Zum Inhalt der Seite

Because, I need you, I'll stay with you

Ich bleibe bei dir, egal, was geschieht
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Zuhause

Hallo meine lieben Leser!

Wie ihr seht ist hier schon wieder ein neues Kapitel zu meiner Inu-FF. Nebenbei bemerkt handelt es sich hiebei um meiner derzeitiges Lieblingskapitel dieser FF. Mal sehen, was ihr von einer Szene haltet (oder ob sie euch überhaupt irgendwie besonders auffällt)

Wie immer ein fettes Danke für die lieben Kommis, hab mich wie immer sehr gefreut.

Aber nun genug geredet. Viel Spaß mit dem neuen Kapi!
 

Kapitel 2

Zuhause
 

So kam es, dass sich Haruka an einem stürmischen Herbsttag, als gerade die Morgendämmerung einsetzte, auf zu ihrem alten Heimatdorf machte. Man hatte ihr den Weg dorthin in etwas erklärt und den Rest würde ihr innerer Kompass schon regeln.

Natsuki brachte sie noch bis zum Haupttor und nahm sie zum Abschied in den Arm. „Pass auf dich auf, ja? Und wenn du doch bleiben willst, dann bekommen wir das schon irgendwie hin, dass du nicht zurück zum Palast musst.“, raunte Natsuki der jungen Frau zu.

Traurig lächelnd schüttelte Haruka nur den Kopf. „Ich habe mich entschieden, Natsuki, und zu dieser Entscheidung werde ich stehen. Mit allen Konsequenzen, die dadurch auf mich warten. Bis bald und grüß Rin von mir, damit sie sich keine Sorgen macht.“

Nach diesen Worten wandte Haruka der jungen Dienerin den Rücken zu und schritt voran. Laut eigenen Schätzungen würde es wohl zwei Tage brauchen, bis sie das kleine Dörfchen erreichen würde. Der jungen Frau wurde das Herz schwer, als sie allein am ersten Abend am Feuer saß und einen Teil ihres Proviants verzehrte. Ihr Blick verfolgte das flackernde Feuer, aufmerksam lauschten ihre Ohren auf ungewöhnliche Geräusche. Doch da war nichts.

Bald prangten am Himmel die Sterne und die einsetzende abendliche Kälte ließ Haruka erschauern. Um sich wenigstens etwas davor zu schützen, schlang sie ihre Arme und ihr Beine, setzte sich möglichst nahe ans Feuer und versuchte wenigstens etwas Schlaf zu finden, was ihr ziemlich schnell gelang, denn nach dem heutigen Trip war ihr Körper erschöpft und holte sich nun seine Entspannung.

Beim Morgengrauen machte sich Haruka wieder auf den Weg. Kurz aß sie noch etwas, dann verwischte sie die letzten Spuren des Lagers und lief weiter. Raue Winden umfuhren ihren Körper, doch es war alles in Ordnung. Überall im Wald waren Vögel oder andere Tiere zu hören, sodass sich Haruka sicher sein konnte, dass momentan nirgends Gefahr lauerte.

Zu Mittag bahnte sich die Sonne ihren Weg durch die dicken grauen Wolken, die den Himmel verschleierten und immer wieder Nieselregen mit sich brachten. Für den Rest des Tages war nun die Sonne ihr Begleiter. Wärmend beschien sie Harukas Rücken. Doch die junge Frau fand keine Zeit die angenehme Wärme zu genießen. Alles, was jetzt zählte, war ihr Heimatdorf noch heute zu erreichen. Sie wollte es unbedingt sehen.

Die Dämmerung war schon in die abendliche Dunkelheit übergegangen, als Haruka sich dem Ende eines kleinen Wäldchens auf einem Hügel näherte. Für einen Augenblick hielt sie inne. Schwach hoben sich die Silhouetten der Bäume und Sträucher vom dunklen Himmel ab, doch Haruka wusste, wo sie war. Dies war der Ort, an dem sie an einem kalten Wintertag den Pakt mit Naraku geschlossen und Bosu sein Leben für ihren Schutz gelassen hatte.

Ein kalter Schauer lief ihren Rücken entlang. Schnell schüttelte Haruka diesen lästigen Gedanken ab. Auch das war nun Vergangenheit. Bald darauf verließ sie das kleine Wäldchen und da war es! Am scheinbaren Ende des kleinen, geschlängelten Weges war es eindeutig zu erkennen, ihre Heimat!

Ohne lange nachzudenken beschleunigte Haruka ihren Schritt. In jenem Augenblick zählte nur noch eines für sie: nach Hause kommen. Ein paar Mal wäre sie fast über einen Stein oder eine Wurzel gefallen, doch dann hatte sie es endlich erreicht.

Mit klopfenden Herzen und rasenden Atem stand sie vor dem Haus ihrer Tante Fumiko. Sollte sie hineingehen? Oder sollte sie doch lieber bis zum nächsten Morgen warten, um sie dann zu besuchen?

Plötzlich wurde ihr die Entscheidung abgenommen, als die Tür geöffnet wurde und eine junge Frau mit Pferdeschwanz heraustrat. „Habe ich doch richtig gehört, dass hier draußen jemand ist. Darf ich fragen, was Sie…“ Auf einmal verstummte die Person.

„Ich bin zurück“, flüsterte Haruka.

Augenblicke verstrichen, die der Haruka wie Ewigkeiten vorkamen. Dann reagierte die junge Frau endlich. Haruka hatte Kaori natürlich längst erkannt, sie wusste ja, dass sie auch bei ihrer Tante lebte. Kaori hingegen hatte erst geglaubt, ein Trugbild vor sich zu haben, wie es schon so oft vor ihr erschienen war, wenn sie ihre beste Freundin vermisste.

Im nächsten Moment fand Haruka sich in einer festen Umarmung Kaoris wieder. Bald spürte die junge Frau an ihrem Oberteil, dass ihre Freundin weinte. Haruka schloss einfach nur die Arme um die schluchzende junge Frau und flüsterte nach einer Weile: „Lass uns lieber reingehen. Hier draußen ist es doch ziemlich kalt.“

Mit ihrer Tante machte Haruka die gleiche Prozedur noch einmal durch. Aber was sollte sie schon dagegen sagen? Irgendwie war ihr diese Reaktion schon vorher klar gewesen und irgendwie fühlte sich die Umarmung ungemein angenehm und geborgen an.

„Wo warst du die ganze Zeit? Du ahnst ja gar nicht, was wir uns für Sorgen gemacht haben!“, meinte Kaori später, als alle zusammen saßen und wärmenden Tee tranken.

„Das ist eine ziemlich lange Geschichte“, erklärte Haruka, „aber es ist das Beste, es euch gleich heute zu erzählen. Ihr müsst nämlich wissen, dass ich nicht für immer hier bleiben kann. In nicht all zu ferner Zukunft muss ich zurück zu Sesshoumaru-sama.“

„Du musst wohin zurück? Was willst du bei ihm? Er ist ein Dämon…er könnte…“

„Lass es mich doch erklären“, beruhigte Haruka sie vorsichtig. „Es ist nämlich so, dass dieser Dämon, obgleich seine Abneigung uns Menschen gegenüber so groß ist, mir das Leben gerettet hat. Dafür stehe ich tief in seiner Schuld. Er stellte mich sogar vor die Wahl, ob ich zurückkehren und für immer hier bei euch leiben will oder ich für ihn im Palast arbeite, auch wenn das bedeutet, euch nie mehr wieder zu sehen, habe ich mich dafür entschieden. Er hat so viel Gutes für mich getan, was ich euch alles in den nächsten Tagen erzählen werde, wenn ihr es hören wollt, sodass für mich die Entscheidung eigentlich klar war.“

Harukas Tante wirkte merkwürdig gefasst. „Du ähnelst deiner Mutter so sehr, mein Kind. Ich glaube, dass es dir ähnlich geht, wie ihr damals.“ Überrascht sahen Haruka und Kaori ihre Tante an. „Wie meinst du das?“, wollte Haruka wissen.

„Ich werde es dir bald erzählen“, entgegnete diese weise, „Doch nun solltest du dich erstmal schlafen legen. Du hast gewiss einen anstrengenden Tag hinter dir und uns bleibt noch genug Zeit, zum Reden.“
 

Wie in den alten Zeiten teilte Haruka sich ihr Schlafzimmer mit Kaori. Keine von beiden konnte jedoch einschlafen.

„Musst du denn wirklich schon bald wieder gehen?“, fragte Kaori ihre beste Freundin mitten in der Nacht.

„Ich habe es versprochen, Kaori. Es ist meine Pflicht zu ihm zurückzukehren.“

„Sag, liebst du ihn, diesen Sesshoumaru-sama?“

In der Dunkelheit verfärbten sich Harukas Wangen leicht rot, als sie antwortete: „Ja, das tue ich, sehr sogar.“

„Dann kann ich dich verstehen.“, entgegnete Kaori nach kurzer Bedenkzeit.

„Wie meinst du das, Kaori-chan?“

„Ich bin auch verliebt, weißt du? Doch die Liebe, die ich empfinde, wird niemals erwidert werden, glaube ich. Es ist einfach gegen jegliche Vernunft, aber, was ich mir auch sage, diese Gefühle wollen nicht vergehen. Im Gegenteil, als diese Person plötzlich verschwand…da dachte ich, dass diese Gefühle abklingen würden, aber…aber…bei ihrer Rückkehr, da…Lassen wir das lieber. Ich hoffe nur, dass du dein Glück finden wirst.“

Die junge Frau sah in der Dunkelheit ihre schwarzhaarige Freundin verwundert an. Sie hatte das Gefühl, Kaoris Worte zu verstehen, doch diese Vorstellung war so widersinnig, dass sie diese nur verwarf und leise antwortete: „Solange ich schon in seiner Nähe sein darf, bin ich glücklich. Mehr brauche ich mir nicht zu wünschen, denn ich weiß nicht, ob es einem Menschen möglich ist, das Herz eines solchen Dämons zu bezwingen.“

„Du darfst einfach nur nicht aufgeben!“, sagte Kaori entschieden. „Er muss sich ganz einfach in dich verlieben. Du hast es verdient richtig aus vollem Herzen glücklich zu werden! Am Ende von all den Dingen, die geschehen sind, muss es für dich doch ein gutes Ende nehmen!“

Haruka war überrascht über Kaoris Worte. „Findest du etwa, dass meine Geschichte zu Ende sein wird, wenn ich Sesshoumarus Herz bekomme?“

„Das vielleicht nicht, aber ab diesen Zeitpunkt beginnt für dich eine andere Geschichte, würde ich sagen.“

„Du verwunderst mich jedes Mal aufs neue, Kaori-chan.“

„So bin ich nun mal, Haru-chan.“

In die Dunkelheit hinein lächelte Haruka, als sie Kaori zuraunte: „So hast du mich schon lange nicht mehr genannt.“

„Wenn du willst nenne ich dich von nun an jeden Tag so, bis du wieder gehen musst.“

„Tu dass nicht. Nur zum Abschied, dann darfst du mich Haru-chan nennen. Ich will mir diesen Moment tief einprägen, um ihn nie mehr zu vergessen und mich an ihm zu erfreuen, wenn ich traurig bin.“

Kaori verstand. „Ist gut. Wir sollten jetzt schlafen, oder?“

Als Antwort gähnte Haruka mehr, als dass sie sprach: „Ja, das sollten wir wohl besser.“

„Haruka, kannst du mir deine Hand geben? Damit ich auch weiß, dass das alles hier kein Traum ist?“

Schweigend suchte Haruka nun in der Dunkelheit nach Kaoris Hand, fand diese und hielt sie fest umschlossen. „Gut so?“, hakte sie nach. Als Antwort erhielt sie nur ein seliges „Perfekt“ dann sagte keiner der beiden Freundinnen mehr ein Wort. Für beide war klar, was die jeweils andere dachte. Worte waren hier Fehl am Platz. Alles was zählte war in jenem Moment nur die jeweils andere, die man in naher Zukunft nie wieder sehen würde.

Und doch raste Harukas Herz, wenn sie an Kaoris Worte dachte, die sie so verunsicherten, von denen sie sich noch nicht einmal sicher war, ob sie ihre wahre Bedeutung erkannt hatte.
 

Erschöpft von dem zweitägigen Marsch, erwachte Haruka am nächsten Morgen nicht wie sonst kurz vor der Morgendämmerung, sondern erst nach Sonnenaufgang, als sich Kaori langsam regte.

Müde blinzelte Haruka in ihre Richtung. Noch immer hielt die Dunkelhaarige die Hand der Braunhaarigen fest umschlossen, so als könnte man sie ihr jederzeit wegnehmen. Kurz nach ihrer Ankunft, damals, vor gut fünf Jahren, waren sie anfänglich oft so eingeschlafen. Zu einer Zeit, wo sie nur einander hatten und er jeweils andere unersetzbar war. Doch in der vergangenen Nacht war etwas anderes zwischen ihnen gewesen, war Kaori auf so eine merkwürdige Art anders gewesen, dass es Haruka eisig den Rücken hinunterlief. Innerlich hatte sich etwas gegen Haruka gewehrt, als sie, Kaoris Hand in der ihren eingeschlafen war. In jener Nacht jedoch hatte ein anderes Gefühl sie ein einziges Mal übermannt, in ihrem Leben.

Ein Gefühl, dass man mit Worten nicht einmal annähernd beschreiben kann an seiner Intensität, seiner Geborgenheit. Man muss es selbst erlebt, um zu wissen wie es sich anfühlt.

Noch etwas benebelt stand Haruka auf. Die Sonne schien draußen, die ersten Vögel waren längst erwacht und sangen ihre Lieder, als Kaori und Haruka sich zu ihrer Tante gesellten, um mit ihr gemeinsam das Frühstück einzunehmen.

Ein merkwürdiges Schweigen legte sich über die drei, als sie ihre Nahrung verzehrten. Erst, nachdem sie alle fertig mit essen waren, begann Haruka zu sprechen:

„Es scheint ein schöner Tag zu werden. Hättet ihr was dagegen, wenn ich mir die Zeit etwas draußen in den Wäldern vertreibe? Als ich gestern hier angekommen bin, konnte ich mich nicht davon überzeugen, dass auch alles noch so ist, wie ich es kenne.“

Fumiko lächelte Haruka sanft an: „Natürlich kannst du dir hier alles ansehen. Schließlich ist das dein gutes Recht. Vielleicht will Kaori ja auch…“

„Nein, Kaori will nicht!“, wandte die junge Schwarzhaarige sofort ein und sah dabei unsicher zu Haruka. Immer wieder spielte sich in Kaoris Kopf die gestrige abendliche Szene ab. Was hielt ihre Freundin denn jetzt nur von ihr?

Harukas Tante sah Kaori nur verwundert an. Diese winkte jedoch ab: „Ich finde, dieser Tag hier sollte Haruka ganz allein gehören. Ich würde sie dabei doch nur ablenken. Noch dazu gibt es viel zu tun.“ Damit stand die junge Frau auf und verschwand in einen anderen Raum.

Mitfühlend sah Haruka ihr hinterher. Kurz seufzte sie, dann wandte sie das Wort an ihre Tante: „Was ist das eigentlich mit meiner Mutter, was du mir erzählen wolltest, Tante Fumiko?“

„Das wirst du noch früh genug erfahren, doch dazu brauchen wir einen ruhigen Ort, wo wir unter vier Augen reden können. Sei heute Nachmittag beim alten Schrein, in dem kleinen Wäldchen, dort werde ich dir das erzählen, was ich über deine Mutter weiß und sie dir nie erzählen konnte.“

Haruka wollte ihre Einwände verkünden, denn sie wollte sofort wissen, was es mit ihrer Mutter auf sich hatte. Doch allem Anschein nach war bei Fumiko nichts zu machen. Sie hatte eine Entscheidung getroffen, damit musste sich Haruka abfinden.
 

Die Sonne wärmte sanft Harukas Haut, als sie sich auf den Weg machte. Ein leichter warmer Wind wehte. Vielleicht würde es ja noch einen schönen Herbst geben. Haruka atmete die Luft tief ein. Wie gut es tat, hier draußen zu sein.

Unweit des kleinen Dorfes gab es einen Fluss. Ihr erster Weg führte Haruka dorthin. Wenn sie früher ihre Tante gemeinsam mit ihrer Familie für ein paar Tage besucht hatte, so hatte sie hier immer mit den Dorfkindern gespielt.

Vor ihrem geistigen Auge lebten die alten Bilder wieder auf. Die warmen Sommertage, an denen sie bis zu den Knien im Wasser standen, sich gegenseitig nass spritzen, miteinander lachten und einfach nur ihre Kindheit genossen. Wie schnell war diese unbeschwerte Zeit doch vergangen.

Was wohl aus den Kindern geworden war? Sicher, sie waren erwachsen geworden, so wie die junge Frau selbst. Die meisten hatten wohl schon längst ihre eigene Familie. Hätte Haruka auch eine Familie gründen wollen, so hätte sie sich wohl ranhalten müssen. Doch ihr Herz wollte doch nur den einen.

Undeutlich hatte sie auf einmal das Bild eines kleinen Jungen vor Augen. Doch ihr wollte einfach nicht einfallen, wer das war. Haruka war, als könnte sie sein Lachen noch in ihren Ohren hören.

Seufzend lief sie den Fluss entlang weiter. Immer leiser wurde das Kindergelächter in ihren Ohren. Die Erinnerung schien zu verhallen, je weiter sie sich von der seichten Stelle entfernte. Haruka spürte, wie ihr das Herz schwerer wurde.

Trotzdem ging sie weiter, ohne sich noch einmal umzudrehen. Innerlich drängte es sie, dies zu tun, doch sie weigerte sie strikt. Alles, was hinter ihr lag war Vergangenheit und gerade diese Zeit, an die sie nun so sehnsüchtig denken musste, war längst ein Teil dieser Vergangenheit geworden.

Die Sonne zeigte sich nun von ihrer schönsten, strahlendsten Seite, als Haruka sich einem kleinen Wäldchen zuwandte. Ruhig trat sie heran. Leise ertönte das Gezwitscher der Vögel und das leise Gluckern des Flusses, der Haruka noch immer begleitete, nun aber mehr zu einem Bach geworden war. Sanfte Strahlen brachen durch das noch dichte, doch bereits verfärbte Laubwerk.

Zielstrebig steuerte Haruka einen alten Baum an. Davor hielt sie inne und kniete sich auf den Boden. Vor dem Baum war ein Stein aufgestellt, der sanft die Sonnenstrahlen auffing. Vorsichtig legte Haruka ihre Hand auf den Stein. Sie kannte seine Bedeutung, es war ein Grabstein. Sie selbst hatte ihn hier aufgestellt, sie selbst hatte das Grab geschaufelt, das darunter lag.

Für die junge Frau war es kaum vorstellbar, dass hier unter ihr Bosu liegen sollte, ihre einst so geliebter, vierbeiniger Gefährte. Oft hatte er an jenem idyllischen Fleckchen Erde neben ihr gelegen und gedöst, immer bereit im Falle eines Falles anzugreifen. Ihm verdankte sie auf gewisse Weise ihr Leben.

Ein trauriges Lächeln zeichnete sich auf Harukas Lippen ab. An einigen Tagen fehlte ihr dieser starke Beschützer mehr, als sie es je geahnt hätte. Einige Zeit lang verharrte die junge Frau in ihrer Position und gedachte dem toten Akita-Inu mit geschlossenen Augen. In jenen Augenblicken war ihr fast so, als könnte sie sein vertrautes Winseln hören, wenn er sie mit fragenden Augen anzusehen schien.

Aus tiefsten Herzen seufzend, öffnete Haruka wieder die Augen. „Wo immer du auch sein magst, ruhe in Frieden, mein Junge.“, murmelte sie. Ein paar vereinzelte Tränen bahnten sich den Weg über ihre Wangen, welche sie jedoch wieder wegwischte.

Noch einmal atmete sie tief durch, dann stand sie auf. Hier gab es noch etwas anderes, was sie sich ansehen wollte. Ganz in der Nähe von Bosus Grab befand sich eine alte Eiche. Ihr Stamm und ihre Äste waren dick und stark genug, um Kinderkörper auf sich zu tragen. Wehmütig sah Haruka zu dem Wipfel hinauf. Kurz spielte sie mit dem Gedanken, den „alten Freund“ noch ein letztes Mal zu erklimmen, wenn sich ihr schon diese Gelegenheit bot. Doch als ihr erneut die Kindheitserinnerungen und das Gesicht des Jungen in den Sinn kamen, hielt sie es doch für besser, dieses Unterfangen nicht zu starten.

Sanfter Wind kam auf. Die vielen Blätter der Eiche begannen zu rascheln, ein paar Haarsträhnen trübten Harukas Sicht. Zurück bei Fumiko würde sie erst einmal nach einem Band für ihr Haar suchen. Als es kürzer gewesen war, war das nicht unbedingt nötig gewesen, auch wenn sie es vorzog, es zusammen gemacht zu tragen. Doch einige Zeit war ins Land gezogen, ihr Haar war gewachsen und offen getragen war es ihr ständig im Weg.

Ob ich Sesshoumaru-sama so wohl besser gefalle?, ging es ihr durch den Kopf. Dann war sie sofort selbst von ihren Gedanken überrascht. Bestand denn überhaupt die Möglichkeit, dass er an einem menschlichen Wesen wie ihr Gefallen fand? Wohl kaum, wenn Haruka ehrlich mit sich war, aber träumen durfte sie ja wenigstens noch und hoffen, denn erst wenn sie aufhörte zu träumen und zu hoffen würde ihr Leben kein Leben mehr sein. Was war denn schließlich ein Leben ohne Träume und Hoffnungen? Ein sinnloses Dasein, das vermutlich mit dem Tod sein sinnloses Ende finden würde. Und so wollte Haruka auf keinem Fall enden!

Die Sonne beschien warm den Nacken der jungen Frau, welche durch diese Situation beschloss, hier an der großen Eiche, in gewisser Weise in direkter Nähe zu Bosu, zu rasten. Der leichte Wind und die warmen Sonnenstrahlen, die sie wochenlang hatte entbehren müssen, taten ihrem Körper gut. Mit einem Mal fühlte sie Haruka völlig erfrischt und voller Kraft für das Leben, dass ihr nun bald bevorstand. Natürlich würde es hart werden, aber sie durfte leben, hatte eine zweite Chance bekommen und dies auch noch in Sesshoumarus Nähe! Was wollte sie denn mehr? Sie hatte kein Recht mehr, irgendwelche Forderungen zu stellen. Entschlossen hatte sie dem stolzen Dämon ihre Meinung mitgeteilt, nun würde sie sich in dieses selbst gewählte Schicksal fügen müssen.

Über all diese Dinge nachdenkend, nickte Haruka für eine Weile ein. In ihrem Traum begegneten ihr all ihre schönen Kindheitserinnerungen, die sie mehr oder weniger zu dem gemacht hatten, was sie nun war. Noch ein weiteres Mal musste sich Haruka, nach ihrem Erwachen, die Frage stellen, wo diese glückliche, sorglose Zeit nur geblieben war? Nun kam sie ihr tatsächlich vor, wie ein schöner Traum, so als wäre das alles gar nicht echt gewesen. Konnte das alles denn wirklich schon so lange her sein? Sollte ihr Leben wirklich schon gut 20 dieser wundervollen Sommer zählen?

Nur ein kurzer Blick zum Himmel genügte und der jungen Frau fiel ein, dass sie am kleinen Schrein im Wäldchen mit ihrer Tante Fumiko verabredet war. Taumelnd stand sie auf, rieb sich die Augen und ging tiefer in das Wäldchen. Der Schrein befand am Eingang des Wäldchens. Doch es war nicht weit für Haruka. Vom Schrein aus konnte man das kleine Dörfchen, dass lange Zeit Harukas Heimat gewesen war erkennen. Früher hatte die junge Frau es sich oft von hier aus angesehen und war erst im Licht der untergehenden Sonne zurückgekehrt.

Gerade gerat der hölzerne Schrein in Harukas Blickfeld, als aus einer anderen Richtung Fumiko auftauchte. Beide schenkten der jeweils anderen ein warmes Lächeln.

„Heute ist wirklich ein schöner Tag, nicht wahr?“, erwähnte Fumiko beiläufig nach einer Weile.

„Das ist er wohl. Ich freue mich über das schöne Wetter, so erscheint mir unser Dorf am allerschönsten, so will ich es in Erinnerung behalten.“, entgegnete Haruka besonnen.

„Es ist an der Zeit, dir von der unglücklichen Liebe deiner Mutter erzählen. Ich will nicht, dass du zu diesem Dämon zurückkehrst, ohne die Wahrheit erfahren zu haben.“

Haruka sah ihre Tante an. Ihr war klar, dass es hier nicht um irgendetwas Belangloses ging, nein, hier ging es um weit mehr. Irgendetwas war einst mit ihrer Mutter geschehen, was nun unweigerlich mit ihrem Leben zu tun hatte. Die junge Frau brannte darauf, es zu erfahren und hielt kurz den Atem an, als Fumiko endlich die Stimme erhob, um mit den folgenden Worten zu beginnen: „Es begann, als deine Mutter 17 wurde, in einem warmen Frühling, nach einem milden Winter, der alles, was deine Mutter je kannte, verändern sollte…“
 


 

Hach, ich mag dieses Kapitel. Ich mag es einfach über das Thema Heimat zu schreiben. Und, seid ihr schon gespannt, was es mit Harukas Mutter auf sich hat? Das hoffe ich jedenfalls, schließlich will ich euch nicht irgendwie vergraulen, mit dem, was ich da fabriziere.

Wie immer sind Kommis erwünscht und gern gesehen.
 

Also dann, bis zum nächsten Chapter.

LG

Steinbock



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Tedds
2006-10-19T20:05:46+00:00 19.10.2006 22:05
Hey! Ich bin momentan etwas im Stress wie du weißt, deshalb kann ich dieses Mal einfach kein besonders langen Kommentar abgeben. Aber ich bemühe mich.

Also, ich habe eine ganz arge Vermutung, was Kaori da gemeint hat. Wenn es wirklich das ist, was ich denke... dann... naja... ich bin gespannt.

Ich bin so gespannt wie es weiter geht, das glaubst du gar nicht. Was Harukas Mutter betrifft... ich möchte zu gerne wissen, was mit ihr ist bzw. war.
Hoffentlich kommt das im nächsten Kapitel raus.

Sorry, für dieses weniger hilfreiche Kommentar.
Aber momentan habe ich eigentlich keine Kritik, die ich äußern könnte. Rechtschreibung und Grammatik sind wie immer sehr gut. Die Länge (es darf natürlich immer mehr sein) ist so auch sehr schön. Nicht zu kurz!

Ich freue mich aufs nächste Kapitel.

Mfg
BP
Hdl
Von: abgemeldet
2006-09-26T16:22:17+00:00 26.09.2006 18:22
jetzt wird es spannend!
wircklich ich brenne drauf zu erfahren was mit Harukas mutter war!

und das zweite was ich sagen wollte ist, ich glaube ich weiß was mit kaori los ist!
die anderen leser haben es bestimmt auch verstanden!
und ich stimme kaori völlig zu!
es ist gegen jeder vernunft!


byeeeeeeee

Ake^^
Von: abgemeldet
2006-09-23T20:34:18+00:00 23.09.2006 22:34
Schönes Kapitel!
Die besondere Szene war die mit Kaori und Haruka, oder???
Weiß zwar nicht über wen sie da geredet hat, aber sie ist wohl unglücklich verliebt.
Und mit Harukas Mutter, war das auch so etwas?
Ich habe da so eine Vermutung... aber nichts genaues... mal schauen ob es sich bestätigt.
Schreib bitte schnell weiter!
Bye
Shizuki
Von:  Animegirl87
2006-09-23T16:01:28+00:00 23.09.2006 18:01
WOW!!!! Das hast du wirklich toll beschrieben!!!^////^ Ich bin begeistert!!!^^ Wie immer!!^^

Ich würde mal behaupten die besondere Szene, ist die mit Kaori und Haruka, in dem Zimmer, aber es könnte auch die letzte Szene gewesen sein!!!^^ War aber trotzdem kawaiii!! Ich hätte da auch eine Befürchtung, was Kaori gemeint haben könnte!!!^///^ Das arme Ding!! -.-

Also mich interessiert es auf jeden Fall, was mit der Mutter war, obwohl ich einen Verdacht habe!! Und zwar, dass es mit einem bestimmten Dämon zu tun hat, wenn ich richtig liege, haut es mich echt um!!!^^

Mach schnell weiter, ich freu mich schon und boin gespannt, ob sich mein Verdacht bestätigt!!!^^

*knuddel*
die Ani!^^
Von:  Kiero
2006-09-23T11:21:52+00:00 23.09.2006 13:21
Joah, ich finde es ganz gut^^
Schön beschrieben und so, und das mit Harukas mutter, da bin ich aber mal gespannt...habe da so eine vorahnung
*gg*
Mal sehen, wies weiter geht, schreib schnell weiter!^^


Zurück