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Feuertanz

Harry/Draco
von

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Wiedersehen...

Minerva hielt einen zerknitterten Brief in Händen und sah Alastor erwartungsvoll an.
 

„Wie macht Harry sich?“
 

Der Ex-Auror schnaubte und positionierte sein künstliches Bein in eine bequemere Lage.
 

„Du meinst abgesehen davon, dass er mit seinem Hitzkopf am liebsten jede Wand einrennen würde?“
 

„Ja, davon mal abgesehen.“
 

Minerva verbarg ihr amüsiertes Lächeln nicht.
 

„Abgesehen davon, lernt er schnell. Seine Reflexe sind gut und er kann in einem Team arbeiten. Er kennt eine Menge praktischer Abwehrflüche und er hat genug Verstand, mir nicht zu widersprechen“, zählte Moody auf – seine Mundwinkel zuckten belustigt. „Aber: Er denkt meistens nicht nach, bevor er redet. Sein Temperament geht zu oft mit ihm durch und ein sturer Esel ist er obendrein.“
 

„Nun, das wusste ich alles schon“, entgegnete Minerva lächelnd. „Glaubst du, er ist soweit, dass du ihn mitnehmen kannst?“
 

„Selbst wenn nicht“, antwortete Alastor nachdenklich, „wenn er noch länger nur hier festgehalten wird, dreht er durch. Diese unbändige Wut, die in ihm brodelt, macht mir Sorgen.“
 

„Ja, er hat sich und seine Emotionen nicht unter Kontrolle. Das war schon immer sein größtes Problem.“
 

Minerva rieb sich müde über die Augen. Harrys Fortschritte ließen zu wünschen übrig. Zu sehr sträubte er sich innerlich gegen den Unterricht. Dabei lief ihnen die Zeit davon.
 

„Wen nimmst du noch mit, Alastor?“
 

„Ich werde zusätzlich Lupin und Tonks mitnehmen“, entgegnete Alastor. „Auf Lupin ist Verlass und er kann Potter im Zaum halten, sollte etwas Unvorhergesehenes passieren.“
 

Minerva warf einen Blick auf den Brief, ehe sie Moody ernst ansah.
 

„Es ist zwar nur ein Außenposten, aber es werden dennoch Todesser anwesend sein. Ich bitte dich, gut auf Harry aufzupassen, Alastor.“
 

„Ich werde ihn hüten wie meinen Augapfel.“ Moody grinste zwinkernd. „Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass seine Freunde sich nicht so einfach abschütteln lassen werden. Soll ich sie mitnehmen, oder nicht?“
 

Minerva zögerte einen Augenblick, ehe sie erschöpft den Kopf schüttelte.
 

„Nein. Ich bin mir sicher, Molly würde es nicht gutheißen, dass ihr Sohn sich in Gefahr begibt. Ich will ihr nicht noch mehr Kummer bereiten. Es reicht schon, dass Harry mit von der Partie ist.“
 

Ehe der alte Auror etwas erwidern konnte, schnellte die Tür auf und Remus stürzte, blass wie der Tod, herein.
 

„Minerva, wir haben ein Problem! Das hier wurde uns eben von Kingsley zugespielt“, berichtete er, wobei er eine Pergamentrolle auf den Schreibtisch legte.
 

Minerva runzelte die Stirn, als sie die ersten Worte las.
 

Fahndungsliste:
 

Folgende Personen werden verdächtigt, an einer Verschwörung zum Umsturz des Britischen Zauberereiministerium beteiligt zu sein.
 

Minerva McGonagall

Alastor Moody

Remus John Lupin

Nymphadora Tonks

Arthur Weasley

Molly Weasley (geb. Prewett)

Rubeus Hagrid
 

Der Aufenthaltsort der genannten Personen ist zurzeit noch unbekannt…
 


 

Drückende Stille hatte sich über den Raum gelegt. Die anwesenden Ordensmitglieder sahen sich fassungslos an – Minerva fing sich als erste.
 

„Woher hat das Ministerium unsere Namen?“, fragte sie entsetzt. „Und warum hängen sie uns eine Verschwörung an?“
 

„Scrimgeour hat wohl Angst vor der Konkurrenz“, spottete Moody.
 

„Aber warum?“, überlegte Minerva. „Wir haben nie gegen das Ministerium gearbeitet.“
 

„Wir haben Harry“, mischte Remus sich grimmig ein. „Und eher steht Salazar Slytherin wieder auf, als dass sie nicht alle Hebel in Bewegung setzten werden, um ihn in die Finger zu bekommen.“
 

„Verdammt!“ Hilflos schlug Minerva mit der Hand auf ihren Schreibtisch. „Jetzt bekämpfen uns nicht nur die Todesser, sondern auch noch unsere eigenen Leute. Dabei ist es lebensnotwendig, dass wir zusammen arbeiten!“
 

„Eigentlich recht schlau, wie sie es anstellen“, überlegte Alastor. „Wir können uns nicht mehr frei in der magischen Gemeinschaft bewegen, man würde uns erkennen und festnehmen. Tonks mal ausgenommen. Sie kann sich dauerhaft tarnen.“
 

„Ich muss mit den anderen reden“, beschloss Minerva und stand auf. „Sie müssen gewarnt werden. Außerdem sieht es ganz danach aus, als hätten wir einen Spion unter uns.“
 

„Du glaubst doch nicht etwa, dass es jemand aus dem Orden ist?“, fragte Remus erschüttert. Unbewusst hatte er die Hände zu Fäusten geballt, als er angespannt auf eine Antwort wartete.
 

Minerva warf Remus einen hilflosen Blick zu, ehe sie leise sagte:
 

„Wir leben in unsicheren Zeiten, Remus. Wem kann man schon wirklich vertrauen?“
 

Remus’ Blick flackerte leicht.
 

„Ich kann das nicht glauben!“
 

„Nicht?“, flüsterte Minerva rau. „Hast du schon vergessen, dass Lily und James einst von einem ihrer besten Freunde verraten wurden? Und auch Peter war im Orden.“
 

„Ich habe es nicht vergessen…“ Remus’ Stimme klang erstickt, als er sich auf dem Absatz umdrehte und die Tür öffnete. „Und doch sollten gerade wir nicht zu hart darüber urteilen…“
 

***
 

Moody unterdrückte ein Seufzen, als er Harry im Speisesaal fand. Ron und Hermine saßen neben ihm und somit fiel sein Plan, möglichst unauffällig mit Harry zu verschwinden, ins Wasser.
 

„Komm mit, Potter, wir haben was zu erledigen“, knurrte Alastor, als er bei den drei Freunden angekommen war. Synchron sprangen sie auf, doch Moody schüttelte den Kopf. „Ihr zwei bleibt hier.“
 

„Sie werden alle drei hier bleiben!“, rief Molly aufgebracht. Sie war unbemerkt hinter Alastor aufgetaucht und wirkte wie eine Löwin, die ihre Jungen verteidigen wollte. „Ich werde bestimmt nicht zusehen, wie Harry sich bewusst in Gefahr begibt! Training hin oder her!“
 

„Minerva hat ausdrücklich um Harrys Anwesenheit gebeten. Wenn er mitkommen will, kann er das tun. Und wenn es dich beruhigt: Lupin und Tonks werden ebenfalls mit von der Partie sein.“
 

„Natürlich will ich mit“, warf Harry schnell ein.
 

Molly presste die Lippen zu einem zornigen Strich zusammen. „Schön! Halte dich an Remus, Harry. Er wird auf dich acht geben!“
 

„Willst du damit andeuten, ich würde nicht gut genug auf Potter aufpassen?“, knurrte Moody.
 

„Du verhext doch deinen eigenen Schatten, weil du glaubst, er wäre dein Feind!“
 

„Deinen mütterlichen Instinkt in allen Ehren, Frau, aber Potter ist kein Kind mehr, das du beschützen musst!“
 

Molly schnappte empört nach Luft. Ron schlich in der Zwischenzeit auf die Tür zu, in der Hoffnung, seiner Mutter entkommen zu können.
 

„Ronald Weasley! Wo willst du hin?“
 

„Ähm, nur in mein Zimmer, Mum…“
 

„Du bleibst hier, damit ich dich im Auge behalten kann.“
 

Ron unterdrückte einen Fluch und verschränkte die Arme vor der Brust.
 

„Das ist nicht fair, Mum. Ich bin doch kein kleines Kind mehr!“
 

„Schlimm genug, dass ich Harry gehen lassen muss. Ich will mir nicht noch um dich Sorgen machen müssen.“
 

Molly war nicht bereit nachzugeben und Ron fügte sich wütend.
 

„Toll! Viel Glück, Harry. Erledige einen für mich mit!“
 

„Ron! Harry wird niemanden erledigen!“, rief Hermine erschrocken. „Es ist sicherlich nur eine Erkundungstour. Aber natürlich wird er trotzdem vorsichtig sein und keine Dummheiten machen, oder?“
 

Sie sah Harry eindringlich an und er nickte, während Ron noch immer mit seiner Mutter diskutierte.
 

„Vorwärts, Potter. Wir verdrücken uns, solange die da noch streiten. Sonst kommen wir ja nie hier weg.“
 

Moody schubste Harry auf den Ausgang zu.
 

„Wo gehen wir denn hin?“, wollte Harry wissen. In seinem Magen breitete sich ein Flattern aus – eine Mischung aus Aufregung und Neugierde.
 

„Ein Außenposten der Todesser. Ein Gefängnis, in das sie die Todgeweihten bringen.“
 

Mit einer ungeduldigen Geste wies Moody Harry an schneller zu gehen.
 

„Beeil dich, wir operieren im Schutz der Dunkelheit. Normalerweise wird dieses Gefängnis nicht sonderlich gut bewacht, aber ich will sicher gehen, dass wir nicht hinterrücks überfallen werden. Außerdem ist Kingsley ebenfalls über diese Mission informiert und wird in weniger als zwei Stunden mit seinen Kollegen dort anrücken.“
 

„Wie kommen wir dahin? Und woher weiß der Orden von diesem Ort?“, fragte Harry wobei er sich bemühte sich, mit dem älteren Mann Schritt zu halten. Dafür, dass Moody nur ein intaktes Bein hatte, konnte er sich noch erstaunlich flink bewegen.
 

„Wir apparieren. Und woher wir das wissen, braucht dich nicht zu interessieren.“
 

Harry runzelte missmutig die Stirn. Etwas Ähnliches hatte Professor McGonagall gesagt, als er nach den Horkruxen gefragt hatte.
 

„Die Horkruxe sind nicht mehr Ihre Angelegenheit, Mr. Potter. Der Orden kümmert sich darum…“
 

„Trödel nicht, Potter! Sonst gehe ich ohne dich!“
 

Harry hatte in Gedanken versunken gar nicht bemerkt, dass sie das Kloster bereits verlassen hatten. Remus unterhielt sich leise mit Tonks, die über irgendetwas aufgebracht zu sein schien. Ihre Augen blitzten und sie gestikulierte aufgeregt mit ihren Händen. Remus wandte sich von ihr ab und lächelte Harry aufmunternd an.
 

„Bist du bereit, Harry?“
 

„Ja.“ Das Flattern in seinem Bauch war jetzt eindeutig der Nervosität zuzuschreiben.
 

„Gut.“ Remus’ Augen wurden ernst. „Du wirst dich im Hintergrund halten. Moody und ich gehen vor; du bleibst bei Tonks. Ich will keine Alleingänge. Ist das klar?“
 

„Ja.“
 

Harry schluckte und griff nach Remus’ ausgestreckter Hand. Sofort umfing ihn das unangenehme Gefühl, in einem engen Schlauch zu stecken, der seinen Körper komprimierte. Die Luft wurde knapp und Harry klammerte sich verzweifelt an Remus fest. Klaustrophobie bemächtigte sich seines Verstandes. Panisch öffnete er seinen Mund, doch da war keine Luft zum Atmen. Nur Finsternis. Undurchdringliche Schwärze, die ihn wie dickflüssiges Wasser umgab…
 

Kühle Nachtluft empfing ihn, vermischt mit dem unvergleichlichen Aroma harziger Tannen. Harry atmete begierig die süße Luft ein. Der Druck in seinen Lungen ließ nach und die Panik verebbte. Harry öffnete die Augen und sah sich um. Die hohen Bäume standen dicht an dicht und ließen kaum etwas von dem – ohnehin schon spärlichen – Mondlicht bis zum Boden vordringen.

Remus legte einen Finger an die Lippen und deutete auf etwas, das wie ein großer Felsen aussah. Durch dichte Efeuranken konnte Harry einen schwachen Lichtschein ausmachen.

Er wollte Alastor und Remus folgen, die sich katzengleich durch die Dunkelheit auf das Licht zubewegten, doch Tonks hielt ihn fest und schüttelte stumm den Kopf.

Alastor presste sich mit dem Rücken an die Steinwand, schob mit der Spitze seines Zauberstabes die Blätter der Ranken zur Seite und Remus schlüpfte – dicht gefolgt von Alastor – durch den schmalen Spalt.
 

Der Wald kam Harry ungewöhnlich ruhig vor. Kein Waldbewohner bewegte sich durch das dichte Unterholz, nur hier und da knackte ein Ast im Wind. Harrys Nervosität nahm zu, je länger die beiden Zauberer in der Höhle verblieben. Er warf Tonks fragende Blicke zu. Der Körper der jungen Frau war gespannt, wie eine Stahlfeder. Sie hatte den Kopf zur Seite geneigt und beobachtete mit zusammengekniffenen Augen den Eingang.

Die Efeuranken raschelten, als sich jemand seinen Weg durch sie hindurch bahnte. Harry hielt unwillkürlich den Atem an und das Herz schlug beinahe schmerzhaft in seiner Brust. Als er Remus erkannte, der ihnen mit einer knappen Geste bedeutete näher zu kommen, stieß Harry einen erleichterten Seufzer aus.
 

„Es waren nur zwei Todesser“, informierte Remus sie leise. Sein Gesicht wirkte grau wie frische Asche. „Versucht nicht, durch die Nase zu atmen. Es ist schlimm.“
 

Der Geruch, eine Mischung aus menschlichen Exkrementen, Schweiß und Blut, überrollte sie wie eine Welle und rief bei Harry einen heftigen Würgereiz hervor. Er umklammerte seinen Zauberstab so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten. Die beiden Wachen lagen gefesselt am Boden; sie waren bewusstlos.

Einige Gefangene streckten ihre Hände durch die Gitterstäbe und bettelten um Erbarmen. Ihre Augen wirkten wie die gehetzter Tiere. Aufgerissen. Panisch.

Doch es waren so wenige…

Viele rührten sich nicht mehr und Harry wandte schnell seinen Blick von diesen geschundenen, zusammengekrümmten Körpern ab, die keinerlei Lebenszeichen mehr zeigten.
 

„Remus, du gehst mit Tonks nach rechts. Ich werde mir zusammen mit Harry die linke Seite vornehmen“, ordnete Alastor an und hinkte ohne auf eine Antwort zu warten los.
 

Systematisch durchleuchteten sie die heruntergekommenen Zellen, deren Böden mit schimmeligem Stroh bedeckt waren. Moody befreite eine Frau, deren Alter Harry nicht einschätzen konnte. Hunger und Angst hatten ihr Gesicht gezeichnet. Sie klammerte sich mit bebenden Händen an Alastor fest und weinte lautlos.
 

„Geh schon mal allein weiter, Harry. Ich kümmere mich um sie.“
 

Vor der letzten Zelle blieb Harry stehen. Sie war verschlossen, ließ sich jedoch mit einem einfachen Alohomora öffnen. Zögernd betrat Harry die stinkende Zelle. Das Licht, welches von der Spitze seines Zauberstabes ausging, ließ die Konturen einer an die Wand geketteten Person erkennen.

Der ausgemergelte Körper rührte sich nicht und Harry wollte sich schon abwenden, als das leise Klirren der Ketten verriet, dass er einen Überlebenden gefunden hatte.
 

Der Gefangene hob mühsam den Kopf. Sein dreckiges blondes Haar verdeckte sein Gesicht.
 

„Nicht mehr… keine Folter mehr… tötet mich einfach…“, flüsterte der Gefangene gebrochen und Harry ließ sich trotz des Ekels, der ihm die Kehle zuschnürte, auf die Knie fallen, um die Fesseln zu lösen.
 

„Du bist in Sicherheit, wir sind hier, um dich zu befreien“, erklärte er beruhigend.
 

Beim Klang seiner Stimme, hob der Gefangene den Kopf weiter an und Harry blickte in quecksilberfarbene Augen, die unnatürlich groß in dem ausgezehrten Gesicht wirkten – er kannte nur eine Person, die diese ungewöhnliche Augenfarbe ihr eigen nennen konnte.
 

„Potter...“
 

„Malfoy…“
 

Sie starrten sich einige Sekunden lang nur an, bis Dracos Kopf wieder auf seine Brust sackte.
 

„Das von allen Möglichkeiten ausgerechnet du derjenige sein musst, der mich findet… Wirst du mich befreien oder überlässt du mich dem Tod?“ Dracos Stimme zitterte leicht; er sah Harry nicht an.
 

Harrys Hand schwebte über den Fesseln, die Dracos schmale Handgelenke fest umschlossen. Einen Herzschlag lang zögerte er, doch dann ließ er das Schloss mit einem Schnippen seines Zauberstabs aufschnappen und Draco sackte in sich zusammen. Ungeschickt fing Harry ihn auf, berührte dabei die noch nicht verheilten Wunden und entlockte Draco ein gepeinigtes Stöhnen. Durch die Risse in Dracos Hemd konnte er deutlich die violett schimmernden Blutergüsse auf seinem rechten Rippenbogen sehen.
 

„Das waren die Wachen. Manchmal langweilen sie sich…“
 

„Sie könnten gebrochen zu sein“, mutmaßte Harry.
 

Wut kroch in ihm hoch, da er von Lucius’ Ausbruch aus Askaban gehört hatte. War der Mann wirklich so kaltherzig, dass er seinem Sohn nicht helfen wollte?

Der Geruch, den Draco verströmte, ließ Harry abermals würgen, doch er unterdrückte den Drang sich einfach zu übergeben. Für solche menschlichen Schwächen hatte er jetzt keine Zeit.

Dracos Körper, der mit eitrigen Wunden übersäht war, glühte fiebrig unter Harrys Fingern.
 

„Was hast du jetzt mit mir vor?“, fragte Draco müde, als Harry ihn vorsichtig aufrichtete, darauf bedacht, die zertrümmerten Rippen nicht noch mehr zu verletzten.
 

„Kannst du laufen?“, wich Harry der Frage aus.
 

Mit einem zynischen Lächeln deutete Draco auf seinen Fuß, der in einem unnatürlichen Winkel verdreht war.
 

„Sehe ich so aus?“
 

„Um ehrlich zu sein, siehst du ziemlich beschissen aus.“
 

Das Licht eines Zauberstabes kam näher und Harry konnte Moody erkennen, der auf sie zuhumpelte.
 

„Hast du noch jemanden gefunden, Harry?“
 

„Ja habe ich, Moody.“
 

Alastors Schritte beschleunigten sich. Er beugte sich vor und hielt den Zauberstab so, dass das Licht direkt auf Dracos Gesicht fiel.
 

„Sieh an, wenn das mal nicht der kleine Malfoy ist…“ Moodys Gesicht verzerrte sich zu einem Grinsen. „Dein Lord ist anscheinend nicht gut auf dich zu sprechen, so wie du aussiehst.“
 

„Versagen wird bestraft. Und ich habe den Preis für meine Verfehlungen zu zahlen“, erwiderte Draco kurzatmig.
 

„Wir werden dich mitnehmen, du kannst uns Informationen liefern“, warf Harry schnell ein.
 

Moody krauste grüblerisch die Stirn.
 

„Ich wüsste zwar nicht, welche relevanten Informationen er für uns haben könnte, aber hier lassen können wir ihn auch nicht. Also gut, nehmen wir ihn mit.“
 

„Ich vermute, dass sie ihm einige Rippen gebrochen haben. Und seinem Fuß geht’s auch nicht so gut.“
 

„So kann er nicht mit uns apparieren“, erklärte Moody pragmatisch.
 

Er warf Draco, der keuchend an der Wand lehnte, einen prüfenden Blick zu.
 

„Ich bin nicht so talentiert, was Heilzauber angeht. Ich hole Tonks, die kennt sich damit besser aus. Leg ihn hin und halte seinen Oberkörper möglichst ruhig.“
 

Rasch stand Moody auf und verließ die Zelle, sodass Harry mit Draco alleine zurückblieb.

Dracos Augen fixierten Harrys Gesicht, als dieser ihn sanft zu Boden drückte und seine Robe auszog, um sie unter Dracos Kopf zu stopfen.
 

„Das hier muss doch unglaublich befriedigend für dich sein, Potter. Und wenn du dich beeilst, kannst du dich für deine gebrochene Nase revanchieren, ehe die anderen wiederkommen. Wenn das nicht dein Glückstag ist!“
 

„Gebrochene Knochen hast du schon genug“, entgegnete Harry gelassen. „Außerdem trete ich niemanden, der schon am Boden liegt!“
 

Dracos rissige Lippen verzogen sich zu einem gehässigen Grinsen.
 

„Diese Einstellung wird dir noch mal das Genick brechen, Potter.“
 

Harry verzichtete auf eine Antwort, da Tonks die Zelle betrat und sich mit besorgtem Gesicht neben Draco auf den Boden kniete.
 

„Lass mal sehen.“
 

Vorsichtig tastete sie Dracos Brustkorb ab. Die Frakturen gaben ein knirschendes Geräusch von sich, als die Knochenfragmente aneinander rieben. Draco schrie gequält auf.
 

„Eindeutig gebrochen. Hast du starke Atemnot?“, fragte Tonks ruhig.
 

Draco nickte stumm und Tonks runzelte die Stirn.
 

„Die Lunge selbst scheint nicht verletzt zu sein. Ich fühle auch keine Luft unter der Haut, die darauf hindeutet. Allerdings gefällt mir dieses Hämatom nicht; du hast sicher innere Blutungen“, stellte Tonks fest und ließ von Draco ab.
 

Harry schluckte die wiederkehrende Übelkeit tapfer herunter.
 

„Kannst du das heilen?“
 

„Ich denke schon, Harry“, antwortete Tonks gedankenverloren. Sie tastete gerade Dracos Fußgelenk ab und richtete ihren Zauberstab auf die betreffende Stelle.
 

Episkey.“
 

Draco zuckte zusammen, als erst Hitze und dann eisige Kälte durch seinen Fuß schoss. Sein Gesicht verzog sich, doch kein Laut kam über die fest zusammengepressten Lippen. Harry fragte sich unwillkürlich, was geschehen war, dass Draco sich so verändert hatte. Der Slytherin hatte früher wegen jedem Wehwehchen ein ungeheures Theater veranstaltet. Die letzten Wochen hatten Draco scheinbar nicht nur äußerlich gezeichnet.
 

Tonks’ Zauberstab glitt über Dracos Brust und sie wiederholte den Zauber. Draco hielt unwillkürlich den Atem an und seine Finger krallten sich so fest in Harrys Hemd, dass der Stoff beinahe nachgegeben hätte.
 

„Es hört gleich wieder auf“, murmelte Tonks beruhigend.
 

Wieder strich sie über Dracos Brustkorb und flüsterte einen weiteren Zauberspruch, der die Blutung stoppen sollte.
 

Finite Sanguinis.“
 

Tatsächlich konnte Harry sehen, wie sich Dracos Gesichtzüge entspannten und sein Atem ruhiger über die leicht geöffneten Lippen floss.
 

„Besser jetzt?“, fragte Tonks und Draco nickte mit geschlossenen Augen.
 

„Gut, dann versuch mal aufzustehen. Wir müssten schon längst von hier verschwunden sein. Die Auroren werden die Nachricht, dass hier ein Todesser-Versteck ist, inzwischen erhalten haben und nicht jeder von ihnen ist unser Freund.“
 

Sich auf Tonks stützend gehorchte Draco. Er schwankte besorgniserregend und Harry griff ohne nachzudenken nach seinem Arm. Mit aufgerissenen Augen warf Draco seinen Kopf herum und musterte Harry überrascht.
 

„Du wärst gefallen“, nuschelte Harry und starrte stur geradeaus. „Du hast Tonks gehört; wir müssen hier weg.“
 

Moody erwartete sie am Eingang und behielt die beiden überwältigten Todesser, die inzwischen erwacht waren, im Auge. Ihre hasserfüllten Blicke trafen Harry wie giftige Pfeile, als er an ihnen vorbei ins Freie trat. Die befreiten Häftlinge lagen auf dem weichen Waldboden und Remus zauberte gerade die letzten Decken herbei, um die gepeinigten Körper vor dem Auskühlen zu schützen. Er wirkte erleichtert, als er Harry und die anderen sah. Keine Sekunde zu früh – in der Dunkelheit materialisierten sich die Auroren, als dunkle Schatten.

Rufe wurden laut und plötzlich war die Luft erfüllt von knisternder Magie, die aus den Spitzen der auf sie gerichteten Zauberstäbe heraus brach.
 

„Können wir?“, frage Remus und griff, ohne eine Antwort abzuwarten, nach Harrys Hand, um unverzüglich zu disapparieren.
 

Wieder dieses panische Gefühl, in einen zu engem Schlauch hineingepresst zu werden. Zu wenig Luft zum Atmen. Finsternis. Überall um ihn herum nichts als beinahe greifbare Finsternis.

Diesmal hatte Harry keine Zeit, sich von der Reise zu erholen – Remus zog ihn erbarmungslos vorwärts, als sie in der Nähe des Klosters auftauchten. Tonks folgte ihnen und zeigte Draco noch im Laufen einen kleinen Zettel. Moody bildete das Schlusslicht und erreichte als letzter die schützenden Mauern des Unterschlupfes.

Kaum dass Remus endlich stehen blieb, ließ er Harry los und dieser rieb sein schmerzendes Handgelenk.
 

„Das war knapp, oder?“
 

„Zu knapp, wenn du mich fragst“, knurrte Moody. „Ich hoffe nur, dass Kingsley seine Kollegen soweit ablenken konnte, dass sie uns nicht verfolgen konnten.“ Sein Blick traf Draco, der schwer atmend an Tonks lehnte. „Und jetzt muss ich Minerva nur noch erklären, warum ich den Sohn eines Todessers in unser Versteck eingeladen habe.“
 

***
 

Voldemort sah nicht von seinem Buch auf, als Bellatrix seine Räumlichkeiten betrat und leise die Tür hinter sich schloss.
 

„Ich habe gerade eben sehr interessante Neuigkeiten erhalten, Mylord.“
 

„So?“
 

Der Dunkle Lord sah nicht auf. Er deutete lediglich mit einer gelangweilten Geste an, dass Bellatrix sich ihm nähern durfte.
 

„Euer Informant hat ein sehr aufschlussreiches Gespräch mit angehört“, erklärte Bellatrix und trat hinter ihren Lord. „Ein Gespräch, das Harry Potter mit einem Mädchen geführt hat…“
 

„Das ist ja wirklich aufregend“, spottete der Lord, während er gelassen eine Seite des in Schweinsleder gebundenen Buches umblätterte.
 

„Wartet ab, Mylord.“ Eine schmale weiße Hand Bellatrix’ glitt über die eingefallene Brust des Mannes, als sie sich vorbeugte und ihm ins Ohr flüsterte:
 

„Es war seine Freundin. Er versucht sich von ihr fernzuhalten, da er es nicht ertragen könnte, wenn ihr etwas zustoßen sollte…“
 

Eine weitere Seite wurde leise raschelnd umgeblättert.
 

„Und?“
 

„Und was würde Harry Potter wohl empfinden, sollte sie durch einen bedauerlichen Zufall die schützenden Mauern durchbrechen und uns in die Hände fallen?“, gurrte Bellatrix verführerisch. „Es wäre eine Qual für ihn. Es würde seinen Hass schüren und den letzten Rest Glauben an die Liebe, der noch in ihm ist, zerstören…“
 

„Und natürlich hast du auch schon einen Plan, wie du das Mädchen aus ihrem Versteck herauslockst.“
 

„Nun, daran arbeite ich noch“, gab Bellatrix kleinlaut zu.
 

Der Dunkle Lord schnaubte nur amüsiert und widmete sich wieder seiner Lektüre. Bellatrix’ Finger schlängelten sich an der Brust des Lords entlang tiefer und sie gab ihrer Stimme einen dunkleren Klang, als sie laut überlegte.
 

„Vielleicht gibt es ja jemanden, der mehr über dieses Versteck weiß, als er zugeben möchte. Jemand, der gar nicht zu schätzen weiß, dass Ihr ihm vertraut. Jemand, der glaubt, Euch überlisten zu können…“
 

„Genug! Lucius hatte Recht, die Eifersucht auf Severus vergiftet dir Zunge und Verstand, Bellatrix!“
 

Knochige Finger schlossen sich schmerzhaft um Bellatrix’ Handgelenke und drückten zu, bis sie gepeinigt aufschrie.

Der Dunkle Lord stieß Bellatrix von sich und ragte drohend über der am Boden kauernden Frau auf.
 

„Vertraust du meinem Urteil etwa nicht?“, fuhr er sie an.
 

Bellatrix zuckte zusammen und wich mit weit aufgerissenen Augen vor ihm zurück.
 

„Doch, Mylord…“
 

„Meine Großmut dir gegenüber kennt kaum Grenzen, strapaziere meine Geduld nicht im Übermaß! Gib dich mit dem zufrieden, was ich dir zugestehe oder dein Ergeiz wird dir eines Tages noch zum Verhängnis“, zischte Voldemort drohend und nahm wieder das Buch zur Hand.
 

Demütig kroch Bellatrix auf den Lord zu und küsste die wallenden Roben, die den abgemagerten Körper einhüllten.
 

„Verzeiht, Mylord. Die Sorge um Euch zwang diese Worte über meine Lippen.“
 

„Nichts als zuckrige Lügen, meine Bella. Aber sie seien dir vergeben…“
 

Eine Spinnenartige Hand an ihrem Kinn zwang Bellatrix in die zufrieden glimmenden Augen aufzublicken. Sie schluckte, als pergamentartige Lippen über ihre Wange glitten und schloss die Augen.
 

Alles hatte seinen Preis…
 

Tbc…



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Siddhartha
2008-03-24T16:27:44+00:00 24.03.2008 17:27
Yay! Draco x3
Aber die Sache mit Bella... Ieh... ein unangenehmer Preis...
Von:  Rejah
2006-12-23T13:51:55+00:00 23.12.2006 14:51
moin ^^
voldemort ist also doch auch nur ein mann xD ich hatte mich schon gefragt, wann draco endlich ins spiel kommt <.<'''
Von:  Kerstin-S
2006-09-28T19:17:14+00:00 28.09.2006 21:17
hey

das kapi ist interessant.. eig. die ganze FF ^^
wirklich super...
ich hoffe es geht bald weiter...
vl kannst du mir ne ENS schicken wenns soweit ist.. wär superlieb von dir ....

ggl kerry
Von: abgemeldet
2006-09-28T14:55:02+00:00 28.09.2006 16:55
uhhhhhhhhhhhhh supi
schreib ganz schnell weiter
Von:  yamimaru
2006-09-28T13:48:35+00:00 28.09.2006 15:48
Hallo,

also ich muss sagen, dass hier ist mit Abstand die beste Harry Potter Fanfiction die ich in den letzten Monaten hier auf Animexx entdeckt habe.
Ich bin wirklich begeistert.
Dein Schreibstil gefällt mir unheimlich gut. Ich finde es schön dass du auch mal Fremdwörter benutzt, die du dann wie im 2. Kapitel durch Hermines berühmte Antworten auf die ebenso berühmten Ronald-Weasley-Fragen erklärst.
Auch ist deine Story nicht so abgegriffen wie viele hier.
Sie behandelt zwar auch das "alte" Thema Harry x Draco (von dem ich wohl nie loskommen werde. Ich liebe es einfach!) jedoch auf eine andere, erfrischende Art und Weise.
Auch ist Harry hier nicht der allmächtige
Halbvampier-Wehrwolf-Engel-Dunkelelb-Mischling wie in vielen anderen FF´s, sondern einfach nur der hitzköpfige Teenager der er eben ist. Auch wenn ich solche FF´s auch lese und sie, wenn sie in einem anständigen Deutsch und gut geschrieben sind auch wirklich toll finde, wurden mir diese Geschichten in letzter Zeit doch zu häufig und zu unrealistisch.
Es wurde einfach mal wieder Zeit für eine richtig gute und (soweit es eben in einer Welt voller Zauberei geht) realistische Story.
Also du siehst es an der Länge des Komentars, ich bin restlos beeindruckt.
Hoffendlich kommen die Folgekapitel in einem ähnlich angenehmen Zeitraum. Ich bin schon sehr gespannt.
Liebe Grüße und viele tolle Ideen.
yamimaru


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