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Girl from the lake

One Shot
von

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Das Mädchen vom See

Das Mädchen vom See...
 

Ich habe es für ein Gerücht gehalten, lange, lange Zeit.

Ich habe über sie gelacht, die behauptet haben, dass es es gäbe.

Ich habe jene bemitleidet, die erzählt haben, sie hätten es gesehen.

Ich habe jene verspottet, die gesagt haben, es hätte zu ihnen gesprochen.

Ich habe all die nicht für voll genommen, die seine Existenz nicht leugnen wollten.

Ich habe mit Freunden gelästert und ich habe das Mädchen geleugnet. Schließlich ist es unmöglich... das Mädchen vom See.
 

Das Mädchen vom See...
 

Ist noch sehr jung. Ihre Gestalt ist zierlich und scheint zu zerbrechen, wenn man sie ansieht. Ihre Arme sind so dünn wie die Triebe junger Bäume. Ihre Hände sind feingliedrig und zart. Ihre Finger sind klein und schlank und scheinen so stabil zu sein wie Mikadostäbchen. Ihre Füße sehen aus, als wollten sie bei der geringsten Berührung mit etwas fassbarem zerschellen. Es bewegt sich vorsichtig wie eine heilige Jungfer. Das Mädchen vom See ist noch sehr jung.
 

Das Mädchen vom See...
 

Hat alte Augen. Wenn man seinen Blick streift muss man erschaudern ob der Wahrheit der Welt, die darin steht. Man kann es nicht anblicken ohne den Schmerz zu fühlen, den Tausende fühlen und man muss stark sein, um seine Gegenwart ertragen zu können. Doch trotzdem sind seine großen Augen so unschuldig wie der Körper des zehnjährigen Mädchens, das es zu sein scheint. Sie sind Spiegel und Objekt zugleich. Es selbst scheint das Subjekt zu sein, auch wenn oder gerade weil es nur zeigt. Das Mädchen vom See ist viel älter als es aussieht.
 

Das Mädchen vom See...
 

Läuft über dem Wasser, als könne es die Nässe nicht ertragen. In seiner Gegenwart scheint das leichte Kräuseln des Windes Sturmfluten hervorzurufen, so vorsichtig schwebt es über die Oberfläche. Ein Tropfen auf seinem leichten Kleid könnte seinen Untergang bedeuten.
 

Das Mädchen vom See...
 

Kommt in der Dämmerung. Am Morgen steht es unbeweglich mitten auf dem See und wendet sein Gesicht der Sonne zu. Voller Hoffnung auf die Richtigkeit des neuen Tages und im festen Vertrauen auf die Wesen, die den Tag nutzen sollen, dem Leben seinen Sinn wieder zugeben. Jedenfalls scheint es so. Aber wenn sich kühle silberne und orangene Schattierungen auf sein Gesicht legen, kann man das manchmal nicht so genau erkennen.
 

Das Mädchen vom See...
 

Kommt in der Dämmerung. Am Abend steht es unbeweglich mitten auf dem See und wendet sein Gesicht der Sonne zu. Voller Gram und Trauer über die verstrichene Möglichkeit, etwas richtig zu machen in dieser verqueren Welt. Dem Leben seinen Sinn zurück zugeben. Jedenfalls scheint es so. Aber wenn sich warme goldene und rote Schattierungen auf sein Gesicht legen, kann man das manchmal nicht so genau erkennen.
 

Das Mädchen vom See...
 

Sieht uns manchmal an. Es zieht uns in seinen Bann und es scheint, als wolle es zu uns sprechen. So sehr, dass es uns fast selbst schmerzt. So sehr, dass wir verzweifeln an der Stummheit einer anderen, weil wir denken, dass nur das, was das Mädchen uns sagen will, wirklich von Bedeutung ist. So sehr, dass wir meinen, es würde uns zerreißen, wenn es nicht schnell ein einziges Wort über die Lippen bringt.
 

Das Mädchen vom See...
 

Scheint so unantastbar zu sein. Wenn es da ist, erscheint die Welt wie Hintergrundmusik. So unwirklich, als wäre sie ein anderes Universum. Das Mädchen spielt die erste Geige in einem Orchester, dass aus Gefühlen besteht und immer, wenn es da ist, übernimmt es das Solo und wenn es nicht da ist klingt die Welt unvollkommen. Aber das Stück hat einen so fremdartigen Klang, wenn sie spielt. Als würde sie als Einzige Moll in einem Dur-Stück spielen. Es hebt sie heraus und unterscheidet sie von tausend anderen Solisten. Es stellt sie auf eine Stufe, die alle anderen nicht erreichen können und macht sie unantastbar.
 

Das Mädchen vom See...
 

Ist ein großes Geheimnis. Alle wissen von ihr, aber keiner kann sie begreifen. Mag es sein, dass einige sie gesehen haben wollen, sie, dieses zerbrechliche Geschöpf. Mag es sein, dass einige sie gehört haben wollen, sie, die Solistin in Moll. Mag es alles sein. Aber doch bleibt ihre Identität uns verborgen. Wir können sie nicht im Entferntesten begreifen oder auch nur so tun als ob. Sie ist ein Mysterium, aber wir leben von ihr. Sie ist ein Geheimnis, aber wir suchen nach ihr. Sie ist ein Lebenselixier, aber wir können sie nicht erreichen, so sehr wir auch streben.
 

Das Mädchen vom See...
 

Will sie mich die Suche lehren?

Will sie mich Verlangen lehren?

Will sie mich die Welt lehren?

Will sie mich das Unbegreifbare lehren?

Will sie mich überhaupt etwas lehren?

Oder existiert sie einfach, um mir das Gefühl zu nehmen, mehr zu wissen, als nötig. Weiß sie denn überhaupt von mir?

Kann sie mich sehen, so wie ich sie zu sehen glaube?

Kann sie mich hören, so wie andere sie zu hören glauben?

Ist sie der Lebenssinn, den wir dem Anschein nach finden sollen?
 

Wer ist das Mädchen vom See?

Meine Göttin? Meine Lehrerin? Meine Existenzquelle? Mein Lebenssinn?

Mein Mysterium.
 


 

~~~~~
 

Bitte um Meinungen! (Egal, welche.)

Fukuyama^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  kotori99
2011-07-30T06:39:41+00:00 30.07.2011 08:39
Hallo mal wieder von mir ;)

Wie du merkst, mag ich deine Geschichten und lese sie jetzt alle nacheinander :)

Zu dieser: Es hat mich ein wenig an ein Gedicht oder einen Songtext erinnert. Also vom Aufbau, weil immer wieder "Das Mädchen vom See" fiel.
Das war aber sehr schön! ^_^

Die Stimmung in der FF ist, wie ich finde, sehr mystisch und geheimnisvoll. Das finde ich sehr gut gelungen.

Wenn man das erste Bild dazu anschaut, passt es super. Auch die anderen beiden, aber das erste am Besten ^^

Mal wieder kam dein super toller Schreibstil durch! Du hast es einfach drauf eine bestimmte Stimmung zu erzeugen und *___*
Mir fehlen die richtigen Worte um das auszudrücken, aber es ist einfach klasse!
Mach weiter so!

*Keks dalass*
*Blumenstrauß hinstell*
Von:  Prihe
2009-12-30T04:42:10+00:00 30.12.2009 05:42
Fuku-san!

Da stolpere ich ins Mexx und bekomme seit langem das Verlangen, etwas zu lesen. Hierbei entdecke ich alte Konversationen, die wohl wie Bächlein dahin geplätschert sind und die ich sehr genoß.
Der Nostalgie wegen habe ich einen Blick auf deine Galerie geworfen (die Verschriftlichte) und sehe ein kleines Abbild deiner Seele.

Denn sind nicht fast all die Werke, die wir im Geiste kreieren und denen wir eine reale Form geben, ein Stück unsrer Seele? Jedes Bisschen, das wir schaffen, offenbart ein Stück unsrer selbst. Ob wir es wollen oder nicht...?

Das Mädchen vom See.

Auch ich kenne sie. Rein poetisch. Wir haben alle ein "Mädchen vom See" in uns. Jeder beschreibt sie anders, weil sie immer anders tanzt, das Wasser immer anders funkelt und kein Sonnen- oder Mondlicht dem nächsten gleicht...
Ich bin mir auch sicher, dass nach über vier Jahren, dein Mädchen sich sehr verändert hat. So hoffe ich denn, deine Seele wuchs dem mit?
Rein psycho-poetisch: wie würde dein Mädchen nun aussehen? Was meinst du?

Formal haben mir ein paar Kleinigkeiten nicht gefallen. Der frühe Umbruch; ich hatte das Gefühl, in den letzten zwei Absätzen hast du dich gedanklich versteift und die Bilder heraufbeschworen.
Aber an solch einem Werk darf man nicht rummunkeln, was solche Formalitäten angeht. Da fühlt jeder anders.

So hoffe ich denn der Kommentar war nicht unangebracht- da das Werk nun auch so alt schon ist.

Gruß

die verschollene Ai
Von:  Suzame
2008-09-04T13:31:31+00:00 04.09.2008 15:31
Wow...ich bin echt begeistert...
du hast einen super Schreibstil und deine Beschriebungen und die Wortwahl...einfach fantastisch...
ich fan acuh diese wiederholung des satzes "Das Mädchen vom See" sehr schön...dadruch wurden die einzelenen abschnitte super unterstrichen...
und die bilder passen echt gut dazu...alle drei greifen irgendwie die FF auf^^

lg
Suzame
Von: abgemeldet
2007-10-14T16:48:04+00:00 14.10.2007 18:48
ich find den text sehr gut
er ist gut formuliert und hat eine gute wortwahl, ausserdem gefällt mir auch die art der einleitung, die du gewählt hast, sie passt richtig gut

einzigst zu bemängeln fände ich "Jedenfalls scheint es so"
du schreibst zwar auch sehr häufig "scheint" und "als" aber es kommt immer so herüber, als wäre es trotzdem schon entgültig festgestellt und festgelegt
dieses "Jedenfalls scheint es so" zerstört diese wirkung für mich
es macht "den schein" halt so deutig, vorher war er zwar auch schon da, aber nicht so greifbar und das hat mir besser gefallen

was ich auch super finde, ist das der text zum nachdenken geschrieben ist und nicht zur blossen unterhaltung (so hat er auf jedenfall auf mich gewirkt^^)

das isielie♠
Von:  Makkolino
2007-10-12T07:44:55+00:00 12.10.2007 09:44
^^ Ich finde es auch sehr schön geschrieben und formoliert. Du hast richtig Talent. mach bitte weiter so.
Von: abgemeldet
2006-11-05T14:36:07+00:00 05.11.2006 15:36
Mir gefällt deine Ausdrucksweise sehr & ich mag diesen nachdenklichen Ton, du animierst mich, mir selber Gedanken über dieses Bild zu machen... dazu fällt mir übrigens ein passendes Lied von Sarah McLachlan ein, 'Building A Mistery'...habe diese Fanfic zu meinen FAvoriten hinzugefügt & werde mir jetzt noch deine anderen Sachen durchlesen...
LG Anais
Von: abgemeldet
2006-09-09T17:51:18+00:00 09.09.2006 19:51
*.* ich fand den text wirklich total schön! Du formulierst die sätze sehr schön, und die wortwahl ist passend^^
ausserdem hat es wirklich gut zu dem bild gepasst ^.~
regt übrigens sehr zum nachdenken an.


jaa nee chriss_chan


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