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Teach me how to smile

Hakuei x Ryutarou + ein wenig Maru (BIS)
von

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One Namida Drop

‚Eines Tages werde ich wie die Vögel einfach davon fliegen… dann ist der Himmel wieder blau und ich bin frei…’

Der kleine dunkelhaarige Japaner stand vollkommen nackt vor dem großen Fenster. Es war früh am Morgen eines verregneten Herbsttages und Ryutarou zitterte leicht, als die Kälte seinen schmalen Körper umfing. Wie in Trance beobachtete er die Regentropfen, die mal langsam und mal schneller die Scheibe des überteuerten Apartments in Chicago hinab rannen.

‚Diese Stadt ist so grau und trostlos… und es regnet ständig… was mag dieser Stadt nur zugestoßen sein, dass Kami-sama ständig darum weinen muss?’, fragte er sich in Gedanken.

„Tarou-chan! Was machst du da??“, hörte er eine Stimme hinter sich.

„Ich… ich gucke dem Regen zu.“, erwiderte er kleinlaut.

Ein verständnisloses Schnauben.

„Wann wirst du endlich erwachsen? Jetzt komm wieder ins Bett…“

Ryutarou drehte sich immer noch nicht um, hatte gerade am gegenüberliegenden Balkon einen kleinen Spatz entdeckt, der sich dort vor dem Regen versteckte, den er beobachten wollte.

„Gleich…“, flüsterte er, um Hakuei nicht zu verärgern.

„Nicht gleich sondern jetzt!“, gab dieser in scharfem Ton zurück. Eindeutig ein Befehl, der Ryutarou folge zu leisten hatte.

Langsam löste er seinen Blick von dem Spatz und trottete mit gesenktem Kopf zum Bett zurück, schlüpfte zu Hakuei unter die dünne Bettdecke.

„Brav.“, wurde er von ihm gelobt und dann von dessen starken Armen an den Größeren heran gezogen. Hakueis Körper spendete ihm Wärme. Hatte er selbst doch schon sehr lange am Fenster gestanden und war eiskalt.

Hakuei war bald darauf wieder eingeschlafen. Ryutarou jedoch konnte und wollte nicht schlafen. Er starrte lieber von seiner Position aus weiter aus dem Fenster, lauschte dem Regen, der gegen die Scheiben und auf die Fensterbretter trommelte. Es gab nur eins, das er mehr liebte als Regen und Tiere und das war Schnee. Strahlend weißer, glänzender, frisch gefallener Schnee. Aber Schnee gab es nur im Winter und selbst da war er in dieser dreckigen Stadt sehr schnell grau und hässlich. ‚Ja… grau und hässlich… so wie ich…’, dachte er betrübt.
 

Nur wenige Stunden später klingelte der Wecker. Hakuei drehte sich um 180° um den Wecker auf dem Nachtschrank auszustellen. Mit einem zufriedenen Lächeln beobachtete er den schlafenden Jungen neben sich.

‚Er ist also doch noch mal eingeschlafen… War auch ’ne harte Nacht für ihn.’ Er küsste Ryutarou sacht auf die Wange.

Vorsichtig löste er sich von dem kleinen Jungen und stieg aus dem Bett, immer darauf bedacht ihn nicht aufzuwecken. Im Bad gönnte er sich erstmal ne heiße Dusche. Er hatte einen erneuten harten Arbeitstag vor sich. Als einer der höher gestellten Yakuza hatte er ab mittags im Büro zu sein und viel Papierkram zu erledigen und hatte nachmittags und abends diverse Locations, Händler, Kunden zu checken. Es tat ihm Leid den kleinen Ryutarou den ganzen Tag allein zu lassen. War dieser doch gerade mal zarte 16 Jahre alt. Hakuei war froh, dass der kleine sich trotz seines jungen Alters sehr gut zu helfen wusste. Er konnte sich selbst essen machen, wusste sich zu beschäftigen und irgendwie machte er – vermutlich aus Langeweile – einmal die Woche die Wohnung sauber. Zu Hakueis großem bedauern sprach der Junge nicht viel. Aber was hätte er ihm auch groß erzählen sollen? Zur Schule konnte und wollte er ihn schicken. Ryutarou verstand kein Wort Englisch – außer vllt die einfachsten Vokabeln wie „Hallo“, „danke“ und „auf Wiedersehen“. Aber was viel wichtiger war: der Junge existierte eigentlich gar nicht. Hakuei hatte ihm zur Einreise nach Amerika einen gefälschten japanischen Reisepass besorgt. Aber er war weder in Japan noch in Amerika registriert. Hakuei hatte auch keine Ahnung, wo der Junge herkam.

Einige seiner Leute hatten ihn aufgegriffen, als er dabei erwischt wurde, wie er einen seiner Männer beklauen wollte. Als Hakuei dazu kam, hatten sie den Jungen schon ziemlich übel zugerichtet. Er vermutete, dass der Junge nur deswegen bei ihm blieb. Weil er ihn gerettet hatte und ansonsten keinen Ort hatte wo er hin konnte und auf der Straße hätte er wieder klauen müssen um über die Runden zu kommen. Zum Arbeiten war er schließlich viel zu jung.

Er stieg aus der Dusche, betrachtete sich kurz im Spiegel. Ließ seinen blick über die zahllosen Tattoos streifen, die seinen gesamten Körper zierten, riss sich aber schnell wieder davon los, band sich ein Handtuch um die Hüften und ging in die Küche um Kaffee aufzusetzen.

Als er diese betrat, saß Ryutarou nur in Boxershorts gekleidet auf einem Stuhl und blickte ihn aus großen Augen an. Er hatte eine nur wenig gefüllte Schüssel mit Cornflakes vor sich zu stehen. Gegenüber hatte er für Hakuei ein Toast auf einen Teller gelegt und Erdbeermarmelade rausgestellt. Etwas anderes frühstückte dieser nämlich nicht.

‚Sogar Kaffee hat er schon aufgesetzt. Wie lange war ich denn duschen??’

„Warum bist du denn schon wach? Hab ich dich geweckt??“, er setzte sich auf seinen Platz.

Ryutarou schüttelte nur leicht den Kopf, senkte dann wieder den Blick auf seine Schüssel und begann langsam zu essen.

„Hast du denn gut geschlafen? Was Schönes geträumt?“, versuchte Hakuei wie jeden Morgen eine Konversation zu starten, obwohl er genau wusste, dass das nicht gelingen würde.

Diesmal brachte Ryutarou sogar ein leises „nein“ zusätzlich zum Kopfschütteln heraus.

„Hattest du wieder Albträume?“

„Nein…“, keine nähere Erläuterung.

Dann aßen sie stumm weiter. Leise düdelte Musik im Hintergrund. Hakuei hörte diese schon gar nicht mehr. Seit der Kleine bei ihm war, wollte dieser immer leise Musik hören. Ein Wunsch, den er ihm nicht verwehren wollte. Außerdem war es dann nicht immer still und die Wohnung wirkte nicht mehr so trostlos und groß.

Als er mit seinem Toast fertig war, trank er seine Tasse Kaffee aus und verschwand im Schlafzimmer um sich anzuziehen. Er hörte, wie Ryutarou den Tisch abräumte und schüttelte den Kopf.

„Tarou-chan!“, rief er ihm zu, „Ich hab dir doch gesagt, dass du das nicht machen musst!!“

Keine Antwort. Also zog er sich weiter an. Kurz danach kam Ryutarou barfuß ins Zimmer getapst, setzte sich aufs Bett und beobachte Hakuei.

„Ich weiß…“, sagte er dann leise.

„Warum tust du es dann?“ Er betrachtete sich noch mal im Spiegel, dann ging er zu ihm aufs bett zu und setzte sich neben Ryutarou darauf. Dieser hatte noch immer nicht auf die Frage geantwortet. Musste er auch nicht. Hakuei kannte die Antwort darauf.

Er zog den Jungen in seine Arme.

„Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du mir nicht zur Last fällst??“

Als Antwort bekam er nur einen scheuen Blick.

Er zog ihn dichter an sich, schloss die Augen und küsste ihn sanft auf den Mund.
 

Auch Ryutarou schloss die Augen, spürte die weichen Lippen auf seinen. Ihm wurde ein wenig schwindlig und ganz viele Schmetterlinge tanzen in seinem Bauch. Halt suchend schlang er die dünnen Ärmchen um den großen Mann, als dieser mit seiner Zunge in seinen Mund eindrang. Zu seinem bedauern löste Hakuei den Kuss aber schon bald und schob ihn von sich.

„Ich muss jetzt los.“, er stand auf und ging in den Flur um sich dort seine Schuhe anzuziehen.

Schnell flitze Ryutarou hinterher, blieb dann vor ihm stehen, beobachtete ihn.

„Und denkt dran, wenn du aus der Wohnung gehst immer schön abzuschließen, den Schlüssel natürlich nicht vergessen. Wird wieder spät heute Abend. Mach dir was schönes zu Essen, ja? Wenn du dir was kaufen willst, du weißt wo das Geld liegt, ne? Und hab keine Hemmungen, du kannst das Geld ruhig nehmen! Ich hab genug davon.“, als er mit Anziehen fertig war, zog er den schmächtigen Jungen an sich und hielt ihn eine weile. Ryutarou fühlte sich so wohl in seinen Armen. Von ihm aus könnte die Welt in so einem Moment einfrieren. Dann wäre er wenigstens glücklich. Doch auch dieser Moment ging vorbei.

Hakuei musterte ihn. „Jetzt lach doch mal. Du bist so hübsch wenn du lachst.“, sagte er, obwohl er den Jungen noch niemals lachen oder auch nur lächeln hatte sehn.

Dieser blickte ihn genau so ausdruckslos an, wie zuvor, als hätte er kein Wort verstanden.

„Dann nich’.“, verärgert drehte Hakuei sich um, öffnete die Tür und trat einen Schritt hinaus.

„Warte!“, verzweifelt und lauter als sonst machte Ryutarou sich bemerkbar und hielt ihn am Mantel fest.

„Was ist denn noch?“, fragte er gereizt, drehte sich aber wieder um, um in die großen traurigen Augen des Kleinen zu gucken.

Ryutarou hatte große Verlustängste und das wusste Hakuei.

‚Ich habe Angst, dass du nicht wieder kommst, wenn du so wütend gehst…’

„Kisu?“, fragte er sehr leise.

„Ein Lächeln?“, fragte der andere zurück.

‚Aber ich kann doch nicht!!! Ich kann das nicht!!!’

Kleine Tränen begannen stumm über Ryutarous Wangen zu kullern.

Hakuei seuftze.

„Warum krieg ich dich nur nicht dazu ein Mal zu Lächeln. Mehr will ich doch nicht!!“

Er beugte sich zu ihm runter, gab ihm einen flüchtigen Kuss und sagte: „Keine Angst, ich komm wieder. Ich lass dich nicht allein.“

Dann strich er ihm noch mal kurz durch die pechschwarzen Haare und ging.
 

Ryutarou starrte noch eine weile die Tür traurig an, bevor er ins Schlafzimmer ging und sich was anzog. Ihm war kalt. Er ging zum Radiowecker um zu gucken welcher Wochentag war.

Mittwoch.

Mittwochs gab es nichts besonders zu tun.

‚Und noch so lange bis zum Wochenende…’, stellte er betrübt fest.

Er nahm sich den kleinen Hocker, der immer als Fußablage vor dem Sessel im Wohnzimmer stand und trug diesen zum hübschen, großen Aquarium. Er setzte sich darauf und beobachtete die Fische.

„Guten Morgen liebe Fische. Wie geht es euch heute? Mir geht es nicht so gut… Haku ist böse auf mich, weil ich nicht lächle. Dabei weiß er ganz genau, dass ich das nicht kann. Aber er versucht es immer wieder.“

Er seufzte.

„Ich helfe ihm ja auch immer, ich räume auf, mache sauber, bin ganz brav und leise um ihn nicht zu belästigen. Aber irgendwie macht ihn das auch nicht glücklich. Ich kann ihn einfach nicht glücklich machen. Das ist doof…“, er machte eine kleine Pause, „Ich glaube, er weiß gar nicht wie doll ich ihn liebe. Ich glaube, er liebt mich nicht. Er mag mich nur… oder besser: er duldet mich. Dabei wünsche ich mir so sehr, dass er mich liebt. Ich habe Angst, dass er mich nicht liebt, weil ich keine Frau bin. Weil ich einfach nur ein Junge bin. Ich bin nicht erwachsen und auch nicht weiblich. Ich weiß aber auch nicht, wie ich ihm zeigen soll, dass ich ihn liebe… ich meine… er wird immer so schnell wütend und das mag ich gar nicht.

Aber vielleicht ist das seine Art mir zu zeigen, dass er mich liebt?

Aber heute früh war er wieder ganz lieb zu mir und hat mich ganz sanft geküsst!! Das war toll! Das hat mir gefallen! Auch wenn’s nur kurz war.

Und… und gestern Nacht da… da haben er und ich wieder… na ja… ihr wisst schon~~~“

Er lief ein klein wenig rot an, verzog aber sonst keine Miene.

„Und das war wirklich toll! Und es tut auch nicht mehr so weh wie früher…“

So sprach er noch eine ganze Weile mit den Fischen, bevor er ihnen dann Futter gab, wo sich diese gierig drauf stürzten.

Dann brachte er den Hocker wieder weg und ging in seine Ecke. Hakuei hatte ihm zwar angeboten, dass er für ihn das Gästezimmer in ein eigenes Zimmer umbauen würde, aber das wollte er nicht.

Er wollte immer möglichst dicht bei Hakuei sein. Also hatte dieser ihm in seinem Arbeitszimmer eine Ecke leer geräumt – in der eh nur Blumen gestanden hatten – und dort einen kleinen Schreibtisch mit Stuhl hingestellt. Ursprünglich sollte dort auch noch eine kleine Couch hin. Doch Ryutarou hatte sich dagegen gewehrt und lieber auf einen weichen Teppich und ein paar Kissen bestanden. Später hatte Hakuei herausgefunden, dass Ryutarou scheinbar sehr künstlerisch begabt war und hatte ihm Zeichenblöcke, Stifte, Farben, Pinsel und ähnliches besorgt. Trotz dem durfte Hakuei nur wenige von Ryutarous Zeichnungen und Gemälden sehen. Der Kleine versteckte sie aus einem ganz simplen Grund: Er zeichnete hauptsächlich Hakuei und war permanent der Meinung, dass es schlecht aussah und er wollte sich nicht vor ihm blamieren. Also zeigte er ihm nur Landschaftsbilder, Stillleben oder Tierzeichnungen. Das konnte er besonders gut, fand er selbst und auch Hakuei freute sich immer über neue Werke.

Also begann er zu malen. Ein einfaches Bild von einer Pflanze.

Jedoch hatte er immer ein Auge auf die Uhr. Denn um 14 Uhr ging er jeden Tag mit dem Hund der Nachbarin gassi. Die alte Dame war schon sehr gebrechlich und konnte nicht mehr täglich so viel laufen. Nur montags ging er zusammen mit der alten Dame und dem Hund spazieren. Dann erzählte sie ihm immer sehr viel. Ryutarou nickte dann und sah sie an, obwohl er kein Wort verstand. Und an guten Tagen erzählte auch er ihn was. Natürlich auf -Japanisch. Das verstand dann wiederum die alte Frau nicht. Aber auch sie blieb immer freundlich und lächelte ihm immer zu. Sie schien ihn wirklich zu mögen und Ryutarou mochte sie eigentlich auch sehr gern. Donnerstags ging er immer mit ihr einkaufen. Er trug ihr dann die Einkaufstaschen und die bedankte sich jedes Mal sehr freundlich bei ihm und gab ihm sogar als Dankeschön 5 Dollar. Fürs Gassi gehen gab es jeden Tag zwei Dollar und ein Bonbon. Das machten jede Woche 15 oder 17 Dollar. Je nachdem, ob Ryutarou auch sonntags Zeit hatte. Denn sonntags hatte Hakuei frei und dann wollte er natürlich seine Zeit nicht mit dem Hund verbringen. Das Geld sparte er ganz fleißig. Irgendwann, wenn er genug Geld zusammen hatte, wollte er Hakuei ein großes, ganz hübsches Geschenk machen. Was genau wusste er zwar noch nicht, aber er würde schon irgendwas finden.

Ab und zu lud sie ihn auch auf eine Tasse Tee und Kuchen ein und dann hörten sie alte Musik. Und obwohl sie nicht die selbe Sprache sprachen, verstanden sie sich irgendwie. Durch sie lernte Ryutarou auch immer mehr Englisch, bis er sie fast fließend verstehen und sogar bruchstückhaft sprechen konnte. Er übte immer, wenn er mit dem Hund gassi ging. Er lauschte den Leuten und sprach es dann leise nach.

Das tat er auch an diesem Tag. Völlig in Gedanken versunken ging er mit dem Hund gassi. Plötzlich stieß er mit jemandem zusammen. Er blickte auf und sah einen blonden Jungen, wohl etwas älter als er selbst.

„Hey Kleena, kannst du nich’ uffpassen wo de hinrennst oda watt?“

Solch ein Englisch hatte Ryutarou noch nie gehört. Das klang ganz anders als das Englisch, was die alte Nachbarin immer sprach.

„Wa… wakaranai…“, sagte er leise. ((„Ich versteh nicht“ auf japanisch))

Sie lachten nur. Er wollte möglichst schnell weiter und außerdem zog der Hund an seiner Leine. Er brachte ein leises „so-ri“ zustande.

Die Jungs lachten nur noch mehr. Sie unterhielten sich weiter und hörten nicht auf zu lachen, versperrten ihm den weg.

Plötzlich begann einer von ihnen ihn zu schupsen.

Er fiel hin. Der Hund bellte. Dann fingen die Jungs an weiter auf ihn einzuschlagen und zu treten. Schützend hob er die Arme vors Gesicht. Er wehrte sich kein bisschen. Doch die Jungs hörten nicht auf. Sogar den kleinen Hund traten sie, als dieser ihn verteidigen wollte. Erst als ein erwachsener Mann eingriff und den Jungs drohte, ließen diese von ihm ab und liefen davon. Zitternd und mit Tränen in den Augen lag er nun da, hielt sich vor Schmerzen den Bauch, wimmerte. Auch wenn dieser ganz sicher nicht das einzige Körperteil war, das weh tat.

Der Mann hockte sich neben ihn.

„Hey Kleiner, alles okay bei dir?“

„Kaeritai!!!“, weinte er leise. ((„Ich will nach Hause.“))

Zu seiner Verwunderung antwortete der Mann sogar auf Japanisch.

„Soll ich dich nicht vielleicht vorher ins Krankenhaus bringen?“

Ryutarou sah auf, wischte sich die Tränen weg. ‚Der sieht gar nicht Japanisch aus…’

Als er ihn nur anstarrte ohne zu antworten, wiederholte der Mann seine Frage.

Erst jetzt realisierte Ryutarou, dass er gemeint war. Aber er schüttelte den Kopf, versuchte aufzustehen. Ohne Aufforderung half der ominöse Mann ihm dabei. Er bedankte sich, sah nach ob bei dem Hund auch alles okay war. Dieser wedelte allerdings wieder fröhlich mit dem Schwanz. Er bedankte sich und humpelte in Richtung seiner Wohnung. Der Mann folgte ihm.

„Sicher, dass du keine Hilfe brauchst?“

„Hai…“

„Wie heißt du denn?“

„…“

„Mein Name ist Maru.“

„…“

Ryutarou wollte einfach nur nach Hause. Er wollte auch nicht von diesem Typen verfolgt werden, obwohl er sehr nett zu sein schien.

„Du hast einen sehr süßer Hund.“

„… das ist nicht meiner…“, lies er sich endlich zu einer Antwort erweichen.

„Oh… wem gehört er dann?“, der Mann lief ununterbrochen neben ihm her.

„Meiner Nachbarin… ich gehe nur mit ihm gassi.“

„Das ist aber nett von dir.“

„…“

Nach einer Weile des Schweigens meinte Maru dann: „So… ich muss jetzt in die andere Richtung. Oder soll ich dich noch bis nach Hause bringen?“

Ihm schien wohl langsam klar zu werden, dass Ryutarou sich in seiner Gegenwart nicht besonders wohl fühlte.

„Schon okay… vielen Dank für die Hilfe noch mal…“, er verbeugte sich höflich, lief dann aber schnell weiter.

„Hai… Tschüss… und pass gut auf dich auf, ja??“, besorgt blickte Maru ihm hinterher.

Als Ryutarou bei seiner Nachbarin klingelte um den Hund abzugeben, verbarg er sein Gesicht so gut es ging hinter seinen Haaren.

Bei sich in der Wohnung, stieg er gleich als erstes in die Wanne. Er fühlte sich dreckig und wollte seinen Körper auf blaue Flecken und ähnliches untersuchen. Sein Bauch tat ihm immer noch dolle weh.

‚Gebrochen schein ich mir nichts zu haben… aber die blauen Flecken tun weh… und die Schürfwunden brennen im Wasser…’, jammerte er in Gedanken vor sich hin.

Er lies sich vom warmen Dampf des Wassers einhüllen, entspannte ganz gemütlich.
 

‚Bin ich froh, dass ich heute nicht ganz so viel zu tun hatte… so kann ich schneller wieder bei Tarou-chan sein…’, dachte Hakuei, als er die Tür zu seiner Wohnung öffnete.

„Bin wieder da!“, rief er, zog sich Mantel und Schuhe aus. Als Ryutarou weder angeflitzt kam, so wie sonst, noch antwortete, begann er sich umzuschaun.

„Tarou?“, er ging in die Küche um zu gucken, ob er einen Zettel hinterlegt hatte. Manchmal verbrachte er ja auch den Tag bei ihrer alten Nachbarin und vergaß dann die Zeit.

Aber da war kein Zettel. Er ging ins Schlafzimmer. Vielleicht war er müde gewesen und hatte sich schlafen gelegt. Aber auch das Bett war leer.

„Tarou!?“, mit leichter Panik begann er die große Wohnung zu durchstreifen.

Als er im Bad das Licht an machte, blieb ihm fast das Herz stehen.

„TAROU!“, er rannte auf ihn zu. Dieser lag mit geschlossenen Augen und jeder Menge blauer Flecken und Wunden in der Wanne. Schnell schlang Hakuei seine Arme um den nackten Jungen und zog ihn aus dem kalten Wasser.

„Tarou!!! Tarou!!“, er schüttelte ihn.

‚Er ist ganz kalt…’

Als das alles nichts half, gab er ihm voller Verzweiflung eine Backpfeife.

Ryutarou entfuhr ein leises Stöhnen.

‚Oh mein Gott, er lebt!!!’, er schickte ein Stoßgebet gen Himmel.

Langsam öffnete Ryutarou die Augen und blickte Hakuei an. Er wollte sich bewegen, aber ihm tat alles weh. Trotzdem schlang er die Arme um ihn.

„Du bist wieder da…“, hauchte er.

Doch Hakuei löste seine Arme von sich.

„Was zur Hölle hast du getan? Wie siehst du denn aus? Und überhaupt, jag mir ja nie wieder so einen Schreck ein!“, fuhr er ihn an.

Der Junge zuckte zusammen.

„Ich… g… gomen… aber das war ich nicht!!! Ehrlich!! Ich hab das doch nicht mit Absicht gemacht! Da.. Da waren diese Jungs… und die haben mich verprügelt… und dann bin ich in der Wanne eingeschlafen…“ ‚oder eher bewusstlos geworden x.x vom heißen Wasser…’

„Was für Jungs?“

„Weiß nicht… irgendwelche… als ich mit dem Hund draußen waren, haben die mich einfach grundlos geschlagen…“, wieder stiegen ihm Tränen in die Augen, „Und jetzt tut mir alles weh… deswegen war ich in der Wanne…“

Hakuei zog ihn wieder dichter an sich, streichelte ihn.

„Tut mir Leid, dass ich dich angemeckert hab.“

Er gab ihm einen Kuss auf die Stirn und dann auf die Lippen. Dann nahm er ihn auf die Arme und trug ihn zu ihrem Bett, legte ihn sanft darauf ab, deckte ihn zu.

Er drehte sich um und ging ein Stück.

„Haku! Wo gehst du hin?“, fragte Ryutarou besorgt.

Der Angesprochene drehte sich um und lächelte ihn an.

„Was trockenes anziehn.“

Der Kleine errötete leicht, beobachtete ihn dann aber weiter. Hakuei stand mit dem Rücken zu ihm und zog sich erst das Hemd, dann die Hose aus. Ryutarou bewunderte die vielen Tattoos jedes Mal aufs Neue mit Erstaunen. Als dieser dann aber plötzlich doch ausm Raum ging, starrte er ihm etwas verzweifelt hinterher und wäre ihm unter normalen Umständen sofort hinterher getappelt. Doch irgendwie schienen die Schmerzen immer schlimmer zu werden und so blieb er liegen. Besiegt vom eigenen Körper.
 

Zu seiner Erleichterung tauchte Hakuei nur wenig später mit einem Erste-Hilfe-Köfferchen in der Hand wieder auf. Er setzt sich zu ihm aufs Bett und begann Ryutarous Wunden zu versorgen. Dieser beobachtete ihn die ganze Zeit gebannt dabei.

„Du machst das gut… Danke…“

Hakuei sah auf. Das war das erste Mal, dass der Junge von sich aus so etwas wie ein Gespräch anfing. Er wurde mit einem Lächeln belohnt.

„Nicht der Rede wert. Für dich mach das liebend Gerne…“

Ryutarous Herz begann immer schneller zu schlagen.

‚Er hat das Wort „Liebe“ benutzt!!! Na ja… „liebend“… aber trotzdem!! Ob da was zu bedeuten hat? Liebt er mich vielleicht doch??’

Als er fertig war, beugte er sich über ihn und küsste ihn sanft. Dann sah er ihn an, strich ihm eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht.

„Ich glaube du weißt gar nicht, wie wunderschön du eigentlich bist, Tarou-chan.“, sagte Hakuei leise und fixierte ihn mit einem durchdringenden Blick.

„Ich bin nicht schön…“, flüstere Ryutarou, „Ich bin klein und zu dünn und hab überall blaue Flecken… und mein Gesicht ist hässlich… und… und ich kann nicht… nicht lächeln…“

„Für mich bist du der hübscheste Junge auf Erden…“, hauchte Hakuei kaum hörbar gegen Ryutarous Hals, begann diesen dann sanft zu küssen.

Der Junge schloss die Augen, legte den Kopf leicht zur Seite und genoss die Küsse, die ihm teilweise eine Gänsehaut verpassten.

Er wagte sich immer weiter vor, liebkoste sein Schlüsselbein, bis er die kleinen Nippel des jüngeren mit seinen Lippen umschloss, vorsichtig dran saugte.

Dieser genoss es sichtlich.

‚Haku… Ich liebe dich so sehr! Bitte liebe mich genau so…’

Hakuei wurde immer fordernder. Doch als seine sich langsam aber sicher Ryutarous Schritt nähere, hielt er ihn auf, blickte ihn flehend an.

„Nicht… nicht heute… mir tut alles weh…“

Hakuei spürte die Wut in sich aufsteigen. Er wollte ihn gerade schlagen und eine Predigt darüber halten, dass er gefälligst nicht so ein Weichei sein sollte und das es ihn einen Scheiß interessiere, wie es ihm geht, als er sich besann. Er hatte sich vorgenommen den Jungen nicht mehr zu schlagen. Schließlich hatte er ihn wirklich sehr gern, obwohl ich ab und zu noch die Hand ausrutschte. Aber so leicht legt man alte schlechte Angewohnheiten nicht ab.

„Okay…“, sagte er schließlich, „Ich geh nur mal eben auf Klo… bin gleich wieder da.“

Ryutarou sah ihm traurig hinterher.

‚Ich würde dich so gerne glücklich machen… aber ich kann es einfach nicht…’
 

Ähnliche Gedanken schwirrten auch Hakuei durch den Kopf, der sich auf Klo eingeschlossen hatte. Er hatte sich ein paar Kleenex geschnappt, sich die Shorts ausgezogen und auf den Klodeckel gesetzt. Die ganze Zeit während er sich einen runter holte, dachte er an Ryutarou.

Als er fertig war, spülte er die Taschentücher im Klo runter, zog sich die Shorts wieder an, wusch sich die Hände und ging zurück zu Ryutarou, legte sich zu ihm ins Bett.

Dieser hatte schon sehnsüchtig auf ihn gewartet, fragte aber nicht nach, warum es so lange gedauert hatte, zumal er sich das auch denken konnte.

Er zog den Kleinen an sich, streichelte ihn. Irgendwie hing er von Tag zu Tag mehr an ihm.

Er hörte ein leises Schluchzen. Ryutarou weinte. Das tat er öfter, wenn sie so dalagen. Aber er wusste, dass er nicht nachfragen brauchte, er würde eh keine Antwort bekommen. Also lies er ihn einfach weiter weinen, spendete stillen Trost. Er hatte keine Ahnung, was dem Jungen zugestoßen war, bevor er ihn aufgenommen hatte, aber es schien grauenvoll gewesen zu sein und hatte tiefe Narben hinterlassen.
 

Einen halben Monat später hatte der Herbst dann richtig eingesetzt. Die Tage wurden richtig kalt und die Stadt versank im Grau. Ryutarou genoss das Wetter. Im Gegensatz zu Hakuei, den das schlechte Wetter von Chicago tierisch ankotzte.

Hakuei war wie jeden Tag auf Arbeit gegangen und Ryutarou hatte den Hund seiner Nachbarin gassi geführt, trotz strömenden Regens. Gleich als er diesen bei seinem Frauchen abgegeben hatte, ging er wieder hinaus. Genoss die feuchte Luft, den Geruch des Regens, die Geräusche, die er verursachte, wenn er auf den Regenschirm prasselte.

Er hatte sich vorgenommen von dem gesparten Geld endlich mal ein Geschenk für Hakuei zu kaufen. Er ging in ein nahe gelegenes Einkaufszentrum, das er beim gassi gehen entdeckt hatte und sah sich dort um. Die meisten Geschäfte waren für Frauen und interessierten ihn nicht weiter. Ein Hutgeschäft zog da schon eher seine Aufmerksamkeit auf sich. Er wusste, dass Hakuei Hüte mochte. Doch zu seinem Bedauern gab es dort nur Hüte für alte Menschen. Er durchlief mehrere Geschäfte, in denen er allerdings nie etwas Passendes fand. Bis er auf ein Schmuckgeschäft stieß. Er sah sich um, entdeckte zu Erst nichts. Ein Verkäufer sprach ihn an.

„Guten Tag, was suchen sie denn? Kann ich ihnen helfen?“

Ryutarou blickte ihn an. Vor ihm stand der Typ, der ihm vor einer Weile die Jungs vom Leib geschafft hatte, die ihn verprügelt hatten. Dieser erkannte ihn auch wieder.

„Ach du bist es!“, er lächelte, „Hätte nicht gedacht, dass ich dich wieder treffe! Was suchst du denn??“

Etwas mutiger, weil er Maru nicht zum ersten Mal sah, sagte er: „Ein Geschenk.“

Maru, sichtlich darüber erfreut, dass der Junge dieses Mal mit ihm sogar sprach, fragte weiter: „Das ist schon mal gut. Für wen soll das Geschenk denn sein?“

Ryutarou stockte. Was sollte er sagen? Für seine Freundin wäre ja falsch und könnte bei Schmuck ein verheerender Fehler sein. Für seinen Freund konnte er auch nicht sagen. Hakuei hatte nie gesagt, dass sie zusammen sind oder so. Er hatte ihm ja nicht mal gesagt, dass er ihn liebt. Mal ganz von der Tatsache abgesehen, dass es sehr seltsam rüberkommen würde.

„Für meinen besten Freund.“, sagte er schließlich.

„Oh! Und da suchst du in einem Schmuckgeschäft?“

„…“, jetzt war er verunsichert, „Na ja… er mag Schmuck… Er trägt viele Ketten und Ringe und Ohrringe und so… Aber eigentlich nicht so was…“, er zeigte auf die ganzen Goldkettchen und Eheringe, „sondern mehr Ketten mit Lederbändern und so… männlicheres Zeug halt…“

Maru lächelte. Leise sagte er zu ihm: „Willst du, dass ich dir helfe was zu finden? Ich kenne einen Laden, der bestimmt nach dem Geschmack deine Freundes ist.“, er zwinkerte ihm zu.

Ryutarou überlegte kurz, doch dann nickte er.

„Okay, dann warte kurz draußen vor dem Shop, ja?“, und damit schickte er ihn weg.
 

Kurze Zeit später kam Maru in zerfledderten Jeans, einem ärmellosen Kapuzenshirt, Kreepers und einem Rucksack auf dem Rücken aus dem Laden. Scheinbar hatte er seine Arbeitsklamotten in dem Rucksack, denn bis eben war der definitiv noch anders gekleidet gewesen. Maru legte einen Arm um Ryutarous Schultern, doch dieser schlüpfte ganz schnell darunter hindurch und befreite sich so von ihm. Er hasste Berührungen, wenn sie nicht gerade von Hakuei kamen. Er hasste Menschen, wenn sie nicht gerade Hakuei oder seine freundliche Nachbarin waren. Zusammen gingen die beiden zum nächst gelegenen „Hot Topic“.

(anm: Shop in Amerika. Ähnlich unserem XTraX nur punkiger, cooler und viel billiger. Da gibt’s sogar Dir en grey und Mucc und Psycho le Cemu T-Shirts ;^; *seufz* Ich will ne Filiale hier in D-Land haben… der Laden soll so geil sein!!! *nur Mitbringsel hat und auf I-net-seite war* u.u)

„So, ich denke hier findest du was für deinen Freund, oder?“, er zwinkerte Ryutarou aufmunternd zu. Dieser nickte. Der Laden wirklich unglaublich toll. Vielleicht blieb noch etwas Geld übrig. Dann könnte er sich selbst auch etwas kaufen.

Mir großen Augen blickte er sich staunend um. Der Laden würde Hakuei bestimmt gefallen! Es gab dort so viele tolle Sachen.

In der Vitrine entdecke er dann irgendwann etwas, von dem er sicher war, dass es Hakuei seiner Meinung nach gefallen würde.

Vor ihm lag ein großer schwarzer Totenkopfring, der ihn aus rot glühenden Augen anstarrte.

Ryutarou beschloss für sich selbst noch einen Schal zu kaufen. Mehr als zwei Meter war er lang, schwarz-weiß gestreift und hatte schwarze Fransen am Ende. Das war das erste Mal, dass er ein Geschenk für jemanden kaufte. Aber auch das erste Mal, dass er etwas Größeres für sich selbst kaufte.

Als er gerade bezahlen wollte, kam Maru an den Tresen und fragte die Verkäuferin: „Könnten sie den Ring als Geschenk einpacken?“

Ryutarou sah ihn an. Er selbst hätte sich nie getraut das zu Fragen. Die Verkäuferin lächelte freundlich: „Natürlich!“, und tat wie ihr gehießen.

Irgendwie erleichtert und auch glücklich ging er mit Maru aus dem Geschäft. Es hatte aufgehört zu regnen. Dafür wehte ein kalter Wind. Er begann zu frösteln.

Schnell holte er den neuen Schal aus der schwarzen Tüte und legte ihn sich um den Hals. Selbst zwei mal rum gewickelt waren die Enden noch so lang, dass sie fast auf dem Boden schliffen.

„Du bist niedlich!“, bemerkte Maru lächelnd. Mit dem langen schal und seinem etwas zu groß geratenen Wintermantel sah Ryutarou in der Tat unheimlich kindlich, aber auch zerbrechlich aus. Als hätte man ihn in hundert Lagen Stoff gewickelt, damit er auch ja nicht kaputt ginge.

Diesmal begleitete Ryutarou Maru bis zu dessen Wohnung, die gar nicht so weit von seiner und Hakueis entfernt war.

„Also dann… hier wohne ich. Ich hoffe ich konnte dir weiter helfen.“, Maru lächelte, „Hoffentlich freut sich dein Freund über das Geschenk! Teuer genug war es ja.“

Ryutarou nickte.

Maru seufzte, „Kann ich dich zur Verabschiedung diese Mal wenigstens knuddeln?“

Verwundert sah der Kleine ihn an. Er zögerte. Sollte er das wirklich zulassen? Zulassen, dass jemand anders als sein geliebter Hakuei ihn berührte?

Letztendlich nickte er leicht, wenn auch unsicher. Also zog Maru ihn langsam an sich und drückte ihn sanft. „Komm gut nach Hause, ja?“, mit diesen Worten ließ er ihn wieder los, immer noch ein glückliches Lächeln auf den Lippen.

„Hai…“

Maru drehte sich um und wollte gerade die Tür hinter sich schließen, als Ryutarou noch etwas sagte: „Maru! Ich… Ich glaube, ich hab meinen Schirm bei dir im Laden liegen lassen… Kann ich ihn morgen abholen kommen??“

„Natürlich!“ Er war sichtlich begeistert davon, dass Ryutarou ihn zum ersten Mal mit seinem Namen angesprochen hatte.

„Und ich… ich heiße übrigens Ryutarou…“

„Das ist ein hübscher Name! Passt zu dir.“

Noch ein paar letzte Blicke, dann trennten sich ihre Wege.

Irgendwie glücklich und froh darüber, dass er sich mit Maru so was wie angefreundet hatte, ging er in die Richtung seines Zuhauses.

Als er wenige Blocks weiter in eine selbst bei diesem schlechten Wetter recht belebte Straße einbog, blieb er urplötzlich wie angewurzelt stehen. Sein Blick war auf Hakuei gefallen, der wenige Meter von ihm entfernt vor einem Blumengeschäft stand und die Ware begutachtete. Doch das war es nicht, was Ryutarou so erschrocken hatte. Viel mehr war es die Frau an seiner Seite, die sich wie selbstverständlich bei ihm untergehakt hatte und sich freudestrahlend mit ihm unterhielt. Als Hakuei dann auch noch zurück lächelte und sogar anfing zu lachen, schossen dem Jungen heiße Tränen in die Augen. Er drehte sich um und rannte so schnell er konnte in die Richtung zurück, aus der er gekommen war, konnte kaum erkennen wohin, wusste auch nicht wohin.

Es begann erneut zu regnen, doch Ryutarou lief unverwandt weiter, bemerkte den Regen nicht mal richtig. In seinem Kopf war nur dieses Bild. Das Bild, wie Hakuei über den Witz der hübschen Frau neben sich lachte. Sein Schluchzen drang nur leise durch die Häuserschluchten. Doch keiner reagierte darauf. War doch jeder einzelne Einwohner der Stadt viel zu sehr mit seinen eigenen Problemen beschäftigt.

Erst als vor ihm eine Wand auftauchte, blieb er stehen und sah sich um. Er war in einer Sackgasse gelandet.

Verwirrt, verzweifelt und vollkommen orientierungslos blickte er sich um. Alles sah gleich aus. Er lehnte sich gegen die Mauer und begann nur noch bitterlicher zu weinen.

‚Ich bin so bescheuert!!! Jetzt hab ich mich auch noch verlaufen! Ich bin so ein dummes Kind! Kein Wunder, dass er sich jemand erwachsenes sucht. Jetzt braucht er mich ja nicht mehr.’

Er ließ sich an der Mauer hinab gleiten, bis er auf dem nassen Boden saß. Auch das war ihm egal. Er war sowieso schon total durchgeweicht.

Er zog die Beine an, legte den Kopf darauf und weinte leise weiter. Stiller, einsamer Schmerz der Verzweiflung.

Ryutarou hatte jegliches Zeitgefühl verloren. War es nachmittags? Oder doch schon abends? Würde es bald dunkel werden? Das einzige was er spürte war Kälte. Wenn er aufsah, konnte er diese sogar sehen, denn sein Atem schwebte dann in kleinen weißen Wolkchen vor ihm.

‚Ich werde hier erfrieren… Aber das macht auch nichts. Hakuei ist ja glücklich. Auch wenn ich es nicht geschafft habe ihn glücklich zu machen…’

Als es dunkel wurde und seine Kräfte zu schwinden begannen, verkroch er sich in eine Ecke zwischen zwei Häuserblocks und versteckte sich hinter ein paar Mülltonnen.

‚Wenn ich nicht bald an was anders denken kann, werde ich noch wahnsinnig!!’, stellte er verzweifelt fest, nur um gleich darauf zu bemerken, dass diese Gedanken wieder Tränen über seine Wangen laufen ließen, die sich mit dem Regen vermischten. Er zitterte. Ein Niesen. Keiner, der ihm Gesundheit wünschte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von: abgemeldet
2007-04-27T16:33:32+00:00 27.04.2007 18:33
Wer weiß zum wie vielten Mal ich mir diese FF nun durchgelesen habe, sicherlich sehr oft.. und da schaff ich es nach all den Wochen, auch endlich mal ein Kommentar dazu zuschreiben. <3
Dein Schreibstil gefällt mir, hai.. auch wenn ich ihm vom Ausdruck her manchmal nicht ganz passend zu den jeweiligen Personen fande. Ryutarou aber hast du gut dargestellt, seine ihm so oft nachgesagte kindliche und leicht scheue Art Menschen gegenüber.. die reine Unschuld. +leise lach+
Hakuei, nun hier das reine Gegenteil von ihm und das macht sich in Geschichten ja immer gut, wenn die zwei Hauptfiguren gegenteiliger nicht sein könnten, ke ke~..
Das Pairring gefällt mir sehr, auch wenn ich sich meine Vorliebe für Shonen-ai in Grenzen hält, es gefiel mir doch sehr. Es rührte recht.. (Ha! Mein kleines, kümmerliches Herz begann zu erzittern! +leise lach+) Bei Hakueis Rolle hier, musste ich gleich an den einen Film denken, wo er mitgespielt hatte, 'Kisu to Kizu'. Vielleicht als Anlehnung daran? Im Film war er ja auch recht amüsant anzusehen, als chinesischer Mafiaboss.

Ich hoffe du schreibst weiter, in nächster Zeit .. wenn überhaupt? '3'~
Von:  Mon-Marshy
2007-04-15T20:01:42+00:00 15.04.2007 22:01
oh, baby x333333

TaroXHakuei ist so ein tolles paar. <3

und maru auch noch. <3

aww~.. <3

die ist voll toll.<3
Von:  Keyjahn
2007-01-03T00:27:37+00:00 03.01.2007 01:27
deine story ebend entdeckt hat baby...

jaja, der ryutaroueffekt
*bin ja wohl etwas mitschuldig daran das du ihm immer mehr verfällst*
XD

ano, comment...

tarou x haku...
intressant...
^^
(ach aber an kei und tarou kommt wohl kein pairing dran *G*)

es ist so traurig...
aber geschichten mit tarou müssen wohl traurig und melancholisch sein...

vieles wurde ja schon gesagt...

die sache mit den fischen, das war so typisch, tiere für ihn wichtiger als menschen...

wie wirst du sie enden lassen?

ich bin gespannt...
Von: abgemeldet
2006-12-26T18:24:24+00:00 26.12.2006 19:24
die ff ist soo~~ schö~~n..*begeistert ist* obwohl sie so traurig ist*snüff* armer ryu~

schreib bittebitte weiter~~*bettel*
Alice
Von: abgemeldet
2006-10-20T17:11:35+00:00 20.10.2006 19:11
ich find das ja soooo süß...>o<
eigentlich mag ich diesen schreibstil nich so...also an mir mag ich ihn nicht, weil ich es nicht kann...
aber du machst das gut...*_*
ich bin begeistert!!!
<3
ich hab ja fast geheult...+lässt sich schnell mitreißen+
T_T
das ende is gemein...armer ryotarou...+sniff+
Von:  vippu
2006-08-25T17:46:24+00:00 25.08.2006 19:46
*heul*
T_____________________T
gemein....
am anfang sah alles noch so gut aus....und dann?
also das kapitel ende hat echt ne üble wende genommen...

aber du hast einen sehr schönen schreibstyl!
da bekommt man lust zu lesen^^

ich bitte dich noch eine fortsetzung zu schreiben ;______;
ich will wissen wie es weiter geht!
bitte!!!

ps: kannst du mir dann ebscheid sagen wenns zweite kapi on ist?
thx
Von: abgemeldet
2006-08-24T14:53:11+00:00 24.08.2006 16:53
hallo *wink*, na dann will ich auch mal meinen senf hierzu abgeben (dabei magst du doch ketchup viel lieber, oder...kann man nix machen *seufz*)
also, der titel sagt ja schon einiges aus (sowohl unter- als auch richtiger)[ach ja, das lied ist toll, aber ich schweife ab...]
ryutarô kann einem wirklich nur leid tun, vielleicht nicht einmal unbedingt, wegen dem verprügeln, sondern vielmehr wegen seiner aussichtslosen sitiuation, und natürlich der letzten szene *traurig sei*
dein schreibstil liest sich sehr flüssig, mit den kleinigkeiten, die du wie nebenbei erwähnst, erschafft du ein schönes gefühl, obwohl die ff so traurig ist (nicht das traurigkeit kein schönes gefühl ist, das mein ich net)
das einzige, was ich vielleicht noch als kleinen tipp (?) sagen würde, sind die kommata (ich weiß, die sind böse...) und selber noch mal überfliegen, wegen tippfehlern (auch wenn's wenige sind)*kopf schief halt* *denk*
richtig süß, sind die stellen, an denen ryutarô allein ist (die szenen mit den tieren) und ich find's interessant, wie du seine beziehung, zu diesen dargestellt hast, dass er scheinbar keinem menschen vertraut und seine einzigen "bezugspersonen" trotz hakuei eben diese sind, was auch sehr schön in den gesprächen zu erkennen ist, in denen ryutarô so einsilbig antwortet (obgleich er eigentlich so viel sagen möchte und bloß verunsichert ist)
das ist übrigens einer der gründe, warum ich dafür wär, das du weiterschreibst (auch wenn da schon abgeschlossen steht, kann man ja ändern, ne *s*)
es wäre schön noch ein bisschen etwas über die vergangenheit der beiden zu erfahren, zum beispiel, warum ryutarô so schlecht träumt und vor allem, was er träumt...
aber auch wegen hakuei, sein verhalten gegenüber ryutarô ist sehr zwiespältig, es wird nicht wirklich klar, wie er zu ihm steht, einerseits scheint er so grob (warum löst ryutarô das bei ihm aus *frag* *wissen mag*) und andererseits denkt er so viel über den jüngeren nach, ist so liebevoll zu ihm (was ryutarô sicherlich auch bloß noch mehr wehtut, armer kleiner...), wirkt fast schon resignierend oder verzweifelt in seinem handeln..
darum liebes, bitte ich dich jetzt..schreib noch 'nen teil (mindestens einen)
ich hoff' der kommi, hat dir geholfen (?)
baibai
endless_sorrow


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