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Der Kampf von Fuchs und Schlange

von

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Die Gedanken sind frei?

Es war ein verschneiter Januartag. Der Schnee fiel schon seit einigen Tagen in dicken Flocken und hatte die Welt bereits mit seinem weißen Schleier überzogen. Ein Schneemann stand unter einem Baum in dem weitläufigen Garten, der zu dem Haus gehörte. Im warmen und trockenen Inneren des Hauses saß Ryan im Schneidersitz auf seinem Bett. Den Blick hatte er zu seinem Fenster gerichtet hinter dem er die Schneeflocken beim langsamen herabfallen beobachten konnte, aber in diesem Moment achtete er nicht auf sie.

Er schloss sie Augen und begann langsam und ruhig zu atmen, seine Arme schienen schwerer zu werden und in Gedanken stellte er sich eine vollkommen leere und weiße Fläche vor. Weiß wie Schnee... fallender Schnee vor seinem Fenster oder der Schnee aus dem sein Schneemann gebaut war... Nein! Er öffnete die Augen wieder. Nein, er musste alle Gedanken an andere Dinge aus seinem Kopf verbannen. Er schloss wieder die Augen, atmete weiter ruhig und gleichmäßig und achtete nur auf die Schwärze, die sich hinter seinen geschlossenen Augen zeigte. Einfach an nichts denken, schön ruhig ein und ausatmen und alle störenden Gedanken abblocken.

Für eine Weile saß er so da und es gelang ihm die ablenkenden Gedanken davon abzuhalten in seinen Kopf zu fluten. Er hatte bereits seit einiger Zeit immer wieder geübt seinen Kopf von allen Gedanken zu befreien. Immerhin war das doch seine einzige Möglichkeit seine Eltern davon abzuhalten immer in seinen Gedanken herumzustöbern, wenn sie gerade Lust dazu hatten.

Diesmal ließ er die Augen offen, während er versuchte seinen Kopf von allen Gedanken zu befreien. Auf diese Weise war es deutlich schwieriger, da der Teil seines Zimmers, den er sah, immer wieder seine Aufmerksamkeit auf sich zog. Allerdings musste er es früher oder später auch so hinbekommen an nichts zu denken, er konnte schlecht die Augen schließen, wenn seine Eltern ihn mit diesem Blick ansahen.

Er übte weiter. Immer wieder begann er seinen Kopf von störenden Gedanken zu befreien. Immerhin, fand er, war es ein recht interessanter Zeitvertreib und wenn es wirklich funktionierte auch ein sinnvoller. Schließlich gelang es ihm auch meistens die störende Umgebung seines Zimmers zu ignorieren, auch wenn sein Blick dabei oft ein bisschen verschwommen wurde. Trotzdem wurde es immer schwieriger, je besser er die anderen Gedanken vertreiben konnte, einen speziellen aus seinem Kopf zu vertreiben. Diese ganze Überei in seinem Zimmer mochte ja gut sein, aber trotzdem musste er testen wie gut es funktionierte, wenn seine Eltern die Gedanken sehen wollte. Er überlegte. Irgendwie musste er einen von ihnen dazu bringen, seine Gedanken sehen zu wollen... Die Frage war nur wie oder wann oder wodurch... Es würde nicht reichen zu warten, bis sie von sich aus wieder das Verlangen verspüren sollten. Irgend etwas musste er tun, um sie zu provozieren. Bei der ganzen Sache gab es nur zwei Probleme. Zum einen, was konnte er tun und die andere... wollte er es überhaupt riskieren seine Eltern so zu provozieren?... Er seufzte und ließ sich auf sein Bett fallen.

Er könnte vielleicht... aber würde das seinen Vater nicht zu sehr reizen? Es wäre immerhin sicher, dass sein Vater seine Gedanken sehen wollte... aber er wollte nicht zu viel Ärger verursachen. Etwas anderes vielleicht? Ryan überlegte weiter, doch schließlich kehrte er zu seinem ersten Einfall zurück und erhob sich seufzend vom Bett.

Er schlich aus seinem Zimmer und ging leise eine Reihe von Fluren entlang. Immer wieder spähte er in verschiedene Zimmer, doch nirgends fand er wonach er suchte. Endlich nach langem suchen erblickte er seinen Vater in einem der Zimmer. Ryan hörte ihn leicht schnarchen, während er ausgestreckt auf dem Sofa lag und ein Nickerchen machte. Ryan atmete tief durch, das waren günstige Voraussetzungen für sein Vorhaben. Er öffnete langsam die Tür ein Stück weiter und schlüpfte in das Zimmer. Sein Blick fiel auf den kleinen Tisch neben dem Sofa und auf den dort abgelegten Zauberstab seines Vaters. Perfekt! Er schlich langsam und so leise er vermochte zu seinem Vater. Hoffentlich wachte er nicht auf. Schließlich stand er vor dem Tischchen und griff nach dem Zauberstab. Erschrocken zog er die Hand noch einmal zurück. Doch das Geräusch, das ihn hatte zurückschrecken lassen, war nur entstanden, als sich sein Vater auf die andere Seite gedreht hatte. Er streckte die Hand wieder aus und nahm den Zauberstab an sich. Dann schlich er einige Schritte rückwärts, den Blick auf seinen Vater gerichtet, bevor er sich umdrehte und aus dem Zimmer ging. Draußen vor der Tür blieb er erst einmal stehen um sein klopfendes Herz zu beruhigen. Dann warf er einen letzten Blick auf die Tür, hinter der sein Vater schlief, und lief den Gang hinunter in einen anderen Teil des Hauses.

In einem anderen Raum hielt er schließlich an und blickte sich um, sein Blick wanderte über die umherstehenden Stühle zum Kamin und dann zu den verschiedenen Schränken und Kommoden an den Wänden. Nun, wo wäre das beste Versteck? Eigentlich kam es gar nicht darauf an ob es so gut war. Er ging zu einer Kommode, zog die oberste Schublade auf und legte den Zauberstab hinein, doch dann zögerte er bevor er die Schublade wieder zuschob. Wo er den Zauberstab einmal hatte, könnte er auch genau so gut ein bisschen mit ihm herumprobieren. Er nahm ihn wieder heraus. Es blieb nur die Frage, welchen Spruch er ausprobieren könnte. Er drehte sich zum Zimmer um und grübelte welche Sprüche er aus den Büchern, die er gelesen hatte, behalten hatte.

„Lumos“, sagte er schließlich und er stieß unwillkürlich einen erfreuten Laut aus als der Zauberstab anfing an der Spitze zu leuchten. Mit freudigem Grinsen ließ er das Licht durch den Raum wandern, beleuchtete die Blumenvase auf der Kommode und beobachtete wie es sich in den Scheiben eines Schrankes wiederspiegelte.

„Bist du nicht etwas zu jung für einen Zauberstab?“

Ryan drehte sich erschrocken um seufzte aber erleichtert, als er merkte, dass es nur das Bild an der Wand war und nicht sein Vater. Es war irgend so ein Bild von irgend einem seiner Vorfahren, von denen er sich die meisten Namen nie merken konnte.

Ryan sah das Bild einen Moment an dann streckte er dem Mann auf dem Bild die Zunge raus und sagte noch schnippisch: „Früh übt sich“, bevor er sich umdrehte und zur anderen Seite des Zimmers lief. Der Zauberstab in seiner Hand leuchtete noch immer und plötzlich fiel ihm ein, dass er nicht mehr wusste wie der Gegenspruch hieß. Er runzelte die Stirn und überlegte angestrengt wie er lautete. Er wusste noch es war ein sehr kurzer Spruch gewesen... Es lag ihm auf der Zunge, aber er wollte sich einfach nicht daran erinnern.

„Na, Probleme Kindchen?“, fragte ihn die Hexe auf dem Bild neben ihm und rückte ihre Brille zurecht.

„Ich habe doch gesagt, er ist zu jung zum Zaubern“, hörte Ryan die Stimme des Mannes vom anderen Bild wieder und bemerkte, als er zur Seite blickte, dass dieser nun ebenfalls im Bild der Hexe saß. Ärgerlich wandte Ryan sich ab und überlegte weiter. Kindchen... zu jung...

„Wenn du das Licht aus haben willst musst du ‚Nox’ sagen“, belehrte ihn die Stimme der Hexe und Ryan war versucht zu sagen, dass er das Licht gar nicht ausmachen wollte.

Er ging zurück zu der Kommode, deren Schublade noch immer aufstand blieb dort stehen und sagte kurz: „Nox“, um dann den Zauberstab in die Schublade fallen zu lassen und sie zuzuschieben. Ihm war die Lust am herumprobieren vergangen.

Ryan saß im Schneidersitz auf einem Stuhl, ein großes in Leder gebundenes Buch auf seinem Schoß und murmelte leise die Zaubersprüche aus ihm vor sich hin.

„Ryan!“

Ryan zuckte zusammen, als er unerwartet die zornig klingende Stimme seines Vaters vernahm. Er hatte vergessen, dass da noch etwas war. Er blickte von seinem Buch auf und sah seinen Vater fragend an, obwohl er genau wusste was er wollte.

„Dad?“

„Wo hast du meinen Zauberstab hingetan?“

Ryan versuchte sein nervös klopfendes Herz zu beruhigen und ruhig zu atmen wie er es auf seinem Zimmer immer geübt hatte.

„Ich habe ihn nirgends hingetan“, er verdrängte schnell das Bild, wie er den Zauberstab vom Tisch nahm.

Sein Vater blickte ihm in die Augen und sagte: „Du lügst.“

Ryan musste innerlich grinsen. Für einen Außenstehenden mochte sein Vater fest überzeugt klingen, aber Ryan merkte die leichte Unsicherheit in seiner Stimme im Vergleich dazu wie er sonst bei diesen Worten klang.

„Nein“, entgegnete er.

Seiner Vater sah ihm noch einen Moment weiter in die Augen und sagte dann leider mit überzeugterer Stimme: „Doch du lügst!“ Vielleicht hätte er sich nicht so über seinen Erfolg freuen sollen.

„Und jetzt wirst du mir sagen, wo mein Zauberstab ist.“

Ryan schob seine Überlegungen beiseite, sein Atem ging noch immer ruhig und er stellte sich wieder die Schwärze in seinem Kopf vor als hätte er die Augen geschlossen. Nein, er konzentrierte sich lieber auf die Augen seines Vaters. Nichts außer die Augen seines Vaters, die ihn anblickten. Braune Augen. Das Bild einer braunen Kommode tauchte in seinem Kopf auf. Nein, weg damit. Das Bild verschwand wieder. Im nächsten Moment tauchte das Bild des leuchtenden Zauberstabs in seiner Hand auf. Nein, eine leere Wand, eine schwarze Fläche in seinem Kopf... Das Bild des Zauberstabs flackerte und dann sah er wie er in den Raum kam, zur Kommode ging und die Zauberstab in die Schublade fallen ließ. Das Bild aus seinem Kopf verschwand und auch die Augen seines Vaters sah er nicht mehr, dafür spürte er dessen Griff an seinem Arm.

„So, du hast ihn also nicht weggenommen. Dann komm doch mal mit.“

Sein Vater zog ihn mit sich aus dem Raum und Ryan stolperte ihm notgedrungen hinterher. Sie gingen die Gänge entlang bis sie in dem Zimmer ankamen, in dem Ryan den Zauberstab versteckt hatte. Sein Vater ging schnurstracks auf die Kommode zu, öffnete eine Schublade und nahm seinen Zauberstab heraus.

„So.“ Er ließ Ryans Arm los und hielt ihm den Zauberstab vor die Nase. „Und den hier hast du natürlich nie hier hingelegt.“

„Ha, ich habe dem Jungen gesagt, das der Zauberstab nichts für ihn ist“, quäkte das Bild.

Sein Vater ignorierte das Bild, Ryan tat es ihm nach.

„Was fällt dir ein meinen Zauberstab zu stehlen. Kannst du dir vorstellen welchen Schaden du damit hättest anrichten können. Was wäre wenn ich ihn plötzlich dringend gebraucht hätte und dann wäre er nicht mehr da gewesen? Was wäre wenn plötzlich die A-„ er stockte. „Mach das nie wieder! Hast du verstanden!“

Ryan nickte. Das sein Vater es ihm übel nehmen würde hatte er gewusst, aber dass er sich gleich soo aufregen würde...?

„Das will ich hoffen.“ Noch immer zornig stapfte sein Vater aus dem Zimmer.

„Da hörst du es Junge, nichts ist mit Zauberstab.“

Ryan blickte zum Bild und grinste nur. Es sah etwas verdutzt zurück und Ryan verließ zufrieden das Zimmer. Immerhin hatte er erreicht, was er vorgehabt hatte. Auch wenn er noch mehr Übung brauchte. Aber eine Sache war sicher, er würde seine Eltern davon abhalten weiter in seinen Gedanken herumzuschnüffeln. Er würde sich nicht mehr alles gefallen lassen.



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