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Marshmellow Night Camp

Freundschaft bis aufs Blut
von

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Autor: Tsutsumi

Teil:1/1

Disclaimer: Die drei Jungens gehören nicht mir, sondern Gainax, Hideaki Anno und Yoshiyuki Sadamoto. Ich verdiene mit der Fic auch kein Geld.

Warnung: sappy, leichte Shounen Ai-Andeutungen für die, die es so sehen wollen (nehmt lieber eine Lupe)
 

Marshmellow Night Camp-

Freundschaft bis aufs Blut
 

Kensuke schlug sich auf die rechte Schulter, unvermittelt und mit solcher Wucht, dass sich die Haut dort sofort rötete. Wie ein heller Untergrund zu der zerquetschten Mücke, die sich so vollgesogen hatte mit seinem Blut, dass es rot an seinen Fingern klebte.
 

„Campen ist doof!“, sagte Touji und spießte einen Marshmellow auf einen dreckigen Zweig, den er soeben vom Boden aufgelesen hatte. Bis eben hatte er schweigend dagesessen und faul zugesehen, wie Kensuke mit der kleinen Flasche Brennspiritus, trockenem Holz und seinem verchromten Feuerzeug herumhantiert hatte. Auf dieses Feuerzeug war Kensuke so stolz, dass er damit sogar im Unterricht herumspielte. Er hatte es bei einem Survival-Wettbewerb für Mittelschüler gewonnen, weil er ein halbes Dutzend Heuschrecken gefangen, in Alufolie geröstet und dann mit wilden Erdbeeren gegessen hatte.

Und darauf konnte man wirklich stolz sein.
 

Shinji saß auf einem breiten Stein, der ausgesehen hatte, als ob er extra als Sitzgelegenheit geschaffen worden war. Heute Mittag hatte er ihn beim Baden im See gefunden und in die heiße Sonne gelegt, als Kensuke das Zelt aufgebaut hatte. In sein extra großes, rotes Frotteehandtuch gehüllt hatte er auf dem Stein gesessen, hatte die Sonnenwärme an seinen blassen, nackten Pobacken gespürt und Touji mit einem seltsam gemischten Gefühl, von dem er nicht wusste, ob es Amüsement oder Verlegenheit gewesen war, dabei zugesehen, wie der splitterfasernackt und mit zerwühlten, nassen Haaren über die einsame Wiese gesprungen war.

„Lasst uns ohne die blöden Badehosen schwimmen gehen!“ , hatte er am See gerufen gehabt.

„Mit den Dingern gefrieren nur unsere Eier!“

Und dann hatte er sich die Klamotten vom Leib gerissen und sein Hinterteil entblößt, welches soviel blasser aussah als der Rest seiner Haut.
 

Jetzt dachte Shinji, wohlig schläfrig und erschöpft von der Sonne und dem Spaß des Tages, noch einmal daran, wie er nackt mit den anderen beiden um den See gerannt war. Wie das ältere Paar, dem sie an diesem sonst so einsamen Ort begegnet waren, sie angeglotzt hatte; wie Touji sich geistesgegenwärtig einen Zweig mit Blättern vor den Schritt gehalten hatte und laut „Eva, Eva, mach die Gartentür schnell zu, da sind Touristen!“ schreiend losgerannt war.

Shinji dachte daran, wie er mit Kensuke und Touji in den Nachmittagsstunden faul im Schatten gedöst hatte, die mitgebrachte Cola getrunken und sich nur bewegt hatte, um Ameisen, die sich auf seiner Brust verirrt hatten, von der Haut zu streichen.

In den Bäumen rings um den See hatten die Zikaden einen Heidelärm veranstaltet- und doch war er irgendwann in diesem wundersamen Gefühl der Wärme und des leisen Raschelns der sich im Wind wiegenden Gräser eingeschlafen.
 

„Campen ist nicht doof!“, hielt Kensuke gegen Toujis Brummen an.

„Es erweitert die Konzentration auf das Wesentliche!“ Er hob den Zeigefinger wie der altersschwache Mathelehrer Herr Nakamura, der sich regelmäßig in seinen Formeln verfing.

„Für den Kampf eines Mannes!“

In dem Moment ging Toujis Marshmellow in Flammen auf.

„Ich bin hier nicht im Krieg!“, entgegnete er und ließ den Zweig einfach in das kleine, knisternde Feuer fallen.

„Mir ist nur gerade eingefallen, dass ich Schlafsäcke hasse.“
 

Am dreckigblauen Himmel tünchte das orangene Licht der Sonne die hoch oben in der Stratosphäre hängenden Federwolken in einen hellen Farbton. Soeben war sie untergegangen, tauchte die Szenerie in ein kitschiges, warmes, weiches Licht und zog vom Osten her einen dunklen Schleier der Nacht hinter sich her. Als würde sie sich zudecken. Die Zikaden verstummten allmählich und hinterließen ein Summen im Ohr wie einen schalen Nachgeschmack.
 

„Wir könnten doch die Nacht durchmachen!“, schlug Touji vor und suchte sich einen neuen Zweig.

„Dann bräuchte ich nicht in einem Schlafsack zu pennen.“

Er schien gar nicht daran zu denken, dass die Nacht so mild bleiben würde, dass er ohne Probleme ohne eine Decke würde schlafen können. Mit einem müden Blick sah er zu, wie aus der Dämmerung des Waldes in der Nähe eine Motto an das Feuer heranflog und begann, über den Funken, die hochstoben, zu tanzen.

„Was sollen wir denn die ganze Nacht lang machen?“ , fragte Shinji amüsiert. Er fasste in die Tüte mit den Marshmellows, reichte einen Touji und spießte einen anderen gekonnt auf einem der Schaschlickstöckchen auf, die von dem mitgebrachten Yakitori übriggeblieben waren.
 

Touji zuckte mit den Schultern, während ein schelmisches Lächeln seine Lippen umspielte.

„Wir könnten Strip Poker spielen. Oder um die Wette wichsen.“

Er sagte das so beiläufig, dass Shinji erst einen Lidschlag später den Schaschlickspieß beinahe fallen ließ.

„Das meinst du doch nicht ernst!“ , japste er leise und spürte, wie die Röte sich über sein gesamtes Gesicht zog. Er war soviel Freizügigkeit bei weitem nicht gewohnt- weder bei sich noch von anderen Menschen- und genau deswegen zogen ihn Leute wie Misato oder Touji so gerne damit auf.
 

Kensuke hatte ein klapperndes und quietschendes Gestell, welches so verrußt war, dass seine Finger schwarz wurden, zutage gefördert. Mit ein paar Handgriffen, die so aussahen, als ob er sie im Schlaf beherrschte, baute er es über dem Feuerchen auf, füllte eine winzige Kanne mit Wasser und Teebeuteln um sie über die Flammen zu hängen.

„Die ganze Nacht wichsen?“, er grinste Touji von der Seite an.

„Du Angeber!“
 

„Ja, Mann!“, ereiferte sich Touji und konnte nur hilflos dabei zusehen, wie sein zweiter Marshmellow Feuer fing. Wie Zunder brannte der Zucker, pechschwarz verfärbt, rutschte von dem Zweig und machte ein pappiges Geräusch, als er auf die Glut traf, Blasen schlagend und einen verbrannt süßlichen Geruch verursachend.

„Was weiß ich, was man da macht! Wir können ja auch Indianer spielen und die Friedenspfeife rauchen!“

Kensuke grunzte unwillig;

„Jetzt wird´s schwachsinnig!“
 

Shinji betrachtete schweigend seinen Marshmellow. Gelblich angeröstet von allen Seiten, einen warmen, zuckrigen Geruch verströmend, so wirkte dieser so ganz anders als das Häufchen Ruß im Feuer. Als Shinji sanft mit der Fingerkuppe über die Oberfläche fuhr, war es ganz warm.

„Hier, nimm meinen!“
 

Über dem Wald und den Bergen, die mit ihrer Schwärze in den Abendhimmel reichten, kroch die Mondsichel in einer seltsam dunkelorangenen Farbe hervor. Shinji sah sie wie einen schlecht nachgemachten Heiligenschein über Toujis Kopf schweben. Und als dessen Finger zufällig die seinen berührten, als er ganz vorsichtig das Spießchen nahm, spürte Shinji die Wärme darin.

„Daaanke!“, quietschte sein Freund übertrieben und man konnte dabei den Marshmellowbrei in seinem Mund hoch und runterschlagen sehen.

„Wenigstens ein Freund ist mir geblieben auf der Welt!“
 

Shinji musste daran denken, wie er mit den anderen beiden Jungen am Nachmittag in den Schatten zweier Bäume am See gekrochen war, luftgetrocknet nach dem Baden und mit den trockenen Badehosen, die sie sich über die nackten Hinterteile gezogen hatten. Sie hatten ihre Beine aus dem Schatten gestreckt, halb ineinander verkeilt. Kensuke hatte seine Arme unter dem Kopf verschränkt, ein Bein aufgestellt und das andere über das Knie gelegt. Sein Fuß hatte das hohe Gras überragt.

„Mist!“, hatte Touji dann irgendwann die Stille unterbrochen.

„Da verläuft eine Ameisenstraße direkt in mein Ohr!“

Und dann hatte er einfach seinen Kopf auf Shinjis Brust gelegt.
 

„Kensuke gibt mir nie was ab!“

Der Erwähnte zog einen Mundwinkel hoch, als er sich das Shirt mit den Armee-Tarnfarben glatt zog.

„Jaja.“, feixte er mit triefendem Sarkasmus.

„Shinji ist dein lang verloren geglaubter Bruder.“

Er versuchte, den Deckel der Kanne, die über dem Feuer hing, anzuheben, doch zuckte mit seinen blut- und rußbeschmierten Händen zurück, als er die Hitze daran zu spüren schien.
 

Toujis Augen bekamen mit einem Mal einen seltsamen Glanz.

„Ja, das isses!“, brachte er hervor, so laut, dass es beinahe über den See hallte. Er rammte den Schaschlickspieß in die Erde, so dass Shinji erschrocken zusammenzuckte.

„Shinji, lass uns Blutsbruderschaft schließen!“
 

„Kuschelt ihr etwa?“, hatte Kensuke irgendwann gesagt, als er, aufgeweckt durch die langen Schatten des späten Nachmittags müde herübergeblinzelt hatte. Seine Stimme war leise und unförmig an Shinjis Bewusstsein gedrungen und so hell gewesen, dass der Junge sich nicht hatte entscheiden können, ob er weiterdösen oder vielleicht doch aufwachen hatte wollen. Unwillig hatte er den Kopf gedreht, das Kitzeln von Toujis Haaren auf seiner Brust gespürt und dessen brummige Antwort wie durch einen Traum gehört;

„Klappe, du Eifersüchtiger! Du darfst erst heute Nacht!“

Da war ein Lachen gewesen.

Und eine warme, feste Hand, die Shinjis genommen hatte, als er unruhig geschnauft hatte.

„Penn weiter, Shinji. Kensuke spinnt bloß wieder.“
 

Jetzt saß Shinji da und wusste nicht, ob man von ihm ein Lachen oder Begeisterungsstürme erwartete.

„Blutsbruderschaft?“ , echote er ungläubig.

„Wozu denn?“

„Na wozu wohl!“ Touji rutschte näher.

„Damit wir richtige Kumpels sind! Und so Partner!“

Shinji ertappte sich dabei, wie er eine Augenbraue hochzog.

Das schien seinen besten Freund zu irritieren.

„Du weißt doch“, sagte er eifrig;

„So wie Winnetou und Old Shatterhand! Wie Frodo und Sam!“

Dann schienen ihm die Argumente auszugehen.
 

Shinji konnte sich nicht daran erinnern, dass Frodo und Sam sich irgendwann in diesen drei langen Filmen den Finger angeritzt hatten, nur um Material für Schorf auszutauschen. Wozu auch? Die beiden waren doch ohnehin das Dream Team gewesen. Und so scharf auf solch eine Beziehung war er auch nicht, immerhin war Frodo halb verrückt geworden und hatte zu guter Letzt seinen halben Finger verloren.

Außerdem konnte Shinji sich daran erinnern, dass Asuka die freundschaftliche, platonische Beziehung der beiden angezweifelt hatte. Mit vier kritischen Worten;

„Mann, sind die schwul!“

Doch das erzählte er jetzt besser nicht.
 

„Das wird cool!“, beschloss Touji gerade.

„Kensuke, rück mal sein Taschenmesser raus!“

Wollte er jetzt tatsächlich allen Ernstes....?

Im Wald schrie irgendetwas wie stellvertretend für Shinji, als er abwehrend die Hände hob und ein ängstliches Lächeln aufsetzte;

„Moment, moment mal, Touji! Warum sollten wir das tun ? Wir haben noch nicht einmal dieselbe Blutgruppe!“
 

Kensuke kicherte auf.

„Darum geht es doch gar nicht!“, ereiferte sich Touji.

„Wenn man Blutsbruderschaft schließt, heißt das, dass man bis zum Lebensende miteinander verbunden ist, ist doch klar! Wie Brüder eben!“
 

Der Gedanke daran, plötzlich einen Bruder zu haben, war ein höchst eigenartiger. Shinji musste sich vorstellen, wie die roten Blutkörperchen seines besten Freundes sich mit seinen vermischten und sich dabei verprügelten. Sie würden es nie bis in seine Vene schaffen- und selbst wenn, dort abgetötet. Die ganze Aktion war eine Farce.

Und doch... Bis zum Lebensende mit Touji verbunden zu sein... der Gedanke hatte etwas Tolles an sich.

„Stell dir vor, dann bist du sein großer Bruder!“, grinste Kensuke, der es mit Anstrengungen geschafft hatte, die Teekanne vom Gestell zu nehmen. Er klapperte ein wenig in seinen prall gefüllten Hosentaschen herum und hielt Touji ein Klappmesser hin.
 

Richtig, dachte Shinji. Er war ein halbes Jahr älter, wovon man aber auf den ersten Blick beim besten Willen nichts sah.

Nachdenklich ließ er den Blick kurz in den zuckenden, hellroten Flammen versinken..

„Wir bleiben für immer Freunde?“ , fragte er leise lächelnd.

Als er in den Nachthimmel sah, blinkerten ihm die ersten Sterne entgegen.
 

„Jap.“, hörte er Touji.

„Für immer!“
 

Wer auch immer dieses Blutbruderkram erfunden hatte, er musste wahnsinnige Langeweile gehabt haben. Zu dem Schluss kam Shinji, als Touji ihn und Kensuke die zehn Meter zum Seeufer herübergeschleift hatte und nun mit einem übertrieben entschlossenen Gesicht so feierlich auf das Messer in seiner Hand schaute, als wäre er kurz davor, Harakiri zu begehen.

„Könntest du bitte anfangen?“, forderte ihn Kensuke auf, eine kleine Fackel in der Hand.

Ihm war die Aufgabe anvertraut worden, das Schauspiel als Zeuge und Lichthalter zu verfolgen und konnte nicht verstehen, warum er hatte aufstehen müssen.
 

Touji Suzuhara stand da, in all seiner Entschlossenheit.

„Okay!“, brummte er übertrieben. Er erinnerte Shinji an diese uralten Samuraifilme, in denen die Schauspieler soviel Mimik zeigten wie Schuhkartons.

„Also, wo sollen wir´s machen? Shinji?“

„Keine Ahnung.“, erwiderte der ratlos.

„Am Finger?“

Vielleicht sollte er danach ein Buch schreiben;

„How to become Blutsbruder- technics for dummies.“

“Am Finger tut´s viel zu sehr weh!“, mischte sich der Fackelträger ein.

„Nehmt lieber den Arm.“
 

Touji nickte verstehend.

„Okay, den Arm. Rechts oder links?“

Shinji fühlte sich so verlegen, dass er am liebsten weggelaufen wäre.

„Keine...Keine Ahnung!“, krächzte er und wünschte sich, niemals Ja zu der ganzen Aktion gesagt zu haben.

„Rechts?“

„Okay“, wiederholte sich Touji.

„Rechts. Ober- oder Unterarm?“

„Öh...Unterarm?“

„Okay. Unterarm.“ Touji klang wie ein defekter Plattenspieler.

„Ober- oder Unterseite?“

„Oh bitte!“, stöhnte Kensuke auf und schlug sich mit der Hand an die Stirn, dass ein leises, patschendes Geräusch in die Nacht hinausdrang.

„Könntet ihr mal endlich zur Sache kommen!“
 

„Das war cool!“, hatte Touji gesagt, nachdem sie am frühen Abend aufgewacht waren und die Köpfe über das hohe, schilfartige Gras gestreckt hatten. Shinji war so verschlafen gewesen, dass er zuerst nicht gemerkt hatte, dass sein bester Freund den Kopf von seiner Brust genommen und ihn angesehen hatte. Er hatte sich an diese angenehme Schwere beim Atmen gewöhnt.

„Was war cool?“, hatte er, noch benommen, gewispert.

Und Touji hatte verschwörerisch den Kopf gesenkt, mit dem Finger auf seine linke Brust gezeigt und leise gesagt;

„Da drinnen herrscht ein toller Beat.“
 

Jetzt stand er da, hielt Shinjis Arm mit der linken Hand fest und die Klinge des Klappmessers mit der rechten auf die leicht gebräunte Haut gedrückt. Nur ein wenig, beinahe sanft. Shinji fühlte den Druck, er widerstand nur schwerlich dem Verlangen, die Augen zusammen zu kneifen. So war das immer, wenn er wusste, dass etwas Schmerzhaftes kommen würde. Wie eine Spritze beim Arzt. Oder der Sekundenbruchteil, wenn er beim Sport den Basketball auf sich zufliegen sah...

Touji sah sehr konzentriert aus. Die Augenbrauen tief gesenkt und die Fingerkuppen weiß vor Anstrengung, bewegte er sich dennoch nicht.

„Ähm...“, machte Kensuke und rieb sich müde die Augen. Er hatte vorhin aus Bequemlichkeit die Brille abgenommen.

„Du weißt aber, dass es nicht reicht, seinen Arm zu streicheln?“

„Ach verdammt!“ , fluchte Touji.

„Versuch du doch mal, deinem Kumpel wehzutun! Ich kann´s jedenfalls nicht!“

„Du bist wirklich klug.“, entgegnete Kensuke spitz.

„Gib mal her!“
 

Und plötzlich ging es sehr schnell.

Der Junge mit den blonden Haaren drückte die Fackel in die weiche Erde, nahm das Messer an sich, sah Shinji an.

„Sorry im Vorraus!“

Im nächsten Moment ratschte ein brennender Schmerz über die Stelle, die Touji eben noch so sanft gedrückt hatte. Shinji zuckte zusammen. Wie seltsam es doch war, wenn man den Schmerz erwartete...

„Au!“, rief Touji kurz darauf in die Gedanken des Jungen hinein.

„Das tut weh, du Blödmann!“

Für einen Augenblick sah der wirklich so aus, als ob er seinen Freund schlagen wollte, für etwas, wozu er sich selbst nicht getraut hatte. An seinem Arm hatte sich ein dunkelroter Strich gebildet. Und das Blut sah seltsam aus im Schein der Fackel. Schimmernd.

„Nicht reden!“ , sagte Kensuke.

„Nun macht schon!“
 

Es fühlte sich komisch an. Fremd.

Das war tatsächlich das erste Wort, welches Shinji dabei einfiel.

Auf seinem Arm lag Toujis und ihre Kratzer berührten sich, wie ein vereinigtes Brennen. Einen Moment lang hatte er das Gefühl, den fremden, pochenden Schmerzpuls in sich wiederhallen zu spüren.

Und je länger es dauerte, desto eigenartiger wurde das Gefühl.

Schweigen und Gedanken um Marshmellows, den See, frisch gebrühten Tee und die Müdigkeit des Tages lag über der Szene, und Shinji konnte sich kaum davon losmachen. Je länger diese beiden Arme sich berührten, desto vertrauter fühlte sich das an.

Ob sich gerade Blutkörperchen miteinander vermischten?
 

„So“, sagte Kensuke, als diese unkonventionelle Zeremonie vorüber war.

„Dann können wir ja zur Tagesordnung übergehen.“

Er entstieg mit der kleinen Fackel und ließ die beiden anderen Jungen in der Dunkelheit, fernab des Feuers stehen.

Und obwohl Shinji das Gefühl hatte, ihm hinterher zu rufen, ob er nicht auch einsteigen wolle in die „Familie“, hinderte ihn irgendwas daran.
 

Völlige Schwärze wölbte sich über den See. Wie ein Seufzer.

„Tja...“

Touji schaute abwechselnd zwischen Shinji und der sich bildenden Narbe auf seinem Arm hin und her.

„Ob die für immer bleibt?“
 

Irgendetwas schrie im fernen Wald, und es war, als ob das Rufen dieses Tieres wie ein Mechanismus war, der Shinji dazu bewegte, den gesamten Tag bis zu diesem Augenblick in seine Erinnerung einzuschließen. Wie eine Konserve, haltbar für immer.

Er lächelte seinen besten Freund an;

„Hoffentlich.“
 

Da huschte ein Hauch von Verlegenheit über Suzuharas Gesicht. Diesen Tag würde Shinji sich rot im Kalender anstreichen. Der Tag, nein, vielmehr die Nacht in der er Touji in Verlegenheit gebracht hatte.
 

„Na komm schon, Brüderchen...“
 

ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ta-chan
2006-09-11T22:01:25+00:00 12.09.2006 00:01
hi,

das zu dieser ff noch keine kommis da sind kann ich zwar nich t vertshen, aber ist halt so, bin ich eben der erste.

auch das ist wieder eine interessante idee die du gekonnt rübergebracht hast. an sich hat sich nicht viel mit schounen ai zu tun und trotzdem hat man immer hinterkopf da könnte noch was passieren, wirklich gut geschrieben.

ta-chan


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