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My Wish for the Forbidden Kiss Remains

-道ならぬ恋 michi naranu koi –
von

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Bekämpfung der subjektiven Einsamkeit

My Wish for the Forbidden Kiss remains

-道ならぬ恋 michi naranu koi –
 

Kapitel 3

Bekämpfung der subjektiven Einsamkeiten
 

Wenn mich deine Hände zerreißen,

ich werde lachen.

Und wenn du es herausnimmst,

ich werde grinsen.

Und wenn du es zerstörst,

ich werde mich freuen.

Aber wenn du es liegen lässt,

werde ich weinen.

Mein Herz.
 

“Ich wünsche euch allen einen wunderschönen guten Morgen. Frühstück, Kaffee und Aspirin stehen in der Küche, die Rollläden lasst ihr besser zu, die Sonne ist sehr grell und wird euch verkaterten Säufern wohl nur den Tag verderben.“

Miyako grinste, als sie in der Tür stehend in Dies Zimmer sah und vier unausgeschlafene, völlig fertige Männer sah, die teilweise auf dem Bett, dem Sofa, aber auch auf dem Boden geschlafen hatten. Manche mit, manche ohne Decke oder Matratze.

Die richtete sich als erstes auf und fragte: „Ist ja nett, dass du uns Frühstück machst, aber warum so früh?“

„Es ist 2 Uhr, Die“, stöhnte neben ihm Kaoru mit dem Blick auf dem Wecker.

„What the fuck...? Wer stört, wer weckt?“, murmelte Toshiya vom Boden, „Und warum liege ich hier unten und ihr zwei Säcke teilt euch Dies großes Himmelbett?“

„Ihr seht wirklich fertig aus, Jungs“, lachte Miyako und ging auf Kyo zu, der sich auf dem Sofa zusammengerollt hatte, „Kaum zu glauben, aber diese kleine Giftspritze kann im Schlaf richtig süß aussehen.“

„Sag mal warum hab ich euch alle bei mir in der Bude? Gestern war noch geplant, dass nur Kaoru und Shinya hier pennen“, bemerkte Die und blickte sich um, zumindest war sein Zimmer bisher heil geblieben und er hatte nicht wie Kyo in der Kleidung des vorherigen Abends geschlafen.

„Du, tut mir leid, aber ich hab keine Ahnung…“, sagte Toshiya und stand auf um Richtung Tür zu gehen, „Ich kann mich an nicht mehr viel erinnern, der letzte Blick auf die Uhr war um kurz nach 11, dann kam Kaoru mit der nächsten Runde Getränke und… Ich brauch was für meinen Kopf!“

„Shinya ist übrigens gerade unter der Dusche“, sagte Miyako und wandte sich zum Gehen.

„Full house“, murmelte Die und angelte hinter sein Bett nach einer Hose, als Shinya gerade aus dem Bad kam.

Er drängelte sich an ihm vorbei, wünschte ihm noch schnell einen guten Morgen und schloss sich dann im Bad ein.

Ein Blick in dem Spiegel bestätigte seine Vermutungen: „Junge, du siehst scheiße aus, aber wir waschen dich trotzdem mal. Vielleicht hilft es ja was.“

Er betastete sein Gesicht, warum waren seine Augen so geschwollen?
 

„Nein, nein, nein! Wenn du eine Kündigungsfrist von 3 Monaten hast, kannst du nicht einfach schon früher abhauen, das rechnet sich nicht. Außerdem kriegst du dann schwerer einen anderen Mietvertrag. Ist doch viel logischer, wenn du erst pünktlich zum Auslaufs des Vertrages umziehst“, erklärte Miyako Kaoru beim Frühstück in der kleinen Küche, „Wenn dich dieser Vermieter so sehr nervt, dann sie zu, dass du für die nächsten Wochen woanders unterkommst oder du arrangierst einfach einen Nachmieter, der dir die Wohnung sofort abnimmt. Dann bist du das Problem sofort los. Aber hast du überhaupt schon eine neue gefunden?“

Der Angesprochene schüttelte verzweifelt den Kopf: „Alles zu teuer, zu groß, zu klein, schlechte Lage oder eine stinkende Imbissbude im Stockwerk darunter.“

„Was für ein Tag, gleich am Morgen muss sich unser Leader mit Problemen auseinander setzen“, Die setzte sich neben Kaoru und wuschelte ihm durch die Haare.

„Ja, Mitleid zu mir. Ich muss gleich außerdem noch 4 Stunden Unterricht geben, wovon nur zwei Schüler einigermaßen passabel sind“, stöhnte der Gitarrist.

„Und? Ich darf gleich wieder ins Restaurant und blöd grinsend reiche Knacker bedienen“, meckerte Die und kippte sich Müsli und Milch in die Frühstücksschüssel.

Nach und nach kamen die restlichen Bandmitglieder in die Küche, Shinya lehnte sich schon mit einer Kaffeetasse an die Arbeitsfläche und blickte verträumt nach draußen.

„Also ich muss erst Donnerstag wieder arbeiten und ich find meinen Job klasse“, grinste Toshiya und bediente sich am Toast.

„Nein, danke. Ab und zu mag es ja witzig sein mit dem Roller durch die Gegend zu sausen, aber auf Dauer und das mit lauter Pizza im Gepäck. Ne, lass mal stecken, da bring ich doch lieber irgendwelchen Teenagern bei wie man eine Gitarre hält“, beurteilte Kaoru und hielt sich den Kopf, „Aber mit einem Kater überleb ich das nicht, Arimi und den extrem Visual vielleicht noch, aber nicht die 11-jährigen Zwillinge hintereinander… wenn die mindestens ihre Gitarren nicht so vergewaltigen würden!“

Shinyas Handy klingelte und er lief sich kurz entschuldigend ins Wohnzimmer.

Kyo kam ihm entgegen und ließ sich müde auf den nächst besten Stuhl fallen: „Moin!“

Dies Blick fiel auf die Uhr: „Ich will euch ja nicht rauswerfen, aber ich muss um vier zur Arbeit und das heißt in spätestens einer Stunde muss ich los. Also haut mal rein, ich lass euch sicherlich nicht unbeaufsichtigt in meiner Wohnung zurück, ich mag sie so wie sie ist.“
 

Entnervt ließ sich der Rothaarige aufs Sofa im Wohnzimmer fallen und schloss die Augen. Endlich waren sie weg. Nicht, dass er was gegen seine Jungs hatte, aber alle auf einmal in seiner schönen Wohnung, mit seinen Möbeln und seiner CD Anlage, das war nichts für seine Nerven nach einer durchfeierten Nacht.

Er hörte sich nähernde Schritte und spürte kurz darauf sanfte Hände an seinem Kopf.

„Hm…“, machte er nur.

„Ich hab gehört ihr habt jetzt einen Plattenvertrag oder so“, sagte Miyako und massierte seine Schläfen.

„Nicht ganz, aber ein Angebot dazu…“, murmelte er.

„Immerhin. Herzlichen Glückwunsch dazu.“

Die öffnete die Augen: „Hast du deshalb alles mit Frühstück organisiert, um uns zu gratulieren?“

„Nein, deshalb nicht“, sie beugte sich über ihn und sah in seine Augen, „Das habe ich getan, weil du gestern Abend so fertig warst, als ihr hier ankamt, und ich dachte, dass du etwas weniger Stress heute morgen vertragen könntest.“

„So fertig war ich? Kann mich nicht mehr an viel erinnern…“

„So schlimm war es nicht, aber als alle anderen bereits geschlafen haben, hast du noch etwas mit mir geredet, das mir ein wenig Sorgen gemacht hat.“

Er blickte sie verzweifelt an: „Was hab ich wieder erzählt? Und wer außer dir hat davon etwas mitbekommen?“

„Das Übliche halt, wegen dem Pflaume und so“, sie druckste etwas herum, „Aber ich glaube nicht, dass noch jemand etwas davon mitbekommen hat.“

„Das Übliche?“, er hielt ihre Hand fest, „Welches Übliche?“

Die junge Frau wippte etwas mit ihrem Kopf hin und her, spielte mir ihren braun gebleichten Haarsträhnen: „Naja, ähnliches wie beim letzen Mal eben. Von wegen Verlangen, Zurückhalten und so. Du warst ziemlich fertig wegen irgendeiner Situation gestern Abend, glaube ich und hast gesagt, du wirst nie wieder soviel Trinken, wenn er dabei ist. Das Übliche eben.“

„Ich hab losgeheult stimmt’s?“, fragte er ohne Umschweife.

„Ja, aber das sieht man dir nicht mehr an. Die Augen sind nicht mehr so stark geschwollen, die Pflaume hat bestimmt nichts gemerkt“, beruhigte sie und fügte noch einräumend hinzu, „Naja, die merkt ja sonst auch nichts, eben darum ist es ja eine Pflaume.“

Die lachte kurz auf: „Aber eine tolle Pflaume, das musst du ihm lassen.“

„Tu ich ja auch, aber es ist eine Megapflaume, wenn er dich so behandelt“, sie fing an ihm den Nacken zu massieren.

„Er macht es ja nicht absichtlich, er macht ja auch gar nichts falsch und es wäre mir sowieso unangenehm, wenn er es merken würde“, Die schloss die Augen und strich sich durch die Haare, „Ich bin zufrieden so wie es ist, nur manchmal hab ich halt kleinere Ausraster. Die lern ich schon noch zu unterdrücken.“

„Zufrieden mit Freundschaft, okay. Aber das reicht mir nicht, ich will dich endlich glücklich sehen und nicht jeden Tag hören, dass du dich aus Frust durch die Gegend vögelst oder dir den Kopf zuknallst“, tadelte sie und drückte ihre Finger extra fest in seine Schultern.

Der Mann stöhnte kurz schmerzhaft auf und grinste kopfschüttelend: „Was würde ich nur ohne dich machen?“

„Das kann ich dir sagen“, antwortete Miyako direkt, „Du würdest dich mit deinem Kummer immer noch alleine in der Ecke verstecken, regelmäßig zu spät zur Arbeit kommen und beim Sex immer noch...“

Hey! Bist du wohl still?“, entrüstete sich Die, „Das wirst du mir mein ganzes Leben vorhalten, stimmt’s?“

„Irgendwomit muss man dich ja ärgern“, sie streckte ihm frech die Zunge heraus, „Ich frage mich echt, wie du das aushältst mit ihm. Du leidest, er merkt es nicht einmal und trotzdem lachst du ihm fröhlich ins Gesicht.“

Die zuckte mit den Schultern: „Klar tut es weh, aber an so etwas stirbt man ja nicht, wenn ich mich vor ihm schützen wollte, dann hieße das zwangsläufig den Kontakt verringern oder ganz abbrechen. Doch das würde wirklich schmerzen, vielleicht würde ich dann irgendwann über ihn hinwegkommen, aber dann sind da immer noch die anderen und die Band an sich. Also bleibt mir gar nichts weiter über, als immer nur vorwärts zu gehen.“

Miyako nickte: „Tapferer Die, ich hab dich lieb. Und jetzt hau rein sonst bist du wirklich zu spät, ich fahr dich bestimmt nicht zur U-Bahnstation. Bin doch nicht deine Mutter!“
 

Die U-Bahn ratterte durch die dunklen Tunnel, es herrschte Schweigen im Abteil und nur der Bass irgendwelcher Kopfhörer durchbrach die Stille.

Die Geräusche der fahrenden Bahn beruhigten Shinya auf eine seltsame Weise, so monoton, so simpel. Wenn das Leben, das Existieren in dieser Welt doch so einfach wäre wie dieses Geräusch, eine stetige Linie, ohne besondere Zwischenfälle, nur ein Schritt nach dem nächsten, Fuß um Fuß auf einer weiten, endlosen Ebene aus matten Grau und leuchtenden Weiß.

Ein gelbblonder Junge drehte sich zu dem großen schlanken Mann um und stupste diesem in die Seite. Ein fragender Blickwechsel und drei kleine Worte: „Es ist okay.“

„Sicher?“, Kyo musterte ihn und sah auf die Tüte mit dem Zeichen einer Apotheke, „Seit dem Anruf vorhin bist du so anders.“

Der Mann wandte sein Gesicht ab: „Da bist du der einzige, der das findet. Die anderen haben nichts gesagt.“

„Ich bin ja auch nicht wie die anderen. Außerdem haben die mit dir nicht noch den kleinen Abstecher gemacht.“

„Das sind nur ein paar Tabletten für meine Mutter, sie hat mich vorhin angerufen, dass ihr die Medizin ausgegangen ist und sie muss diese regelmäßig nehmen. Das ist alles“, erklärte Shinya kühl.

„Die anderen waren auch schon in der Küche und haben dich nicht im Wohnzimmer gesehen, wie du panisch am telefonieren warst.“

„Ich war nicht panisch, nur etwas verstört. Das gibt es auch bei mir manchmal, wenn ich besorgt bin.“

Kyo schlug die Beine übereinander und blickte den Schlagzeuger im Spiegelbild des Fensters ernst an: „Die anderen hätten auch nicht gemerkt, dass die Sachen, die du gekauft hast starke Antidepressiva sind.“

Shinyas Augen weiteten sich und er blickte seinen Gegenüber fassungslos an: „Wie kommst du denn auf so was? Das sind keine…“

„Ich hab das Zeug früher auch genommen, also versuch erst gar nicht mich zu verarschen“, seine Stimme war hart und bestimmt, „Ich frage dich nur einmal und ich will eine Antwort darauf haben: Was ist los bei dir? Ich weiß ja dass deine Mutter manchmal traurig ist und dass sie nicht über den Tod deines Vaters hinwegkommt, aber warum ist es jetzt so schlimm geworden?“

Es dauerte eine Weile bis er eine Antwort bekam.

„Ich will es dir nicht hier erklären, kommst du noch mit zu mir? Da lässt es sich besser reden.“

Der Blondschopf nickte und sie schwiegen für den Rest der Fahrt, lauschten dem Rattern der Bahn, die sich ihre Wege durch die unterirdischen Gänge fraß. Er lehnte den Kopf gegen die kalte Fensterscheibe und schloss für einen Moment die Augen.

Wie Maden im Käse sind wir auf dieser Welt.
 

„Hey, hast du schon lange gewartet?“

Toshiya lächelte und drehte sich zu der Frau hinter ihm um: „Nicht so schlimm, war eh viel zu früh da.“

„Gentleman like, hm?“, lachte diese und sie umarmten sich kurz zur Umarmung.

„Für eine englische Lady muss das doch sein“, er deutete eine Verbeugung an, „Wollen wir rein, ich hab die Karten schon gekauft.“

„Ja, gerne.“

Sie hackte sich bei ihm ein und zu zwei betraten sie das Kino. Dort drinnen zog sie ihren Herbstmantel aus und der junge Mann staunte nicht schlecht. Sehr elegantes Outfit, das passte überhaupt nicht zu dem, was er über sie gehört hatte.

Er schob den Gedanken zur Seite und erinnerte sich wieder an Dies Worte. Warum sollte er sich nicht einfach eine schöne Zeit machen und gucken was dabei herauskam.
 

Verzerrtes Rot wirbelte in Kreis auf grauer Keramik, in dünnen, immer dünneren Linien verschwand es im Nichts und wurde weggespült vom starken, klaren Strom.

Er nahm das weiße Handtuch und legte es auf seine Wunde um die Blutung zu stillen, stellte den Wasserhahn ab und ging zurück ins Wohnzimmer. Wie im Koma bewegte er sich, setzte sich auf das Sofa zwischen den blonden Sänger und die Frau Anfang 50, sagte nichts, wartete einfach.

Rechts bewegte sich als erstes etwas, sie nahm seine Hand und legte das Tuch weg.

„Tollpatschiger Junge, wann wirst du endlich erwachsen?“

Schleichend, fast phlegmatisch strich sie die Wundsalbe über den Schnitt auf der Handfläche und klebte das Pflaster auf.

Er sah sie freundlich an und strich ihr über den Arm: „Danke, Mutter. Möchtest du dich vielleicht etwas ausruhen und schlafen legen? Du hattest heute sicher einen anstrengenden Tag auf der Arbeit.“

Sie nickte langsam und er brachte sie noch auf ihr Zimmer, half ihr den Pullover auszuziehen und deckte sie zu.

Als er zurück ins Wohnzimmer kam, war der andere junge Mann bereits dabei die restlichen Scherben in den Mülleimer zu kippen.

„Wie kann man sich nur bei so etwas verletzen?“, sagte dieser.

„Hm…“, machte er nur, „Zum Glück hat sie nicht die teure Vase herunter geworfen.“
 

Kaoru drehte den Zündschlüssel um und wartete auf ein Brummen des Motors. Doch da kam nicht mal ein leises Tuffen. Er drehte noch einmal an und noch einmal, genervt schlug er auf sein Lenkrad ein. Für so etwas hatte er einfach keine Nerven übrig nachdem seine 17-jährige Schülerin Arimi heute mehr geredet als auf ihrer Gitarre gespielt hatte. Das erste was er sich kaufen würde, sobald seine Band auf irgendwelchen Umwegen doch noch groß rauskommen sollte, war ein neues Auto.

Tief durchatmen, beruhigen und einen neuen Versuch starten. Ein, aus, ein, aus… Schlüssel herausziehen, wieder reinstecken, langsam umdrehen, Motor starten, Motor startet… Motor säuft ab.

„Fuck! Fuck! Fuck!“, mit jedem Fluchen lädierte er sein Armaturenbrett ein weiteres Mal. Aber da hilf nichts, keine Gewalt, kein gutes Zureden, höchstens eine Werkstatt, die um halb 10 Uhr Abends sehr wahrscheinlich keinen Monteur mehr herschicken würde.

Und jetzt? Hier im feinen Wohngebiet fuhren nur Busse, die Fahrpläne kannte er nicht, die Haltestellen ebenfalls nicht und ob um diese Uhrzeit überhaupt noch regelmäßig welche fuhren war ihm auch unbekannt. Zudem würde er seinen Anschlusszug in die Altstadt sowieso nicht mehr erreichen. Taxi? Zu teuer, es sei denn es würde den jungen Mann umsonst mitnehmen. Kaoru stockte, warum auch nicht?

In seiner Jacke kramte er nach seinem Handy, Toshiya mit seinem BMW wohnte zu weit weg, Kyo besaß kein Auto und höchstwahrscheinlich auch keine Motivation in durch die Gegend zu fahren, Shinya musste sich sicherlich um seine Mutter kümmern (beim Frühstück hatte er etwas von neuen Medikamenten für diese erwähnt) und fuhr dazu noch einen schrecklich lahmen Wagen, also blieb nur noch Die.

Nach langem Klingeln hob endlich jemand ab: „Jo?“

„Hey Die, ich bin’s-“

„Sorry, und wenn du noch so schön und wichtig bist, ich bin gerade leider nicht erreichbar. Vielleicht bist du ja wichtig genug, dass ich zurückrufe, also versuch dein Glück und sprich was hinters allbekannte Piiiiiieeep.“

Kaoru seufzte, irgendwann würde er Die noch für diesen bescheuerten Spruch erschlagen, bester Freund hin oder her: „Hey, du Lappen! Erstens, ändere endlich mal diese blöde Ansage und zweitens, kannst du mich bitte, bitte, bitte hier abholen? Hier ist in etwa irgendwo in Ota. Ich bin wichtig und mein Wagen hat seinen Geist aufgegeben, also ruf zurück!“

Er lehnte den Kopf an den Sitz, das konnte eine lange Nacht werden, wenn Die heute Abend arbeiten musste.

Aus dem Augenwinkel heraus bemerkte er, dass Arimi aus dem Haus gelaufen kam und an seine Fensterscheibe klopfte. Er öffnete die Tür und sah sie fragend an: „Was ist los?“

„Das wollte ich dich fragen“, sie lächelte ihn freundlich an, „Ist dein Auto nicht in Ordnung?“

„Nein, es startet nicht richtig. Ich habe aber schon jemanden angerufen und werde hier hoffentlich früher oder später abgeholt“, erklärte er rasch.

„Na, dann komm doch wieder rein, meine Eltern sind nicht da und ich hab keine Lust alleine zu essen.“

Der junge Mann schüttelte lachend den Kopf: „Du kannst doch nicht einfach einen fremden Mann ins Haus lassen, besonders wenn du alleine bist.“

„Eigentlich nur wenn ich alleine bin, sonst machen meine Alten ja schon Aufstand beim Nachbarsjungen. Aber du bist nicht fremd, schließlich unterrichtest du mich schon sieben Monate und vorhin waren sie ja auch nicht da“, verlegen spielte Arimi mit ihren dunkelbraunen Haaren, „Dir wird also vertraut.

Kommst du jetzt rein oder nicht? Es ist reichlich kühl und für den Fall, dass du eher später als früher abgeholt wirst, habe ich keine Lust nächste Woche auf meinen Unterricht zu verzichten, weil du krank bist. Ich erinnere dich ja nur daran, dass ohne funktionierenden Motor auch keine Standheizung geht.“

Für einen Moment wusste Kaoru nicht was er antworten sollte, doch dann musste er plötzlich loslachen: „Meine Güte, Mädchen. Bist du sicher, dass du erst 16 bist? Du könntest so jeden in Grund und Boden reden.“

„Was denn? Ich bin ganz unschuldig und lieb“, sie sah ihn mit einem gekonnten Augenaufschlag an wie eine junge Katze. Er verkniff sich ein Grinsen.

„Also gut“, willigte er ein und stieg aus dem Wagen, „Du hast mich überzeug und außerdem… naja.“

„Außerdem…?“

„Außerdem hat das Schrottding noch nicht mal eine Standheizung.“
 

Kyo starrte seinen Gegenüber an und doch sah er Shinya nicht richtig, sondern blickte durch ihn hindurch, nahm ihn kaum war.

In Gedanken verhangen schwiegen sich beide am Küchentisch an, der Tee erkaltete in ihren Tassen, doch sie machten keine Anstalten sich zu trinken, sich auf irgendeine Weise zu bewegen.

Der Sänger wollte nichts sagen aus Angst es könnte das Falsche sein, vielleicht aber auch, weil es nichts Richtiges zu sagen gab. Er war selbst eine Zeit lang in Depression versunken gewesen, dachte er würde Shinya helfen können. Doch als er dessen Mutter gesehen hatte, in der Ecke zusammen gekrümmt, vor sich hin flüsternd zwischen all den Scherben, hatte er sich selbst erkannt. Der Blick seines Freundes hatte ihm klar gemacht, dass Depressionen erleiden hart war, aber daneben zu stehen, hilf- und ahnungslos, noch eine ganz andere Art von Härtetest bedeutete.

Als Shinya 13 war, wurde bei seinem Vater Krebs diagnostiziert, während seines 14. Lebensjahr war dieser wegen der Chemotherapie dauerhaft im Krankenhaus gewesen, bis er schließlich genau am 15. Geburtstag seines Sohnes verstarb.

Schon damals hatte sich der Schlagzeuger um seine Mutter kümmern müssen, Geschwister hatte er nicht, alle Verwandten wohnten weit weg und vor den meisten Freunden und Bekannten, hatte sich die Familie Terachi keine Schwäche eingestehen wollen. Frau Megumi Terachi war schon zu Zeiten Shinyas Kindheit psychisch labil gewesen, wenn seine Entwicklung nicht schnell oder gut genug verlief. Er hatte früh gelernt, dass er immer sein Besten geben und jede noch so hohe Erwartung erfüllen musste, um seine Eltern nicht traurig zu machen. Es schadete ihm schließlich nicht, es war einfache Erziehung, die einen fleißigen und anständigen Erwachsenen aus ihm machen sollte. So oft sie ihn ausschimpften, so oft sie ihn überforderten oder ihm zeigten wie enttäuscht sie von ihm waren, sie waren trotzdem immer für ihn da gewesen, sein Vater sein großes Vorbild, seine Mutter seine Stütze und Beschützerin.

Bis der Krebs kam.

Auf einmal war der übermächtige, allwissende Mann weg, nur noch ein Schemen seiner selbst ohne Haare, abgemagert und schwach, lag auf einem Bett in einem weißen, sterilem Zimmer, kam nicht mehr nach Hause, forderte nichts mehr und konnte kaum noch für gute Noten loben.

Die starke Frau neben ihm war plötzlich klein und hilflos. Anstatt ihren Sohn zu stützen und die Familie aufrecht zu erhalten, klammerte sie sich an ihr einziges Kind, konnte ihrem Lebensgefährten kaum beistehen, während sie selbst verzweifelt nach Beistand schrie.

Für Shinya hatte sich das Szenario geändert, die Situation aber nicht. Gut sein, freundlich sein, den Nachbarn nicht zeigen wie schlecht es einem ging, die Mutter zum Lachen bringen, perfekt sein; es war fast alles wie vorher geblieben, nur musste er nun noch ein bisschen mehr Verantwortung tragen.

Freitags wurde der Hausmüll abgeholt, Montags, Donnerstags und Samstags einkaufen gehen, jeden Tag den Vater im Krankenhaus besuchen und alle 3 Tage frische Blumen mitbringen, morgens um halb 7 aufstehen, Frühstück machen und die Mutter wecken, damit sie sich nicht zur Arbeit verspätete.

Mit 14 übernahm er fast den gesamten Haushalt in der kleinen Wohnung, mit 15 genau kam er mit seiner ersten und einzigen Freundin zusammen, mit 16 suchte er sich den ersten Nebenjob um seine Mutter finanziell zu unterstützen, mit 17 hatte er seinen ersten großen Auftritt als Schlagzeuger in einer Schülerband.

Die ganze Zeit über war der Junge der einzige Halt für Megumi Terachi gewesen, während sie weiter in der Vorstellung lebte sich um ihn zu kümmern.

Wäre die Stimmung vorhin nicht so bedrückend gewesen, hätte Kyo sich ein Grinsen nicht verkneifen können, als sie ihren Sohn tollpatschig nannte.
 

„Darf ich eigentlich auch mal was von dir spielen?“, Arimi sah Kaoru bittend an, „Die Lieder auf euren Konzerten sind doch selbst geschrieben, oder?“

Er zog eine Augenbraue hoch: „Du warst auf einem unserer Konzerte? Ich wusste nicht, dass 17-jährige heutzutage so spät noch in solche Clubs dürfen.“

Sie neigte verlegen ihren Kopf: „Dürfen wir auch nicht, heißt ja nicht, dass wir es nicht trotzdem tun. Als ich mal einen Flyer von euch gesehen habe und dich wieder erkannte, wollte ich halt unbedingt hin und irgendwie bin ich dann da gelandet.“

„Böses Mädchen, das passt aber gar nicht zu lieb und unschuldig“, tadelte er und blickte auf die Uhr. Eine halbe Stunde saß er hier nun schon, aß Chips mit seiner Schülerin und wartete darauf, dass endlich sein Handy klingelte.

„Du lenkst vom Thema ab. Darf ich jetzt auch mal was von euch spielen oder nicht?“

Er seufzte: „Meinst du wirklich, deine Eltern würden das befürworten, wenn du auf einmal solche Sachen lernst? Die sind doch schon etwas härter, als dass was ich dir sonst gebe. Und selbst dafür krieg ich einen tadelnden Blick, wenn mich deine Mutter aus dem Haus lässt.

Ich glaube mit leichten Rock und Blues bist du schon ganz gut dabei für ein Mädchen.“

„Sei ehrlich! Würdest du dich damit zufrieden geben?“, sie sah ihn herausfordernd an. Er überlegte einen Moment bevor er antwortete: „Willst du eine ganz ehrliche Antwort?“

„Ja!“

„Meinen Eltern wäre es lieber gewesen, wenn ich Klavier oder Geige studiert hätte und jetzt vor Publikum im Frack und Abendkleid große Sinfoniekonzerte geben würde, anstatt anderen Gitarrespielen beizubringen und vergeblich versuche mit meiner kleinen Band groß heraus zukommen“, er grinste schief, „Bevor in der Oberschule mit Gitarre anfangen durfte, musste ich erst endlose Klaviersonaten lernen. Darum bin ich auch direkt nach meinem Schulabschluss getürmt und aus Hyogo nach Tokio gezogen and here we are.“

„Ich hab bis vor einem Jahr Geige gelernt, aber nach und hab ich es verweigert. Und da es für meine Eltern nichts Schlimmeres gibt, als eine unmusikalische Tochter hab ich sie davon überzeugen können mir einen Gitarrenlehrer zu organisieren“, Arimi griff in die Chipstüte, „Und ich bin froh, dass es so gekommen ist. Also werden sie es auch verkraften müssen, wenn ich etwas lerne, das vom offiziellen Lehrbuch abweicht. Und wenn nicht, übe ich eben heimlich. Die sind eh nie zuhause wie man sieht.“

Kaoru lächelte und nippte an seinem Kaffee: „Okay, mal wieder überredet. Ich überleg es mir, vielleicht findet sich ein Kompromiss.“

„Gefällt mir.“

Sein Handy klingelte endlich und er griff erleichtert in seine Tasche. Die Home blinkte auf dem Display.

„Ich hab schon gedacht, das wird nie etwas“, brummte er in den Hörer.

„Wird es auch nicht in diesem Ton!“, sagte eine helle Frauenstimme herausfordernd.

Er verschluckte sich fast, als er antwortete: „Oh, entschuldige! Miyako, ich dachte Die…“

„Ja, ich weiß. Er hat mich angerufen, ich solle dich doch bitte irgendwo in Ota abholen, weil dein Wagen streikt und er bis Mitternacht Schicht hat“, erklärte sie knapp, „Außerdem kenne ich mich besser in der Gegend aus, also schieß los: Wohin soll das Taxi denn kommen?“
 

Ein Glücksgefühl durchströmte Toshiya, als er mit Sarah das Gebäude verließ.

Sie gingen Hand in Hand aus dem Kino, sie kuschelte sich etwas an ihn und er drehte sich zu ihr um, legte den Arm um sie, hielt sie einfach nur fest.

Mit offenen Augen horchte sie seinem Herzschlag durch den dicken Frühlingspullover.

Im Kinosaal hatte es nicht mal einen Kuss gegeben, er hatte nur schüchtern ihre Hand genommen und auch jetzt würde nichts weiter passieren, obwohl es schon ihr drittes Treffen war. Ihr Vorsatz es diesmal langsam angehen zu lassen war verblieben.

Sie saßen noch bis kurz nach Mitternacht in einer Kneipe und redeten und redeten. Fröhlich und unbeschwert.

Bis Sarah erwähnte, dass es schon spät geworden sei und sie am nächsten Tag früh raus müsse, und er anbot sie nach Hause zu fahren.

„Nein, es ist schon in Ordnung. Mach dir keine Mühe, so weit ist es ja nicht“, wies sie ihn ab. Diese Art des Nachhause-Bringens kannte sie schon, frau wurde nach Hause bis ins Bett gebracht.

„Es ist nicht in Ordnung, hier in Tokio ist es gefährlich um diese Uhrzeit, da sollte keine Frau mehr alleine in der U-Bahn fahren“, Toshiya griff nach seinem Autoschlüssel, „Ich weiß ja nicht, wie es bei euch in England ist, aber hier bringt Mann Frau nach Hause, wenn es spät geworden ist.“

Sie spürte, dass er sich nicht mehr umstimmen lassen würde und willigte ein.

„Nettes Auto“, kommentierte Sarah, als sie in seinen BMW einstieg.

Er schloss die Tür hinter ihr und stieg auf der Fahrerseite ein: „Ich muss leider gestehen, das habe ich mir nicht selbst erarbeitet. Das war ein Abschiedsgeschenk meiner Eltern.“

„Ist doch cool, mein Vater hätte ruhig auch mal so großzügig sein können.“

Toshiya lächelte verlegen: „Manchmal glaube ich, es konnte ihnen nicht schnell genug gehen, bis ich aus dem Haus bin und haben mir deshalb alles hier in Tokio zurechtgelegt. Einschließlich Wohnung, Auto und Job.“

Sie antwortete nicht und sah ihn von der Seite an, er hatte ein schönes Profil und hielt immer Augenkontakt, wenn er mir jemanden sprach. Er war wie alle Japaner höflich und ein wenig distanziert und trotzdem frech wie ein kleiner Junge. Und obwohl er so offen schien, hatte Sarah nie das Gefühl zu wissen welchen Gedanken er verfolgte, was sein Ziel war.

Er war Bassist in einer Band ohne Plattenvertrag bei einem großen Label und Pizzabote aus Leidenschaft, fuhr aber ein teures Auto und wohnte wie er selbst gesagte hatte in einer recht großen Wohnung. Wenn seine Eltern ihm das alles bezahlten, erwarteten sie dann nicht, dass er hier auf der Universität von Tokio Jura oder Medizin studiert? Am Campus ihrer Uni hatte sie ihn jedenfalls noch nie gesehen.

Er forderte im Kino nicht mal einen Kuss von ihr ein, bestand aber darauf, sie nach Hause zu fahren. Dass der junge Mann dabei keine Hintergedanken hatte, darauf wagte sie erst gar nicht zu hoffen. Weder in England, noch in Japan hatte sich ein Mann länger als ein oder zwei Dates hinhalten lassen. Das andere Geschlecht war eben so.
 

„-Es ist meine Schuld.“

Der Sänger blickte überrascht auf, überlegend hatte er nicht damit gerechnet, dass jemand anfing zu sprechen: „Wie meinst du das?“

„Es ist meine Schuld, dass es ihr so schlecht geht“, Shinya starrte wie gebannt auf die Tasse in seinen Händen, versteckte seine Augen hinter dem Pony der dünnen, ausgebleichten Haare, „Ihr ging es seit dem Tod von Vater nie besonders gut, aber so schlecht wie jetzt… Dass sie sogar Medikamente nehmen muss, so schlimm war es noch nie.“

Kyo drehte nervös den Teebecher auf dem Tisch hin und her: „Ich hab mal gehört, dass so was von plötzlichen Ereignissen kommt und so… und dass das wieder weggeht, wenn sich die äußeren Umstände verbessern. Meistens muss das aber von einem… Psychologen bewusst gemacht werden, also dass die sich verbessern meine ich.“

Mal gehört. Er sah unsicher zum anderen hinüber, glaubte er das jetzt? Er hatte zugegeben selbst mal Antidepressiva genommen zu haben, aber von den endlosen Stunden bei der Seelenklempnerin seines Heimes wollte er nicht erzählen.

„Ich sagte doch, ich bin schuld“, Shinya biss sich auf die Lippe, „Ich hab ihr gesagt, dass ich ausziehen will. Alleine leben und so. Oder besser… mit Yukina in eine Wohnung ziehen.“

Er machte eine Pause und sah zum Sänger, sah eine undurchdringbare Maske auf dessen Gesicht, wie immer.

„Sie... Yukina meine ich, Yukina schließt nächsten Monat ihre Ausbildung zur Krankenschwester ab und will dann wie vor Jahren mal erträumt mir hierher nach Tokio folgen. Als ich mit Mutter hierher zog, haben wir uns versprochen zusammen zuziehen, sobald es möglich ist.

Yukina hat sogar noch den Ring, den ich ihr vor zwei Jahren geschenkt habe und ich will auch mit ihr zusammen wohnen, aber…“, er ließ den Satz unbeendet und sah hilflos zu seinem Gegenüber.

Dieser drehte nervös die Tasse in seinen Händen und begann an seinem Lippenpiercing zu spielen: „Hoffnung beide Frauen unter ein Dach zu kriegen gibt es nicht, oder? Ich mein, damals haben sie sich nie so gut verstanden, aber vielleicht sind sie ja etwas erwachsener und damit vernünftiger geworden.“

Shinya schüttelte den Kopf: „Du weißt doch wie das mit den beiden ist. Zickenterror der Superlative. Yukina heißt es nicht gut, dass mich meine Mutter so in Anspruch nimmt.“

„Und deine Mutter denkt, Yukina will dich ihr wegnehmen, also immer noch“, seufzte Kyo und nippte an seinem Tee. Bah, der schmeckte kalt nicht mehr.

„Du solltest mal ihren Blick sehen, wenn sie bemerkt, dass ich mit Yukina telefoniere“, er grinste verschmitzt, „Als würde sie gleich am liebsten das Kabel durchschneiden.“

„Aber sie muss dich doch irgendwann loslassen. Du kannst nicht auf ewig bei deiner Mutter leben“, Kyo sah etwas verlegen zu Seite, „Ich mein, zum Auszug aus dem Elternhaus kann ich nicht viel sagen, das war bei mir ja noch eine andere Sache, aber Kaoru, Die und Toshiya leben ja auch nicht mehr da.“

Shinya schüttelte den Kopf: „Ich würde hier sofort raus, aber ich mache mir so viele Sorgen um sie. Sie ist so klein, so zerbrechlich. Ich hab schon überlegt ob ich sie in irgendeine betreute Wohngemeinschaft einziehen lasse, aber das kann mal als Sohn doch nicht machen. Einfach die eigene Mutter abschieben, weil man keine Lust mehr hat sich um sie zu kümmern.“

Der kleinere legte seinem Freund die Hand auf die Schulter: „Meinst du nicht, dass du dich lange genug um sie gekümmert hast? Eltern müssen ihre Kinder irgendwann einmal ziehen lassen, damit sie ihr eigenes Leben erleben können. Dafür haben sie diese schließlich aufgezogen.“

Innerlich schalt er sich für seine letzten Worte, aufgezogen traf es hier wirklich nicht sehr gut. Wer hatte hier wen erzogen?

„Und so wie es aussieht, brauch deine Mutter mehr als normale Betreuung.“

Ein Zucken durchfuhr Shinya: „Nein, ich glaube nicht. Wir sind eine Familie, wir schaffen es auch so damit fertig zu werden.“

„Klar, man sieht es total.

Stell dir mal bitte vor, dass mit dem Plattenvertrag klappt jetzt wirklich. Wir haben diesmal eine reale Chance bei eins von den Major-Labels unter zu kommen. Bisher wurde von uns nie mehr gefordert, als ein oder zwei Mal im Monat in irgendwelchen Clubs in Tokio aufzutreten. Jedes halbes Jahr haben wir total unprofessionell eine CD zusammengeschneidert und bisher proben wir immer noch in der Schulaula um die Ecke, selbst da kommen wir nur rein, weil Kaoru den Direktor persönlich kennt.

Shinya, ich will nicht, dass es auf ewig so weitergeht. Wir sind gut, wir sind verdammt gut und wir haben der Welt da draußen etwas zu sagen, leider hört niemand die Schreie aus dem Untergrund. Aber damit wir uns nach oben kämpfen können, müssen wir alles darein legen.

Wenn es soweit ist, kannst du nicht mehr alle 4 Stunden nach Hause fahren, um deiner Mutter einen Tee zu kochen. Hast du die Unterlagen vom Produzenten nicht durchgelesen? Bei Übereinkunft und Abschließung eines Vertrages, behalten wir uns vor, ihre Anwesenheit über mehrere Tage auch außerhalb Tokios zu fordern, um Studioaufnahmen, Konzerte oder eventuelle andere Termine abzuhalten. “, zitierte Kyo und spielte mit seinen Fingern, jetzt brauchte er eigentlich eine Zigarette, aber in dieser Wohnung durfte man ja nicht Rauchen.

„Ich weiß! Ich weiß es ja!“, die dünne Hand des Schlagzeugers krallte sich um die Tasse bis die Gelenke sich weiß abzeichneten, „Es kann so nicht weitergehen. Ich will es auch nicht und weiß auch, dass es nicht gut ist mit ihr so zu wohnen! Sie muss in Therapie, aber…

Aber ich kann das hier auch nicht einfach aufgeben. Seit ich 14 bin waren es immer meine Mutter und ich, immer wir zwei. So schwer es auch mit ihr war, ich habe mich lieber noch mehr angestrengt und den Schmerz verdrängt, als ganz alleine zu sein.

Ich bin Drummer, Kyo! Alleine mache ich keine Musik. Ich bin das Begleitinstrument.“
 

Kaoru stand mit Arimi vor deren Haustür und wartete, als diese eine Schachtel Zigaretten aus der Bauchtasche ihres weiten Pullis nahm, sich lässig eine ansteckte und ihm freundlich eine anbot.

Er machte große Augen, holte sich dennoch die eigenen Zigaretten heraus: „Wissen das deine Eltern?“

„Nö, sollten sie?“, gab sie zurück und suchte unter einem Busch einen Plastikaschenbecher heraus.

„Stille Wasser sind tief, hm?“

„Na, der Marianengraben bin ich nicht, aber ich sehe nicht ein, warum ich mich an vorgefertigte Meinungen anpassen sollte“, sie zuckte mit den Schultern und blies den Rauch in die kalte Frühlingsluft.

Der junge Mann beobachtete sie von der Seite: „Eine kleine Rebellin willst du also sein?“

Sie blickte zu Boden, ihm fiel auf dass ihre Wimpern außergewöhnlich lang waren. Ihr Körper war zierlich, aber nicht zu klein, die langen schwarzen Haare standen ihr gut, sie hatte reine Haut und ein zartes Gesicht mit einem sonst sehr sympathischen Lachen. Doch in diesem Augenblick sah das Mädchen viel zu erwachsen aus für ihr Alter. Ihr Blick strahlte keine kindliche Freude aus, sondern war ruhig auf das Kopfsteinpflaster gerichtet und signalisierte einen erschreckenden Ernst in ihrem Ausdruck.

„Nein, will ich eigentlich nicht. Aber es gibt zu viele Sachen, die mich in letzter Zeit einfach nur annerven. Die ganze aufgesetzte Freundlichkeit, der stetige Druck in der Schule, immer irgendwelche Erwartungen zu erfüllen. Das ist echt nicht mein Ding. Manchmal hab ich einfach das Gefühl ausreißen zu müssen, irgendetwas Verbotenes zu tun, damit ich weiß, dass ich existiere. Auch wenn es für die Welt nicht entscheiden ist, ich denke ich muss mir nur selbst beweisen, dass ein Gesetz übertrete, etwas tue, das von mir nicht erwartet wird. Lieber lass ich mich am Ende ausschimpfen und kneife die Zähne aufeinander, wenn ich meine Strafe empfange, als gänzlich ignoriert zu werden.“

Kaoru schwieg einen Moment bevor er antwortete und dachte nach, ließ kleine Rauchringe durch den herbstlichen Vorgarten schweben.

„Ich kenne das Gefühl“, meinte er schließlich, „Früher war es bei mir genauso. Aber wenn du dann irgendwann gegen alles rebelliert hast, fragst du dich: Wofür? Wofür hast du das alles getan?

Ganz loszulassen ist schwer, etwas Neues zu finden, an das man sich halten kann noch viel schwieriger. Aber ich glaube, selbst wenn ich es damals gewusste hätte, wäre ich trotzdem denselben Weg gegangen. Für ein paar Sekunden fühlt man sich frei, selbst wenn die Strafpredigt beginnt. Es war die eigene Freiheit darüber zu entscheiden etwas Schlechtes zu tun oder nicht zu tun und die Konsequenzen bewusst zu tragen oder nicht. Und vor allen Dingen fühlt man sich erkannt, wenn jemand kommt und dich so richtig zur Sau macht, hast du das Gefühl gesehen zu werden.“

Arimi nickte: „Loben dauert etwa 30 Sekunden, eine Strafpredigt 30 Minuten. Lohnt sich doch viel mehr, oder?“

„Aber ob das der richtige Weg ist?“, Kaoru zog an seiner Zigarette. Wann hatte er das letzte Mal über so etwas gesprochen? In seiner Band, in seiner Szene hatte jeder seine persönliche Rebellion erlebt. Keiner von ihnen schien daran zu zweifeln, dass sie etwas Besonderes waren. Eine Gruppe von Menschen, die sich von allem Profanen gelöst hatte, der allgemeinen Soziologie widersprach. War es Ironie, dass er sich selbst in einem 17-jährigen Mädchen wieder erkannte?

Dieses hob ihren Blick wieder und sah ihn provozierend an: „Richtig ist relativ, oder besser subjektiv. Es ist der Weg für den wir uns entschieden haben, sag mir Niikura Kaoru, kannst du jetzt noch umkehren?“

Er schüttelte den Kopf: „Nein, ich mag es so wie es jetzt ist. Ich sagte doch: Selbst wenn ich damals gewusst hätte, was auf mich zukommt. Ich wäre trotzdem denselben Weg gegangen.

Aber was ist mit dir? Was ist wenn du nicht soviel Glück hast? Und ich muss eingestehen, ich habe verdammt viel Glück gehabt, seit ich auf eigenen Füßen stehe, fahre aber trotzdem eine Schrottmühle von Auto ohne Standheizung.“

„Dann bin eben noch eine verarmte Pennerin, die in der Gosse verrottet, außerdem…“

„Außerdem…?“

Sie raschelte mit ihrer halbvollen Zigarettenpackung: „Außerdem steck ich schon viel zu tief drin, um umzukehren.“

Ein Auto kam um die Straßenecke gefahren und Kaoru verabschiedete sich: „Das ist Dies Wagen, bis nächste Woche und rauch nicht soviel. Das ist ungesund.“

„Sagt der Richtige!“, Arimi streckte ihm frech die Zunge heraus, da war es wieder. Das sympathische Lachen, das Herzen erweichen konnte, das unbeschwerte 17-jährige Mädchen aus gutem Elternhause, die Schülerin mit den Vorzeige-Noten und dem großen musikalischem Talent.
 

Kaoru nickte ihr noch einmal zu und stieg zu Miyako ins Auto.

Sie begrüßte ihn freundlich und stellte die Musik leiser.

„Flirtest du etwa mit deiner Gitarrenschülerin?“, tadelte sie kurz darauf scherzhaft und fuhr los.

„Sie vielleicht mit mir, aber ich bin noch lange weder pädophil noch hab ich es nötig genug um was mit einem halben Kind anzufangen“, gab er direkt zurück.

„Komm schon, gib zu: Wann hattest du deine letzte Freundin?“

„Ist etwas länger her, da stehe ich zu. Aber das heißt ja nicht, dass ich mich wie Die oder Kyo aufführen muss, oder?“, er zog fragend die Augenbraue hoch. Diese Frau war einfach zu offen für seinen Geschmack, egal ob sie sich nun schon ein oder zwei Jahre kannten oder nicht.

„Nein, wie Die solltest du dich vielleicht wirklich nicht aufführen“, murmelte Miyako und begann nervös mit ihren Fingern auf dem Lenkrad zu trommeln.

Ein Moment des Schweigens herrschte im Fahrraum vor, bis sich Kaoru schließlich traute zu fragen: „Du weißt was mit ihm los ist, nicht wahr?“

Sie starrte auf die Ampel: „Mit wem?“

„Die natürlich, wem sonst?“, er zischte die Worte heraus. Wollte sie jetzt noch einen auf unwissend tun?

„Ja, ich weiß es. Und es erstaunt mich, dass du darüber nicht Bescheid weißt“, sie sah ihn nicht an, sondern blickte weiter äußerst interessiert auf das rote Licht.

Der Mann schnaubte: „Wie denn, wenn er nicht meint darüber reden zu müssen? Bester Freund hin oder her.“

„Wenn du wüsstest, gerade als bester Freund“, wisperte sie, sah ihn dann aber entschlossen an: „Ich frage mich nur, wie man so blind sein kann. Gerade du solltest doch etwas merken.“

Kaoru sah sie fragend an, was wollte die eigentlich von ihm?

„Es ist nicht so, dass ich gar nichts weiß. Ich will nur die näheren Umstände wissen. Die ist verliebt, verliebt in jemanden, den er nicht meint haben zu können. Gut, soviel habe ich auch schon erfahren. Aber wie soll ich ihm helfen, ohne zu wissen, was genau passiert ist?“

Innerlich verkniff sich Miyako ein Lachen, als sie antwortete: „Vielleicht wird er es dir mal selbst erzählen, bis dahin sei einfach für ihn da und lenke ihn ein wenig ab, okay? Das ist das Beste was wir beide im Moment für Daisuke tun können.“

„Ich werde mich bemühen“, versprach er, kramte in seiner Tasche nach seinen Zigaretten, ließ es aber beim Gedanken an Arimi bleiben. In ihrem Alter hatte er auch angefangen und jetzt war er schon bei über einer halben Packung am Tag.

„Vielleicht machst du dir ja mal Gedanken wer überhaupt in Frage käme“, sagte Miyako und riss ihn wieder zurück in die Realität.

„Ich kenne die große Unbekannte?“ Okay, er musste Nachdenken, also doch eine Ladung Nikotin.

„Natürlich, wer könnte Die so nahe stehen, ohne dass du diese Person kennen lernst?“

„Wer, Miyako, wer?“

„Junge, sei doch nicht so blind!“, sie sah ihn entgeistert an, „Wem steht Die seit einer Ewigkeit so nah, dass man als Außenstehender denkt, die beiden seien schon fast eine Einheit? Zu wem kommt er ihn all seinen Sorgen und Nöten? Mit wem hat er sich seit dem ersten Augenblick gut verstanden? Wer ist einer seiner engsten Vertrauten? Mit wem verbringt er fast den ganzen Tag?“

Kaoru konnte ihren Blick nur mit größter Verwirrung beantworten. Wen meinte sie, auf welche Frau traf das zu außer…

„Das hört sich jetzt, total blöd an, aber…

Will er wieder was von dir?

Ich meine, auf wen trifft das sonst zu?“

An dieser Stelle konnte sie sich ein lautes Auflachen nicht mehr verkneifen. Irgendwie machte es schon fast Spaß ihn so verwirrt zu sehen, würde ihr die Situation Dies nicht so nahe gehen.

„In dem Fall hätte er nicht so ein Problem, er weiß, dass er mich noch haben kann. Nein, nein. Du denkst in die ganz falsche Richtung.“

Vom Beifahrersitz ertönte ein lautes Husten, vor Schreck hatte Kaoru den Rauch zu tief inhaliert: „Wie meinst du das? Du willst noch was von ihm und wohnst trotzdem munter mit ihm zusammen, während er regelmäßig andere Frauen mitbringt?“

Sie zuckte mit den Schultern, das erinnerte sie viel zu sehr an eine ähnliche Situation am gleichen Tag, jedoch in einer anderen Rollenverteilung: „Er nimmt zumindest soviel Rücksicht auf mich, dass er morgens mit mir allein frühstückt und die ganzen Schlampen schon vorher wieder verabschiedet. Ich meine, klar tut es weh, aber an so etwas verrecke ich schon nicht, wenn ich ausziehen und den Kontakt ganz abbrechen würde, würde das erst recht schmerzen. Vielleicht würde ich dann irgendwann über ihn hinwegkommen, aber das will ich gar nicht. Die muss mit jemanden zusammenwohnen, sonst ist niemand da, der ihn auffängt, wenn es ihm schlecht geht. Und solange ich bei ihm bleiben kann, mich um ihn kümmern kann, ist es in Ordnung.

Wenn ich weiß, dass diese Aufgabe jemand anders übernimmt, der es besser kann, dann werde ich mich schon zurückziehen. Bis dahin lach ich ihm ins Gesicht und freue mich, wenn er mir eins seiner Lächeln schenkt. Ich weiß nicht, ob dir das schon einmal aufgefallen ist, aber wenn er will, kann Die damit deinen ganzen Tag retten. Mit nur einem Blick.“

Zu ihrem Erstaunen nickte er entschlossen: „Doch, das kenne ich. Die schaut dich an und zack- alle deine Probleme sind ganz klein geworden und in der weiten Ferne verschwunden.

Weiß er eigentlich davon, ich meine von deinen Gefühlen.“ Sein bester Freund hatte ihm gegenüber nichts über so etwas verlauten lassen.

„Ich denke, er weiß es, spricht es aber nicht aus. Es gibt ja auch keinen Grund dazu, verbessern würde es die Situation schließlich nicht.“

Ein unangenehmes Schweigen erfüllte das Auto, Kaoru wusste nicht, was er darauf antworten sollte.

„Bis in die Altstadt fahr ich jetzt aber nicht, du schläfst heute wieder bei uns, oder?“, sagte Miyako.

„Ja, ist in Ordnung. Vielen Dank für deine Mühe, dass du mich überhaupt abholen kommst.“

„Ist doch selbstverständlich.“

„Wie hast du Die dazubekommen dir sein Auto zu überlassen? Er ist doch sonst auch so empfindlich damit.“

„Weiß nicht, wenn ich schon für ihn losfahre… Manchmal denke ich, es gibt für ihn nur zwei Lieben: Seine Gitarre und sein Auto. Typisch Männer.“

„Mein Auto liebe ich nicht, aber für meine Gitarre würde ich durchs Feuer gehen. Das versteht man eben nicht, wenn man keine Musiker ist.“


 

Der schwarze BMW hielt vor dem Wohnblock, in dem Sarah wohnte.

Sie bedankte sich für den schönen Abend und die Fahrt. Wie sie erwartete lehnte sich Toshiya zu ihr herüber und küsste sie.

Enttäuschung machte sich in ihr breit. Hatte sie nicht gehofft mindestens diesmal jemanden gefunden zu haben, der anders war? Der sie nicht aus Tokios wildem Nachtleben kannte und mehr von ihr wollte als ein oder zwei gemeinsame Nächte?

Doch zu ihrer Überraschung verlief der Kuss ganz anders. Zurückhaltend war es nur als eine kurze Berührung der Lippen, nicht mehr, aber auch nicht weniger.

„Schlaf gut und viel Erfolg morgen in der Uni“, flüsterte der junge Mann ganz nah an ihrem Gesicht.

Warum ihr plötzlich die Röte ins Gesicht schoss, konnte sie sich nicht erklären. Innerlich verfluchte sie den Automechaniker, der das Licht im Fahrraum so programmiert hatte, dass es sich bei Stillstand des Wagens automatisch anschaltete.

„Danke, du auch. Und viel Spaß bei eurer Probe morgen.“

Sarah bemühte sich gleichzeitig schnell, aber nicht übereilt aus dem Auto zu steigen, nickte ihn lächelnd noch einmal höflich zu, bevor sie die Tür schloss und Richtung Hauseingang ging. Erst als sie darin verschwunden war drehte sie sich noch einmal um und bemerkte, dass Toshiya erst losfuhr, als er sicher wusste, dass sie sicher im Flur angekommen war.

Kopfschüttelnd machte sie sich auf den Weg zu ihrer Wohnung und begegnete ihrer Freundin, Studienkollegin und Nachbarin. Mit ihr hatte sie sich sofort gut verstanden, da diese aus Amerika kam und die einzige Englischsprachige im näheren Umkreis für Sarah war.

„Hey, wo ist Toshiya? Hast du irgendetwas getan, dass er dich nicht nach Hause gebracht hat?“, fragte die rothaarige, etwas pummelige Frau sofort.

„Nein, nein. Lief alles super! Er hat mich auch hierher bis vor die Tür gefahren“, beteuerte Sarah und schloss ihre Wohnungstür auf.

„Hm…bis vor die Tür also“, meinte ihre Nachbarin nur und stieg in den Aufzug, „Und ich dachte immer die Eunuchen sind ich China und nicht in Japan.“

Sarah starrte sie an, wünschte ihr dann aber noch eine gute Nacht und schloss verstört die Tür hinter sich.

Ja, Eunuchen gehörten nicht hierher, also warum? Eine ernsthafte Beziehung konnte er nicht von ihr wollen, wusste Toshiya doch, dass sie in Japan nur zu Gast war. Verwirrt blickte sie sich in ihrer Wohnung um und ihr fuhr ein kalter Schauer über den Rücken. Hier war sie also nun, in einem fremden Land, dessen Sprache sie mäßig beherrschte, dessen Männer entweder genauso aufdringlich waren, wie die in England oder die sie erst gar nicht verstand.

Sie löschte das Licht und kauerte sich auf dem Bett ganz klein zusammen, Einsamkeit überflutete sie. Eigentlich wäre es ihr doch lieber gewesen, hätte Toshiya sie bis hierher gebracht. Dann würde sie diese Leere in ihr mindestens für eine Nacht vergessen und den Kopf einfach abschalten. So hatte sie es bisher immer getan, egal in welcher Stadt, welchem Land sie gerade war. Menschen waren eben so.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dianeczka
2006-10-14T20:16:14+00:00 14.10.2006 22:16
Ah, ich mag die FF wirklich sehr.
Und ich muss mich Bou wohl anschließen, in der Hinsicht, dass es wirklich bedauernswert ist, dass Kao und Miyako das Thema so schnell gewechselt haben. Das hat einen doch so richtig neugierig gemacht.

Oh, was mir noch aufgefallen ist:
Miyako und Daisuke scheinen ja beide das gleiche Problemchen zu haben. Beide hegen eine scheinbar hoffnungslose Verliebtheit, für eine Person die sie, ihrer Meinung nach nicht haben können.
Irgendwie muss ich da an das Sprichwörtchen: Ironie des Schicksals denken XDDD

Aber gneug gesülzt .... ich bin gespannt wie es weitergeht
^^
thumps up
Von:  Bou
2006-10-10T08:26:42+00:00 10.10.2006 10:26
Ah, wunderbar~
Ich komme gerade vom Arzt und war dementsprechend nicht so gut drauf, aber dein Kapitel hat mir den Morgen wirklich versüßt (Auch wenn ich, um die Augen offen halten zu können, jede Menge Kaffee trinken musste! Kommt davon, wenn man um 3 Uhr einschläft und um 7 Uhr aufstehen muss. :/)

Schade, dass Kaoru und Miyako das Thema so schnell haben sinken lassen. Wundert mich ehrlich gesagt auch ziemlich, denn anscheinend ist Kaoru doch recht besorgt um seinen besten Freund undich hätte erwartet, dass er noch weiter nachhakt und sich vielleicht fragt, wer besagte Person X sein könnte, denn wenn Miyako schonmal ausscheidet, bleiben dann ja nicht mehr so viele (.. ich hoffe bloß, dass Kaoru nicht so dämlich ist und plötzlich denkt, der gute Die würde auf .. keine Ahnung, Toshiya oder so stehen *lol*)
Es ist so süß, wie sie ihn in ihrem kleinen Dialog ständig als "Pflaume" betiteln, was ist Dsge denn dann, eine Erdbeere?

Ich mag es, wie du ständig in der Storyline switchst, so wird die Geschichte nicht langweilig und hat viele Aspekte, viele verschiedene Dinge die man weiterführen kann (Ich lese übrigens am liebsten die Teile mit Kaoru und Die. Das ist ganz seltsam, ich finde die Beiden einfach toll und auch, wenn ich eigentlich kein Vertreter von Yaoi bin bzw. Shonen Ai mich nur mäßig interessiert, wenn die Beiden die Hauptpersonen sind, würde ich mir auch einen ganzen, drittklassig geschriebenen Sexroman mit ihnen durchlesen *_* XD .. Ich finde es toll, wie du sie darstellst und nach wie vor hoffe ich auf viel Herzschmerz und schnulziger Romantik!) Das Gespräch mit der Nachhilfeschülerin finde ich klasse, es erlaubt einen kleinen Einblick in Kaorus Psyche & Vergangenheit.

Aber was hast du denn, Toshiya kommt doch zur Genüge vor *_*.
Ich hätte ehrlich gesagt nicht damit gerechnet, dass du die Sache mit dieser Engländerin so ausbaust, aber ich habe nichts dagegen und Toshiya als "Mr. Right" zu erleben ist lustig, ich stehe total auf Typen mit Manieren und Charme. Aber ich kann Sarah sehr gut nachempfinden, in Japan ist es wirklich schwer, jemanden kennen zu lernen der es ernst mit einem meint. Als ich dort war, wurde ich beinahe täglich plump und dreist ins Lovemotel eingeladen und unendlich viele Typen erzählten mir, wie toll sie es fänden eine Europäerin kennen zu lernen, und wie interessant sie mein Heimatland fänden, leider liefen diese Gespräche dann meist auf das Eine hinaus und ich ergriff lieber zügig die Flucht ololol .. Gerade durch mein europäisches Aussehen kam ich mir manchmal wie ein Stück Fleisch vor, was nur zum ficken ('tschuldige..) gut ist, so eine Art Abenteuer, als wäre es eine Trophäe, mich gehabt zu haben, seltsam (und auf Dauer extrem nervig!) Sarah ist mir recht sympathisch und zumindest bei ihr und Toshiya scheint ja im Moment alles paletti zu sein.

Die Sache mit Shinya ist übel, da fällt mir ein, dass ich kürzlich erst ein Buch gelesen habe in dem die Storyline ähnlich war, es ist sicherlich schlimm eine so wichtige Bezugsperson zu verlieren, und dass sich dann das ganze Leben drastisch verändert ist klar. Ich kenne diese Situation selbst ansatzweise (meine Mutter litt an Krebs) und kann Shinya gut verstehen, einerseits ist da der Drang loszulassen, andererseits die Verantwortung, das Pflichtgefühl und die Sorge :/ Bin gespannt, wie das Ganze im Endeffekt ausgehen soll.

Ich hoffe auf ein bisschen mehr Kaoru x Die im nächsten Kapitel,
lass uns nicht zu lange warten auf neuen Lesestoff *_*

byebye~


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