Repentant Confession
Nihao minna-sama!
Ja, dieses mal bin ich wieder etwas spät dran, aber leider hatte ich nur wenig Zeit wegen Stellenbewerbungen etc und war wegen meiner Hand noch eine Weile schreibbehindert ^^; aber nun kann es endlich weitergehen!
Aber zunächst einmal zu den Kommentaren zum letzten Kapitel:
@ BlackSilverLady:
Ja, meiner Hand geht es wieder wunderbar, und man kann wieder auf schriftliche Werke von mir hoffen XD~ Danke der Nachfrage ^.~
Das mit dem Geschwindigkeitswechsel war mir selbst gar nicht mal so bewusst, aber jetzt im Nachhinein glaube ich fast, du hast recht, was das angeht -gut beobachtet ^.~ Dass sich allerdings die Spannung ab dem Punkt löst, an dem er sich sich seiner Gefühle für Yuriy vollends bewusst wird, was beabsichtigt ^o^
Für die richtige Stimmung nach der Gewissensspirale, die Rei verunsichert hat, zu sorgen ist mir beim Schreiben damals sehr schwer gefallen, doch schlussendlich scheint es mir ja doch noch gelungen zu sein -das freut mich ^____^
Ich gebe mir -gerade bei Lemons- immer sehr viel Mühe alles bildlich zu beschreiben, weil es mich selbst stört, wenn mir irgendeine Handlung anatomisch oder logisch nicht nachvollziehbar zu sein scheint. Allerdings verstricke ich mich dadurch auch immer sehr in Details, die diese Szenen immer sehr in die Länge ziehen -ich kann immer nur hoffen, dass es den Lesern nichts ausmacht, so lange Kapitel durchlesen zu müssen... Um es den Lesern aber auch mir selbst einfacher zu machen, so lange durchzuhalten, versuche ich immer wieder kleine „Atempausen“ einzubauen, die eben zu solchen Schmunzeleffekten führen, wie du sie bereits nanntest.
Was Kais Vorliebe anbelangt: das gehört für mich schon lange zu meiner persönlichen Interpretation seines Charakters und es ist des erste (wenngleich auch hoffentlich nicht letzte) Mal, dass ich das in einer FF zumindest beiläufig einfließen lassen konnte -und ich überlege wirklich, ob ich es nicht irgendwann vielleicht auch einmal ausformuliert in einer FF beschreiben soll...
Es freut mich wirklich, dass dir auch der Hauptakt so sehr gefallen hat -denn ich selbst empfinde einige Stellen zwar noch als unausgefeilt, aber irgendwie bin ich doch ein kleines bisschen stolz darauf ^/////^ Und wer weiß? Vielleicht kann ich ja irgendwann auch jemanden zu dem Pairing YuRe „bekehren“... X33
Ehrlich gesagt bin ich selbst auch nicht der absolute Fan von rei in Seme-Position, aber in diesem Fall erschien es mir selbst als passend und gleichzeitig auch wichtig -immerhin hat Rei so einen ernormen Schub an Selbstbewusstsein hinzubekommen. Und da es mein Hauptziel war Reis Veränderung in seiner Einstellung und seinem Charakter zu demonstrieren und vielleicht sogar ein Beispiel dadurch zu geben, war es mir wichtig, dass er sich in allen Facetten seines Dasein weiterentwickelt -also auch in sexueller, die ja oftmals auch einen großen Teil in einer Partnerschaft ausmacht.
Reis Reaktion auf den Spiegel war ursprünglich nicht geplant und man kann daher nicht gerade behaupten, ich würde ihm Voyeurismus anhängen wollen, aber in Anbetracht der Aussage, die die FF treffen soll, erschien es mir eine gute Idee zu sein, Rei ein „gutes Gefühl“ (welcher Art auch immer) in Hinblick auf sein „neues Ich“ haben zu lassen.
Es freut mich wirklich sehr, dass dir die Lemonszene trotz der drei Abweichungen von deinem persönlichen Geschmack so sehr gefallen hat. Ich hoffe, dass ich meinen derzeitigen Stand halten, wenn nicht sogar verbessern kann, damit die sicherlich noch folgenden Lemons in meiner FF-Gallery mindestens ebenso gut gefallen können, wie diese hier -ich werde mir Mühe geben! ^o^
Nun entlasse ich dich aber in das Kapitel, damit deine Neugier auf das noch folgende befriedigt werden kann ^.~
@ Taja-chan:
Danke für die Glückwünsche zum Geburtstag ^o^
Es freut mich, dass die Lemonszene für dich so übrraschend kam -das war nämlich genau der Effekt, den ich hatte erzielen wollen ^.~ Und auch, dass dir das Kapitel so gefallen hat, erfreut mich ^___^
Ich finde auch, dass Rei so ein bisschen Eigenwille gut zu Gesicht steht -und genau das will ich auch vermitteln, nämlich, dass es gut ist, seinen eigenen Weg zu gehen. Ich hoffe, das kommt rüber...
Danke übrigens für das Lob für meine „Wortvielfalt“ -ich gebe mir immer sehr viel Mühe, mich auch in Worten und Begrifflichkeiten nicht allzu sehr zu wiederholen.
Ich bin erleichtert zu hören, dass ich dir deine Sympathie für Kai nicht vollends zerstört hab *erleichter aufatmet* Und die Sympathie für Yuriy ist ein willkommener Nebeneffekt, wie ich finde ^.~ Zumal Yuriy wirklich (zumindest in meiner Interpretation seines Charakters) ein sehr lieber und gutherziger Mensch ist *ihn knüffz* ^////^
Nun denn, dann will ich dich nicht länger vom neuen Kapitel abhalten -viel Spaß beim Lesen ^.~
@ Takara_Angel:
Danke für die nachträgliche Geburtstagsglückwünsche ^o^
Ja, Rei steckt ganz scchön in der Bredoullie -einerseits liebt er Kai, andererseits ist Yuriy einfach so ein aufmerksamer lieber Typ... Ich glaube, kaum jemand hätte sich da sofort entscheiden können -selbst ich hätte Schwierigkeiten gehabt ^^;;
Freut mich, dass dir die Lemonszene so gut gefallen hat -hab mich wie immer sehr bemüht ^////^
Übrigens: kann verstehen, dass du nen strippenden Yuriy willst -wer will den nicht? *geifer* X333
Rei als Seme hat FF-mäßig wirklich Seltenheitswert -ein Grund mehr für mich, dass zumindest an dieser Stelle hier zu ändern ^___^
Nun denn, dann mal auf zum Kapitel, ne? ^.~
@ Dranza-chan:
Freut mich, dass dir das Kapitel gefallen hat ^o^
Ich denke auch, dass Reis Entscheidung gut gewesen ist -zumindest ist das auch meine persönliche Meinung. Aber wie Kai nun reagiert, musst du wohl selber erfahren -also, auf zum Kapitel! ^.~
@ Sesshi-Chan:
Danke für das Lob -habe mich wie immer sehr bemüht ^////^ Und sicherlich werden auch noch weitere Lemonszenen in meiner FF-Gallery zu finden sein ^.~
Das Rei und Yuriy die Positionen getauscht haben mag zwar erst ungewohnt sein, aber das Rei nur so selten Seme sein darf (sowohl FF- als auch FA-technisch) woltle ich diese „Marktlücke“ füllen X33 Außerdem hatte es noch den Grund, dass ich dadurch Reis „Metamorphose“ plastischer habe darstellen können -hatte also durchaus praktische Gründe ^.~
Herauszufinden, was nun folgen wird und ob Kai auftauchen wird, überlasse ich von hier an dir -viel Spaß beim Lesen ^.~
@ -bluewing-:
Ja, lang war das Kapitel wohl XD~ Das nun folgende ist aber kürzer ^.~
Danke für das Lob ^////^ Ich bemühe mich immer sehr, gerade das Gefühlsleben der Charaktere möglichst gut zu vermitteln -freut mich also, wenn es mir gelingt ^___^
Was nun passieren wird und vielleicht sogar, wie Kai reagieren wird, kannst du nun herausfinden -viel Spaß bei Kapitel fünf! ^o^
Soviel erstmal hierzu. Nochmals vielen lieben Dank für das zahlreiche und vor allen Dingen ausführliche Feedback -ihr helft mir damit sehr! ^______^
Nun aber ohne weitere Umschweife zu Kapitel fünf von „Guilty Conscience“!
Cu,
Ginger
Kapitel 5: Repentant Confession
Es war bereits später Morgen geworden –die Sonne schien warm durch die nur halb zugezogenen Gardinen ins Schlafzimmer-, als Rei endlich erwachte. Verschlafen und noch immer nicht gewillt den neuen Tag zu begrüßen zog er sich, wie ein trotziges Kind, die Decke bis ans Kinn hoch und wickelte sich noch enger in ihr ein, als sich plötzlich von hinten ein Arm um seine Hüfte schlang und sich ein warmer Körper an ihn drückte.
„Guten Morgen, Sonnenschein!“, flüsterte eine sanfte Stimme in sein Ohr und zwei weiche Lippen hauchten ihm einen Kuss auf die Wange.
Der junge Chinese bemerkte sofort, dass etwas an dieser morgendlichen Szene nicht recht stimmte, aber es brauchte eine Weile bis sein noch immer halb dem Schlummer verfallener Verstand ausmachen konnte, was das war: denn die Person, mit der er sich hier ein Bett teilte, war nicht sein Lebensgefährte Kai...
„Yu-“ -Rei räusperte sich um seine kratzige Stimme vom völligen Versagen abzuhalten- „Yuriy-kun?“, fragte er mit dem Hauch einer Hoffnung, dass er sich irrte –doch das tat er nicht.
„Ja, Rei-chan?“
Abrupt setzte sich der Schwarzhaarige auf und blickte sich panisch im vom Morgenlicht erhellten Raum um.
„Oh mein Gott...“, war sein einziger heiserer Ausruf, als er aus dem Bett sprang. „Oh mein Gott!“ Eilig huschte er ins Badezimmer um sich dort anzuziehen –seine Kleidung lag noch genauso zusammengefaltet auf dem kleinen Hocker wie noch am vergangenen Abend. Als er schließlich damit fertig war (er hatte keine vier Minuten gebraucht), kehrte er gerade rechtzeitig ins Schlafzimmer zurück, um Yuriy sich seine Hose hochziehen zu sehen –ein Hemd hatte er sich allerdings noch nicht übergezogen. Als der Rothaarige die Anwesenheit des Jüngeren bemerkte, wandte er sich (nachdem er die Hose oben und zugeknöpft hatte) zu diesem um und schenkte ihm ein freundliches Lächeln, doch der Schwarzhaarige blickte nur stumm zu ihm auf, ohne das Lächeln auch nur ansatzweise zu erwidern –eher im Gegenteil: seine Miene war still und unbewegt und strahlte so etwas wie Reue aus.
„Rei-chan?“, fragte der Rothaarige leise und blickte den Jüngeren fragend und sorgenvoll zugleich an, doch dieser senkte nur den Blick, wandte sich von dem jungen Russen ab und verließ das Zimmer rasch in Richtung Wohnzimmer. Einen kurzen Moment lang verharrte Yuriy verwirrt an Ort und Stelle und sah dem jungen Chinesen nur voller Unverständnis nach –dann erst folgte er ihm.
Als er das Wohnzimmer erreichte, saß Rei bereits auf der kleinen Schwelle und band sich die Schuhe zu.
„Rei-chan, was ist los?“, fragte der Rothaarige behutsam, doch er erhielt keine Antwort –der Schwarzhaarige blickte noch nicht einmal zu ihm auf. „Rei-chan, bitte sprich mit mir!“ Rei hielt in seiner Bewegung inne, erwiderte aber noch immer nichts.
„Was ist los, Rei-chan? Warum ignorierst du mich? Magst du mich jetzt etwa nicht mehr?“, fragte der junge Russe nach einer kurzen Pause –er klang verletzt.
„Doch…“, flüsterte der Schwarzhaarige leise. „Aber…“ -er seufzte- „Ich muss jetzt zu Kai-chan.“ Einen kurzen Augenblick lang herrschte Stille.
„Möchtest…“ –Yuriy stockte- „-möchtest du nicht zumindest noch mit mir frühstücken? Ich habe noch etwas Sushi und Miso im Kühlschrank. Ich könnte eben etwas Tee aufsetzen...“ Der junge Chinese lächelte schwach, schüttelte aber den Kopf.
„Nein, Yuriy-kun. Ich muss jetzt zu Kai-chan –kannst du das denn nicht verstehen?“
„Doch, Rei-chan, das kann ich, aber…“ –erneut ein kurzes Zögern- „-aber ich möchte dich so nicht gehen lassen.“ Rei warf dem anderen einen fragenden Blick über die Schulter zu, der ihn mit großen, ehrlichen, blauen Augen und tief verletzter Miene anblickte. „Nicht so...“
„Es tut mir leid, Yuriy-kun…“, flüsterte der Schwarzhaarige leise, wandte seinen Blick von dem Älteren ab und begann, nun auch den zweiten Schuh zuzuschnüren, während er von neuem die Last seines schlechten Gewissens sich auf seinem Herzen niederlegen spürte, es schwerer und schwerer werden ließ. Tränen stiegen in ihm auf, die aber nicht geweint werden wollten.
„Ist... ist okay, Rei-chan.“ Yuriy lächelte verständnisvoll, auch wenn es ihm sichtlich schwer fiel. „Aber dann lass mich dich zumindest nach Hause fahren, ja?“ Rei zögerte einen Moment, willigte jedoch ein.
„In Ordnung… Danke, Yuriy-chan.“
Nachdem sich Yuriy zuende angezogen hatte und sie beide Schuhe und Jacken übergestreift hatten, verließen sie gemeinsam die Wohnung. Diesmal jedoch nahmen sie aus Rücksicht auf Reis Klaustrophobie statt des Aufzuges die Treppe. Während sie die 231 Stufen vom siebten Stock bis ins Erdgeschoss hinabstiegen, herrschte betretenes Schweigen. Außerdem ging Rei immer ein ganzes Stück vor dem Rothaarigen, aber wohl weniger, weil er es so eilig hatte zu Kai zu kommen, als viel eher um seinem Begleiter nicht in die Augen schauen zu müssen, denn immer, wenn Yuriy ihn einzuholen versuchte, wurde der junge Chinese plötzlich schneller um den Abstand zwischen ihnen wieder zu vergrößern. Der Chinese wusste selbst nicht genau, warum er sich so verhielt: aus Reue? Aus Scham? Aufgrund seines schlechten Gewissens? Doch er spürte deutlich, dass er es nicht über sich brächte, in die ehrlichen blauen Augen des Älteren zu schauen –nicht ohne dass sein Herz daran zerbräche...
Schließlich erreichten sie die Parterre und kurz darauf den Parkplatz, auf dem das silberne Gefährt Yuriys erhaben im Sonnenlicht glänzte.
Doch selbst als sie bereits beide auf den weichen Sitzen Platz genommen hatten, herrschte noch dieses drückende Schweigen.
„Rei-chan, wenn etwas ist, dann sag’ es mir bitte.“, flehte der Ältere schließlich und versuchte erneut Blickkontakt mit dem Schwarzhaarigen aufzunehmen, der jedoch noch immer beharrlich in eine andere Richtung sah. „Ich will dir doch nur helfen, also bitte rede mit mir! Ich will dich doch nur verstehen...“
„Ich habe Kai-chan betrogen…“, flüsterte Rei nach einer kurzen Pause heiser und erst jetzt, wo er sich halb zu dem anderen umwandte, bemerkte der Rothaarige, dass der junge Chinese weinte. „Ich habe ihn betrogen, Yuriy-kun!“
Yuriy spürte, wie ihn das Mitleid durchflutete, zusammen mit dem bitteren Beigeschmack von Schuldgefühlen.
Zögerlich legte er eine Hand auf Reis Schulter, wusste aber nichts zu sagen, was den Chinesen hätte trösten können. Dieser blickte mit großen tränenverklärten Augen zu dem Größeren auf, ehe er sich schluchzend in dessen Arme warf.
„Kai-chan wird sich von mir trennen –ich werde ihn verlieren!“, weinte er und verkrallte sich im Oberteil des Älteren.
„Nein, das wird er nicht tun, Rei-chan.“
„Wie kannst du dir da sicher sein? Ich habe ihn betrogen, ihn hintergangen! Ich bin fremdgegangen –mit dir!“
Der Rothaarige verspürte einen schmerzhaften Stich im Herzen, schloss den Jüngeren dennoch enger in seine Umarmung.
„Er wird sich nicht von dir trennen, Rei-chan –dafür liebt er dich viel zu sehr. Er wird dich niemals aufgeben wegen... so einer... Kleinigkeit...“ Nun spürte auch Yuriy, der sonst immer so fröhlich zu sein schien, die Tränen über sein Gesicht rinnen.
Verwirrt blickte der Schwarzhaarige zu dem Älteren auf.
„Warum-? Warum weinst du?“, fragte er verständnislos. Doch Angesprochener schüttelte nur abwehrend den Kopf, statt sich zu erklären, und wischte grob über sein Gesicht um die stetig hinabfließenden Tränen zu beseitigen, doch es gelang ihm nicht.
„Yuriy-kun, was-?“ Doch noch ehe Rei seine Frage zuende gestellt hatte, hatte er bereits verstanden, was den Rothaarigen bewegte. „Oh…“
Von neuem breitete sich eine drückende Stille aus.
„Hat es dir zumindest ein bisschen was bedeutet?“ Yuriy versuchte alles um seine Worte möglichst unbedeutend klingen zu lassen um den jungen Chinesen nicht noch mehr zu verunsichern, doch seine Stimme klang trotz allem gebrochen und heiser, er selbst zutiefst verletzt.
„Yuriy-kun, ich-“
„Ich weiß.“, fiel ihm dieser ins Wort. „Du liebst Kai-kun. Ich verlange oder, viel eher, erwarte auch gar nicht, dass du meine Gefühle erwiderst. Ich möchte nur wissen, ob es dir trotzdem etwas bedeutet hat…“
Es brauchte einen Moment bis der Schwarzhaarige zu antworten wagte.
„Ja, Yuriy-kun. Es hat mir was bedeutet, und bedeutet mir noch immer was. Ich werde den gestrigen Abend und die letzte Nacht für immer in meinem Gedächtnis und meinem Herzen bewahren. Denn ich… ich mag dich, Yuriy-kun. Ich mag dich wirklich sehr… Wahrscheinlich mehr, als ich eigentlich sollte… Doch nun muss ich zu Kai-chan zurück.“
Yuriy nickte.
„Ja. Ich weiß…“, flüsterte er, wischte sich noch ein letztes mal über die Augen ehe er den Schlüssel ins Zündschloss steckte. Doch noch ehe er ihn herumdrehen und den Motor starten konnte, legte sich eine warme Hand auf die seine.
„Denkst du, du bist noch in der Verfassung um Auto zu fahren?“, fragte der junge Chinese ernst und blickte zu dem Älteren auf –die getrockneten Tränenspuren glänzten sanft auf dem besorgten Gesicht. Yuriy lächelte leicht.
„Keine Sorge, ich werd’ uns schon nicht in den Straßengraben schicken.“, zwinkerte er und versuchte seine charmant-schelmische Art wiederzuerlangen, was ihm jedoch nur bedingt gelang.
Kurz darauf sprang leise der Motor an.
~*~
Trotz des starken Mittagsverkehrs auf den Straßen dauerte es keine halbe Stunde, bis sie das Haus Hiwatari/Kon erreicht hatten und davor hielten. Doch selbst nachdem der Motor bereits verstummt und die Handbremse betätigt war, machte Rei keinerlei Anstalten sich abzuschnallen und das Gefährt zu verlassen: stumm und unbewegt blieb er sitzen und sah aus dem Fenster zu seiner rechten hinaus zum überdachten Gebäudeeingang. Fragend blickte Yuriy ihn an.
„Du hast Angst, nicht wahr?“, fragte er schließlich –der junge Chinese nickte. „Kann ich nachvollziehen, aber ich glaube nicht, dass du dir Sorgen zu machen brauchst. Kai-kun ist in dieser Hinsicht eigentlich recht nachsichtig, verständnisvoll und unkompliziert –zumindest war er das damals, und ich wüsste nicht, warum sich das geändert haben sollte.“
„Das mag ja sein, aber ich hab’ trotzdem Angst vor seiner Reaktion.“
„Aber verschweigen möchtest du’s ihm auch nicht, oder?“ Hastig schüttelte der Chinese den Kopf.
„Nein, das könnte ich nicht über mich bringen, schließlich vertraut er mir doch.“ Ein Kopfnicken seitens des Rothaarigen.
„Das dachte ich mir –dafür bist du einfach viel zu ehrlich.“ Der Schwarzhaarige lächelte verlegen. Es folgte eine kleine Gesprächspause, ehe der junge Chinese von neuem zu sprechen begann.
„Ich weiß noch nicht einmal, wie ich es ihm erklären soll…“, murmelte er eher zu sich selbst und schien ein Stück weit in sich zusammen zu sinken. „Ich meine, ich kann’s ihm ja wohl kaum einfach so ins Gesicht sagen, wie es ist…“ Yuriy nickte verständnisvoll. „Aber wie sol ich’s ihm denn erklären?“ Hilfesuchend spähte er zu dem Rothaarigen hinüber.
„Naja, an der Wahrheit kannst du nichts ändern: du wirst es ihm wohl oder übel so sagen müssen, wie es ist.“, antwortete er nachdenklich. „Du kannst höchstens versuchen, es ihm möglichst schonend beizubringen. Aber viel mehr wirst du wohl nicht machen können, fürchte ich…“ Einen kurzen Moment lang schien Rei von neuem den Tränen nahe zu sein, doch anstatt zu weinen, lächelte er plötzlich.
„Danke, Yuriy-chan: für den gestrigen Abend, deine Hilfe und auch für’s Herfahren. Doch den Rest des Weges muss ich alleine gehen.“ Mit diesen Worten befreite sich der Jüngere vom Sicherheitsgurt und betätigte den Griff der Beifahrertür, sodass sie einen schmalen Spalt breit offen stand. Einen Augenblick lang sah der Rothaarige reichlich verwirrt drein (vermutlich aufgrund des plötzlichen Emotionsumbruchs des Schwarzhaarigen), dann lächelte auch er und nickte.
„Alles Gute, Rei-chan -du schaffst das schon. Mach’s gut!“
„Sag nicht ‚mach’s gut’ –das klingt, als würden wir uns nicht mehr wiedersehen… Aber das werden wir doch, oder nicht?“ Reis Stimme klang bittend, zum Ende hin fast flehendlich.
„Du hast recht, Rei-chan –tut mir leid. Also dann: auf wieder-, nein warte! Auf ein baldiges Wiedersehen!“, korrigierte sich der junge Russe mit seinem üblichen charmanten Lächeln, das Rei wie immer bezauberte. Langsam beugte sich der Schwarzhaarige zu dem Älteren hinüber, suchte dabei immer wieder Blickkontakt zu dessen leuchtend blauen Augen. Für einen flüchtigen Moment berührten sich ihre Lippen in einem zarten Kuss.
„Ja, Yuriy-chan: auf ein baldiges Wiedersehen.“, lächelte der Jüngere, streichelte dem Rothaarigen sanft über die Wange und blickte ihm noch einige Momente in die Augen –für Yuriy Zeit genug zu erkennen, wie zutiefst verunsichert und ängstlich der junge Chinese war. Deshalb behielt er die Worte, die ihm bereits seit dem gestrigen Abend auf der Zunge brannten, weiter für sich und wiederholte stattdessen:
„Alles Gute, Rei-chan –und auf bald.“ Angesprochener lächelte.
„Bis bald, Yuriy-chan.“ Mit diesen Worten richtete er sich auf, öffnete die Tür und kletterte hinaus. „Bis bald…“ Damit warf er die Tür zu, wandte sich um, atmete noch einmal tief durch und machte sich dann, ohne sich noch einmal zu dem Älteren umzudrehen, der noch eine Weile wartete und ihm vom Auto aus beobachtete, auf den Weg zum Hauseingang. Es brauchte eine ganze Weile bis Rei den nötigen Mut aufbringen konnte um die schneeweiße, reichlich verzierte Haustür mit zitternden Händen und klirrendem Schlüsselbund aufzuschließen. Und als nur wenige Augenblicke später die Tür hinter ihm klackernd ins Schloss fiel, war es, als kehrte er aus einem schönen aber surrealistischen Traum in die ernüchternde Realität zurück.
Nun war es soweit: nun musste er Kai gegenübertreten, ihm Rede und Antwort stehen und ihm beichten, was er getan hatte…
Wie auf’s Stichwort erschien auch gleich besagter Russe –oder zumindest ein Teil von ihm: neugierig lugte das Gesicht seines Freundes seitlich am linken Pfosten der Küchentür vorbei.
„Oh, da bist du ja schon.“ Lächelnd kam der Silberhaarige auf den jungen Chinesen zu, schloss ihn sanft in seine Arme und schenkte ihm einen zärtlichen Begrüßungskuss. Reis Körper versteifte während der Umarmung und auch der Kuss blieb äußerst einseitig. Der Schwarzhaarige konnte die Zärtlichkeiten einfach nicht erwidern wie sonst –zu jung waren die Ereignisse mit Yuriy…
„Und, war es schön bei Yu-chan?“, fragte der junge Russe und blickte dem jungen Chinesen mit seinen großen offenen rubinroten Augen an, während er ihm fürsorglich einige verrutschte Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. Der Schwarzhaarige nickte nur steif, denn seine Kehle war wie zugeschnürt, seine Zunge schwer wie Blei, sodass er kein Wort über die Lippen bringen konnte. „Das freut mich.“ Kai lächelte ehrlich, gab dem etwas Kleineren einen sanften Kuss auf die Wange und entschwand Richtung Küche –Rei verspürte einen eisigen Stich im Herzen. Langsam und steifbeinig folgte der Chinese ihm. Rei hatte immer mehr das Gefühl, die Kontrolle über seinen Körper zu verlieren: all seine Bewegungen erschienen ihm schwerfällig, er fühlte sich ohnmächtig, so als wäre er inmitten eines Albtraumes gefangen.
Als Rei die Küche betrat stieg ihm sofort der angenehme Duft einer vor sich hin köchelnden Mahlzeit in die Nase.
„Das Mittagessen müsste gleich fertig sein –ich hoffe du hast Lust auf Teigtaschen?“ Der Schwarzhaarige antwortete nichts darauf und ließ sich nur schweigend auf einen der Stühle am Tisch sinken.
„Tut mir leid, ich war mir nicht sicher, ob du rechtzeitig zum Essen wieder hier sein würdest. Deshalb hab’ ich erstmal nur das Geschirr rausgestellt und noch nicht gedeckt.“, entschuldigte sich der junge Russe. „Also, wenn du magst kannst du das Geschirr ja schon mal rüber ins Wohnzimmer bringen –ich weiß ja, dass du da deutlich lieber isst als hier.“ Doch der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf und begann das Geschirr für sie beide von seinem Sitzplatz aus auf dem kleinen, kaum genutzten Holztischchen zu verteilen –Kai beobachtete ihn stirnrunzelnd.
„Sag mal, ist alles in Ordnung bei dir? Du wirkst so bedrückt…“, erkundigte sich der Silberhaarige fürsorglich; verschreckt ließ Angesprochener eines der Essschälchen aus der Hand gleiten, das daraufhin hart auf der Oberfläche des Tisches aufkam –ein feiner Haarriss entstand, der sich quer über die Schaleninnenseite zog, und ein kleines Stück des verzierten Keramikrandes splitterte ab. Frustriert zog Rei seine Hand zurück, ließ sie auf seinen Schoß sinken, fasste sich mit der anderen an die Stirn um seine Augen zu verbergen, die sich langsam mit Tränen füllten.
„Rei-chan, was ist los?“, erkundigte sich der Silberhaarige, zog sich einen Stuhl heran, ließ sich darauf nieder und griff nach der Hand des Chinesen, die verkrampft auf dessen Oberschenkel ruhte.
„Kai-chan, ich…“, begann der Schwarzhaarige langsam, doch als er für einen kurzen Moment aufblickte und den auf ihm ruhenden Blick von Kais besorgten Augen auffing, verstummte er wieder: er brachte es einfach nicht über sich, Kai davon zu erzählen, es fehlte ihm einfach am nötigen Mut. Was, wenn Yuriy sich irrte? Wenn Kai sich doch von ihm trennte?
Aber Rei sah keinen anderen Ausweg: er musste es erzählen, und das so bald wie möglich, denn sonst würde ihn sein schlechtes Gewissen innerlich verschlingen…
„Kai-chan, gestern bei Yuriy-kun, da-“, begann der junge Chinese von neuem, wurde aber jäh unterbrochen.
„Warte einen Augenblick, Rei-chan: ich hol nur eben die Teigtaschen vom Herd, dann bin ich voll für dich da, ja?“ Damit sprang der junge Russe auf und huschte zum vor sich hin blubbernden Kochtopf, das ihr gemeinsames Mittagessen in sich barg. Kai brauchte nicht lang und saß nach nur wenigen Augenblicken wieder neben dem Schwarzhaarigen. Doch die plötzliche Unterbrechung –auch wenn sie nur wenige Sekunden angedauert hatte- machte es dem Chinesen nicht gerade leichter dem Russen seine Untreue zu gestehen.
„Also, was wolltest du mir erzählen?“, fragte der Silberhaarige und blickte mit seinen ehrlichen Augen zu dem jungen Chinesen auf, dem es immer mehr die Kehle zuschnürte.
„G-gestern bei Yuriy-kun, da… da ist etwas… passiert…“, erklärte Rei langsam –jedes einzelne Wort, das er über die Lippen brachte, fiel ihm unendlich schwer und kostete ihn enorme Überwindung.
„Was meinst du?“, erkundigte sich Kai und blickte ihn verständnislos an. Rei spürte die Tränen in sich aufsteigen.
„Kai-chan, ich… wir… wir haben… haben…“ Erste Tränen bahnten sich ihren Weg über die Wangen des jungen Chinesen, der den Kopf vor Scham gesenkt hielt, und perlten von seinem Kinn hinab auf seinen Schoß.
„Was habt ihr?“ Fragend blickte der junge Russe sein Gegenüber an.
„Wir haben… miteinander… geschlafen…“ Ein heftiger Schluchzer entrang sich Reis Kehle, während immer mehr Tränen seine Wangen benetzten. „Kai-chan, ich habe dich mit Yuriy-kun betrogen!“ Reis tränenüberströmtes Gesicht, vor allem aber seine Augen, zeugten von dem ungeheuren Schmerz, den nagenden Schuldgefühlen und seiner unbedingten Reue, die er im Herzen empfand –so sehr, dass es Kai einen kalten Schauer über den Rücken jagte und er einen schmerzhaften Stich des Mitleides im Herzen verspürte. Es brauchte einen Moment bis der Silberhaarige selbst die nötige Fassung fand, um etwas auf die ehrliche aber herzerweichende Offenbarung des jungen Chinesen zu erwidern.
„Mo-moment mal, du hast… was?“, fragte der junge Russe mit ruhiger Stimme nach und schaute überrascht drein. Reis Kopf senkte sich noch einmal um ein ganzes Stück weiter nach unten.
„Es tut mir so leid, Kai-chan…“, schniefte er.
„Ach, Rei-chan…“, lächelte Kai, schloss seinen Liebsten fürsorglich in die Arme und streichelte ihm zärtlich über das lange seidige Haar. „Das ist doch nicht schlimm…“
„‚Nicht schlimm’?“, wiederholte der Schwarzhaarige aufgebracht und blickte entsetzt zu dem Älteren auf. „Ich bin fremdgegangen –mit Yuriy-kun! Ich habe dich mit deinem besten Freund hintergangen und dich betrogen! Wie kannst du da noch sagen, das wäre ‚nicht schlimm’?“ Schluchzend warf sich Rei von neuem in die Arme des jungen Russen. „Ich bin ein Verräter! Ein Idiot! Warum fang ich was mit Yuriy-kun an, wenn ich doch dich habe? Warum?“ Zum Ende hin wurde Reis Stimme immer heiserer und ertrank beinahe in seinen Tränen.
„Naja, ehrlich gesagt, kann ich dich verstehen…“ Für einen kurzen Moment verstummte das Schluchzen.
„Was?“, fragte der Schwarzhaarige ungläubig mit tränenerstickter Stimme nach.
„Yu-chan ist nunmal echt heiß –ich hab ihm damals doch selbst auch nicht widerstehen können.“, erklärte der Silberhaarige und streichelte dem Jüngeren sanft über den bebenden Rücken.
„Aber das war damals! Ich habe jetzt, wo wir zusammen sind, mit ihm geschlafen…“, flüsterte dieser mit leiser Stimme. „Ich habe dich betrogen, war dir untreu… Und trotzdem bitte ich dich, auch wenn ich es nicht verdient habe: verzeih mir. Bitte, Kai-chan, verzeih mir, was ich getan habe…“
„Ach, Rei-chan…“, erwiderte der junge Russe und zog seinen kleinen Freund enger in seine Umarmung. „Natürlich verzeihe ich dir.“
„Heißt das, du trennst dich nicht von mir?“ Bittend und vor Angst zitternd sah der Kleinere zu seinem Liebsten auf, der nur lächelnd den Kopf schüttelte.
„Natürlich nicht. Ich würde mich doch nie von dir trennen, mein Schatz –nicht einmal wenn die Welt davon abhinge. Dafür liebe ich dich viel zu sehr...“ Sanft küsste er den Jüngeren, dessen Tränen noch immer kein Ende fanden. „Du bist mein Ein und Alles, Rei-chan, und nichts –kein One-Night-Stand der Welt- und niemand –nicht einmal Yuriy- werden je etwas daran ändern können.“
„Oh, Kai-chan…“, hauchte der Schwarzhaarige verliebt uns schmiegte sich enger an seinen Geliebten.
Die Zeit schien in diesem Moment, in dem es nur sie beide gab, stillzustehen und nichts die traute Atmosphäre stören zu können. Zumindest bis ein plötzliches und nur schwer zu überhörendes Magenknurren die Stille zerriss.
Verwundert blickte Rei zu dem Älteren auf, der verlegen beiseite sah.
„Hast du was dagegen, wenn wir jetzt zu Mittag äßen? Ich bin recht spät aufgestanden und hab noch nichts gegessen…“, erkundigte sich der Silberhaarige mit einem leichten Rotschimmer auf den Wangen. Der junge Chinese lächelte verständnisvoll.
„Nein, ganz und gar nicht –ich hab selber auch noch nichts im Magen.“
„Was denn? Lebt Yuriy etwa immer noch ohne Kühlschrank?“, fragte der junge Russe gespielt überrascht, um die noch immer ernste Stimmung zu durchbrechen, doch der Schwarzhaarige machte es ihm nicht leicht.
„Nein.“ Rei schüttelte den Kopf. „Aber ich wollte halt so schnell es nur eben geht zu dir zurück –ich musste einfach, verstehst du?“
„Ja, ich weiß, Rei-chan.“, erwiderte der Ältere leicht lächelnd und gab seinem Freund einen Kuss auf die Wange. „Aber jetzt lass uns essen gehen: so laut wie mein Magen knurrt, weiß ich nicht, wie ich lange ich ihn noch vom großen Raubzug abhalten kann.“
Nur wenig später saß das junge Paar im Wohnzimmer am gedeckten Tisch und ließ sich die von Kai zubereitete Mahlzeit schmecken. Die Stimmung war inzwischen wieder wesentlich gelockerter, auch wenn sich die Gespräche –der Sicherheit halber- jetzt nur noch auf belanglose Dinge beschränkten (so war der Salzgehalt der Teigtaschen ganze zehn Minuten lang Hauptgesprächsthema). Doch schließlich gingen ihnen die Belanglosigkeiten des Lebens als Themenschwerpunkte aus und es entstand eine eigenartige Stille, die Kai, dem ohnehin noch ein, zwei Fragen auf den Lippen brannten, zur Stellung ebendieser Fragen nutzte.
„Rei-chan, sag mal: war er gut? Yu-chan meine ich…“ Angesprochener verschluckte sich beinahe an seinem grünen Tee und spürte die Röte in sich aufsteigen.
„Bitte, was hast du mich da gerade gefragt?“, versicherte er sich entgeistert, ob Kai wirklich gefragt hatte, was er selbst meinte, verstanden zu haben.
„Ich fragte, ob Yu-chan gut im Bett war.“, wiederholte der Silberhaarige gelassen.
„Warum-? Warum willst du das wissen?“ Der junge Chinese verstand es nicht. Kai zuckte mit den Schultern.
„Einfach so –interessehalber.“
„A-aber du hast nicht vor, dich in irgendeiner Weise mit ihm zu vergleichen, oder?“, vergewisserte sich der Schwarzhaarige misstrauisch.
„Nein.“, antwortete der junge Russe kurzbündig. Rei überlegte.
„N-naja… Er war nicht schlecht…“, erwiderte er ausweichend.
„Nur ‚nicht schlecht’? Oder war er doch eher ‚gut’?“, hakte der Ältere nach.
„Naja… Er war schon… gut… irgendwie…“
„‚Gut’ oder ‚sehr gut’“?“
„Äh, also…“, der Chinese geriet nun vollends in Verlegenheit (seine Gesichtsröte konnte es mittlerweile locker mit der rotbäckigen Äpfeln in der Obstschale hinter ihm aufnehmen) und damit ins Stottern.
„Ja?“ Der Silberhaarige musterte sein Gegenüber erwartungsvoll.
„Ja… er war schon… ziemlich gut…“ Peinlich berührt wandte Rei seinen Kopf gen Boden und spielte unsicher mit der Trinkschale in seinen Händen.
„Also ‚sehr gut’?“
„Ja…“, räumte der Chinese leise und mit hochrotem Kopf ein. Der Silberhaarige nickte zufrieden.
„Und? Könntest du dir vorstellen, noch einmal mit ihm zu schlafen?“, fragte Kai direkt heraus, nahm einen Schluck seines Tees und blickte Rei erwartungsvoll über den Rand der Trinkschale hinweg an.
„Nein!“, erwiderte Rei prompt ohne groß darüber nachzudenken.
„Aber ich dachte, er war gut –sogar sehr gut?“
„Ja, das war er auch, aber…“, Rei seufzte beklommen, „Kai-chan, ich habe dich vielleicht einmal mit ihm betrogen, aber ich werde das auf keinen Fall ein zweites Mal zulassen.“
„Aber, wenn ich doch selber damit einverstanden bin, dann ist es doch kein betrügen mehr, oder?“
„Heißt das, du willst, dass wir uns trennen und ich zu Yu-“, begann Rei bestürzt, wurde aber jäh von Kai unterbrochen.
„Nein!“, erwiderte der junge Russe rasch und schüttelte den Kopf. „Nein, du verstehst mich falsch. Ich will keineswegs, dass du mit Yuriy durchbrennst –schließlich liegt mir an unserer Beziehung genauso viel wie dir.“
„Was meinst du dann?“, fragte der junge Chinese verwirrt.
„Naja, hast du noch nie über einen Dreier nachgedacht?“
Mit einem Schlag schien die Uhr des Lebens angehalten zu sein, so als hätte jemand das Pendel der Zeit einfach gestoppt, und es entstand für einige Sekunden, die so lang schienen wie ganze Jahrzehnte, eine absolute Stille. Dann erst konnte Rei antworten, doch es war nicht die Antwort die Kai sich erhofft hatte.
„Was?“, brachte er etwas lauter als gewollt hervor, doch der Silberhaarige sah ihn nur lächelnd an. „Du meinst einen… Dreier? Einen richtigen Dreier?“
„Das habe ich gemeint, ja.“, erwiderte der junge Russe gelassen.
„Du meinst… Wir beide und… noch jemand?“ Kai nickte.
„Ja, andernfalls wär’s ja auch kein Dreier, oder? Außerdem wär’s ja auch nicht irgendjemand, den wir dazu einladen würden.“
„Ach, und an welchen ‚jemand’ hast du gedacht?“, erkundigte sich der Chinese, den der scheinbare Themenwechsel verwirrt hatte, misstrauisch, doch noch während er seine Frage stellte dämmerte ihm, worauf der Silberhaarige hinauswollte.
„An Yu-chan.“, gab Angesprochener die von Rei bereits erahnte Antwort. Erneut entstand eine –diesmal aber kürzere- Gesprächspause.
„Ist das… dein Ernst?“, vergewisserte sich der Schwarzhaarige heiser. Kai nickte.
„Ja, Rei-chan, das ist es.“, erwiderte er ehrlich und lächelte sanft.
„Heißt das… ich könnte auch noch mal-?“
„Ja, du könntest noch einmal mit ihm schlafen –sofern ich zusehen darf, versteht sich.“, erklärte der Silberhaarige und zwinkerte süffisant lächelnd.
„Du willst uns… zusehen?“ Der junge Chinese errötete bei der Vorstellung ‚es’ vor den Augen seines Lebenspartners mit einem anderen Mann zu tun.
„Sicher.“, meinte Angesprochener kurzbündig.
„Warum?“ Reis Stimme klang leicht verzerrt.
„Warum nicht? Aber um ehrlich zu sein, es würde mich schon sehr interessieren wie Yu-chan dir einheizt –vielleicht kann ich ja noch was von ihm lernen. Außerdem stelle ich es mir sehr erregend vor, euch beim Sex zu beobachten.“ Während Kai sich diese Szenerie offensichtlich bildlich vorstellte (Rei konnte dies an dem träumerischen Gesichtsausdruck und dem schwärmerischen Lächeln ausmachen) ohne rot zu werden, steigerte sich Reis Gesichtstönung von leicht rosig zu knallrot –doch einen geeigneten Einwand konnte er auch nicht vorbringen.
„Also, Rei-chan. Was hältst du nun von der Idee?“
Tja, das war nun also Kapitel fünf. Wie immer hoffe ich sehr, dass das Kapitel gefallen hat, auch wenn einige von euch sicherlich eine andere Reaktion von Seiten Kais erwartet haben...
Würde mich wie immer sehr über Kommentare freuen!
Cu,
Ginger