Zum Inhalt der Seite

Realität

oder Virtuel?
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Unwetter

Das Unwetter

Kapitel: 2/6
 

Shinji rannte so schnell er konnte über den Bahnhof, dicht gefolgt von einem der Polizisten. Der Andere verfolgte wohl immer noch dieses Mädchen, das in eine andere Richtung gerannt war. Sein Gepäck behinderte ihn ganz schön und mehr als einmal geriet er aus dem Gleichgewicht.

Ihm kam es vor als rannte er schon eine Stunde, aber wie Shinji nach einem kurzen Blick auf seine Uhr feststellte waren es erst fünfzehn Minuten. Shinji bog um die nächste Ecke auf den Bahnsteig zu, doch vor ihm tauchte eine Frau mit einem Gepäckwagen auf. Bremsen war dem Jungen nicht mehr möglich. Irgendwie gelang es Shinji mit einem Hechtsprung über den Wagen zu springen, kam aber mit seinem rechten Handgelenk unglücklich auf und wurde unter seiner großen Reisetasche begraben. Ein stechender Schmerz durchdrang seine Hand.

Die Frau mit dem Gepäckwagen hatte aufgeschrien, als Shinji über den Wagen gesprungen war und somit den Polizisten angelockt. Dieser kam an gerannt und fragte ihr zu: „Was ist passiert?“ Sein Gesicht war mit Schweiß übersät und keuchte, dabei stemmte sie ihre Hände in die Seite. Bis jetzt hatte er Shinji noch nicht gesehen, wie er hinter dem Gepäckwagen unter seine Tasche lag. Aber das war nur eine Frage der Zeit, früher oder später würde er ihn entdecken.

Shinji wäre es lieber später, vielleicht passiere ja noch ein Wunder, deshalb wagte er es nicht sich zu bewegen, nicht mal zu atmen. Was ihm alles andere als einfach fiel. Der Schmerz in seinem Handgelenk war einfach zu groß und staute sich auf. Er konnte nicht mehr und holte Luft, zeitgleich keuchte er vor schmerz, dies und das, was die Frau dem Polizisten gesagt hatte, ging im lauten Getöse unter. Neben ihn fuhr ein Zug ein und auf der anderen Seite fuhr ein Zug los. Auf einmal schrie eine andere Frau, aus der Richtung wo her Shinji gekommen war, los: „Hilfe ein Handtaschendieb!“ Der Polizist wirbelte rum und sah den Dieb. Er zögerte etwas und murmelte: „Was für eine anstrengende Nacht, sonst langweilige ich mich zu Tode.“

Nahm dann aber doch die Verfolgung auf. Shinji atmete erleichtert auf und rappelte sich so gut es ging hoch. Die Frau schaute ihn etwas verwirrt an und Shinji entschuldigte sich bei.

Die restliche Zeit bis zur Abfahrt versteckte er sich auf der Toilette, wo er auch seine schmerzende Hand unter kaltem Wasser kühlte. Ab und zu betrat jemand das Klo, aber die Männer beachteten ihn nicht weiter. Zehn Minuten vor Abfahrtzeit betrat Shinji Gleis fünf, von wo der Zug losfahren sollte. Eine Minute später kam die Bahn auch schon. Dort eingestiegen suchte er sich einen leeren Waggon aus, was einfach war, da fast alle leer waren.

So gut er konnte, verstaute er seine Reisetasche oben auf der Ablage. Shinji setzte sich ans Fenster, seinen Rucksack stellte er neben sich auf den freien Platz. Darin kramte er nach einen Manga und begann zu lesen.

Der Zug fuhr Richtung Chiba los, dort würde er in etwa einer halben Stunde ankommen bis dahin konnte Shinji sich ausruhen und entspannen, oder auch nicht.

Auf einmal flog die Tür zum Abteil laut und schnell auf, sodass Shinji zusammenzuckte. Dieses Mädchen von vor hin trat neben ihn, bemerkte ihn aber noch nicht. Hinter seinem Manga hervorschauend, folgte er mit seinen Augen dem Mädchen. Die schmiss ihre Tasche auf die Sitze schräg gegen über von ihm, dicht gefolgt von ihrem Rucksack. Dann setze sie sich davor ihn und streckte sich. Worauf sie ihn erblickte, auch wenn er versuchte seinen Blick hinter seinem Manga zu verstecken, was ihm misslang. „Was starrst du mich so an?“, fuhr sie ihn mit aufgebrachter Stimme an. „…“, Shinji schwieg und tat so, als ob er lese. „Glaub bloß nicht ich, hätte nicht gemerkt, dass du mich angestarrt hast. Du brauchst dich nicht zu verstecken, ich weiß, dass du zuhörst …“ Den Rest bekam er nicht mehr mit, denn seine ganze Konzentration galt jetzt seinen Manga auf den er sich schon so lange drauf gefreut. Das Mädchen schien es nicht zu merken, denn sie war mitten ihn ihrem Vortrag: „ es gehört sich einfach nicht fremde Leute an zu starren und sie nicht zu beachten, wenn man mit ihnen redet.“ Die letzten Worte von ihr registrierte er wieder, dafür aber nicht die Seite, die er gerade zu lesen versucht hatte. Genervt schaute er von seinem Manga auf und setzte zu sprechen an, als sie ihn schon wieder was sagte: „Hey du bist doch der von vor hin.“ Hatte sie es etwa noch nicht bemerkt. „Ja“, antwortete er ihr, wieso wusste er nicht, aber er hatte das Gefühl, als ob er das müsste. „Du bist auch auf den Weg nach Chiba? Wahrscheinlich bist du abgehauen von zu Hause?“ „Äh, wie kommst du darauf?“, fragte Shinji im bemüht lockeren Ton. „Wieso würde sonst ein kleiner junge wie du mitten in der Nacht, um drei Uhr morgens auf dem Bahnhof sein und sich eine Fahrkarte kaufen und um etwa fünf Uhr den Zug nehmen?“, antwortete sie ihm. Ihm gefielen die Worte „kleiner Junge“ ganz und gar nicht, dieses Mädchen war etwa im gleichen alter wie er, außerdem… „ Und, was ist mit dir? Du siehst auch nicht gerade älter aus als ich!“, sagte er ihr direkt ins Gesicht, bekam aber keine Antwort, weil sich die Tür erneut öffnete und ein Schaffner kam: „kann ich bitte eure Fahrkarten kontrollieren.“ Die Teenager holten ihre Karten hervor und gaben sie dem Schaffner zum Abstempeln.

Der Zug fuhr weiter und sie ließen sie zwanzig Kilometer hinter sich und auch das gute Wetter. Seit der Schaffner da gewesen war, hatten die Beiden kein Wort mehr miteinander gewechselt. Shinji lehnte sich entspannt zurück und schaute etwas aus dem Fenster. Von der aufgegangen Sonne war nichts mehr zusehen, dicke, schwarze Wolken hatten sich vor sie geschoben, aus denen das Wasser unbarmherzig nach unten drang. Von dem Meer, an dem die Strecke nach Chiba liegt, stiegen Nebelschwaden zum, Zug hoch und hüllten ihn ganz ein.

Kräftiger Wind brachte die Bahn mehr und mehr zum Schaukeln, sodass er immer langsamer fahren musste. Schließlich rumste es laut und der Zug blieb ganz stehen. „Na toll, ich hab heute noch eine Verabredung. Also fahr endlich weiter dämlicher Zug!“ Das Mädchen hatte sich wieder zu wortgemeldet, doch bevor Shinji etwas erwidern konnte, hallte eine Frauenstimme durch die Lautsprecher: „Sehr geehrte Fahrgäste aufgrund des schweren Unwetters sind die Gleise blockiert worden und …“ Nur noch lautes Knistern kam aus dem Lautsprecher, auch das erstarb wenig später. Die Lampen erloschen ebenfalls und Shinji sah auf einmal ein Schimmern von einem Monster. Ein Goblin. Er huschte über die Sitzreihen zu ihm, Shinji. Was sollte er tun, er war nicht in The World um gegen ihn zu kämpfen, wenn er es nicht täte, würden er und dieses Mädchen sterben. Er schloss kurz die Augen und schluckte. Er war bereit zum Kämpfen. Als er seine Augen öffnete, war der Goblin weg, dafür lehnte sich das Mädchen über ihn. Sehr dicht, sogar, viel zu dicht. Er schloss kurz die Augen und schluckte. Er war bereit zum Kämpfen. Als er seine Augen öffnete, war der Goblin weg, dafür lehnte sich das Mädchen über ihn. Sehr dicht, sogar, viel zu dicht. Shinji schrie auf und stammelte: „ Wa-Wa- s ma-machts du hier?!“ „Du warst auf einmal so blass um die Nase. Ich wollte nach dir schauen. So schlimm ist das Gewitter auch wieder nicht.“ Ein Blitz erhellte den Waggon für einige Sekunden, dicht gefolgt von tiefem Donnergrollen. „Ahh“, schrie sie auf und sprang auf seinem Schoß. „Äh, was soll das werden“, Shinji, der eben erst noch bleich war, wurde knallrot. Noch ein Blitz kam mit lautem Donnern. Sie krallte sich in sein T-Shirt und drückte sich fest an ihn. Shinji tätschelte ihr sehr unbeholfen ihren Rücken. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“ Ein heller Lichtstrahl fiel auf die knallroten Gesichter von Shinji und dem Mädchen. Beim Anblick des Schaffners flüchtete sie sich von seinem Schoß auf den gegenüberliegenden Sitz. Was ist passiert?“, fragte Shinji den Schaffner. „Ein Baum ist auf die Schienen gefallen, wir haben einen Stromausfall und das Unwetter macht es sowieso unmöglich weiter zufahren, geschweige den die Schienen frei zuräumen. Folglich der Zug sitzt für mehrere Stunden fest, bis alle Fehler behoben sind.

„Das darf doch nicht wahr sein! Das gibt es doch nicht!“ Shinji sah dem Mädchen schweigend zu, wie sie den Gang auf und ab marschierte und das seit einer Stunde. Das Unwetter hatte sich auch noch nicht gebessert, im Gegenteil es war sogar schlimmer geworden: Alle fünf Minuten zuckte ein gewaltiger Blitz den absolut dunklen Himmel und sorgte kurzzeitig für Licht. Der Wind und der Regen peitschten von allen Seiten gegen den Zug.

Das Mädchen war wieder neben seinen Platz angekommen und wollte gerade wieder kehrt machen, als ein sehr kräftiger Windstoß gegen den Waggon aus dem Gleichgewicht brachte. Der Junge fing sie gerade noch auf und sagte zu ihr: „Setz dich lieber hin.“ „Eh, ja gu-ut und äh danke“, stotterte sie ihm als Antwort und setzte sich ihm Gegenüber. Er konnte ihr Gesicht nicht sehen, wegen der Dunkelheit, aber ihm war klar, dass sie etwas verlegen aussehen musste, wie auch er in diesem Moment. Stille herrschte wieder unter ihnen, aber diesmal war es irgendwie anders als das letzte Mal, es war unheimlicher, die Ganze Atmosphäre war unheimlich für ihn. Er füllte sich wohl und geborgen in ihrer näher, aber er spürte auch Angst und Ungewissheit. „Ach ja, ich hab mich noch gar nicht vorgestellt, wie unhöflich von mir. Mein Name ist Akira.“ Damit durchbrach sie die Stille. „Akira, was für ein schöner Name. Ich heiße Shinji.“ Das Eis zwischen ihnen war gebrochen, die Situation war lockerer geworden und nicht mehr so angespannt. Eigentlich war sie ganz nett.
 

Kapitel Ende
 

------------------
 

Anmerkung: Ich glaube in Japan gibt es (mittlerweile) keine Schaffner mehr. Ignoriert das, bitte.
 

Ich werde die Geschichte nach und nach in einigen Dingen korrigieren. (Rechtschreibung, einige Namen, soweit sie bekannt sind)



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück