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Promise

Weil ich es dir versprochen habe...
von

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Wenn ein Kaiba Schulden macht

Mühsam öffnete Seto seine Augen, starrte eine Zeit lang einfach nur an die Decke seines riesigen Himmelbettes. Es war ‚etwas’ größer als ein Himmelbett, sodass locker 4-5 Personen darin Platz hatten. Das Gestell war aus weiß lackiertem Holz und die Polster und Decke waren eisblau.

Schwerfällig und am ganzen Körper zitternd rappelte der Brünette sich auf, liess den Blick kurz durchs Zimmer gleiten...

Er war allein.

Traurig liess er den Kopf hängen, starrte einfach nur auf seine Hände, die bebend auf seinem Schoss lagen. Früher, vor gar nicht allzu langer Zeit war Mokuba noch für ihn da gewesen. Er hatte an Setos Bett wache gehalten und sanft seine Hände gestreichelt, hatte ihm ein kühlendes Tuch auf die Stirn gelegt und ihm Tag für Tag erzählt, was er in der Schule erlebt hatte.

Und jetzt?

Mokuba war inzwischen 15 Jahre alt und er machte sich nicht wirklich was aus der Gesellschaft seines Bruders. Er war jetzt in einem Alter, in dem er lieber mit seinen Freunden abhing und in den Nächten um die Häuser zog, anstatt mit seinem Bruder, der sowieso nur alle Jubeljahre zu Hause war im Wohnzimmer zu sitzen und Cartoons zu gucken.

Geknickt kroch der junge Firmenchef zur Bettkante und quälte sich über eben diese, ehe er mit aller Kraft, die er aufbringen konnte aufstand und sich in die Küche einen Stock tiefer schleifte.

Die Kaiba-Villa war wirklich riesig und im Grunde in drei Bereiche unterteilt.

Arbeitsbereich: Dort empfing Seto alle wichtigen Besuche, die er, natürlich so selten wie möglich, bei sich zu Hause empfangen musste, da er in der Firma keine Zeit dafür hatte. Unter anderem waren dort noch ein riesiges Büro und einige Archive, in denen der Brünette Kopien von verschiedenen Unternehmungen seiner Firma aufbewahrte. Die Originale lagen natürlich gut versteckt in einem Safe in einem, von Seto persönlich mit Sicherheitssystem ausgestatteten Ort, den niemand außer ihm kannte.

Außer dem Arbeitsbereich, in dem Seto den größten Teil seiner Zeit verbrachte gab es noch zwei Wohnbereiche.

Den der Angestellten und den der Kaibas.

Beide Bereiche zogen sich über drei Stockwerke, waren jedoch gut voneinander abgetrennt. Und auch in den Wohnbereich der Kaibas durften die Angestellten nur, wenn sie gerufen wurden oder etwas wichtiges Los war.

Und der Wohnbereich der Kaibas war folgendermaßen aufgeteilt:

Im Erdgeschoss waren Wohnzimmer, Küche, Abstellkammer, Esszimmer, Wintergarten, Bad, usw.

Im ersten Stock waren zum einen die Schlafzimmer der beiden Brüder, dann noch drei Badezimmer, wobei eines sozusagen Still lag, da es weder Seto noch Mokuba wirklich benutzten. Und es gab noch zusätzlich ein paar Gästezimmer in diesem Stock, die jedoch auch nicht wirklich benutzt wurden.

Der dritte Stock war der eigentliche Gästestock und sah aus wie eine Kombination aus Erdgeschoss und erster Stock. Jedoch verstaubte dieses Stockwerk langsam, würde der Hausherr nicht regelmäßig einige Putzfrauen zum Reinigen des Stockwerks einteilen.

Da er immer noch ziemlich schwach auf den Beinen war und sein Blick immer wieder verschwamm übersah Seto die letzte Stufe und knallte unsanft am Treppengeländer an. Ein starker Schmerz zog sich durch seine Stirn und warmes Blut floss über sein Gesicht.

„Verdammt... das hab ich jetzt nicht gebraucht...“, murrte der Firmenchef mit rauer, tiefer Stimme, wie sie immer nach dem Aufstehen war. Zitternd mühte er sich wieder auf die Beine und stützte sich mit einer seiner Hände an der Wand ab, während er die Andere auf seine blutende Stirn drückte. Mit Ach und Krach schaffte der Junge es ins Bad, drehte das Wasser im Waschbecken eiskalt auf und wusch sich damit das Gesicht. Als er soweit wach war, dass sein Blick nicht andauernd verschwamm besah der Brünette sich die Wunde.

//Nur ein kleiner Schnitt, nichts ernstes... ein Pflaster müsste reichen.//

Schnell war eben jenes aus dem Medizinschränken neben dem Spiegel geangelt und mit aller Behutsamkeit, die er aufbringen konnte klebte er es sich auf die verletzte Stirn. Was wohl seine Mitschüler sagen werden, wenn sie es sehen?

//Vielleicht sollte ich auch eine Geschichte erfinden, so wie Wheeler. Ich könnte mich ja mit einem anderen Firmenchef geprügelt haben, weil dem mein Geschäftsvorschlag nicht gefallen hat.//

Unwillkürlich musste Seto grinsen. Ja, das würde Schlagzeilen geben:

Seto Kaiba verprügelt einen armen Firmenchef!

Als er die morgendliche Katzenwäsche hinter sich hatte, ein Bademantel hing ja in jedem der Badezimmer, verzog sich der Firmenchef nun wirklich in die Küche um sich etwas zum Frühstücken zu machen... obwohl es ja bereits 13 Uhr war.

Müde liess sich der Blauäugige auf einem Stuhl nieder und knabberte desinteressiert an seinem Nutellabrötchen. Schokolade war sein einziger Trost... neben dem kleinen, weißen Pulver, dass man sich durch eine Spitze ins Blut injizierte und welches eigentlich von der Regierung verboten worden war.

Aber Seto stand das ganze nicht durch, ohne Drogen...

Sein Schicksal meinte es nicht gut mit ihm. Bereits nach wenigen, depressiven Gedanken erhob sich der Junge wieder, schmiss appetitlos sein angebissenes Brötchen weg und schlich zurück in sein Zimmer. Dort verkroch er sich in seinem Bett und lag erst mal ein paar Minuten einfach nur so da, ehe er sich erneut aufrappelte, zu seinem Nachtkästchen kroch und sich von dort ein kleines Päckchen mit weißem Pulver hervorfischte. Einen Moment lang zögerte Seto, doch dann erhob er sich doch, zog sich etwas anderes als den Bademantel an, stopfte das weiße Zeug in seine Hosentasche und verzog sich ins Arbeitszimmer.

Wenn er schon wegen des bescheuerten Hitzschlags nicht zur Schule konnte, so konnte er doch wenigstens was für die Firma machen.
 

Joey saß auf seinem Platz und starrte unentwegt auf Setos.

Er war leer.

Ebenso leer wie das Herz des Blonden.

Am Vortag, als Seto den Hitzschlag gehabt hatte, wollte er ihn gleich besuchen gehen, doch er konnte doch niemanden sagen, wohin er wollte und die Lehrerin wollte ihn ohne gute Begründung nicht gehen lassen. Und nach der Schule war er bereits verschwunden, als Joey ins Arztzimmer kam.

//Hoffentlich geht’s dir gut... ich will nicht, dass es dir schlecht geht. Dann können wir uns nicht zoffen.//

„Du langweilst dich ganz schön ohne ihn, was?“, fragte eine bekannte Stimme neben ihm und der Angesprochene nickte nur. Plötzlich stutzte er. Neben ihm saß niemand, wie konnte da jemand mit ihm sprechen?

Verdattert wandte Joey den Blick in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, doch da war niemand.

//Dreh ich jetzt vollkommen ab oder was ist hier los?!//

Misstrauisch hob der Junge eine Augenbraue an und blickte sich um. Alle Schüler waren auf den Lehrer konzentriert und schrieben eifrig mit, was dieser ihnen diktierte und es sah nicht so aus, als hätte einer von ihnen eben mit den Blondschopf gesprochen.

//Aber ich kann mir die Stimme doch nicht eingebildet haben... oder?//
 

Die Arbeit an seinem Laptop machte dem Jungen nicht wirklich Freude und Genugtuung verschaffte sie ihm auch nicht. Also klappte er seinen elektronischen Helfer zu, stand auf und eilte aus der Villa. Ein kleiner Spaziergang würde ihm jetzt gut tun und außerdem war er dank den Drogen sowieso viel zu aufgedreht um ruhig sitzen zu bleiben.

Wohin sein Weg ihn führte wusste er nicht wirklich, er vertraute einfach darauf, dass seine Beine ihn dorthin tragen würden, wo er sich wohl fühlte.
 

Als die Schule endlich aus war wurde Joey von seinen Freunden gebeten mit ihnen um die Häuser zu ziehen, doch darauf hatte der Junge jetzt wirklich keinen Bock. Viel lieber machte er einen kleinen Spaziergang um seine Gedanken zu ordnen. Das half ihm eigentlich immer, wenn Joey etwas bedrückte oder am Herzen lag. Und eben in diesem Moment kam ein Thema in ihm auf, was ihn wirklich sehr zu schaffen machte.

Seto Kaiba.

Natürlich, es kotzte ihn total an, dass er den ganzen Tag nur an diesen brünetten, blauäugigen, jungen Firmenchef dachte, aber was sollte er dagegen machen?

Einfach nicht denken?

Aber das war wiederum wissenschaftlich Bewiesenermaßen unmöglich, es sei denn du fällst in ein Wurmloch, wo die Zeit stillsteht. Was auch wieder heißt, dass du tot wärst, also was soll’s.

Nach einiger Zeit laufen kam der Blondschopf im Park, welcher in der Nähe der Schule lag an. Vollkommen zerstreut liess er sich auf einer der Parkbänke nieder und schloss die Augen, genoss einfach nur das Gefühl der Sonne auf seinem Gesicht. Und ganz langsam, so dass er es selbst nicht wirklich bemerkte triftete er in einen tiefen, unruhigen Schlaf...
 


 

Ein leises Zischen, das Geräusch von menschlichem Fleisch, das zerriss und ein lauter Aufschrei. Schmerzhaft presste der Blonde seine Augen zusammen und sog die Luft scharf zwischen den Zähen ein. Der starke Schmerz, welche tief in seiner Brust entsprang zog sich langsam durch seinen gesamten Körper und er spürte, wie Blut über seinen Körper floss...

Sein Blut.

Ein kurzer Ruck und die scharfe Klinge war verschwunden, wodurch der Blutfluss jedoch nur verstärkt wurde. Schwach sackte er auf den Boden als ihn plötzlich zwei kräftige Arme umschlossen und ganz sanft auf den heißen Sand gleiten ließen.

„Nein! Warum hast du das getan?!“

Mühsam öffnete der Schwerverletzte Junge seine Augen und starrte direkt in zwei blaue Saphire, deren Glanz von ein paar Tränen und einem dunklen Schleier abgeschwächt wurden.

Ohne wirklich zu wissen, was er tat öffnete der Junge den Mund und sprach mit schwacher, schmerzverzerrter Stimme: „Du... daHHHAAAAArfst Atemu... niHHIIcht... töten... bitte... ARGH!!!“

Der Größere verfestigte seinen Griff etwas, jedoch so, dass es dem Blondschopf nicht zu sehr schmerzte. Mühsam öffnete dieser seinen Mund und sprach mit gezwungen ruhiger Stimme auf den Kleineren ein, wollte ihn um nichts in der Welt verlieren, ihn unbedingt am Leben erhalten. Wie er es schaffte war ihm egal, dass sah der Junge in seinen Armen gleich.

Erschöpft schloss der Blonde die Augen, als er etwas Nasses an seiner Wange spürte und als er die Augen erneut öffnete starrte er in ein blau, welches tiefer war als jeder Ozean und unendlicher als der Horizont.
 


 

„...schon wieder dieser Traum...“

Mühsam setzte Joey sich auf, da er auf der Parkbank in eine unangenehme Position gerutscht war. Er rieb sich kurz denk Nacken und liess den Blick durch den Park gleiten, welcher voll belebt war.

Und trotzdem hatte niemand auf ihn geachtet.

Müde und immer noch verschlafen rappelte der Blondschopf sich auf, streckte sich kurz und stellte durch einen flüchtigen Blick auf seine Armbanduhr fest, dass es schon 16 Uhr war... also hatte er knapp zweieinhalb Stunden geschlafen.

//Toll... was lernen wir daraus? Niemals auf einer Parkbank übernachten.//

Murrend schleppte der Junge sich durch den Park, bis er das andere Ende erreicht hatte und machte sich von dort aus auf den Weg nach Hause. Sein Blick haftete währenddessen jedoch nicht wie sonst auch auf den Menschen um ihn rum, sondern auf dem Boden, wodurch er leider nicht sah wohin er ging. Und da liegt natürlich nahe, dass es nicht lange dauerte, bis er das erste Mal mit jemandem zusammen stieß, was auch ziemlich schnell passierte. Ein Blick zu wenig, ein Schritt zuviel und Joey und sein Gegenüber gingen erschrocken zu Boden.

„Kannst du nicht aufpassen, Alter?!“, schimpfte der Kleine gleich wieder darauf los ohne zu sehen, in wen er da eigentlich gerannt war. Alles, was er wusste war, dass die Person groß und ziemlich gut gebaut war... und noch dazu eindeutig männlich.

Und als Joey es endlich geschafft hatte zusehen, wer da am Boden lag und nicht antwortete erstarrte er sofort.

Seto Kaiba lag, total verschwitzt und schwer atmend vor ihm und hatte Mühe wieder auf die Beine zu kommen. Ganz klar, der Junge hatte hohes Fieber.

Ohne lange zu überlegen sprang der Blondschopf auf, packte den Älteren am Arm und zog ihn wieder auf die Beine.

„Kaiba! Verdammt, was soll das?! Wieso läufst du in deinem Zustand vollkommen blindlings durch die Stadt, kannst du mir das sagen?!“, fauchte er den Brünetten an, der jedoch nicht so aussah, als würde er auf die Frage antworten. Erschöpft sank er in Joeys Arme, welcher daraufhin schlagartig Rot wurde und nur zögernd seine Arme seinerseits um den Firmenchef legte. Dieser beugte sich nur zum Ohr des Kleineren und hauchte kraftlos: „Mein... Bett... schlafen...“

„Was ist? Drache, ich versteh dich nicht...“, hauchte Joey, ebenso leise zurück.

„Schlafen... bitte... schlafen...“, wiederholte dieser etwas Lauter und kuschelte sich in die Arme des Jüngeren wo er auch gleich einzuschlafen drohte. Joey jedoch schüttelte Seto kurz, sodass dieser wieder wach wurde, stützte ihn dann so gut es ging und führte ihn mit den Worten ‚Na komm, ich bring dich in ein weiches Bett’ quer durch Domino um ihn zu sich nach Hause zu bringen. Sein Vater würde sowieso erst mitten in der Nacht auftauchen, also was machte es da schon, wenn der Blondschopf besuch hatte.
 

Nach etwa einer halben Stunde, in der der Ältere immer mal wieder erschöpft zusammengesunken war und Joey Probleme gehabt hatte, ihn auf den Beinen zu halten kamen die beiden Jungs zu ein paar alten, grauen, verdreckten Wohnungen. Es war das Schlechteste und Mieseste Viertel in ganz Domino und die meisten Jugendlichen, die hier wohnten waren Verbrecher oder Drogendealer.

Joey war da keine Ausnahme.

Seit der Scheidung seiner Eltern, bei der er von seiner kleinen Schwester Serenity getrennt worden war hatte der Blonde sich geprügelt. Er war ein Straßenrowdy und Dieb gewesen und hatte auch des Öfteren mit der Polizei zu tun gehabt. Seine Vergangenheit war etwas, auf das Joey nicht wirklich gerne zurück blickte.

So geworden, wie er jetzt war, war er erst als er Yugi und Tea kennen gelernt hatte. Durch eine Reihe dummer Zufälle hatten sie sich mit ihm und Tristan angefreundet und siehe da, jetzt waren die Vier tatsächlich unzertrennlich.

Ohne seine Freunde wäre der Blondschopf haltlos verloren.

Mit letzter Kraft schleppte der Kleinere Seto die Treppen im Hochhaus hinauf, schloss seine Wohnung auf und verfrachtete den Firmenchef in sein Zimmer, wo er ihn behutsam ins Bett legte. Ein kurzer Griff auf seine Stirn liess ihn leichenblass werden.

„Oh Gott!! Du glühst ja förmlich!!!“

Ohne lange zu überlegen flitzte der Blondschopf ins Badezimmer und holte eine Schüssel mit Eiswasser. Schnell tunkte er einen Waschlappen ins Wasser und legte ihn dann vorsichtig auf die Stirn des Jungen. Stille herrschte in der Wohnung und nur das schwere Atmen des Brünetten war zu hören. Joeys Gedanken rasten.

//Was soll das?! Wieso ist dieser... IDIOT!!!... mit so hohem Fieber auf die Straße gegangen?! Will er etwa sterben oder wie jetzt?! Kaiba, du bist echt bescheuert!!! Am besten ich ruf bei Mokuba an und sag ihm, was mit seinem Bruder passiert ist.//

„...hah... hah... hah... hah... n-nein... nicht... ich will nicht...AAAAAAHHHH!!!!!!“

Erschrocken fuhr der Kleinere etwas zurück, da der plötzliche Aufschrei des Firmenchefs doch ziemlich überraschend kam. Entgeistert starrte er den Jungen an ehe er aufstand, zum Telefon ging und Mokubas Handynummer wählte. Eine Zeit lang klang nur das Freizeichen ehe jemand abhob und eine junge, männliche Stimme ertönte: „Ja, wer ist da?“

„Hey Mokuba, ich bin’s, Joey!“

„Joey!!! Das ist ja schön, dass du mich mal anrufst!! Und? Wie geht’s dir so?“

„Njaaaaaaaaa... mir geht’s gut, aber deinem Bruder nicht so besonders.“

„Hä? Wieso? Was ist denn mit Seto?“

Joey stutzte.

Er wollte vorsichtig und behutsam sein, wenn er dem kleineren Kaiba sagte, dass sein Bruder krank war, doch es schien fast so, als wäre diesem das sogar ganz egal. Was war nur mit Mokuba los? Hatte er etwa Streit mit Seto?

„Ähm... nja... ich hab Kaiba auf der Straße gefunden und er scheint ziemlich hohes Fieber zu haben. Du solltest ihn besser wieder abholen, ich kann mich hier nicht sehr gut um ihn kümmern.“

„Und wo seid ihr?“

„Bei mir zu Hause.“

„Ach, du meinst in dem alten, versifften Wohnhaus?“

„Jepp.“

„Ist gut, ich werde schnell einen Angestellten vorbeischicken.“

„Öhm... warum holst du ihn denn nicht selbst ab?“

„Keine Zeit, bin mit ein paar Freunden unterwegs... Toshiro!! Lass deine Finger von meinem Futter!!“

Lautes Lachen und Kichern folgte ehe Mokubas Stimme erneut ertönte: „Hör mal, Joey. Ich kann nicht mehr reden, meine Freunde futtern mir gerade mein Essen weg. Mina!! Das ist M~A~I~N~S!!!“

„Äh... ja, schon gut. Man sieht sich.“

„Ja, bye!“

Ein Klicken und schon war der kleine Kaiba aus der Leitung verschwunden. Vollkommen verdattert starrte Joey auf den Hörer in seiner Hand ehe er ihn kopfschüttelnd auf die Gabel legte und zurück an Setos Seite kehrte. Behutsam tunkte er den Waschlappen erneut ins kalte Wasser und flüsterte leise: „Was ist eigentlich los bei euch? Warum bist du Mokuba bloß so egal? Habt ihr etwa Streit?“

„Mhmhm...“

Ein zufriedenes Seufzen kam über die Lippen des Blauäugigen als Joey ihm durch die Haare strich. So als wollte er noch mehr davon haben streckte Seto sich dem Blonden entgegen und murrte leise, als die warme Hand verschwand. Ein Lächeln schlich sich auf die Lippen des Jüngeren. Wie lange hatte er sich schon gewünscht seinem eiskalten Drachen so nahe zu sein.

//Soll ich...? Nein, ich kann nicht!! Das würde er mir nie verzeihen!! Aber andererseits... hier ist niemand außer uns... er würde es vermutlich nie erfahren... nur ein kleiner... ein ganz... ganz... kleiner...//

Zeitlupenmäßig beugte Joey sich näher zu dem jungen Firmenchef, war nur noch wenige Millimeter von seinem Gesicht entfernt als er inne hielt. Der heiße Atem des Älteren, der sich an den Lippen des Blonden brach jagte diesem einen kalten und zugleich heißen Schauer über den Rücken und er musste schwer Schlucken. Sein inneres Stimmchen rief laut und überdreht ‚Küss ihn! Küss ihn!’, doch das wollte der Junge nicht. Joey wollte nicht, dass er Seto einen Kuss stahl. Er wollte ihn von ihm geschenkt bekommen haben, aus freien Stücken, völlig ungezwungen.

Seufzend richtete er sich wieder auf, nahm ein zweites Tuch, welches er vorsichtshalber mitgenommen hatte, tauchte es kurz ins Eiswasser und begann dann vorsichtig das Gesicht des Älteren abzutupfen. Dieser wand sich leicht unter dem kalten Etwas an seiner Haut und versuchte es sogar mit einer Hand weg zu schlagen. Also legte Joey das nasse Tuch wieder zur Seite und strich dem kranken Jungen ein paar Strähnen aus der Stirn. Dieser seufzte nur wieder wohlig auf und schien sich unter den Zärtlichkeiten seines Hündchens vollkommen zu entspannen.

//Ob er das wirklich nur unterbewusst macht?? Oder gefällt es ihm auch so von mir berührt zu werden??//

Diese und ähnliche Fragen schossen Joey durch den Kopf, bis ihn das Läuten der Glocke nach einiger Zeit wieder in die Realität zurückholte. Anscheinend war endlich der Angestellte gekommen, den Mokuba schicken wollte. Langsam erhob sich der Junge von der Bettkante, ging zur Tür und schloss eben diese auf. Da stand ein Mann in Smoking und mit Mütze, anscheinend der Chauffeur der Kaibas und schien etwas verwirrt über den schäbigen Aufenthaltsort seines Chefs. Ziemlich unsicher und leicht beschämt richtete er seine Kappe und fragte schließlich: „Ist... ist Seto Kaiba vielleicht hier??“

„Ja, ist er. Mit ziemlich hohen Fieber.“

„Oh...“, der Mann wurde blass. Er schien nicht wirklich zu wissen, was er jetzt machen sollte und das sah Joey auch gleich. Seufzend schüttelte er den Kopf, wandte sich mit einem kurzen ‚Ich helfe Ihnen ihn zur Villa zu bringen’ von der Haustür ab und eilte zurück auf sein Zimmer. Dort angekommen beugte er sich über den kranken Firmenchef, verpasste ihm ein paar leichte Ohrfeigen, gerade so um ihn zu wecken und hauchte dann, als der Brünette die Augen öffnete, mit sanfter Stimme: „Aufstehen, Drache! Komm! Wir fahren nach Hause!“

„Mhmhm... nach... Hause??“

„Ja... nach Hause... und jetzt komm, hoch mit dir!!“

Mühsam und mit aller Kraft, die er aufbringen konnte stützte Joey den Größeren, welcher, als der Blonde einen Arm sicher um seine Hüfte gelegt hatte sofort leicht auf die Schulter des Kleineren sank. Dieser knickte kurz ein ehe er seinen Drachen noch fester umfasste und leise flüsterte: „Ach menno, mach dich doch nicht so schwer!!“

Doch Seto horchte nicht. In seinem Fieberwahn genoss er es einfach, dass sich jemand liebevoll und ganz zärtlich um ihn kümmerte. Seit Mokuba sich von seinem Bruder abkapselte kam dies nämlich nicht mehr vor.

Nach ein paar qualvollen Minuten, in denen Joey und der Chauffeur den Firmenchef in die Limousine verfrachtet hatten liess auch der Jüngste sich auf der weichen, samtigen Rückbank nieder. Seto hatte er behutsam im Arm und strich ihm immer wieder sanft durch die Haare, was dieser anscheinend auch ziemlich zu mögen schien. Ab und an kam zwar ein leises Grummeln über seine Lippen, wandelte sich jedoch immer wieder schnell in ein zufriedenes Seufzen.

„Scheint ja fast so, als würdest du normalerweise gar keine Streicheleinheiten bekommen. Du saugst sie ja förmlich auf“, witzelte Joey und versuchte so eine kleine Reaktion von Seto zu bekommen, was ihm auch gelang. Dieser murrte nämlich leise ehe er sich näher an den Blondschopf drückte.

„Ja, ja, ist ja gut! Ich hör nicht auf mit lieb sein...“

Zärtlich glitten seine langen Finger durch das seidige Haar des Firmenchefs und Joey konnte es sich nicht verkneifen Seto einen kleinen Kuss auf die Haare zu drücken. Und sie rochen so angenehm nach Zitrone...

//...und dieser leichte, berauschende Duft, den er verströmt... muss wohl irgendein teures Parfum sein... und wie weich und anschmiegsam sein Mantel ist... gar kein kalter, rauer Stoff wie ich immer dachte... das Innenfutter ist total flauschig und... kuschelig? Ja, so könnte man es wohl am Besten bezeichnen. Oh Gott, Drache, wenn du wüsstest wie verrückt du mich machst!! Am Liebsten würd ich ja einfach über dich herfallen, aber vermutlich würdest du dann einen Killer beauftragen mich umzulegen. Und zu was zwingen will ich dich ja auch nicht. Wenn du doch nur genauso empfinden würdest... aber selbst wenn du in mich verliebt wärst, vermutlich wärst du zu Stolz um es zuzugeben. Oder du würdest es nicht tun um deinen Job zu gefährden... deine Stellung in der Gesellschaft...

Wenn ich doch nur ein hübsches, zierliches Mädchen wäre und in irgendeiner Spielefirma arbeiten würde, dann wäre das alles viel leichter! Ich würde einfach zu meinem geliebten Drachen gehen, ihm ein Geschäft vorschlagen, dass er nicht ablehnen kann und ihm nach einigen ‚Geschäftsessen’ meine Liebe gestehen. Ach Gott, es könnte alles so einfach sein, wenn... tja, wenn nur das Wörtchen ‚Wenn’ nicht wäre...//

Jäh wurde der Blonde aus seinen Gedanken gerissen, nämlich genau dann, als die große, schwarze Limousine vor der Kaiba-Villa anhielt. Langsam und mit aller Vorsicht stieg Joey aus dem Wagen, Seto immer fest umschlossen, sodass dieser nicht zur Seite wegkippte. Denn auch wenn der Firmenchef gehen konnte, so war er doch immer noch in so einer Art Trance oder einem Art Schlaf, was genau es war konnte der Kleinere nicht definieren. Jedenfalls tat er alles um den Brünetten so schnell wie möglich in sein Bett zu bringen, jedoch stockte er als er in der Eingangshalle ankam.

„Verdammt... wo geht’s lang?“

Doch schon im nächsten Moment tauchte der Butler auf und stellte erfreut fest: „Master Kaiba! Und Sie sind...“

„Joey. Joey Wheeler. Ich hab den hier“, dabei zog er Seto noch mal näher zu sich, damit er ihm nicht aus den Armen rutschte, „mitten auf der Straße gefunden und dachte, Sie wollen ihn vielleicht zurückhaben? Also? Wo hat der Drache seine Höhle?“

„Sie meinen wohl wo das Schlafzimmer von Master Kaiba ist, nicht?“, lachte der Butler und schien Joeys Art von Humor sehr witzig zu finden. Natürlich war dem Mann sofort an der Art und Weise, WIE der Blondschopf das ‚Drache’ betonte bewusst geworden, dass es mehr ein Spitzname als eine Beleidigung sein sollte. Und Drache passte auch zu gut zu dem jungen Herren.

„Bitte folgen Sie mir, Mister Wheeler. Ich werde Ihnen den Weg zeigen.“

Und schon begann ein schwerer Aufstieg in den ersten Stock, wobei ‚Mister Wheeler’ sich über so einige Treppen schleppen musste, seinen kranken Drachen dabei nicht loslassend. Als die Drei endlich oben angekommen waren führte der Butler den Kleinen zu Setos Zimmer, hielt davor inne und meinte mit freundlicher Stimme: „Ich werde Sie alleine lassen. Es ist uns Personal nicht gestattet ohne Aufforderung in den Privatbereich von Master Kaiba und Master Mokuba zu kommen, aber ich denke es würde dem Herrn sehr freuen, wenn Sie noch etwas bei Ihm bleiben.“

„Aber nicht lange“, stellte Joey gleich mal klar und bekam nur ein Nicken zur Antwort. Der alte Mann öffnete die Tür und als die beiden Jüngeren eingetreten waren schloss er sie auch schnell wieder.

Mühsam verfrachtete Joey den Älteren näher ins Zimmer und legte ihn behutsam in sein großes Himmelbett. Seto selbst wollte sich gleich in die warme Decke kuscheln, doch das liess sein Hündchen nicht zu. Sanft jedoch bestimmt hielt er ihn in einer aufrechten Position, sodass er dem Firmenchef seinen weißen Mantel ausziehen konnte. Dann folgten die Schuhe und als auch alle Taschen geleert waren, sodass keine Handys, Schlüssel, Pieper oder sonstige Geräte beim Schlafen störten liess er den Drachen endlich in sein warmes, weiches Bett sinken. Liebevoll deckte er ihn noch zu und strich ihm ein paar Strähnen aus der Stirn, setzte sich zu dem Brünetten um ihn einige Minuten lang zu beobachten.

Wie friedlich er doch aussah, wenn er seine eiskalten Augen geschlossen hatte...

//Wie ein kleiner Engel...//

„...o yasumi boku wa tenshi...“

Leise schlich Joey wieder aus dem großen Zimmer hinaus, wollte Seto seine Zeit ganz ungestört im Land der Träume verbringen lassen. Er würde ihn schon wieder sehen, spätestens wenn er wieder zur Schule ging.
 

Und so war es auch.
 

Eines morgens, es war jetzt gut und gern eine Woche her, dass Joey den kranken, schwachen Drachen gefunden und nach Hause gebracht hatte, tauchte eben besagter Drache tatsächlich in der Schule auf. Und zur Überraschung aller ging er schnurstracks, als hätte er es von langer Hand geplant auf den vollkommen verdutzten Blondschopf zu, packte in am Arm und zog ihn grob nach draußen auf den Gang.

„Kaiba!! Spinnst du?! Lass mich los, das tut verdammt weh!!“

„Schnauze, Köter!! Wer hat dir eigentlich erlaubt in meinem Haus rumzulungern?!“

„Hä?!“

„Spar dir dein ‚Hä’, meine Angestellten haben mir erzählt, dass du bei mir zu Besuch warst!!!“

Immer noch verwirrt, jedoch auch ziemlich sauer riss Joey sich von dem Firmenchef los und blieb wie angewurzelt mitten am menschenleeren Gang stehen. Laut fauchte er dem Größeren direkt ins Gesicht: „Was hast du eigentlich für ein Problem, Kaiba?! Ja, gut, ich WAR bei dir, und?! Hast du vielleicht auch mal nachgefragt, WARUM ich bei dir war? Oder glaubst du wirklich, ich würde freiwillig einen Fuß in deine protzige Villa setzten?!“

„...danke, dass du dich um mich gekümmert hast...“

Joey stutzte.

Kaibas Stimme war so leise, dass er ihn kaum verstanden hatte, doch jedes einzelne seiner Worte war an sein Ohr und in sein Herz gedrungen. Der Kleine schluckte kurz ehe er verlegen stotterte: „Ach was... Ehrensache... ich konnte dich ja schwer mitten auf der Straße liegen lassen... mit einem Hitzschlag...“

„Hey, Köter...“

„Äh, ja?“

„...ich schulde dir was!“

Erneutes stutzen.

Seto hatte tatsächlich gesagt, dass er dem Blonden was schuldete. Dieser liess sich die Worte erst kurz durch den Kopf gehen ehe er schnell meinte: „Das Meer!“

Der eiskalte Blick von den saphirblauen Augen schüchterte den Jüngeren zwar etwas ein, versuchte es jedoch so gut es ging zu verbergen.

„Was ist mit dem Meer?“

„Fahr mit mir ans Meer! Heute nach der Schule!“

Stille.

„Du spinnst doch. Warum sollte ich mit DIR ans Meer fahren?“

„Du schuldest mir was.“

Erneut Stille.

Und Seto erkannte, dass seine Lage ausweglos war. Er hatte es selbst gesagt. Er hatte selbst gesagt, dass er dem Köter etwas schuldete. Aber wenn er ehrlich war hatte Seto auch mehr an ein Duell oder sowas in der Art gedacht. An Geld oder was weiß der Teufel was, aber ganz sicher nicht hatte er dabei an einen Tag am Strand gedacht.

Und dann auch noch mit seinem Hündchen.

In Shorts.

Die strahlende Sonne, die die Wassertropfen auf der blassen Haut des Kleineren zum Glänzen brachte.

Der Wind, der durch das strohblonde Haar wehte.

Die Zweisamkeit, die die Beiden hatten.

Niemand der störte.

...verdammt, das gefiel Seto! Sehr sogar!

Leise und entnervt murrend antwortete er: „Ist gut... heute nach der Schule fahren wir ans Meer. Aber glaub ja nicht, dass das zur Gewohnheit wird, ja?“

„Ach was, das wünscht du dir wohl!!“, witzelte Joey und begleitete seinen, glücklicherweise wieder vollkommen genesenen Drachen zurück in die Klasse.
 

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Auf Geheiss von Eleseus hier das zweite Chapter ^^

Ich hoffe, es gefällt euch XD

Ich weiss, ich weiss, Setos Reaktion ist ein bisschen total OOC, aber ich kann einfach nicht anders TT.TT Meine Setos werden immer OOC >.<'

Aber egal, so passt er wenigstens zu Seth aus OEL XD Der war ja auch OOC pur X3

Ich freu mich auf euer Kommis ^^

*winkel*

Wir lesen uns im nächsten Chapter XD

Ciao, Listle ^^



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Go-San
2006-09-09T20:01:04+00:00 09.09.2006 22:01
Schande über mein Haupt >.<
Ich wusste, dass ich was vergessen hab <.<'
*vor dir in Staub wirft*
Liebste, holde Aleseus, vergib mir ^^'
Ich liebe die Geschichte, du weißt es doch~
Besonders wenn Seto so schön ukig wird *rrr~r*
Ja ja, das altbewährte Fieber. Immer ne gute Art ihn schwach und niedlich zu machen XD
Joey is putzig, Kaiba ne Sahneschnitte und die Story bisher noch nich weit fortgeschritten, aber wunderbar im Ebnen für weiteres *.*
Mich würde aber brenndend interessieren was mit Mokuba abgeht. Was los mim Wuschelkopp o.o?
Ich warte sehnlichst aufs nächste Häppchen ^.~
(Und falls ich noch mal kommentieren vergess, hau mich....oder erinner mich, was dir lieber is *schnurr*)

*kiss* Yours, Eraseus
Von:  Dark-Unicorn
2006-09-09T19:20:58+00:00 09.09.2006 21:20
Ja, ein neues Chapter! ^.^ *freufreu*
[Obwohl das voll unfair ist, dass deins schon freigeschaltet ist.. Ich warte immer noch! -.-']
Myah, jedenfalls finde ich gar nicht, dass Seto so~ OOC ist. Ich mein, so ihm Fieberwahn verhält man sich auch nicht unbedingt normal ^^° Und auch danach.. Nö, eigentlich fand ich das gut so. Und witzig *lol*
Joey ist so~ süß *schnurr* Ich bin sicher, wenn es einer schafft, den Drachen aufzutauen, dann ja wohl er! ^.^

Nyo, ich freu mich schon derbe aufs nächste Kapitel ^^
Lass uns nicht wieder so lange warten ^.~

Dein Eleseus ^.^


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