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A long time ago

Sammlung meiner DGM-Taito-FFs
von

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[05] - "Dich ein Mal berühren" - Part 2 "Scherben der Vergangenheit"

Ich atme einmal tief durch, als ich das Flughafengebäude verlasse. Der Gestank der Stadt schlägt mir sofort entgegen. Hektische Menschen drängen sich an mir vorbei. Ich mache ihnen Platz, bewege mich aber immer noch nicht viel weiter. Fast als würde ich Halt suchen, klammert sich meine Hand an den Griff des alten Koffers, den ich bei mir habe.

Mein Blick ist auf die vielen weißen Autos und die dunkel gekleideten Leute gerichtet, nimmt sie allerdings nicht als besonders wahr. Ganz langsam kehrt schon jetzt das Gefühl der Heimkehr in mir ein. Ja, ich bin wieder zuhause.

Wie lange bin ich fort gewesen? Getrennt von all dem, was ich trotz dieser Selbstverständlichkeit mochte?

Seit dem Sommer damals sind fast sechs Jahre vergangen. Damals, ich war gerade 17 geworden, habe ich dieser Stadt den Rücken zugekehrt.

Langsam bewege ich mich auf die Busse zu, gehe in dem Gedränge unter. Ich fühle mich wohl. Hier steche ich nicht heraus, hier gehöre ich dazu...

Auf der Fahrt blicke ich ununterbrochen aus dem beschlagenen Fenster nach draußen. Über diese vertraute Normalität, die ich in den letzten Jahren vergessen habe, ist ein grauer Schatten gelegt. Der Frühling ist hier noch nicht durchgebrochen.
 

An einer der letzten Haltestellen verlasse ich den Bus. Vor mir erstreckt sich ein großer Platz, dahinter ein noch größer wirkendes Gebäude. Das Schulgebäude.

Ich schiebe die große Gittertür auf, trete dann langsam hindurch. Mein Gepäck lasse ich am Eingang stehen. Mein Blick hängt an dem altersschwachen Gebäude, dass um diese Abendstunde verlassen wirkt. Langsam gehe ich darauf zu, doch mein Weg führt nicht zur Eingangstür sondern auf den Schulhof, angrenzend an das Fußballfeld, auf dem ich einige Jungs spielen sehe.

Es ist ein komisches Gefühl, wieder hier zu sein. Noch vor einigen Jahren habe ich diese Schule täglich besucht. Ich habe die Schule nie wirklich gemocht, erst als ich in England war, merkte ich, dass ich auch sie irgendwie vermisste, obwohl es strenger zuging als da.

Ich lasse mich auf einer Bank nieder. Zögernd. Hier saß ich immer in den Pausen. Zumindest bei schönem Wetter. Eine ganze Scharr meiner Freunde war bei mir, und einige Mädchen. Ich habe mich bei keinem von ihnen verabschiedet, niemand wusste, dass ich von einem Tag auf den andren nicht mehr da sein würde, nicht mal mein bester Freund.

Und ‚ihm‘ habe ich es auch nicht gesagt.

Mein Blick, der noch gerade auf den spielenden Kindern lag, wandert nun zu einer anderen Bank, nur unweit von mir entfernt. Würde ich die Augen schließen, könnte ich ihn jetzt noch da sitzen sehen. Er saß so gut wie immer dort drüben. Pause um Pause.

Vielleicht hatte ich in England noch nicht ganz begriffen, was mich hierher zurückgezogen hat. Vielleicht hatte ich es auch einfach verdrängt. Doch als ich den ganzen Flug über zu viel Zeit zum Nachdenken hatte, ist es mir langsam klar geworden. Sosehr ich dies alles auch vermisst haben mag, nur eines hat mich zurück gezogen, und das war er. Er, mit dem ich vor fast sechs Jahren nur eine einzige Nacht teilen durfte, die mir aber mehr als alles andere im Gedächtnis haften geblieben ist.

Anfangs war er mir gar nicht aufgefallen, wenn er dort auf der Bank saß und mich beobachtete. Ich redete mit meinen Freunden, versank so immer in meiner eigenen Welt. Wie hätte ich ihn auch bemerken sollen? Hier auf dem Schulhof trieben sich so viele verschiedene Gestalten herum. Die Bänke waren fast immer belegt und ich war in Gespräche vertieft. Doch irgendwann wurde ich dennoch aufmerksam auf ihn.

Zu Beginn des letzten Schuljahres, dass ich hier verbringen sollte, wurden wir in neue Kurse eingeteilt. ich belegte Englisch. Ich hatte das Fach immer gehasst, konnte so gut wie nichts in dieser Sprache sagen, doch England stand bevor, auch wenn es noch ungefähr ein Jahr dauern sollte, bis meine Eltern hingegen all meiner Wünsche in dieses Land zogen.

Er fiel mir nach einigen Stunden auf, weil ich mich ständig beobachtet fühlte, und dann, vielleicht eher zufällig – so dachte ich zumindest – trafen sich unsere Blicke. Ich wand meinen schnell wieder ab, doch in der folgenden Zeit merkte ich, wie er mich ständig ansah.

Und dann bemerkte ich ihn auch in den Pausen, als ich meinen Blick über den Hof streifen ließ und von seinen blaustechenden Augen festgehalten wurde. Erst da nahm ich wahr, dass er als einer der wenigen blond war. Wieso war er mir nur nie aufgefallen?

Von da an sollten wir noch oftmals unseren Blickkontakt teilen.
 

Mir wurde eigentlich sehr schnell klar, dass er etwas von mir wollte, dass es etwas anderes war, als Freundschaft. Ich fand es belustigend. Es machte Spaß zu sehen, wie er rot anlief, wenn ich ihm direkt in die Augen sah, wie er leicht nervös wurde, seinen Blick aber dennoch nie abwand. Irgendwie war es ein toller, kein beunruhigender Gedanke, dass sich auch Jungs in mich verliebten.

Ich machte niemanden auf ihn aufmerksam, denn ich wusste, wie meine Freunde auf einen Homosexuellen reagieren würden. Ich weiß nicht warum, aber ich wollte ihn dem nicht aussetzen. Ich genoss seine Blicke einfach und erwiderte sie ab und zu lächelnd.

Doch dass sich ganz langsam in mir Gefühle für ihn entwickeln würden, war nicht geplant gewesen.

Ich wusste nicht einmal wie er hieß, was mir anfangs auch total egal war. Doch irgendwann, ganz langsam und schleichend, hatte er es geschafft, mein Interesse zu wecken. Sein Name, Ishida, war nicht schwer herauszubekommen, schließlich nannte der Englischlehrer ihn immer so. Der Rest war schon etwas schwerer, und so gab ich mich lange Zeit damit zufrieden, nicht wirklich etwas über ihn zu wissen, denn, so sagte ich mir selbst, was brauchte ich schon Informationen über einen Jungen?
 

Es war eher Zufall, dass ich herausfand, dass er in der Grundschule meine Klasse geteilt hatte. Einige Tage später erwischte ich mich selbst dabei, wie ich Fotos von damals suchte, sie sogleich aber wieder weglegte, als es mir bewusst wurde. Wenig später, eines abends im Bett, kroch langsam die Erinnerung an einen längst vergangen Geburtstag zurück in meinen Kopf. An eine kindliche Naivität, ihm Schokolade aus dem Gesicht geleckt zu haben. Es war wie ein Nebel, aber ich erinnerte mich daran.

Und spätestens von da an, hatte er es ohne große Mühe geschafft und war in mein Leben, in meine Gedanken und Gefühle eingedrungen. Dass auch ich mich in ihn verliebt hatte, gestand ich mir bis zum Ende eigentlich nicht wirklich ein. Ich integrierte ihn einfach in meine Welt.

Ich ließ mir nichts anmerken. Meine Blicke mit ihm waren weiterhin selten, und mit dem Gedanken, zu ihm herüber zu gehen, spielte ich nur nebenbei. Ich erlaubte es mir selbst nicht.
 

Ich seufze, fingre nach meiner Zigarettenschachtel. Während ich früher nur selten rauchte, wurde es schließlich zur Gewohnheit.

Mein Blick schweift wieder zurück zu den Kindern. Es sind weniger geworden. Fünf. Sie sind vielleicht 12 Jahre alt. Damals spielte ich auch sehr gerne Fußball, sollte diese Leidenschaft nie wieder verlieren.

Dann, irgendwann Anfang meines vorerst letzten Sommers hier in Tokyo, gab es diesen heftigen Streit bei mir zuhause. Mein Vater hatte tatsächlich einen Job in England bekommen. Er verkündete mir, dass wir schon kurz vor Ende des Schuljahres nach England, genauer gesagt nach Lynton umziehen würden.

Für mich brach eine Welt zusammen. England? Was das bedeutete, war mir nur zu gut klar. Ich würde meine Freunde, mein zu Hause, einfach alles hier verlassen müssen. Ich wusste nur eines: das wollte ich auf keinen Fall! Bis zu unser Abreise und auch lange danach hat der Streit nie ganz aufgehört. Doch ich hatte schon verloren, als mein Vater den Vertrag unterzeichnet hatte. Ich war noch minderjährig, also ließen sie nicht zu, dass ich allein hier blieb.

Ich weiß noch genau, was mir am nächsten Tag, als ich wie immer unter Yamatos Blicken auf dieser Bank saß, durch den Kopf ging. Erst da wurde nämlich wirklich bewusst, was es heißen würde. Nicht nur, dass ich meine Freunde nicht mehr sehen würde, Kontakt halten wäre fast unmöglich vom einen Ende der Welt, zum andren. Und bei dem nächsten Blick in Yamatos Augen, durchzuckte mich ein Schmerz der Gewissheit, dass ich auch ihn wohl nie wiedersehen würde.

Ich beschloss, das alles für mich zu behalten, es zu verdrängen, solange es möglich sein würde.
 

Die restlichen zwei Monate vergingen viel zu schnell. Tag für Tag erlebte ich mit, wie meine Eltern planten, und später auch anfingen alles zu verpacken, schon nach Lynton zu schicken. Ich ging ihnen aus dem Weg so gut es ging.

Auch mein Zimmer wurde immer leerer, so dass ich mir darin fast verloren vorkam. Ab dem Zeitpunkt lud ich niemanden mehr zu mir ein. Nein, sie sollten es einfach nicht mitbekommen.

Fast jeden Tag, wenn ich in der Schule war, musste ich mich zusammenreißen, um meine gute Stimmung aufrechtzuerhalten. Ich glaube mein bester Freund merkte es, doch nachdem ich ihm auf seine Frage hin, mit einem Blick, der sagte ‚ich will nicht darüber reden‘, antwortete, sprach er mich nicht mehr darauf an. Er war die Person, die mir nach Yamato am meisten bedeutet hatte, und darum fiel es mir auch besonders schwer, ihm nichts zu sagen, mich nicht von ihm zu verabschieden und mich später nicht mehr bei ihm zu melden.

Trotzdem fiel es mir wohl immer noch am schwersten Yamato zu verlassen, auch wenn ich nie wirklich was mit ihm zutun hatte. Das merkte ich jedoch erst in den letzten Tagen. Trotzdem wollte ich ihn nun nicht mehr ansprechen. Ich wusste, dass es nicht nur mir so noch mehr wehtun würde. Nein, ich wollte ihn nicht verletzen. Er sollte mich in ferner Erinnerung behalten. Außerdem, was genau ich wollte, wusste ich da selbst noch nicht.

Am letzten Tag vor unserer Abreise schrie mein Herz geradezu nach ihm. Trotzdem sah ich ihn nicht länger an, ließ in meinem Blick nichts anderes mitspielen als sonst. Nichts sollte anders sein als sonst, nichts sollte auffallen.

Und doch hielt ich mich nicht an meine eigens gelegte Grenze, konnte es nicht, wollte es ebenso wenig.

Es war wohl eher eine Kurzschlussreaktion. Statt direkt nach Hause, ging ich an diesem Tag einen Umweg. Ich wusste genau, dass dieser Weg den von Yamato kreuzte. Ich hoffte innerlich, er würde mir begegnen.

Vielleicht war es Schicksal, dass es wirklich so kam, wahrscheinlich aber wohl weniger Übersinnliches.

Ich sah ihn, trat an ihn heran.

„Hallo!“

Ich weiß jetzt noch, wie wenig meine ruhiger Stimme doch zu meinem rasenden Herzen passte.

Yamato konnte sich nicht umdrehen, und er erwiderte auch nichts.

Ich folgte ihm in seine Bahn, wo wir eng aneinandergedrückt dastanden. Mein Verlangen nach ihm wurde immer größer und langsam malte sich in meinem Kopf ein Bild, was es war, dass ich von ihm wollte. Es war eindeutig zu viel für diese eine Nacht, die uns blieb.
 

Bei ihm zuhause verbrachte ich mit ihm die wohl schönste und zugleich grausamste Nacht in meinem Leben.

Er war so zart und liebevoll, so süß und warm. Seine heißen Lippen brachten mich um den Verstand. Ich spürte, dass er es genauso wollte wie ich. Ich verschwendete nicht einen einzigen Gedanken daran, dass er wie ich ein Junge war, mir war es schlichtweg egal. Ich konnte einfach nicht genug von ihm, von seinen Küssen bekommen.

Erst als wir nach vielen weiteren Küssen nackt zusammen auf dem großen Bett lagen und uns liebten, musste ich wieder daran denken, dass diese Zärtlichkeit nicht für länger bestimmt war. Ich musste ihn verlassen. Ich spürte Tränen, die ich nicht hervorließ. Besonders, als ich ihm sagte, er solle mir vertrauen. Ich weiß, er bezog es nur auf diesen einen Moment, und doch war das Wort Vertrauen in dieser ganzen Situationen wohl eines der unpassensten.

Danach lagen wir still nebeneinander. Yamato hatte die Augen friedlich geschlossen. Ich sah, dass er zufrieden war. Ich war es nicht. Ich hatte das Gefühl, auf der Stelle weinen zu müssen. Nun wollte ich ihn noch weniger verlassen als zuvor. Ich wollte bei ihm bleiben. Ich tastete seine weichen Lippen mit meinem Blick ab, seine feinen Gesichtszüge, seine wunderschön geschwungenen Wimpern. Er war einfach wunderschön. Mehr als das.

Ich bemerkte kaum, wie sich seine Augen öffneten, er mich kurz schweigend ansah. Erst als er leise meinen Namen flüsterte, holte er mich zurück. Ich glaube, er hatte nur zu gut gemerkt, dass ich mit meinen Gedanken an einem Fernen Ort war.

Und dann, nach einem weiteren zärtlichen Kuss, sagte er das, was ich nicht hatte hören wollen. Dass er mich liebte, das wusste ich nur zu gut, erwiderte ich seine Gefühle doch. Trotzdem wollte ich es nicht von ihm hören. Mit aller Mühe musste ich die aufsteigenden Tränen verdrängen.

„Schlaf“, flüsterte ich so zärtlich wie möglich, und tatsächlich, er kam dessen nach.

Ich weiß nicht, ob er mein geflüstertes ‚Ich liebe dich auch‘ noch gehört hatte, oder nicht.
 

Ich verließ seine Wohnung nur wenig später, hielt es nicht länger darin aus. Vorher jedoch erlaubte ich es mir, mich ein klein wenig besser umzusehen. Ich wollte mehr wissen, von dem Yamato, den ich eigentlich überhaupt nicht kannte. Noch jetzt weiß ich viele Einzelheiten, die ich mir genau eingeprägt hatte. Besonders an einem Foto, wo er mit seiner Familie drauf war, blieb mein Blick lange Zeit hängen. Und dann flüchtete ich fast, verschwand aus seinem Leben, und hatte eigentlich nie vor, wieder darin einzudringen.
 

In England lebte ich mich eigentlich recht schnell ein, was mich selbst wunderte. Zwar fiel ich immer wieder durch mein asiatisches Aussehen auf, doch daran gewöhnte ich mich schnell. Trotzdem blieb mein schlechtes Gewissen, alle ohne ein Wort verlassen zu haben, bis heute erhalten.

Ich hatte in den vergangenen Jahren einige Freundinnen, aber nur mit einer hielt die Beziehung länger als ein paar Monate. Ich denke, dass ich sie wirklich geliebt habe, doch immer waren meine Gefühle anders, als die für Yamato, den ich fast verzweifelt zu vergessen versuchte.

Ich weiß selbst nicht genau, wann ich den Entschluss fasste, zurück zu kehren. Von Ann hatte ich mich schon vor einigen Monaten getrennt. Es hatte am Ende einfach nicht mehr geklappt.

Was meinen Job angeht, so lief eigentlich alles gut, daran lag es nicht. Jedenfalls hatte ich mir vor einigen Wochen ein Ticket gekauft. Ziel: Tokyo. Wann und ob ich zurück nach Lynton gehe, kann ich nicht sagen.
 

Ich stehe langsam von der Bank auf, mache mich wieder auf den Weg in Richtung Ausgang. Es ist schon vor einiger Zeit dunkel geworden. Die Kinder sind schon lange weg. Meinen Kopf halte ich gesenkt, die Händen in den Jeans vergraben, den Kopf voller vergangener Erinnerungen. Als ich meinen Koffer erreicht habe, schleife ich ihn lustlos, nachdenklich hinter mir her auf die Straße. Irgendwohin.

Wie soll ich nun vorgehen? Was würde Yamato überhaupt sagen, wenn ich plötzlich wieder auftauchen würde? Wie-

„Autsch!“, fluche ich, auf dem Hosenboden mitten auf dem Gehweg sitzend.

Ich war so in meine Gedanken versunken, dass ich die Person gar nicht beachtet habe.

„Tschuldigung!“, höre ich die Stimme der andren Person und komischerweise kommt sie mir sehr vertraut vor. Aufregung und Angst macht sich in mir breit. Und wenn es doch nicht er ist? Wenn ich mich irre?

Ich traue mich kaum, meinen Blick zu heben, als plötzlich eine Hand in meinem Blickfeld auftaucht.

Ohne lange zu zögernd, ergreife ich sie, lasse mich auf die Beine ziehen. Und als ich nun langsam den Kopf hebe, um die Person anzusehen, scheint auch er mich zu erkennen.

Seine Augen weiten sich, der Druck seiner Hand, die immer noch um meiner liegt, lässt spürbar nach und sein Mund geht ein Stück auf, ohne aber einen Ton von sich zu geben. Er starrt mich einfach nur an.

Ich weiß nicht, ob ich blöd grinsen, ihn umarmen, mich gleich entschuldigen oder auch einfach nur weiter blöd gucken soll. Ich entscheide mich fürs letztere, sehe im genau in die erschrockenen Augen, die aber kaum merklich weichere Züge annehmen.

„Taichi?“, spricht er mit heißerer Stimme, immer noch ungläubig.

„Ja...“, erwidre ich, muss nun doch grinsen.

Im nächsten Moment finde ich mich in einer festen Umarmung wieder.

„Du verdammter Idiot!“, flüstert er voller Freude, was mich im Moment mehr überrascht als alles andere. Der erwartete Wutausbruch bleibt aus.

Ich lege meine Arme um ihn, halte ihn einfach nur fest. Ich genieße diese Umarmung, habe die Augen geschlossen und hoffe nur, dass er mich nicht gleich wegstößt und dann doch noch anschreit.

„Ich habe dich vermisst, Toshi...“, sage ich nach einer Weile leise.

Da drückt er mich nun leicht etwas von sich weg. Ich hätte ihn ohne Mühe küssen können, so nah ist sein Gesicht dem meinen.

„Ich dich auch... Aber wieso? Wieso hast du dich nie gemeldet?“ Plötzlich flackert in seinen Augen etwas auf, dass ich seit der Kindheit als Wut erkenne. Im nächsten Moment werden seine Gesichtszüge gröber und er stößt mich doch von sich. „Wieso, verdammt noch mal, hieltst du es nicht mal für nötig, deinem besten Freund auf Wiedersehen zu sagen?! Ich hab dich sogar verdammt doll vermisst!! Und nun? Nun tauchst du hier auf, als sei nichts geschehen??“

Er hat die Hände zu Fäusten geballt, funkelt mich an, eher noch aus Enttäuschung, als aus Wut. Das schlechte Gewissen in mir kommt wieder hoch, schnürt mir für einen Moment die Kehle zu. Ich senke meinen Blick ein wenig. Wenn es schon bei Toshi so schlimm wird, wie dann bei Yamato?

„Ich... es tut mir leid, Toshi...“

Ich sehe, wie er wieder an mich herantritt. Diesmal bin ich es, der ihn in die Arme schließt. Ganz fest, als hätte ich Angst, dass er weggeht. Und dann plappere ich wie ein Wasserfall. Nicht einmal Tränen kann ich unterdrücken, doch bei ihm macht mir das nichts. Auch nicht, dass wir hier mitten auf der Straße eng umschlungen stehen. Ich erkläre ihm das ganze so gut ich kann, verlange gar nicht erst, dass er mich versteht. Und er steht einfach nur da, hält mich fest und hört mir zu. Ganz langsam entspannt er sich, was mir zeigt, dass es zumindest okay ist.

Keine Ahnung, ob wir lange so da stehen. Mir zumindest kommt es ewig vor.

Schließlich löse ich mich vorsichtig wieder von ihm und sehe ihn an. Ein leichtes Lächeln liegt auf seinen Lippen, als er seine Hand hebt und mir vorsichtig die Tränen von der Wange wischt. Eine Geste, die mir im Moment mehr bedeutet, als alles andere, was er hätte machen oder sagen können. Er hat mir verziehen.

Kurz darauf schnappt er sich plötzlich meinen Koffer.

„So! Und nun kommst du mit zu mir!“, meint er lachend.

Er wohnt nicht weit weg. Er erzählt mir, dass er seit zwei Jahren mit Miya und Ryosei, zwei früheren Klassenkameraden von mir, zusammenwohnt.

Als wir die Wohnung betreten, schlägt mir Lärm und der Gestank von Zigaretten und Alkohol entgegen.

„Ach ja... Ryosei hatte vorgestern Geburtstag... er feiert heute...“, grinst Toshi mich an.

Ich gehe ihm hinterher ins Wohnzimmer. Durch den Dunst erkenne ich bekannte, älter gewordene Gesichter, doch noch bevor ich darüber nachdenken könnte, ob er vielleicht hier wäre, habe ich ihn schon entdeckt.

Ich erstarre. Er steht mir gegenüber, hat mich noch nicht bemerkt, obwohl er mir das Gesicht zudreht. Fast das ganze Zimmer und die Leute darin trennen uns. Er hat sich kein bisschen verändert, nur älter und attraktiver ist er geworden. Ein Arm liegt um seine Hüften, von einem Mann ausgehend, der vielleicht ein oder zwei Jahre älter sein mag. Yamato hat sich an dessen Schulter gelehnt, redet mit ein paar anderen Leuten. Er lacht, sein Gesicht ist unbeschwert und glücklich. Es tut weh.

„Taichi? Bist du das wirklich?“

Noch während ich die Stimme irgendeines Mädchens höre, hebt Yamato abrupt den Blick, als hätte auch er es gehört. Und dann entweicht ihm alle gesunde Farbe mit einem Mal aus dem Gesicht. Ich spüre förmlich wie sein Herz anfängt sich zu beschleunigen, wie er blinzelt, nicht glauben kann, dass ich hier wirklich stehe.

Im nächsten Moment werde ich gepackt. Es ist das Mädchen, dass mich gerufen hat. Es ist Miya. Ihr weicher Körper drückt sich an meinen, als sie mich wild umarmt.

„Mensch Tai!!“, ruft sie fröhlich, woraufhin noch ein paar andere auf uns aufmerksam werden. Ich kenne nicht wirklich viele hier, aber diejenigen kommen nun fast alle auf mich zu. Begrüßen mich freudig, fragend.

Nur Yamato bleibt wo er ist, und als ich das nächste Mal zu ihm hinübersehen kann, sieht er mich nicht mehr an. Das zärtliche Strahlen auf seinem Gesicht, als er mit dem Mann neben ihm spricht, gibt mir einen Stich ins Herz.

Dann, für die nächsten Minuten, werde ich wieder vollkommen beansprucht. Miya und die andren löchern mich mit Fragen. Ganz langsam drängen sie die Gedanken an Yamato in den Hintergrund, lassen sie jedoch nie ganz verschwinden. Wann immer ich zu ihm rübersehe, lacht er mit seinen Freunden, beachtet mich nicht. Und irgendwann ist er weg. Ich sehe ihn den ganzen Abend über nur wenige Male. Ob er mir aus dem Weg geht? Wäre ihm nicht zu verdenken, und ich kann es mir gut vorstellen.

Die meiste Zeit verbringe ich mit Toshi. Wir reden viel, aber ab und zu weichen meine Gedanken wieder zu Yamato ab, der hier irgendwo verschluckt ist. Ich glaube in solchen Momenten merkt Toshi, dass ich nicht ganz da bin. Er fragt aber auch nicht, was los ist. Vielleicht hält ihn irgendwas davon ab. Vielleicht merkt er auch einfach, dass ich nicht gefragt werden, nicht darüber reden will. Was ihn angeht, habe ich das Gefühl, nie weggewesen zu sein.

Irgendwann in der Nacht verabschiede ich mich. Toshi fragt, ob ich nicht hier bleiben will, doch ich lehne aufgrund eines gebuchten Hotels ab. Doch ich sehe Toshi an, dass er bestens weiß, dass so etwas mich eigentlich nicht vom Bleiben abhalten würde. Er fragt wieder nicht, verabredet sich mit mir für den nächsten Tag.

Der Grund meines Gehens ist natürlich nicht das Hotel. Mir ist einfach klar geworden, dass es nichts bringt, still drinnen herumzusitzen und Yamato zu beobachten, wenn er ausnahmsweise in meiner Nähe ist. Dort werde ich sicher keine Chance bekommen, mit ihm zu reden. Anders aber hier draußen.
 

Zum Glück ist es nicht besonders kalt trotz der frühen Jahreszeit und der späten Stunde. Ich lasse mich auf einer kleinen Mauer gegenüber des Hochhauses nieder, lasse von da an den Ausgang nicht mehr aus den Augen. Es ist vielleicht dämlich und vor allem überflüssig mit ihm reden zu wollen, aber schließlich war er der Grund, warum ich wieder da bin. Das soll er wenigstens wissen.

Nach gar nicht mal so langer Zeit sehe ich ihn aus dem Eingang treten, bei ihm der Mann, der ihn schon die ganze Zeit begleitet hat. Also wirklich sein Freund. Trotzdem hält es mich nicht davon ab, jetzt von der Mauer zu springen und zu ihm hinüber zu gehen. Einige Meter vor den Beiden bleibe ich stehen und auch Yamato erstarrt. Der Fremde sieht mich irritiert an.

„Und du bist?“, fragt er nicht gerade freundlich, als würde ich ihn bedrohen. Sein Griff um Yamatos Schulter wird deutlich fester, beschützender.

Doch ich antworte nichts, sehe Yamato einfach nur tief in die Augen, wie ich es auch früher immer getan habe. Dieses Mal jedoch versuche ich so eine Botschaft zu versenden. ‚Bitte rede mit mir!‘

Entweder er bemerkt meine Bitte nicht, oder er ignoriert sie, denn nach einigen Sekunden sehe ich ihn schwer schlucken, bevor er kaum merklich den Kopf schüttelt, nach dem Arm seines Begleiters um seiner Schulter greift und mit ihm zusammen an mir vorbei geht.

Meine Kehle fühlt sich wie ausgetrocknet an.

„Yamato!“, rufe ich laut genug, damit er mich hört. Mein Hals kratzt grundlos.

Fast hätte ich es nicht erwartet, doch Yamato bleibt nach einigen weiteren Schritten stehen, den Rücken mir weiterhin zugedreht.

„Was willst du?“

Sein unterkühlter Ton lässt mich zusammenzucken. Ich hatte damit gerechnet, dass er sauer sein würde, jedoch so sehr? Vorsichtig mache ich einen Schritt in seine Richtung, bleibe dann aber doch stehen. Yamatos Begleiter wirkt leicht verwirrt, sieht erst ihn lange fragend an, dann mich.

„Yamato... Bi... Bitte lass uns reden...“

„Worüber?“

„Über alles.... dich... mich... uns...“ Ich werde immer leiser, am Ende flüstre ich nur noch.

„Es gab nie ein uns“ Die Bitternis lässt sich deutlichst heraushören. Bin ich ihm also doch noch nicht ganz egal geworden?!

„Bitte...“, flüstere ich mit gesenkten Kopf, fast tonlos. Im Moment habe ich das Gefühl, dass ich sogar vor ihm auf die Knie fallen würde, solange er mir nur zuhört.

Als ich wieder aufsehe, erkenne ich voller Verwunderung, wie der andere Mann in der Dunkelheit verschwindet. Yamato hat sich mir zugedreht. Ich kann seine Augen nicht erkennen, Schatten bedecken sie.

„Dann lass uns reden...“ Immer noch diese Bitterkeit.

„Können wir nicht irgendwo anders....“ Fast hilflos zucke ich die Schultern.

Yamato seufzt, dreht sich um und geht. Ich folge, bin bald auf gleicher Höhe mit ihm. Wir schweigen.

Jetzt, da ich ihm so nahe bin, fallen mir Veränderungen auf, die die Jahre verständlich mit sich gebracht haben. Seine Haare sind etwas länger geworden, hängen ihm ins Gesicht, nun, da er zum Boden sieht. Außerdem ist er, wenn auch nur minimal, größer als ich, während er früher fast zehn Zentimeter weniger maß. Ein Ohrring blitzt mir hier auf seiner rechten Seite entgegen, sowie eine Narbe, die ich erst einen Moment später an seinem blassen Hals erkenne. Sie wirkt nicht viel älter als ein paar Monate.
 

Bald kommen wir an einem anderen Hochhaus an. Yamato schließt die Eingangstür auf, geht zum Fahrstuhl. Hat er mich tatsächlich zu seiner Wohnung geführt? Es tut irgendwie gut zu wissen.

Im Fahrstuhl beobachte ich ihn weiterhin. Komischerweise muss ich wieder an früher denken. Es ist als hätten wir die Rollen getauscht. Nun bin ich der stille Zuschauer. Es gibt nur einen Unterschied: Er lässt nicht zu, dass Blickkontakt entsteht, sondern starrt stur gegen die cremefarbene Wand.
 

Ein gleißendes Licht breitet sich durch die Zimmer aus, nachdem wir die Wohnung betreten haben. Yamato zieht seine Jacke aus, wirft sie über eine Art Korbsessel und geht geradewegs ins Wohnzimmer. Zögernd folge ich ihm, sehe mir alles genau an.

Er sitzt auf einem dunkelgrünen Sofa, das sich mit dem knalligen Rot seines Hemdes, dass mir in Toshis düsterer Wohnung kaum aufgefallen ist, sticht.

Vorsichtig, als hätte ich Angst, er könne es verbieten, lasse ich mich neben ihn auf das Sofa sinken. Er scheint schon etwas verärgert, dass ich nicht den Sessel gewählt habe, und rückt ein kleines Stück von mir weg.

Wir schweigen weiterhin.

„DU wolltest reden, nicht ich!“, unterbricht er dann doch ziemlich schnell die unangenehme Stille, weiter unterkühlt.

„Ja..... ich... wollte mich entschuldigen...“, sage ich leise, komme mir im nächsten Moment so vor, als würde ich heucheln. Ob er das auch denkt?

„Ah ja... und wofür?“

Zum ersten Mal sieht er mir direkt in die Augen und was ich darin sehe, ist fast wie ein Schlag in den Magen. Sein Blick ist in Gleichgültigkeit getränkt.

„Ich... Das... ach verdammt!“

Ich springe auf, nur um seinem Blick zu entkommen. Die Augen einfach abwenden hätte ich nicht geschafft. Ich spüre diesen tiefen Schmerz in meinem Herz, spüre wie er sich um mein Herz zu schnüren beginnt.

Ich drehe mich wieder zu ihm um. „Ich liebe dich!“, höre ich mich selbst sagen.

Er steht auf, sein Blick trifft mich erneut, schmerzt erneut. Er scheint meine Worte gar nicht verstanden zu haben.

„Taichi... ich habe einen Freund! Du hast ihn vorhin gesehen... Ich bin glücklich mit ihm! Denkst du, ich gebe alles nur wegen dir auf?“

Ich schlucke, kämpfe mit meiner eigenen Wut, seines Tons halber. Ärgre mich, dass ich es ihm gesagt habe.

„Und was anderes fällt dir jetzt nicht ein?“, gebe ich fast hilflos von mir.

„Was soll ich denn deiner Meinung nach tun?“ Sein Blick ist weiterhin kühl.

„Was weiß ich!“ Ich spüre Tränen in mir. „Ich... ich wollte nur mit dir reden... dir sagen, dass ich wegen dir zurückgekommen bin...“

„Was damals war, ist Vergangenheit... Dass du noch daran hängst, dafür kann ich nichts...“ Ich spüre die Härte mit der er spricht. Es tut weh.

Ich schweige einen Moment, weiß nicht, was ich tun soll. Irgendwie komme ich mir auf einmal merkwürdig vor. Ich habe doch alles gesagt, was ich wollte. Was mach ich eigentlich noch hier?

Ich trete näher an ihn heran.

Nun, da ich ihm genau gegenüberstehe, fällt mir ein Schatten auf. Er schlägt sich ganz fein auf Yamatos rechten Wangenknochen nieder. Eine weitere Narbe. Wie von selbst hebe ich die Hand. Er zuckt zusammen, als hätte er es nicht kommen sehen. Vorsichtig berühren meine Fingerspitzen die Narbe an seiner Wange.

So verweilen wir nur den Bruchteil einer Sekunde, bis er fast erschreckt reagiert und meine Hand wegschlägt. Er tritt einen Schritt zurück. Funkelt mich an.

„Wer hat dir das angetan?“, frage ich vorsichtig, gar nicht beachtend, dass er mich weggestoßen hat.

„Es war nur ein Unfall mit dem Motorrad“, meint er, jedoch weniger energisch.

Ich wage den nächsten Schritt auf ihn zu, berühre die Narbe erneut. Diesmal weicht er nicht zurück, schlägt meine Hand nicht fort.

„Ich habe dich so vermisst...“, flüstre ich, warte auf eine Regung seinerseits. Diese bleibt aus. Er sieht mich nur an. Schweigend. „Hast du mich damals geliebt?“, frage ich plötzlich, weiß selbst nicht wirklich warum.

Yamatos Augen weiten sich kaum merklich. Die einzige Reaktion die er zeigt. In seinen Augen flackern vergangene Erinnerungen wieder auf.

„Du willst wissen, ob ich dich geliebt habe?“ Seine Stimme ist fest, als er die Stille unterbricht. „Ja Tai, damals habe ich dich geliebt... als du weg warst habe ich geweint, abends, wenn ich allein in meinem Bett lag und an nichts andres denken konnte, als an dich... damals...“

Eine Träne. Kein einziger Vor- oder Nachboten davon, einfach nur diese Träne, die schweigend seine Wange hinunterrinnt, schließlich auf seine Lippen trifft.

Vorsichtig streiche ich mit meinen Fingern hinab, lege sie unter sein Kinn. Mit dem Daumen lasse ich die Träne verschwinden. Ich sehe ihm weiterhin in die Augen Ich erkenne nichts darin, er lässt mich an seinen Gedanken nicht teilhaben. Seine Augen schließen sich.

Meine Lippen berühren seine.

Kein Reaktion.

Und dann stößt er mich weg. Ich spüre ein Brennen auf meiner Wange.

Kurz sehe ich, wie die Gleichgültigkeit in seinem Blick etwas andrem weicht, etwas undefinierbaren. Dann senkt er den Kopf. Die Geste, in der er seine Arme ein ganz kleines bisschen hebt, wirkt hilflos. Er sieht mich wieder an. Die Gleichgültigkeit ist Wut und Enttäuschung, sowie einem Funken Traurigkeit gewichen. Mir wird erst jetzt wirklich klar, was ich ihm damals angetan habe.

„Was soll das Taichi? Was willst du von mir? Denkst du, ich habe die ganze Zeit auf dich gewartet? Es sind sechs verdammte Jahre vergangen! Ich bin nicht mehr nur der stille Junge von damals. Ich würde dich nicht nur noch still anschmachten... heute würde ich zu dir kommen, wenn ich es will... doch Taichi...“ Er atmet einmal tief durch. „...denkst du wirklich, dass ich das jetzt noch tun würde? Jetzt? Nach all den Jahren?“

„Ich... weiß es nicht...“, flüstere ich leise, spüre den Kloß tief in meiner Kehle.

„Nein Tai... ich kann es nicht... und ich will es auch nicht! Verlang es nicht von mir!“

Damit stehen wir uns gegenüber, schweigend, mit diesen Worten in der Luft hängend zwischen uns. Ich sehe ihn an, sehe in seine Augen, das Blau, das mir entgegenfunkelt. Und nun ist es plötzlich nicht mehr schwer dahinter zu lesen. Ich erkenne auf einmal so vieles, erkenne, was in ihm vorgeht. Nun lässt er mich teilhaben.

Und ich verstehe.

Vorsichtig gehe ich wieder einen Schritt auf ihn zu, sehe ihn weiterhin an. Wieder hebe ich meine Hand, streiche ihm durch die weichen Haare. Ich versuche ein sanftes Lächeln.

Dann drehe ich mich um.

Der Weg zur Tür kommt mir lang vor, doch als ich sie erreicht habe, bleibe ich stehen. Es war fast wie ein zucken hinter mir. Doch alles bleibt weiterhin im Stillen. Yamato bleibt still. Für ihn ist es Vergangenheit.

Ich gehe.

Den Tränen in mir lasse ich nicht zu, dass sie herauskommen. Ich trete hinaus. Die frische Nachtluft umhüllt mich. Die Kälte tut gut. Einen Moment bleibe ich am Eingang stehen, starre hinauf in die Sterne. Irgendwie habe ich das Gefühl noch nicht alles erledigt zu haben.

Schritte.

Ich senke meinen Blick und erkenne Toshi. Er steht nur unweit von mir entfernt. Es wundert mich nicht, dass er hier ist. Er war schon immer bei mir. Sein Gesicht ist liebevoll verzogen, aber er lächelt nicht. Ich gehe auf ihn zu, bleiben einen Moment still vor ihm stehen. Er sieht mir tief in die Augen, scheint alles darin zu erkennen, was er wissen will.

Dann lächelt er doch, ganz schwach. Ich erwidere es.

Und dann gehen wir los. Schweigend. Dicht nebeneinander.

Plötzlich spüre ich ein unbekanntes Gefühl des Friedens in mir.
 

ENDE - 24. April 2003



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von: abgemeldet
2009-05-17T10:17:31+00:00 17.05.2009 12:17
Hallo^^
Heute nehme ich mir mal diese deiner FFs vor :) Mal sehen, was du hier so zusammengewürfelt hast!

<nein, du wolltest dir selbst die Schuld geben...> Das ist das typische GroßeBrüderSymptom... ich hab zwar keinen großen bruder, aber ich bin selber große Schwester und ich verstehe das vollkommen^^
<TKs Tod ist es zu verdanken, dass wird Freunde wurden...> Schade eigentlich, dass uns immer nur die schrecklichen Ereignisse unseren Mitmenschen näher bringen...traurig...
<Mittlerweile weiß ich es besser...> Oh, das hört sich ja nicht gut an, was die Fortsetzung der FF angeht... hm, na ja, mal schaun^^

<vom Sternchen, wie du dich vorher nanntest, zum Star...> Das passiert leider in 95% der Fälle... es gibt ein paar Ausnahmen, aber wie gesdagt nur sehr selten, aber nur diese 5% können ihr Glück wirklich genießen... der Rest geht meist daran kaputt und zieht andere noch hinterher...
<Damals wäre ich nie auf solche Gedanken gekommen. > Ein kleines Naivchen^^

<Noch nie hatte ich so sehr den Faden zur Realität verloren.> Ein schönes Gefühl, oder?^^ Einfach mal so ganz ohne Gedanken träumen :)
<Es war die Hand eines Mannes, die ich hielt!> Oh ja, gaaaanz schrecklich, böse, böse böse... *schimpf* XD Meine Güte, der hat ja noch Komplexe^^ Der arme Kerl, aber Taichi könnte es ihm ja wirklich ein bisschen leichter machen :)
<Nach einer Weile legte ich mich auf die Decke, mein Gesicht neben seines.> Ist aber ein großes Sofa ;)
<Du hast keinen Bruder verloren...> ??? Was soll mir denn dieser Satz sagen??? Totale Verwirrung! Hat der deswegen geweint??? ich verstehe nur Bahnhof -.-'
<Er hat sich in dich verliebt!> Hey! Das macht man aber nicht... das hätte Tai ihm ruhig selber sagen sollen...
<Wieso sollte er das dann getan haben?> Hm, lass mich mal überlegen... vielleicht weil er gerade anderes im kopf hatte, das Ganz ja durchaus überraschend kam, weil er dachte, du machst das aus Mitleid, er genau so viel Schiss hat, wie du, er deine Unsicherheit gespürt hat und dich nnicht überfordern wollte... muss ich noch weiter machen?^^
<Dabei hatte wahrscheinlich jeder Junge mehr Erfahrung mit der Liebe als ich.> Manchmal glaube ich das auch^^
<Er hatte tatsächlich aufgelegt.> Ja, meine Güte, und keinetr kann es ihm verdenken! Ich an seiner Stelle hätte spätestens da auch aufgelegt. So ein idiot! Lässt den doch glatt in dem Glauben, dass er sich ganz umsonst Hoffnungen macht, nur weil er zu feige ist, offen mit ihm zu reden... toller Anfang für eine Beziehung...
<"Taichi...", flüsterte ich. "Ich... ich bin ein solcher Idiot gewesen..."> Bitte bitte vergib mir, aber diese Stelle erinnert mich total an Jane Austens 'Stolz und Vorurteil' ... ich hab jetzt bestimmt eine halbe Stunde überlegen müssne, woher ich diesen Satz kenne - in so einer Situation und alles - und ha! Es ist mir eingefallen ;)
<Ich hoffe ihr fühlt euch nicht zu verarscht und euch gefällt die Story dennoch...> XDD Da ich Digimon gar nicht soooo genau kenne, sehe ich diese FF sowieso als Original an und von daher kann ich nur sagen, dass ich die toll fand ;) Mit eine deiner Besten^^

<doch nun wurde ihm nur noch Verachtung entgegengebracht.> Tja, manche Menschen verstehen das halt nicht... aber dafür sollte man sie doch auch nicht direkt verurteilen, oder? Wir sind halt alle anders und andere sind nicht so tolerant wie andere... es ist halt ein schmaler Grad :)
<Du musst sie brechen, damit du nicht selbst verletzt wirst.> So ein Idiot! Nur weil er selber zu viel Shciss hat, um mit dem anderen Schluss zu machen, tut er ihm so weh... so ein Hornochse!
<Arisa, Yamatos Schwester! "Du traust dich also echt noch hier her?"> Der Drache vor dem Schloss der weinenden Prinzess- ach nein, des weinenden Prinzen^^
<Eigentlich hatte er sich vorgenommen nicht auf Yamatos Provokation zu reagieren, so zu tun, als wäre es ihm egal.> Tja, aber Provokationen bbewirken nun mal meist genau das Gegenteil, siehe hier^^ Kaum einer schafft es, sich so etwas nicht zu Herzen zu nehmen und einfach cool darüber hinwegzusehen...
<Ein neuer Anfang, mit einem unter allen Umständen zu haltenswerten Versprechen.> Tja, dann hoffe ich ja mal für beide, dass Taichi sein Versprechen halten wird...

<damals, als er braungebrannt, wie er es Sommer und Winter ist,> Oh man, darum beneide ich jeden! Ich werde nie braun - egal was ich versuche -.-' Frechheit!
<Ich habe schon mal darüber nachgedacht, ob ich ihn fragen sollte, ob er mir Nachhilfe geben würde> Womit wir am Anfand der anderen FF wären ;)
<Dann sei Mein für heute Nacht...> Öhm, tja, komisch formuliert und ich finde es auch ungerecht so etwas zu fordern, aber na ja...
<Ich sah Taichi nie wieder. > War ja klar... irgend einen Grund musste es für diese Bitte ja geben... Amerika also, hm? Tja, sollte weit genug weg sein...

<England> ??? Nicht Amerika?
<Nun wollte ich ihn noch weniger verlassen als zuvor.> Tja, wie du schon gesagt hast, dadurch wurde es für beide schwerer^^
<Ich weiß nicht, ob er mein geflüstertes ‚Ich liebe dich auch‘ noch gehört hatte, oder nicht.> Also war es doch keine Einbildung^^
<Plötzlich spüre ich ein unbekanntes Gefühl des Friedens in mir.> Schön, wenn man solche Freunde hat^^ Aber wirklich schade, dass das mit den zwei nichts mehr geworden ist, aber es wäre viel zu vorhersehbar gewesen... So ist die Geschichte wenigstens abgeschlossen :)
Ich hoffe, du freust dich ein bisschen über mein Geplapper hier... ich hatte mir mal vorgenommen, all deine FFs zu lesen und mit diesem Kommi hier, bin ich wieder einen Schritt weiter^^
LG cada :)
Von: abgemeldet
2008-09-05T18:04:18+00:00 05.09.2008 20:04
mhm... die beiden hast du fein getroffen aber das jetzt...
mensch ich heule glaub ich bei jeden kommi das ich dir schreibe ^^'
irgendwie ist das peinlich...
warum schreibe ich es dann?
evtl. weil du dann weißt das die gefühle so gut rüber kommen.
;_;
Die sammlung ist genail.
:3

Liebste Grüße
Luna
Von: abgemeldet
2007-06-28T12:15:52+00:00 28.06.2007 14:15
wie traurig *snif* ich weiß garnicht mit wem ich mehr mit leidem soll ;_;
ich glaube nicht das mAtt nix mehr für TAi empfindet.... sonst hätte er denke ich anders reagiert, aber ich glaube er kann ihm das einfach nicht verzeihen ;_;
oder so was... oder das die gefühle nicht mehr ausreichen, was weiß ich denn
Auf jeden fall finde ich es tot traurig, ich hab die ganze zeitn gehoft das sie vll doch noch wieder zusammen kommen, das tai ihm das alles genauer erklärk und.... dann geht er uû

Du schreibst echt supa, hab mir di ganze sammlung komplett durchgelesen ^^
mach so weiter ^__________^

P.S: in meiner gedanklichen weiterführung der geschichte kommen sie doch wieder, bzw erstmalig richtig zusammn
Von:  bebi
2007-06-10T23:52:35+00:00 11.06.2007 01:52
T.T so traurig. verdammt noch mal verdammt gut geschrieben. aber ich traue mich kaum eine der anderen anzufangen. kann mit traurigen enden nich so gut umgehen. ;) vor allem wenn sie so gut geschrieben sind. ich sterbe mit. au man. auf jeden fall kompliment! sag bescheid, wenn du mal eine taito mit rosa happy ending schreibst, ich bin dabei ;)
ganz liebe Grüße
bebi
Von:  x_miyuchan_x
2007-04-05T18:07:07+00:00 05.04.2007 20:07
*heuls* och manno...du kannst die beiden doch nicht so leiden lassen! ist matt wirklich nicht mehr in tai verliebt? das ist soooo schade *schnüff*
leider kann ich mich immer nur wiederholen, was deine ffs betrifft: erstklassig, wahnsinnig schön, hammermäßiger schreibstil ^^
Von:  inulin
2006-11-16T17:33:33+00:00 16.11.2006 18:33
oooh mann... T~T
ich bin ja absolut kein fan von digimon, ne? aber das berührt...
ich hab se mir alle, ausnahmslos, reingezogen und ich liebe diese sammlung an ffs!
ist von allem was dabei.
liebe, wut, eifersucht, enttäuschung... *.*

wenn ich es nicht schon gewesen wäre... ich wär genau jez zu einem fan geworden!! ^^
Von:  Leeny
2006-10-24T02:35:08+00:00 24.10.2006 04:35
Hui, na das is ja mal wieder eine Überraschung, ich muss zugeben ich hab mich gefreut, nach so langer Zeit. Wieso hast du eigentlich deine Seite geschloßen? Die beste Seite, dies zu dieser Zeit gegeben hatte.

Leeny


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