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Tischdame

Mizuki hat endlich mal ein Date. Atobe hat unlautere Absichten. Aber nicht die, die Mizuki erwartet... (Atobe x Mizuki. Mal was total anderes...)
von

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Mizuki Desu!

they say that life is tit for tat and that´s the way i live

and i deserve a lotta tat for what i´ve got to give!

Chicago!, When You´re Good To Mama
 

*****
 

Die Stimme am anderen Ende hörte sich gelangweilt an. „He, ist das die Nummer von Myuki...?“
 

Der zierliche Saint Rudolph-Manager begann, schmollend an einer Haarsträhne zu zupfen. „Der Name ist Mizuki, “ schnurrte er so höflich wie möglich. „Myuki ist ein Mädchenname.“
 

„Sicher.“ Der Anrufer ließ keine Reue erkennen, eher leise Ungeduld. „Als ob das bei dir einen Unterschied machen würde.“
 

Fauchend versenkte Mizuki seine Finger in den Oberschenkel. Witze und Spekulationen über seine sexuelle Identität hatte er sich einigermaßen angewöhnt – aber dass ausgerechnet der Prinz der aufgerüschten Tennis-Robe ihm damit kam, war nun wirklich eine Frechheit.
 

„Was willst du von mir, Atobe?! Ich hab wirklich keine Zeit für so was, ich steck hier bis zum Hals in Papieren und Terminen und...!“
 

„Ack! Mizuki, dane! Was hab ich dir denn angetan, dane? Warum tust du mir weh, dane?!“
 

Ups. Mizuki murmelte entschuldigend und pflückte seine zugegebermaßen recht angespitzten Nägel aus Yanagisawas zitterndem Bein, der neben ihm auf der Bank saß und ihn verstört anstarrte.
 

Was fiel Atobe auch ein, ihm bei Ansicht eines wichtigen Trainingsspiels auf die Nerven zu fallen und ihm unangekündigt die Laune zu versauen?!
 

Atobe hatte dem Gebrüll auf dem Saint Rudolph-Trainingsplatz unbeeindruckt zugehört.

Als er wieder sprach, war seine Stimme herrisch.

„Mizuki, ich will das hier irgendwie beschleunigen, wenn möglich, also könntest du dir bitte einen Ort suchen, wo dir kein Äffchen ins Ohr schreit. Danke. Es ist nicht so, dass andere Leute nichts zu tun hätten, verstehst du.“
 

Es war zwar vollkommen unmöglich, aber Mizuki konnte förmlich hören , wie Atobe bei diesen Worten angeödet seine Fingernägel betrachtete.
 

Es war etwas in dieser kühlen, eitlen, total uninteressierten Stimme, das Mizuki den Qualm aus den Ohren trieb...aber man legte nicht auf, wenn Atobe Keigo von Hyotei sich herabließ, das machte man einfach nicht – besonders nicht, wenn man ein kleiner Manager mit einem Team ohne Stars und einem äußerst diffusen Image war.
 

Tatsache war, auch wenn er allen gegenüber und Yuuta besonders, das Gegenteil versicherte – Mizuki wurde nicht viel auf seinem feschen kleinen Diensttelefon angerufen.

Meistens waren es gegnerische Teams, die ihm Prügel anboten, sollte er wieder ungefragt bei ihnen rumschleichen und Spieler anmachen (Mizuki fand das empörend – er machte keinen an, der sammelte Daten! Warum musste Inui von Seigaku sich solche Sprüche nie anhören?!). Die Presseleute, die Mizuki kontaktierte, riefen selten zurück. Die waren immer viel zu beschäftigt, bei fuckin Seigaku die attraktiven Spielergenies anzuhimmeln oder den Stil von Hyotei zu verehren oder die Halbgötter von Rikkaidai oder Underdogs bei Fudomine zu filmen.
 

Und Anrufe vom Kaliber Atobe Keigo von Hyotei hatte Mizuki, unter uns, noch nie bekommen. Weswegen er sich auch überhaupt nicht erklären konnte, was der von ihm wollte.
 

Aber auch wenn er Atobe wirklich ätzend fand...er musste es wissen.
 

„Ok...bin dabei, bin dabei.“ zischte er, während er sich ziemlich umständlich durch die Tenniszuschauer wühlte. „Moment...!“
 

„Ich warte.“ ließ sich Atobes vornehm-beleidigte Stimme vernehmen.

Etwas klapperte im Hintergrund. „Atobe-sama, hier kommt Ihr Frozen Yoghurt...!“ piepste eine Stimme. „Danke, du darfst dich entfernen.“ Noch mehr Geklapper.

Mizuki knirschte mit den Zähnen.
 

Er ärgerte sich, als er sich vom Trainingsplatz entfernte um sich ein schattiges Plätzchen zu suchen. Das bedeutete, dass er Yuuta-kuns Übungsmatch aus dem Augenwinkel verlor.

Die Sonne brühte heute heiß auf den Sand runter, und es bestand eine Chance von nicht schlecht 75%, dass Yuuta im letzten Drittel auf seine Verklemmtheit pfeifen und sein T-Shirt ausziehen würde. Der Anblick seiner nackten Bauch-, und Brustmuskeln im Sonnenlicht hätte Mizuki durchaus interessiert – als Data und um die Trainingspläne zu optimieren, natürlich.
 

Aber weiter im Text... Mizuki betrat die verlassene Umkleidekabine. Die Kühle der Metallspinde und die feuchte, leicht muffige Luft beruhigten seine puckernde Stirnader.

Er krallte sich einen leeren Getränkekarton, setzte sich, ließ die Beine übereinanderschlagen und redete sich sein, er säße in dem vollklimatisierten Luxusbüro, dass er später mal haben wollte. Das Atobe höchstwahrscheinlich schon besaß. Der Mistkerl.
 

„Ok,“ sagte er dann. „Schieß los.“
 

Atobe wirkte schon hörbar angepisst. „Na großartig. Können wir dann...?“
 

„Ich warte.“ Mizuki tappte ungehalten mit dem Fuß auf den Boden. In der Nähe erspähte er Yuutas offene Lunchbox mit Keksen drin. Mizuki nahm an, dass selbst Atobe mit Keksen besser zu ertragen war. Er schnappte danach und sah sich das handgeschriebene Etikett an: Kleines Geschenk von Aniki. Nicht alle auf einmal naschen! Und ruf mal wieder an! Alles Liebe, Syuusuke.
 

Aha. Interessant. Darum hatte er sie also nicht angerührt. Mizuki vernichtete das Paket, während er Atobe lauschte.
 

„Es ist so, ich sitze hier in meinem Pool...“ Im Hintergrund plätscherte es. Mizuki stöhnte leise. Der Bastard machte ernst. Er saß tatsächlich in seinem Pool. „Und ich bin dabei, meine Termine für nächste Woche abzuhaken und da wollte ich fragen...“
 

Ein kleine Zögern. Atobe und Zögern...? Was war nun kaputt? Und was in der Welt hatte Atobe Keigo von Hyotei ihn schon zu fragen...?
 

Bitte lass es ein gigantisches Match zwischen Hyotei und Saint Rudolph mit Riesen-Presse sein , flehte Mizuki die PR-Götter an, während einer von Fujis Keksen unter seiner Hand zerbröselte. Iih. Apfel und Chilli-Geschmack. Fuji Syuusuke, dieser Wahnsinnige.
 

„Da wollte ich fragen, hast du Freitagabend schon was vor, Mizuki...?“
 

Ein Schwall Krümel flog dem sonst so Gezierten Manager aus dem Mund. „Huh?“
 

„Lust, mir mit auszugehen?“
 

„Huh?!“
 

Das...
 

Das kam...
 

Das kam so plötzlich.
 

Mizuki bekam einen Hustenanfall, um nicht sofort antworten zu müssen. Auf eine Frage, die er wahrscheinlich falsch verstanden hatte.
 

Das musste...das konnte nur ein furchtbarer, dummer, peinlicher Irrtum sein...!
 

Ohne es zu wollen merkte Mizuki, dass ihm die Knie weich wurden. Nicht, dass er sich nie vorgestellt hatte, diese Frage mal Gestellt zu kriegen. Nicht, dass er sich das nie Gewünscht hätte...besonders von den Lippen eines bestimmten Tennis-Wunderknaben mit haselnussfarbenem Haar und blauen Augen, die man viel zu selten sah...!
 

Aber...Atobe Keigo? Von Hyotei? Im ernst? Sie beide konnten sich nicht mal leiden. Sie hatten nur einmal gegeneinander Gespielt, Mizuki hatte verloren und Atobe es wahrscheinlich fünf Minuten später vergessen. Seitdem hatten sie vielleicht drei Sätze miteinander Gesprochen, und mindestens zwei davon waren „Wo sind denn hier die Getränke?“
 

Und außerdem...fand Atobe sich neuerdings etwa nicht mehr zu schön für andere Menschen?
 

„Mizuki...? Hast du die Stimme verloren? Schon ok, ich kann verstehen, wenn das für dich ein Schock ist. Ich meine...die Chance mit mir auszugehen...für einen wie dich...das ist wie ein plötzlicher Lottogewinn, ich kann verstehen dass dich das umhaut...! Mach einfach irgendein bestätigendes Geräusch, und ich hole dich um acht mit der Limou ab, ok? Ist die Adresse in der Tennis-Datenbank noch aktuell? Ach ist eigentlich auch egal, ich hab Auto-Navi...!“
 

Nein...offensichtlich fand Atobe sich immer noch zu schön für andere Menschen.
 

Mizuki unterbrach Atobes nüchternen Redefluß mit einem Röcheln. Aus Angst, dieser könnte das als Bestätigung verstehen, hängte er hektisch an, „Moment...könnten wir noch mal ne Minute zurückdrehen...? Was...? Wie...? Warum...ich...?“
 

„Das sind drei ausgezeichnete Fragen, Mizuki.“ Atobe wirkte amüsiert. Dem Geklingel im Hintergrund nach zu urteilen liess er sich Gerade einen neuen Frozen Yoghurt bringen. So hektisch war es um ihn offenbar auch nicht.
 

„Es ist so...ich muss am Freitagabend zu dieser Tennis-Gala...da wird so´n Preis verliehen...das Goldene Reporterzwirn oder so.“
 

Mizukis Augenbraue zuckte. „Das silberne Band der Sportpresse Tokyo,“ seufzte er.

Er selbst hatte Wochen versucht, eine Karte dafür zu bekommen, erfolglos. Während spaßbefreite Zonen wie Tezuka Kunimitsu solche Tickets nahezu hinterhergeschmissen bekamen – der nie daran denken würde, bei sowas aufzukreuzen. Und Atobe, natürlich, der so ziemlich überall reinkam. Die Welt war ungerecht.
 

„Du brauchst nicht zu platzen, Mizuki, ich lade dich doch ein zu kommen,“ sagte Atobe nun großzügig. Mizuki schielte argwöhnisch den Hörer an. Konnte man seinen Frust etwa da durchhören? „Die wenigsten werden eingeladen, es ist ein ziemlich erlauchter Kreis. Aber ich brauche eine Tischdame und...“
 

„Zum letzten mal. Ich bin keine Dame!“ fauchte Mizuki.
 

„Den Eindruck hab ich auch,“ erwiderte Atobe ungerührt. „Wie auch immer, auf Frauen steh ich nicht, also will ich mit einem netten männlichen Begleiter hin. Ich kann mir keine Gerüchte leisten, ich sei einsam und könnte noch nicht mal ein Date für Freitagabend auftun.“
 

Es entstand eine kleine Pause, während Atobe offenbar vollkommen unbeirrt in seinem Cocktailglas rührte und Mizuki versuchte, das Zittern seiner Beine zu beruhigen. Er war froh, dass der verwöhnte Playboy seine knallrote Birne nicht sehen konnte.
 

Zack. Da. Er hatte es einfach so gesagt. Atobe mochte keine Mädchen, also wollte er mit einem Mann ausgehen. Einfach so, ohne Scham. Das war sie, diese unglaubliche, selbstverständliche Atobe-Art. Und aus irgendeinem Grund hatte er sich Mizuki ausgesucht.
 

Und vor allem: Atobe war noch nicht einmal nett zu ihm. Er wollte mit ihm ausgehen, und er war noch nicht einmal nett. Er tat nicht einmal so, als würde er ihn mögen oder so was...!

War er, Mizuki, wirklich so offensichtlich verweifelt...?
 

„Hast du eigentlich was zum Anziehen?“ wollte Atobe in die Stille hinein wissen.
 

Mizuki fauchte wie eine Getretene Katze. „Ich habe NICHT gesagt, dass ich Zeit ha...“
 

Atobe unterbrach ihn. „Nein, warte...“ murmelte er. Mizuki hörte, wie er sich Notizen machte. „Ich hab Gesehen, wie du rumläufst...nein, ich kann nicht zulassen, dass du dich selbst anziehst...! Ich meine...natürlich werden die Fotografen in erster Linie von mir hingerissen sein und dich kaum beachten... Aber ich kann nicht riskieren, dass die mich da neben so einer lila Primel stehen sehen...! Ruf am besten mal bei meiner Sekretärin durch, um deine Kleidergröße durchzugeben, und dann schneidern wir was...!“
 

Mizuki riss den Mund auf. Lila Primel?! Das war doch die Höhe. Er hüpfte von der Kiste, und begann im Kreis rumzustreunen.

„Nenn mir einen Grund, auch nur einen Grund, mit dir da hinzugehen, Atobe!“
 

Es war das erste Mal, das es ihm gelang, den anderen aus dem Konzept zu bringen. Die Möglichkeit, Mizuki könne ihm einen Korb Geben, hatte er offenbar überhaupt nicht auf dem Schirm.

„Was?! Ich bin es, verstehst du? Ich frage dich , ob du ausgehen willst! Manche Menschen würden ihren rechten Arm...“
 

„Ah so...? Ich nicht.“
 

„Das ist doch gelogen.“
 

„Ist es nicht!“
 

Das war natürlich gelogen. Wenn Mizuki eines brauchte, dann Kontakte zu Leuten wie Atobe. Leute, die in der Welt des Nachwuchstennis wirklich was zu sagen hatten. Und diese Leute machten in der Regel einen Bogen um ihn.

Und zum anderen...
 

Atobe sah blendend aus, das musste man schon irgendwie zugeben. Er konnte sich den selbstverliebten Kapitän wirklich bestens vorstellen, wie er sich in seinem Pool aalte, und die Sonne auf seinen wirklich makellosen, Gestählten Oberkörper scheinen liess, auf dem die Wasserperlchen funkelten.

Um diese Fantasie noch zu bestärken, hörte Mizuki es bei Atobe leise plätschern.
 

Mizuki wurde normalerweise nicht von Männern wie Atobe um Dates angehauen. Er wurde überhaupt nie um Dates angehauen.

Höchstens in dieser erotischen Paralleldimension, von der er manchmal träumte.
 

Atobe schien die Sache allmählich zu lange zu dauern. Mizuki konnte hören, wie er entnervt in irgendwas blätterte, wahrscheinlich sein Terminkalender.

Er lächelte spitz. Insgeheim wusste Mizuki schon, dass er auf die Sache eingehen würde, so bizarr ihm das auch vorkam. So eine Chance bot sich ihm vielleicht nie wieder.

Aber Atobe-sama noch ein bisschen Schwitzen zu lassen, war das mindeste.
 

„Du brauchst Anreize, Mizuki von Saint Rudolph, hm?!“ zischte es aus dem Hörer. „Ich hab hier Anreize. Ich hab hier zufälligerweise einige Sportmagazine von heute liegen...“
 

Mizuki fragte sich allmählich, was Atobe noch so alles neben seinem Pool liegen hatte. Hatte er einen schwimmenden Schreibtisch? O Gott...er war Atobe. Wahrscheinlich hatte er wirklich einen schwimmenden Schreibtisch...!
 

Atobe war offensichtlich sehr in Fahrt. „Soll ich vorlesen, Mizuki-von-Saint Rudolph-kun...? Ich seh hier Artikel über... Seigaku ... Seigaku ... ha ha, wie Tezuka wieder aussieht...! Hyotei ... Hyotei ... Hyotei ... ein Titelbericht über Rikkaidai...oh, Fudomine..., mehr Hyotei... noch mal Seigaku... Aber kein Wort von Saint Rudolph! Oh, doch hier, 4 Zeilen unter Sonstiges . Irre ich mich oder hat da einer seine PR-Arbeit nicht im Griff...?“
 

Mizuki knirschte mit den Zähnen. Atobe hatte ihn natürlich erwischt. Genau da war das Problem. Saint Rudolph war ein ordentliches Team, aber verglichen mit den anderen schafften sie es nicht, riesige Wellen irgendwo zu schlagen. Nicht mit all den schillernden Wunderkindern, Stars und Diven in den anderen Teams. Der einzige in Saint Rudolph, der ein bisschen Diven-Potential besaß, war Mizuki selbst. Das wusste er. Und das wusste offenbar auch Atobe.
 

„Also, wenn wir ausgehen, knirscht du aber nicht so mit den Zähnen, oder..?“ Atobe hörte sich ehrlich erschrocken an. „Das ist furchtbar! Ist das krankhaft...? Das wär nämlich ungünstig...!“
 

„Ich...werd...mich...zusammenreißen,“ stieß Mizuki zwischen mahlenden Zähnen hervor. Ein Gewisses Bauchgefühl sagte ihm, dass dieser Freitagabend sehr demütigend für ihn werden würde.
 

„Heißt das, ich kann am Freitagabend mit dir rechnen?“ Atobe war hörbar dabei, zufrieden in seinem Terminplaner zu kritzeln.
 

„Ok, ok...ich bin da.“
 

Atobe hatte offenbar alles Gehört, was er hören wollte. „Ausgezeichnet. Hätte ich das auch abgehakt...fein. Also, wenn nichts weiter ist, sehen wir uns dann Freitagabend. Ich muss Schluss machen, das Gespräch dauert eh schon zu lange, stressige Zeiten, weißt du. Also bis dann. Vergiss deine Kleidergrößen nicht. Ciao.“
 

„Warte! Du...- „
 

Atobe hatte aufgehängt.
 

Mizuki starrte das Telefon an. Seine Hände zitterten. War das alles eben wirklich passiert?! Hatte Atobe Keigo ihn eben angerufen, wie Dreck behandelt, mit Füßen Getreten, seinen Kleiderstil beleidigt und dann klargemacht, dass sie nächstes Wochenende miteinander ausgehen würden?!
 

Und hatte er all dem zugestimmt...?
 

Und es war sein erstes Date. Und er durfte nicht mal anziehen, was er wollte. Und alle bekannten Tennispromis der Szene würde dasein. Und er würde die Tischdame eines Mannes sein und alle würde es sehen. Und Atobe und er mochten sich noch nicht mal.

Und und und...!
 

„Mizuki-san...alles ok...? Du hast mein tolles Finish verpasst.“
 

Der Nachwuchsmanager wirbelte herum und blickte in die treuen Augen von Yuuta, der sich, wie es der Zufall wollte, nun doch oben ohne präsentierte.

„Oh...ich sehe, du hast Anikis Kekse gegessen. Vielen Dank, ich bekam schon Angst vor den Dingern.“
 

Hinter ihm erschien Yanagisawa, der schützend mit der Hand seinen Oberschenkel bedeckte, als er Mizuki erblickte. „Warum bist du plötzlich weggerannt, dane?“
 

Mizuki würgte den Telefonhörer, als sei es der Hals von...irgendwem. „Ich...habe...ein Date...!“ krächzte er benommen, während diese Tatsache sich noch in Zeitlupe durch sein Gehirn arbeitete. „Mit...Atobe...von Hyotei...nächstes Wochenende...“
 

Die Verlegenheit, die sich daraufhin in der Saint Rudolph-Umkleide breit machte, konnte man praktisch mit dem Messer schneiden.
 

„Oh,“ Yuuta fummelte umständlich an seinem Tennischläger. „Oh. Das ist toll...ich meine, Atobe ist...ein Mann. Na Glückwunsch. Weiter so, Mizuki. Ich meine...ich steh bei so was total hinter dir.“ Er hustete. „Im übertragenen Sinne. Weißt schon. Kumpel.“
 

Yanagisawa begann, seine Turnschuhe auszuziehen und zuckte mit den Achseln. „Atobe ist kein schlechter Fang für nen Mann, dane,“ Gab er zu bedenken. „ Ich dachte mir immer, dass du mal mit Männern ausgehst, dane. Aber eher mit Männern, die hässlicher sind, dane. Und ärmer. Respekt, Mizuki.“
 

Mizuki sah den Mix aus Unbehagen, Erschrecken und Mitleid in den Blicken seiner beiden Teamkollegen, und beschloss, dass er sich das nicht bieten lassen konnte. Mit etwas Mühe knipste er sein vertrautes, intrigantes Manager-Lächeln wieder an.
 

„Hört auf zu mosern, ihr Gänse,“ sagte er. „Ich mach das doch nicht zum Spaß, mann! Ich besorge uns Feind-Data aus erster Hand und bringe Saint Rudolph in die Presse!“
 

Er lächelte möglichst selbstbewusst um sich, aber Yuuta und Yanagisawa standen immer noch betreten da und ließen die Arme hängen.

Plötzlich begriff er, dass sie nun erst recht keinen Bock mehr hatten, sich vor ihm auszuziehen.

Um ihnen eine Chance zu verschaffen, angezogen in den Unterricht zu kommen, raffte Mizuki seine Sachen zusammen und machte sich bereit zu Gehen.
 

Ach...sein Team. Allesamt kleine verklemmte Chorknaben, aber er liebte sie. Und sie liebten ihn...irgendwie. Letzten Endes machte er das alles nur für sein Team.
 

„Und nächste Saison,“ flötete er, während er die Schnalle zu seiner Tasche schwungvoll schloss, „fegen wir sie dann alle von Platz und Atobe Keigo kann sehen, wie er seinen schwimmenden Schreibtisch bezahlt. Adios, bis nachher.“
 

Während Yuuta und Yanagisawa sich umzogen, lehnte Mizuki an der Wand der Kabine und liess sich die Sonne auf das fahle Gesicht scheinen, während sein Gehirn das Gespräch mit Atobe rekapitulierte.
 

Atobe war ein Scheißkerl, ein eitler, viel zu reicher, viel zu talentierter und viel zu hübscher Schnösel... Aber er war auch die Eintrittskarte zu einer Gala, die Mizuki sich sonst wahrscheinlich mit Yuuta im Fernsehen angesehen und sich schrecklich geärgert hatte. Und wenn er ehrlich war...Mizuki mochte Geld, er mochte Talent, er mochte Gewinner. Ob ein Mensch dazu noch eine Persönlichkeit zum Knuddeln hatte, war ihm relativ egal... Eigentlich sprach nichts dagegen.
 

Aber da war noch diese eine Sache...diese eine Sache musste er noch rausbekommen, damit er sich nicht wie ein Depp vorkam. Er ahnte bereits, dass die Antwort auf seine Frage unhöflich, ignorant und verletzend ausfallen würde. Aber vielleicht auch nicht. Er musste es zumindest versuchen.
 

Er zückte sein Telefon und wählte Nummer zurückrufen. Seine Finger zitterten nur leicht.
 

Wieder diese kühle, unpersönliche, beschäftigte Stimme. „Sie haben die Ehre, mit Atobe Keigo zu sprechen?“
 

Der Nachwuchsmanager holte tief Luft. „Ich bin´s, Mizuki.“
 

„Wer?“
 

„Mizuki."
 

Atobe war ungehalten. „Den Namen hab ich verstanden. Wer?“
 

„Mizuki von Saint Rudolph, du Schnösel! Wir haben telefoniert...vor fünf Minuten. Wir haben ein...ein Date nächste Woche!“
 

„Ah, Mizuki, du bist es, ist wirklich total schlecht, ich spreche auf der anderen Leitu...- „
 

„Nur eins.“ Mizuki verspürte so eine Art Herzrasen und beschloss, es zu ignorieren. Waren wahrscheinlich nur Fuji-kuns Kekse des Todes. „Wie viele haben vor mir abgesagt, bevor du mich angerufen hast...?“
 

Das Thema schien Atobe nicht so zu liegen. Er hüstelte. Aber immerhin war er ehrlich.
 

„Nun...die Tennis-Szene ist wirklich voll mit schönen, ungebundenen Männern, aber die meisten sind ein bisschen verkrampft...die Liste war nicht kurz...angefangen bei Tezuka Kunimitsu...über Kamio von Fudomine...mhmm...! So etwa 18, würde ich sagen...!“
 

Mizuki hatte es Geahnt. Aber sein Auge zuckte trotzdem. „Aha. Und wie viele Leute hättest du nach mir noch gefragt?“

Er wusste, dass er die Antwort nicht mögen würde, aber er konnte nicht anders. Stolz war ein Biest.
 

„Keinen mehr,“ bestätigte Atobe seinen Verdacht. „Du warst so ziemlich das letzte. Ähm. War das alles?“
 

„Du...magst mich also überhaupt nicht, oder?“ fragte Mizuki. Nicht, dass ihn das überraschte. Oder das er etwas anderes lieber Gehört hätte. Aber er wusste eben Gern, was Sache war.
 

„Nicht so besonders. Wieso?“
 

„Warum dann ich?! Warum, unter all diesen schönen, ungebundenen Männern, ich...?“
 

Atobe war erstaunt. „Das weißt du wirklich nicht...?“
 

Mizuki sackte an die Wand. Er würde doch nicht...? Atobe würde doch am Ende nicht was Nettes sagen...?
 

Plötzlich druckste der andere und wirkte verlegen. „Den Grund verrate ich dir, wenn ich dich abholen komme,“ erklärte er. „Und übrigens fragt man so was als Dame nicht, wenn man ein Rendezvous hat.“
 

Mizuki qualmte wieder. „Ich BIN keine Dame!“
 

„Ich weiß. Schade. Bis dann. Freu mich.“ Und Atobe hatte wieder den Hörer aufgelegt.
 

Mizuki starrte erneut den Hörer an.

„Freu mich.“ Am Arsch.
 

Er wählte die Nummer von Atobes Sekretärin an, um seine Kleidergrößen durchzugeben.

Hyotei: 1. Saint Rudolph: 0.

the folks atop the ladder are the ones the world adores

so boost me up my ladder kid and I kick you up yours.

Chicago! , When You´re Good To Mama
 

*****
 

In den nächsten Tagen stand Mizuki wiederholt davor, sich den Hörer zu schnappen, Atobe anzurufen und die Nummer wieder abzublasen. So in etwa alle halbe Stunde mindestens einmal. Ab und zu versuchte er es auch, aber Atobe war entweder wirklich der beschäftigste Tennisspieler der Stadt oder hatte sich entschlossen taktisch nicht mehr für ihn erreichbar zu sein.
 

Denn das einzige, was Mizuki erreichte, war sich wiederholt Atobes Mailbox-Text reinziehen zu müssen, in dem dieser sich selbst feierte, von sich selbst in der dritten Person sprach und was sonst nicht noch alles.

Und Mizuki ärgerte sich noch mehr, weil er wusste, dass Atobe all diese Anrufe ohne Nachricht als Zeichen von Liebe und Schwärmerei deutete. Einfach, weil Atobe das so machte.
 

Immerhin: der Anzug, der Mizuki am Abend vor der Gala angeliefert wurde, konnte sich wirklich sehen lassen. Er war schlicht, aber elegant und passte wie angegossen.
 

Atobe hatte Geschmack, das musste man dem reichen Drecksack mit dem albernen Schönheitsfleck leider lassen.

Genaugenommen hatte Mizuki noch nie zuvor einen so tollen Anzug besessen und hätte ihn sich wahrscheinlich auch nie leisten können.
 

Er lief mindestens zwei Stunden damit vor dem Spiegel rum. Bis ihm Yuuta auf die Nerven ging, der ohne Pause immer nur fragte: „Und...also...es ist wirklich ein Date? So ein echtes Date? Du und ein anderer Kerl? Also ein Date mit zwei Kerlen? Nennt man das auch Date?“
 

Atobe hatte also Geschmack... Bedeutete das nicht automatisch, dass Mizuki ihm gefallen musste, weil er ihn sonst nie gebeten hätte? Nicht mal als letzte traurige Nummer auf seiner langen Liste von Kandidaten?
 

Mizuki war zu aufgeregt, um darüber nachzudenken.
 

Er war bestens vorbereitet. Er hatte seine Mini-Kamera so in seiner Tasche deponiert, dass die Sicherheitsleute sie nie finden würden. Er hatte ein kleines Aufnahmegerät, das er sich in den Ärmel stecken konnte. Er hatte eine Gästeliste und einen Sitzplan.
 

Allein die Gästeliste übertraf seine feuchtesten Träume von der Übernahme sämtlicher Daten sämtlicher Teams. Alle Kapitäne würden kommen, alle Coaches. Selbst Tezuka Kunimitsu hatte zugesagt. Es war eine der wenigen Chancen, Tezuka von Seigaku mal bei so etwas wie einer Freizeitaktivität zu erleben.

Mizuki würde aus diesem peinlichen Zwangsdate alles rausholen, was er konnte.
 

Mit etwas Glück konnte er Atobe, der wahrscheinlich von seiner eigenen Schönheit geblendet sein und einen Schwarm Fans anziehen würde, einfach am Tisch sitzen lassen und sich an die interessanten Leute dranhängen...!
 

„Promi-Luder!“ lachte Kapitän Akazawa überflüssigerweise eines Tages in der Kantine. „Ich wusste immer, dass du...irgendeine Karriere machen würdest, Mizuki-san!“
 

Mizuki ließ dazu nur ein dünnes, herablassendes Kichern hören. Ihm war es egal. Sie würden alle Augen machen, wenn er sie später mit einer Riesentüte voll wertvoller Data und neuen, verbesserten Beziehungen zu Hyotei umhauen würde...!
 

Wie weit diese Beziehungen zu Hyotei und im speziellen zu Atobe dann an dem Abend noch gehen sollten, darüber dachte Mizuki lieber nicht nach.

Wahrscheinlich war eh nichts zu befürchten. Bestimmt würde Atobe Mizuki den Abend über ignorieren, Autogramme verteilen und ihn dann hinterher vor seiner Haustür aus dem fahrenden Wagen schmeißen.
 

Das war zumindest das einzige, was Mizuki sich vorstellen konnte. Wenn er versuchte, sich was anderes vorzustellen, wurde ihm irgendwie flau.
 

Er sagte also nicht ab, und so kam es, dass sich Freitagabend um acht die Scheinwerfer einer wirklich mächtigen Limousine die Auffahrt zum Haus Mizuki hochschoben.
 

Mizuki hatte den Anzug angezogen, bereits mehrere Magentabletten eingeschmissen und Yuuta als zappeligen Hausgast. Gern hätte er sich eingeredet, Yuuta-kun wäre eifersüchtig, aber es schien eher so zu sein, dass Yuuta an die Sache immer noch nicht so wirklich Glauben wollte, wenn er sie nicht mit eigenen Augen sah.
 

„Wow, der kommt wirklich!“ stieß er hervor, während er und Mizuki durchs Fenster linsten. „Der kommt wirklich und holt dich ab! Zu einem Date! Der macht es! Er steigt aus dem Wagen aus! Nun kommt er an die Tür! Wow Mizuki-san, der zieht das durch!“
 

Mizuki hätte sich Yuutas Live-Kommentar lieber erspart...seine Gedärme fuhren so schon Karussell. Scheiße.
 

Von wegen, Atobe war von seiner eigenen Schönheit geblendet. Denn leider hatte er allen Grund dazu, und er war sicher nicht der einzige.

Selbst Mizuki war für einem Moment überwältigt, als er ihn auf die Tür zusteuern sah.

Atobe sah umwerfend aus. Er hatte noch nie einen Mann erlebt, der einen weißen Zuhälteranzug mit so viel Stil und Stolz tragen konnte wie der Hyotei-Kapitän. Atobe schien von innen zu strahlen. Er sah aus wie ein Star.
 

Verdammt.
 

Mizuki merkte, wie seine Beine langsam nachgaben, als er Yuuta fassungslos hauchen hörte: „Du, Mizuki-kun...er hat Blumen dabei.“
 

Einen Moment später saßen sie zu dritt in Mizukis bescheidenem Wohnzimmer. Mizuki und Atobe, die sich anschwiegen, dazwischen eine violette Ansteckblume, und Yuuta, der zwischen den beiden hin und herschielte, als sähe er ein Tennisspiel. Und das, obwohl keiner von ihnen den Mund aufmachte.
 

Schließlich sagte Mizuki kühl: „Ich nehm keine Blume von dir.“
 

Atobe lächelte herablassend. Mizuki wünschte sich, Atobe wäre hässlich. Oder würde zumindest in diesem blütenweißen Anzug nicht so heiß aussehen, damit er ihn besser verabscheuen konnte.
 

„Du kannst die Blume von mir aus auch wegschmeißen, mir egal,“ sagte er trocken und strich sich vornehm über das Hemd, als würde Mizukis Couch ihn beschmutzen.

„Aber da, wo ich herkomme, schickt es sich, seiner Begleitung Blumen mitzubringen.“
 

Yuuta öffnete den Mund, und bevor Mizuki es verhindern konnte, hatte er es schon gefragt. „Mizuki-san ist also in echt deine Begleitung...?“ wollte er wissen. „Und ihr beide habt ein Date? So in echt?“
 

Atobe fuhr herum. „Wer bist du denn?!“ fragte er, als wäre Yuuta eben aus dem Nichts erschienen.
 

„Das ist Fuji Yuuta-kun, bekannt als der Southpaw-Killer,“ sagte Mizuki, froh, über irgendetwas sprechen zu können. „Einer der besten Spieler, die Saint Rudolph zu bieten hat!“
 

„Aha.“ Atobe kniff die Augen zusammen und begutachtete Yuuta ungeniert von Kopf bis Fuß. „Sowas habt ihr also zu bieten...nicht schlecht. Und was machst du so heute abend, Kleiner...?“
 

„Ich?“ Yuuta wirkte verlegen. „Nichts besonderes...vielleicht seh ich mir was im Fernsehen an...“
 

Atobe lächelte. „Zu schade, dass ich DEN schon gefragt habe, mich zu begleiten,“ sagte er leise mit einem Nicken zu Mizuki, „Ich schätze, du würdest den Anzug sprengen mit deinen schönen, breiten Schultern, Fuji Yuuta-kun...“ Er zwinkerte dem Spieler zu.
 

„Ich geh dann mal Limo aus der Küche holen,“ verkündete Yuuta und machte sich so schnell es ging aus dem Staub.
 

Mizuki hob die Augenbraue. Es passte ihm überhaupt nicht, dass Atobe offenbar ebensogut wie er war, wenn es darum ging, Yuuta aus dem Konzept zu bringen. Das war sein Lieblingssport. Den hatte er erfunden!
 

Atobe schien Saint Rudolphs schüchternen Southpaw Killer in Sekundenschnelle vergessen zu haben und schoss amüsierte Blicke auf sein Date ab, das ziemlich verstimmt an der Couchlehne pulte.
 

„Dir steht er aber auch nicht schlecht,“ sagte er beschwichtigend und verteilte ein knappes, anerkennendes Lächeln. Mizuki erkannte sofort, dass das Atobes Masche sein musste...er sah einfach so großartig aus, dass man ihm nichts übel nehmen konnte. Ein kleines Lächeln, und er konnte sich alles erlauben, selbst in Anwesenheit seines Begleiters andere Männer anzubaggern.
 

Sie schwiegen, bis Yuuta wieder auftauchte und allen schüchtern Limo anbot. Atobe lehnte ab und beobachtete, wie Mizuki sein Glas in einem Schwall leerte.
 

„Können wir?“ fragte er. „Auf dem roten Teppich herrscht bestimmt wieder das totale Chaos – „
 

Mizuki verschluckte sich. O Gott. Der rote Teppich. Den hatte er vollkommen verdrängt. Er neben Atobe auf dem roten Teppich. Das unvermeidliche.
 

Aber wie auch immer...auch peinliche PR für Saint Rudolph war PR für Saint Rudolph...! Da musste er nun durch.
 

„Ich dachte – die Größten Stars kommen immer zu allem zu spät?!“ säuselte er spöttisch, während Atobe ihm tatsächlich in den Mantel half.
 

Atobe Grinste. „Die Verspätung ist doch schon längst eingeplant,“ erklärte er. „Die Uhr läuft schon. Und außerdem – wenn Tezuka wieder vor mir da ist, obwohl der mit dem Fahrrad kommt, dann fall ich tot um.“
 

***
 

„Ato-be! Ato-be! Ato-be!“
 

Man hörte sie schon von weitem. Mizuki hörte sie sogar durch das entspannende Klassik-Gedudel, das im Inneren der Limousine abgespielt wurde. Dieses dämliche, verblendete Klatschvieh, das Atobe überallhin verfolgte. Er hatte berechtigte Zweifel, dass irgendwer von Saint Rudolph extra angereist war, um „Mizuki!“ zu schreien.
 

Hoffentlich wurde er nicht mit faulem Obst beworfen.
 

„He, wir haben Tezuka vor zwei Blocks mit seinem Fahrrad abgehängt,“ verkündete Atobe verzückt, während er aus dem blickdichten Fenster spähte.

„Der Loser. Sogar seine Begleiterin muss mit dem Fahrrad fahren, hast du das gesehen...? Wie lahm ist das denn! Aber ich muss schon sagen, tolle Kondition. Tolle Freundin auch...!“
 

Dass Tezuka Kunimitsu eine Freundin hatte, war schon ein Stück wertvoller Info, aber Mizuki interessierten vorerst andere Dinge. „Atobe, nun kannst du´s mir sagen: warum hast du mich als deine Begleitung ausgewählt...?“
 

Atobe beachtete ihn längst nicht mehr. Er hatte was interessanteres entdeckt: sein Spiegelbild in der Scheibe. „Alle anderen sind abgesprungen,“ sagte er gelangweilt.

„Das sagte ich doch bereits.“
 

„Aber du sagtest, da wäre noch ein Grund, und den wolltest du mir sagen, wenn du mich abholst, also pack schon aus.“
 

Es war Mizuki schrecklich peinlich, wie genau er sich an das unerfreuliche Gespräch letzte Woche erinnerte. Aber Atobe hörte tatsächlich auf, seine makellose Erscheinung zu begutachten und wandte sich ihm zu. „Ich habe noch einen Grund, aber den willst du nicht hören,“ sagte er leise. Er wirkte beinahe ernst.
 

Mizuki schnaubte. „Ich bin hart im nehmen. Probier es aus.“
 

„Also schön.“ Atobe stellte die Musik aus. Was aber nur den Effekt hatte, dass das „Ato-be!“-Gebrüll noch lauter wurde.
 

„Mizuki, du bist...wie soll ich sagen, du bist...“ Atobe sah leider wirklich reizend aus, wenn er sich zierte. „Nein, ich fange anders an. Bei solchen Galas, so wie hier, mit all der Presse, dem roten Teppich und so, ist die Wahl der richtigen Begleitung sehr entscheidend. Zum einen, sie muss vorzeigbar sein. Sie muss einigermaßen gut aussehen...“
 

Zu seinem eigenen Entsetzen fühlte Mizuki sich erröten und hörte sich „D-danke!“ quaken.
 

„...zum anderen sollte die Begleitung aber auf keinen Fall ebenso Gut oder besser aussehen als man selbst.“ Atobe hob den Finger. „Goldene Regel. Das Schlimmste, was einem passieren kann, ist, dass sein Date einen in den Schatten stellt. Was bei mir natürlich unmöglich ist.“
 

Mizuki wollte etwas sagen, am liebsten was Beleidigendes, aber alles was er hervorbrachte, waren einige Krächzlaute.
 

„Und darum habe ich dich ausgewählt, Mizuki. Du bist...ein mittelprächtiger Tennisspieler, und der mittelprächtige Manager einer mittelprächtigen Mannschaft. Perfekt für mich. Ich bin ein Alpha-Tier in dieser Szene. Ich brauche eine Begleitung, die nett aussieht, mir schmeichelt, aber nicht die Aufmerksamkeit von mir ablenkt. Und das bist du. Ich bin das Alpha-Tier und du bist...Mizuki, die schräge Schwuchtel von Saint Rudolph.“
 

Atobe lehnte sich vor und begann ernsthaft, tröstend Mizukis Knie zu tätscheln.

„Das ist Showbiz. Ist nicht böse gemeint.“
 

Die letzten Sätze waren wie ätzende Säure direkt in Mizukis Nervensystem gekrochen. Das schlimmste an ihnen war, dass Atobe irgendwie auf eine schreckliche, unfaire Art Recht hatte. Mizuki kochte. Er kochte über.
 

„Halt diesen Wagen an!“ zischte er. „Ich steige aus! Und dann kannst du als Alpha-Single allein an deinem Tischchen sitzen, du Dreckskerl...!“
 

Atobe sah sich den Ausbruch nur kalt lächelnd an. „Zu spät,“ schnurrte er. „Wir sind da. Es ist soweit.“
 

„Ato-be! Ato-be! Ato-be!“
 

Atobe hatte recht. Der Wagen hielt. Mizuki konnte von außen ohrenbetäubendes Gebrüll hören und das Klicken mehrerer Kameras. „Du Arsch...!“ heulte er auf. „Du hast mit Absicht bis zur letzten Minute gewartet, mir das reinzudrücken, damit ich keinen Rückzieher machen kann.“
 

„Das ist wahr. Und nun sei still und lächle, die Show geht los. Und mach dir keine Sorgen, dich sieht sowieso keiner.“
 

Mizuki nahm sich vor, Atobe beim Aussteigen ein Bein zu stellen.
 

Er war schon halb dabei, die Tür zu öffnen – begleitet von einer Welle Kreischen und weiteren brünftigen „Atobe!“-Schreien – als eine vorsichtige, sanfte Hand ihn festhielt.
 

„Warte...“ Atobe legte eine Hand unter Mizukis Kinn und sah ihn prüfend aus klugen, dunklen Augen an. Zum ersten mal eigentlich. Zum ersten mal sah er ihm wirklich ins Gesicht, als sei er ein Mensch, und kein Handtäschchen zum Umhängen.
 

Und dann war da diese Hand an seinem Kinn. Mizuki wurde nervös. Er konnte Atobe doch kein Bein stellen. Er würde irgendwas brauchen, auf das er sich stützten konnte...!
 

„Deine Haare...sähen...besser aus...wenn ich...so...“
 

Eine selbstsichere Hand wanderte in sein schwarzes, zerzaustes Haar und begann, fachkundig Ordnung zu machen. Atobe schien Genau zu wissen, was er wollte. Er strich hier eine Strähne hinters Ohr, dort eine Locke Glatt...und war dabei so behutsam, als würde er ein Kunstwerk herrichten.

Geschickte Finger strichen über Mizukis sensible Ohren, seine Wangen, durch seine Haare...so war er noch nie angefasst worden, von seiner Friseuse mal abgesehen und die zählte nicht.
 

Mizuki kam sich für etwa eine halbe Minute vor, als sei er etwas Besonderes...bis Atobe schließlich zufrieden nickte und von ihm abließ. Mizuki schnappte nach Luft. Er hatte wohl zwischendurch vergessen zu atmen.
 

„So.“ Atobe Grinste. „Nun siehst du aus wie ein Anhängsel, das Ore-sama würdig ist. Ich kann doch meine Fans nicht enttäuschen!“
 

Das Spektakel vor dem Sporthaus übertraf alles, was Mizuki sich ausmalte, wenn er in der Badewanne Klatschzeitschrifen las. Es war erschreckend und großartig zugleich.
 

Atobe strahlte und lotste sie beide zielstrebig auf den Eingang zu. Er verteilte Kusshände und Siegesgesten nach allen Seiten, und weder die Reporter, die ihm ins Ohr plärrten, noch die mehreren hundert Heirats- und Kinderwünsche von Fans beiderlei Geschlechts, die von den Seiten auf ihn einprasselten, schienen ihn zu irritieren.
 

Mizuki hingegen befand sich in einer Art Alptraum, nur dass er nicht nackt war.
 

„Wer ist DAS denn?“
 

„Irgendsoein Typ. Spielt auch Tennis. Hab den schon mal irgendwo Gesehen.“
 

„Wer IST denn das?!“
 

„Hat Atobe einen neuen Freund?“
 

„Machst du Witze...? Der hat doch mindestens zehn Freunde...! Das ist nur einer davon.“
 

„Der Glückliche...!“
 

Ein dickes Fellmikro schob sich Mizuki ins Gesicht, während er versuchte, von Blitzlicht nicht blind zu werden und Atobe im Lächeln die Show zu stehlen, was vollkommen unmöglich war.

„Sie sehen bezaubernd aus! Unsere Zuschauer wollen sicherlich wissen, was sie heute tragen!“
 

„Was trage ich heute?! Was trage ich heute?!“ fauchte er Atobe panisch ins Ohr.

„Ich hab ne Hausschneiderei!“ kam es gutgelaunt zurück, während Atobe gleichzeitig drei Interviews führte, für Fotografen posierte und der kreischenden Menge zuwinkte.
 

Die Frau am Fellmikro sah neugierig von einem zum anderen. „Atobe-sama, möchte Ihr Begleiter sich vielleicht vorstellen?“
 

Mizuki spürte Atobes Lippen an seinem Ohr. „Na los, das sind deine fünf Minuten, Mizuki-von-Saint-Rudloph-kun. Mach was!“
 

Mizuki hoffte, dass sein Grinsen nicht halb so gequält aussah wie es sich anfühlte.

„Ich äh...ich bin Hajime Mizuki... sama... i-ich vertrete das Team von Saint Rudolph...“
 

„Soll das heißen, dass das Team Saint Rudolph Romanzen zwischen Männern besonders offen gegenübersteht, Mizuki-sama?“
 

„WAS?!“
 

„Aber sicher, so ist es,“ mischte Atobe sich ein, auf dem offenbar seit 3 Sekunden keine Kamera mehr geruht hatte, und schob sich ins Bild. „Saint Rudolph ist ok im Tennis, aber besonders schätze ich die legere Einstellung der Spieler in moralischen Fragen, zumal sie alle sehr gutaussehend sind. Ist doch so, Mizuki-san?“
 

„Atobe ... ich hasse d-....“
 

Spielend übertönte Atobe die letzte Bemerkung seines schwitzenden Begleiters und legte den Arm um ihn. Mizuki wurde von Atobes Duft eingehüllt, der, zugegeben, nicht übel war.
 

„Ich hasse es auch, zu spät zu kommen, Liebster. Wir müssen uns leider verabschieden. Bitte wenden sie sich an mein Sekretariat wegen längerer Interviews!“
 

Mizuki spürte, wie er von Atobe vom Teppich geschleift wurde. Na, klasse. So viel zu Saint Rudolphs Promo. Nun würden sie dank Atobe überall als schwuler Tennis-Swingerclub zu Ruhm kommen. Yuuta würde ihn morgen mit einer Schlägersaite erdrosseln.
 

„Und hier kommt: Tezuka Kunimitsu vom Team Seigaku! Und er hat eine hinreißende Frau an seiner Seite!“
 

Mizuki erhaschte einen letzten, flüchtigen Blick auf Tezuka, der mürrisch wie immer den roten Teppich betrat. Er hastete blicklos an den Reportern vorbei, als habe er es mit einer Horde durstiger Moskitos zu tun. Das Blitzlicht stellt mit seiner Brille furchtbare Dinge an.
 

Zum Glück hatte er dieses schöne Mädchen im violetten Kleid dabei, das sich um das alles nicht zu scheren schien und ihn mit einem engelsgleichen Lächeln auf den zarten Lippen zum Eingang durchlotste. Sie kam Mizuki vage bekannt vor. Seine Neugierde war geweckt, aber in diesem Moment wurde er von Atobe unsanft in die Sporthalle geschubst.
 

So toll ist Tezuka nun auch nicht,“ brummte Atobe beleidigt, als die Tür hinter ihnen zuging.

Dance OFF!

NOTIZ: Neeeein, ich finde es auch nicht ok, wenn zarte Tennisknaben zu viel trinken. Aber es ist so...praktisch. *G*

Und an alle, die die Identität von Tezukas ultrageheimnisvoller Begleitung erraten haben: Gratuliere. Ihr habt *alle* recht. *G* Dabei bin ich selber kein Crossdress-Fan...aber es war ZU unwiderstehlich!^^;

An dieser Stelle ein kleines Shout-Out an Maddle, weil sie mir Gewalt angedroht hat, sollte ich nicht weitermachen.^^ Das hat mich sehr beeindruckt. *winke*
 

*****
 

Don´t you wish your girlfriend was hot like me…?

Pussycat Dolls, Don´t cha
 

*****
 

Mizuki hörte erst auf, rote Punkte zu sehen, nachdem er fünf Minuten am Stück neben Atobe vor sich hingemurmelt hatte „Ich werde dich vernichten...! Ich werde dich vernichten...! Ich werde dich vernichten...!“ , wie ein Mantra.
 

Das war zwar unrealistisch, aber wohltuend.
 

Leider störte das Atobe nicht die Bohne. Kaum hatten seine edel besohlten Füße den Marmor der Halle betreten, hatte er sich in so was wie den vollendeten Gentleman verwandelt. Ein leichtes, charmantes Lächeln schwebte ihm förmlich im Gesicht. Das musste das Ergebnis lebenslangen Drills knallharter Gouvernanten sein.
 

„Das ist zwar unrealistisch,“ kommentierte er amüsiert, während er Mizuki aus seinem Mantel schälte wie einen bockigen Grundschüler, „Aber wenn es dir hilft, mit dem Zähneknirschen aufzuhören...“
 

Mizuki vergaß eine Sekunde, dass er Atobe eigentlich hasste und eines schönen Tages zerdrücken würde wie eine Made, und klappte erschrocken die Hände vor den Mund.

„O nein, habe ich es schon wieder getan?!“
 

Atobe sah ihn sonderbar an. „Du bist so was von verbissen, Mizuki Hajime,“ stellte er leise fest. Ohne einen besonderen Grund streckte er die Hand aus und legte Mizuki sanft den Finger auf die Lippen. Na fein. Was sollte das denn nun?!
 

„Wenn du nur mal die Zähne auseinander kriegen und dich etwas entspannen würdest, Mizuki, dann...“
 

Mann, Kapitän Küss-meine-Schuhe hatte wirklich Nerven. Ihm erst im Auto die Würde runterreißen wie einen knappen Bikini, öffentlich auf seinem Stolz rumtrampeln, und sich dann über schlechte Laune beschweren?!
 

Trotzdem hatte Mizuki das Gefühl, dass er ein bisschen zu lange belämmert dastand und Atobe den Finger gegen seinen Mund pressen ließ, bis er entnervt wegzuckte.
 

„ Für das da draußen schuldest du mir mindestens drei Cocktails, bevor ich mir auch nur überlege , mich zu entspannen!“, zischte er Atobe an. „Betrunken wird es dann sicherlich nicht so schlimm, wenn mich meine Teammitglieder später mit Fackeln aus dem Club hetzen...!“
 

„Tut mir leid,“ Atobe senkte den Blick. Mizuki schielte ihn misstrauisch an. Das komische war: Er sah tatsächlich aus, als täte es ihm leid. Aber auch, als fände er alles gleichzeitig sehr komisch.

„Ich lasse an die Presse durchrieseln, dass die Spieler von Saint Rudolph die männlichsten Platzhirsche der Stadt sind, ok?“ Er wedelte großzügig mit der Hand. „Nach meinen Spielern natürlich. Ich kann so was.“
 

Mizuki spitzte die Ohren. Aah! Vielleicht lohnte es sich doch, Atobe nicht sofort den ersten Begrüßungsdrink ins Gesicht zu kippen wie angedacht. Wenn er noch etwas mehr schmollte, würde der reiche Schönling vielleicht noch mehr Leckerchen auspacken...ein Interview vielleicht oder ein Show-Match....
 

Und wenn Mizuki eins wirklich konnte, dann malerisch schmollen.
 

Er befeuchtete die Unterlippe, klimperte dramatisch mit den kobaltblauen Augen und setzte seine beste Kummermiene auf.
 

„Wenn ich bedenke , was ich alles absagen musste, um dir heute abend ...auszuhelfen,“ hauchte er und fuhr sich durch die Haare. „Und du...- „
 

Atobe sah ihn mit ausdrucksloser Miene an, dann sah er an ihm vorbei, und dann – drehte er sich abrupt um und ließ Mizuki mitten im Satz stehen.
 

Mizukis Fäuste zuckten an seiner Seite. Er verabscheute körperliche Gewalt, aber manche Leute ...! Das war seine beste Nummer! Damit bekam er selbst Yuuta stets auf sämtliche Trainingsgeräte, verflucht noch mal...!
 

Nicht zu fassen, dass Atobe das nicht zu würdigen wusste.
 

Er sah sich um, um dem verwöhnten Millionärsknilch seinen Abscheu hinterherzuspeien, als er den Grund für dessen plötzliche Flucht sah. Und stutzte.
 

Atobe schien von einer Minute auf die nächste nicht mehr er selbst zu sein.
 

Er hatte sich einige Meter von Mizuki entfernt neben Tezuka Kunimitsu aufgebaut. Sein Gesicht hatte nicht mehr dieses träge, elegante Grinsen, sondern war angespannt. Sein Körper ebenfalls, das konnte Mizuki bestens erkennen. Angriffslust funkelte in den Augen.
 

„Ah, Tezuka...“
 

Der Seigaku-Kapitän bemerkte das alles überhaupt nicht. Er wühlte an der Garderobe in seiner Tasche nach Kleingeld und blinzelte dabei verstimmt, als habe das Blitzlicht ihm wirklich nicht bekommen.
 

„Tezuka...du auch hier...ein seltener Anblick!“
 

„Atobe,“ Tezuka sah nicht hin. Er war zu beschäftigt, sich unter der Brille die Augen zu reiben, „Schön dich zu...warte, ich sehe nichts.“
 

Seiner Begleiterin war der Schal von den nackten, schmalen Schultern runtergerutscht. Sie kümmerte sich nicht darum. Unbeeindruckt und gelangweilt ließ sie den Blick über die verschwenderische Deko schweifen. Ihre Lippen funkelten im Licht.
 

Nur für eine Sekunde kreuzten sich ihre Blicke mit Mizukis, aber das reichte vollkommen aus.
 

Glücklicherweise hatte Atobe ihm noch keinen Drink spendiert, ansonsten wäre der ihm nun aus der Hand gesprungen, und dann hätte seine bestürzte Miene noch peinlicher ausgesehen.
 

Er konnte nicht verstehen, wie er das hatte übersehen können. Wie er dieses Gesicht hatte nicht erkennen können.
 

Ausgerechnet dieses Gesicht. Ausgerechnet diese Augen.
 

Und er fragte sich wieder, ob dies nicht doch nur einer seiner besonders schrägen Sexträume war.
 

Fu...Fu...FU...!
 

Der Blick dauerte nur eine atemlose Sekunde. Die eisigblauen Augen blitzten ihn nur kurz an, die Lider flatterten kurz, Mizuki sauste eine Gänsehaut den Rücken runter...dann hatte Tezukas Begleitung sich wieder abgewandt. Sie...er... drehte ihm den Nacken zu und plauderte mit etwas, das wie ein entsetzlich überstylter Yamabuki-Kapitän aussah.
 

Mizuki stand mit offenem Mund da, während ein Kribbeln von seinem Bauch Besitz ergriff.
 

Nein...das hier war kein Sextraum. Nicht mal er konnte sich so einen Stuss ausdenken.
 

An der Garderobe gingen Atobes Versuche, Tezuka in ein Gespräch zu verwickeln, immer noch eher schleppend voran. Der hübsche Hyotei-Star lächelte inzwischen zwar, aber es sah eher verkrampft aus.
 

„Das ist...ein wirklich schönes Cordsakko, Tezuka-kun,“ hörte Mizuki ihn sagen. Unfassbar. Atobe hörte sich nun fast an wie er bei einem seiner kläglichen Versuche, Fuji Syuusuke anzusprechen. „Wirklich sehr...klassisch...nahezu retroschick...sieht aus wie ein Erbstück, ha ha...“
 

Tezuka sah ihn fragend an. „Es ist ein Erbstück.“ erwiderte er mit dieser kühlen, ernsten Stimme. „Mein Vater hat ihn angehabt, als er meine Mutter heiratete. Ich hab keinen eigenen Anzug. Wieso, was ist denn damit...?“
 

Atobes Augenlied zuckte, wie Mizuki amüsiert bemerkte. Sicher hätte er sich nun für den depperten Mode-Spruch am liebsten den Arm abgebissen. Heh.
 

„G- Gar nichts. Ähm ich meine, Vintage-Retro kommt schließlich wieder riesig in Mode.“ plapperte Atobe mit unbewegter Miene. „Nicht wahr?“ Er sah aus, als wolle er sich selbst in einer Tour Ohrfeigen verabreichen.
 

„Ich versteh nicht allzu viel von Mode,“ stellte Tezuka fest und musterte den anderen Kapitän mit wachsender Befremdung.
 

Atobe sank ein Stück in sich zusammen. „Gut, reden wir über Tennis,“ sagte er dankbar. „Also, Hyotei - „
 

Eine schrille Klingel, wie der Pausengong aus der Hölle, schnitt Atobe das Wort ab.
 

Tezuka schnaubte unwillig. „Glaube, sie fangen an,“ brummte er. „Ich seh dich drinnen, Atobe-kun.“
 

Mit einem höflichen Nicken entschwand Tezuka, das Wunderwesen in dem fliederfarbenen Kleid am Arm, in den Festsaal.
 

Mizuki erkannte plötzlich, dass das Schicksal ihm gnädig war. Dass dies die süße Rache für Atobes Verhalten war. Das war das lustigste Stück Data, das Mizuki in seinem Leben eingesammelt hatte. Atobe, der goldglitzernde Superstar, war unglücklich in den Kapitän von Seigaku verliebt.
 

Es wär so zum Lachen gewesen, wenn es nicht so schrecklich zum Heulen gewesen wäre.
 

Wie auf Stichwort kam ein Kellner mit einem Tablett Bowle auf dem Weg in den Festsaal an Mizuki vorbei.
 

„Danke, mein Bester.“ mit einer eleganten Bewegung entführte er zwei volle Gläser und stellte sich zu Atobe, der noch immer mit saftlos baumelnden Armen dastand.
 

„Atobe?“ flötete er. „Irre ich mich, oder war das da eben irgendwie furchtbar peinlich?“
 

Atobe röchelte nur. Aha. Offensichtlich war er doch zur Selbstkritik fähig, irgendwo.
 

Mizuki nippte an seinem Glas. Mhm, nicht schlecht. „Das in dem Kleid ist übrigens Fuji Syuusuke,“ sagte er so beiläufig wie möglich, um Atobe nicht noch mehr in Panik zu versetzen, „dieser Wahnsinnige.“
 

„Das weiß ich doch, das weiß ich doch , du Blödmann,“ knirschte Atobe verärgert. „Ich kann nicht fassen, dass der das noch mal bringt...das hat er auf dem Silvesterball schon ausprobiert...dieses...Mist...stück...Flitt...chen...Biest...!“
 

„Na na, er kann nichts dafür, dass Tezuka ihn besser im Kleid findet als dich,“ sagte Mizuki vergnügt. Plötzlich erschien ihm der Abend doch riesig zu werden. „Punsch?“
 

„Halt die Klappe,“ fauchte Atobe ihn an, „du...du... Nichts !“
 

Mizuki lächelte und strich sich übers Kinn. Das war natürlich recht hart von Atobe, aber dieses mal verletzte ihn das überhaupt nicht. Denn dieses mal wirkte Atobe nicht mehr amüsiert und herablassend, sondern aufgebracht wie von einer Wespe angestochen.
 

Atobe riss ihm das Glas aus der Hand und leerte es in einem Schluck. Dann knurrte er wie ein wütender Tiger. „Also dann,“ sagte er grimmig, „ziehen wir uns die Gala rein.“
 

„Ich freu mich schon.“ Mizuki hakte sich bei dem wutbebenden Kapitän ein. „Und übrigens: Du auch hier ist wohl der erbärmlichste, dümmste, farbloseste Anmachspruch aller Zeiten. Sogar ich in all meiner Durchschnittlichkeit weiß das.“
 

Er fand, dass Atobe ein klein bisschen scharf aussah, wenn er einen umbringen wollte.
 

*****
 

Der feierliche Teil war gnädigerweise relativ schnell abgehakt.

Zu Beginn war Mizuki noch nervös und begeistert, bei so etwas vorne dabeizusein, aber spätestens als der Vorsitzende des Sportschulverbandes zu einer Rede über die letzten 10 Dekaden Tennis anhub, dämmerte ihm, dass das hier alles recht zäher Kram war.

Einen Sitz vor ihm konnte er sehen, wie Tachibana Kippeis Gesicht schlummernd gegen die Schulter seiner Schwester sackte. Übel nehmen konnte man es ihm nicht.
 

Das einzige, was das alles erträglich für Mizuki machte, war der freie, ausgezeichnete Blick auf die beiden Seigaku-Spieler in der ersten Reihe – und Atobe, der die komplette Rede über verbiestert Tezukas Hinterkopf anstarrte. Mann, den hatte es offenbar schlimm erwischt.
 

Nicht, dass es Mizuki anders ging. Er liebte den Ausblick. Er liebte es, wie Fujis feine, haselnussbraune Haare ihm in den Nacken flossen, wenn er sie schüttelte. Ab und zu wandte er sich Tezuka zu, um ihm was ins Ohr zu flüstern, und dann konnte man wieder das leichte Glitzern der Lippen sehen. Besonders schön war es, wenn er sich kurz gegen die Wange des anderen lehnte, um leise zu lachen, über was, konnte Mizuki nicht verstehen.
 

Zum Schluss bekam die Gewinnerin des Abends, eine schrecklich aufgeregte Reporter-Tante namens Shiba, das silberne Band umgehängt für ein Foto, das Echizen ohne T-Shirt zeigte (was sonst). Sie stammelte fünf Minuten Dankesworte runter und floh dann von der Bühne, und dann kam der eigentliche Hauptteil des Abends für die Gäste.
 

Es entstand ein kleiner Tumult, als die Halle zum Feiern und Plaudern umgebaut wurde. Irgendein Kellnertrupp schob die Stühle und Tische zusammen, und dann...
 

Mizuki klappte die Kinnlade runter. „Erdnussflocken? Papp-Geschirr? Erdbeerbowle?!“ beschwerte er sich bei Atobe. „Ich dachte, hier ist nun Gala und so?“
 

„Willkommen in der Welt des Schulsport-Glamours.“ Atobe hatte sich schon wieder zwei Gläser Punsch gekrallt. Mizuki wollte sich ein Glas nehmen, aber Atobe kippte einfach beide in sich rein. „Ich hab ihnen angeboten, ihnen meinen Fetenplaner zu leihen, aber sie wollten nicht hören.“ Atobes Geprahle fehlte die übliche Farbe. Er schien wirklich angeschlagen.
 

Immerhin: Erdbeerbowle.
 

Atobe hatte binnen Sekunden einen eigenen, riesigen Schwarm Bewunderer um sich, aber er blickte trotzdem verärgert, denn Tezuka war eindeutig keiner davon. Mizuki fühlte sich nun wie von der Leine gelassen und war bester Dinge. Atobe war beschäftigt, und er konnte alles erkunden, wie er es vorgehabt hatte.
 

Mizuki bekam schnell raus, dass der beste Platz für ihn die Ecke neben dem Punsch war. Alle, alle kamen hier früher oder später hin, und dann mussten sie mit ihm reden. Und scheinbar waren die Leute hier, mit einem Glas Punsch und Musik aus dem Hintergrund, wirklich weniger verkrampft als auf dem Platz.

Na schön...Coach Ryuzaki von Seigaku erkannte ihn leider wieder und hielt ihm einen längeren, bissigen Vortrag über Teamgeist, aber es gab auch Highlights. Er hatte ein ansatzweise nettes Gespräch mit Yanagi von Rikkaidai, mit dem er über Data Tennis fachsimpelte (und dabei alles fröhlich mit seinem Abhörgerät mitschnitt). Er erfuhr von Lucky Sengokus Problemen seine Pokale alle in die Vitrine zu kriegen. Sanada von Rikkaidai hatte nächste Woche eine Zahn-OP, Kirihara bekam von seiner neuen Diät Herpes und Kamio und Shinji von Fudomine planten zusammen einen Campingtrip, konnten sich aber nicht einigen wohin.

Zwei Leute stießen sogar mit ihm an. Einmal so ein kleines aufgekratztes Wiesel von Yamabuki, das ihn allen ernstes mit Kirihara verwechselte, aber was soll´s, und einmal Jiroh, der ihn danach auch zu küssen versuchte.
 

Mizuki hatte nach fünf Minuten keine Ahnung mehr, wo Atobe sich überhaupt rumtrieb. Es war ihm auch egal.
 

Dabei nahm einen Drink nach dem nächsten. Das Problem war, er merkte es überhaupt nicht. Das Zeugs war zuckersüß, und er redete wirklich viel. Nach einer Weile war es Mizuki ziemlich schwummrig, und das war erschreckend, denn die Bowle war an sich ziemlich harmlos. Aber er hatte alle fünf Minuten ein neues Glas in der Hand.
 

Irgendwann, als er dabei war in sein Abhörgerät zu murmeln, merkte Mizuki, wie sich eine warme Hand in seine schob und die Finger in seinen verhakelte. Mizuki fuhr zusammen. Die Hand drückte seine. Sehr vertraulich, schmeichelnd, freundlich. Er bekam wirklich nicht oft eine so anschmiegsame Berührung zu spüren.
 

„He du,“ brummte Atobe nah an seinem Ohr, „langsam bin ich beleidigt, weißt du.“
 

Mizuki lachte. Es klang leicht beschwipst. O Mist. „ Du ?,“ spottete er. „Nach allem, was du mir heute reingewürgt hast, bist du beleidigt? Du müsstest vor mir auf die Knie gehen, dass ich noch hier stehe und lächle!“
 

Der Griff um seine Hand wurde kaum merklich fester. Mizuki stieß erschrocken den Atem aus. Er wurde allen ernstes von Atobe besitzergreifend angefasst.
 

„Aber du bist mit mir hier,“ sagte die Stimme an seinem Ohr, „und du schenkst mir von allen am wenigsten Aufmerksamkeit. Und dabei kannst du doch so gut beobachten. Ich könnte fast denken, ich sei langweilig...“
 

Ein kräftiger Arm legte sich um seine Hüfte und zog ihn näher. Mizuki war erstaunt, dass seine Aufmerksamkeit von Atobe als etwas wichtiges empfunden wurde.
 

Andererseits hatte dieser wohl auch recht viel von der Bowle genascht.
 

„Verzieh dich. Du verdeckst nur meine Taschenkamera!“ Mizuki wurde nervös, und das passte ihm nicht.
 

Er lenkte sich ab, indem er die verstreuten Paare ansah, die sich zum Tanzen rausgetraut hatten. Tachibana von Fudomine schob seine Schwester Ann über die Tanzfläche. Tss. Der war fein raus. Mit seiner hübschen Schwester zu tanzen war unpeinlich. Es hatten aber auch einige ihre Freundinnen dabei.
 

Und fast zeitgleich rutschten Mizukis Blick und Atobes Blick zu einem bestimmten Gast, der von einem bestimmten Partner soeben zielstrebig auf die Tanzfläche gezogen wurde. Seine Gegenwehr war minimal.
 

„Oh lieber Gott,“ hörte Mizuki Atobe stöhnen, „bitte mach, dass er das nicht auch noch kann.“
 

Sie konnten es. Beide. Es war unglaublich. Ein ziemlich verkniffener Tenniskapitän und ein Wunderkind in einem Kleid tanzten, und es sah nicht im mindesten blöde aus. Sie waren schön. Tezuka strahlte ruhige Zuversicht aus und Fuji diese Gelassenheit dem Rest der Welt gegenüber, die sie unbesiegbar machte.
 

Und, wie Mizuki nun erkannte – sie waren beide so dermaßen verliebt, in sich und den anderen, dass er hätte kotzen können.
 

Keine schlechte Idee. Vielleicht sollte der Kotzen gehen.
 

Er wollte sich eben von dannen schleppen, als er merkte, dass er und Atobe noch Händchen hielten. Sein Blick wanderte zu dessen Gesicht. Himmel, der war echt niedergeschlagen. Hatte denn Atobe noch nie nen peinlichen Auftritt hingelegt?
 

Wahrscheinlich nicht.
 

Und da dachte Mizuki, dass der Abend unmöglich so laufen durfte. Niemals, nicht mit ihm. Nicht, wenn er die Chance hatte, von allen gesehen zu werden.
 

Er warf Atobe einen angriffslustigen Blick zu. „Ich weiß nicht, wie´s mit dir ist, aber...ich kann ziemlich gut tanzen, kannst du auch gut tanzen?“
 

Atobe blitzte ihn beleidigt an, wie erwartet. „Natürlich kann ich das,“ sagt er, als sei die Frage eine Frechheit, „ich kann alles, wie oft muss ich es noch sagen?!“
 

„Sollen wir?“
 

Atobe kniff abwägend die Augen zusammen. „Wir wären das einzige männliche Paar da, Mizuki.“
 

„Wären wir nicht.“ Mizuki nickte diesem einen, besonderen Paar zu.
 

Atobe zögerte noch kurz. „Ich sag´s nur deinetwegen. Nicht, dass du mir wieder ausrastest.“
 

„So´n Blödsinn. Ich bin nicht hergekommen, um blöde am Rand zu stehen und dann Erdbeerpunsch zu kotzen,“ Mizuki fuhr sich mit einer Hand durch die Haare, ergriff mit der anderen Atobes Hand und marschierte auf die Musik zu. „Wer weiß, wann ich zu so was hier noch mal eingeladen werde. Ich will mitmischen.“
 

„Ich warne dich aber, ich mach keine Hebefiguren mit dir oder dreh dich im Kreis oder so.“ Atobe klang schon wieder leicht erheitert.
 

Mizuki lächelte süßlich. „Wenn du auch nur versuchst, ne Hebefigur zu machen oder mich im Kreis zu drehen, breche ich dir den Arm, Atobe Keigo.“
 

„Das kriegst du doch gar nicht hin, du Wurm.“
 

„Unterschätz mich nicht.“
 

Mit Atobe zu tanzen, war...weniger unangenehm, als Mizuki erwartet hätte.

Atobe wäre nicht Atobe, wenn er sich nicht auch bewegen könnte. Fließend. Instinktsicher. Ihre Körper kamen gut miteinander aus. Mizuki merkte, wie einige interessierte Blicke ihnen beiden folgten. Und es waren keine abschätzigen Blicke, sondern bewundernde.

Yep, sie sahen sogar ziemlich gut aus, wie sie sich nebeneinander bewegten, in einem schwarzen und einem weißen Anzug.
 

Es war allerdings nicht zu übersehen, dass sie beide beim Tanzen die Nähe des Seigaku-Paars suchten. Mizuki linste über Atobes Schulter und war nicht sicher, ob er angewidert sein sollte, wie unbeschwert Fuji um Tezuka rumscharwenzelte, oder angeturnt, wie rhythmisch und sinnlich seine Hüften sich unter dem weichen Stoff bewegten. Die Szene beschäftigte Mizuki sehr. Er merkte kaum, wie seine eigenen Beine sich bewegten.
 

Er hatte nie aufgehört, über Fuji Syuusuke nachzudenken, seit diesem einen Spiel. Nie. Er wusste selbst nicht, welcher Art diese Gedanken waren. Manchmal stellte er sich vor, wie er Fuji auf dem Tennisplatz in die Knie zwang, manchmal wollte er sich ihm nur winselnd zu Füßen werfen. Die meisten dieser Gedanken waren lüstern und gierig. Aber sie trugen auch immer den Schmerz von etwas unmöglichem, unerreichbaren in sich.
 

Während Mizuki sich daran erinnerte, konnte er nicht aufhören, sich das leise, sanfte Kreisen dieser Hüften und den Schwung dieser haselnussbraunen Haare anzusehen. Fuji bewegte sich wie ein Mensch, der die absolute Kontrolle über seinen Körper hatte und alles über dessen Geheimnisse wusste. Mizuki erschauderte wohlig beim Hinsehen.
 

Es dauerte eine Weile, bis Mizuki erkannte, dass er ein Problem hatte.

Das andere Paar zu beobachten, hatte ihn so gefesselt, dass er über die Hitze, die aus seinem Schoß aufstieg, nicht nachgedacht hatte. Er hatte das Kribbeln seiner Nerven nicht bemerkt, oder zumindest nicht beachtet. Und nun, als er dieses vertraute Ziehen zwischen den Schenkeln und den plötzlich äußerst heftigen Druck seiner Hose spürte, war es verdammt noch mal zu spät.
 

Atobe und er waren sich inzwischen sehr nahe. Mizuki wusste, dass er die Sache nicht mehr verbergen konnte, bevor Atobe es bemerkte. Panik packte ihn.
 

Sein Tanzpartner stutzte und blieb direkt vor ihm stehen, ganz nahe. Ihre Körper berührten sich.
 

„Mizuki,“ fragte Atobe mit hochgezogener Augenbraue leise, „Ich will nicht unverschämt sein, aber...das da ist nicht deine Taschenkamera, stimmt´s?“
 

Mizuki konnte ihm nicht in die Augen sehen. Stattdessen sah er sich wild nach Fluchtmöglichkeiten um, wie ein Reh, das in die Schusslinie reingeraten war.
 

O bitte nicht. Er hatte nun zwar beschlossen, dass er von allen gesehen werden wollte, in seinem prachtvollen Anzug...aber doch nicht mit einer quengelnden Erektion unterm Gürtel! Bitte, bitte nicht...!
 

Plötzlich spürte er Atobes Hand an seinem Hintern, und wie er mit einem Ruck näher herangezogen wurde. Atobes duftende Wange drückte sich an seine. Ihre Becken berührten sich, was ein unerträgliches Prickeln auslöste.
 

„Lass das! Lass das!“ stieß Mizuki aufs höchste gedemütigt hervor. „Bist du bescheuert?! Was denkst du, was du da machst!?“
 

„Ich helf dir aus, du Trottel,“ flüsterte Atobe an seiner Wange gereizt. „Wenn wir so tanzen, sieht es keiner außer mir!“
 

Das war nun wirklich alles, alles zuviel. Die Erdbeerbowle schwamm in Mizukis Kopf, in seinem Augenwinkel blitzten Fujis lächelnde Lippen, und nun bohrte auch noch Atobe mit Nachdruck sein Becken in ihn rein.
 

Mizuki war hart im Nehmen, wirklich. Aber irgendwann...irgendwann war´s auch mal genug.
 

Mizuki schob Atobe von sich. Er wusste, dass er nun gleich schrecklich dämlich aussehen würde. Dass er sich blamieren würde. Und dass es das Gegenteil war von dem, was er sich von diesem Abend erwartet hatte. Aber es ging nicht anders.
 

Er begegnete Atobes Blick, der fragend war und fast ein bisschen....besorgt. „Entschuldige mich,“ presste Mizuki hervor. „Ich kann das hier nicht.“
 

Dann drehte er sich auf dem Absatz um, ließ Atobe stehen und rannte, so schnell er konnte, aus dem Saal, mit dieser Latte in der Hose und glühenden Ohren. An allen vorbei.
 

Er rannte, bis er auf die nächstbeste Tür mit einer Toilettenfigur stieß, und floh hinein.
 

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Paar ungeordnete Anmerkungen zu der FF, wen´s interessiert:
 

Fuji und Tezuka werden noch Sprechrollen bekommen. Ganz sicher. Ich denke, sie sind hier ein bisschen seltsam dargestellt, weil ich versucht hab, einen bestimmten Blick auf die beiden zu zeigen. Weil sie für Mizuki unwirklich und unerreichbar sind. Oder so. OO“
 

Ich hab beim Schreiben festgestellt, dass es ein bisschen komisch ist, dass von den anderen Teams alle möglichen Leute da sind, aber keiner von Saint Rudolph ist eingeladen...!

Ich hab mir das so erklärt: Meines Wissens ist Saint Rudolph in der innerstädtischen Rangliste auf Platz 8. Man kann sich vielleicht vorstellen, dass nur die Top 5 eingeladen wurden. Das wären dann Seigaku, Hyotei, Fudomine, Rikkaidai, Yamabuki. Ob das so stimmt, weiß ich nicht....hab nicht allzu viel drüber nachgedacht, ehrlich gesagt. ^^° Ich hab nur einfach ein paar Spieler genommen, die ich lustig finde, und sie in den Mix reingeschmissen. *G*
 

Die Daten, die Mizuki sich erarbeitet, sind natürlich alles recht nutzlose Privatinfos, wie man merken dürfte. Aber ich dachte halt, dass sich alle mal von einer anderen Seite zeigen auf so ner Fete. Und ich kann eben überhaupt nichts über Tennis schreiben.

Game And Match: Seigaku!

Hier kommt es, das vorletzte und wahrscheinlich bisher bizarrste Kapitel dieser Geschichte. O_o Irgendwie hat Fuji, die heiße Rampensau, hier einen ziemlich ausgeprägten Auftritt, während Mizuki etwas deprimiert und vielleicht nicht ganz so bissig ist wie sonst. Aber ich verspreche, zum Ende hin wird alles Sinn ergeben, in echt! OO“
 

*****
 

I´m super, thanks for asking!

South Park, I´m Super
 

*****
 

Schweratmend schmiss Mizuki die Tür hinter sich zu und lehnte sich dagegen. Der höllische Ton der Discomusik erstarb abrupt, nur ein stumpfer Beat blieb übrig.
 

Die Toiletten waren vollkommen verlassen, schön schön. Wenigstens etwas. Die nüchterne, kühle Umgebung aus Badezimmerkacheln wirkte tröstend und beruhigend auf seine kochenden Nerven.
 

Was bietest du für einen Anblick, ermahnte er sich selbst. Früher oder später würde irgendwer müssen und hier reinkommen, und was sollten sie dann sehen?!
 

Mizuki, die unverwüstliche Dreckschleuder von Saint Rudolph, wie er wimmernd seinen einsamen Ständer gegen eine Tür presste? Auf dem Klo? Das kam nicht Frage, dass ihn irgendwer in so einem Zustand sah...!
 

Moment. Der Schaden war eh schon angerichtet. Sie hatten alle mitangesehen, wie er mit hochrotem Gesicht und einer unübersehbaren Beule in der Hose durch den Saal gehechtet war. Es war eh alles zu spät.
 

Na schön....
 

Mizuki vergrub stöhnend die Hände in seinem rabenschwarzen Haar. Sein Puls hüpfte in ungewohnter Art fröhlich seine Blutbahn rauf und runter.
 

Er schleppte sich zum Waschbecken. Das kalte Wasser, das er sich ins blasse Gesicht spritzte, war exakt die passende Dusche zu seiner Demütigung.
 

Wenigstens fühlte er sich nun so elend, dass der Druck unter seiner Hosennaht nachgelassen hatte.
 

Mizuki betrachtete sein feingeschnittenes, müdes Gesicht, auf dem die Wasserperlen verliefen. So geschlagen und blamiert hatte er sich nicht mehr gefühlt seit diesem einen Match während der Kantou Regionals, als Fuji Syuusuke ihn ungespitzt in den Boden gerammt hatte, ohne sich anzustrengen.
 

Und wieder war es Fuji. Dieser Scheißkerl. Dieser verfluchte, aufregende Scheißkerl, mit seinen sexy Augen und seinem süßen Pony und seinen freien Schultern...!
 

Er fasste den Entschluss, dass er sich nicht einmal von Atobe verabschieden würde. Er konnte da nicht wieder reingehen. Um Atobe musste man sich keine Sorgen machen. Der würde sicherlich in weniger als drei Sekunden einen neuen willigen Tanzpartner am Start haben und nicht mehr an ihn denken.
 

Er würde einfach, sobald seine Fassung einigermaßen zurückgekehrt war, durch den Hinterausgang verschwinden. Dann würde er heimlich und unglamourös mit dem Bus nach Hause fahren, diesen feinen Zwirn ausziehen, sich ins Bett legen und versuchen, das alles aus seinem Gedächtnis zu streichen.
 

Er würde gleich morgen früh anfangen, seinen Vater zu beschwatzen, einen Posten im Ausland anzunehmen... Damit er weit, weit wegkonnte und nie wieder sein Gesicht in irgendeinem Tennisclub dieser Stadt zeigen musste...!
 

Er hörte, wie die Tür sich leise öffnete.
 

Mizuki hatte nicht mal mehr genug Energie, vom Waschbecken wegzutreten und sich in eine Kabine zu verziehen. Er blieb nur stehen wo er war, und sah dem kalten Wasser zu, wie es kreiselnd im Abfluss verschwand. Gemeinsam mit den Resten von seinem Stolz, seiner Würde und seiner Manager-Karriere.
 

Sämtliche Härchen auf seiner Haut richteten sich auf, als er die honigweiche Stimme vernahm. Er musste sich nicht mal umdrehen um zu wissen, wer es war. Und er wollte sich auch nicht umdrehen. Er konnte es nicht ertragen, dieses nervtötend engelsgleiche Gesicht zu sehen.
 

„Oh. Tut mir leid, aber ich fürchte das hier ist das Mädchenklo.“
 

Das war doch das Letzte! Mizuki fauchte und wirbelte nun doch auf dem Absatz rum, um das Wesen in dem violetten Fummel anzubellen. „Dann hast du hier aber wohl auch nichts verloren, Fuji Syuusuke ,“ keifte er zurück.
 

Die Augen des Seigaku-Tensai, die die Farbe des Meeres hatten, weiteten sich kurz und bohrten sich scharf prüfend in Mizukis. Dann senkten sich seine Lider wieder, und sein Gesicht war so ausdruckslos und heiter wie immer.
 

„Na, ich kann´s dir nicht verübeln,“ sagte Fuji unbekümmert, „das Damenklo ist wirklich viel netter. Drüben bei den Herren hat einer sich ins Waschbecken übergeben. Und sie haben hier diese niedlichen kleinen Seifen in Muschelform...! Glaube, davon nehm ich ein paar für Echizen mit.“
 

Ohne sich auch nur im geringsten zu zieren, trat Fuji neben Mizuki und hopste mit raschelnden Röcken auf die Waschkommode. Unbeschwert schlenkerte er mit den geschmeidigen Beinen. Mit einer eleganten Bewegung ließ er kühles Wasser über seine Hände laufen, sah Mizuki von der Seite an und reckte neugierig das zierliche Kinn.
 

Es war komisch. Mizuki hatte sich irgendwie immer erträumt, dass Fuji ihn mal so ansehen würde. Aber nicht hier, nicht so, nicht in diesem Moment. Angestrengt stierte er in den Abfluss, das knallrote Gesicht unter schwarzen Haaren versteckt.
 

„Kennen wir uns eigentlich?“ wollte Fuji unvermittelt wissen. Er lächelte arglos zu dieser kleinen Frechheit.
 

Mizuki krallte sich in das Waschbecken, obwohl er sich lieber in Fujis zarten Hals verkrallt hätte. Nicht schon wieder...!
 

„Ich bin....Mizuki...Saint Rudolph...“ murmelte er gequält. „Ich habe gegen dich...Kantou Regionals...wir...“
 

Ein dunkler Schleier legte sich über die Augen des Seigaku-Spielers. Seine Stimme kühlte um mehrere Grade ab. „Oh. Du bist es.“
 

Diese Szene hatten sie beide schon etwa tausendmal miteinander durchgemacht.
 

Eine Sekunde später lächelte das Tennisgenie wieder beschwingt, als er freundlich den Kopf neigte und fragte: „Und, was treibt Yuuta so?“
 

„Yuuta sitzt zu Hause und sieht sich wahrscheinlich zum 70en Mal Stirb Langsam auf DVD an, wie immer am Wochenende,“ seufzte Mizuki mürrisch. „Dem geht´s bestens.“
 

Fuji begann, die feinen Schnürchen seiner hohen Schuhe aufzuzupfen. Dabei rutschte ihm das Kleid über die Knie und enthüllte vor Mizukis staunenden Augen mehrere Zentimeter nackter, makelloser Schenkel.
 

Mizuki fragte sich ernsthaft, wie lange der Reißverschluss seiner Hose das alles noch mitmachte.
 

Mit einem erleichterten Stöhnen befreite sich Fuji von seinem mörderischen Schuhwerk und hielt seine Füße unter den kalten Wasserstrahl.
 

„Hast du schon mal Stilettos Größe 38 angehabt?“ wollte er höflich von Mizuki wissen.
 

„Seh ich etwa so aus?“ schnappte Mizuki beleidigt zurück.
 

Fuji hob unschuldig die Schultern.
 

„Weiß ich doch nicht,“ sagte er unbeschwert. „Ich wollte auch nur sagen: lass es, es ist die reinste Folter. Meine Füße. Au.“
 

„Ich hatte nichts dergleichen vor,“ knurrte Mizuki. Aber er konnte seinen Blick nicht von den hübschen kleinen Tensai-Füßchen abwenden, die unter dem Wasserstrahl zufrieden mit den Zehen wackelten. Ihr Besitzer summte versonnen vor sich hin. Wie immer gelang es Mizuki nicht, Fujis Verhalten zu deuten. War er ihm absichtlich gefolgt? Wollte er mit dieser Beinschlenkerei auf irgendwas hinaus? Oder war er nur, nun, Fuji, und ein bisschen komisch...?
 

„Du darfst es mir nicht übel nehmen,“ sagte Fuji nach einer Weile in die Stille hinein, „Ich besiege so furchtbar viele Leute, und dann vergesse ich sie wieder. Ich versuche, mich zu bessern, ehrlich.“
 

Er beobachtete ihn träge hinter halbgeschlossenen Lidern. Der Blick war nicht feindselig, nur milde vergnügt.
 

Und zum ersten Mal dämmerte es Mizuki, dass Fuji ihn vielleicht nicht wirklich immer wieder vergaß...sondern dass es ein kleines Spielchen war.
 

Woah. Er spielte Spielchen mit ihm?
 

Ein unwiderstehlicher Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Und da heute Abend sowieso schon alles verloren war, konnte er es auch anbieten.
 

Mizuki hatte sich schon so viele Szenarien ausgedacht, sich an den Tensai von Seigaku ranzumachen...ihn in einem Mädchenklo aufzureißen, während er ein Kleid anhatte, und Mizuki den peinlichsten Moment seines Lebens hinter sich, zählte nicht dazu.
 

Aber Mizuki war Mizuki. Er konnte sich nicht helfen.
 

„Ich äh...“ Er hustete. „Ich kann großartig Fußmassage,“ sagte er zaghaft. Er stellte entsetzt fest, dass seine Stimme bei diesem Satz irgendwie vier Oktaven höher geworden war. „Interessiert?“
 

Fujis blaue Augen flammten unternehmungslustig auf. „Ooh fein, fein!“ rief er und streckte Mizuki zutraulich die nackten Füße hin. „Genau was ich brauche! Hier.“
 

Fuji Syuusuke war tatsächlich irgendwo seltsam. Aber er hatte die schönsten Füße der Welt.
 

Es war irgendwie eine perverse Variante all der Sexträume, die Mizuki von ihnen beiden gehabt hatte... Nur, dass in seinen Träumen meistens Fuji kniete...ähm. Egal. Mizuki kniete sich nieder und begann, dem Wunderkind die Füße zu kneten.
 

Er war nicht recht auf das tiefe, lustvolle Keuchen eingestellt, das Fuji daraufhin entfleuchte.
 

„Ooh Mizuki-kun,“ Die zarten Füße wühlten sich verspielt in seine Handfläche. „Du hast magische Hände...! Du machst das fantastisch! Nun vergesse ich dich bestimmt nicht mehr.“
 

Mizuki merkte, wie seine Ohren langsam verglühten, während Fuji sich mit einem Genussseufzer gegen die kühlen Kacheln lehnte. Ihm war sehr wohl bewusst, dass Fujis Stöhnen einen Tick zu laut und sinnlich war. Ihm war bewusst, dass er sich ein klein bisschen über ihn lustig machte...
 

Aber das raue Gurren in der weichen Stimme klingelte trotzdem in seinen Ohren wie Feenmusik.
 

Fuji, der die Augen zu hatte und hingebungsvoll seufzte, hob fragend den Kopf. „Machst du das mit Yuuta auch?!“ hakte er plötzlich scharf nach.
 

„Mit Yuuta?“ Allein sich Yuutas Gesicht vorzustellen, wenn er ihm eine Massage anbot, war beängstigend. „Ähm n-nein. Falls es dir nicht aufgefallen ist, dein kleiner Bruder entspannt sich nicht so gern.“
 

Der Ältere nickte bedauernd. „Das stimmt,“ sagte er verträumt. „Schade für ihn. Es fühlt sich so gut an...! Weißt du...ich hab mich erst gefragt, was Atobe wohl an dir findet...aber nun...diese Hände...! Er ist ein Glückspilz.“
 

Mizukis Gesicht lief, wenn möglich, noch röter an. Es war ein vermurkstes Kompliment, aber es war immerhin ein Kompliment von Fuji-kun.
 

„Und, ist das mit dir und Atobe-kun was ernstes?“ Die Frage klang tatsächlich neugierig.
 

Mizuki schnaubte. Ernsthaft im Eimer, könnte man sagen. „Ist das mit dir und Tezuka was ernstes?!“ schoss er statt einer Antwort zurück. Er musste hier schließlich nicht der einzige sein, der auspackte.
 

Fuji lachte leise, und Mizuki rieselte eine angenehme Gänsehaut den Rücken runter. „Mit Tezuka ist es immer ernst,“ sagte er. „Das weiß man doch.“
 

Mizuki sah das kleine verliebte Lächeln über Fujis Gesicht huschen und erkannte mit einem mal, dass alle, aber auch wirklich alle Hoffnungen auf Fuji Syuusuke vergeblich waren. Der hatte schon etwas, einen Menschen, den er behalten wollte.
 

Und er wusste instinktiv, dass er niemals mehr als diese Füße zu fassen bekommen würde.
 

Also massierte er sie mit Leidenschaft.
 

Mizuki war neidisch. Aber er war nicht neidisch auf Tezuka, weil er Fuji hatte. Er war neidisch, weil diese beiden so eindeutig und zweifelsohne so verflucht glücklich waren.
 

„Ihr seid ein schönes Paar,“ grollte Mizuki nach einer Weile widerwillig. Das war die Wahrheit, und er konnte nichts dagegen tun.
 

„Danke,“ sagte Fuji zwischen zwei wohligen Stöhnern. „Du und Atobe-kun aber auch. Ihr habt wirklich schön ausgesehen. Bis du plötzlich so ohne weiteren Grund rausgetürmt bist.“
 

Mizuki lachte verbittert. „Atobe ist in deinen Freund verknallt.“
 

Fuji drehte unbekümmert an einer Haarsträhne. „Oh, ich weiss,“ sagte er unbeschwert, „Aber das ist er schon seit Ewigkeiten, und es ist hoffnungslos. Aber seit heute Abend bin ich mir nicht mehr so sicher.“
 

„Was?! Dass es hoffnungslos ist?“
 

Mit einer leichten Bewegung neigte Fuji sich zu ihm runter. Die feinen Haare fielen ihm in die Stirn. Er lächelte verschwörerisch. „Oh, da bin ich mir absolut sicher. Aber ich denke nicht, dass es Tezuka ist, für den sich Atobe heute erwärmt.“
 

„Ach nö? Ich hab ihn heute gesehen, wie er sich drei Minuten lang vor Tezuka selbst erniedrigt hat,“ höhnte Mizuki.
 

Er hatte keinen Plan, warum ihn der Gedanke daran so aufregte.
 

„Glaub mir: so eine Nummer bringt man nicht, wenn man nicht komplett vernebelt von Liebe ist.“ brummte er. Das wusste er leider aus eigener, bitterer Erfahrung.
 

Ehe er es sich versah, stupste Fuji ihn spielerisch mit dem Fuß an, und Mizuki fiel rückwärts auf den Hintern. Das Genie schnaubte. „Ihr elenden Data-Freaks.“
 

Seine Augen blitzten höhnisch, aber er lächelte liebenswürdig. “Immer seht ihr irgendwas, und nie das Wesentliche“, sagte er dann kopfschüttelnd. „Sonst hättest du bemerkt, dass Atobe eben während des Tanzens nur Augen für dich hatte.“
 

„Das ist nicht wahr!“ protestierte Mizuki vom Boden aus empört. „Wir haben beide nur euch angestarr...- !“ Er verstummte, als ihm klar wurde, wie erbärmlich das war.
 

Der andere lachte nur. „Du vielleicht. Aber du warst so damit beschäftigt uns anzugucken, dass du nicht gemerkt hast, wie Atobe irgendwann damit aufgehört hat. Er hat nur noch dich angestiert, wie du uns angestiert hast...und um ehrlich zu sein, er sah sehr gekränkt aus.“
 

Na, das erklärte alles. „Klar,“ knurrte Mizuki. „Atobe will doch dauernd, dass alle ihn ansehen.“
 

Fujis Augen unter den hellbraunen Haarsträhnen waren mitleidig. „Nein,“ sagte er leise. „Er wollte, dass du ihn ansiehst. Und wenn du den Unterschied nicht erkennst, Mizuki, dann weiß ich auch nicht.“
 

Mit diesen Worten entzog Fuji ihm seine Füße und hüpfte geziert auf den Boden zurück. „Nun, ich bin nur gekommen um dir das zu sagen, da du es übersehen hast. Aber die Massage kam auch prima. Ich fühl mich wie neugeboren. Vielen Dank.“
 

Mizuki sah Fuji zu, wie dieser unwillig wieder in seine brutal aussehenden Stilettos schlüpfte, und spürte wie seine Wut wuchs. Was fiel ihm eigentlich ein?!
 

Nicht nur, dass Fuji aller Welt mit seiner wundervollen Liebesgeschichte auf die Nerven fiel, nein, nun wollte er Mizuki auch noch anstiften, sich an Atobe ranzumachen?

Atobe, der wahrscheinlich draußen gerade Kabaji anwies, sich bei der nächsten Gelegenheit auf Mizuki draufzusetzen?
 

„Mach nicht so´n Gesicht,“ sagte Fuji tadelnd, während er sich seinen Schal um die Schultern drapierte. „Ich hab dir nur gesagt, was ich gesehen habe. Was du nun machst ist deine Sache. Grüß Yuuta von mir und sag ihm, er soll sich mal melden. Ich hab ihm Kekse in die Tasche gesteckt, und er hat noch nicht gesagt, wie er sie findet.“
 

„Du!“ Mizuki hieb mit der Faust auf den Steinboden. „Glaub nur nicht, bloß weil du ein verfluchtes Tennis-Supergenie bist und unendlich geile lange Beine hast – “
 

„Oh, dankeschön...!“ Fuji blinzelte. Er wirkte, wie stets, eher unberührt von dieser Attacke.
 

Aber Mizuki kümmerte nichts mehr. Wenn er schon gedemütigt auf dem Boden eines Mädchenklos hockte, konnte er wenigstens das Maß voll machen und sich den Frust von der Seele fauchen. „Glaub nicht, dass ich dir auch nur ein Wort abkaufe, du blödes, durchtriebenes, verwöhntes, verschlagenes Lu... – “
 

Der Rest von Mizukis Gezeter wurde ausgeblendet, als plötzlich die Tür aufplatzte und ein Schwall wummernder Tanzmusik in den Raum flutete, zusammen mit Atobe höchstpersönlich.
 

O Scheiße, Atobe. Atobe war eingetroffen, um furchtbare, blutige Rache für die Blamage auf der Tanzfläche zu üben. Die Mordlust stand ihm förmlich in den Augen. Atobe bebte vor Zorn und wirkte, als würde in der nächsten Minute Qualm aus seinen Ohren aufsteigen.
 

Er sah auch, wie Mizuki registrierte, königlich und ziemlich hinreißend aus, wenn er sich so aufregte. Einen Moment gab er sich der Phantasie hin, von Atobe Keigo gezüchtigt zu werden...mhm...aber er hatte die böse Vorahnung, dass Atobe da erheblich weniger erfreuliche Maßnahmen vorschwebten als ihm.
 

Atobes Blicke bohrten sich in Mizuki, der immer noch mit herunterhängendem Unterkiefer am Boden kauerte. Mizuki klappte erschrocken den Mund zu. Verdammt, er konnte doch überhaupt keine Selbstverteidigungskniffe! Hätte er doch nicht immer auf Durchzug geschaltet, wenn Yuuta von Kung Fu und Karate faselte!
 

Aber die blitzenden Augen wandten sich unversehens von ihm ab und hefteten sich mit Nachdruck auf Fuji, der ziemlich unbeeindruckt von Atobes Auftritt seine Haare vorm Spiegel ordnete.
 

„Ich will sofort wissen, was ihr hier treibt,“ zischte Atobe bedrohlich leise. „Fuji Syuusuke! Musst du deine gierigen Krallen eigentlich in alles reinschlagen? Reicht dir Tezuka nicht, musst du mir nun auch noch den da klauen?!“
 

Er deutete anklagend auf Mizuki, dem das Spektakel zunehmend eigenartig vorkam.
 

„Ich klaue nicht,“ erwiderte Fuji höflich, während er mit einer Hand Muschelseifen in seine Tasche stopfte. „Und Männer bestimmt nicht, Atobe-kun. Alles, was Mizuki-san mit mir gemacht hat, hat er freiwillig gemacht, nicht wahr, Mizuki-san?“
 

Bei diesen Worten wandte sich Fuji um und zwinkerte dem fassungslosen Manager zu.

„Und Glückwunsch, Atobe, er ist wirklich sehr begabt....!“
 

Atobe sah aus, als habe der andere ihm einen Dolch reingestoßen oder einen besonders üblen Higuma Otoshi serviert. Seine Fäuste zitterten. Sein tödlicher Blick wanderte wieder ab zu Mizuki. Er sah aus wie ein sprungbereites Raubtier. Mizuki konnte den Ausdruck nicht zuordnen – er war noch nie so angesehen worden.
 

„Ich hab ihm die Füße massiert,“ gab Mizuki wahrheitsgemäß an. Er war sich aber nicht sicher, ob ihm das nun helfen würde. Zumal Atobe aussah, als würde er ihm das irgendwie nicht abnehmen.
 

„Du hast überhaupt keinen Anstand, du Stück.“ fauchte Atobe ihn an. „Kannst du nicht wenigstens abwarten, bis unsere Verabredung zu Ende ist?! Musst du ihn gleich auf dem Klo vernaschen?! Der komplette Flur hat Fuji hier drin rumstöhnen hören! Die Ryuzaki ist schon knallrot und hat sich bei allen Trainern für ihn entschuldigt!“
 

Mizuki wollte eben gegen diese unglaubliche (aber schmeichelhafte) Unterstellung protestieren, als Tezuka in einem leicht verrutschten Cordsakko hinter Atobe erschien.

Er lehnte sich in den Türrahmen und verfolgte die Szene mindestens so seelenruhig wie sein Begleiter im Kleid.
 

„Ich hab dir gesagt, Atobe, dass es kein Grund zur Beunruhigung ist, wenn Fuji stöhnt,“ sagte er trocken. „Aber du wolltest mir nicht glauben.“
 

Fuji bedachte seinen Kapitän mit einem kleinen Lächeln. „Buchou weiß nämlich zufälligerweise, dass ich beim Sex nicht stöhne,“ informierte er den kochenden Atobe.
 

Ohne es wirklich zu wollen, reckte Mizuki den Kopf und fragte Tezuka neugierig: „Ach, nein? Was macht er denn so beim Sex?“
 

Atobe fuhr herum und sah ihn an, als wolle er ihn aus dem Fenster schmeißen.
 

Tezuka grinste. „Ich würde sagen, das ist seine Sache, Mizuki. Und vielleicht noch meine.“
 

Atobe beachtete weder das Tennisgenie noch den anderen Kapitän. Er sah nur Mizuki mit diesem seltsamen, intensiven Blick an, als wolle er ihn beißen oder so etwas.
 

Mizuki zog den Kopf ein und betrachtete die zornige Grimasse auf Atobes hübschem Gesicht, und plötzlich traf ihn die Erkenntnis. Sein Datengehirn begann, die Ereignisse in die passende Reihenfolge zu schieben, und alles fügte sich zu einem sinnvollen, aber erschreckenden Bild zusammen.
 

Und plötzlich war er froh, schon am Boden zu knien, denn ansonsten wäre er umgefallen.
 

Atobe war wütend. Aber er war nicht wütend, weil Mizuki den Abend ruiniert hatte. Er war wütend, weil er eifersüchtig war. Auf Fuji. Und er war nicht eifersüchtig wegen Tezuka. Er war eifersüchtig wegen Mizuki.
 

Wegen ihm. Seinetwegen.
 

Er war nicht gekommen, um Mizuki aus dem Fenster zu schmeißen oder ihn Kabaji als Zwischenmahlzeit zu servieren.
 

Er war hier in dieses dämliche parfümierte Damenklo gekommen, um um ihn zu kämpfen.
 

Seine und Atobes Blicke kreuzten sich. Mizuki sah einen Hauch Röte über Atobes Gesicht fliehen, bevor dieser sich verärgert abwandte. Und es war keine Zornesröte.
 

Mizuki machte den Mund auf und sagte: „Ack – “

Mehr fiel ihm nicht ein.
 

„Äh, ich sehe, ihr zwei habt euch nun sicher eine Menge zu erzählen,“ flötete Fuji, während er elegant über Mizukis Beine hinwegstieg. Er hakte sich bei Tezuka ein. „Darum verdrücken wir uns am besten. Falls euch das Mädchenklo langweilig wird, oben ist eine sehr schöne romantische Terasse! Also dann. Ihr Turteltäubchen.“
 

„Du bist so ein Miststück,“ schaffte es Mizuki zu keuchen.
 

„Gern geschehen.“ Fuji machte ihm ein aufmunterndes Victory-Zeichen, bevor er mit Tezuka aus der Tür schwebte. Der Mistkerl.
 

„Du, Mizuki kann eine hervorragende Fußmassage,“ hörte Mizuki ihn beim Rausgehen in Tezukas Ohr schnurren. „Das musst du dir mal zeigen lassen, Tezuka. Wenn du so was kannst, lass ich dich alles mit mir machen was du willst!“
 

„Du lässt mich doch sowieso immer alles mit dir machen, was ich wi – “
 

Die Tür klappte hinter den beiden plaudernden Seigaku-Spielern zu. Zwei mehr oder weniger verstörte Knaben blieben zurück.
 

Mizuki war einigermaßen überrascht, als Atobe zu ihm rüberschlenderte und ihm die Hand anbot. Er schielte die Hand misstrauisch an, dann Atobes kühle Miene. Er sah im höchsten Maße angepisst aus... aber er sah nicht aus, als wolle er Mizuki den Arm auskugeln. Na schön.
 

„Ich hab dir keinen sauteuren Anzug schneidern lassen, damit du dich damit auf dem Boden rumwälzt.“ Atobes Stimme war wie klirrendes Eis.
 

Das stimmte. Er wollte das Teil schon gern noch mal anziehen. Falls Atobe es ihm nicht sowieso wieder wegnehmen würde, bevor er ihn auf dem Heimweg aus dem fahrenden Auto rausschleuderte. Mizuki nahm die Hand und ließ sich aufhelfen.
 

Kaum stand er auf den Füßen, als Atobe seine Hand wieder losließ, als sei er ein bissiges Nagetier. Dann mied er Mizukis Blick, indem er erst mal sorgsam seine Fingernägel betrachtete. Das konnte nicht sehr spannend sein, denn Atobes Fingernägel waren natürlich makellos. Eine steile Falte auf seiner Stirn verriet, dass er sich nicht allzu sehr auf seine Maniküre konzentrierte.
 

Mizuki wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Normalerweise war er immer in der Laune, sich ums Kinn zu streichen oder seine Haare zu zwirbeln, aber es war ihm vergangen.
 

Er konnte damit umgehen, wenn Leute sauer auf ihn waren. Sein Team war eigentlich die Hälfte der Saison sauer auf ihn. Die anderen Teams waren die komplette Saison sauer auf ihn. Andere Trainer und Manager wollten ihn die meiste Zeit auf den Mond schießen...oder auf den seltsamen Planeten, von dem er ihrer Ansicht nach kam.
 

Sich für etwas zu entschuldigen, lag nicht in seiner Natur, wirklich nicht. Mizuki entschuldigte sich normalerweise nie...nicht einmal dann, wenn er wirklich was verbockt hatte.
 

Aber die Art und Weise, wie Atobe auf ihn sauer war, war neu für ihn. Sie verwirrte ihn.

Normalerweise wurden Leute nie böse, weil Mizuki sich zu wenig um sie kümmerte.

Normalerweise war es umgekehrt.
 

Es war ungewohnt und...irgendwie nett.
 

Mizuki hüstelte. „Atobe, ich... – “
 

Aber Atobe hob herrisch die Hand. „Lass es sein. Wage es nicht, dich bei mir zu entschuldigen. Ore-sama nimmt keine Entschuldigungen an.“
 

Mizuki schnaubte. „Was für eine behämmerte Atobe-Regel ist das denn schon wieder...?“
 

Atobe putzte seine Nägel am Revers seines Anzuges. „Wenn ich deine Entschuldigung annehme, müsste ich erst mal zugeben, dass ich wirklich eifersüchtig bin, nicht wahr?“ Er blinzelte mürrisch. Das sah niedlich aus. „Und das ist unter Ore-samas Würde.“
 

Atobe Keigos Gehirn arbeitete wahrlich auf seltsamen, verschlungenen Wegen. Aber Mizuki musste zugeben, dass das funktionierte. Irgendwie.
 

„Passt mir prima, ich hasse es, mich zu entschuldigen.“ Mizuki grinste. „Also...warst du eifersüchtig?“
 

Der hübsche Tenniskapitän winkte ab. „Ore-sama braucht keine Eifersucht,“ belehrte er ihn. „Wenn du auf dem Schlauch stehst und die Chance ausschlägst, mit mir heute nacht nach Hause zu fahren, nur weil du einem angeblichen Genie die Füße befummeln musst, ist das nicht mein Problem.“ Mit einem Gähnen wandte Atobe sich ab. „Ich werde nun an die Bar gehen und mich maßlos betrinken. Tschau.“
 

Mizuki klappte der Mund auf, als er begriff, dass er eben das erste Sex-Angebot seines Lebens bekommen hatte. Seine Hände wurden plötzlich feucht. Sein Puls wurde schneller. Und sein Hals wurde so dick, dass kaum ein Satz durchpasste. „Warte...!“
 

„Hm?“
 

„Du wolltest...wolltest du wirklich...hast du eben gesagt, du wolltest mich heute Abend mit nach Hause nehmen...?“
 

Atobe blieb in der Tür stehen, ohne sich umzudrehen. „Natürlich,“ sagte er leise. „Ich überlege mir immer, ob mein Begleiter es wert ist, ihn später zu vögeln oder nicht.“
 

Mizuki schluckte. Trotz aller verzweifelten, notgeilen Versuche in der Hinsicht, hatte er noch nie auch nur die kleinste Chance auf Sex mit irgendwem aufgetan, nirgendwo. Und nun sagte Atobe das so einfach. Ausgerechnet Atobe...und Mizuki war so überhaupt nicht darauf eingestellt.
 

Sein Begleiter drehte sich um, schlenderte zurück, baute sich direkt vor ihm auf und maß ihn mit einem gründlichen Blick.

„Nun, du warst es wert, Mizuki,“ sagte Atobe und schnalzte bedauernd mit der Zunge.

„Aber ich würde sagen, das Thema ist nun wohl gegessen nicht wahr...?“
 

„Äh...“ Mizuki ballte die Fäuste. So unmittelbar unter Atobes klugen Augen, wurde ihm ziemlich schwach. Er wünschte sich, Atobe würde ihm wieder herablassend im Gesicht rumfummeln wie zu Beginn des Abends. Einmal noch wollte er diese eitle Hand an seinem Kinn haben.
 

„Moment, er ist mir hinterhergerannt,“ protestierte Mizuki mit schwächelnder Stimme. „Und das nur, um mir zu sagen...!“ Er verstummte, denn da war sie wieder. Diese Hand. Die ihm sanft ums Kinn strich.
 

„Mizuki-san, du sammelst Data, stimmt´s?“ murmelte Atobe, während Saint Rudolphs knallharter Manager unter seiner Hand zu zittern begann. „Und, was sagt deine Data über mich? Bin ich nicht ein herausragender Tennisspieler?“
 

Mizuki wusste nicht, was das nun sollte, aber die Art, wie Atobe nun mit den Fingern seinen Hals runterstrich, blockte sämtliche Gedanken zu dem Thema ab, da nun in seinem Körper wieder eine maßgebliche Blut-Umverteilung stattfand.
 

„Natürlich bist du das,“ krächzte er mürrisch. „Weiß ich doch.“
 

„Nun, wenn ich auf dem Tennisplatz schon überzeuge,“ sagte Atobe, während er beiläufig an Mizukis obersten Hemdknopf zupfte, „dann würde es dich umhauen, was ich im Bett leisten kann.“
 

Mit einem Mal war die Hand wieder fort. Atobe lächelte ihn schief an. Dieses Lächeln war schrecklich...es war ein bisschen spöttisch, aber vor allem auch ein bisschen enttäuscht, ein bisschen tadelnd und ein bisschen...liebevoll.
 

„Dein Pech. Du hast dem falschen Mann die Füße massiert. Schade.“ Die Stimme des hochgewachsenen Spielers war ein herausforderndes Schnurren. „Sowas vertrage ich nicht.“
 

Atobe wandte sich wieder der Tür zu. „Aber falls du dich nun auch betrinken willst...du weißt, wo du mich findest.“
 

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Entschuldigt bitte das konfuse Kapitel! Ich hatte Probleme, mir vorzustellen, wie Atobe reagiert, wenn er sein Date bei der Fußmassage erwischt. *G* Und ich dachte mir dann, wahrscheinlich lässt er sich fast nichts anmerken und spielt sein Spielchen einfach weiter. Und hoffentlich kommt Mizuki nicht zu passiv rüber, aber er ist derzeit eher angeschlagen. Nun muss er sich allerdings was einfallen lassen, um Atobe wieder gnädig zu stimmen. Ob ihm das gelingt...? Mal sehn.

Rondo Towards Affection

H-hi alle. *schäm* Hier kommt – endlich – das zweiteilige Finale von Tischdame. Ich weiß, ich kann die massive Verspätung nicht wieder gut machen. ><“ Aber ich möchte allen, die sich noch an diese Geschichte erinnern, von ganzem Herzen für die Kommentare und die Geduld danken. Und ich hoffe, dass euch die beiden letzten Kapitel gefallen. Ein spezieller Dank an Maddle, Luina und Keks, die mich immer wieder freundlich gepokt haben, nicht aufzugeben. ♥<3
 

You nasty girl,

You nasty, you trashy, you classless girl,

You’re sleazy,

You’re freaky

Destiny’s Child, Nasty Girl
 

*****
 

Nach dieser hormonellen Vollkatastrophe kauerte Mizuki, was wirklich nicht seiner Art entsprach, noch mindestens eine halbe Stunde wie ein verschrecktes Kaninchen in einer Klokabine und versuchte, den Schock, die Schande und die Scham durch verschärftes Lockenzwirbeln in den Griff zu bekommen. Ohne nennenswerten Erfolg.
 

Es war merkwürdig – normalerweise hätte er locker seine Oma versteigert, um wenigstens einmal im Rampenlicht zu stehen. Im Moment trieb ihm der Gedanke, jemals wieder von irgendwem gesehen zu werden, den nackten Angstschweiß auf die Stirn. Es war schwer zu sagen, was Mizuki mehr verstörte: die Tatsache, dass er eben das erste Sex-Angebot seines Lebens (wenn man den gruseligen Bootsverleiher im letzten Urlaub vergaß, was Mizuki nur zu gern tat) vergeigt hatte – oder die Tatsache, wie sehr ihn das ärgerte.
 

Erst, als Kamio und sein murmelnder bester Freund durch die Tür platzten, um sich am Waschbecken laut um ihr Campingziel zu streiten, kam Mizuki strauchelnd auf die Beine.
 

“Das ist hier übrigens immer noch das Mädchenklo,” Knurrte er, während er steif an den beiden vorbei zur Tür stakste, “Ich weiß wirklich nicht, warum hier ALLE aufs Mädchenklo rennen!”
 

Vor der Tür zum Ballsaal legte er zögernd die Hand an die Klinke, als sei sie mit 100 Volt verkabelt. Er schloss die Augen und atmete tief durch. Er erwartete fest, drinnen von einem Mob höhnisch lachender Tennisspieler empfangen zu werden, die vereint auf seinen Hosenschlitz deuteten. Oder möglicherweise von Kabaji, der ihn ohne Umschweife zu einem Luftballonpudel verknotete, weil er es gewagt hatte, Ore-sama zu entweihen. Oder ähnlich Schlimmes.
 

Es half nichts; ein letzter Wisch durch die glänzenden schwarzen Haare (wenigstens sein Haarwachs ließ ihn nicht im Stich!), und rein da … -
 

Nichts passierte.
 

Zumindest nicht mit Mizuki. Inzwischen war das Licht lauschiger (was ihm sehr entgegenkam, da er hoffte, nicht erkannt zu werden), und die Gäste wesentlich enthemmter. Die braven Schüler hatten sich längst alle verdrückt, um pünktlich ins Bett zu kommen. Was blieb, waren die Feierfreudigen, die Vorwitzigen und Mutigen, die schon ihre Ausreden für die Eltern bereit und ihre älteren Schwestern bestochen hatten, ihnen vor der Feier Sekt zu kaufen. Leute tranken mitgebrachtes Bier und knutschten mitgebrachte Freundinnen. Momoshiro tanzte wacker mit Ann, was bedeutete, er ließ sich leicht desorientiert von ihr über das Parkett navigieren. Am Tisch von Yamabuki zeigte Lucky Sengoku unter den Begeisterungsrufen seiner Fans auf seinem Handy intime Fotos von … Mizuki wollte nicht wissen, wovon.
 

Er blickte sich um. Der Tensai und sein Buchou waren nirgends zu entdecken. Wahrscheinlich schoben sie schon irgendwo auf dem Heimweg eine leidenschaftliche Nummer auf Tezukas Gepäckträger. Mizuki war vage bewusst, dass das anatomisch unmöglich war, aber wenn irgendwer es schaffte, dann Fuji Syuusuke. Der Wahnsinnige. Das Leben war ungerecht.
 

Und Ore-sama …
 

Ore-sama kam offensichtlich bestens allein klar. Man konnte ihn kaum erkennen hinter der wuselnden Traube aus Bewunderern, die er sich offenbar sofort nach dem Verlassen der Toilette rekrutiert hatte. Mizuki sah seine makellosen Zähne mit seinem weißen Anzug um die Wette glänzen.
 

Blergh.
 

Er wusste nicht so recht, was er tun sollte. Es war klar, dass sein Magen nun kein einziges Gläschen Punsch und sein Stolz keinen einzigen Smalltalk mehr verkraften würde, also stellte er sich erst mal ans verwüstete Buffett und aß in sehr kurzer Zeit abartig viele Salzbrezeln, denn irgendwas musste er schließlich machen. Er würde sich später elend fühlen wegen der Brezeln ... aber in diesem Fall war das egal, momentan war sein ordentlich geführter Kalorienkalender sein kleinstes Problem.
 

Schließlich setzte er sich an einen verlassenen Tisch vor der Tanzfläche und fummelte hilflos an einer Serviette herum. Und da er sich wirklich hochgradig masochistisch fühlte, wählte er einen Tisch mit ausgezeichnetem Blick auf Atobe.
 

Man konnte von Atobe denken, was man wollte – er stand zu seinem Wort. Er verschwendete tatsächlich keinen Blick mehr an Mizuki. Und er hatte offensichtlich wirklich vor, sich erbarmungslos zu betrinken. Es war sehr Atobe, dass er es mit riesigen bunten Cocktails tat, aus denen eine wirklich albern große Anzahl von Schirmchen und Plastikflamingos herausragte. Es war aber auch sehr Atobe, dass er es schaffte, dabei trotzdem schneidig und verwegen auszusehen.
 

Man konnte wirklich sagen, dass er leuchtete – nun ja, in erster Linie seine Zähne, aber bei Weitem nicht nur die. Seine lebhaften Augen funkelten, während er seinen Bienenschwarm aus Freunden und Fans unterhielt. Mizuki beobachtete, wie er Oshitari und Gakuto mit irgendwas zum Lachen brachte, die ergebenen Freshmen mit gestenreichen Erzählungen seiner besten Tennis-Heldentaten verzauberte und ab und zu nach Kabaji schnippte, der ihm noch mehr Cocktailschirmchen mit Alkohol darunter brachte.
 

Immer, wenn Atobe hell auflachte, war es, als würde man Mizuki einen Eimer kalten Wassers über den Kopf schütten. Und Atobe lachte oft.
 

Gut für ihn.
 

Verdammt. Hätte er Atobe vor einer Stunde so gruselig intensiv angestarrt, anstatt Fuji die Füße zu walken, wäre ihm eine Menge Ärger erspart geblieben. Vielleicht würde er sich sogar schon mit Ore-sama auf dem Boden seiner Stretchlimousine wälzen …
 

Mizuki erschauerte bei dem Gedanken. Ob aus Scham, oder etwas anderem, war schwer zu sagen.
 

Sein Blick fiel auf das verwaiste Mikrofon, das nach der Preisverleihung stehen geblieben war. Plötzlich beschlich ihn die bizarre Idee, die Bühne zu entern und Atobe ein Liebeslied zu schmettern. Es war eine Mischung aus Erdbeerpunsch und nackter Verzweiflung, keine Frage, aber mit einem Mal kam es ihm vollkommen plausibel vor. Mizuki ballte die Fäuste, maß das Mikro mit glasigem Blick und war nicht weit davon entfernt, aufzuspringen und es sich zu krallen. Genau. So was brauchte er nun. Eine große Geste, eine romantische Geste voller Leidenschaft und Selbstbewusstsein, durch die er Atobe von den Socken hauen und mit dem Geist der Musik verzaubern würde.
 

In Hollywood und Bollywood zog so was doch immer ... das verliebte Paar fiel sich in die Arme, und das war dann so toll, dass es alle anderen ebenfalls von ihren Sitzen riss, und alles endete in einer konfettibunten Choreografie der Liebe, wo man sich an den Händen hielt, scheinbar mühelos durch komplizierte Tanznummern hüpfte, und keiner mehr daran dachte, wer zu welchem Zeitpunkt eine Erektion bekommen hatte … -
 

Wow, er war wirklich sehr betrunken.
 

Wankend kam er auf die Beine.
 

Es war schließlich nicht so, als könne der Abend noch peinlicher werd –
 

„Oishi,“ schallte es in diesem Moment von der Bühne, wo Kikumaru plötzlich hinter das Mikro gesprungen war, „Das hier ist für dich!“
 

Mizuki duckte sich unauffällig wieder auf seinen Platz zurück.
 

Um ihn herum flogen die Köpfe in Richtung Podium, um dem Spektakel in mehr oder weniger furchtsamer Ehrfurcht zu folgen.
 

„Wow“, brummte Kapitän Tachibana düster, als würde er Zeuge eines mittelgroßen Zugunglücks werden.
 

„Also, ich find´s romantisch,“ flötete Ann, und umklammerte Momoshiros Arm.
 

„Ich weiß nicht, er tut mir irgendwie leid,“ brummte ihr Bruder.
 

„Mir tut Oishi-senpai leid,“ flüsterte Momoshiro, bevor er mit Ann dezent in der Menge abtauchte. In einer anderen Ecke versuchte Oishi aussichtslos, sich hinter einer großen Yucca-Palme zu verstecken.
 

„Ist das ein echtes Lied?“ wollte Tachibana verstört wissen.
 

„Besser er als ich,“ sagte Mizuki geschmeidig zu ihm, wurde aber von dem Kapitän ignoriert.
 

„Du sagst es, Kirihara-sama!“ krähte Dan Taichi ihm begeistert zu und hob sein Glas mit Ponta.
 

Mizuki lächelte süßlich. „Du kannst kein Tennis, und dein Stirnband ist out!“ rief er ihm über Kikumarus Geträller zu. Taichi winkte ihm begeistert. Mizuki grinste irre. Idioten, alles Idioten, außer Saint Rudolph und ihm …
 

Auch Atobe und seine Clique verfolgten das Schauspiel. Atobe sah etwas verstimmt aus, dass er es nicht als erster ans Mikrofon geschafft hatte. Obwohl, Atobe hätte wahrscheinlich gesagt: „Das hier ist für mich!“ Und es auch so gemeint. Was präzise einer der Gründe war, aus denen Mizuki Atobe mochte.
 

Kamio stürmte die Tanzfläche und begann, sich leidenschaftlich den Frust über den Urlaubsstreit mit Ibu von der Seele zu breakdancen, obwohl es in keinster Weise zu der romantischen Nummer passte.
 

Mizuki schnaubte und schmiss die Serviette auf den Tisch, wo sie in einer Pfütze Erdbeerbowle ertrank.
 

Was machte er hier eigentlich!?
 

Saß in der Ecke wie ein Mauerblümchen, glotzte bekümmert Atobe hinterher und fantasierte sich romantische Musicalszenen zusammen?
 

Das war einfach nicht er.
 

Mizuki war kein romantischer Held, der am Ende des Abends eine ölige Ballade trällerte. Er konnte Leute nicht mit einem Augenaufschlag in die Knie zwingen wie Atobe. Er konnte keinen disneymäßigen Balltanz hinlegen wie Fuji und Tezuka, ohne dass was Schräges passierte. Er konnte sich nicht einfach das Hemd ausziehen und alles war geritzt, wie Kaidoh, Yuuta oder Echizen. Er war kein Prinz des Tennis. Er war ein schmieriger, kleiner Schurke, und das würde er auch immer sein.
 

Und in dem Moment wusste er ganz genau, was er zu tun hatte.
 

Seine Hand wanderte wie von selbst an sein Kinn, wo sie hingehörte, und bevor er es sich versah, entwich ihm ein böses kleines Kichern. Wenn irgendwer ihn beobachtet hätte, hätte er sicher angenommen, Mizuki von Saint Rudolph habe einen weiteren Nervenzusammenbruch. Zum Glück beachtete ihn aber niemand, denn in diesem Moment tönte ein angenehmer Tenor von der Bühne. „Das hier ist für mich!“, verkündete Atobe, der das Mikro für sich erobert hatte.
 

Mizuki sah ihn finster an und zückte sein kleines pailettenbesetztes Telefon wie andere Leute eine Waffe.
 

Yuuta war so schnell am anderen Ende, als habe er den ganzen Abend nur über dem Telefon gelauert, falls etwas passierte.
 

„Yuuta-kun,“ schnurrte Mizuki, während er sich den Finger aufs Ohr legte, um Atobes beleidigend wohlklingender Singstimme zu entgehen, „Was? Nein, es läuft bestens. Yup, das ist Atobe, der da singt." Er wurde rot. "…nein, nein, er singt das nicht für mich. Nein.“
 

Er nahm einen beherzten Schluck aus einem Glas, das ihm nicht gehörte. Auch seine latente Keimphobie hatte nun Sendepause. Es gab Wichtigeres. „Yuuta-kun, ich brauche dich hier. Du musst mir Data aus meinem Schließfach bringen. Der Schlüssel ist in meiner Louis XIV-Schmuckschatulle. Da findest du einen USB-Stick mit der Aufschrift ORE-1. Den bringst du mir. … ich weiß, es ist spät, aber ich mach’s wieder gut, in Ordnung?“ Er dachte einen Augenblick nach. „Kein Diätplan nächste Woche, ok? Sieben Tage Nachtisch essen, und Cheeseburger für das ganze Team! Versprochen. Triff mich am Hintereingang. Und, Yuuta? Verteidige den Stick mit deinem Leben, wenn du es musst.“
 

Mizuki würgte Yuutas Protest ab, dass sich noch nie irgendeiner um Mizukis Daten geprügelt hätte, und legte auf, um selbstzufrieden mit einem Finger durch den fremden Drink zu rühren. Atobe glitzerte oben auf der Bühne im Licht der Scheinwerfer. Fast war Mizuki versucht, sitzen zu bleiben und seiner Stimme eine Weile zu lauschen, aber dazu hatte er keine Zeit. Er stand auf, um Phase zwei seines Plans einzuleiten. Wahrscheinlich würde er gar nichts verpassen; bestimmt war Atobe noch am Singen, wenn er wiederkam. Atobe, Sonne des Sandplatzes hatte immerhin 18 Strophen.
 

Er fand die romantische Terrasse, die Fuji ihm beschrieben hatte, ohne Probleme. Sie war tatsächlich romantisch; so romantisch, dass sich dort gleich mehrere schnäbelnde Tennisspieler tummelten. Aber Mizuki war immer noch Mizuki, und daher wurde er sie alle auf einen Schlag los mit der gezischelten Warnung, dass Spieler, die beim Knutschen erwischt wurden, automatisch von den Nationals disqualifiziert waren. Warum ihm das irgendwer glaubte, war ihm ein Rätsel – aber wahrscheinlich sah er besessen genug aus, um alle in die Flucht zu schlagen. Nachdem er die Terrasse effektiv geräumt hatte, flitzte er runter an den Hintereingang, um Yuuta abzufangen. Er musste nicht lange warten. Man konnte von Yuuta sagen, was man wollte, aber er war treu, verlässlich, und abartig schnell auf einem Fahrrad.
 

Mizuki nahm den USB-Stick aus seiner zitternden Hand entgegen und wollte ihn wieder wegschicken. Aber irgendwas an der Art, wie Yuuta ausgepowert und keuchend über seinem Lenker hing, rührte Mizukis kleines schwarzes Herz. Nach kurzer Überlegung nahm er seinen VIP-Pass ab und hängte ihn Yuuta um.
 

„Geh rein,“ sagte er. „Amüsier dich ein bisschen. Dein Bruder ist weg, und es sind noch Brezeln da.“
 

„Echt? Brezeln?!" Yuutas Gesicht leuchtete kurz auf, fiel dann aber wieder in sich zusammen. "A-aber ich bin nicht eingeladen …“
 

Mizuki winkte ab. „Du wirkst dehydriert, Yuuta-kun,“ sagte er streng. „Ich verordne dir mindestens zwei Drinks, bevor du nach Hause darfst!“
 

Yuuta grinste und wendete sein Rad, um es anzuschließen. Mizuki stahl sich durch den Hintereingang wieder hinein.
 

Nun kam der wirklich schwere Teil: Atobe von der Herde trennen. Vielmehr, mit Atobe reden und ihn dabei ansehen. Mizuki fühlte sich dem nicht wirklich gewachsen, aber wie vor einem wichtigen Tennismatch schien er auf einer irrwitzigen Welle aus Adrenalin getragen zu werden, als er den Ballsaal betrat und fest auf die Bühne zuhielt.
 

Er stemmte die Hände in die Hüften und wartete geduldig, bis die 18. Strophe von Sonne des Sandplatzes verklungen war. Sein Herz begann zu wummern, als Atobe das Mikro senkte. Mizuki lauerte direkt am Zugang zur Bühne auf ihn. Atobe musste an ihm vorbei. Er musste sich anhören, was Mizuki zu s … -
 

„Mein nächstes Lied …“
 

Mizuki stöhnte. Das konnte doch nicht wahr sein!
 

Aber genau dann passierte etwas Seltsames.
 

Was immer Atobe dazu bewegte, in die Reihen vor der Bühne zu schauen, sein Blick fiel auf Mizuki, und er zögerte. Er sah ihn an, als habe er seine Existenz bis eben komplett vergessen. Mizuki versuchte, gleichgültig und spöttisch aus der Wäsche zu gucken. Was schwer war, wenn man sich fühlte, als würden einem gerade sämtliche Magengeschwüre auf einmal explodieren. Für die Sekunden, in denen ihre Blicke sich kreuzten, hörte er nichts weiter als das laute Hämmern in seiner Brust.
 

Atobe sah wieder weg und griff gelassen nach dem Mikrofon.
 

„Mein nächstes Lied,“ fuhr er fort, „Wird mein letztes heute Abend.“ Er machte eine angemessene Pause, damit seine Fans ‚Oooch’ rufen konnten, was sie dann auch taten. Mizuki rollte mit den Augen.
 

Und dann sang Atobe die wahrscheinlich schnellste Version der Hyotei-Hyme, die die Welt bisher gehört hatte. Seine Teamkollegen hatten sichtlich Mühe, ihm durch den Refrain hinterher zu stolpern. Kaum war die letzte Note verklungen, sprang er behände von der Bühne und stand kurz darauf in voller Pracht vor Mizuki.
 

Mizuki krümmte sich unwillkürlich. Verdammt, er hatte vergessen, wie groß Atobe aussehen konnte. Größer war nur Kabaji, der sich auch gleich schützend vor seinem Buchou aufstellte. Was erwartete der denn? Dass Mizuki Atobe nun aus lauter Schmach mit einem Plastikmesser von der Snackbar erdolchte?
 

„Kabaji,“ sagte Atobe, „Kusch. Geh tanzen.“
 

Kabaji sah einigermaßen unbegeistert aus, aber auf Atobes Anweisung hin stapfte er auf die Tanzfläche und begann, sich zu der nun eingespielten Discomusik lustlos im Kreis zu drehen. Mizuki war unwillkürlich beeindruckt. Wenn er Saint Rudolph erstmal dieses Maß an blindem Gehorsam angewöhnt hatte …
 

„Du bist meiner Einladung an die Bar nicht gefolgt,“ stellte Atobe fest. Sein Blick war komplett undeutbar. Er fegte sich eine violette Haarsträhne aus der leicht verschwitzten Stirn, um Kränkung anzudeuten.
 

„Das nennst du Einladung?!“, keuchte Mizuki, und meinte damit den ganzen Abend.
 

Irgendwer schob Atobe einen weiteren bunten Drink in die Hand. Niemand schob Mizuki einen Drink in die Hand. Ohne seinen Blick von ihm abzuwenden, nippte Atobe an dem Strohhalm. „Du hast was vor,“ sagte er dann schlicht.
 

Mizuki wurde unwillkürlich rot. War er so leicht zu durchschauen?
 

„Du machst dieses wütende kleine Wieselgesicht,“ informierte Atobe ihn, während er ihn weiterhin nieder starrte wie eine Schramme auf seinem schicken Auto. „Das hat was zu bedeuten. Gut für die Haut ist das übrigens nicht.“
 

Mizuki versuchte, sein Gesicht zu entspannen. So viel zu Atobe, wie er ahnungslos in Mizukis Falle tappte. Von wegen. Er zwang sich selbst ein tückisches Grinsen auf. „Ich möchte dich … entführen,“ sagte er dann wie der windigste Bösewicht auf Erden, „Da oben gibt es eine ganz reizende Terrasse.“
 

In Atobes feinen Zügen zuckte es unbestimmt. „Für einen kleinen Fremdflirter bist du ganz schön dreist,“ sagte er dann anzüglich. Mizuki verkniff sich eine Antwort. Technisch betrachtet konnte man nicht fremdflirten, wenn man kein Paar war, aber geschenkt. Für Atobe hatte der Entzug von Aufmerksamkeit wahrscheinlich denselben Stellenwert, als würde man ihm ein Messer in den Rücken stecken.
 

Mizuki senkte die Stimme mit tödlicher Präzision. „Oh, ich denke schon, dass du mitkommen willst, Schnuffelhasi,“ säuselte er. Atobes Augen flogen weit auf. Oh ja, jetzt hatte er seine volle Aufmerksamkeit.
 

Der Prinz von Hyotei wurde blass. Zum ersten Mal war da so was wie Unsicherheit in seiner Stimme. „Woher weißt du davon?“, zischte er zurück. Mizuki grinste. Gut so. Schluss mit dem Geplänkel, nun ging es ans Eingemachte.
 

„Ich weiß so einiges, Pummel-Keigo,“ sagte Mizuki fröhlich, etwas lauter diesmal. „Oder war das etwa nicht dein Spitzname im Diät-Camp – “
 

Bevor er enden konnte, hatte Atobe ihn bereits am Arm gepackt und schleppte ihn in einem Tempo auf die Terrasse ab, in dem Fuji ihm normalerweise nicht mal die Kleider vom Leib riss … in seinen Träumen.
 

Der Mond schien perlenweiß und romantisch über ihnen, als Mizuki sich unsanft in einen Balkonstuhl gepflanzt wieder fand. Über ihm zitterte Atobes steile Zornesfalte. Mizuki fuhr ein Schauer über den Rücken. Atobe sah gut aus, wenn er vor Wut bebte. Man fragte sich, wie sich seine Tennisgegner auf das Match konzentrierten.
 

Mizuki würde wohl nie gegen ihn spielen. Aber diese Art Match war sein Metier.
 

Die Luft zwischen ihnen schien zu knistern. Dann wandte Atobe sich brüsk ab, lehnte sich gegen das Geländer und begann mit dem Verhör.
 

„Woher weißt du von Schnuffelhasi?“ Wollte er wissen. Seine Stimme war so kalt, als hätte Mizuki eben gestanden, die Baupläne einer geheimen Regierungsbasis verscherbelt zu haben.
 

„Das…das dürfen nur meine Tanten zu mir sagen, ok? Was soll ich denn machen, die sind alle über 70, und ich hatte als Kind diesen Stoffhasen …“
 

Mizuki winkte ab. "Rosa mit violetten Pünktchen, verlor sein linkes Ohr während eines Ibiza-Urlaubes, als du acht warst." Natürlich kannte er die Geschichte. Mizuki wusste alles.
 

Atobe ballte ob dieser schmerzlichen Erinnerung die Fäuste, und fuhr wieder herum.
 

„Und als ich im Diät-Camp war, war ich 11!“ Hektische rote Flecken erschienen auf seinem hübschem Gesicht. „I-ich hab kein Gramm Fett zugenommen seitdem. Ich hab alle Kinder von damals bestochen, damit die Wahrheit niemals …“
 

„Nicht genug.“ Mizuki lehnte sich vor und krallte sich in die Lehnen seines Stuhls. Seine Augen blitzten im Triumph. „Kenzo aus der Siebten hat geredet. Ha-ha!“
 

In dem Moment sah er etwas, das er auf Atobes Gesicht wirklich noch nie gesehen hatte, vielleicht auch sonst niemand außer seiner wechselnden Nannies: verwundeten Trotz.
 

„Na schön,“ sagte er leise, während sein Gesicht immer noch glühte, „Dann war ich eben fett, und schüchtern, und konnte ohne Schnuffelhasi nicht einschlafen. Na und? Heute bin ich Atobe!“ Aber es kam nicht mit demselben Glanz wie sonst. Mizuki wusste, dass sein Moment gekommen war.
 

Er erhob sich aus dem Stuhl, der unter ihm würdelos quietschte. Ein Teil von ihm wollte vor Atobes aufrichtig verletztem Blick Reißaus nehmen, aber er würde das hier durchziehen. Das hier konnte er besser als anderen, besser als Inui, besser als Yanagi. Keiner war so durchtrieben, so boshaft, so indiskret wie er.
 

„Oh, heute ist alles anders?“ Zwitscherte er. „So wie letztens im Camp, als du nachts im Schlafanzug die Kuchenvorräte aufgefuttert hast und dann allen erzählt, Sengoku wär’s gewesen? Oder als du nach deiner Niederlage gegen Tezuka in der Umkleidekabine heimlich geheult hast?“
 

Atobe machte eine Grimasse. „D-das sollte keiner sehen …“
 

„Oh, ich hab’s gesehen. Und dann hab ich’s fotografiert . Und nächste Weihnachten könnten alle Tennisspieler der Stadt einen Abzug davon als Grußkarte haben, was meinst du?“
 

In Atobes Gesicht spiegelte sich nun ganz eindeutig Abscheu, aber was noch viel besser war, nacktes Entsetzen. „Mizuki, das würdest du nicht – “
 

Ach so? Nun war er also plötzlich Mizuki, nicht mehr nur Saint Rudolph? Es lief noch besser, als erwartet. Mizukis Stimme wurde zu einem gefährlichen Zischeln, während er unaufhaltsam auf Atobe zugeschritten kam.
 

"Ich würde nicht? Denkst du? Wie wär’s stattdessen mit einer Aufnahme von diesem Telefongespräch, als du Tezuka um ein Date bitten wolltest und er dich abgewimmelt hat mit der Begründung, er würde gerade was kochen, und wir alle wissen, dass Kunimitsu Tezuka nicht kocht ?!“
 

Atobe sah mittlerweile elender aus als damals, als Seigakus Kapitän den Tennisplatz mit ihm gefegt hatte. „Hör auf damit!“
 

„Ich würde gern,“ sagte Mizuki liebreizend. „Aber ich bin noch lange nicht fertig.“ Es war herrlich. Warum hatte er das nicht schon den ganzen Abend gemacht? „Ich hab die Fotos von dem Elvis-Ähnlichkeitswettbewerb, den du verloren hast. Ich hab den inoffiziellen heimlichen ersten Text deines Songs für Tezuka. Ich hab die Aufnahmen von dem Stepptanz-Turnier, zu dem deine Mutter dich geschickt hat. Ich habe sogar eine Kopie von deinem taiwanesischen Werbespot für rosa Lipgloss, von dem keiner was wissen sollte. Ich habe alles. Ich habe genug Material, um das Image von Atobe Keigo für immer zu … verändern ....“
 

Und das war der richtige Moment, um drohend den USB-Stick aus seiner Hosentasche zu ziehen und ihn Atobe vor die Nase zu halten. Mizuki musste zugeben, dass das hier seine beste Schurkenrede aller Zeiten war. Goldstandart. „Und alles, was ich dazu brauche, ist auf diesem Ding.“
 

Was folgte, war zunächst einmal Schweigen. Bleiernes Schweigen.
 

Als Mizuki von seinem Adrenalinrausch herunterkam und das wilde Pochen seiner Schläfen abklang, stellte er erschrocken fest, dass Atobe mittlerweile nicht mehr gepeinigt, sondern gelangweilt aussah. Seine Miene drückte elegante Verachtung aus. Eine Haarsträhne klebte ihm hinreißend an der Stirn fest, aber er machte keine Anstalten, sie zu entfernen.
 

„Du bist so berechenbar, Mizuki von Saint Rudolph,“ Sagte er matt. „Ich nehme an, du wirst gleich morgen losrennen, um Flugblätter mit Fotos von meiner … ähm, Krise nach dem Match mit Tezuka über die ganze Stadt zu verteilen? Nur, weil ich nicht mit dir gefummelt habe?“
 

Mizuki presste die Lippen zusammen. Von nun an bewegte er sich auf glattem, dünnem Eis. Denn so was wie jetzt hatte er noch nie getan.
 

„Nein.“
 

Atobes ehrlich überraschtes Gesicht ließ sein Herz einen kleinen Sprung machen. Interessant. Sein Herz machte ansonsten nicht besonders viele Sachen, mit Ausnahme der vorgeschriebenen Kardio.
 

Er wusste genau, dass er ungelenk aussah, als er Atobe den USB-Stick hinstreckte.
 

„Nein. Ich will dir das hier anbieten. Ich gebe dir die einzigartige Chance, das alles für immer verschwinden zu lassen. Niemand sonst braucht davon zu erfahren. Ich mache das, weil …"
 

Und plötzlich hatte er seinen Text vergessen. Verdammt. Auf den letzten Metern seines brillanten Plans. Mizukis empfindsame Haut schien im Licht der Laternen zu braten. Vielleicht war ihm auch einfach nur heiß. Um es schlimmer zu machen, hatte Atobe sich nun vom Geländer losgeschweißt, und kam argwöhnisch näher.
 

„W-weil…“ Der letzte Rest Worte kam in einem zittrig vorgetragenen Schwall. „Weil es auch in meinem Leben, ähem, andere Aspekte gibt als Data, und ich bereit wäre, von der Veröffentlichung dieser Dinge abzusehen, wenn du …“
 

Atobe Keigos Augen wirkten seltsam klar und offen, wie er so direkt vor Mizuki stand.
 

„Wenn du noch mal mit mir ausgehst,“ Röchelte der Manager von Saint Rudolph erbärmlich. Dann verstummte er verkrampft, und wartete.
 

Er fragte sich, ob Atobe verstand, was es für ihn bedeutete, das aufzugeben. Mizuki hütete seine Informationen wie einen Schatz. Er hatte sich all dieses Wissen über Atobe für einen ganz speziellen Moment in seinem Leben aufgehoben.
 

Und … wenn man ehrlich war … spezieller als heute wurde es nicht mehr.
 

„Versuchst du gerade,“ fragte Atobe langsam und gedehnt, als wolle er sichergehen, dass er nicht bei Versteckte Kamera war, „Mich zu einem Date zu erpressen?“
 

Mizuki wand sich. „W-wir müssen nicht so technisch werden …“, würgte er hervor. Mist, das hier hätte sein großer Triumph werden sollen. Warum also fühlte er sich, als würden ihm gerade die Hosen runter gezogen?
 

Atobe lachte.
 

Mizuki biss sich auf die Lippen. Verdammt, warum zum Henker fand Atobe ihn immer so komisch, wenn er versuchte, gemein zu sein? Er war gut darin, gemein zu sein! So hatte das nicht zu laufen!
 

„Saint Rudolph, du bist unbeschreiblich schrecklich.“ Stellte Atobe fest.
 

Mizuki lächelte dünn und schnippisch. Endlich hatte er’s kapiert. „Ich weiß. Also, kommen wir zur einer Einigung oder … eek!“
 

Er hatte nicht damit gerechnet, dass Atobe noch näher kommen würde. Noch weniger hatte er damit gerechnet, dass Atobe plötzlich die Hände nach ihm ausstrecken würde. Im ersten Moment dachte er, es sei so eine Art Attacke, und machte sich bereit, den mickrigen Datenträger mit seinem schmächtigen Körper zu beschützen. Das wurde knifflig. Mizuki hatte sich noch nie gehauen, höchstens ein bisschen Haareziehen hier und da …
 

Bevor er das alles verarbeiten konnte, hatte Atobe sich seine Arme geschnappt und ihn fest an sich gezogen.
 

So fingen Prügeleien aber nicht an.
 

Atobes Augen waren braun, und viel gewöhnlicher als die von Seigakus Tensai. Aber andererseits waren sie auch … sie waren sehr …
 

Mizuki leckte sich die trockenen Lippen. Sein Lippenbalsam hatte vor geraumer Zeit den Geist aufgegeben. Allein die Tatsache, dass er ihn noch nicht nachgezogen hatte, sprach Bände über seinen momentanen Geisteszustand. Er hörte sich selbst drauflos plappern.
 

"Ich muss dich davon ins Bild setzen, dass ich von diesen Daten mehrere K-Kopien gezogen habe …"
 

"Saint Rudolph." Atobes Stimme schien einige Oktaven tiefer gerutscht zu sein.
 

"Sie befinden sich in einem geheimen Schweizer Bankschließfach, das mir mein V-Vater …" Das war gelogen, gelogen, alles davon war gelogen, Mizuki hatte nichts.
 

"Mizuki …"
 

"Widerstand ist zwecklos!"
 

"Hajime."
 

Die unerwartet intime Anrede ließ Mizuki den Mund wieder zuklappen.
 

Der Kapitän von Hyotei schien schneller zu atmen als sonst. Seine Augen funkelten. Er bebte in seinen teuren cremefarbenen italienischen Schuhen. Er musste wirklich unendlich sauer sein.
 

… er war sauer, oder?
 

Normalerweise reagierte Leute ganz anders, wenn sie von Mizuki erpresst wurden. Viele warfen mit Gegenständen.
 

"Du verstehst auch gar nichts." Atobes Stimme war gefährlich leise. "Bist du so daran gewöhnt, zu verlieren, dass du nicht mal merkst, wenn du gewonnen hast?"
 

Mizuki blinzelte. "Ich … hab was gewonnen?" Das kam so selten vor, dass sich die Worte komisch auf seiner Zunge anfühlten.
 

Er wollte Atobe erklären, dass Saint Rudolph rein statistisch betrachtet gar nicht mal so oft verlor; er hatte die Zahlen! Aber aus irgendeinem Grund schien es nicht der richtige Zeitpunkt zu sein.
 

Atobes hübsch geschwungener Mund zuckte leicht. "Du kapierst es immer noch nicht? Ore-sama lässt sich nicht erpressen. Und Ore-sama geht auch vor allem nicht mit irgendwelchen Leuten auf irgendwelche romantischen Terrassen, es sei denn, er hat wirklich Lust dazu."
 

Lust, das Wort hatte plötzlich einen seltsamen Nachklang, und Mizuki blieb der Atem im Hals stecken. Im selben Moment wusste er, dass sein pompöser Plan ihm gerade um die Ohren flog.
 

Atobes Lippen schienen vor seinen eigenen zu flattern, sehr nah und doch unerreichbar, wie eine unruhige Motte, die eine Lampe umkreiste.
 

"Was ist mit Tezuka…?" Brachte Mizuki mit Mühe heraus.
 

Ein kleines bitteres Lächeln umspielte Atobes Lippen. "Du weißt doch alles, Mizuki von Saint Rudolph. Sag du's mir."
 

"Tezuka steht auf Fuji Syuusuke. Und daran wird sich auch nichts ändern."
 

Für einen Moment lang sah Atobe gar nicht mehr so aus wie Atobe. Er sah irgendwie kleiner aus, seine Schultern irgendwie nicht mehr ganz so breit, die flotte Haartolle nicht mehr ganz so flott. Er wirkte nicht überrascht oder sonst irgendetwas, nur … verloren. Für etwa zwei Sekunden. Dann nickte er nur.
 

Er sah Mizuki direkt an, als er sagte: "Fuji steht auf Tezuka Kunimitsu. Und daran wird sich auch nichts ändern."
 

Und mit einem Mal wusste Mizuki genau, wie sich Atobe eben gefühlt hatte.
 

Wenn man es so laut ausgeprochen hörte, war es einfach…es war einfach Scheiße.
 

Er biss sich auf die Unterlippe. "Ich weiß."
 

Atobe ließ ihn los und trat einen Schritt zurück.
 

Dann legte er drei Finger an seine Stirn und schaute Mizuki sehr, sehr lange an, ohne etwas zu sagen. Mizuki wusste nicht so recht, was passierte.
 

"Was in aller Welt machst du d- HEY! Oh zur Hölle noch mal, machst du gerade Insight!?"
 

Genau so war's. Atobes behämmerter Tennis-Move, mit dem er die Schwächen seiner Gegner scannte.
 

Atobe konnte doch wohl nicht wirklich in ihn reinsehen, oder?
 

Das konnte er doch nicht.
 

"Hör auf damit," fauchte Mizuki ihn an. Sein Gesicht drohte zu verglühen. Er war es, der andere ausspionierte, nicht andersrum! "Lass das! Du siehst so affig aus!"
 

Aber Atobe ließ sich nicht beirren. Er schien Mizukis Gezeter gar nicht zu hören, bis er schließlich gnädig die Hand sinken ließ und wieder normal wurde. "Ist doch nur fair," sagte er mit einem Zucken seiner stattlichen Schultern. "Da du alles über mich weißt - lass mich sehen, wie viel ich mit meiner Methode herauskriegen kann."
 

Mizuki verschränkte die dünnen Arme vor der Brust und schmollte. Pah. Gar nichts. Niemand wusste irgendwas über ihn. In erster Linie, weil niemand wirklich fragte. "Nfu. Lass hören."
 

Darauf hatte Atobe gewartet. "Du bist Mizuki Hajime von Saint Rudolph. Du bist ein Biest, und du bist es gern. Du bist ein gefährlicher Gegner, und ein noch gefährlicherer Freund."
 

Mizuki bleckte verächtlich die Zähne. Schwacher Einstieg; jeder, der mal fünf Minuten mit ihm im selben Raum verbracht hatte, konnte das wissen.
 

"Du weißt alles über jeden Tennisspieler der Stadt, und sogar noch mehr über jede teure Modemarke, jeden edlen Duft, jedes erlesene Stück Schmuck, und jeden Titel, den du gerne hättest. Um genau zu sein, verbringst du ungefähr 75% deines Tages damit, an Dinge zu denken, die du gerne hättest."
 

Das schmierige Grinsen begann Mizuki aus dem Gesicht zu rutschen. Atobes Stimme war leise und fest, und mit jedem Satz schien er wieder ein Stück näher zu kommen.
 

"Wenn du andere Spieler triffst, gehst du davon aus, dass sie dich nicht leiden können, weil es meistens so ist. Wenn dein Team gewinnt, umarmst du deine Spieler nie. Du behauptest dann, das sei, um die nötige Distanz zu wahren, aber eigentlich weißt du, dass du es nicht machst, weil sie es irgendwie komisch finden würden. Dein Protegé ist Fuji Yuuta, aber 'Protegé' ist nur dein Ausdruck für 'einziger Freund', doch das würdest du niemals irgendwem sagen, vor allem nicht Yuuta."
 

Die Worte hätten Mizuki stechen sollen wie tausend Nadeln, aber da war keine Spur von Boshaftigkeit in Atobes Stimme. Atobe wusste offensichtlich nicht, wie das gemacht wurde. Wenn man einem anderen seine Unzulänglichkeiten ins Gesicht rieb, hatte man sich dabei gehässig anzuhören. Nicht so … weich?
 

Plötzlich fand Mizuki es schwer, Atobe anzusehen. Aus irgendeinem Grund hatten seine Augen angefangen, zu brennen. Er senkte den Blick und schaute sich ausführlich die schicken Treter an, die man ihm für den Abend gegeben hatte. Die waren wirklich vom Feinsten. Ob er die behalten durfte…?
 

Das Blut rauschte in seinen Ohren. Aber nicht laut genug, um Atobes idiotisch freundliche Stimme zu übertönen.
 

"Du magst italienische Opern, spanische Küche und skandinavische Hautprodukte. Aber du sprichst nie darüber, weil du überzeugt bist, dass keiner wissen würde, wovon du eigentlich redest."
 

"Deutsche Opern," murmelte Mizuki steif, ohne den Blick von seinen Füßen zu nehmen, "und französische Küche."
 

"Touché." Er konnte hören, dass Atobe lächelte, und … und wie nahe konnte er ihm eigentlich noch kommen, ohne ihm auf die Füße zu treten?! Das wäre nicht gut, da Mizuki seine Füße brauchte, um draufzustarren.
 

"Wenn du es dir leisten kannst, dann bestellst du deine Klamotten, deine Schuhe, und deine Haarprodukte nur bei den allerbesten internationalen Anbietern, und wenn die Lieferung ankommt, rennst du zur Tür wie ein kleines Kind an Weihnachten. Aber nur, wenn niemand zusieht. Und dann sitzt du allein in deinem Zimmer und faltest deine bestickten Pullis und pflegst deine lackierten Teemöbel und reibst deine Haare mit Lotionen ein. Du bist ziemlich oft allein. Deine Eltern sind nett, aber sie sind fast nie zu Hause. Wenn sie es sind, dann erwarten sie, dass du in allem der Beste bist, und das bist du auch. Immer."
 

Plötzlich war sich Mizuki nicht mehr sicher, ob Atobe von ihm redete, oder von sich selber, oder von ihnen beiden.
 

Irgendwie kriegte er es hin, den Kopf zu heben. Er konnte sich nicht vorstellen, dass er dabei ein besonders intelligentes Gesicht machte. Als sie sich ansahen, stolperte Atobe fast über seine nächsten Worte.
 

"Du, ähm. Du glaubst, dass dich keiner durchschauen kann, aber im Grunde wünscht du dir nur, es würde wenigstens mal einer versuchen. Und gleichzeitig gibt es nichts, vor dem du mehr Schiss hast."
 

Seine Stimme klang belegt.
 

Nervös.
 

Die zartrosa Spitze seiner Zunge kam für Sekunden zum Vorschein, so schnell, es hätte Einbildung sein können.
 

"… und auch, wenn du es niemals, niemals, zugeben würdest, und auch, wenn du viel zu feige bist, um den ersten Schritt zu machen, wartest du immer noch auf deinen …"
 

Der USB-Stick rutschte Mizuki aus den Händen und landete klackernd zwischen ihnen auf dem Boden, vergessen.
 

"…ersten …"
 

Atobes Lippen wirkten betörend schön im gedämpften Licht der Laternen, während sie all diese furchtbaren, peinlichen, persönlichen, akkuraten Dinge sagten; und auch, wenn Mizuki prinzipiell gegen rohe Gewalt war, wusste er, dass er nur noch eine Möglichkeit hatte: er musste Atobe eine Ohrfeige verpassen, bevor er diesen Satz zu Ende führte, andernfalls würde sein Gesicht in Flammen aufgehen.
 

"Du weißt auch nicht alles über mich Keigo," presste er zwischen den Zähnen hervor, und holte zum Schlag aus –
 

…schlang seinen Arm um Atobes Hals und zog ihn zu sich herunter, bis sich ihre Lippen berührten.
 

Das war…
 

Das war so nicht geplant.
 

Egal.
 

Ein Ruck schien durch Atobes Körper zu gehen, wie ein elektrischer Schlag. Der große Tenniskapitän erschauerte am ganzen Leib, aber es war nicht dieselbe Art Schauer wie wenn man Inui-Drinks kippte, oder die Mannschaftsduschen morgens schrecklich kalt waren. Etwas daran war warm; nicht warm, heiß. Und dann fuhr er seine Arme aus, als würde er Mizuki auffangen, obwohl dieser nicht einmal fiel, und hielt ihn fest, und man konnte beinahe den Aufprall hören, als ihre beider Egos am Boden kollidierten und in tausend Stücke zersprangen.
 

Mizuki riss sich einen Moment von Atobes Lippen los, um zu beteuern: "Das wollte ich nicht – "
 

"Ich schon," knurrte Atobe wie ein hungriger Wolf, bevor er seinen Kopf an Mizukis Hals vergrub.
 

Mizuki stöhnte leise auf. Verdammt, das war schlimmer als dieser Abend in der Bäckerei, an dem er sich geschworen hatte, wirklich nur eins von den Törtchen zu essen. Er wollte mehr und mehr und mehr. Es war unmöglich, aufzuhören.
 

Sie waren wie ein unkoordiniertes, schlecht einstudiertes Ballett, als sie blindlings knutschend über den Balkon stolperten, an Haaren und Klamotten zerrend, während ihre Lippen und Hände versuchten, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Mizuki fuhr zusammen, als er merkte, wie sich ein metallenes Gartenmöbel in seinen Rücken presste. Im nächsten Moment japste er erschrocken, als Atobe – der sein Ziel nie aus den Augen verlor – ihn an den Hüften nahm und vor sich auf den Tisch pflanzte, um ihn besser küssen zu können. Fast wie von selbst schlossen sich seine Beine um Atobes Körpermitte. Um sie herum fielen Gartenstühle scheppernd zu Boden. Das war Irrsinn alles, kompletter Irrsinn. Er schloss die Augen und lauschte, wie Atobe leise, sehnsüchtige Laute in sein Ohr machte. Der Atem des Kapitäns ging schnell und brannte heiß auf seiner Haut. Vielleicht war Ore-sama nicht ganz der lässige Playboy, der er vorgab, zu sein. Er hätte nie gedacht, dass solche Geräusche aus Atobe Keigo überhaupt rauskommen konnten. Noch weniger, dass er sie eines Tages hören würde. Ohne nachzudenken, fanden Mizukis Finger die Knöpfe an Atobes makellos gebügeltem Hemd, um zu erkunden, ob die Haut darunter so warm war wie es den Anschein hatte.
 

"V-vergiss es…" flüsterte Atobe gequält, während seine Hände gleichzeitig in Mizukis Smoking verschwanden. "Das ist … feinster Angora-Alpaca-Hybridzwirn mit Knöpfen aus 100% Okapihorn … unzerstörbar …"
 

Mizuki erschaurte; Atobe hätte nichts Erotischeres sagen können. "Ich weiß," hauchte er dann ebenso gequält zurück.
 

"W-wir sollten hier verschwinden…", murmelte Atobe daraufhin, und irgendwas in der Dringlichkeit, mit der er das sagte, ließ Mizuki erneut erschauern. Aber er war sich nicht sicher, ob er schon bereit war, Atobe aus seiner Beinschere zu entlassen. Oder ob er bereit war für das, was als nächstes passieren würde. Er hatte … im Laufe der Zeit sehr viel Theorie zu dem Thema, nun, studiert, aber …
 

Atobe biss sich auf die Lippen. Er schien Mizukis Zögern zu spüren. Aber dann grinste er, lehnte sich vor, und führte mit unglaublicher Präzision seinen Schlag aus:
 

"Mein Bett ist feinstes poliertes Kirschblütenholz aus Kakunodate…"
 

"Oh mein Gott," Mizuki musste sich schwer beherrschen, Atobe nicht vor lauter Lust seine Fingernägel in die Brust zu schlagen. "Du Tier."
 

"Meine Bettwäsche," fuhr Atobe fort, während er sich immer tiefer zu Mizuki herunterlehnte, der sich vor ihm auf dem Tisch aalte, "Ist handgewebtes französisches Leinen mit Goldornamenten …"
 

"…doppelt bestickt?"
 

"Doppelt bestickt."
 

"Ooh!"
 

"M-mein privates Badezimmer ist eine … 1:1 Replika von Kaiserin Elisabeths Badezimmer in…"
 

"Oh Gott, sag's nicht – "
 

"Neuschwanstein…"
 

"Aah!"
 

"Ich besitze Wagners Ring der Nibelungen auf Schallplatte, CD, DVD und BluRay…"
 

"Oh Gott hör nicht auf…warte, welche Inszenierung?"
 

"Alle."
 

"Küss mich, du wundervoller Bastard – "
 

Sie wären beide fast zu Boden gekracht, als plötzlich und unerwartet Licht auf die Terrasse fiel.
 

"‘tschuldigt die Störung, Jungs, aber wir machen nun dicht. Morgen um 7 ist schon wieder Senioren-Hallenball."
 

Der kleine, bärtige Mann mit dem Wischmop musterte ihre beiden ineinander verschlungenen Körper eingehend, runzelte die Stirn, und stemmte die Hände in die Hüften.
 

"Ihr wisst nicht zufällig, wer im Herrenklo ins Waschbecken gereihert hat?"

Match Point

Like a virgin, touched for the very first time…

Madonna, Like A Virgin
 

Mizuki erwachte am nächsten Morgen erfrischt in seinen eigenen, weichen, keuschen Laken in seinem Zimmer in Saint Rudolph, und war schwer froh, sich all den Quatsch nur eingebildet zu haben.
 

Statt mit einer Papiertüte über dem Gesicht mit einer Sonnenbrille darüber durch die Büsche huschen zu müssen, um nicht entdeckt zu werden, konnte er wie immer vornehm blass und makellos frisiert über den Campus stolzieren, hier und da aus Reflex ein paar Freshmen anfauchen wegen Kekse Essens in der Bibliothek, und Yuuta-kun beim Stretchen zusehen. Und sein Team würde ihn mit derselben Kombination aus widerwilligem Respekt und totaler Fassungslosigkeit behandeln wie immer, und alles war, wie es zu sein hatte.
 

Hah. Als ob er … und Atobe … Keigo. Na klar. Nfufufu.
 

Er wollte sich eben die Haare zwirbeln, den Trainingsplan für heute durchgehen und sein kleines Telefon zücken, um irgendwen anzuscheißen, da fiel Mizuki auf, dass er immer noch träumte.
 

"Nhn… argh…"
 

Zögerlich öffnete er ein verklebtes Auge, und nichts war wie es zu sein hatte.
 

Zum einen hatte er offensichtlich verpennt. Breites Tageslicht brühte auf seinem Gesicht, und das war sehr schlecht. Erstens konnte sein Teint das überhaupt nicht ab, und zweitens - Mizuki verschlief nie! Andere verschliefen, und Mizuki drückte ihnen dafür Strafstunden auf!
 

Unsicher tastete er seinen Kopf ab. Seine sonst so schönen, schwarzen Locken steckten nicht in ihrem Haarnetz, wie sonst, sondern klebten als ungepflegtes Mus an seinem Schädel fest, der rastlos pulsierte. Sein Magen schwamm kläglich in Restalkohol.
 

Das war doch alles so überhaupt nicht er!
 

Normalerweise hopste so gegen fünf aus dem Bett, um ungestört seine einstündige Dusch- , Haaremach-, und Eincreme-Zeremonie zu vollziehen, und war dann schon um sieben Uhr pünktlich zur Stelle und fit, um Yuuta-kun, oder wahlweise Akazawa-buchou, oder wer immer ihm sonst vor die Flinte lief herumzukommandieren.
 

Yuuta...Akazawa...o Gott, Saint Rudolph.
 

Er musste sich um Saint Rudolph kümmern. Er hatte verpennt und nun war wahrscheinlich Anarchie ausgebrochen, das Tennisteam hatte sich aufgelöst und gegenseitig verklagt und Yuuta-kun hatte sich mit der Tussi aus der Kantine verlobt...! Die konnten doch alle nichts ohne ihn...!
 

Blind tastete Mizuki auf der Bettdecke nach seinem Telefon, und dabei ertastete er....
 

Was...?
 

Weiche, wunderbare Laken aus feinster Seide. Und zwar diese echt feine Seide, nicht dieser Kram, der sich so nannte, und einem dann total die Haut aufribbelte. Sie war zart und wie Milch auf der Haut. Der Stoff, aus dem Mizukis Bettwäsche-Träume waren.
 

Französisches Leinen. Mit Goldornamenten. Doppelt…bestickt.
 

Das war nicht seine Bettwäsche.
 

Mit Mühe klappte Mizuki sein zweites verklebtes Auge auf.
 

Er sah violett. Ganz viel violett. Violette Seide, der ein leiser, angenehmer, nicht wirklich zuzuordnender Duft anhaftete...
 

Atobe.
 

Mizuki spürte, wie sein Magen wild Fahrstuhl zu fahren begann, als ihm plötzlich und sehr schnell eine Reihe weiterer Tatsachen dämmerten.
 

Er hatte einen Kater.

Er war nackt.

Er war in Atobes Bett.

Und diese Laken waren auch nicht keusch.
 

Sie waren schön, edel, ein Traum für die Haut, aber sie waren...nicht mehr keusch.
 

So wenig wie er.
 

Er neigte das Gesicht, um sich lange, ungläubig und verstört den Bissabdruck an seiner Hüfte anzusehen.
 

Und er war allein. Atobe war nicht mal da.
 

Mizuki hätte nicht erwartet, dass Scham so intensiv sein konnte. Und er war immerhin der Armleuchter, den Seigakus Tensai vor der halben Stadt auf dem Tennisplatz durchgezüchtigt hatte...!
 

O Gott. Seigakus Tensai. Das Kleid. Die Fußmassage. Und alles davon war wahr. Und wenn das wahr war, dann stimmte auch der Rest. Und das bedeutete, Mizuki hatte nicht nur seinen Stolz, seine Würde und seine Unschuld verloren, sondern obendrein auch noch das Image seines Clubs ruiniert.
 

Und wofür das alles...? Für eine einzige stürmische, schlecht durchdachte Nacht mit Atobe Keigo. Der offenbar nicht mal Lust hatte, ihn heute Morgen noch ein zweites Mal anzugucken.
 

Und das nach all den unaussprechlichen Sachen, die sie mit den kandierten Trüffeln aus der Provence angestellt hatten.
 

Mizuki wimmerte leise. Aus Scham, und auch, weil er Muskelkater an Stellen hatte, an denen er sonst nicht mal Muskeln hatte.
 

Er entdeckte einen zerknitterten Klumpen Klamotten am Boden neben dem Bett, und stellte nach einigem leeren Hinstarren fest, dass das sein schicker Anzug von letzter Nacht sein musste. Ächzend hängte er sich aus dem Bett, um danach zu angeln.
 

Während er noch vollkommen in diese Operation vertieft war, öffnete sich die geschwungene Flügeltür.
 

"Sir…?"
 

Mizuki hatte sich immer gewünscht, einen richtigen englischen Butler zu haben. Seit er klein war, hatte er sich all die Dinge überlegt, die er zu einem englischen Butler sagen würde, wenn er mal einem begegnete.
 

Nichts davon war: "ARGH, ich bin nackt!“
 

Atobes Butler: nicht gut darin, zu klopfen, aber zumindest gut darin, sich schnellstens zurückzuziehen und durch den offenen Türspalt zu kommunizieren. Man fragte sich, wie oft im Monat das vorkam.
 

"…ich bitte vielmals um Verzeihung, Sir. Ich soll ausrichten, dass Master Keigo Ihnen gerne eine seiner Limousinen für die Heimfahrt zur Verfügung stellt."
 

Mizuki schnaubte und blies sich eine schwarze Locke aus dem Gesicht. Na, das bestätigte all seine Vermutungen.
 

"Außerdem lässt Master Keigo Sie wissen, dass es Ihnen freisteht, all seine Haarprodukte im Kaiserin Elisabeth-Badezimmer zu nutzen."
 

Schmollend drückte Mizuki seinen verschrumpelten Anzug und die letzten Resten seiner Würde an seine Brust. "Das wird nicht nötig sein," gab er spitz zurück. "Master Keigo sollte wissen, dass meine Haarpflege auf einem präzisen und komplexen Prozess basiert, den ich persönlich nach neuesten Erkenntnissen aus der Forschung erarbeitet habe; ich bezweifle, dass er die nötige Ausstattung hat."
 

Von hinter der Tür schlug ihm höfliches Schweigen entgegen.
 

"Und das können Sie ihm wörtlich so ausrichten!"
 

"…sehr wohl, Sir." Atobes Butler schien sich endlich zu entfernen. Gerade rechtzeitig, denn Mizuki hatte vor, für eine Weile in einer Ecke des Schlafzimmers zu kauern und sich vor- und zurückzuwiegen, bevor er im Badezimmer alle Handtücher zu Boden schmeißen, ein paar ägyptische Seifen für die Mannschaftsduschen von Saint Rudolph klauen und endgültig die Biege machen würde.
 

Aber dann machte Atobes lächerlich indiskreter Lakai noch einmal kehrt. "Ah," sagte er. "Es ist bald Mittag. Darf ich fragen, was Sie zu speisen wünschen?"
 

"Es ist bald Mittag?!" Mizuki schlug sich mit der Hand an die Stirn. O nein. Sein Team. Revolten auf dem Tennisplatz. Massenschlägereien. Verbotenes Snack-Essen. Anarchie.
 

Der Rest des Satzes dämmerte ihm erst einen Augenblick später. "Moment, speisen? Hier? Ich?"
 

"Wenn ich der Küche Ihre Wünsche vermitteln darf."
 

Mizukis Mund begann zu wässern, das erste Mal seit gestern, als Atobes sich schließlich das Hemd vom Leib gerissen hatte. Die Küche von Haus Atobe war legendär. Er sollte russischen Kaviar verlangen. Engelspasta mit Blattspinat und Blattgold. Oder mehr von diesen kandierten Trü – nein. Nein. Die konnte er nicht mal mehr angucken. Und die vielen Salzbrezeln gestern… vielleicht einen Salat aus Rosenblüten und Avocado, der sich mit seinem Diätplan vertrug. Drei Salatblätter mit Thunfisch. Ein Knäckebrot und ein Glas Wasser –
 

Ach, zur Hölle damit.
 

"Waffeln," sagte der Manager von Saint Rudolph fest. Dann dachte er kurz nach. "Viele Waffeln," sagte er dann.
 

Der Butler deutete eine Verbeugung an. "Viele Waffeln. Sehr wohl. Ich werde Ihnen das Mittagessen an den Pool bringen lassen."
 

Mizuki hob eine Augenbraue. "Wieso an den Pool?"
 

Man konnte fast denken, dass der Mann gutmütig lächelte. "Weil Master Keigo Sie dort erwartet, Sir."
 


 

Die Steinplatten waren warm unter seinen bloßen Füßen, als er in seinem arg schief sitzenden Anzug und wippenden, ungemachten Haaren an den Pool trat. Der Pool, aus dem Atobe ihn vor Wochen angerufen und damit eine komplett unvorhersehbare Kettenreaktion aus bizarren Ereignissen losgetreten hatte.
 

Mizuki holte tief Luft und merkte, wie sein Herz zu pochen begann. Nichts, aber auch gar nichts hatte ihn auf den Anblick vorbereitet, der sich ihm bot.
 

Atobe zog allein im Wasser seine Bahnen. Er wirkte zu gleichen Teilen erhaben und verloren in dem riesigen Pool. Seine Bewegungen waren gleichmäßig und geschmeidig. Die Sonne glitzerte auf seinem nassen Haar, wann immer sein Kopf in den Wellen zum Vorschein kam.
 

Abgesehen davon trug er keine Badehose. Der Bastard. Das war doch Absicht.
 

Als er Mizuki erblickte, der zerknittert am äußeren Ende des Pools herumstand, lächelte er.
 

Mizuki war sich nicht sicher, wie er sich benehmen sollte, also setzte er sich hin, stellte seine Schuhe ab und hielt die Füße ins kühle Wasser, während er mit einem Gefühl aufsteigender Panik zusah, wie Atobe näherkam. Was nun? Es war erstaunlich leicht, miteinander auszukommen, wenn man sexy dirty talk über italienische Schuhe und exquisite Unterwäsche führte. Oder wenn man gar nicht redete, weil man sich gegenseitig das Gesicht ableckte. Aber wie der letzte Abend gezeigt hatte: wenn sie versuchten, miteinander zu reden, führte es meistens direkt in die Katastrophe –
 

Er wurde abgelenkt, als Atobe wie ein nasser Gott direkt zwischen seinen Schenkeln aus dem Wasser geschossen kam … weil, wo auch sonst.
 

Instinktiv wollte Mizuki mit den Augen rollen und eine schnippische Bemerkung machen, sowas wie "Toller Auftritt, Keigo," oder irgendwas mit Flipper, aber…
 

Das einzige, was aus ihm herauskam, war ein gestammeltes: "…hi."
 

Er wurde rot, aber dann sah er denselben Ausdruck scheuer Unsicherheit über Atobes Gesicht huschen, und auf irgendeine Weise war alles plötzlich in Ordnung.
 

"Hi," wiederholte Atobe Keigo mit belegter Stimme.
 

Dann stemmte er sich halb aus dem Wasser, um Mizuki zu küssen.
 

Es war ein nervöser, flatternder, fast fragender Kuss, der trotzdem etwa fünf Sekunden länger dauerte, als erwartet. Zarte Wassertropfen fielen auf Mizukis Haut; es prickelte überall, von seinen befeuchteten Zehen bis in die Fingerspitzen.
 

Als der Kuss endete, war Atmen gleichzeitig schwerer und …leichter.
 

"Also, ähm.“
 

Trotzdem musste er sich räuspern, bevor er wieder sprechen konnte. "Eine Limousine, die mich nach Hause fährt, wie?" Er versetzte Atobe einen Tritt, und der andere sank platschend wieder ins Wasser zurück.
 

Dort ließ er sich auf den Rücken treiben – Mizuki wusste nicht genau, wo er hingucken sollte, obwohl er technisch betrachtet alles schon gesehen hatte – und versuchte, sich lässiger zu geben, als er es war.
 

"Ore-sama bietet seiner Tischdame natürlich alle Annehmlichkeiten, die sein Vermögen und seine tadellose Erziehung ihm ermöglichen," verkündete er, woraufhin Mizuki versuchte, ihn mit den Füßen zu ersäufen, aber Atobe war zu schnell für ihn und paddelte außer Reichweite.
 

"…aber ich habe nicht gesagt, wann, oder?" Fuhr er fort, bevor er zutraulich zurück geschwommen kam, um wieder seinen Platz zwischen Mizukis Beinen einzunehmen. Er stützte sein Kinn auf seinen Armen ab, und blickte zu ihm auf. Das kribbelte, obwohl sie sich nicht mal berührten.
 

"Ich meine … du kannst natürlich gehen, wann du willst," sagte er leise. "Sofort. Oder in ein paar Stunden. Oder …" Er stützte sein Kinn auf seine Arme, und seine Arme auf Mizukis Schenkel, und blickte zu ihm hoch. "…morgen …oder wann du willst."
 

Mizuki musste sich räuspern, bevor er wieder reden konnte. "Und, ähm. Was ist, wenn ich gehe?" Er blinzelte unsicher. "Was ist dann?"
 

Er war nicht sicher, ob er die Antwort auf diese Frage hören und/oder verkraften konnte, aber dann erschien auf Atobes Gesicht wieder dieses sorglose, dreiste Grinsen, mit dem gestern der letzte (und beste) Teil der Nacht begonnen hatte.
 

"Dann werde ich meinem Personal Instruktionen geben, dich wieder rein zu lassen, wenn du wiederkommst, und zwar zu jeder Tages- und Nachtzeit. Egal, wie unpassend du gekleidet bist."
 

"Ich bin immer passend gekleidet!"
 

"Darüber kann man streiten, Saint Rudolph. Obwohl ich nichts dagegen hätte, dir diesen scheußlichen Primelpulli mal vom Leib zu reißen. Es wäre ein Vergnügen, und eine Wohltat im Namen guter Mode."
 

Mizukis Mund schnappte entrüstet auf, aber dann wurden seine Züge wieder weich. „Du…erinnerst dich an meinen Pulli?“
 

Atobe grinste verlegen.
 

Das war reizend, aber Mizuki war immer noch mit den wichtigen Fragen beschäftigt. Er lächelte schief. "Und dieses – “ Er hüstelte geziert. „Besuchsprivileg…wie viele Leute genießen das außer mir noch so…?"
 

Atobe wurde wieder ernst. "Niemand sonst," sagte er aufrichtig. "Wirklich nicht." Er stutzte einen Moment. "Na klar, okay, außer meinem Schneider, meiner Visagistin und meinem Friseur, natürlich, für Notfälle. Aber…das ist was anderes." Seine Hand wanderte auf Mizukis Oberschenkel und blieb dort liegen, ohne etwas Bestimmtes zu tun. Sie war warm. Und…feucht, aber das machte nichts.
 

"Ich kann natürlich auch zu dir kommen, wenn du das willst," bot er dann erstaunlich bescheiden an.
 

Die Tatsache, dass Atobe bereit war, für ihn auf sein gigantisches Kirschblütenbett und seine Kollektion aus Designerslippern zu verzichten, brachte Mizukis steinkaltes Managerherz beinahe zum Schmelzen, aber er riss sich zusammen.
 

"Das will ich meinen," sagte er selbstbewusst. "Ich muss dir schließlich meine Louis XIV-Schmuckschatulle zeigen…"
 

Ein sinnliches Funkeln trat in Atobes Augen, und das erinnerte Mizuki an die Balkonszene von letzter Nacht…und das wiederum erinnerte ihn an etwas, das ihm noch immer unter den Nägeln brannte – neben dem Bedürfnis, Atobe von oben bis unten abzulecken.
 

Er langte in seine Hosentasche, und fischte den USB-Stick heraus. Er war immerhin noch zurechnungsfähig genug gewesen, ihn letzte Nacht einzustecken. Zum Glück, denn wenn Inui oder Yanagi ihn irgendwie in ihre Klauen bekommen hätten – und das hätten sie garantiert – nicht auszudenken, was sie mit Mizukis ausführlicher Dokumentation von Atobe in einem Elviskostüm angestellt hätten.
 

Aber damit war es nun vorbei.
 

"Oh." Atobes Miene verfinsterte sich etwas, als Mizuki ihm das Ding wieder unter die Nase hielt. "Das. Das hätte ich beinahe vergessen."
 

Mizuki nickte. "Gut so," sagte er knapp, und dann schnippte er ORE-1 in den Pool, wo er langsam zu Boden sank.
 

Der Kapitän von Hyotei folgte dem Tauchgang mit aufmerksamen braunen Augen. „Hast du nicht gesagt, du hast Backups?“
 

Mizuki zuckte die Achseln. „War gelogen,“ gestand er lapidar.
 

„Ah.“ Atobes Finger zogen kleine Kreise auf Mizukis Oberschenkel. „War das hart für dich? Ich meine – der Datenverlust.“
 

„Ein wenig,“ gab Mizuki offen zu. Dann lehnte er sich herunter und ließ seine Stirn gegen die von Atobe sinken. „Ich fühle mich ein bisschen, wie soll ich sagen…nackt.“
 

Atobes Mund zuckte. In seine Richtung. „Saint Rudolph, deine Zweideutigkeiten sind durchschaubar.“
 

Hn.
 

Ihre Lippen trafen wieder aufeinander, und der Kuss verwandelte sich schnell in hemmungslose Rummacherei, in deren Verlauf Atobe ihn mehrmals beinahe Unterwasser zerrte wie ein gieriger, sexy Kraken. Mizuki stöhnte gegen seinen Mund. Hoffentlich war dieser Butler auch gut darin, mit geschlossenen Augen die Terrasse zu decken –
 

„Sowas wie letzte Nacht,“ führte Atobe aus, während er weiterhin atemlos an Mizuki knabberte, „Ist mir noch nie passiert…ich habe noch nie jemanden so etwas mit einem Kaschmirschal anstellen sehen – “
 

„Das war…komplett improvisiert…“, raunte Mizuki stolz.
 

„…oh mein Gott, du kannst noch nicht gehen – “
 

Mizukis Wimpern flatterten. Atobe diese fordernden kleinen Dinge wispern zu hören, machte ihn so heiß, dass seine Hose direkt zu vibrieren begann…
 

Was?
 

„Oh. Moment. Warte – “
 

„Das kann doch nicht dein Ernst sein,“ hauchte Atobe entgeistert an seinem Hals, als er in der Tasche nach seinem Handy zu wühlen begann.
 

„Ich – sorry – “ Er schob mit einer Hand Atobes Gesicht von…seinem Gesicht (was Ore-sama mit Sicherheit auch noch niemals widerfahren war, so wie das mit dem Kaschmirschal), und linste beklommen auf das Display.
 

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Oh, fabelhaft.
 

Fabelhaft.
 

„Verdammt, Saint Rudolph.“ Atobe, der sein Kinn auf Mizukis spitzer Schulter abgestellt hatte, pfiff beeindruckt durch die Zähne. „Okay, unter den Umständen – kümmer dich drum.“ Er grinste. „Aber dann machen wir weiter – “
 

„Psst!“ Mizuki hatte die Mailbox angeworfen und hielt sich mit pochendem Herzen das Handy ans Ohr.
 

Erste Nachricht, heute Morgen um 7:00.
 

„M-Mizuki-san? Hier ist Yuuta-kun. Pass auf, wegen dir im Fernsehen gestern, wir…haben hier eine…Situation in Saint Rudolph, ok? Ruf zurück. Warum bist du eigentl – egal, ruf zurück. Ruf zurück, ok? Hier ist Yuuta.“
 

Piep.
 

„Mizuki-san, dane. Was hast du getan, dane? Wir brauchen di – “
 

Piep.
 

„Mizuki, hier ist Kapitän Akazawa. WAS ZUR HÖLLE – “
 

Piep.
 

Mizuki trat der kalte Schweiß auf die Stirn. Neben ihm erhob sich Atobe graziös aus dem Wasser und wickelte sich ohne Eile in einen fliederfarbenen Bademantel, was Mizuki einen Blick auf sein perfekt geformtes Hinterteil erlaubt. Er erschauerte leise. Leider war die Ader auf seiner Stirn zu kurz davor, zu platzen, als dass er es wirklich hätte genießen können.
 

„…Mizuki-san, hier ist noch mal Yuuta. Hör mal, es wäre wirklich, wirklich, wirklich cool, wenn du dich melden würdest. Der Rektor erwartet ebenfalls ‘nen Anruf von dir. Hoffe, du kannst mich verstehen, hier ist die Hölle l - “
 

Piep.
 

„Hier ist nochmal Yuuta – “
 

Piep.
 

„Hi, Yuuta noch mal, d – “
 

Piep.
 

„Mizuki, hier spricht Schuldirektor Hidemasa-Oppenheimer. Ich – “
 

Das war ein Desaster. Ein totales Desaster. Seine Liebelei mit Hyoteis Kapitän hatte sein Elite-Team alles gekostet. Mizuki erwägte, das Handy ebenfalls im Pool zu ersäufen, und sich selbst gleich hinterher. Er war eine Pflaume als Manager. Er sollte sich darauf verlegen, nur noch hauptberuflich Millionärssöhne mit tollpatschigen Einlagen und sinnlichen Schleiertänzen zu unterhalten…
 

Selbiger Millionärssohn ließ sich nun neben ihm am Poolrand nieder, im Bademantel und mit einem zusammengerollten Pfannkuchen in der Hand.
 

„Gute Wahl – nicht figurbewusst, aber gute Wahl,“ teilte er ihm mit, runzelte dann aber die Stirn, als er Mizukis gepeinigten Gesichtsausdruck bemerkte. „So schlimm?“
 

Mizuki packte ihn am Kragen. „Atobe, es hat sich was ergeben. Ich kann hier nie wieder weg. Ich kann mich nie wieder irgendwem sonst zeigen.“
 

Atobe grinste, und dippte ihm Marmelade auf die Nasenspitze. „Ausgezeichnet.“
 

„Du verstehst das nicht,“ Er hielt ihm mit zitternden Fingern das Telefon vors Gesicht. „Ich habe Schande über mein Team gebr – “
 

„Oh um Himmels Willen, Saint Rudolph.“ Atobe reichte ihm den Pfannkuchen, und entriss ihm gleichzeitig das Telefon, scrollte sich durch das Adressbuch, und wählte eine Nummer.
 

„Hallo. Yuuta, richtig? Du hast die Ehre, mit Atobe Keigo zu sprechen. Warte kurz.“
 

Er reichte das Handy zurück an Mizuki, der ihn anstarrte wie einen herannahenden Bus. Nach einigem Zögern pflückte er das Gerät wieder aus Atobes Hand, ohne aufzuhören, ihn dabei anzuschmollen.
 

Er holte tief Luft. „Yuuta-kun. Was immer es ist, ich übernehme die volle Verantwortung.“ Er seufzte. „Ich bin bereit, als Manager von Saint Rudolph zurückzutreten, und gebe somit auch meine Ämter als PR-Beauftragter, Kostümbeauftragter, Küchenaufsicht, Choreograph und …“
 

„Was redest du denn da, Mizuki-san?“ Yuuta klang…aufgeregt, aber vergnügt. Und es herrschte tatsächlich ein Höllenlärm im Hintergrund. Mizuki hörte den Klang von … Musik und Gelächter?
 

„Wir brauchen dich nun mehr denn je! Also, es ist so, nachdem Atobe gestern im Fernsehen erklärt hat, dass wir bei Saint Rudolph total sexuell befreit sind oder so, ist hier der Bär los! Das stehen kreischende Jungs und Mädels vor den Toren, seit heute Morgen früh! Und eine Tonne Leute, die Schilder hochhalten mit ‚Team Mitobe‘ und ‚Team Atzuki‘ und so. Wir haben uns zuerst alle ganz schön erschrocken, weil wir das alles nicht gewöhnt sind mit der Aufmerksamkeit und so – aber nun finden wir’s eigentlich ziemlich toll. Gerade feiern wir eine Party auf dem Court, mit unseren Fans. Unseren Fans, Mizuki-san! Alle wollen, dass du vorbeikommst!“
 

Mizuki röchelte. Das war zu viel auf einmal. „Aber. D-der Rektor.“
 

„Oh, der war am Anfang ziemlich entsetzt. Aber nachdem wir im Internet festgestellt haben, dass Saint Rudolph plötzlich acht Plätze im Beliebtheits-Ranking gestiegen ist und die Bewerberliste aus allen Nähten platzt, ist er total an Bord. Du sollst dich melden, er will dir ‘ne besondere Anstecknadel geben oder sonstwas. Also, kommst du? Wir haben noch Würstchen.“
 

„Siehst du?“ Sagte Atobe, als Mizuki schließlich auflegte. „Alles, was Ore-sama anfässt, wird zu Gold!“
 

Mizuki klatschte ihm den Pfannkuchen ins Gesicht.
 

„Hey! Wofür war das?!“ Er sah hinreißend aus, wenn ihm Marmelade vom Kinn tropfte. Mizuki grinste ihn säuerlich an.
 

„Ich kann’s nicht ausstehen, wenn du Recht hast.“
 

Damit lehnte er sich vor, und begann, an ihm zu lecken.
 

„Warte.“ Atobe deutete mit einem perfekt manikürten Finger auf sein immer noch blinkendes Telefon. „Da ist noch ein Anruf. Sei ein guter Manager,“ neckte er ihn.
 

Mizuki knurrte, tat dann aber, wie ihm geheißen. Atobe lehnte sich neben ihm zurück und beobachtete ihn amüsiert.
 

Piep.
 

„Mizuki, hier ist Fuji Syuus – “
 

Sein Herz stand still. Wieso hatte Fuji diese Nummer? Wieso ging Fuji plötzlich davon aus, dass er existierte?! Er sah Atobe mit riesigen Augen an, der seinen Blick fragend erwiderte. „Ich…ich mach laut,“ krächzte er, und tat dann genau das.
 

„…Fuji Syuusuke.“ Ein warmes, kehliges Lachen. „Ich habe gehört, dass du und Atobe eure Differenzen über meine Füße beigelegt habt. Ich hoffe, die Terrasse hat ihm gefallen…“
 

Atobe knuffte Mizuki in die Seite. Mizuki zog ihn an den Haaren.
 

„…und ich wollte nur sagen…ich suche schon lange nach jemandem, mit dem ich mich über Buchous und ihre Eigenheiten austauschen kann. Also. Wenn du demnächst mal Zeit hast für einen Kaffee, sollten wir uns treffen. Ich kenne eine tolle kleine Eisdiele in der Innenstadt. Sie haben Pistazie mit Wasabi und Tunfisch. Ich freue mich. Ciao.“
 

Piep.
 

Mizuki starrte sein Telefon an. Dieser Wahnsinnige.
 

Er begann zu lächeln.
 

„Und?“ Atobe beobachtete ihn. „Wolltest du das nicht schon immer?“
 

„Stimmt.“ Er nickte. „Aber…“ Er griff nach Atobes Hand, und verschränkte ihre Finger ineinander. „Es gibt gerade Wichtigeres. Es sei denn – hast du Lust, zu einem Grillfest bei Saint Rudolph zu gehen und dich dem Plebs zu zeigen? Mit…mir?“
 

„Später,“ brummte Atobe, und zog ihn zu sich herunter auf die von der Sonne gewärmten Steinplatten. „Aber zuerst – geben wir dem Wahnsinnigen etwas, worüber ihr reden könnt.“



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Kommentare zu dieser Fanfic (60)
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Von:  Mau-Mau
2020-09-01T21:00:40+00:00 01.09.2020 23:00
auch nach vielen jahren immer noch eine meiner absoluten lieblings fanfictions.
das finale auf der terrasse beschert mir jedes mal auf's neue eine gänsehaut :3

daher.... vieeelen vieeeelen lieben dank für's schreiben und veröffentlichen dieser fanfiction 🖤 🖤 🖤
Von:  Princess_Leiya
2017-08-15T11:39:16+00:00 15.08.2017 13:39
ACH!! Diese Fanfic ist wundervoll. Ich hätte nie gedacht, dass ich je so etwas lesen werde. Aber es ist göttlich! Vielen Dank für dieses Meisterwerk der Schreibkunst.

Die gesamte Idee ist so verrückt, dass es nur gut sein kann. Bei der Fußmassage dachte ich nur WTF?! Aber es passt einfach alles von Anfang bis Ende. Und ich finde es super dass dieses ganze Chaos die beiden ernsthaft zusammengeführt hat. Und eigentlich sind sie ja doch ganz schnuffig.

Wie gesagt: Es ist eine wunderbare Fanfic!! Vielen Dank, dass du mein Leben so bereichert hast!
Liebe Grüße
Leiya
Von:  Rix
2013-02-18T18:52:40+00:00 18.02.2013 19:52
OMG!
Ich habne diese FF ja mal vor etwa 2/3? Jahren entdeckt gehabt und war schon damals hin und weg gewesen (und dementsprechend auch enttäuscht, als es nicht weiterging). Und vorhin habe ich gesehen, dass du sie ja schon vor Ewigkeiten tatsächlich zuende geschrieben hast. Die Freudensprünge hättest du sehen sollen!
Ich muss ja ehrlich zugeben, dass du die Liebe zu diesem Pair bei mir geweckt hattest und ich seitdem immer etwas darüber enttäuscht war, dass es nicht mehr Anklang im Fandom gefunden hat xD Deswegen bin ich noch viel glücklicher darüber, dass du sie tatsächlich zuende geschrieben hast - und was für ein Ende!
Ich fand die fiese "Schurkenidde" bishin zu dem Dirty Talk über extravagante Wertsachen bishin zu der schüchternen, morgendlichen Poolszene einfach perfekt! Du hast die Figuten so genial leben lassen, so viel Witz und Humor, ein Tick Dramatik und dennoch auch Romantik mit eingebracht, ich liebe diese Story!
Besonders gemerkt hat man aber auch, wie sehr dein Schreibstil sich im Laufe der Jahre noch um einiges verbessert hat, was der Story natürlich umso mehr zugute kam.
Vielen liebe Dank für dieses Schmuckstück unter den wenigen, guten PoT-FFs und dafür, dass du es tatsächlich auch zuende gebracht hast, denn das war es wert =D
Von:  Rolly
2013-01-02T18:25:14+00:00 02.01.2013 19:25
Ja... wo soll ich nur anfangen?
Ich glaube, du hast bei mir wieder eine PoT-Fangirl-Welle losgetreten. Aber Mizuki und Atobe sind einfach so hinreißend geniale Divas, da KANN man einfach nicht widerstehen.
Und ich liebe dieses Ende. Ehrlich. Mizukis Panikattacken sind einfach so SO herrlich amüsant xD
Und dann die Szene am Pool... hurr. Ach, ich finde deinen Stil einfach wunderbar. Ich glaube, ich hab kein einziges unnötiges Wort gelesen. Alles hat seinen Platz, alles kommt zur richtigen Zeit und alles ist einfach so komplett stimmig.
Ich liebe die Anrufe und Mizukis Eröffnung, dass er nie wieder weg kann und Atobes Erwiderung darauf xD Das kleine klärende Gespräch zwischen Mizuki und Atobe war wieder so niedlich. Vielleicht bin das ja auch einfach nur ich, die halbherzige Ertränke-Versuche süß findet *hust* (aber das mit dem Stick? Das war so... mir fehlen die Worte. *___*)
Und natürlich musste Fuji nochmal vorkommen, der Mizuki zum Kaffekränzchen unter Mädels einlädt. Was hab ich gelacht. xD
Aber das Ende war wieder so niedlich. Hach, Händchen halten.
Du hast mir damit so den Abend versüßt! Danke dafür!
Rolly~
Von:  Rolly
2013-01-02T17:22:10+00:00 02.01.2013 18:22
Oh. Mein. Gott.
WARUM WUSSTE ICH NICHT FRÜHER HIERVON? O_O Vielleicht sollte ich mir auch mehr Freunde in der Szene suchen... *hust*
Das Warten zahlt sich soooo aus *_* Danke danke danke, dass du das hier doch noch beendet hast! Ich LIEBE diese Story, und dieses Kapitel... einfach nur herrlich. Sooo herrlich. Schön zu sehen, dass Mizuki wieder da ist *g*
Du hast so unglaublich viel Humor, aber die Stelle, an der Atobe Mizuki erzählt, was er alles über ihn weiß? GOTT, DAS WAR SO... süß, irgendwie.
Und das Geflirte am Ende? PRICELESS. Wo hast du die Infos über das ganze teure Zeugs her? *lol* Aber es passt so gut xD Soooo gut.

Sorry, aber ich hab grad keine Zeit, ich MUSS jetzt DRINGEND den zweiten Teil lesen.
Von:  -Pusteblume-
2012-04-18T22:34:08+00:00 19.04.2012 00:34
Ich dachte gerade, ich traue meinen Augen nicht.
War eigentlich auch nur purer Zufall, dass ich hier vorbeigesehen habe. Dann bin ich bei der Anzahl der Kapitel stutzig geworden (hab natürlich keinen Blick auf das Update geworfen) und siehe da, es gibt endlich eine Fortsetzung.
Und was für eine.
Ich find es immer wieder aufs Neue toll, wie ich bei deiner Story schmunzeln oder die Charaktere bemitleiden muss. Und gelegentlich auch ziemlich heftige "Lachflashs" bekomme.
Obwohl so ein großer zeitlicher Abstand zwischen den Kapitel herrscht, geht alles perfekt ineinander über. Sehr passend finde ich übrigens die Obsession der Beiden bezüglich "edle Dinge" wie französisches Leinen mit Goldornamenten doppelseitig bestickt (oder so ähnlich). Das passt einfach zu perfekt :).
Ich bin auf jeden Fall sehr zufrieden, das Ende hat mir auch gut gefallen, keine Fragen bleiben offen. Auch wenns irgendwie gruselig ist, dass St. Rudolph jetzt ständig von irgendwelchen kreischenden Fans und Bewunderern belagert wird. Aber seis drum.
Toll, dass du die FF endlich ENDLICH beendet hast. Zu meiner vollsten Zufriedenheit (ich beginne mich zu wiederholen)!!!
Gruß Pusteblume
Von:  SabakunoYoru
2012-04-13T20:34:45+00:00 13.04.2012 22:34
Das war eine klasse Osterüberraschung. ^^

Ich hab mich ganz doll gefreut als ich gesehen habe, dass ein neues Kapi draußen ist. Um ehrlich zu sein: Ich habe nicht mehr dran geglaubt, aber scheinbar werden dieses Jahr viele Wünsche wahr. XD (Zum Beispiel, dass Fuji endlich mal Mizuki in irgendeiner Form beachtet. XD)

Ich habe extra noch mal in dieser Woche alle Kapitel gelesen, damit ich das Ende auch mit dem Rest vergleichen und genießen kann. ^^v Ich konnte mich gerade so zurückhalten nicht alles auf einmal zu lesen. XDD Im Bus in der Bahn und in der Mittagspause mussten die Leute um mich herum mein Gelächter ertragen. ^-^

Ich finde den Schluss nach dieser langen Zeit große Klasse. Wie schon Jitzu erwähnt hat: Viele FF werden nie beendet vor allem in letzter Zeit. Und einige sind einfach nicht mehr so interessant, wie diese hier zum Beispiel. Ich wäre unglaublich traurig gewesen, wenn ich kein Ende dazu gehabt hätte. Deswegen: VIELEN VIELEN LIEBEN DANK!! ^-^
Das Ende ist klasse und auch wenn ich gerne wüsste was sonst noch so zwischen den passieren könnte, möchte ich an der schönsten Stelle Schluss machen. ^.~
Von:  Friends
2012-04-11T22:46:37+00:00 12.04.2012 00:46
Du hast weiter geschrieben :-)
Ich habe grade keine Worte außer ... danke!
Seit Jahren habe ich kein PoT mehr gelesen oder gesehen, einfach weil mir schlichtweg die Zeit fehlte und auch so viele FF's hinterlassen wurden, unvollständig vor dem Finale.
Das hier zu lesen, die letzten beiden Kapitel ...
Ich hab mich riesig gefreut. Die ersten Kapitel waren ja schon so klasse. Aber die letzten ... Hammer!
Es hätte besser nicht enden können. Das hat mir den Tag versüßt.
Liebe Grüße ...
Von:  Caralein
2012-04-11T22:08:47+00:00 12.04.2012 00:08
Wo hast du dich nur versteckt du niedliche Perle von einer FF? XD Ich hab mich schon lange nicht mehr so gekringelt vor lachen bei einer FF. Mizuki und Atobe kann man sich dadurch ja noch wirklich zusammen vorstellen. Auch wenn ich die zwei ja lieber getrennt beobachte und so meine Freude an ihnen habe. Aber bei dir passiert das alles sehr flüssig ohne dass es gewzungen wirkt. Hut ab, dass du es nach Jahren noch beenden konntest, ohne dass man einen Riss merkt. Es geht nahtlos ineinander über und wirkt harmonisch.
Nur schon der Anfang wie Mizuki von den Halbgöttern, Underdogs und so weiter redet, ist einfach nur lustig und passt zu Mizuki. Alles für Saint Rudolph natürlich... Auch sehr treffend wie er sich selbst als Schurke bezeichnet. Die Rolle steht ihm durchaus
Gefallen hat mir auch die Terrassenszene. Es passt einfach zu perfekt, dass die beiden gewisse Ähnlichkeiten haben und dass Atobe sein Insight anwendet ist natürlich grandios in Szene gesetzt. Irgendwo gibt es sogar noch den "Jööö"-Effekt dafür.

Mizukis Gedankengänge kann ich sehr gut nachvollziehen und behaupte mal er war so dargestellt wie er auch vorkommt. Nur schon seine Art von anderen zu denken und reden, hat etwas herrlich lustiges an sich. Ausserdem machen ihn gerade seine manchmal etwas hilflosen Gedanken, sehr liebenswert.

Was Atobe angeht... Ore-sama war einfach Ore-sama. Was mir etwas gefehlt hat, sind die anderen Hyoteimitglieder, obwohl das hätte vielleicht den Rahmen gesprengt^^ In all seiner Pracht hat Ore-sama sie ja auch überschattet, schliesslich ist er ja der einzig Wahre...XD

Was für mich fast etwas gekünstelt am schluss war, war Fujis Anruf. Aber das nicht im negativen Sinne. Ich glaube einfach, dass Fuji Mizuki nicht verziehen hat, was er Yuuta angetan hat und er ihn auch deswegen mit sowas wie böser Absicht vergisst. Aber das ist Interpretation meinerseits.

Vielen Dank für so viel Lachen, dass ich nicht mal alle Stellen aufzählen könnte. Ich hoffe bald wieder so was interessantes und amüsantes zu lesen.

Gruss
caralein^^
Von:  Hao
2012-04-10T05:00:30+00:00 10.04.2012 07:00
Irgendwie hatte ich gestern ein Gefühl von Schicksal XDDD Hatte Sonntag Abend wieder angefangen was von PoT zu lesen und Montag veröffentlichst du die letzten Kapitel der damals best geschriebene FF. Dass muss Karma oder sowas sein.
Aber ich hab nicht mehr damit gerechnet, dass du weiterschreibst und bin damit mehr als positiv überrascht, dass du ein so geniales Finish hast =)=)=)
Die letzten beiden Kapitel sind dir sehr gut gelungen. Ich mag die FF (auch wenn ich seit Jahren kein PoT Fan mehr bin) und finde diese FF mit Abstand die Beste aus diesem Fandom ^^

LG
Und ich erlaube mir zu hoffen, dass es dich gepackt hat und wir eventuell auf ein neues Werk zu AtobeMizuki warten können =)

Hao


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