Zum Inhalt der Seite

Trankmeister von Hogwarts

Fortsetzung von "Ten forgotten Years" - keine Pairings - ein bisschen Depri
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Schlechtes Karma

Kapitel 20

Schlechtes Karma

Imperius Trank

D

iese eine Nacht bekomme ich mal wieder ein bisschen mehr Schlaf, was auch gut so ist. Schon in der nächsten Nacht ereilt mich ein weiterer Ruf und der Dunkle Lord ist ziemlich ungehalten. Er will unter schrecklichen Flüchen und zischenden, wütenden, fast schon hysterischen Schreien wissen, wer von den Todessern es gewagt hat, dem Bengel die Dementoren auf den Hals zu hetzen.

Inzwischen hat er natürlich auch davon erfahren (auch wenn nichts davon im Tagespropheten stand). Lucius Malfoy geht im Ministerium ein und aus, als sei er der Zaubereiminister und nicht Fudge. Es ist nicht so, dass er den unter einem Imperius halten würde, vielmehr geht es mal wieder um ‚großzügige Spenden’ und den ‚guten Ruf’ der Familie Malfoy – egal wie wenig mir es passt, dass Lucius als seriöser Zauberer angesehen wird – es ist einfach so und er nutzt es schamlos aus.

Fudge tanzt mehr oder weniger nach der Pfeife des Dunklen Lords und weis es noch nicht mal – er glaubt, er würde nach seinen eigenen Ideen handeln. Wie ge-sagt, es ist kein Imperius im Spiel, aber ich bin mir nicht sicher, dass das so viel besser ist - bereitwillige Dumm-heit.

Natürlich war es keiner der Todesser, der Harry die De-mentoren auf den Hals gehetzt hat und auch Fudge weis nichts davon, wie Lucius beteuert. Voldemort ist gereizt und fordert von mir einen Trank, der den Impe-rius Fluch verstärkt. Ist ja mal wieder eine tolle Sache. Schwer genug, diesem Fluch zu widerstehen, aber wenn er durch einen Trank verstärkt wird, dürfte das ziemlich unmöglich werden. Was für mich bedeutet, dass ich auch dafür ein Gegenmittel werde herstellen müssen – noch ein Trank mehr, den ich täglich schlucken darf. Ich kann es mir wirklich nicht leisten, nicht aus freiem Willen zu handeln und ich werde wohl mal wieder das Versuchskaninchen für den Dunklen Lord spielen müs-sen – Na toll, einfach wunderbar!

In dieser Nacht schleppe ich mich mal wieder durch meinen Geheimgang. Irgendwer hat es lustig gefunden, mir das Fußgelenk zu verdrehen – ich weis nicht, wer es war – ist auch egal. Auf jeden Fall kann ich kaum hin-ken und die Schmerzen sind mal wieder erlesen, weil auch noch ein freundlicher Cruciatus – nur so zum Ab-gewöhnen - dazu kam.

Ich habe meinen Zauberstab vergrößert und benutze ihn als Krücke, um nach Hause zu kommen. Es ist eine ziemlich schmerzhafte Angelegenheit, meinen Fuß wie-der dorthin zu drehen, wo er hin gehört und den Knö-chel zu verbinden.

Ein paar flüchtige Gedanken, über die Tränke, die ich derzeit schlucke – nur um mich ein wenig von den Schmerzen, die dabei entstehen, abzulenken - als da wären: der Torture-Ex (so wenig wie möglich, so viel wie nötig – verdammte Suchtgefahr), den Linderungstrank (langsam kumuliert sich seine Wirkung in meinem Kör-per und der Cruciatus hat nicht mehr gar so langanhal-tende Nachwirkungen, auch wenn sie mich immer noch regelmäßig kurz nach Anwendung des Fluchs erneut heimsuchen), das Anti Veritaserum (langsam baue ich hier auch eine Immunität gegen das Veritaserum auf und bin darüber sicher nicht böse) und jetzt werde ich auch noch regelmäßig ein (noch zu erfindendes) Gegen-mittel gegen einen (ebenfalls noch nicht existenten) Im-perius Trank schlucken müssen.

Na toll – so langsam aber sicher vergifte ich meinen Körper. Eine derartig heftige Kombination aus Zauber-tränken kann ja einfach nicht gut tun, aber mir bleibt keine Wahl, wenn ich überleben will. Ich bin schon wie-der müde und erschöpft. Ich weis auch, dass ich was essen sollte, doch mein Appetit ist mir heute wieder gründlich verdorben worden – es ist ohnehin schwierig, meinen Magen zu veranlassen, Nahrung bei sich zu be-halten, angesichts der Dinge, die ich ihm so zumute. Allein braunen Zucker akzeptiert er ohne den Aufstand zu proben – doch der ist sicher nicht das Wahre, um sich auf Dauer davon zu ernähren. Natürlich weis ich, wie eine gesunde Mahlzeit aussehen sollte, aber was bringt mir das, wenn ich sie hinterher unter heftigen Krämpfen wieder auskotze, weil mein Magen sie einfach nicht annehmen will?

Ich weis nicht, wie das weiter gehen soll und ich bin mir im Klaren, dass ich mich auf Dauer so vollkommen ka-putt mache, aber mir fällt nichts ein, was ich dagegen tun könnte. Dumme Sache, wirklich dumm – aber es gibt keine Alternative und ich muss einfach mit den Ge-gebenheiten leben.

Die Schmerzen in meinem Fuß haben so weit nachgelas-sen, dass ich wieder so halbwegs stehen kann und da mir klar ist, dass ich heute sicher wieder Mal nicht wer-de schlafen können, beginne ich mir Notizen zu diesem Imperius Trank zu machen (und natürlich zu dem ent-sprechenden Gegenmittel).

Später werde ich Dumbledore über dieses Treffen be-richten müssen und lege mir geeignete Worte zu Recht. Es ist nicht eben leicht, alle relevanten Sachen zu erzäh-len, aber die Folter und sonstigen Ausraster von Volde-mort für sich zu behalten – insbesondere, wenn der Alte wissen muss, das der Dunkle Lord immer durchgeknall-ter wird – natürlich muss er das wissen, wie sollte er sonst eine geeignete Strategie entwickeln, wenn er un-vollständige Informationen hat?

Die Nacht ist noch lang und ich habe bereits einige gute Ideen für den Trank und das Gegenmittel. Der Imperius Trank selbst, soll gemäß den Wünschen des Dunklen Lords auch ohne den Fluch wirken, ihn aber gegebenen Falls auch verstärken. Nicht unbedingt schwer, etwas zusammenzustellen, was die Sinne verwirrt und es gibt da immer noch diesen Trank, den ich damals für Lest-range gebraut habe – das ist eine ausgezeichnete Grundlage, auf der ich aufbauen kann. Allerdings darf ich nie vergessen, dass dieser Trank damals eine junge Hexe nach St Mungos gebracht hat und sie heute noch dort behandelt wird.

Es muss genau bedacht werden, wie stark das Zeug wirklich sein darf und ich kann davon ausgehen, dass Voldemort sicher das Doppelte der vorgeschlagenen Menge verwenden wird – tut er eigentlich immer, um sicher zu gehen.

Das Gegenmittel muss sowohl zur Vorbeugung als auch hinterher wirken. Ich kann es mir kaum leisten vor Vol-demort irgendwelche Tränke zu schlucken, die er mir nicht befohlen hat zu nehmen. Wirklich nett, zu wissen, dass man Versuchskaninchen für das Zeug spielen wird, dass man selbst gebraut hat.

Ich fürchte auch, dass der Alte mal wieder meine Versu-che an mir selbst wird überwachen müssen. Ich kann zwar Einiges an Ratten testen, aber ich bin mir sicher, dass es auch auf Willenskraft ankommt (beim Imperius Fluch ist das so) und ich kann bei einer Ratte sicher nicht damit rechnen, dass sie sich bemühen wird, die Wirkung abzuwerfen. Ratten sind zwar ziemlich schlau (darum sind sie ja so gute Versuchstiere), aber sicher nicht schlau genug für solche Tests. Na herrlich, dann muss ich mal wieder Albus zu etwas überreden, was der sicher nicht tun will.
 

Voldemort lässt mich zur Abwechslung mal ein paar Tage in Ruhe und ich kann fast ungestört meine Versu-che durchführen (ungestört abgesehen von meinem Be-richt bei Dumbledore und zwei Treffen des Phönix Or-dens). Trotzdem habe ich in erstaunlich kurzer Zeit bei-de Tränke entwickelt und auch so weit an Ratten ausge-testet, wie das möglich ist – also steht noch der Selbst-versuch aus. Na, wie ich mich darauf schon wieder freue.


 

Eine Anhörung und Dumbledores Sorgen

I

ch will gerade in Dumbledores Büro aufbrechen, als er persönlich bei mir erscheint. Nach seinem Ge-sichtsausdruck zu schließen, ist schon wieder mal so Einiges geschehen.

„Ich war eben auf dem Weg zu ihnen, Sir“, begrüße ich ihn. „Was gibt´s?“

„Die Anhörung“, erwidert er und lässt sich schwer in seinen Stuhl fallen. „Sie war heute Morgen.“

„Und?“ fordere ich ihn auf, mir alles zu erzählen, denn ich bin mir sicher, dass das der Grund für sein jetziges Erscheinen ist.

Zu Sicherheit drücke ich ihm wieder Mal eine Tasse Tee in die Hand – ist bei dem Alten immer eine gute Idee – das Zeug beruhigt ihn nämlich und er sieht aus als könne er das jetzt dringend brauchen.

„Sie drehen langsam völlig durch – unsere ehrenwerten Regierungsmitglieder“, setzt er an und klingt, als würde er auf kleiner Flamme vor sich hin kochen (sowas kenne ich absolut nicht von ihm).

„Was ist geschehen?“ will ich wissen, weil er nicht wei-ter spricht, sondern regelrecht vor Wut schnaubt.

Sie müssen sich ganz schön was geleistet haben, wenn er so drauf ist und noch nicht mal der Tee hilft, den er in kleinen Schlucken trinkt.

„Der Termin war festgesetzt und Arthur hat Harry ein-fach am Morgen ins Ministerium mitgenommen“, setzt er an. „Der einfachste Weg ohne zu deutlich Magie ein-zusetzen und das wäre nicht angebracht gewesen, an-gesichts dessen, was dem Jungen vorgeworfen wird.

Nun, die beiden haben Grimmauld Platz so zeitig verlas-sen, dass sie gut Luft hatten, um rechtzeitig zu Harrys Anhörung anwesend zu sein. Diese sollte ganz in der Nähe von Arthurs Büro stattfinden. Sollte...

Man hat versucht, Harry einzuschüchtern und fertig zu machen. Als erstes wurde der Termin vorverlegt – die Eule mit der entsprechenden Nachricht verschwand günstigerer Weise einfach im Nirgendwo, auch diejeni-ge, die mich als Anwalt des Jungen benachrichtigen sollte, kam nie bei mir an – wirklich ein bemerkenswer-ter Zufall.“

Ich habe den Alten noch nie so bitter und sarkastisch gehört und mir wird klar, dass man nicht nur dem Ben-gel übel mitspielen wollte, sondern auch Albus den Rest seiner Glaubwürdigkeit zerstören wollte – nett, echt nett.

„Wie auch immer“, fährt er fort. „Ich hatte sowas ir-gendwie schon erwartet und kam daher schon sehr früh im Ministerium an. Ich erfuhr sehr schnell, dass nicht nur die Anhörung zeitlich verlegt worden war sondern auch örtlich.

Severus – stell dir nur vor – sie haben die alten Gerichts-säle unten in den Verliesen wieder geöffnet, wo damals die Todesserprozesse stattfanden. Sie haben einen fünf-zehnjährigen Schuljungen vor einen vollständigen Ge-richtshof gestellt, wie einen Schwerverbrecher, nur weil er es gewagt hat, seine Seele und die eines Verwandten vor einem unsäglichen Angriff zu verteidigen!

Wie auch immer, Harry kam eben noch rechtzeitig zu diesem Termin und auch ich war am Ort des Gesche-hens, bevor alles aus dem Ruder laufen konnte. Fudge hat die Befragung in einer Art geführt, die ich nur als äußerst schäbig bezeichnen kann.

Nur Fragen, die der Junge nur so beantworten konnte, dass er sich damit in die Tinte ritt – Fudge ließ keine Erklärungen zu und ich hatte wirklich den Eindruck, dass das Urteil gegen Harry bereits gesprochen war, bevor er auch nur den Mund aufmachen konnte, um sich zu verteidigen.

Ich tat, was ich konnte – schließlich hatte ich ja eine Zeugin für den Überfall – keine Hexe, aber immerhin ein Squib. Fudge hat natürlich versucht, auch die gute Ara-bella als unglaubwürdig hinzustellen, aber er hatte nicht damit gerechnet, dass auch ich noch ein paar Verbündete in unserem Gerichtshof habe, auch wenn man mir den Vorsitz entzogen hat. Sie unterstützen mich unauffällig und Fudge verlor an Boden. Ihm fiel nichts Besseres ein, als Harrys magische Verfehlungen aufzuzählen. Diese Sache damals mit Dobby und auch als der Junge seine Tante aufgeblasen hat. Wenn es ihm möglich gewesen wäre, ohne sich damit komplett zum Narren zu machen, hätte er Harry wohl jeden einzelnen Zauberspruch vorgeworfen, den dieser jemals ausge-sprochen hat.

Ich habe dem Gerichtshof Ungerechtigkeit vorgeworfen – der Junge war bereits vorverurteilt und das wider-spricht drastisch unseren Rechtsgrundsätzen – un-schuldig bis zum Beweis der Schuld. Fudge versuchte daraus ein ‚schuldig bis zum Beweis der Unschuld’ zu machen und dagegen habe ich mich eindringlich ver-wahrt. Cornelius war schon immer ein Narr, aber jetzt dreht er langsam völlig durch. Natürlich leugnet er im-mer noch Voldemorts Wiedergeburt, bezichtigt mich der Panikmache und ist sich immer sicherer, dass ich ihm seinen Posten abnehmen will.

Diese Anhörung – ich sollte das Ganze wohl eher als Prozess bezeichnen – lief jedoch nicht so, wie er es ge-plant hatte – ein paar der Richter haben immer noch ein wenig Verstand und man sprach Harry frei. Aller-dings nicht einstimmig, wie es eigentlich hätte sein sol-len – unser Gesetz gewährt jedem das Recht zur Selbst-verteidigung – aber der Junge kam frei.“

„Er hat es also mal wieder geschafft mit einem solchen Ding durchzukommen“, meine ich leise und bin mir nicht sicher, ob ich sauer oder froh sein soll.

„Ja, mein Junge, aber es war knapper als je zuvor, auch wenn er mehr im Recht war, als je zuvor.“

Albus seufzt schwer.

„Da ist noch etwas anderes“, meint er leise und klingt noch bedrückter als zuvor. „Der Junge hat inzwischen beinahe ständig Narbenschmerzen und ich befürchte, dass seine geistige Verbindung zum Dunklen Lord im-mer enger wird. Ich kann nur hoffen, dass Voldemort noch nichts davon bemerkt hat, denn er würde den Jungen sicher schamlos für seine Zwecke benutzen.

Harry hatte schon zu viele Träume, die auf die Aktivitä-ten des Dunklen Lords hinweisen und auch das wird immer stärker. Wenn Voldemort etwas davon bemerkt, wird er beginnen, dem Jungen sonstwas vorzuspiegeln – und da bisher Harrys ‚Visionen’ der Wahrheit entspra-chen – so weit ich das abschätzen kann – wird er auch eventuellen Lügen Voldemorts glauben.

Ich fürchte auch, dass dieser versuchen könnte, mich über den Jungen anzugreifen – ich habe bereits regel-rechte Alpträume davon, dem Jungen ins Gesicht zu schauen und dort nicht seine smaragdgrünen Mandel-augen zu sehen, sondern Voldemorts geschlitzte rote Schlangenpupillen.

Severus – ich darf nicht zulassen, dass mir der Junge zu nahe kommt – das könnte alles zerstören, wenn Volde-mort ihn dazu benutzt, um bei uns zu spionieren. Was auch heißt, dass der Junge nicht allzu viel über die Tä-tigkeit des Ordens erfahren darf.

Molly ist ohnehin dagegen und hatte deswegen bereits Krach mit Sirius. Harry musste ein bisschen was erfah-ren – seine Freunde hatten ihm bereits wilde Gerüchte erzählt. Andererseits durfte er nicht zu viel erfahren – du kennst ihn ja – er würde tollkühn vorpreschen und versuchen, das alles auf eigene Faust zu regeln. Wir konnten ihn noch nie aufhalten, wenn er sich sowas in den Kopf gesetzt hat – und er ist keine elf Jahre mehr – kein Kind mehr – fast schon ein junger Mann.

Grundgütiger – Severus – ich weis kaum, wo mir der Kopf steht. Das ist alles so schrecklich kompliziert ge-worden. Voldemort mit der Option, den Jungen benut-zen zu können – Harrys Art, die Dinge in die eigene Hand nehmen zu wollen – und das Ministerium, das uns bei jedem Schritt Stolpersteine in den Weg legt. Diese verdammten ... du weist schon was ... haben uns einen Verteidigungslehrer aufgezwungen.

Eine Untersekretärin von Fudge persönlich – sie heißt Dolores Umbridge – abgesehen davon, dass sie nicht die geringste Ahnung davon hat, wie man Kinder unter-richtet, ist sie eine unmögliche Person, die nur die Mei-nung des Ministerium gelten lässt. Sie hat ein Buch auf die Liste gesetzt, das mehr als nur sinnlos ist – es ist sträflicher Leichtsinn, es für den Verteidigungsunter-richt zu verwenden.“

„Welches Buch?“ frage ich in seinen wütenden Monolog hinein.

„Theorie der Verteidigungsmagie von diesem Schleichhart“, erwidert er und atmet wütend durch, als wolle er sich gewaltsam beruhigen.

„Grundgütiger“, knurre ich. „Da könnte man den Kids ebenso gut ein Handtuch geben, mit dem sie die bösen Sprüche wegwedeln sollen – das wäre ebenso effektiv.“

„Du kennst dieses Machwerk?“ fragt er leise.

„Ja“, gebe ich zurück. „Der Titel klang nicht schlecht und ich habe es mir besorgt, als es herauskam – ich will auch in Verteidigung auf dem Laufenden bleiben – die reinste Geldverschwendung. Dieser Kerl verteufelt jegli-che Flüche und meint, man solle sich besser einfach zu-rückziehen, als Magie gegen einen Widersacher einset-zen. Als ob man mit dem Dunklen Lord diskutieren könnte – so ein Unsinn.

Es ist eine rein theoretische Abhandlung und es ist im ganzen Buch kein einziger Zauber zu finden – weder ein nützlicher, noch ein unnützer.“

Ich habe mich ziemlich in Rage geredet – der einzige gute Verteidigungslehrer, den der Bengel je hatte, war der Werwolf, auch wenn ich mir eher die Zunge abbei-ßen würde, als das zuzugeben – und diese Umbridge könnte sich als die Schlimmste von allen herausstellen, wenn ich an dieses sinnlose Buch denke – eine Kunst für sich, wenn man an diese anderen wandelnden Katast-rophen denkt – Ach Shit!

„Genau“, brummt Albus nur und schüttelt beinahe ver-zweifelt den Kopf. „Das ist schlimmer, als ich es be-fürchtet habe – die Kinder werden nicht ausgebildet werden in diesem Jahr und mir sind die Hände gebun-den – ich wünschte, jemand könnte etwas tun – nein, mein Junge, nicht du, auch wenn du sicher ein guter Verteidigungslehrer wärst, aber du hast genug um die Ohren und du musst dich bedeckt halten – du darfst um keinen Preis auffallen, weder bei den Todessern noch bei den Ministeriellen. Ich brauche dich hier und nicht in Askaban oder tot.“

Ich reibe meine brennenden Augen und seufze genervt. Der Alte hat Recht, das wird alles immer komplizierter und uns werden immer mehr die Hände gebunden. Ja, es ist einfach nur noch frustrierend.

„Mein Junge“, reißt mich der Alte aus meinen trüben Gedanken. „Du hast vorhin gesagt, du hättest mich auf-suchen wollen – um was geht es?“

„Um den Imperius Trank und das Gegenmittel, von de-nen ich ihnen schon berichtet habe“, setze ich an. „Ich habe sie soweit fertig.“

„Und?“ meint er leise und klingt bedrückt, als würde er bereits wissen, auf was ich hinaus will.

„Ich muss sie testen“, erwidere ich.

„Oh Gott – nicht schon wieder sowas“, stöhnt er un-glücklich auf.

„Das ist sehr wichtig, Sir – und sie wissen es“, gebe ich leise zurück.

„Ja“, murmelt er. „Aber deswegen muss mir das noch lange nicht gefallen, nicht wahr? – Also, wie soll es die-ses Mal aussehen?“

„Ich habe den Imperius Trank und ich werde ihn neh-men. Sie werden mir die Befehle erteilen und ich werde mich zuerst nicht dagegen wehren und sie ausführen, sollte mich der Trank dazu zwingen. Dann werde ich versuchen, den Trank durch meine Willenskraft abzu-schütteln – was sich als sehr schwierig oder nahezu unmöglich erweisen sollte.

Dann geben sie mir das Gegenmittel und ich sollte da-mit den Trank abschütteln können – am liebsten wäre es mir, wenn es einfach so ginge, aber ich denke, ich werde auch Willenskraft dazu brauchen. Wir werden es eben versuchen müssen.“

„Ich weis, was deine nächste Bitte ist – ich bin nicht glücklich, wenn du von mir verlangst, dass ich den Im-perius gegen dich einsetzen soll – ich hasse die Unver-zeihlichen Flüche.“

„Ich auch“, entgegne ich. „Aber auch der falsche Moody hat ihn letztes Jahr immerhin auf die Kinder angewen-det.“

Der Alte brummt leise.

„Das sollte er auch. Allerdings werde ich mir nie verzei-hen, dass ich erst bemerkt habe, dass er ein Doppelgän-ger ist, als es fast schon zu spät war.“

„Keiner von uns hat es bemerkt“, versuche ich ihn zu trösten.

„Aber wir hätten es sollen“, seufzt er.

„Können wir mit dem Versuch beginnen?“ will ich von ihm wissen und will ihn von dieser Diskussion abbrin-gen, weil die ohnehin nichts bringt – geschehen ist ge-schehen und lässt sich nicht ändern.

„Nun gut“, erwidert er nüchtern. „Aber glücklich bin ich nicht damit.“

Ich brumme nur und nehme ein paar Tropen vom Impe-rius Trank. Mein Bewusstsein vernebelt sich sehr schnell und es ist als würde ich auf einer Wolke schweben - denselben Effekt hat auch der Imperius Fluch – man fühlt sich glücklich und leicht – als wäre alles bestens und die Welt ein wundervoller Spielplatz.

„Wirkt er?“ will der Alte wissen.

„Ja“, nuschle ich und habe kaum mehr freien Willen.

„Steh auf“, befiehlt er mir.

Ich mache – ein wunderbares Gefühl, diesem Befehl zu gehorchen.

„Setzt dich auf den Tisch“, ist die nächste Anweisung und ich gehorche.

Das angenehme Gefühl verstärkt sich.

„Spring herunter.“

Ich tue es und fühle mich einfach großartig.

„Schlag mich.“

Nein, das werde ich nicht tun ... nein, ich werde den Alten nicht schlagen ... das will ich nicht ... nein...

KLATSCH!

Fünf rote Finger zeichnen sich in Albus Gesicht ab. Ich wollte das nicht, aber perverser Weise verstärkt sich gute Gefühl erneut.

„Trink das“, kommt es vom Alten.

Er reibt sich seine Backe und gibt mir die Phiole mit dem Gegenmittel. Ich trinke das Zeug. Er wartet ein paar Sekunden, dann weist er mich erneut an, ihn zu schla-gen. Ich will es nicht tun und es bedarf keiner großen Anstrengung, es auch nicht zu tun. Allerdings schwin-det das gute Gefühl aus mir, als sei es nie da gewesen.

„Schlag mich“, fordert er mich erneut auf.

Nichts.

„Nun gut“, murmelt er und zückt seinen Zauberstab.

„Imperio!“

Ich spüre, wie sich der Fluch über mich legt, doch es ist anders, als ich es kenne. Ich spüre den Zauber, ja, aber er fühlt sich bei Weitem nicht so zwingend an, wie er es sonst tut.

„Schlag mich!“ kommt der erneute Befehl.

Ich fühle nichts von dem Zwang, den dieser Fluch ge-wöhnlich bedeutet. Kein gutes Gefühl, aber auch nicht den Eindruck, dass eine schreckliche Strafe auf mich wartet, wenn ich nicht gehorche.

„Setz dich auf den Schreibtisch“, befiehlt er.

Ich bleibe ungerührt stehen und bin auf einmal sehr stolz auf mich. Mein Tank ist nicht nur ein Gegenmittel gegen den Imperius Trank, sondern auch gegen den Im-perius Fluch. Und der Imperius Trank ist noch mächti-ger als der Fluch, denn ich bin gewöhnlich in der Lage, den Fluch abzuschütteln, aber bei meinem Trank war das nicht möglich. Ich muss eine zeitliche Begrenzung der Wirkung einbauen, bevor ich das Zeug dem Dunklen Lord liefere. Während diese Gedanken durch meinen Kopf gegangen sind, hat mir der Alte noch einige Befeh-le erteilt, aber ich habe noch nicht mal auf ihn gehört, geschweige denn ihm gehorcht.

„Finite Incantatem!“ murmelt er und hebt damit den Unverzeihlichen Fluch auf.

Nur eine andere Person kann den Fluch auf diese Art beenden, nicht derjenige, der dem Fluch unterliegt.

„Und?“ will er wissen.

„Ein voller Erfolg, Sir und entschuldigen sie die Ohrfei-ge, ich konnte nicht anders.“

Er winkt nur ab.

„Dein Trank ist also stärker als der eigentliche Fluch“, meint er leise.

„Ja“, erwidere ich. „Ich werde eine zeitliche Beschrän-kung einbauen – sicherheitshalber.“

„Gut, mein Junge“, entgegnet der Alte. „Ich wünschte ich könnte dir ehrlich zu deinem Erfolg gratulieren,

aber das ist zu schrecklich.“

„Ja Sir, leider“, murmle ich. „Aber auch das Gegenmittel wirkt noch besser, als ich es erhofft habe und ich denke, es wird auch zur Vorbeugung wirken.“

„Ach mein Junge, das alles gefällt mir so gar nicht“, seufzt er. „Wird er nicht wütend werden, wenn er be-merkt, dass der Trank nur befristet wirkt?“

„Kann sein“, gebe ich zurück. „Aber ich muss es riskieren – das Zeug ist so verdammt stark und ich darf es nicht wagen, es schwächer zu machen – das würde er wirklich merken.“

Er seufzt erneut.

„Was sind das nur für Zeiten, wo ein guter Mann wie du gezwungen wird, solche schrecklichen Dinge zu tun“, flüstert er und seine Augen sind schrecklich traurig.

„Schwere Zeiten, Sir“, entgegne ich ebenso leise. „Und Schwere Zeiten erfordern eben außerordentliche Maß-nahmen.“

„Ja, mein Junge, leider“, erwidert er. „Aber manchmal habe ich das Gefühl, dass wir versuchen den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben – wie die Muggel so treffend sagen.“

„Ja Sir, ich denke, genau das tun wir“, entgegne ich und verstehe diesen Ausdruck nur, weil ich alte Muggel Märchen kenne.

„Gut“, meint er. „Dann habe ich dir jetzt alles erzählt, was ich wollte und auch du weist, was du wissen woll-test. Ich lasse dich wieder allein – mach deine Tränke fertig und bitte stell mir genug von dem Gegenmittel her, dass wir unsere Leute damit schützen können.“

„Ja Sir“, erwidere ich einfach und er geht.

Ich weis natürlich noch nicht, wie lange das Gegenmit-tel wirkt und so werde ich es vorerst jeden Tag mit dem anderen Zeug schlucken – nur so zur Sicherheit. Wahr-scheinlich werde ich auch für Voldemort wieder das Versuchskaninchen spielen müssen und das wird schwer werden. Ich muss den Tank und den Fluch abschütteln und doch gehorchen – ich kann nur hoffen, dass mir nicht Folter oder Mord befiehlt. Doch leider ist das nicht sehr wahrscheinlich – er liebt solche Dinge ein-fach zu sehr.

Ja, Albus hat Recht – wir versuchen wirklich den Teufel mit dem Belzebub auszutreiben.

Ich verändere den Imperius Trank so, wie ich es mir vorgenommen hatte und das kann ich ziemlich einfach an meinen Ratten testen – die armen Biester, sie muss-ten in letzter Zeit eine verdammte Menge Versuche aus-halten und nicht wenige sind daran verreckt. Ich töte nicht gerne – noch nicht mal eine Ratte, denn eigentlich mag ich Tiere ziemlich gern. Man kann sie streicheln, sie geben keine Widerworte und sind ausgezeichnete Zuhörer – doch leider hatte ich noch nie Glück mit Hau-tieren und so habe ich keins – auch das tut zu weh, wenn man sie verliert.


 

Imperio!

E

s dauert nicht lange und Voldemort will mich wieder sehen. Natürlich fordert er den Trank ein und ich übergebe ihn – so verändert, dass er nur etwa drei Stunden wirkt.

„Und, Giftmischer?“ fordert er mich auf, ihm die Eigen-schaften des Tranks zu schildern.

„Er wirkt wie der Imperius Fluch“, erwidere ich und ver-beuge mich. „Alleine oder auch durch den Fluch ver-stärkt. Gemeinsam erzwingen sie absoluten Gehorsam und sind durch nichts zu brechen.“

„Schön, schön“, zischt er. „Ein kleiner Versuch – Wurm-schwanz – trinken!“

Also werde ich dieses Mal nicht das Opfer sein – er hat Wurmschwanz diese ‚Ehre’ angedeihen lassen.

Jetzt nur nicht aufatmen, Severus – lass dir blos nicht anmerken, wie froh du darüber bist.

Wurmschwanz kommt herangewinselt und lässt sich vor dem Dunklen Lord aufs Gesicht sinken, so tief ver-beugt er sich – verdammte Ratte!

„Trink!“ befiehlt ihm Voldemort erneut und er gehorcht.

Seine Nase zuckt, wie die des Nagetiers, das sein Ani-magus ist. Ich denke, wenn man zu lange als Tier lebt, nimmt man dessen Eigenheiten an und behält sie auch, wenn man wieder ein Mensch ist.

„Nun, dann gönnen wir uns einen kleinen Spaß“, zischt Voldemort. (Leider versteht er unter Spaß ganz etwas anderes als gewöhnliche Menschen). „Schlag deinen Kopf gegen diesen Baum - fest!“ befiehlt er seinem klei-nen, devoten Diener.

Wurmschwanz wuselt auf den nächsten Baum zu und rammt seinen Schädel dagegen, dass es nur so hallt. Seine Stirn platzt auf und Blut rinnt über sein Ratten-gesicht. Ich mag den Kerl nicht – noch weniger als ir-gendeinen anderen Herumtreiber, aber das ist schon sehr erniedrigend, was Voldemort ihn da tun lässt. Der Dunkle Lord stößt ein erfreutes, aber nahezu wahnsin-niges Kichern aus:

„Schön, sehr schön – Ach, mein lieber Giftmischer – ich liebe die Wirkung deiner Tränke – gut, gut ... Wurm-schwanz, einen Handstand!“

Der macht. Seine Todesserrobe fällt ihm über den Kopf und seine Hosenbeine folgen der Schwerkraft. Seine dürren, schmutzigen, dicht behaarten Beine zappeln durch die Luft – es sieht einfach nur abartig aus – ja, der Dunkle Lord hat wirklich einen perversen Sinn für Humor. Er gibt Wurmschwanz noch weitere – zum Teil sehr erniedrigende - Befehle und der gehorcht, ohne das geringste Zögern. Nun, diese Ratte hat ohnehin nicht besonders viel eigenen Willen, aber das sind Dinge, die keiner tun würde, wenn er auch nur noch die geringste Selbstachtung hat. Ich bin mir sicher, dass Voldemort längst weis, dass der Trank die gewünschte Wirkung hat, aber er hört nicht auf, Wurmschwanz zu schinden und die anderen Todesser lachen sich schief.

„Wie lange wird das wirken, Giftmischer?“ will er schließlich wissen.

„Ohne, dass er durch den Fluch verstärkt wird, My Lord, wird er etwa drei Stunden wirken – so war es jedenfalls bei meinen Ratten.“

Er beginnt noch irrsinniger zu lachen.

„Ratten, Giftmischer – Ratten? Oh das ist einfach zu köstlich ... Wie lange wirkt er mit dem Fluch?“

„Unbegrenzt“, erwidere ich und das ist auch die Wahr-heit. Der Tank wirkt, bis auch der Fluch wieder aufge-hoben wird oder das Gegenmittel verabreicht wird – was aber nicht unbedingt am Trank liegt sondern am Fluch und dem kann man immer noch mit Willenskraft entkommen.

„Schön, sehr schön – also kein Entkommen mehr, wenn der Imperius ausgesprochen wird?“

„Ich denke nicht, mein Lord, aber es gibt immer Unwäg-barkeiten“, entgegne ich und hoffe damit durchzukom-men.

„Und die wären?“ zischt er mich an und seine Schlan-genaugen verengen sich unwillig.

„Tränke wirken nicht auf jeden gleich“, erwidere ich. „Dann denke ich, dass große Schmerzen oder auch Panik den Fluch und den Trank lösen könnten – aber ich weis es nicht sicher.“

„Dann wollen wir das doch mal sehen“, meint er nur und sein Stab zeigt auf Wurmschwanz. „Crucio!“

Der windet sich natürlich sofort über den Boden und pfeift wie eine Ratte, die er ja auch ist. Der Dunkle Lord hebt den Fluch auf und wirft einen genaueren Blick auf den am Boden liegenden Mann.

„Mach ein paar Saltos“, befiehlt er ihm hart und der macht.

„Schön, also Schmerz bricht die Wirkung schon mal nicht“, meint er. „Dann wollen wir es mal mit Panik ver-suchen – Wurmschwanz, werde zum Animagus!“

Der kleine Mann gehorcht und wird zur Ratte. Volde-mort beginnt auf Parsel zu zischen und eine gewaltige Schlange kommt herbei.

„Nagini – da ist eine nette Beute für dich – schnapp dir die Ratte!“ befiehlt er für uns alle verständlich und zischt gleichzeitig für sein Reptil auf Parsel.

Die Ratte läuft panisch im Kreis herum, während die Schlange drohend näher gleitet. Plötzlich wächst wieder der Mann aus dem Boden und die Schlange verharrt in der Bewegung.

„M-m-meister“, stammelt Wurmschwanz und schaut mit seinen wässrigen Augen zum Dunklen Lord nach oben. „W-w-was...?“

„Du hattest Recht, Giftmischer“, wendet dich Voldemort wieder an mich, ohne die geringste Notiz von dem zit-ternden Häuflein Elend zu nehmen. „Und es gefällt mir nicht, dass dein Trank so abzuwehren ist – Crucio!“

Na, das ist ja mal wieder nett – da bringe ich ihm, was er wollte und er ist mal wieder nicht zufrieden und fol-tert mich ... aber vielleicht hat er nur wieder einen Vor-wand dafür gesucht. Er schaut nämlich zufrieden zu, wie ich mich über den Boden winde (und jeden Schmer-zenslaut und jedes Zeichen von Schwäche unterdrücke), verlangt aber nicht von mir, dass ich etwas an dem Tank ändere.

„Dich foltere ich wirklich am liebsten, Giftmischer“, zischt er mir zu. „Du gibst wenigstens nicht so schnell klein bei, wie die anderen – das ist wirklich erfreulich. Es macht keinen Spaß eine Memme zu foltern.“

Na toll – er steht darauf, dass ich nicht so schnell Schmerzen zeige – auch wenn ich natürlich, wie alle anderen auch, unter der Gewalt des Fluchs zusammen breche – und ich bettle nie um Gnade – die anderen tun das häufig, gesetzt den Fall, sie bekommen noch genü-gend Luft dafür.

Der Fluch verharrt eine ganze Weile auf mir und ich beiße mir die Lippen blutig – das ist aber auch das Ein-zige, was meine Schmerzen nach außen hin zeigt. End-lich hat er genug und lässt mich wie einen Haufen Ab-fall am Boden liegen.

„Gut“, zischt er an alle gewandt weiter. „Dieser nette Trank wird es mir ermöglichen, meinen Plan weiter zu führen. Malfoy, du hast deinen Auftrag – mach im Mi-nisterium weiter. Wurmschwanz – verschwinde nach Hause und bereite alles für meine Rückkehr vor – ich brauche dich hier nicht mehr. Giftmischer – ich will noch mehr von diesem Zeug und beeil dich mit dem Ve-ritaserum – ich will mehr als nur eine kleine Phiole voll, verstanden?“

Ich murmle „Ja, mein Lord“ und er gibt weitere Anwei-sungen aus. Ich lausche und merke mir alles.

Es dauert noch eine schiere Ewigkeit, bis er fertig ist, denn natürlich lässt er es sich nicht nehmen, auch noch seine Parolen wieder an den Mann zu bringen und da-mit Jubel und Extase bei seinen Todessern auszulösen – diese Wirkung hat das immer auf diese verdammten, selbstherrlichen Narren.

„Geht nun, meine Getreuen“, zischt er schließlich und legt sich Nagini wie eine schuppige Stola um die Schul-tern. „Schon bald warten große Aufgaben auf uns, schon bald wird unser Sieg zum Greifen nahe sein.“

Er verstummt und appariert in seiner üblichen dramati-schen Art. Auch die anderen Todesser verschwinden. Ich sammle meine geschundenen Muskeln und Knochen zu-sammen und mache mich auf den Heimweg.

Heute schaffe ich es sogar durch meinen Gang, ohne zusammen zu brechen, auch wenn meine Hände und Knie zittern. Es war ja heute nur ein kleiner Cruciatus und so was stecke ich inzwischen locker weg – nun ja, nicht so ganz locker, aber dieser Fluch ist bei weitem nicht mehr so schlimm für mich wie am Anfang. Trotz-dem bin ich müde und erschöpft. Mein Magen würde gerne gefüttert werden und auch eine heiße Dusche wä-re eine feine Sache.

Ich muss mich einfach ein bisschen ausruhen und erho-len, bevor das Schuljahr wieder anfängt, denn so wie es mir jetzt geht, bin ich nicht unbedingt in der Lage zu unterrichten – und ich habe noch nie eine Stunde aus-fallen lassen – Voldemorts Rückkehr sollte eigentlich kein Grund dafür sein, jetzt damit anzufangen.

Ich lege diese schwarze Todesserhaut ab und lasse sie in meinem Schrank verschwinden – der Rest meiner Klei-dung folgt. Schnell noch ein paar Tropfen von meinem Linderungstrank – ich möchte einen Anfall unter der Dusche vermeiden – und muss feststellen, dass ich schon wieder mal mehr als nur scheußlich friere – kein Wun-der, das kommt vom Fluch, ist zwar nicht so übel, wie diese Krämpfe, aber nichts desto trotz lästig – und ich hasse es zu frieren.

Seufzend begebe ich mich ins Bad und drehe das heiße Wasser auf. Es prasselt auf meine malträtierten Mus-keln herunter und lockert sie soweit, dass ich mich ein wenig besser fühle.

Ja, ich bin müde – die ganze letzte Woche habe ich kaum geschlafen, zu wichtig war es mir, mit diesen Tränken fertig zu werden. Die kleinen Pausen, die wäh-rend der Zubereitung entstanden, habe ich dazu ge-nutzt, meinen Unterricht fürs nächste Jahr vorzuberei-ten – sowas macht sich ja auch nicht von selbst. Ich werde morgen auch noch in die Winkelgasse gehen müssen und nicht nur dorthin – jetzt brauche ich auch wieder Dinge aus der Nockturngasse – wer weis, was Voldemort noch alles für nette Dinge einfallen, die er von mir haben will. Bis jetzt bin ich mit meinen Vorrä-ten ausgekommen, aber die sind inzwischen aufge-braucht und ich brauche neue Zutaten. Kein schöner Gedanke, wieder in diese finstere Gasse gehen zu müs-sen – in den letzten fünfzehn Jahren habe ich es wohl-weislich vermieden, mich dort blicken zu lassen, aber jetzt habe ich keine andere Wahl mehr – wie mir bei so vielen Dingen keine Wahl bleibt – ich will sie nicht tun – verabscheue es sogar – aber ich muss sie tun.

Ich war nie wirklich glücklich in meinem Leben, aber ich hatte dennoch eine gewisse Menge Ruhe und Frie-den gefunden – doch das ist jetzt endgültig vorbei. Ich wage es nicht, darüber nachzudenken, wie das alles weiter gehen soll und so beschließe ich einfach, Tag um Tag und auch Nacht für Nacht weiter zu machen. Zu schlafen, wenn sich eine Gelegenheit bietet, zu essen, wenn ich es ertragen kann und etwas Ruhe zu finden, wo auch immer sie sich finden lässt. Keine schönen Aus-sichten, aber es bringt nichts, große Pläne zu machen, wenn man noch nicht mal weis, ob man den nächsten Tag noch erleben wird. Ich werde noch einsamer wer-den, noch leerer, noch bitterer, denn ich darf jetzt wirk-lich keinen mehr an mich heranlassen. Nicht wegen mir, ich spiele keine oder nur eine untergeordnete Rolle – allein um der anderen Willen.

Sollte Voldemort je erfahren, dass ein anderer Mensch mir etwas bedeutet, dann wird er ihn töten oder töten lassen oder sogar von mir verlangen, dass ich die betreffende Person selbst umbringe, um sich meiner Loyalität zu versichern. Das ist eine Sache von der man schon Alpträume bekommen kann – ich kann nicht fol-tern oder töten – alles in mir sträubt sich dagegen – schon gar nicht einen Menschen, an dem mir etwas liegt. Es ist also besser, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen.

Allerdings weis ich nicht, wie lange ich noch ganz allei-ne weiter machen kann. Ich habe noch nie jemand an-deren gebraucht – habe immer alles ganz alleine ge-schafft – aber jetzt? Es ist so verdammt schwer, über alles zu schweigen, nur nackte Informationen weiter zu geben. Meine Erlebnisse fressen an mir und am liebsten würde ich wieder zu dem nicht empfindenden Zombie von damals werden, aber das ist etwas, das ich mir auch nicht leisten kann. Ich muss sehen, ich muss hören und ich muss begreifen – alles begreifen und einordnen, dem allen Bedeutung zuweisen – ein Zombie kann das nicht – und ich muss das unbedingt tun.

Eine Vertrauensperson wäre eine Alternative. Doch da ist keiner, dem ich mich anvertrauen kann, keiner dem ich mich anvertrauen darf – nein, es gibt keinen Freund für Severus Snape – für Dumbledores Spion und Volde-morts Giftmischer.


 

Jahresbeginn mit Umbridge

D

ie restlichen Ferientage fliegen nur so an mir vorbei. Ganz nebenbei erfahre ich von Albus, dass Hag-rid für den Orden unterwegs ist und er von dieser Grubbly-Plank vertreten wird, die das schon im letzten Jahr gemacht hat, als sich unser Wildhüter in seiner Hütte vergraben hatte.

Es war mir noch nicht mal aufgefallen, dass Hagrid nicht in seiner Hütte ist, zu viele andere Dinge habe ich im Kopf und so mache ich mir eine geistige Notiz, dass ich vor lauter Todesser hin Voldemort her, nicht über-sehen sollte, was sich direkt vor meiner Nase abspielt – groß genug wäre sie ja.

Es wird nicht leicht werden, dieses nächste Jahr, aber das waren die letzten auch nicht. Wieder werde ich

überwacht werden, aber vielleicht kann ich eine Frau leichter einschüchtern als einen Mann. Albus hat das Kollegium auf jeden Fall angewiesen, sie höflich zu be-handeln und mir bei dieser Bemerkung einen besonders durchdringenden Blick zugeworfen – er weis, dass es um meine Höflichkeit nicht besonders gut bestellt ist.

Ich werde mir Mühe geben, aber ich denke, das Beste wird es sein, dieser Person so weit wie möglich aus dem Weg zu gehen – wie ich es ohnehin mit den meisten Leu-ten mache – es dürfte also nicht weiter unangenehm auffallen.

Natürlich werden wir alle zum Jahresbeginnfest in der Großen Halle erwartet und so mache ich mich seufzend auf den Weg – hab ich schon erwähnt, dass ich solche Massenveranstaltungen nicht mag?

Gut, dass mein Platz am Lehrertisch ziemlich weit au-ßen ist. Denn diese Umbridge hätte ich nicht neben mir haben wollen. Sie scheint sich für sehr wichtig zu hal-ten, denn sie hat sich neben Dumbledore installiert und wirft seltsame Blicke durch die Große Halle.

Man kann nur eins über diese Person sagen, wenn man sie das erste Mal sieht: Sie ist ausgesprochen hässlich – sie ähnelt auf eine widerliche Weise einer fetten Kröte, die sich bereit macht, eine Fliege zu fangen. Diese komi-sche Schleife, die sie sich in die Haare gezwullt hat, ver-stärkt diesen Eindruck noch, ebenso, wie ihre Glubsch-augen. Sie gehört zu jener Art von Menschen, die mich zum Frösteln bringen, ohne dass ich wirklich weis wa-rum eigentlich. Trelawney würde sowas als schlechtes Karma bezeichnen – und – auch wenn ich von der alten Schleiermotte sonst weniger als gar nichts halte - wür-de ich ihr im Fall Umbridge vollkommen recht geben.

Auch Minerva scheint von dieser Person alles andere als begeistert zu sein, denn sie rümpft die Nase, wenn diese Frau in die andere Richtung schaut und das tut sie häu-fig, denn sie plaudert in einer Tour Albus voll.

Ich kann erkennen, dass auch der alles andere als er-freut ist, aber gute Miene zum bösen Spiel macht. Nein, keiner von uns ist glücklich, dass uns diese Person auf-gezwungen wurde. Ich kann gut und gerne mit Albus (üblichen) verrückten Entscheidungen leben (auch wenn ich häufig nicht glücklich darüber bin), aber diese un-tergeschobene Person? ... was denken diese Ministeriel-len eigentlich, wer sie sind?

Langsam füllt sich die Halle und auch die Erstklässler werden von dieser Grubbly-Plank herein gebracht.

Der Sprechende Hut singt sein Lied.

Es ist voller Mahnungen und Warnungen, wie ich sie seit meinem letzten Schuljahr vor zwanzig Jahren nicht mehr von ihm gehört habe. Damals hat uns das alle ziemlich verstört und auch heute ist die Reaktion der Kids kaum eine andere. Wie soll denn das auch gehen, dass die Häuser zusammenhalten? Es besteht immer diese Rivalität unter den Schülern und sie war schon immer besonders stark zwischen Gryffindor und Slythe-rin. Wobei mein Haus weitgehend alleine steht und die beiden anderen Häuser eher zu den Löwen halten. Es war noch nie wirklich anders, aber heute wird das schon mehr als nur offensichtlich und es versetzt mir einen Stich. Ja, meine Slytherins sind potentielle Todes-ser und das gefällt mir nicht. Ich will nicht, dass sie auf die eine oder andere Art meinem Weg folgen oder gar dem ihrer Eltern. Doch ich weis nicht, was ich wirklich dagegen tun könnte. Ich will natürlich nicht, dass es in der Schule allgemein bekannt wird, dass ich ein Todes-ser bin – ich bekäme kein Bein mehr auf den Boden.

Das Dreamteam weis allerdings davon, doch wie es aus-sieht, haben sie das nicht rumgequatscht – schließlich wissen sie auch, dass ich für den Phönixorden arbeite. Allerdings könnten sich blose Gerüchte als übel genug erweisen.

Der Hut hat sein Lied beendet und die Auswahlzeremo-nie beginnt. Die übliche Mischung aus Alleswissern und Narren, aus ängstlichen Kindern und stolzen Nach-wuchszauberern. Doch dieses Jahr sehen sie noch ver-wirrter aus als sonst – mag an dieser eigenartigen War-nung des Hutes liegen.

Albus eröffnet mit seinen üblichen Worten das Fest und die Speisen erscheinen. Ich habe keinen Hunger – schon lange nicht mehr – aber ich bemühe mich dem Essen die Ehre angedeihen zu lassen, die ihm zukommt. Ziemlich vergeblich, wenn ich ehrlich bin.

Ich sehe, dass auch die anderen Schüler durch das Lied des Hutes verwirrt sind und jetzt eifrig darüber disku-tieren. Wieviele von den Kids glauben wirklich, dass wir in Gefahr sind, wieviele von ihnen glauben Dumbledores (und Harrys) Version der Ereignisse und wer glaubt der Geschichte des Ministeriums und dem, was im Tages-propheten steht? Meine Slytherins sollten eigentlich zum Großteil die Wahrheit kennen, aber sie leugnen sie, weil es ihre Eltern so wünschen, weil Voldemort die Pa-role ausgegeben hat, sich bedeckt zu halten. Nein, das alles ist wirklich verdammt ungut.

Ich stochere noch ein wenig in meinem Teller herum und hoffe, dass der Alte bald die Tafel aufhebt und ich in meine Verliese verschwinden kann – noch selten habe ich mich in der Großen Halle so unwohl gefühlt (obwohl ich wirklich meistens nur sehr ungern hier oben bin, ist es heute besonders schlimm) – schlechtes Karma.

Schließlich ist es so weit und Albus hält seine übliche Rede, stellt Grubbly-Plank und Umbridge vor, dann will er über die Testspiele fürs Quidditch sprechen (eine Menge Spieler sind mit der Schule fertig und haben in den Mannschaften Lücken hinterlassen), als er plötzlich von dieser Kröte unterbrochen wird. Sie räuspert sich auf eine unglaublich affektierte Art, um auf sich auf-merksam zu machen. Zuerst bemerkt keiner die Unter-brechung, doch diese Person ist hartnäckig. Sie ist auf-gestanden und scheint selbst eine Rede halten zu wollen und Albus – ganz die Höflichkeit in Person – lässt sie.

Diese Stimme, Grundgütiger, ist noch schlimmer als die Frau ohnehin schon ist. Süßlich, piepsig, affektiert – als würde Kreide über eine Tafel quietschen. Mir stellen sich sämtliche kleine Härchen auf.

Sie spricht die Kinder an, als hätte sie einen Kindergar-ten vor sich und nicht zum Teil bereits halberwachsene junge Menschen. Die Blicke, die sie treffen, sprechen Bände – die Kids kommen sich verarscht vor. Auch wenn ich meine Schüler nicht besonders leiden kann und sie zum größten Teil für Vollidioten halte, hätte ich nie so mit ihnen gesprochen – das ist ja mehr als nur diffamie-rend.

Umbridge quäkt weiter. Ein Blabla über Traditionen und Neuerungen. Aber es ist interessanter, was sie nicht sagt, als das was sie sagt – sie benimmt sich, als sei sie der Direktor von Hogwarts und nicht Dumbledore. Ein eigenartiges Gequasel, das alles und nichts sagt – es ge-fällt mir nicht und auch meine Kollegen denken wohl nicht anders, wenn ich mir so ihre Gesichter ansehe – ganz abgesehen davon, dass sie Albus einfach unterbro-chen hat, was keiner von uns je gewagt hätte – es ist schlichtweg nur respektlos.

Ich – und wohl eine ganze Menge anderer Leute auch – reimen sich ihre Rede so zusammen, dass sie hier Eini-ges ändern will – im Sinne des Ministeriums und nicht der Vernunft. Ich mochte diese Person von vorne herein nicht (was nichts oder nur wenig damit zu tun hat, dass ich den Verteidigungsjob schon wieder mal nicht be-kommen habe) – aber jetzt macht es mir fast Angst, dass sie hier an der Schule ist und alles im Auge behal-ten kann, was hier getan und gelassen wird.

Ja – sie redet viel und sagt nur wenig, aber das was sie sagt fühlt sich nicht gut an. Endlich ist sie zu Ende und ich bin froh diese grässliche Stimme nicht mehr hören zu müssen. Kein Applaus in der Großen Halle. Alle sind viel zu verstört über diese leeren Worte und das, was sie zwischen den Zeilen bedeuten könnten – wenigstens diejenigen, die bei ihrer langatmigen Rede nicht einge-schlafen sind.

Ja, es kommen wirklich dunkle Zeiten auf uns zu.

Albus beendet seine Rede, die zuvor so rüde von dieser Person unterbrochen wurde und hebt schließlich das Fest auf, schickt die Kinder in ihre Schlafsäle.

Auch ich mache mich in meine Verliese auf, tief in mei-ne Gedanken versunken. Ich muss unbedingt mit Albus sprechen – sobald das unauffällig möglich ist. Was be-deutet, dass ich wohl besser aufsuche ihn als er mich. Diese Umbridge muss sicher nicht wissen, wieviel Albus in Wahrheit mit mir bespricht – sie sollte mich besser nur für den finsteren, schlecht gelaunten Meister der Zaubertränke halten, als für was auch immer.

Ich laufe unruhig in meinem Büro auf und ab und mei-ne Gedanken kreisen. Das Ministerium wird sich hier in Hogwarts einmischen. Sie werden versuchen, Dumble-dore den Rest seines Einflusses zu nehmen, weil dieser Narr Fudge Angst hat, Albus wäre auf seinen Posten aus. Man wird möglicher Weise auch versuchen, weitere Lehrer zu entlassen, um noch andere eigene Leute hier einzusetzen.

Ja, ich bin ein Spion, aber ich kann es nicht ausstehen, wenn ich unter Beobachtung stehe. Und genau das wird diese Person tun – uns alle unter Beobachtung halten.

Es klopft und ich wirble auf dem Absatz herum. Ich war so tief in meinen Gedanken versunken, dass ich regel-recht erschocken bin, dieses leise Geräusch zu hören.

„Herein“, brumme ich vollkommen durcheinander.

Die Tür öffnet sich und Albus steht davor.

„Hast du Zeit?“ will er wissen.

„Für sie immer, Direktor“, gebe ich zurück und bin heil-froh, dass er es ist.

„Hast du diese Ansprache verstanden, mein Junge?“ fragt er und nimmt seinen Stammplatz ein.

„Oh ja“, erwidere ich. „Nur zu gut – ganz abgesehen da-von, dass sie eine respektlose Frechheit war – sehe ich dunkle Zeiten auf uns zukommen – und das hat nichts mit dem Dunklen Lord zu tun. Das Ministerium will ih-nen die Schule wegnehmen.“

„Ja, du hast es begriffen“, murmelt er düster.

„Ich bin nicht dumm, Sir und ich bin es gewohnt zwi-schen den Zeilen zu lesen – wobei diese ganze Ansprache nur aus ‚zwischen den Zeilen’ bestand. Noch was ande-res, sie...“

„Was mein Junge?“ gibt fragend er zurück.

„Sie sollten hier nicht mehr runter kommen – könnte jemand auf die falschen Ideen bringen – oder vielleicht sogar auf die richtigen – was noch gefährlicher wäre.“

„Ich kann doch einen meiner Lehrer in seinem Büro auf-suchen, nicht wahr?“

Ich brumme nachdenklich.

„Es würde unverfänglicher aussehen, wenn die Lehrer sie aufsuchen würden, Sir“, schlage ich vor.

„Ich lasse mich von keinem in meinen Gewohnheiten beschneiden, mein Junge“ erwidert er. „Schon gar nicht von einer solchen Person.“

„Wir werden sehr vorsichtig sein müssen, Sir“, meine ich tastend.

Er seufzt schwer.

„Ja, das werden wir sein müssen“, murmelt er unglück-lich. „Als ob nicht alles schon schlimm genug wäre.“

Er sieht so müde und traurig aus, dass ich es für eine gute Idee halte, ihm wieder mal eine Tasse Tee in die Hand zu drücken. Er nimmt sie dankbar an, schließt beide Hände darum, als sei ihm kalt und nimmt einen kleinen Schluck davon.

„Severus“, meint er leise. „Wir werden uns auf das Schlimmste vorbereiten müssen. Wir müssen bespre-chen, was zu tun ist, wenn ich plötzlich von hier ver-schwinden muss, weil Fudges Verfolgungswahn die

Oberhand gewinnt.“

„Das darf nicht geschehen!“ platze ich heraus. „Ohne sie sind wir verloren!“

Ich bin ohne ihn verloren – wie soll ich mit meinen un-terschiedlichen Aufgaben weiter machen, wenn ich nicht jederzeit zu Albus gehen kann? Wie soll ich weiter spionieren, wenn ich nicht weis, dass jemand auf die Informationen wartet? Und wie soll ich das alles ertra-gen und durchhalten, wenn ich nicht weis, dass da ein Mensch ist, bei dem ich Ruhe und Frieden finde? – We-nigstens soviel, dass ich wieder Kraft schöpfen kann.

„Beruhige dich, mein Junge“, erwidert er ruhig. „Noch ist es nicht so weit – aber wir müssen vorbereitet sein. Mehrere Sachen sind zu besprechen und zu planen. Mi-nerva ist meine Stellvertreterin, aber ich befürchte, es ist zu bekannt, wie nahe sie mir steht und wie sehr sie meine Ansichten teilt. Diese Person, wird früher oder später versuchen, das Direktorat an sich zu reißen und die Schule auf den Kopf zu stellen – und Minerva sind dann wahrscheinlich die Hände gebunden.

Aber die Beziehung zwischen dir und mir ist den we-nigsten wirklich bekannt – du bist so verschlossen und keiner rechnet damit, dass du mehr als nur das Nötigste mit wem auch immer beredest – Keiner wird denken, dass du in meinem Auftrag handelst. Es wird also an dir sein, nach dem Rechten zu sehen und Schadensbegren-zung zu betreiben, wenn es hart auf hart kommt.“

„Aber, Sir“, bricht es aus mir heraus. „Ich bin doch nur...“

„Du bist derjenige hier, dem ich – neben Minerva – am meisten vertraue und dem ich am ehesten zutraue, das Schlimmste zu verhindern.“

Ich kann ihn nur mit großen Augen vollkommen über-rascht anstarren. Ich weis, dass er mich mag und mir vertraut – auch wenn ich nie begriffen habe warum, so ist das doch eine Tatsache – aber dass er mir praktisch seine Schüler – seine Kinder! - anvertraut ... das hätte ich nie erwartet.

„Du bist klug, du bist stark und du weist dir zu helfen, Severus“, fährt er fort. „Und du bist es gewohnt auf dich allein gestellt zu handeln. Keiner kennt dich wirklich, obwohl viele glauben, dich zu kennen – sie kennen nur die Maske, die du immer trägst – sie wissen nicht wer und was du wirklich bist.“

„Ich wünschte, das würde ich selbst wissen“, murmle ich nachdenklich. „Ich weis es nämlich nicht.“

„Oh, aber du wirst es herausfinden“, erwidert er. „Du gehörst zu den Menschen, die mit ihren Aufgaben wachsen. Grundgütiger, mein Junge, du hast damals deinen Trankmeistertitel gemacht, ohne Hogwarts zu verlassen, ohne die geringste Hilfe und dazu gehört eine Menge. Ich weis von keinem zweiten, der das auf diese Art geschafft hätte und noch dazu in so jungen Jahren.“

„Das“, brumme ich. „Das war doch nichts – schließlich hatte ich genug Zeit dafür.“

„Oh doch, mein Junge“, gibt er zurück. „Das war mehr als nur eine großartige Leistung und das zeigt mir, dass du Durchhaltungsvermögen hast und die Fähigkeit, deinen Weg gegen jeden Widerstand zu gehen – ganz allein, wenn du musst.

Ich wünschte zwar, du hättest ein paar Freunde und wärst nicht ganz so allein, aber ich bin froh, sehr froh, dass du auch alleine sehr gut zu Recht kommst.“

Ich brumme nur unbestimmt.

„Du glaubst mir nicht“, meint er. „Solltest du aber – ich brauche dich, wenn hier alles den Bach runter geht. Ich brauche dich hier, wenn ich sonst keinen mehr in der Schule habe. Bei dir rechnet keiner damit, dass du so fest an meiner Seite stehst.“

„Das tue ich, Sir“, entgegne ich fest und schwöre mir, das Vertrauen des Alten nie zu enttäuschen (es bedeutet mir mehr als alles andere auf dieser Welt) und alles zu tun, damit ich dieser Achtung gerecht werde, die er mir damit entgegenbringt.

„Ja, ich stehe an ihrer Seite, Direktor, immer und unbe-dingt – was auch immer geschieht und ich schwöre bei Merlin und meiner Hoffnung auf eine Zukunft hinter dem Schwarzen Schleier, dass ich alles tun werde, damit es hier in ihrem Sinne weitergeht, dass die Kinder ge-schützt werden – vor dem Ministerium ebenso, wie vor dem Dunklen Lord – vor Voldemort!“

Es ist das erste Mal, dass ich diesen Namen laut aus-spreche – ich habe mich immer davor gefürchtet – als könne der Namen die Person rufen - aber jetzt halte ich es für notwendig. Albus muss wissen, dass er sich auf mich verlassen kann.

„Ach Junge“, seufzt er. „So einen Eid würde ich nie von dir verlangen.“

„Ich weis, Sir“, gebe ich zurück. „Und genau deswegen bekommen sie ihn von mir. Ihr Vertrauen bedeutet mir mehr als alles und ich werde sie nie enttäuschen.“

„Danke, mein Junge“, fährt er fort. „Ich habe da noch eine Sache. Sie ist nicht spruchreif, aber es könnte auf uns zukommen.“

„Um was geht es Sir?“

„Harry“, erwidert er knapp.

„Was ist mit dem Bengel?“

„Er träumt – immer häufiger und intensiver - von Vol-demort. Noch ist es nicht ganz so schlimm, aber sollte Tom je mitbekommen, dass er Zugang zu den Gedanken des Jungen hat, dann müssen wir eine Möglichkeit fin-den, das zu verhindern.“

„Occlumentik“, meine ich nachdenklich.

„Du beherrschst das am besten“, fällt er ein.

„Aber sie doch auch, Sir, oder?“

„Ja, aber es gibt eine Menge Gründe, meinen Geist nicht vor dem Jungen zu öffnen – schon gar nicht, wenn Tom möglicher Weise Zugang zu ihm hat.“

„Hmmm“, brumme ich unsicher.

Ich halte es nicht eben für genial, wenn der Junge Zu-gang zu meinem Geist erhält – aus vielen Gründen.

„Ich verstehe dich, mein Junge“, unterbricht Albus mei-ne Gedanken. „Aber du bist der Einzige, der das tun kann und ich bin mir bewusst, wie du zu Harry stehst.“

„Ich habe geschworen, ihn zu schützen“, murmle ich. „Und das werde ich tun – ich will nur nicht, dass er Dinge über mich erfährt, die ihn nichts angehen.“

„Ich werde dir mein Denkarium leihen, wenn es so weit ist. Dort kannst du alles unterbringen, was du nicht willst, dass der Junge es sieht.“

„Gut – dann kann ich das tun, aber ich fürchte es wird mir nicht leicht fallen. Wir mögen uns nicht und das dürfte das Ganze recht schwierig gestalten.“

„Tu einfach dein Bestes, es muss einfach reichen – und wenn es dir zu viel wird, dann müssen wir eben eine andere Lösung finden.“

„Ich schaffe das“, gebe ich bestimmt zurück. „Es sei denn, der Junge bekommt irgendwie Dinge über mich mit, die zu privat sind, dann...“

„Dann hörst du auf!“ erwidert er fest. „Ich möchte, dass Harry geschützt wird, aber ich will nicht, dass du des-wegen leidest – wenn es zu persönlich wird, wenn du es nicht ertragen kannst – dann hörst du auf und ich lasse mir etwas anderes einfallen, OK?“

„Danke, Sir“, meine ich und bin froh über diesen Ausweg – wie gesagt – ich traue mir selbst nicht so ganz, wenn es um diesen Bengel geht.

„Gut, dann machen wir das so“, schließt er das Ge-spräch, trinkt seine Tasse leer und steht auf. „Komm einfach in mein Büro, wenn etwas ist und halte mich auf dem Laufenden – über alles, was wichtig sein könn-te – du siehst mehr, als andere Leute, weil man dich nicht so sehr beachtet – ich vertraue dir und ich verlas-se mich auf dich. Und – mein Junge – übertreib´s nicht – gute Nacht.“

„Gute Nacht, Sir“, erwidere ich und er verlässt mit ei-nem freundlichen Nicken mein Büro.

‚Ja, Albus’, denke ich. ‚Ich tue was ich kann – ich hoffe es wird nicht so weit kommen – aber ich befürchte es.’


 

Dicke Luft für Harry

D

iese ganzen Zeitungsberichte, die über den Sommer erschienen sind, machen dem Bengel das Leben schwer. Ich würde mich ja diebisch darüber freuen, wenn es nicht gar so übel wäre. Ich mag den Jungen nicht und er mag mich nicht, aber das ist etwas, das keinem zu wünschen ist.

Er wird nicht mehr für voll genommen, viele halten ihn für einen Angeber und einen Aufschneider (sein Vater war das, aber nicht der Bengel, so ungern ich das auch zugebe – da ist viel mehr dahinter), andere fürchten ihn und denken, er könnte jeden Augenblick ausrasten und ihnen etwas antun.

Auch ich bemerke, dass der Junge sehr unter Strom steht und leicht die Beherrschung verliert – früher ist ihm das nie passiert, aber jetzt ist er häufig so gereizt, wie ich in meiner schlimmsten Laune.

Seine beiden Freunde halten zu ihm, aber auch die be-kommen seine Launen ab. Irgendwie muss mich das ei-gentlich nicht wundern, der Junge ist fünfzehn und damit mitten in der Pubertät (ziemlich spät eigentlich) und ich denke, er weis noch nicht mal, was mit ihm

überhaupt wirklich los ist – wer sollte es ihm auch schon erklärt haben? Mädchen waren bisher für ihn nichts weiter als Mitschüler und jetzt beginnt er auf sie zu reagierten und kann diesen hormonell bedingten Zu-stand nicht verstehen – Harry ist wohl wesentlich un-schuldiger, als ich das in diesem Alter war.

Aber ich kann den Jungen nicht mit mir vergleichen – wir hatten ein vollkommen anderes Leben. Es tut mir fast Leid für ihn – es ist immer eine schwierige Zeit in diesem Alter, doch er hat weit schwerwiegendere Prob-leme als nur zu viele Hormone – ich lasse mir natürlich nichts von diesen Gedanken anmerken und behandle ihn wie immer. Fies, ungerecht, hämisch, gemein. Er würde nicht begreifen, wenn es anders wäre.

Hasse ich den Jungen? Nein, nicht wirklich, denke ich. Das Gesicht seines Vaters und die Augen seiner Mutter, ja – aber seine Sturheit und dieser wilde Zorn, der seit neustem in ihm ist, die fühlen sich eher nach einem ge-wissen Severus Snape an – so wenig es mir auch gefällt, auch nur das Geringste mit dem Bengel gemein zu ha-ben. Es ist unübersehbar und wenn ich etwas von seiner schlechten Laune mitbekomme, fühle ich mich nicht selten, als würde mir ein Spiegel vorgehalten.

Das macht mich sauer – umso mehr, weil ich mich da-durch irgendwie in den Jungen hineinversetzen kann und es gefällt mir nicht, ausgerechnet Harry Potter zu verstehen. Noch weniger, weil ich einst wohl auch so ein Mensch hätte sein können, es aber nie war ... denn was auch immer – er hat noch Freunde und es gibt noch Kids, die zu ihm halten.

Schon am nächsten Montag habe ich den Jungen wie-der im Unterricht und ich gehe mit meiner Klasse um, wie sie es schon seit Jahren von mir gewohnt sind. Ich fauche, zische, schnarre und schieße mich auf Harry und Neville ein, aber ich bin nicht mit ganzem Herzen dabei – tue es nur, weil ich es noch nie anders gemacht habe. Natürlich brauche ich auch die ungeteilte Auf-merksamkeit der Kids – immerhin werden sie dieses Jahr die OZE schreiben müssen und da fällt jeder durch, der seine Sache nicht versteht – für mich ist es Ehrensache, dass alle meine Schüler durchkommen, das bin ich mei-nem Ruf als Trankmeister schuldig.

Also drohe ich ihnen mit meinem Unwillen, wenn sie nicht bestehen und dazu brauchen sie mindestens eine drei – was mir allerdings viel zu wenig ist, um sie in meine Fortgeschrittenenklasse aufzunehmen. Wenn ich ehrlich bin, dann halte ich von dieser Gruppe nur zwei Leute für wirklich geeignet und das sind Hermine Gran-ger und Draco Malfoy.

Sie mag ich nicht, weil sie eine entsetzliche Streberin und Nervensäge ist und ihn kann ich nicht leiden, weil er der Sohn von Lucius ist und nur Unsinn und gefährli-che Streiche im Kopf hat. Wie auch immer, diese Beiden werden mir wohl auch im nächsten Jahr erhalten blei-ben – mal sehen, wer sonst noch.

Ich lasse die Gruppe einen Besänftigungstrank brauen – wenn es was wird, dann könnte er Harry helfen, wobei ich nicht glaube, dass er versteht, was ich da für ihn tue. Ich weis nur zu gut, wie sich überreizte Nerven an-fühlen und wie ungut das für das Allgemeinbefinden ist. Allerdings schlucke ich diesen Trank nicht – ich kann es mir nicht leisten, meinen Biss zu verlieren – das könnte sich als lebensgefährlich erweisen, wenn ich plötzlich so sanft wie ein Lämmchen wäre. Doch bei dem Jungen ist das nicht so und der Trank wäre wirklich geeignet für ihn – wobei ich natürlich nicht weis, ob nicht auch er seine Wut noch brauchen wird.

Sie brauen eifrig, aber ziemlich erfolglos. Der Trank ist nicht eben einfach, aber durchaus prüfungsrelevant – das ist der andere Grund, warum ich ihn brauen lasse.

Das was Harry da zusammenpanscht, ist unter aller Seuche und ich lasse es aus seinem Kessel verschwinden. Einmal kann ich ihm dafür eine schlechte Note geben und ihm Punkte abziehen (und ich habe immer noch den unbestimmten Drang den Bengel klein zu halten), aber das Wichtigste ist es mir, dass er nicht auf die Idee kommt, etwas von diesem Müll zu schlucken, den er da produziert hat – er würde für den Rest der Woche im Krankenflügel landen und nicht wissen, wie ihm ge-schah. Ich mache ihn mal wieder bildschön zur Schne-cke – hat er denn immer noch nicht kapiert auf was es ankommt?

Immerhin hat es die Granger (klein kann man sie wirk-lich nicht mehr nennen) eins-A geschafft. Nicht, dass sie Punkte von mir dafür bekäme, aber die Eins ist ihr si-cher, auch wenn ich nichts sage.

Was ein paar meiner Slytherins da fabriziert haben, ist noch übler als das Zeug von Harry, aber ich verkneife mir Kommentare und auch es verschwinden zu lassen – ich habe immer noch Gründe, diese Bande zu bevorzu-gen – heute gewichtigere denn je.

Neville hat mal wieder Zement produziert und ich bin ehrlich gesagt nur froh, dass ihm nicht schon wieder mal der Kessel um die Ohren geflogen ist oder er das Ding geschmolzen hat (kann keiner besser als er). Ich werfe ihm nur einen Dolchblick zu und er wird zu der Amöbe, die er ist.

Dann ist die Stunde endlich zu Ende und ich bin nicht besonders zufrieden mit mir. Das hätte um Einiges bes-ser gehen müssen, nach vier Jahren Trankunterricht.
 

Am nächsten Tag erfahre ich von einer ziemlich entrüs-teten Minerva, dass sich der Bengel mit Umbridge ange-legt hat. Sie wollte mit ihrem leeren Geschwafel loslegen und ließ die Kinder dieses absolut sinnlose Buch lesen. Das Dreamteam ließ sich das nicht gefallen und Harry geriet sich mit ihr in die Haare. Er sprach über Volde-morts Rückkehr und stieß ihr so richtig schön die Mei-nung. Sie wollte nicht auf ihn hören und ließ die Klasse einfach weiter lesen.

Harry ist nicht der Mensch, sich sowas bieten zu lassen – schon gar nicht, wenn er so unter Strom steht, wie in letzter Zeit. Bei mir ist er nicht so aufsässig, aber von dieser Person wollte er sich wohl nichts bieten lassen – mir würde es auch nicht gefallen, als Lügner bezeichnet zu werden, wenn ich weis, dass ich die Wahrheit sage und der andere lügt.

Wie auch immer, der Streit eskalierte und Umbridge wusste sich nicht anders zu helfen, als den Jungen mit einem Beschwerdebrief zu Minerva zu schicken und ihn die ganze Woche nachsitzen zu lassen.

Minerva erzählt mir das in allen Einzelheiten, auch dass sie den Jungen gewarnt hat, sich bedeckt zu halten – na dann viel Glück, meine Liebe, für wie wahrscheinlich hältst du das? Der Junge weis, dass er die Wahrheit sagt und er wird sich kaum von der Beschwichtigungs-politik des Ministeriums zum Schweigen bringen lassen – und auch nicht von Minerva, was das betrifft. Sie soll-te ihre Gryffindors besser kennen, die halten gewöhn-lich nicht mit der Wahrheit hinterm Berg, auch wenn es unangenehm wird.

Auch meine Slytherins – allen voran Draco - erscheinen bei mir und beschweren sich bitter über diesen Unter-richt.

„Das ist unmöglich, Sir“, platzt er entrüstet heraus. „Das sind Sachen, die sie uns da lesen lässt, die hatte ich mit fünf schon wieder vergessen. Wir lernen gar nichts bei dieser Frau – keinen einzigen Zauber – nicht zur Vertei-digung und schon gar nicht zum Angriff – da war ja noch dieser Trottel Lockhart besser – der war wenigs-tens witzig.“

„Nehmt sie einfach hin und lernt aus der Bibliothek, was ihr lernen könnt“, schlage ich vor. „Es ist für keinen für uns ratsam, sich gegen das Ministerium zu stellen – schreiben sie ihrem Vater, Mr Malfoy, der wird ihnen auch nichts anderes sagen.“

Er brummt unzufrieden und geht mit seinen Satteliten. Lucius muss ihm das Entsprechende geantwortet haben, denn in der nächsten Zeit beginnen meine Slytherins diese Person regelrecht zu hofieren. Es passt mir nicht und ich denke, sie kochen ihr eigenes Süppchen – oppor-tunistischer Haufen. Bei mir erscheinen sie jedenfalls nicht mehr und ich denke, ich habe meine Sache nicht besonders gut gemacht. Mit dieser Reaktion habe ich das geringe Vertrauen verloren, das meine Slytherins mir entgegengebracht haben. Sie gehorchen mir zwar noch, aber ich denke, sie haben sich grünere Weiden gesucht.

Ein verdammt schlechter Zug, Severus, wie willst du die Kids jetzt noch davon abhalten, dass auch sie Todesser werden?
 

Harrys Ausbruch bei Umbridge verbreitet sich natürlich in Windeseile durch die Schule und ist für eine Menge Getuschel gut. Es bilden sich drei Parteien.

Diejenigen, die Harry glauben, diejenigen, die ihn für durchgeknallt halten (und Albus vorzugsweise gleich mit) und diejenigen, die sich raushalten – wie meine Slytherins – auch wenn sie keine Gelegenheit auslassen, den Bengel zu verspotten – kann ihnen ja nur recht sein, wenn man Harry für verrückt hält.

Ich stehe dem Ganzen ziemlich machtlos gegenüber und halte es für das Beste, mich bedeckt zu halten. Ich darf meine Glaubwürdigkeit nicht verlieren – Albus braucht mich, wenn alle Stricke reißen.

Das Nachsitzen bei Umbridge kann dem Bengel auch nicht allzu gut tun. Er schleicht wie ein Zombie durch die Schule und scheint so müde zu sein, wie ich mich fühle. Einmal in dieser Woche lege ich mich sogar auf die Lauer, um Näheres zu erfahren. Er kommt gegen fünf Uhr abends von der Großen Halle müde zu Umbridges Büro heraufgeschlappt und betritt es, wie zu seiner Hinrichtung. Fast habe ich das Gefühl, dass er dieses Weib noch weniger ausstehen kann als mich – wäre ein Rekord, der nicht so leicht zu brechen ist.

Ich habe mich in einer Nische verborgen und warte. Die Nacht fällt herab und Schatten huschen über das Ge-lände. Eine alte Uhr in einem der Zimmer in der Nähe schlägt jede Stunde. Ich hänge meinen Gedanken nach und warte einfach ab.

Die Uhr schlägt sieben, die Uhr schlägt neun und noch immer ist die Bürotür geschlossen, noch immer ist der Junge bei Umbridge.

Ich stelle im Kopf komplizierte Tränke zusammen, die ich brauchen werde und mache mir gedankliche Noti-zen, was ich dieses Jahr in den einzelnen Klassen noch durchnehmen will.

Die Uhr schlägt elf und immer noch keine Spur von dem Bengel. Habe ich ihn übersehen, weil meine Gedanken so weit weg waren? Nein, unter dieser Tür schimmert immer noch ein goldener Lichtschimmer heraus. Ich träume weiter vor mich hin. Heute wird wohl kein Ruf mehr kommen, ich war erst gestern bei Voldemort – deswegen ja auch die Gedanken zu den Tränken. Mein Körper schmerzt dumpf, wenn auch dieses Mal nicht vom Cruciatus – bin nur ein bisschen verprügelt und getreten worden – egal – das hört auch wieder auf und gebrochen war ja nichts.

Es schlägt zwölf. Das Scharren eines Stuhls und ich zie-he mich noch weiter in die Dunkelheit der Nische zu-rück. Der Bengel kommt heraus. Seine Schultern hängen runter wie die eines alten Mannes, er gähnt und reibt sich die Augen. Von seiner rechten Hand tropft ein dünner Blutfaden.

Was zum Henker war da los?

Es ist nicht üblich, Schüler körperlich zu bestrafen – nicht mehr seit Dumbledore hier Direktor ist. Dann fällt mir ein, dass der Junge wohl kaum seine Hausauf-gaben gemacht haben kann. Er war seit fünf Uhr hier – seit über sieben Stunden! Das ist kein Nachsitzen mehr, das ist länger als ein kompletter Schultag! Und da sagt man von mir, ich sei ungerecht und unfair – was ist dann das? – und ich bezweifle nicht, dass das schon die ganze Woche so geht.

Kein Wunder, dass der Junge völlig übermüdet ist, wenn er jetzt noch seine Hausaufgaben machen muss und auch kein Wunder, dass er mir solchen Mist abgeliefert hat – ich hätte nach Mitternacht auch keinen Kopf mehr etwas über die Verwendung von Mondsteinen in der Trank-brauerei nachzuschlagen – nicht, dass ich seinen Aufsatz dafür besser bewerten würde – aber ich beginne so Eini-ges zu begreifen.

Der Junge kann sich auch bei keinem beschwert haben, denn mir ist nichts zu Ohren gekommen – und gewöhn-lich erfahre ich alles, was ich wissen will. Also tut auch keiner was gegen dieses ‚Nachsitzen’. Einfach weil kei-ner weis, was dabei abgeht. Nur ich habe jetzt einen Begriff davon bekommen. Doch ich kann nichts tun, muss mich bedeckt halten und ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt etwas tun will, ob nicht ein gemeiner Teil von mir genießt, was dem Jungen da geschieht.

Nein, Severus, du genießt das nicht, es ist nur mal wieder eine Notwendigkeit – du darfst dich nicht einmischen, du darfst noch nicht mal darüber reden – die anderen würden eingreifen wollen und das könnte uns alle in Teufels Küche bringen.

Ich beschließe in der nächsten Stunde, die ich bei der fünften Gryffindor habe, Murtlap Essenz durchzuneh-men. Der Junge wird es zwar wohl eher nicht kapieren, aber ich zähle auf seine Freundin, die kleine Alleswisse-rin – wie schon öfter, wenn ich handeln wollte ohne in Erscheinung zu treten – diese Gryffindors sind einfach zu berechenbar.

Aber warum zum Henker blutet der Junge überhaupt an der Hand? Hat diese Kröte ihn solange Schreiben lassen, das er Blasen bekommen hat und die aufgeplatzt sind? Aber das war der Handrücken, der geblutet hat und nicht die Finger – ist also unwahrscheinlich – aber was dann? Egal – ich habe genug eigene Probleme und das hier war eher zur Befriedigung meiner Neugierde, als für sonstwas. Ja, ich habe eigene Probleme.

Wie schon erwähnt, haben mich weitere Rufe ereilt und es wird immer schwieriger am nächsten Tag ungerührt im Unterricht zu erscheinen. Ich kann es mir nicht leis-ten, auffällig zu werden – jetzt schon gar nicht mehr mit diesem Wachhund des Ministeriums hier an der Schule. Meine Schmerzmittel und auch dieses Make-up das ich mir hergestellt habe, erfreuen sich immer größe-rer Beliebtheit – nicht selten habe ich ein blaues Auge und auch mehr zu verbergen – nur gut, dass ich schon immer hochgeschlossene, langärmlige Kleidung getra-gen habe, so fallen keinem die blutigen Schrunden und farbenfrohen Blutergüsse auf, die einander ablösen.

Zum Schlafen komme ich kaum mehr und mein Appetit war noch nie mäßiger. Die einzige Atempause finde ich, wenn ich Albus berichte oder ihn auf eine Tasse Tee be-suche. Er bietet mir diese Erholungsmöglichkeit gerne und hat sich daran gewöhnt, dass ich manchmal einen halben Abend schweigend in einem seiner Stühle sitze und meinen Gedanken nachhänge.

Er schafft es immer – alleine seine Gegenwart - dass ich mich beruhige und er gibt mir auch nie das Gefühl, dass ich ihn störe oder ihm gar auf den Wecker falle. Diese Stunden bei meinem alten Mentor sind schon bald der einzige Lichtblick, den ich noch habe und ich denke, ich wäre schon längst zusammengebrochen, wenn es diese Option nicht gäbe.

Man verstehe mich nicht falsch – ich heule mich sicher nicht bei Albus aus und er weis nichts, von den üblen Dingen, die mir bei Voldemort zustoßen – er kennt nur nackte Tatsachen – aber es reicht mir schon, seine beruhigende Gegenwart zu genießen.

Es ist nur noch ein weiter Tropfen in diesem Fass des Elends, als Sturgis Podmore verhaftet wird, weil er angeblich im Ministerium einbrechen wollte. Er arbeitet für den Orden und war damit dran, diese Prophezeiung zu bewachen. Ich vermute den Imperius und meinen Trank und der Alte stimmt mir zu – bittet mich um weitere Portionen von dem Gegenmittel für unsere Leute und ich stelle es her. Das war verdammt nah und sowas dürfen wir nicht nochmal riskieren.

...und das alles war nur die erste Woche dieses Schuljahres ... wie soll das nur weiter gehen und wohin wird das alles noch führen?

 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Hotepneith
2006-06-24T17:23:00+00:00 24.06.2006 19:23
Sehr gute Frage..dieses Schuljahr wird alles andere als einfach!


Zurück