Zum Inhalt der Seite

Das Tatsumi-Gen

*NEU* Rick & Phil-Special!
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Die Hochzeit, ein Gespräch zwischen Brüdern und der obligatorische Brautstrauß

Anmerkung: Aaalso, gleich vorweg: Mir ist natürlich klar, dass sich unser guter Soichi "in Wirklichkeit" nie so aufführen würde wie in diesem letzten Kapitel. ^_^''' Daher auch die OOC-Warnung (betrifft den LIME-Teil). Aber "dieser Soichi" ist ja sozusagen nur eine Weiterentwicklung des Soichis aus dem vorangegangenen Kapitel. Und da deutete sich das OOC ja schon an (nur angedeutet??). Aber das ist ja schließlich 'ne Fanfiction, da kann ich das ja ruhig machen. *grins*

Ach, und bevor einer was sagt: Ich will keine alten Leute und Behinderten diskriminieren (= Moris Oma).

Das Kapitel hier ist irgendwie seltsam geworden, Entschuldigung... ^^'''
 

(Disclaimer, Warnungen etc.: siehe Kapitel 1 - hier gelten insbesondere die Warnungen WAFF und OOC!)
 


 

Es war der Tag der Hochzeit. Kunihiro und Sayako hatten sich das Ja-Wort gegeben, man hatte zu Abend gegessen, und nun saß die ganze Gesellschaft im riesigen Garten hinter dem Haus, in dem das junge Paar schon seit einigen Monaten zusammen lebte. Es war dunkel geworden, und der Garten wurde von zahlreichen Lichterketten und einem vollen Mond erhellt.

Die Begegnung mit Morinagas Eltern war besser gelaufen, als erwartet. Zwar waren sie Soichi gegenüber noch etwas distanziert, aber nicht wirklich ablehnend. Vielleicht hatten sie nach all den Jahren resigniert und sich mit den Tatsachen abgefunden.

Morinaga hatte inzwischen fast alle Verwandten mit seinem Freund bekannt gemacht, und jetzt standen beide etwas abseits der Party und nahmen in aller Ruhe einen Drink zu sich. Strahlend kam das Brautpaar auf sie zu.

„Na, schon müde vom feiern?“ fragte Kunihiro.

„Nein, nein. Soichi wollte hier nur kurz eine rauchen.“

Die Braut lächelte Soichi an. „Ach, Doktor Tatsumi, wir haben uns vorhin gar nicht richtig unterhalten können. Kommen Sie, lassen wir die Männer doch einen Augenblick alleine.“

„Die Männer?“ fragte Soichi etwas irritiert.

„Wir wollen ein wenig spazieren gehen.“ Sie hakte ihn unter und ging plaudernd mit ihm davon.

„Unsere Frauen verstehen sich ja blendend“, meinte Kunihiro zu seinem Bruder.

„Psst! Mensch, sei froh, dass er das nicht gehört hat! Außerdem möchte ich auch nicht, dass du so redest.“

„Okay, ist ja gut. Und wieso soll er das nicht hören? War doch nur ein Witz.“

„Weil er, wie soll ich sagen, in diesen Dingen manchmal etwas überreagiert.“ Und er erzählte Kunihiro von der Auseinandersetzung mit Professor Suzuki und den vier Studenten vor einem Monat. „Wenn es bis dahin noch nicht jeder auf der Uni wusste, dass wir beide zusammen sind, dann weiß es nach dieser Sache auch der letzte Student.“

„Oha.“

„Die haben jetzt alle mächtig Respekt vor ihm. Die anderen Studenten sowieso, aber die Professoren trauen sich auch nicht richtig an ihn ran. Die wissen genau, was sie an ihm haben. Denen ist klar, dass er als nächstes habilitieren wird.“

„Da hat er sich aber was vorgenommen, alle Achtung.“

„Er sieht sich schon als Universitätsprofessor. Und diese alten Professoren bei uns in der Chefetage werden sich hüten, ihn zu vergraulen. Auch wegen seines Vaters, der ist wegen seiner Veröffentlichungen in der Fachwelt bestens bekannt.“

„Ach ja? Was macht sein Vater?“

„Irgendwas mit Archäologie oder Dinosauriern oder so. Ehrlich gesagt, ganz genau hab ich auch nicht verstanden. Jedenfalls ist allen klar, dass Soichi von jeder Uni auf der Welt mit Kusshand angenommen werden würde. Trotzdem übertreibt er es, finde ich. Ich würde das bestimmt nicht wagen. Nun ja, der tagtägliche Nervenkitzel hat auch was. Nie zu wissen, ob man am nächsten Tag die Uni wieder betreten darf oder nicht. Trotzdem, ich bin nicht wirklich zufrieden damit, wie es jetzt läuft. Ich meine, er kann sich das ja nur erlauben, weil er mit ziemlicher Sicherheit in ein paar Jahren Professor sein wird. Wenn er irgendein unbekannter, weniger begabter Student wäre, würde er sich garantiert nicht so weit aus dem Fenster lehnen. Na ja, was soll’s. Als die lesbisch-schwule Studentenverbindung von seinem Treiben Wind bekommen hat, wollten sie ihn sofort als Ehrenmitglied aufnehmen. Und das sogar, obwohl er schon lange kein Student mehr ist.“

„Ihr habt eine lesbisch-schwule Studentenverbindung an eurer Universität?“

„Hatten wir.“

„Und hat er sich über darüber gefreut, dass er Ehrenmitglied geworden ist?“

„Sollte man eigentlich meinen, nicht wahr? Aber genau das Gegenteil war der Fall. Er ist völlig aus der Haut gefahren und hat die Jungs und Mädels erstmal richtig zusammengefaltet. Du kennst ja seine Art.“

„Allerdings…“

„Er hat… warte mal, wie waren seine Worte? ‚Leute wie ihr seid doch daran schuld, dass wir nicht als normal angesehen werden! Wenn ihr euch hier selbst abgrenzt mit eurem bescheuerten Verein, zeigt ihr doch aller Welt, dass ihr was Besonderes seid! Und eben nicht normal! Ihr Idioten!’ Ja, so hat er es gesagt.“

„Irgendwie ist da was Wahres dran.“

„Stimmt. Erst waren sie alle schockiert, aber dann fanden sie auch, dass er Recht hat und haben mit sofortiger Wirkung die Verbindung aufgelöst. Aber wenn du mich fragst, ging der Schuss für Soichi trotzdem nach hinten los.“

„Wieso?“

„Sie haben jetzt so eine Art internen Fanclub von ihm gegründet. Die Mitglieder sind dieselben wie vorher in der Studentenverbindung. Sie sehen in ihm so eine Art… Guru.“

„Unglaublich…“

„Ja, man sollte es nicht für möglich halten, wie sich ein Mensch ändern kann. Oder, nein, es ist bei ihm wohl mehr so, dass er jetzt einfach das auslebt, was er sich früher nie getraut hat. Aber wie gesagt, er könnte sich etwas zurückhalten. Immerhin ist er inzwischen viel umgänglicher geworden. Ich meine, ich nehme ihn schon einmal am Tag ran, das hält ihn einigermaßen ruhig.“

„Du… was?!“

„Na, jetzt tu mal nicht so, als wären wir noch kleine Jungs. Was ist denn dabei? Du schläfst doch auch mit Sayako oder nicht?“

„Ja, natürlich, aber… ich… es ist nur so, dass ich… nie darüber nachgedacht habe… wie ihr beide…“ Der Bräutigam räusperte sich. „Wie… sag mal, äh… also, wer von euch…?“

„Ich liege oben.“

„Aha“, machte Kunihiro perplex.

„Überrascht?“

„Äh… nein. Nur, wenn man ihn so sieht, kann man sich ihn in dieser Position kaum vorstellen.“

„Oh, wenn du wüsstest…“

„Na ja, das stelle ich mir lieber doch nicht vor. Nimm es mir nicht übel, ja? Wenn ich daran denke, wie zwei Männer… nein…“

„Keine Sorge, ich verstehe schon, wie du das meinst.“

„Obwohl, zwei Frauen, das ist dann wieder was anderes.“

„Damit kann ich wiederum nichts anfangen.“

Sie mussten beiden auflachen.

Morinaga sah sich um. „Masaki ist also nicht gekommen.“

„Nein, leider. Er hat vor ein paar Tagen angerufen und abgesagt. Er meinte, es würde ihm nicht so gut gehen.“

„Das hätte ich mir denken können. Hat er dir sonst noch was gesagt?“

„Nein, wieso? War was?“

„Er war bei mir.“

„Ja?“

„Dummerweise ist er mit Soichi aneinander geraten. Das Ergebnis war eine tiefe Fleischwunde bei Soichi und eine gebrochene Nase bei Masaki. Von diversen Prellungen und blauen Flecken ganz zu schweigen. Wir, also Soichi und ich, sind dann noch spät abends im Krankenhaus gewesen, und da sind sich die beiden wieder über den Weg gelaufen. Ein Glück, dass da ein paar kräftige Ärzte und Pfleger waren, die schlimmeres verhindert haben. Hätte nicht viel gefehlt, und die hätten die Polizei gerufen.“

„Das ist echt heftig.“

„Masakis Nase ist wohl wieder normal zusammenwachsen. Zumindest haben die Ärzte gesagt, dass es so sein würde. Aber Soichi hat eine lange Narbe an seinem Unterarm zurückbehalten. Genäht werden musste die Wunde auch.“

„Puh… Dann ist es vielleicht doch besser, dass Masaki heute nicht hier ist.“

„Ja, sehe ich auch so.“

„Hm. Du, aber mal was anderes. Ihr zieht jetzt in eine gemeinsame Wohnung, hast du neulich erzählt?“

„Ja. Wir hatten erst überlegt, ob meine Wohnung ausreicht. Aber auf Dauer ist sie für zwei Leute doch zu klein. Und dann ist da auch noch Soichis kleine Schwester Kanako. Also haben wir uns alle zusammengesetzt und es miteinander besprochen. Das heißt, Soichi und ich, seine Schwester, sein Vater und dessen Lebensgefährte.“

„Wie, Lebensgefährte? Heißt das, der Vater ist auch so?“

„Ja, das liegt bei denen irgendwie in der Familie, frag mich nicht. Jedenfalls haben wir erst überlegt, dass der Vater und Wang, so heißt sein Lebensgefährte, zusammen mit Kanako in der Wohnung bleiben, in der jetzt Soichi und seine Schwester wohnen. Dann hätten Soichi und ich uns was Neues gesucht. Aber Wang hat ziemlich viel Geld, und Soichis Vater ist auch nicht gerade arm. Also haben sie kurzerhand ein großes Haus mit zehn Zimmern am Stadtrand gekauft. Kanako ist total glücklich, dass sie jetzt gleich zwei Väter hat. Soichi hat seinen Vater nämlich kräftig ins Gebet genommen, und ihm gesagt, dass er sich auch mal um seine Tochter zu kümmern hat. Der wollte erst nicht, meinte, zwei Männer könnten kein Kind aufziehen, aber Soichi hat es dann doch geschafft, ihn zu überzeugen. Wang hat schon versprochen, dass er sie immer zur Schule fahren wird, und so weit weg ist das neue Haus auch nicht. Und ich werde zu Soichi in die Wohnung ziehen. Ich bin schon dabei, meine Sachen rüberzuschaffen. Den Mietvertrag für meine Wohnung habe ich gekündigt, der läuft Ende des Monats aus.“

„Aber was wollen die drei denn alleine in so einem riesigen Haus?“

„Also, da ist noch eine andere Sache… Ich habe dir ja erzählt, dass Soichi vorhatte, zu heiraten. Daraus ist bekanntermaßen nichts geworden. Und nun halt dich fest. Sein Vater wird diese Frau heiraten.“

„Ist nicht dein Ernst!“

„Ich konnte es zuerst auch nicht fassen.“

„Du hast doch gesagt, er lebt mit einem Mann zusammen.“

„Ja. Aber sie will nur Kinder, keine Beziehung. Und er will genau das gleiche. Sie wird mit einziehen, in eine abgetrennte Wohnung. Nächstes Wochenende heiraten sie. Ohne Zeremonie. Sie unterschreiben nur einen Vertrag. Weißt du, das komische ist, sie wird dann, rein rechtlich gesehen, Soichis Stiefmutter. Und sie ist jünger als er.“

„Das sind… sehr merkwürdige Familienverhältnisse.“

„Ja, schon. Aber so sind alle glücklich.“

„Und dieser Wang? Passt dem das denn?“

„Ach, du, ich glaube, dem ist das ziemlich egal. Die zwei sind seit über dreißig Jahren ein Paar. Wang ist so ein Typ, den nichts aus der Ruhe bringt. So ein dicker, gemütlicher. Und behaart ist der, so was hast du noch nicht gesehen. Er hatte die Hemdsärmel hochgekrempelt. Ich sage dir, das reinste Fell.“ Morinaga nippte an seinem Drink. „Du, ihr habt es richtig schön hier. Der Garten ist toll.“

„Im Moment sieht er ja noch eher wie eine Weide für Kühe aus, aber wir werden ihn von einem Gärtner richtig anlegen lassen.“

„Ja, und in ein paar Jahren werden dann eure Kinder darin spielen.“

Kunihiro schüttelte den Kopf. „Nein, das glaube ich nicht. Du musst wissen, Sayako kann keine Kinder bekommen.“

„Was?“

„Sie hatte als Jugendliche eine schwere Unterleibs-Operation. Sie ist unfruchtbar. Wir werden nie gemeinsame Kinder haben.“

„Oh… das wusste ich ja gar nicht. Du hast mir nie etwas erzählt.“

„Deswegen waren Mutter und Vater auch erst dagegen, dass wir heiraten. Das war der Grund, weshalb sich der Hochzeitstermin immer wieder verschoben hat. Und dann haben wir noch auf einer Hochzeit im westlichen Stil bestanden. Das hat ihnen dann den Rest gegeben. Aber ich habe mich durchgesetzt. War schwer, aber es hat sich gelohnt. Ich bin jetzt mit der Frau verheiratet, die ich liebe.“

„Wow. Das klingt so gar nicht nach dir. Ich bin stolz auf dich, großer Bruder.“

„Ach… du hattest es doch viel schwerer. Ich glaube, ich kann jetzt ungefähr nachfühlen, wie es dir damals ergangen ist. Du, Tetsuhiro, ich bin echt froh, dass wir uns wieder so gut verstehen.“

„Ich auch. Wirklich.“ Er nickte. „Hm… das heißt also, dass keiner von uns Kinder in die Welt setzen wird.“

„Ja, es sieht so aus. Aber wer weiß, vielleicht adoptieren Sayako und ich irgendwann mal ein Kind.“ Kunihiro dachte nach. „Also. Jetzt nur mal angenommen, Soichi könnte Kinder kriegen. Würdest du dann welche mit ihm haben wollen?“

Morinaga musste auflachen bei dieser seltsamen Frage. „Was für ein Gedanke… nein, ich glaube nicht. Ich meine, wenn man so hört, wie Frauen drauf sein können, wenn sie schwanger sind… und das zusätzlich zu Soichis Launen? Nein, danke, das muss ich nicht haben.“

Die beiden Brüder lachten laut.

„Hallo! Da sind wir wieder!“ rief Sayako, die mit einem fröhlichen Soichi im Schlepptau zurückkam. „Oh, Soichi und ich sind schon richtig gute Freunde geworden.“

„Worüber lacht ihr denn? Über mich?“ fragte Soichi.

„Nein“, log Morinaga. „Es war… einfach nur so.“

Sayako nahm ihren Mann an die Hand. „Komm, Liebling, gehen wir wieder zu den anderen. Lass uns noch ein wenig tanzen. Und Soichi, besprich das mit der Katze doch mal mit Tetsuhiro, ja? Und dann kommt nach!“

„Alles klar, mach ich.“

„Was für eine Katze?“ frage Morinaga verwirrt, während das Ehepaar davon schritt.

„Ihre Katze hat vor ein paar Monaten Junge bekommen. Zwei sind noch da, die anderen haben sie schon weggegeben. Sayako fragt, ob wir auch eine haben wollen.“

„Äh…“

„In unserer Wohnung dürfen wir Haustiere halten, das ist kein Problem.“

„Ja, wenn du willst? Kennst du dich denn mit Katzen aus?“

„Nein. Und du?“

„Etwas.“

Soichi nickte. „Gut. Dann nehmen wir die Katze morgen früh, wenn wir zurückfahren, gleich mit.“

Auf einmal rempelte ihn jemand von der Seite an.

„Oh, entschuldigen Sie, Mädchen!“ rief eine kratzige Frauenstimme.

Er drehte sich um und erblickte eine ältere Dame in einem Elektrorollstuhl. Auf ihrem Schoß saß ein etwa vier Jahre altes Kind.

„Ach… oh, Sie sind ja gar keine Frau! Ich dachte, wegen der langen Haare, oooh…“

„Hallo, Oma“, sagte Morinaga. „Soichi, das ist meine Großmutter.“

„Endstation! Alles aussteigen!“ rief das Kind, und erst jetzt sahen die beiden Männer, dass zwei ramponierte Skateboards hinter dem Rollstuhl angebunden waren, auf denen jeweils zwei kleine Kinder saßen, die nun aufsprangen und davonliefen.

„Oma, darf ich vorstellen, das ist mein Freund Tatsumi Soichi.“ Und leise flüsterte er in Soichis Ohr: „Oma ist etwas… na ja, du weißt schon. Wie alte Leute manchmal sind…“

„Ja, richtig! Dein Bruder hat mir ja von ihm erzählt“, sagte sie. Kritisch beäugte sie Soichi. „Du siehst mit diesen Haaren ganz anders aus, Masaki.“

„Nein, das ist nicht Masaki, Oma. Das ist Soichi. Habe ich dir doch gerade gesagt.“

„Ach ja.“ Sie zog Soichi näher zu sich. „Hör mal, Soichi. Ich habe früher schon immer zu meinem Sohn gesagt, der Junge wird später bestimmt ein Homosexueller.“

„Also, Oma, bitte…“, zischte Morinaga.

„Was ist homuseller?“ wollte das Kind auf dem Schoß der Oma wissen.

„Weißt du“, fuhr sie fort, „er hat als Kind nur mit Puppen gespielt.“

„Oma!! Ich habe nie mit Puppen gespielt! Das war Kunihiro!“

„Kunihiro? Bist du nicht Kunihiro?“

„Nein! Ich bin Tetsuhiro! Kunihiro hat heute Sayako geheiratet.“

„Ja?“

Das Kind meldete sich wieder zu Wort. „Alles einsteigen!“ Die anderen Kinder kamen zurückgelaufen und nahmen auf den Skateboards Platz. „Abfahrt!“ Das Kind drückte gegen einen Hebel am Rollstuhl und die Kolonne setzte sich in Bewegung.

Fröhlich stimmten die Kleinen ein Lied an: „Tschuk, tschuk, tschuk, die Eisenbahn! Wir woll’n heut’ zur Hochzeit fahr’n! Alleine fahren woll’n wir nicht! Da nehmen wir die Oma mit!“

Als sie weg waren, fragte Soichi: „Dein Bruder hat mit Puppen gespielt?“

„Ja.“

„Du, sehe ich von hinten wirklich wie eine Frau aus?“

„Quatsch! Ich hab dir doch gesagt, dass Oma…“

„Vielleicht sollte ich mir die Haare lieber abschneiden.“

„Nein!“ rief Morinaga entsetzt. „Versprich mir, dass du das nie tun wirst!“

„Warum denn nicht?“

„Weil du“, er lächelte ihn liebevoll an, „mit langen Haaren einfach wunderschön aussiehst.“ Ihm fiel plötzlich die Frage seines Bruders wieder ein. „Sag mal, wenn du Kinder kriegen könntest, würdest du dann welche von mir haben wollen?“

Soichi stieß empört Luft aus. „Also, jetzt fängst du auch noch an! Das kann doch wohl nicht wahr sein! Erst sagt Sayako so was, von wegen ‚die Männer’, als ob ich keiner wäre! Dann macht dein Bruder so eine blöde Bemerkung…“

„Das hast du gehört?“

„… und dann hält mich deine Großmutter auch noch für eine Frau! Und du machst fröhlich mit! Idiot!“

„Ist ja gut, beruhige dich bitte.“ Morinaga stellte das Glas mit dem Rest des Drinks auf die Erde.

„Ich will dir mal was sagen, wenn hier einer von uns ‚die Frau’ ist, dann ja wohl du! Wer macht denn die Hausarbeit? Wer kauft ein? Wer kocht?“

„Soichi!“ Er fasste ihm sanft auf die Schultern. „Keiner von uns ist ‚die Frau’. Okay? Wir sind beide Männer, egal, was andere sagen. Dass ich den Haushalt mache, macht mich nicht weniger männlich. Und nur, weil du beim Sex der Passive bist, macht dich das auch nicht weniger männlich.“

„Dann sag so was auch nicht!“

„Ja, entschuldige. Kommt nicht wieder vor.“ Morinagas Lächeln wurde auf einmal breiter. „Ach, jetzt weiß ich…“

„Was?“ fragte Soichi gereizt.

„Warum du so drauf bist. Wir haben heute noch gar nicht…“

„Das willst du doch wohl nicht hier tun! Meinetwegen nachher im Hotel.“

„Aber dann ist es schon nach Mitternacht. Wir haben die letzten Wochen jeden einzelnen Tag miteinander geschlafen.“

„Dann lassen wir es heute eben einmal ausfallen.“

„Guck mal, da ganz hinten im Garten ist doch keiner. Da ist auch keine Beleuchtung. Los, komm!“

„Spinnst du? Hier laufen überall Kinder rum.“

„Siehst du da hinten irgendwelche Kinder? Nein? Ich auch nicht. Also, komm.“

Soichi ließ sich etwas widerwillig von seinem Freund in eine abgelegene dunkle Ecke des Gartens mitziehen, so verborgen, dass nicht einmal das Mondlicht sie erreichte. Hinter dem Stamm eines großen alten Baumes, unsichtbar für die anderen Gäste der Hochzeitsgesellschaft, begann Morinaga, ihn hemmungslos zu küssen. Hastig öffnete er Soichis Hose. „Von wegen, du willst nicht. Das fühlt sich aber ganz anders an.“

„Ich… aaah… hab doch gar nicht gesagt, dass ich nicht will… Tetsuhiro… aaah… wie wollen wir das denn überhaupt…“ Soichi machte sich seinerseits an Morinagas Hose zu schaffen. „Hast du irgendwas dabei?“

Morinaga zog ein Kondom aus seiner Hosentasche hervor. Schnell hatte er es ausgepackt. „Damit geht das schon.“

„Hast du das hier etwa geplant? Warum sonst hast du das dabei?“

Morinaga zog ihm die Anzugjacke aus und legte sie ins trockene Gras. „Man weiß ja nie…“ Er drückte ihn mit dem Bauch voran an den Baumstamm und leckte über seinen Nacken. Mit der einen Hand glitt er unter Soichis Hemd und kniff herzhaft in die rechte Brustwarze, die andere Hand schob sich weiter nach unten.

„Haaah…“ entfuhr es Soichi erregt. Es war zu gut, er hielt es nicht mehr aus. Er wollte ihn. Jetzt. „Nimm mich, Tetsuhiro!“

„Wie du wünschst…“

Soichi keuchte laut. „Aaah, jaaa…! Ich… will dich spüren!“ forderte er ihn auf. „Aaah…!!“

„Schrei… nicht so…“, sagte Morinaga leise in sein Ohr. „Die hören uns sonst...“

Lustvoll drehte Soichi seinen Kopf weit zur Seite, und Morinaga beugte sich vor und versiegelte seine sinnlichen verlangenden Lippen mit einem hungrigen Kuss. Soichi ging mit einer Hand ebenfalls unter sein Hemd, legte sie auf Morinagas, der ihn dort noch immer begierig über die Brust streichelte. Mit der anderen fand er am Baumstamm Halt, während er widerstandslos, wie immer, seinen Freund den Ton angeben ließ.

Morinaga fiel es schwer, sich zurückzuhalten, als Soichi sich ihm derart hingab. Ja, er beherrschte ihn in diesem Moment absolut, jedoch ohne Zwang, ohne, dass er es seinem Freund aufdrängte. Einfach, weil sie beide es so wollten, weil es richtig war. Keinem anderen Menschen würde sich Soichi jemals auf diese Weise unterwerfen, sich niemandes Willen beugen, egal, ob körperlich oder geistig, und das wusste Morinaga. Er war der einzige, der ihn ganz und gar haben durfte. Soichi gehörte jetzt endlich ihm, vollkommen.

„Ich liebe dich, Tetsuhiro“, hauchte Soichi befriedigt.

„Ich liebe dich“, wiederholte Morinaga. „Ich liebe dich.“
 

Wieder korrekt gekleidet, kehrten sie einige Minuten später zur Party zurück und mischten sich unter die Leute. Soichi hatte die Jacke geschlossen, da ein grüner Algenbelag vom Baumstamm vorne auf sein Hemd abgefärbt und einige Flecken zurückgelassen hatte. Anscheinend hatte keiner der Gäste ihre kurzzeitige Abwesenheit bemerkt.

Sie kamen gerade richtig.

„So, Mädchen!“ rief Sayako. „Wer will den Brautstrauß fangen?“

Eine Horde kreischender junger Frauen sammelte sich aufgeregt an einer Stelle.

Morinaga und Soichi standen bei den übrigen Gästen und beobachteten den Auflauf ein paar Meter neben ihnen.

„Weiber“, murmelte Soichi kopfschüttelnd.

„Ach, ist doch ganz lustig“, meinte Morinaga. „Lass ihnen den Spaß.“

„Seid ihr bereit? Bei drei werfe ich! Aufgepasst! Eins! Zwei! Und drei!“ Sayako zielte auf die Junggesellinnen-Gruppe, trat dabei aber auf den Saum ihres langen Kleides und geriet leicht ins Stolpern. Der Strauß fiel ihr zu früh aus der Hand, verfehlte die Frauen und flog, ja, er flog in Richtung der Männer.

Soichis Fingerspitzen berührten ihn gerade noch, aber er hütete sich, ihn aufzufangen.

Kein Geräusch. Der Strauß war nicht auf dem Boden gelandet. Morinaga hielt ihn in den Händen.

Schweigen. Aber nur einen Augenblick. Dann brach lauter Jubel los.

Soichi wurde rot. „Also, das ist echt peinlich! Musste das sein?!“

„Ist doch nicht meine Schuld! Sie hat ihn genau in meine Richtung geworfen!“

„Und du musst das Ding natürlich auffangen! Idiot!“

Hilflos drückte Morinaga ihm die Blumen in die Hand. „Hier, nimm du.“

Voller Abneigung gab Soichi sie zurück. „Ich will das nicht haben! Behalt das gefälligst selber!“

Bevor es zu einem Streit kommen konnte, ertönte aus einiger Entfernung ein lauter Knall. Es folgten weitere. Das Feuerwerk hatte begonnen, und der Nachthimmel über ihnen erstrahlte in allen erdenklichen Farben.

Zufrieden lächelnd legte Morinaga einen Arm um seine große Liebe. „Du weißt, was das bedeutet?“

„Was meinst du?“ fragte Soichi und lehnte sich an ihn.

„Der Brautstrauß.“

„Du…“

„Vielleicht, eines Tages…“

Soichi berührte die Hand an seiner Seite und sah in den leuchtenden Himmel. „Ja. Vielleicht.“
 

Ende
 

Aw, kawaii! Das Ende ist so ganz nach meinem Geschmack! Und ich wollte Soichi unbedingt einmal „Nimm mich!“ sagen lassen. *_* Cool… Entschuldigt, dass das letztendlich so kitschig geworden ist, aber mir war danach! *__*

Na? Habt ihr den Insider-Gag gefunden? Ich sag nur: tschuk. XD

Wah, schon wieder ’ne Geschichte von mir, die mit ’ner Hochzeit endet… Ich guck eindeutig zuviel „Frank, der Weddingplaner“. XD
 

So, das war’s…

… noch nicht! Es kommen ja noch die Bonus-Kapitel. ^_^ *grins*

Dass die beiden jetzt eine Katze haben, wird in der 1. Bonus-Geschichte von Bedeutung sein. Diese Geschichte wird – da möchte ich euch gleich warnen – sehr unrealistisch! Und auch nicht besonders lang.

Und Soichi droht Morinaga damit, sich die Haare abzuschneiden, wenn er nicht macht, was er will – in der 2. Bonus-Story. Was er wohl will? ^_^? Wird wahrscheinlich auch nicht allzu lang werden.

Im 3. Extra-Kapitel plane ich, die ganze Familie zu einem Treffen nach Amerika zu schicken, wo sie auf Tomoe und Kurokawa und auch Rick und Phil treffen. Allerdings weiß ich noch keine wirkliche Handlung, ich habe bisher nur Ideen, wie der Flug ablaufen soll. ^_^’’’

Die beiden ersten Bonus-Geschichten sind gedanklich schon so gut wie fertig, ich muss sie „nur noch“ aufschreiben.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (12)
[1] [2]
/ 2

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-10-01T14:44:08+00:00 01.10.2009 16:44
ahhhh die war so toll, echt süß, ich konnte mich kaum davon losreißen. Zwar einfach gehalten und eigentlich überhaupt nicht mein Fall, da ich eigentlich wirklich sehr lese- und kommifaul bin xDDD
Ich freue mich schon auf Februar, da kommt der 5te Band endlich in die Läden und wir werden sehen, ob Soichi endlich aml die Harte Schale entfernen kann x3
Von:  oOHikariOo
2008-07-24T22:26:36+00:00 25.07.2008 00:26
meine herrn jetz hab ich die ff schon so oft gelesn und auch gespeichert und noch keinen kommi geschriebn XD
also ich lieb die ff total abgöttisch *_________* das mit dem "nimm mich" find ich ja sehr heiß ^///^ und kitschige enden lieb ich sowieso^0^ schreib ich bei meinen ffs auch immer =)

wir hwaben sowieso die besseren enden als hinako takanaga es je zeichnen könnte. soichi gefällt mir in den ffs um welten besser als er dann am ende im manga sein kann. denk ich zumindest ma das der nich so offensichtlich zu morinaga steht wie das immer in den ganzen tollen ffs is XD
achja der insider gag XDDDDDD ich fandn genial*lol*
Von: abgemeldet
2008-02-25T23:02:35+00:00 26.02.2008 00:02
Ohne viele Worte: Einfach schön und gelungen ^_^
Von:  silvermoonstini
2007-12-26T11:49:37+00:00 26.12.2007 12:49
Also das gefiel mir sehr gut auch wenn Soichi OOc ist das macht nämlich eigentlich gar nichts und ist total niedlich!Rollentausch? da bin ich auch schon seeeeeeeeehr gespannt drauf!
Von: abgemeldet
2007-10-31T11:59:18+00:00 31.10.2007 12:59
oh man was für ein süßer Schluss XD
das mit dem "Nimm mich" fand ich auch echt zum Totlachen, nur den Insiderwitz check ich nicht ganz, kannst du mir den noch einmal erklären?
Ach so...wenn ich schon mal dabei bin, was heißt WAFF? OOC ist klar, aber der Begriff ist mir neu. Wäre nett, wenn du es mir sagen könntest....

Also ich fand auch die Stelle, an die Kunihiros Frau (den Namen leider grad vergessen^^) Soichi als "Frau" bezeiichent, ich haeb mich kaum noch wieder eingekriegt xD

also ich werd mich dann mal weiter dran machen^^
schreib weiter so *knuddel*
Von: abgemeldet
2007-08-13T21:08:48+00:00 13.08.2007 23:08
*jubel*
*feier*
ich liebe diesen doji!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
er is sooo toll und fesseld und toll und spannend und toll und...
du siehst ich überschlage mich regelrecht vor begeisterung ^^

aber jetz brauch ich ne pause. die bonuskapitel les ich ein andernmal. aber ich werd sie lesen. versprochen. ich kann nix unbeendet lassen xDDDDD
is sone macke von mir
Von:  DonquixoteRosinante
2007-02-10T22:23:33+00:00 10.02.2007 23:23
Das ist doch überhaupt nicht kitschig, sondern einfach nur zum heulen *freudeträne*
Und eines noch...
... ist echt gut gelungen dieser "Nimm-mich-Soichi"
Einfach grandios XDD
Von: abgemeldet
2006-10-21T17:12:41+00:00 21.10.2006 19:12
So, da ich jetzt schon alle fünf Kapitel gelesen, aber noch keine Kritik abgegeben habe, will ich das jetzt, am Ende nachholen!

Ich finde die Story ist unglaublich gut geworden!
Ich liebe deinen Stil zu schreiben und ich finde es immer wieder lustig, wie sehr sich Soichi über jeden Schmarrn aufregen kann *g*
Die Charaktere sind so toll getroffen, das ist Wahnsinn!

Die FF bleibt auf jeden Fall in meiner Favoritenliste! *-^

Liebe Grüße,

Sklave
Von: abgemeldet
2006-10-21T11:58:29+00:00 21.10.2006 13:58
deine ganze FF hat mir sehr gut gefallen und auf die bonus kapis freu ich mich auch schon^^
ja soichi ist ooc aber wenn man sich den verlauf der ff anguckt, ist das verständlich.
mir gefällt das ende besonders und ich finde es auch nicht zu kitschig.. nach dem was die durchgemacht haben kommt mir das gerade recht
lg miku
Von: abgemeldet
2006-10-20T08:56:25+00:00 20.10.2006 10:56
Ach herrlich! Habe deine Geschichte jetzt in einem durch gelesen und hinterlasse jetzt insgesamt für die anderen Kapitel mal hier meinen Kommentar:
Du hast einen sehr flüssigen Schreibstil, was es einem sehr einfach macht, der Geschichte zu folgen, du gliederst übersichtlich und über die paar Rechtschreibfehlerchen sieht man dann gern hinweg :)
Hm...du magst Recht haben, wenn du sagst, Soichi sei OOC, aber wir "kennen" ihn ja alle nicht, wenn er irgendwann mal zu seinen Gefühlen für Morinaga steht. Und da es ohnehin eine FF ist, in der man das schreibt, wie man es gerne hätte *g* finde ich, dass du im Rahmen noch immer sehr nah an seinem Charakter geblieben bist.
Solche Sätze wie
„Sag nicht Vater zu ihm! Das ist ja peinlich!“ oder
"Zwischen uns kann meinetwegen alles so bleiben, wie es ist. Ich habe auch nichts
dagegen, ab und zu mit dir zu schlafen. Das können wir bei dir in der Wohnung
machen, wo uns keiner sieht."
Das ist SO TYPISCH *begeistert sei*

Ich hoffe, du führst deinen Stil in den Bonus-Chaps weiter.
LG
FranknFurter


Zurück