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Himmel aus Glas

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Himmel aus Glas

Himmel aus Glas
 

Ich stehe vor einem Haufen aus Scherben, an dem ich nicht vorbei komme. Auf der anderen Seite stehst du, siehst mich an und dein Blick ist kalt und abweisend. Meine Füße bluten, sind aufgerissen von den Versuchen, zu dir zu gelangen. Ich strecke meine Hände nach dir aus, forme mit den Lippen ein Wort, doch du lächelst nur amüsiert. „Warum?“

Was bin ich für dich? Was war ich für dich? Was ist geschehen, dass du und ich auf verschiedenen Seiten dieses Scherbenhaufens stehen?

Waren wir nicht einmal Freunde?

Haben wir nicht einmal gemeinsam gelebt?

Gab es nicht einmal ein Wir?

Warum also spreche ich heute von dir und mir?

Doch so, wie es war, konnte es nicht weiter gehen. Ich konnte nicht schlafen, nicht essen, nicht lachen. Deine Freundschaft, was hat sie nur aus mir gemacht? Ist es Freundschaft für dich, wenn du mir sagst, dass ich nicht das bin, was ich denke zu sein? Ist es Freundschaft, wenn ich Wochenlang darauf warte, dass du dich meldest? Ist es Freundschaft, wenn du mir in letzter Minute noch sagst, du kämest nicht zu mir? Was ist es, wenn du mich besuchen willst, damit du dich mit einem anderen treffen kannst? Wofür hältst du es, wenn du dich immer nur meldest, wenn du mich brauchst? Warum willst du nicht, dass ich mich mit dir und deinen Freundinnen treffe? Warum belügst du mich, wenn du nicht zu mir kommen willst? Was gibt dir das Recht, mir so weh zu tun?

Tagelang sitze ich hier, starre auf den Bildschirm des Computers, warte auf eine Nachricht von dir. Neben mir, dass Telefon, schweigend. Wenn es klingelt, ich auf den Display sehe und nicht dein Name es ist, der dort steht, was meinst du, wie ich mich dann fühle?

All das…ist das deine Freundschaft?

Es fing so schön an, unsere Geschichte war ein Märchen. Ich hoffte, es würde niemals enden. Doch der Traum, wurde zu einem Alptraum.

Wir lachten zusammen, lebten zusammen, unsere Welten in der wir glücklich waren, verschmolzen miteinander. Du und ich, wir waren Engel, unschuldig, rein und naiv.

Ich dachte, du wärst der Engel, der mich aus der Dunkelheit befreien würde, für immer und ewig, mich nie mehr allein lassen würde und immer für mich da wäre. Du hast gesagt, ich wäre dein Engel, der bei dir bleiben würde, den du bräuchtest, du hofftest, dass wir Freunde bleiben würden, für immer und ewig. Doch warum hast du dann meine Flügel gebrochen?

Warum hast du mich in die Finsternis gestürzt, wenn ich dir doch so wichtig bin?

Was bin ich für dich?

Keine Lügen mehr, die mich zerfressen.

Keine Ausreden mehr, die mir weh tun.

Die Wahrheit, ich will die Wahrheit.

Kannst du mir sagen, warum du und ich, nicht mehr wir sind?

In unserer Welt gab es kein gut und böse, es gab nur uns. Ich dachte, es würde ewig so weiter gehen. Ich betete darum, dass dieses wir, kein Ende hatte. Doch dieser Scherbenhaufen vor meinen Füßen, an dem ich nicht vorbei komme, ist der Himmel, der unsere Welt beschützte.

Jedes Ende ist auch ein Anfang, heißt es. Doch dieses Ende, ist das Ende unserer gemeinsamen Zeit. Hier gibt es keinen neuen Anfang, nicht für uns.

Wahre Freundschaft, doch du und ich sind einsam, in unserer Welt, die nicht mehr existiert.

Noch immer stehst du vor mir, dein Lächeln, eine eiserne Maske, aus kaltem Stahl, die ich nicht mehr abzunehmen vermag. Vielleicht hast du diese Maske schon immer getragen. Vielleicht habe ich sie nur nicht gesehen. Nicht sehen wollen.

Kraftlos stehe ich dir gegenüber, du mir gegenüber, wir uns gegenüber.

Das Band, welches uns verband, ist gerissen.

Auch wenn ich glaubte, dass wir niemals aussterben würden, so muss ich doch nun einsehen, dass ich falsch lag. „Wir“ sind tot. Zerbrochen wie der Himmel aus Glas, der vor unseren Füßen sein Grab gefunden hat.

Freundschaft, ist wie ein Baum, der klein ist, immer größer wird, blüht im Angesicht der Sonne, die schönsten Blüten hervor bringt und die Welt zusammen hält.

Was ist geschehen, dass unser Baum, so jung er noch ist, schon so schwach scheint?

Dass er deine und meine Welt nicht halten kann?

Warum drehst du dich jetzt um?

Warum gehst du jetzt fort, lässt mich vor den Scherben unseres Glücks stehen?

Scherben bringen Glück, heißt es. Doch diese Scherben haben ein Glück zerstört.

Weinend falle ich auf die Knie, mein Gesicht in den Händen vergraben, so brauche ich nicht sehen, wie du in der Dunkelheit verschwindest.

Wo willst du jetzt hin, mein Engel?

Warum hast du mich umgebracht?

Wer ist dein nächstes Opfer, welches du zerstören willst, wenn es glaubt, in dir einen Freund gefunden zu haben? Oder war ich dein erstes und letztes Opfer?

Dreh dich noch einmal um, ein letztes mal, sieh mir ins Gesicht und sag mir wenigstens lebe wohl. Lass mich ein letztes Mal deine Stimme hören, bevor ich meine Augen schließe und die Welt, die in Trümmern vor mir liegt für immer verschwindet.

Komm zurück zu mir.

Und dann geh, sieh nicht hin, wenn unsere Welt mich für immer mit sich nimmt. Scharfe Scherben sich rot verfärben. Vergiss mich, vergiss uns.

Den Himmel gibt es nicht mehr, er hat sein Versprechen nicht gehalten. Wer will schon einen Himmel aus Glas?

Ich wollte einen, damals, als unser Baum noch Blüten trug. Als die Sonne noch schien und uns wärmte.

Gib mir deine Hand.

Lass uns gemeinsam unter gehen.

Du und ich zusammen.

Kein wir.

Nur du und ich.

Denn in diesem Augenblick verliert unser Baum sein letztes Blatt…
 


 

Miko Milano



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Kommentare zu diesem Kapitel (8)

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Von:  Campel
2010-02-28T03:02:22+00:00 28.02.2010 04:02
Weißt du, diese Geschichte erinnert mich an mein Leben.
Mir is im Prinzip das selbe Passiert
Als ich das gelesen hab is es wieder hochgekommen.
Scheiße verdammt ich habs glaub ich nochmnal durchgemacht als ichs gelesehn hab.^^
Aber es war gut
Und es tat gut zu wissen, das man nicht allein mit sowas ist.

Campel
Von:  ArtDagz
2006-12-03T21:46:44+00:00 03.12.2006 22:46
mal wieder seeeeeeeeeeeehr traurig ;___;
moah sry, dass ich jetzt erst schreibe V___V

nya, traurig aber vom Stil her sehr schön,
du zögerst den Punkt wo der gegenüber geht
bis aufs letzte hinaus, lässt ihn dann verschwinden
und gibst dem ganzen ein metaphorisches aber
klar definiertes ende V____V

so eine Situation von Abschiedsschmerz hat sicherlich
jeder schon einmal in einer mehr oder minder (eher minder)
intensiven Art und Weise mitgemacht, nur traurig ist es, dass bei deinen Enden meistens kein wieder aufbäumen
sondern eher ein demoralisieren und letztendlich das Aufgeben folgt. Es sind meistens die Enden von Denkern oder Philosophisch veranlagten, deren Gedanken sich von der Vergangenheit fesseln lassen und kein entrinnen mehr finden, sie finden keine andere Möglichkeit, weil sie meistens determiniert auf ein gewisses Ende sind, dass sie im Notfall als Flucht vor der Wirklichkeit benutzen und dabei nicht bedenken, dass es selbst in der Wirklichkeit auch nach einem erschütternden Niederschlag wieder ein Stück Glück, Hoffnung oder Licht gibt, dass sie nie finden, wenn sie immer nur flüchten oder ganz Aufgeben.

wie auch immer, haste mal wieder recht schön gemacht^^

Terie
Von: abgemeldet
2006-11-25T08:49:15+00:00 25.11.2006 09:49
Hallöchen!

Hui..
Ein neuer Text von dir!!
*freu*
Und wie gewohnt soooooo wunderschön formuliert!!!! All diese Beschreibungen, die Fragen, die Emotionen...schön finde ich es auch, dass du meistens sozusagen rückblickend erzählst. das macht es noch viel trauriger...:o(
Man kann richtig mitempfinden und wie gesagt, es ist einfach wunderbar geschrieben! man kann gar nicht aufhören zu lesen!! Ich hab sogar das Essen dabei vergessen. XD
Bis bald!
*knuddel*

Deine Pitri
Von:  Sternenelfchen
2006-11-22T18:05:40+00:00 22.11.2006 19:05
Unglaublich traurig, bewegend und dabei so klar... ich denke, dieses Gefühl, das du beschreibst, hat jeder schon einmal gehabt. Und wer nicht, der kann sich überaus glücklich schätzen... oder vielleicht auch nicht?
Die Bilder, die du vor meinen Augen entstehen lassen hast, sind unglaublich. Ich liebe deine Beschreibungen und die Formulierung derGedanken, die du aussprichst.
Wieder einmal wunderbar!
Einige kleine Kommafehler sind dabei, Rechtschreibfehler hab ich keine gefunden. :)
Liebe Grüße und weiter so!
Dein Sternchen
Von: abgemeldet
2006-11-20T16:26:41+00:00 20.11.2006 17:26
Das war echt supi schön *total begeistert ist*
Ich hoffe da kommt noch mehr dazu óò
Die Geschichte spricht an und ist echt traurig *noch mehr begeistert*
Gute beschrieben...echt klasse OOb~
und rechtschreib- bzw. grammtikfehler hab ich keine gefunden x333~
super!^__^

lg bloodstained
Von:  Targaryen
2006-11-17T13:49:42+00:00 17.11.2006 14:49
Irgendwie... kA könnte das an vielen Stellen echt von mir gesagt worden sein... *zu Boden schau*

Oh mann... Schatzu, irgendwie hab ich ein komisches Gefühl, wenn ich das lese *sich irgendwie Sorgen mach*

*knuddelwuschl*
Von:  zauberlein
2006-11-16T19:36:12+00:00 16.11.2006 20:36
ach ist das schön traurig^^

und es kommt mir so schmerzhaft bekannt vor...^^
jetzt hab ich richtig lust auch mal wieder was zu schreiben^^

findsch richtig gut!

greez zauberlein
Von: abgemeldet
2006-11-16T19:13:55+00:00 16.11.2006 20:13
*snif*
Schön aber sehr traurig und irgentwie hab ich nun ein schlechtes Gewissen...

*knubbu*

btw ---- ERSTE ^///^


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