Seydon

Unangenehme Überraschung

„Wie bitte??!!“ schrie Nadaiya, „Warum wollt ihr nach Tenji??! Da ist es saukalt!!!“

„Versteh doch, wir müssen die anderen wiederfinden!!“ sagte Lani energisch, „Nadaiya, wenn Kindarn uns so findet, sind wir geliefert!“ Nadaiya sah sie an.

„Was scheren mich die anderen-...??“ Lani sah ihre Freundin ernst an, während die Kleinen und Zantis ihre Sachen zusammenpackten, damit sie weiterziehen konnten, wohin auch immer.

„Lüg nicht,“ sagte sie zu Nadaiya, „Ich weiß, dass sie dir nicht egal sind. – Komm. Lass uns nach Tenji gehen.“ Nadaiya zögerte mürrisch und schwang sich auf Chiva, die anderen sahen sie an. Da kam Osea zu Chiva gelaufen und sah Nadaiya groß an.

„Bitte, Mami!“ sagte sie, „Lass uns zurückgehen und uns mit den anderen vertragen! Ich will Papi wiedersehen!“ Nadaiya traf es wie ein Blitz.

Papi. Zenta.

Schnell landete sie mit ihren Gedanken bei Zenta, und wieder war dieses komische Gefühl in ihr. Je länger sie an ihn dachte, desto schlimmer wurde es, bis es buchstäblich schmerzte. Sie sah zu Osea hinunter und sagte:

„Gut-... einverstanden-... gehen wir nach Tenji!“
 

So zogen die fünf los in Richtung Südosten.

„Sind wir bald daaa?“ kam alle Viertelstunde von Zantis, und alle anderen sahen ihn genervt an.

„Du bist bescheuert!!“ knurrte Lani, „Was ist, ist dir langweilig??!! – Hast du niemanden zum Verkuppeln??!...“

„Nein, nur Osea und Coran, und die spielen ja schon,“ sagte Zantis, und Lani wäre beinahe von Funki gefallen.

„Aargh-...!! Moment mal, Coran ist neun...!!“ Zantis seufzte.

„Dann haben wir niemanden zum Verkuppeln! Zid und Siana sind nicht hier, und Zenta auch nicht!“

„Was hat das mit Zenta zu tun??“ fragte Lani verwundert.

„Na,“ meinte Zantis, „Ist doch logo! Was meinst du, warum Nadaiya plötzlich doch nach Tenji wollte??! Erst, als Osea von Zenta geredet hat, war das so! Verstehst du?“

„Nadaiya liebt ihn nicht!“ meinte Lani kichernd, „Sie tut das Osea zuliebe, weil er ihr Papi ist! O.k.? Das war bloß ´ne Wette, mehr läuft da nicht, und versuch nicht ständig, die arme Nadaiya mit Zenta zu verloben!“

„Sei nicht naiv,“ sagte Zantis zu Lanis Erstaunen ziemlich ernst, „Da ist mehr, ich bin ganz sicher!! – Nun, ansonsten-... haben wir ja noch dich und mich...!“

„Zantis...!“ Lani sah ihn schräg an, doch dann musste sie grinsen. „Komm nicht auf dumme Gedanken, solange die Kinder dabei sind, kapiert??!“
 

Auch die andere Gruppe war zur gleichen Zeit auf dem Weg nach Tenji. Gegen Abend hielten sie mitten auf einem Feld an, da nirgends ein Wald vorhanden war.

„Ich hasse diese Gegenden-... wir sind in der Polarregion angekommen,“ erklärte Liona, während sie Selja im Kreis herumdrehte und sich skeptisch umsah. Lili sprang von Jägermeister und streckte ihren Arm aus, und Atay landete darauf und krähte.

„Er stimmt dir zu, es ist arschkalt.“

„LILI!!“ entfuhr es dem Rest, und Atay krähte empört.

„Beschwert euch nicht, solange es nicht schneit!“ sagte Zenta barsch, „Machen wir ein Feuer, dann ist es wärmer!!“

„Dann müssen wir sehen, dass wir dicht aneinander schlafen, sonst erkälten wir uns noch!“ addierte Tiras nachdenklich, und Liona kreischte.

„YEAH, treiben wir's wie die Pinguine!!! AUF INS GRUPPENKUSCHELN!!!“ Die anderen starrten sie fassungslos an, als sie wild herumhüpfte.

„Oh mein Goootttt...!“
 

„Sollten wir nicht langsam Pause machen?“ fragte Osea. Die fünf waren schon eine ganze Zeit nach Südosten geritten. Nadaiya hielt an.

„Ihr habt recht, es wäre besser.“ Sie sprang ab und band Chiva an den nächsten Baum. Die vier anderen stiegen jetzt auch ab und banden ihre Kizayas an die umstehenden Bäume. Sie machten ein Feuer, und Lani und Zantis gingen, um Essen zu holen. Es dämmerte bereits.

„BITTE NICHT WIEDER EIN GOON!!!“ brüllte Nadaiya ihnen nach.

„Das kommt ganz drauf an, was uns über den Weg läuft!“ meinte Zantis, als die zwei im Dickicht verschwanden. Nach einer Weile hielt Lani ihn fest.

„Was-...?“ wollte Zantis schon fragen, da verschlossen ihre Lippen seinen Mund. „Nh-... – La-... ni-...?!“ nuschelte er, als sie ihn sanft auf die Lippen küsste, und obwohl er überrascht war, erwiederte er ihren Kuss. Als sie von ihm abließ, blinzelte er. „Was sollte-... ...?“

„Tut mir leid!“ keuchte sie, „Ich konnte nicht länger warten!“ Sie lachte, „Ich liebe dich-... lass uns-... uns etwas Zeit nehmen, ja...?“ Damit legte sie verführerisch die Arme um seine Seiten und drückte sich gegen ihn, und er keuchte leise.

„Lani – verdammt-...!“ Als sie ihn angrinste, beugte er sich herunter und küsste sie erneut auf den Mund, heftiger als vorher. Sie sanken auf die Erde nieder, und Zantis beugte sich über sie, als er ihre Wange hinunter bis zu ihrem Hals küsste. Sie seufzte leise unter ihm und schloss die Augen – bis sie plötzlich ein Rascheln im Gebüsch hörte.

„Ha-halt, stop!!“ warnte sie Zantis, und er hielt inne wie beim Stopptanz, Lani setzte sich rasch auf und zog ihren Liliendolch, zielte und warf ihren Dolch gekonnt in den Busch, aus dem sie das Geräusch vermutet hatte. Ein Schrei war zu hören, darauf ein dumpfer Knall, als wäre jemand zu Boden gestürzt.

„Was war denn das??!“ fragte Zantis und sprang auf die Beine, Lani tat es ihm gleich, und zusammen gingen sie zu dem Gebüsch und teilten das Geäst –

Lani stieß einen schrillen Schrei aus.

„IIIIIHHH, EIN SPANNER!!!“ Zantis schrie auch:

„AAAHHHHH, EIN SOLDAT!!“ Die zwei klammerten sich aneinander, schließlich beruhigte Zantis sich zuerst. Ein blutüberströmter Soldat lag – zweifellos tot – auf dem Boden. Lanis Liliendolch steckte in seiner Brust. Sie zog ihn angewidert heraus und steckte ihn weg, als sie sich beruhigt hatte.

„Wo zum Kuckuck kommt denn der her??!“

„D-das ist ein Sayamaina-Soldat!! – Oh mein Gott, Kindarn!!“ Genau in dem Moment sprang ein Dutzend Soldaten aus den Büschen. Die beiden waren umzingelt.

„Scheiße,“ fluchte Lani und griff ihren Dolch, „Lästig wie die Schmeißfliegen!!-...“ Zantis packte ihre Hand.

„Wir müssen die alleine umhauen, bevor sie Nadaiya und die Kleinen finden...!“ Da ertönte Kindarns Lache, und die zwei schraken hoch.

„Hahaha... na, überrascht??!“ Zantis riss sein Schwert hervor und knurrte:

„Kindarn...!!“

„Da bin ich!“ blaffte der General ihn an, der hinter seinen Soldaten hervortrat. Er grinste schäbig, während Lani angewidert die Stelle fixierte, wo Kindarns Ohr fehlte, das Zitan abgehauen hatte. „Was denn, so allein heute?“ fragte Kindarn Zantis, „Wo ist der Rest von euch??!!“

„Es gibt keinen Rest!“ sagte Zantis, „Wir sind allein!! Die anderen sind nicht hier!“ Kindarn zischte.

„Ach ja...? – Männer, nehmt sie gefangen!!! Dann werden sie uns schon sagen, wo der Rest ist...!! – ATTACKE!!“ Die Soldaten zückten ihre Waffen, Speere, Schwerter, Morgensterne und Lanzen, und stürzten sich gerade auf die zwei Freunde, als aus dem Nichts ein Schwert angeflogen kam, es köpfte einen der Männer, der darauf tot zu Boden kippte, und sämtliche anderen hielten inne. Lani keuchte.

„Z-...Zenta??!!“

„Ich bin's bloß,“ sagte Nadaiya, die mit Coran und Osea auf einer Anhöhe stand und Kindarn finster anblickte. „Lass meine Freunde in Ruhe, du Ungeheuer, oder du bist durch!!“ Kindarn und die Soldaten hielten inne.

„Komisch, irgendwo habe ich das schonmal gehört,“ grinste Kindarn, „Da ist also der Rest, hm??! – ANGRIFF, LASST SIE NICHT ENTKOMMEN!!“ Die Soldaten stürzten sich brüllend auf die fünf Freunde, und Nadaiya packte ihr Schwert, Coran zog sein Küchenmesser.

„Bleib hinter mir, Osea!“ befahl er der Kleinen, die ängstlich wimmerte, und Nadaiya riss das Schwert hoch.

„HA! DENKSTE!!“ Sie sprang gekonnt in die Luft und stach mit dem Schwert einen Soldaten zu Boden.

„Und das!!“ schrie Coran und stach mit dem Messer zu. Doch der Soldat schlug ihm das Messer aus der Hand. „Hey??!!...“

„CORAN!!!“ kreischte Osea noch, bevor ein Soldat sie packte und mit Coran zusammen in die Mitte zu Kindarn zerrte. Lani fuhr auf.

„Scheisse, die Kinder!!! OH NEIN!!“ Sie wollte den Liliendolch hochreißen und die Soldaten töten, da wurde sie von hinten angerempelt und zu Boden gestoßen, einer der Männer trat ihr in die Seite, dass sie aufschrie, und dumpf hörte sie Zantis schreien.

„Lasst Lani in Ruhe, ihr Schweine!!!! WEG DA!! SCHERT EUCH WEG!!“

„Kreist sie ein, los!“ befahl Kindarn, und schließlich waren die fünf von allen Seiten umzingelt, Speere, Klingen, Lanzen und Morgensterne bedrohten sie von allen Seiten.

„Scheisse,“ war alles, was Zantis hervorbrachte, und Kindarn grinste.

„Tja, so kann es enden... WO IST DER REST VON EUCH??!! – Wo sind Sari und Kizalos‘ Tochter, wo ist Prinzessin Siana, und wo sind die anderen Harlunken??!!“

„Sie sind nicht hier!“ schrie Lani, „Das haben wir doch schonmal gesagt!!“

„Und letztes mal habt ihr auch gelogen, da kamen noch drei an!!“ protestierte Kindarn und packte Nadaiya am Kragen, „WO SIND SIE??!“ Zantis fiel plötzlich etwas ein.

Moment... das ist die Idee!

„Als ob ich dir Bastard sagen würde, wo sie sind...!!“ zischte Nadaiya wütend, und Kindarn packte ihren Hals und würgte sie. „Ah-..!!“

„NADAIYA!!“ schrien Osea und Lani, und Kindarn zischte.

„Du tätest besser daran, es mir zu sagen, Schlampe!!“ blaffte er sie an, da pfiff Zantis plötzlich mit aller Kraft durch die Zähne.

„FUZZY!!“ schrie er, und alle fuhren herum, einer der Soldaten wollte schon mit dem Speer auf Zantis losrennen, doch Zantis wich ihm aus.

„Was brüllst du rum, sind die anderen also doch hier??!“ lachte Kindarn, doch plötzlich ertönte lautes Getrampel. Einer der Soldaten erbleichte.

„Sir, da kommt ein-...!!“ Kindarn fuhr herum, genau da sprang Fuzzy aus dem Gebüsch und trampelte ein paar Soldaten platt. Sie ließen die Freunde schreiend los und rannten wild durcheinander.

„EIN KIZAYA!!“ brüllte einer der Soldaten. Genau da sprangen auch Funki, Chiva, Pan und Mac hervor.

„PAN, FASS!!“ schrie Coran. Pan bellte und biss einem Soldaten ins Bein. Dieser stürzte zu Boden.

„Schnell, springt auf!!!“ rief Lani und sprang im Galopp auf Funkis Rücken. Sie bäumte sich auf und wieherte, dann zertrampelte sie einen weiteren Soldaten.

„Na wartet, das zahle ich euch heim!“ Kindarn schnappte sich Pfeil und Bogen eines gefallenen Soldaten.

„Zantis, komm endlich!“ rief Nadaiya, die sich auf Chiva schwang, „BEEILT EUCH!!“ Die Kleinen waren auch schon aufgesprungen uns losgaloppiert, und Zantis fuhr auf.

„Ja!! Fuzzy, komm her!!!“ Fuzzy kam angaloppiert.

„Schönes Nitoma-Kizaya...!“ grinste Kindarn und zielte. Fuzzy wieherte und galoppierte auf Kindarn zu, sie bäumte sich wiehernd auf, um ihn zu zertrampeln. „Und tschüß!“ Kindarn schoss. Erneut wieherte Fuzzy, als sie einen Pfeil in die Seite bekam, sie drehte ab, und Zantis kreischte.

„FUZZY!!“ Schnell sprang er auf. Fuzzy wieherte nur und galoppierte los.

„Los, weg hier!!“ schrie Lani. Die fünf galoppierten an, und im Nu waren sie verschwunden.
 

„Es ist – arschkalt-...“ murmelte Lili und zurrte ihre Decke fester um ihren Körper, und Liona seufzte.

„Ach Lili, komm her ans Feuer, hier ist's schön warm,“ meinte sie, und Lili krabbelte näher an das Lagerfeuer, das die sieben mit Hilfe von Lionas Furia gemacht hatten. Liona, Lili und Siana hatten sich schon in ihre Decken gemummelt, weil es so kalt war und sie ja alle recht spärlich bekleidet waren. Siana zitterte.

„Warum müssen wir heute draußen schlafen...?“ bibberte sie, und Zitan sah zu ihr herüber. Sie zitterte am ganzen Körper, und da er das nicht länger mit ansehen konnte, nahm er prompt seine eigene Decke und gab sie Siana noch dazu. Sie sah auf.

„Ziddy??...“

„Hauptsache, du erkältest dich nicht...“ meinte er, und sie sah ihn groß an.

„Bist du-... ... mir böse, Ziddy...?“ flüsterte sie, als er sich neben sie setzte. Den ganzen Tag hatten sie nicht miteinander geredet. Zitan seufzte.

„Es ist so, wie es ist,“ sagte er, „Aber vergiss nicht, dass ich dich... trotzdem liebe, Kleines.“ Er drückte lächelnd ihre Hand, und sie sah traurig ins Feuer. Da unterbrach sie Tiras:

„Was gibt’s eigentlich zu essen?“ Alle sahen ihn an.

„Ja, du bist doch der Koch, oder??“ fragte Zitan ungläubig.

„Wir haben ein halbes Tikana und ein Goon!“ erklärte Zenta und holte die Vorräte hervor, „Reicht das?“ Tiras blinzelte.

„Es ist... sehr wenig-... ... – aber naja, gib schon her. Was bleibt uns anderes übrig?“
 

So machte Tiras das Essen, und wie sie feststellen mussten, waren diese Speisen wirklich sehr spärlich für sieben Leute. Deshalb legten sie sich dann mit höchstens halbvollem Magen schlafen. Auch die sieben Kizayas hatten sich um das Feuer gesellt und bildeten einen Kreis, in dessen Mitte die sieben Freunde, an ihre Kizayas gelehnt, schliefen. Die Jungs hatten den ja so empfindlichen Mädchen noch ihre Decken gegeben, nur Vento hatte seine egoistischerweise behalten, mit den Worten:

„Es sind doch eh‘ bloß drei Mädels, und sonst hätte ja eine ´ne Decke zuviel, also...!“ Die anderen brummten, und Zitan zwickte Vento ins Bein.

„Blödmann!“
 

Fuzzy wieherte leise.

„Sei still, das wird gleich besser...“ meinte Lani, die mit Heilkräutern versuchte, die Wunde zu desinfizieren, in die der Pfeil getroffen hatte. Zantis streichelte seinem Kizaya sanft über den Kopf.

„Ist es denn schlimm?“ fragte er. Lani schüttelte den Kopf.

„Nur eine kleine Wunde, das verheilt wieder-... Nadaiya, was macht das Essen??“

„ICH HASSE GOONS!!“ schrie Nadaiya entrüstet. Lani gluckste.

„Mensch, hat die schlechte Laune!“

„Ich sag doch, sie vermisst Zenta!“ beharrte Zantis auf seiner Verkupplung. Lani brummte.

„So’n Quatsch!“ meinte sie, „Du spinnst doch, Süßer!“

„Doch! Sicher, frag sie doch!“ protestierte Zantis kindisch und verschränkte die Arme, und Lani lachte.

„Als ob sie‘s dir gesagt hätte!“ Sie stand auf. Zantis zeigte auf Nadaiya, die mit Osea und Coran am Feuer saß.

„Na, guck sie dir doch an!“ Die beiden sahen zu Nadaiya herüber. Sie saß schlecht gelaunt auf einem Stein und grillte ein Goon. Doch Zantis hatte recht; ihre Gedanken hingen wieder bei Zenta. Sie dachte oft an die vielen Momente, in denen sie sich ziemlich nahe gekommen waren – und jedes Mal spürte sie, wie sehr sie sich danach sehnte. Sie wusste instinktiv, dass er immer der einzige Mann bleiben würde, der das Feuer in ihr so entfacht hatte – auch wenn sie sich gegen ihre eigenen Instinkte noch immer sträubte.
 

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Hallo. Nichts passiert!