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AiG Memories Hsc

JadenxChazz
von

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Guten Morgen!

*sfz*

meine Finger rauchen wieder... und das heißt? Klar, ein neues Kapietl xD

Viel Spaß ^^
 

~*~ Chapter Five ~*~
 

Drei Monate später, Akademieinsel. Hauptgebäude der Schule, interne Krankenstation.

Chazz saß an dem Bett von Jaden, der vor zwei Monaten aus einem Krankenhaus nahe ihrem Ferienort wo die Katastrophe passiert war, hierher verlegt worden war.

Chazz saß auf einem Stuhl neben dem Bett und sah Jaden an. Wie er es täglich gemacht hatte, von Morgens bis Abends. Obwohl er sich noch schonen musste, ging es ihm schon wieder ganz gut, sein Bein trug seit einer Woche keinen Gips mehr. Er seufzte und sah aus dem Fenster. Dieses Ritual passierte etwa jede Stunde einmal. Chazz ging noch einmal alles von dem Abend durch, was er noch wusste, und er ging jede Möglichkeit durch, wie er hätte das alles verhindern können. Was wäre, wenn er schneller gelaufen wäre, wenn er Jaden nicht aufgehalten hätte – wie ginge es ihm dann? Würde er dann immernoch im Koma liegen? Würde er überhaupt verletzt sein? Würde er dann noch die Schmerzen spüren, die ihn jetzt oder den Rest seines Lebens noch quälten?

Es hatte sich einiges verändert – es gab viele Opfer unter Lehrern und Schülern. Man hatte gemeinsam beschlossen, das ablaufenden Schuljahr aus Respekt an den Verblichenen abzubrechen; allgemein hatte das für alle Schüler zur Folge, das ganze Schuljahr noch einmal zu bestreiten.

Die Klinke der Zimmertür wurde runter gedrückt, der neue Oberarzt der Akademie trat in das Zimmer, wie er es jeden Tag um die Mittagszeit tat. Es war Aron Yuuki, Jadens Vater. Er hatte den Schulleiter um Erlaubnis gebeten, hier arbeiten zu dürfen um seinem Sohn nahe zu sein und trotzdem noch in seinem Job arbeiten zu können.

Herr Yuuki schmiss seinen Mantel über einen Stuhl in der Ecke des weiß gestrichenen Zimmers und setzte sich auf einen anderen Stuhl auf der Seite des Bettes von Jaden die frei war. Er nahm die Hand von Jaden und drückte sie, er fuhr ihm durchs Haar und flüsterte ihm ein paar Worte zu. Chazz sah immernoch aus dem Fenster. Er sprach seit dieser schrecklichen Nacht nur noch, wenn es unbedingt nötig war, aber wenn er mit Herrn Yuuki sprach benahm er sich ganz anders. Er wusste, dass dieser Mann ihm das Leben gerettet hatte. Bei der Operation hatte sich nämlich herausgestellt, dass Chazz in Wahrheit viel schlimmer verletzt gewesen war, als es nach außen hin den Anschein hatte. Wäre Herr Yuuki damals mit seiner Kollegin Frau Kinoto nicht gewesen, wäre er gestorben. Aber er hatte sich erholt – rasend schnell. Um bei Jaden zu sein. Chazz machte sich große Vorwürfe – schließlich war er der Ansicht er hätte ihn beschützen können.

"Du hättest es nicht verhindern können.", hatte Frau Kinoto damals zu ihm gesagt. "Aber er hat mir vertraut.", hatte Chazz darauf geantwortet. Herr Yuuki war hereingekommen und hatte ihm die Hand auf die Schulter gelegt. Er hatte ihm gesagt, er habe alles getan was er hätte tun können, und dafür wäre er ihm unendlich dankbar, und er wäre sich sicher, dass Jaden das auch wäre. Herr Yuuki hatte Chazz versprochen, dass Jaden ihm das selbst bald sagen könnte - und auch würde.

"Ich verstehe immer noch nicht, warum sie ihn nicht mitgenommen haben.", sagte Chazz. Herr Yuuki sah auf. "Was meinst du?"

"Sie haben schon oft gesagt, es wäre vielleicht besser sie würden ihn mit ihn die USA nehmen."

"Nur weil ich dort wohne, oder wieso?"

"Sie meinten, sie könnten ihn in ihrem Krankenhaus viel besser versorgen als hier."

"Ach das meinst du, Chazz. Vielleicht wäre es besser gewesen, ihn mitzunehmen als ich vor zwei Wochen das Angebot erhielt..."

"Warum haben sie es abgeschlagen?"

"Weil ich an das Wohl meines Sohnes gedacht habe. Würdest du lieber in einer mehr oder weniger vertrauten Umgebung wie hier aufwachen, wo du wüsstest deine Freunde warten alle nur zwei Türen weiter auf dich, oder würdest du lieber in einem riesigen Krankenhaus in den USA aufwachen, weil dein Vater keine Lust hatte woanders hin zu gehen und sich deswegen Mühe machen zu müssen?"

Chazz sah ihn an. "So wie das klingt, haben sie kein gutes Verhältnis zu Jaden."

Herr Yuuki nickte. "Ja, leider. Er hasst mich."

"Das glaube ich nicht. Jaden hasst niemanden.", meinte Chazz nachdenklich.

"Hat er je von mir gesprochen?"

"Ähm... nein, nicht das ich wüsste."

"Das dachte ich mir..."

"Warum sollte er sie denn hassen?"

"Es war vor etwa sieben Jahren, Jaden war neun. Es war eine schwierige Zeit, meine Frau und ich hatten immer mehr Probleme in unserer Ehe. Wir beschlossen uns zu trennen, damit Jaden nichts von unserem Geschrei mitzukriegen brauchte. Damals zogen meine Frau und ich vors Gericht, um die Frage zu klären, wer das Sorgerecht für ihn bekommen würde. Man entschied, dass ich es besser haben sollte. Wir trennten uns, lebten zwei Wochen etwa eine Straße auseinander, aber plötzlich bekam ich anonyme Briefe..."

"Seine Mutter?"

"Ja. Sie bedrohte uns, sie wollte ihn wiederhaben. In der Zeit bekam ich urplötzlich ein Angebot aus den USA, ich sollte meine eigene Klinik leiten können. Ich stimmte zu. Ich wollte Jaden keiner Gefahr aussetzten."

"Gefahr von der eigenen Frau oder Mutter zu erwarten... das muss sehr schlimm für sie gewesen sein." Der ältere Mann nickte und erzählte weiter: "In den USA hatte Jaden dann plötzlich Probleme mit der Sprache, die Kinder aus seiner Schule ärgerten ihn, er wollte zurück zu seiner Mutter. In dieser Zeit war jeden Tag Streit zwischen uns beiden, unser Verhältnis brach auseinander. Schließlich konnte ich ihn überreden, mir für eine Woche frei zunehmen – mein Job war wirklich mehr als nur zeitraubend – und mit ihm in die Berge zu fahren. Er wollte lernen wie man Ski fährt.

Die ersten Tage waren super, die erste Zeit seit langem, dass wir endlich wieder zusammen lachten. Und am letzten Tag vor unserer Abreise passierte es: ich verlor Jaden auf der Piste aus den Augen, ich fand ihn nicht wieder und es wurde schnell dunkel. Ich alarmierte die Männer von der Bergrettung, und sie suchten stundenlang erfolglos nach ihm. Ich rief meine Frau an – ich hatte die Pflicht sie zu informieren. Keine achteinhalb Stunden später suchte sie an meiner Seite nach unserem Kind. Nach drei Tagen hatten wir Jaden endlich gefunden – er wäre damals fast gestorben. Ich und meine Frau bangten knapp drei weitere Tage um das Überleben von Jaden, dann war er endlich über den Berg. Doch plötzlich erhob meine Frau Anklage der Verletzung der Aufsichtspflicht. Sie forderte dass Sorgerecht und gewann. Sie nahm Jaden mit zurück zu sich. Damals hatte ich keine Ahnung, was bei ihr los war. Sie hatte riesige Schulden, war eine Alkoholikerin und hatte jeden Abend Männerbesuch. Sie hatte plötzlich keine Lust mehr auf Jaden, sie wollte das er verschwand. Zu dieser Zeit bekam ich den ersten Brief, den meine Frau nicht abfangen konnte. Jaden schrieb mir, dass seine Mutter ihn schlug und ihm nichts zu essen gab."

Chazz stand der Mund offen. Er konnte nicht glauben, was er da hörte. Mit einem kaum vertretbaren Nicken sprach Herr Yuuki weiter.

"Ich flog sofort nach Japan um Jaden wieder von seiner Mutter wegzuholen. Ich klingelte bei ihr, um ihn einfach mitzunehmen. Sie machte auf und fing an rum zu schreien, was ich denn bei ihr täte. Ich legte ihr die Briefe vor, und ohne zu zögern lief sie einfach in die kleine Besenkammer die sie Jadens Zimmer nannte. Sie zog ihn an den Haaren vor mich und schlug ihn. Sie hielt ihm die Briefe vor die Nase und schlug ihn mitten ins Gesicht. Jaden schrie nicht, er weinte nicht – er war es schon gewohnt geschlagen zu werden. Er sah mich nur Hilfe suchend an – und ich drängte meine Frau in die Küche. Ich schrie sie an, dass sie ihn nie wieder sehen würde, und rief Jaden zu, er solle nach unten in mein Auto gehen. Als er aus der Wohnung war, kam plötzlich aus dem Schlafzimmer ein Mann, ihr Geliebter. Er griff sofort nach einem Messer und ging auf mich los. Er verpasste mir das hier."

Herr Yuuki zog den Ärmel seines Shirts hoch und zeigte Chazz eine lange Narbe.

"Er griff mich ein weiteres Mal an, doch er verfehlte mich und ich flüchtete ins Wohnzimmer. Ich hörte ihn nun auf meine Frau losgehen – dass er sie betrüge und alles. Ich hörte sie schreien, und ging wieder zu ihnen. Meine Frau lag blutüberströmt auf den dreckigen Fliesen. Ich überwältigte den Kerl und die Polizei stürmte rein. Ein Nachbar hatte sie wegen des Radaus gerufen. Schnell versuchter ich meiner Frau noch zu helfen, aber ich konnte nichts mehr tun. Meine Sachen waren voller Blut, und Jaden kam durch das Treppenhaus wieder in die Wohnung gerannt. Er sah mich voller Blut, und seine Mutter tot am Boden liegen. Er dachte..."

"Er dachte wirklich sie hätten seine Mutter umgebracht?", fragte Chazz einfühlsam aber trotzdem schockiert. Der Mann nickte und hielt für ein paar Sekunden inne, ehe er weiter erzählte.

"Ja, er dachte wirklich ich hätte seine Mutter umgebracht. Ich musste ihn mit nach Hause nehmen. Er redete nie mit mir, bat mich nie um etwas. Wir wohnten in einem großen Haus zusammen, und wir hatten einen jungen Burschen im Haus, der auf Jaden aufpasste. Er machte ihn mit seinem heutigen Hobby vertraut: Duel Monsters. Der Junge brachte Jaden auch auf die Idee, auf eine Duel Monsters Schule zu gehen. An diesem Abend kam Jaden zu mir und bat mich zum ersten Mal wieder um etwas. Du kannst dir vorstellen dass ich nicht nein gesagt habe. Also meldete ich ihn an der Schule an, die drei Meilen von unserer Stadt entfernt lag. Es gab Tage, an denen kam er später nach Hause als ich. Vor anderthalb Jahren dann machte er seinen Abschluss, er war der beste seiner Stufe gewesen. Und zwei Wochen später flatterte die Einladung zur Duelakademie in unsere Haus. Jaden packte seine Sachen und ließ sich zum Flughafen fahren. Er flog nach Japan, nahm sich ein Taxi und wartete auf die Hubschrauber, die ihn auf die Insel bringen würden. Das alles erfuhr ich erst drei Stunden später, als er schon längst diese Insel hier betreten hatte. Er war klammheimlich abgehauen, er hatte sich nicht mal verabschiedet. Würdest du jetzt immernoch sagen, er hasst mich nicht?"

Chazz musste schwer schlucken. Bei diesem immerfrohen Jaden hätte er nie gedacht, das er sowas schon hinter sich hatte. Wie faustdick er es hinter den Ohren hatte. Es hatte Chazz ziemlich getroffen, zu erfahren wie Jaden seine Kindheit wohl verbracht haben musste.

"Nein, tut mir Leid. Jetzt verstehe ich warum sie das denken.", konnte er nur sagen. Die beiden hatten jetzt eine Stunde zusammen gesessen, immer mit wachendem Blick zu Jaden. Herr Yuuki stand auf und streichelte seinen Sohn noch einmal über die Wange.

Dann sah er in Chazz‘ Gesicht. "Du siehst blass aus. Geh mal wieder unter Leute, hör auf hier starr zu sitzen, du tust dir damit nicht gut. Du wirst schon da sein, wenn sich etwas tut, oder man holt dich sofort."

Chazz schüttelte den Kopf: "Ich bleibe hier bis er aufwacht."

Herr Yuuki lächelte, beugte sich über Jaden und flüsterte seinem Sohn zu: "Wach schnell wieder auf, sonst geht es deinem Freund noch schlechter als jetzt. Chazz braucht dich jetzt."

Aron Yuuki nahm seinen Mantel und verabschiedete sich von Chazz. "Geh heute mal früher schlafen. Bis morgen." Die Tür schloss sich hinter Jadens Vater und Chazz stand auf. Er ging ans Fenster und sah auf den großen Platz vor dem Hauptgebäude. Es wurde bald dunkel, die Sonne berührte schon die Wellen des Meeres. Er konnte hinten am Strand auch seine Unterkunft sehen. Von innen hatte er sie allerdings schon seit drei Tagen nicht mehr gesehen. Chazz gähnte.

"Wer müde ist, sollte schlafen.", sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm. Er drehte sich um und Alexis stand im Raum. Die beiden waren eigentlich keine Freunde, aber auch keine Feinde mehr. Der Streit in der Schneeballnacht war schon lange vergessen.

Das Mädchen, das unbemerkt in den Raum gekommen war saß auf dem Stuhl, auf dem eben noch Herr Yuuki gesessen hatte. "Wie geht es ihm?"

Chazz seufzte und setzte sich wieder auf seinen Stuhl. "Genauso wie jedes mal, wenn du mich das fragst."

"Chazz, bitte."

"Er geht ihm physisch soweit gut, nur ist er nicht bei Bewusstsein. Und wenn er dass nicht ist, kann man nicht sagen ob es ihm auch psychisch gut geht. Zufrieden?"

Alexis seufzte und nahm Jadens Hand."Wenigstens ist er nicht mehr so kalt wie gestern."

"Er war nie kalt."

"Doch. Auf jeden Fall ist er heute deutlich wärmer. Ich spüre es an seiner Hand."

"Quatsch."

"Fühl doch selber!", sagte Alexis und hielt ihm Jadens Hand hin. Chazz verdrehte die Augen und fühlte Jadens Hand. Er hielt sie, als ob sie sich die Hände schütteln würden. "Fühlt sich genauso an wie gestern. Wenn du mich fragst hattest du gestern bloß kalte Hände."

Er ließ Jadens Arm wieder sinken und zog seine Hand zurück, doch Jadens Hand hielt ihn fest.

"Was...?"

Alexis sprang auf. "Er wacht auf! Ich hole die anderen!"

"Warte, Alexis! Das ist zu früh, ich...", schrie Chazz ihr noch nach, aber sie war schon aus dem Zimmer gestürmt. Er umfasste Jadens Hand mit seiner anderen und mit der wieder freien streichelte er über Jadens Wange. "Jaden?"

~Bist du wirklich wach?~

Nach über zwei, fast drei Monaten hob er endlich seine schweren Augenlieder hoch. Verklärte braune Augen suchten ihr Blickfeld nach etwas ab. Sie blieben an Chazz hängen. Ihre Blicke trafen sich und Jaden wollte etwas sagen, doch er bekam nichts raus. Seine Lippen zitterten nur.

"Jaden, hörst du mich? Wie geht es dir?", fragte Chazz, und hockte sich vor das Bett wie eine Mutter es bei ihrem kranken Kind tat um vertrauensvoll auf Augenhöhe zu sein. Jaden bewegte seinen Kopf und folgte mit seinen Blicken der Bewegung von Chazz.

Dieser streichelte ihm durchs Haar. Er wusste nicht was er sagen sollte, und nach ein paar Sekunden kam nur folgendes über seine Lippen: "Sie mussten dir das Haar drei mal schneiden. Es ist viel kürzer als sonst." Er lächelte und Jaden schien zu reagieren, seine Augen richteten sich nach oben und fingen mit ihren Blicken ein paar Haarsträhnen ein. Wieder zuckten seine Lippen etwas.

Plötzlich wurde die Tür wieder aufgerissen. Jaden drehte seinen Kopf in die Richtung von Syrus, Alexis, Atticus, Zane, Bastion und schließlich seinem Vater. Jaden sah keinen wirklich an, sein Blick striff nur an ihnen vorbei. Er drehte seinen Kopf wieder zu Chazz. Diesmal war sein Blick fest auf ihn gerichtet.

Jadens Vater kam an sein Bett und nahm Jaden vorsichtig die Atemmaske von der Nase und dem Mund weg, die er schon die ganze Zeit trug. Er beugte sich über Jaden, küsste ihn auf die Stirn und flüsterte: "Hast mich ja doch gehört, mein Sohn."

Mit einem irritierten Blick bis zu seinem Augenwinkel folgte Jadens Auge den Bewegungen des Mannes. Doch er bewegte seinen Kopf nicht mehr; Jaden begnügte sich damit, Chazz mit glasigen Augen anzusehen.

Alexis und die anderen kamen auf Chazz‘ Seite rüber um Jaden anzusehen.

"Wie geht es dir, Jaden?", fragte Alexis leise, und als ob sie eine Antwort erwarten würde gab sie Jaden Zeit.

"Wir haben uns Sorgen gemacht.", meinte Syrus, und Alexis nickte. "Ja, Große sogar."

Bastion trat auch vor Jadens Bett. "Youji ist auch noch auf der Station. Ihr geht es nicht besonders."

Atticus und Zane war es genug, dabei zu stehen und Jaden zu mustern. Er war doch ziemlich bleich geworden, man sah die Blutadern durch seine Haut laufen. Die Augen waren ein klein bisschen unterlaufen und sehr glasig.

Jaden schloss sie wieder. Da waren so viele Leute um ihn herum, die er gar nicht sehen wollte – Leute, die er gar nicht kannte. Ihre Fragen waren so undeutlich, so hallend, dass sie ihm in den Ohren wehtaten. Nur die Person die am Anfang gesprochen hatte, die hatte er verstanden. Nur die eine Person, die war die ganze Zeit dagewesen, die kannte er, die war ihm vertraut. Die wollte er sehen. Mit der wollte er reden. Aber die anderen – die sollten weg gehen.

Herr Yuuki ergriff das Wort: "Am besten lasst ihr ihn mal in Ruhe. Er muss richtig zu sich kommen, und seine Gedanken ordnen. Vielleicht bleibt einer hier, um bei ihm zu bleiben, aber mehr nicht. Ich muss ja auch noch hier bleiben, und seine Vitalfunktionen prüfen."

Man hörte das Glück fast übertrieben in der Stimme von Jadens Vater. Sein Sohn war wieder wach. Er war nicht verloren wie fast alle anderen Menschen, die einmal im Koma lagen. Denn diese wachten meistens nie wieder auf. Sein Sohn war verschont worden.

"Ich bleibe hier!", sagte Alexis sofort. "Nein ich!", sagte Syrus gleichzeitig. Bastion sagte: "Ich gehe wieder zu Youji. Ich komme später nochmal vorbei." Er verließ das Zimmer mit Atticus und Zane, die beide erschöpft aussahen. Sie hatten mehrere Tage nicht mehr geschlafen, weil Youjis Zustand sich verschlechtert hatte. Jede Veränderung musste ihnen sofort mitgeteilt werden, und deshalb schliefen sie einfach nie. Dass ihr Freund Jaden jetzt wenigstens wach war, war eine große Erleichterung für sie.

Währenddessen stritten sich Alexis, und Syrus schon fast darum, wer bei Jaden bleiben dürfte. Der Lärm regte Jaden ziemlich auf, und weil sein Vater das erkannte sagte er: "Kinder, ruhig. Ich schlage vor Chazz bleibt hier. Er müsste zwar schlafen, aber er war die ganze Zeit an der Seite meines Sohnes. Euch habe ich leider nicht sooft hier gesehen. Bist du damit einverstanden, Chazz?"

Er nickte, und geschlagen gingen die anderen Schüler aus dem Raum. Chazz blieb auf seinem Stuhl sitzen und hielt mit Jaden Augenkontakt. Er hatte das Gefühl Jaden wollte ihm irgendetwas sagen, aber er konnte nicht.

Herr Yuuki legte ihm erstmal einen Pulsmesser an, um seine Vitalfunktionen zu kontrollieren. "Puls 62. Das ist okay." Er machte mit seinen Untersuchungen weiter, und Jaden blickte immer nur Chazz an. Ab und zu bewegten sich seine Lippen, aber es kam ja doch nichts heraus. Wenn sein Vater aus dem Zimmer war, musste Chazz Jaden erklären, dass das alles seine Schuld war. Er bereitete sich psychisch schon mal darauf vor, was genau und wie er es ihm erklären würde.

Herr Yuuki nahm Jaden routinemäßig noch mal Blut ab, und verschwand dann erstmal aus dem Zimmer. Er sagte noch: "Ich komme entweder spät oder erst morgen früh wieder. Wenn er sich richtig erholt hat, werden wir wissen ob er noch verletzt ist... oder sonst etwas hat."

Er kam nochmal schnell an Jadens Bett und küsste seinen Sohn nochmals auf die Stirn. Dann war er weg.

Chazz rückte mit seinem Stuhl näher an Jadens Bett heran, stützte seine Arme auf der Matratze ab und hielt in seinen Händen Jadens Hand.

Dieser schloss die Augen und brachte ein Lächeln zustande. Wenn er erst wieder sprechen konnte, musste er diese Person fragen, ob sie nicht befreundet sein wollten. Das war das einzigste, was er noch dachte, bevor er einschlief.

Chazz wusste, dass es jetzt keinen Zweck hatte, ihm etwas zu erzählen, und hielt einfach nur weiter seine Hand. "Schlaf gut, Jay."
 

Jaden träumte in dieser Nacht nichts, wie er es auch endlose Zeit davor nicht getan hatte. Er wachte auf, als ihm die Sonne ins Gesicht schien, und es ihm in der Nase kitzelte. Er musste niesen und setzte sich auf. In seinem Kopf drehte sich alles. Er wollte die Hand an den Kopf heben, doch das ging nicht. Er machte die Augen auf und sah erstmal nichts. Dann lichtete sich der weiße Schleier vor seinen Augen und er sah eine Person auf seinem Bett lehnen und schlafen. Er wusste in dem Moment nicht, ob er sprechen konnte, er hatte nur noch sehr schwache Erinnerungen an den letzten Abend, doch er überlegte auch nicht lange sondern bewegte einfach seine Lippen: "Du warst das also. Du warst bei mir."

Jaden lächelte und hob die andere Hand, die etwas stach und einen Verband trug, um durch das schwarze Haar des Jungen zu streicheln. Danach fuhr er sich selbst durchs Haar und gähnte.

Jaden sah aus dem Fenster ihm gegenüber, und er erkannte blauen Himmel, ein paar Vögel, vereinzelt Stücke von Kronen oder Ästen der Bäume. Seine Augen tränten etwas, diese hellen und bunten Farben waren sie nicht gewöhnt, und schon taten ihm die Augen weh. Er trocknete sie mit dem Ärmel seines Pyjamas, und dann löste er seine Hand aus den Händen des Schwarzhaarigen. Jaden schob die Decke von seinen Beinen und hievte diese über die Bettkante. Langsam schob er sich weiter nach vorne, und seine nackten Füße berührten den kalten Boden. Er stand auf, und wieder zu Stehen war ein gutes Gefühl, ein sicheres Gefühl. Er stützte sich immernoch an der Bettkante ab, aber ging schon ein paar Schritte Richtung Fenster. Jadens Finger lösten sich von dem Bett und ohne Stütze ging er zu dem Fenster. Er hob vorsichtig den Arm mit der verbundenen Hand und griff nach der Klinke. Das Fenster öffnete sich unter seiner Hand, und er lächelte zufrieden. Jaden hatte die Angst gehabt, nichts mehr machen zu können, gar nichts mehr. Er hatte so Probleme mit dem Sprechen gehabt, das letzte Mal als er wach gewesen war, das hatte ihm noch mehr Angst gemacht. Aber diese Person hatte ihm Sicherheit gegeben. Bei ihr allein hatte er sich wohl gefühlt. Er drehte sich zu dem Bett um und betrachtete den schwarzhaarigen Jungen. Er schlief mit einem süßen Lächeln auf den Lippen. ~Ob es ihn gefreut hat, als ich das letzte Mal wach war?~, fragte er sich in Gedanken und sah wieder aus dem Fester. Er lehnte sich auf die Fensterbank und genoss mit geschlossenen Augen die Wärme der Sonnenstrahlen die ihn auch geweckt hatten, und die leichte Brise die ihm um die Nase flog als sie die Außenwand des Hauses strich. Er atmete tief ein. ~Mir geht’s schon wieder viel besser, ich kann es richtig fühlen.~

Jaden fragte sich, wie viel Uhr es wohl sei. Es war Morgen, ganz klar. Es war schon hell, aber bestimmt noch nicht lange, die Sonne war noch nah am Meer zu sehen, weit hinter dem Strand und einem großen Haus. Jaden wusste nicht recht, wo er wirklich war, aber er fühlte sich nicht unsicher, er wusste dass er hier vor nichts Angst zu haben brauchte. Er fühlte sich wie ein kleines Kind, dass die Welt noch kennen lernen musste. ~Ich kann mich an gar nichts erinnern. Nur vor einiger Zeit war da was, als ich wach war... ob das gestern war? Ich hab gar kein Zeitgefühl...~

Plötzlich hörte er Schreie unten auf dem Platz vor dem Gebäude in dem er war. Er sah neugierig heraus; es lief einer der Jungen den er zuvor gesehen hatte den langen Weg in Richtung Gebäude. Der Grünhaarige mit der Brille. "ICH KOMME ZU SPÄÄÄÄT!!"

Jaden musste kichern. Das kam ihm doch sehr vertraut vor. ~Ob ich hier schon mal war? Mir kommt alles so bekannt vor... und auch wieder nicht...~ Er dachte an die kurze Zeit von der er noch Erinnerungen hatte. Es waren viele um ihn herum gewesen. Gesichter, die er vielleicht erkannt hätte, wenn er nicht nur auf ein schon vertrautes Gesicht hätte starren wollen. Jetzt konnte er gar kein Gesicht mehr deutlich vor sich sehen, es ärgerte ihn zu wissen, dass er etwas wusste – sich aber nicht daran erinnerte. Er ballte seine gesunde Hand vor sich und dachte: ~Ich werde mich noch an alles erinnern. Man wird mir niemals nehmen, was mir am aller wichtigsten ist.~ Er dachte an die Freunde, die er vielleicht mal hatte, oder immernoch hatte – irgendwo. Vielleicht sogar in diesem Zimmer.

Jaden drehte sich wieder zu dem schwarzhaarigen Jungen. "Ich will wissen, wie du heißt.", flüsterte er zu sich selber. Er schritt schnell aber leise über den kalten Boden in Richtung Bett zurück. Er nahm sich den Stuhl auf der Seite gegenüber der Seite des Jungen und setzte sich nah an das Bett heran. Er legte den Kopf auf die Unterarme und blickte still in das Gesicht seines Gegenübers. Er wackelte mit dem Kopf leicht hin und her – er musste sich erinnern. Er wusste mit einem Male, dass er ihn kennen musste, dass es etwas zwischen ihnen gab. Es musste einfach etwas geben – aber Jaden kam nicht drauf!

~Bruder... Freund... Cousin... Nein, alles falsch, aber was sonst? Wenn ich bloß wüsste, wie er heißt... irgendwas mit T? Te... teee... taaaa.... Ne, kein T.... F? Ähm... Fa, fe, fo... man das bringt nichts!~ Er seufzte und blickte wieder in Richtung Fenster. Es schien ihm, als würde es von Sekunde zu Sekunde heller werden... Wurde es das wirklich, oder kam Jaden das nur so vor? Er schloss die Augen und dachte weiter, bis er plötzlich ein Rascheln vor sich hörte. Er nahm den Kopf hoch und sah wie der Junge noch im Halbschlaf auf der Matratze tastete. Als er nichts Greifbares fand, hob er verschlafen den Kopf und flüsterte: "Jaden?" Er lehnte sich gerade auf, rieb sich die Augen und schaute unglaubwürdig auf die Matratze, bis er Jaden erblickte.

"Guten Morgen.", sagte dieser artig.

"Jaden! Warum liegst du nicht im Bett? Was...?", fragte Chazz verwirrt und stand auf. Er schaukelte etwas und blickte auf das Fenster. ~Das hab ich aber nicht auf gemacht...~

"Ich hab’s aufgemacht. Hoffe, du hattest nicht dagegen." Jaden war Chazz‘ Blick gefolgt. Chazz schaute abwechselnd von Jaden auf das Fenster. "Wie bist du...? Wie hast du...?"

"Ich bin aufgestanden, hab’s aufgemacht und mich wieder hingesetzt.", sagte Jaden. Chazz ließ sich wieder auf den Stuhl fallen. Er blickte Jaden einfach nur an.

"Ich versteh das nicht... Gestern konntest du nicht mal was sagen, heute läufst du schon hier um..."

"...und öffne Fenster. Ganz böse, ich weiß." Jaden lachte und setzte sich wieder auf das Bett. Er zog die Knie an, legte seine Arme um sie und sah geradeaus aus dem Fenster. Jaden wollte warten, bis sein Besuch oder was auch immer sich erholt hatte, beziehungsweise wach geworden war. Er wollte ganz viele Antworten – er fühlte sich wirklich wie ein Kind.

"Kann ich dir ein paar Fragen stellen?", fragte er nach ein paar Minuten. "Wenn ich dir dafür was sagen kann.", antwortete der Schwarzhaarige. Jaden nickte und sah ihn an. Er stand auf und umarmte Jaden, der etwas verwirrt drein blickte. "Ich bin froh, dass du wieder wach bist, und das es dir gut geht."

Schnell erholte sich Jaden von der Überraschung und schmiegte sich an die Brust des Jungen. Es kam ihm vertraut vor, dass zu machen, also dachte er schon, es wäre okay.

"Frag mich.", forderte sein Besuch Jaden auf.

"Okay. Wie heiße ich?"

"Äh, Jaden."

"Und weiter?"

"Was soll die Frage?"

"Antworte einfach."

"Jaden Yuuki."

"Aha. Wie alt bin ich?"

"Ähm, äh sechzehn."

"Wie heißt du?"

Der Schwarzhaarige löste die Umarmung von Jaden. "Was sollen diese Fragen?", fragte er. Jaden zuckte mit der Schulter. "Soll ich sie lieber anderen stellen? Ich wollte sie eigentlich nur dir stellen."

"Und warum fragst du dann, wie ich heiße?"

"Weil ich keine Ahnung hab. Ich dachte mir eigentlich, du hättest welche."

Das traf Chazz an dem Punkt, an dem es ihm am meisten schmerzte. Jaden hatte ihn vergessen? Wie konnte man ihn vergessen?? Tat er etwa nur so? War das die Rache dafür, dass er so schwer verletzt worden war – wegen ihm?

"Jaden, ich... ich weiß nicht wie ich... das erklären soll... ich konnte nichts dafür, aber tu mir das nicht an, ich bitte dich... tu nicht so, als ob du mich vergessen hättest!", flehte er Jaden an. Dieser sah in aufrichtig an.

"Ich habe nicht nur dich vergessen, ich habe alles vergessen. Ich habe keine Ahnung wo ich bin, ich weiß nicht wer du bist, ich weiß jetzt nur dass ich Jaden Yuuki heiße und sehr lange geschlafen habe. Zu lange für meinen Geschmack."

Chazz vergrub sein Gesicht in einen Händen. Es war ein schreckliches Gefühl von jemandem vergessen worden zu sein, der einem so viel bedeutete. "Das ist nicht wahr...", flüsterte Chazz.

"Doch.", sagte Jaden hart. "Sag mir jetzt wer du bist. Bitte..." Seine Stimme wurde weicher und leiser. "Ich bitte dich, ich muss einfach wissen wer du bist."

"Okay, okay...", beruhigte sich Chazz. "Ich antworte dir auf deine Fragen, einverstanden..."

"Also", fragte Jaden nochmals, "wie heißt du?"

"Chazz. Chazz Princeton."

Das machte schon irgendwo *Klick* bei Jaden, nur wusste er noch nicht so recht wo. "Weiter. Was ähm... haben wir für eine Beziehung? Sind wir äh, Brüder oder so?"

"Bestimmt nicht...", lachte Chazz falsch, "Denk doch mal an unsere Nachnamen."

"Oh, stimmt. Was denn dann?"

"Gar keine. Wir haben überhaupt keine Beziehung."

Das verwirrt Jaden doch sehr. "Wie, gar keine?" Er ließ den Kopf sinken. ~Ich war mir aber sicher, das da was ist... Ich versteh das nicht...~

"Und warum warst du die ganze Zeit bei mir?"

"Was?"

"Du warst immer hier und hast mit mir geredet. Ich weiß es."

"Warst du wach?"

"Nein... aber ich habe dich wieder erkannt, du warst mir so vertraut, als ich das letzte Mal wach geworden bin."

"Gestern Abend bist du aufgewacht. Du lagst im Koma. Über drei Monate schon."

Jaden hob eine Augenbraue. Er wusste, dass er lang geschlafen hatte, aber drei Monate? "Echt?"

"Ja. Und ich bin es schuld."
 


 

Kommi nicht vergessen *smile* immer her damit

xDDD Eure Byue ^___^



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  smily
2006-10-05T14:52:13+00:00 05.10.2006 16:52
Mir gefällt die Ff total! Einfach nur klasse! Ich werde auf jeden Fall sie weiter lesen!
Her mit der Fortsetzung!


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