leichtes Nicken.

Langsam zog Edward sich seinen Mantel über und ging an dem Jungen vorbei.

Ja, diese Welt hier war die Strafe für ihn!

Sie war die Strafe dafür, dass er das Tabu, einen Menschen zum Leben erwecken zu wollen, schon wieder gebrochen hatte! Ja… und sein Tauschmittel hatte nicht einmal ansatzweise den richtigen Wert… Nun sollte er dort bleiben.

Ohne Alchemie.

Ohne Mustang.

Ohne Alphonse.
 

»…of a windmill goin' 'round…«
 

Langsam gingen sie die Straßen entlang. Seite an Seite.

Edward spürte Alphonses Blick auf sich lasten.

Der Junge beobachtete ihn Tag für Tag, seit sie sich kannten. Er schien zu versuchen, schlau aus ihm zu werden, jedoch hatte er das nie geschafft.

Leise war das Tuscheln der Leute zu hören…

„Schau da, da ist ja Alphonse!“

„Pass auf, er hat wieder seinen Kumpanen bei sich…“

„Was ist daran so schlimm?“

„Das weißt du nicht? Der Kerl ist ein Verrückter! Er redet ununterbrochen von einer fremden Welt!“

„Was…?“

„Ja… er sagt, er komme von dort und dass er versuchen wird, dorthin zurück zu kehren!“

„Der spinnt doch…“

„Meine Rede… Alphonse hat den armen Irren bald zwei Jahre bei sich wohnen!“

Tapfer schickte der Junge mit dem langen, blonden Pferdeschwanz seinen Blick starr geradeaus und versuchte, das Reden zu ignorieren.

Schon Ewig musste er das mit anhören – nur, weil ihm niemand glaubte! Warum nicht?
 

»…I guess I'll always be…«
 

Eine sanfte Berührung an der Schulter.

Ein mitleidiger Blick.

Ein leises Flüstern.

„Ich glaube dir…“

Alphonse…
 

»…a soldier of fortune…«
 

~*~



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück