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Trankmeister von Hogwarts

Fortsetzung von "Ten forgotten Years" - keine Pairings - ein bisschen Depri
von

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Die erste Aufgabe

Kapitel 14

Die erste Aufgabe

Auch Dumbledore ist besorgt

A

ls ich wieder aus meinen Augen schauen kann, ohne Rot zu sehen und mir sicher bin, wieder sprechen zu können, ohne alle und jeden anzubrüllen, mache ich mich auf den Weg ins Büro des Direktors. Ich mache mir keine Gedanken, dass der Alte bereits schlafen könnte – auch wenn es schon ziemlich spät ist ... er hat sicher was anderes im Kopf, als sich aufs Ohr zu hauen – ge-nau das, was wir verhindern wollten, ist geschehen – Potter nimmt als vierter Champion am Turnier teil.

Mit langen Schritten fege ich durch die verlassenen Gänge – ich bezweifle nicht, dass die Kids heute was an-deres im Kopf haben, als durch die Schule zu streunen und ich bin mir sicher, dass wenigstens in zwei Häusern eine Feier angesagt ist. Narren, gottverdammte Narren!

Der Gargoyle springt auf mein Passwort hin zurück und sagt mir so, dass Albus wirklich noch nicht schläft – das Ding hätte sonst angefangen mit mir zu diskutieren und ich wäre heute wohl so laut geworden, dass ich den Alten damit geweckt hätte. Ja, ich muss unbedingt mit ihm reden. Der Direktor sitzt an seinem Schreibtisch und starrt gedankenverloren in die Flammen seines Kamins.

„Severus“, murmelt er, als ich auf ihn zu gehe. „Setz dich – ich hab schon auf dich gewartet.“

Ich komme seiner Aufforderung nach und lasse mich schwer in einen seiner Sessel fallen.

„Es ist doch passiert“, knurre ich. „Das, was wir unbe-dingt verhindern wollten – der Bengel ist im Trimagi-schen Turnier.“

Der Alte wirft mir einen langen Blick zu und winkt eine Tasse Tee herbei, die er mir in die Hand drückt, bevor er antwortet.

„Es war nicht der Junge, Severus“, meint er leise.

Ich winke ab.

„Weis ich“, gebe ich zurück. „Ich habe sein Gesicht gese-hen, als er in dieses andere Zimmer ging. Da war keine Freude oder so drin. Er sah aus, als habe ihm jemand eine Trollkeule vor den Schädel gehämmert und er wür-de jetzt versuchen, die Vögelchen zu verjagen, die um seinen Kopf zwitschern.“

„Sehr bildhaft, mein Junge, aber du hast Recht. Es war nicht Harry und du wusstest es. Warum hast du dann sowas erwähnt?“

„Mehrere Gründe“, gebe ich zurück. „Die Angst, die ich um den Jungen habe – und er soll sich nichts einbilden – dann konnte ich es nicht ertragen, dass Igor so sehr auf sie losging – und immerhin habe ich einen Ruf zu verlie-ren – alle wissen, dass ich den Bengel hasse ... und ich hatte die vage Hoffnung, ihn so aus der Sache rausre-den zu können.“

„Also hasst du ihn nicht wirklich so sehr, oder?“ will Albus wissen.

„Ja und nein“, entgegne ich. „Meine Gefühle für Harry haben sich nicht geändert. Ich mag ihn nicht und ich werde ihn schützen – wobei sich die dringende Frage stellt, wie ich das zum Henker tun soll, wenn er erst Mal im Turnier kämpft.“

„Ja“, murmelt er. „Das, mein Junge, ist eine sehr gute Frage – Hilfestellungen sind nicht erlaubt. Aber viel-leicht genügt es schon, wenn du ihn nur so im Auge be-hältst, wenn er nicht als Champion handelt.“

Ich schnaube verächtlich.

„Ja, klar – Klasse ... wenn er nur in der üblichen Gefahr ist, dann kann ich auf ihn aufpassen – aber nicht, wenn er wieder mal Kopf und Kragen riskiert ... dieser gott-verdammte Bengel!“

„Du weist doch, dass er sich nicht selbst in diese Lage gebracht hat, nicht wahr?“

„Ja, sicher – hab ich doch gesagt – trotzdem, es passt mir nicht!“ knurre ich bitter zurück. „Wer, Sir, wer – hat Interesse daran, dem Jungen in eine solche Gefahr zu bringen?“

Er seufzt schwer.

„Das wüsste ich auch nur zu gern, aber ich habe keine Möglichkeit, es heraus zu finden, wenn derjenige keinen Fehler begeht – und diese Aktion war sicher ohne Fehl und Tadel – auch wenn sie uns vor eine ganze Anzahl übler Probleme stellt. Ich habe heute Abend ein wenig an Glaubwürdigkeit verloren und Karkaroff und Ma-dame Maxime sind mehr als nur verärgert. Das Ministe-rium steht mal wieder wie ein Kind vorm Dreck vor der ganzen Angelegenheit und überlässt es mir, die Sache wieder grade zu biegen – soweit das überhaupt möglich ist - denn das Kind liegt im Brunnen oder besser gesagt Harry steht im Turnier.“

„Wie gut sind seine Chancen?“ will ich wissen. „Nicht, zu gewinnen, meine ich, da lebend wieder raus zu kom-men?“

Sein Seufzen wird noch schwerer.

„Ich weis es nicht, mein Junge“; murmelt er. „Ich weis noch nicht mal, wie er durch die erste Aufgabe kommen soll ohne zu verbrennen.“

„Die erste Aufgabe?“ frage ich und werde neugierig.

Mir ist nicht bekannt, wie die drei Aufgaben des Tur-niers beschaffen sein werden.

„Drachen“, seufzt der Alte. „Sie müssen einer Drachen-mutter ein untergeschobenes goldenes Ei abnehmen.“

„Drachen“, keuche ich erstickt. „Na toll – warum nicht gleich nochmal einen Basilisken – den einen unter Hog-warts hat er ja schon erledigt.“

„Severus“, murmelt er und klingt ziemlich verzweifelt. „Sie dürfen die Drachen weder töten, noch die Gelege beschädigen.“

„Na wunderbar – wird ja immer besser – klar, Drachen müssen geschützt werden ... aber wer schützt diese toll-kühnen Kinder?“

„Oh, es werden geübte Zauberer anwesend sein, die ein-greifen werden, bevor zu viel geschieht.“

„Ja, sicher“, murre ich. „Als ob es so leicht wäre, einen Drachen zu betäuben ... die Biester sind viel zu magisch, als dass ein einzelner Stunner genügen würde.“

„Es gefällt mir ja auch nicht, Severus“, erwidert er be-drückt. „Aber so sind nun mal die Regeln.“

„Tolle Regeln ... ach Sir, da haben wir uns vielleicht was eingebrockt.“

„Ich dachte wirklich, ich hätte alles Menschenmögliche getan, um sowas zu verhindern.“

Er klingt besorgt, erschöpft und so, als würde er sich grenzenlose Vorwürfe machen. Nicht nur ich sorge mich um den Jungen – Albus tut das schon auch. Vielleicht sogar noch mehr als ich, denn er scheint Dinge zu wis-sen, von denen er nicht mit mir spricht und die den Jungen betreffen – er meint immer nur, die Zeit sei noch nicht reif.

„Es gibt immer Mittel und Wege“, murmle ich und will ihn beruhigen. „Das wissen wir wohl beide, wenn man wirklich etwas tun will.“

„Er wollte nicht“, brummt der Alte. „Man hat ihn da in etwas hineingestoßen, das einfach nicht zu verantwor-ten ist – aber mir sind die Hände gebunden – ein bin-dender magischer Vertrag wurde geschlossen und es gibt für keinen der Champions noch ein Zurück.“

„Die anderen taten es wenigstens freiwillig“, knurre ich und bin mal wieder auf alles und jeden sauer – beson-ders auf jene unbekannte Person, die uns das alles ein-gebrockt hat.

„Ja“, erwidert er nur und schüttelt unglücklich sein wei-ßes, weises Haupt.

Nein, auch Albus gefällt das Ganze sicher nicht.

„Was macht dein Dunkles Mal?“ wechselt er unvermit-telt das Thema.

„Es wird deutlicher“, erwidere ich. „Und nicht nur das Meine, auch Igor reibt an seinem linken Unterarm her-um, ohne es wirklich zu merken – ist mir aufgefallen als ... äh...“

„Er war bei dir?“ meint der Alte und es ist eindeutig kei-ne Frage.

„Ja“, bestätige ich trotzdem. „Und ich habe versucht, ihn so schnell wie möglich wieder los zu werden.“

„Du magst ihn wirklich nicht.“

Wieder keine Frage und so nicke ich nur.

„Bist du höflich geblieben?“ fragt er weiter.

„Nein, aber ich habe ihn auch nicht aus meinem Büro geflucht – das ist eine Sache zwischen mir und ihm und das weis er auch – hab ich ihm deutlich klar gemacht. Keine Sorge, Sir, auf Hogwarts fällt kein Schatten.“

Er brummt, aber er macht mir keine Vorhaltungen.

„Wie kommst du mit Alastor klar?“ will er wissen.

Ich winke ab.

„Severus?!“

Er will eine Antwort und so entschließe ich mich, doch etwas zu sagen – auch wenn ich eigentlich nicht dar-über sprechen wollte – immerhin ist der alte Mad-Eye Dumbledores Freund.

„Nicht besonders gut – er weis, was ich war und er mag mich nicht. Er hat schon mehrfach mein Büro durch-sucht, als ich im Unterricht war. Natürlich hat er nichts gefunden – so dumm bin ich nicht.“

„Gäbe es denn etwas zu finden?“ meint der Alte und ein Hauch seines üblichen Lächelns steht in seinen Augen.

Ich brumme nur und er lacht leise in sich hinein.

„Ach, Severus, du bist mir schon so einer.“

„Nun“, brumme ich und versuche, ihm seine verbesserte Laune zu erhalten. „Immerhin bin ich Trankmeister und Dinge, die für andere tödliche Gifte sein können, sind für mich Bestandteile von Heiltränken.“

„Was denn so alles – nur dass ich eine Ahnung habe, wenn Alastor mich fragt.“

Ich werfe ihm einen schrägen Blick zu.

„Sie werden doch nicht...?“

„Wie kannst du sowas von mir glauben, mein Junge? – ich will nur eine Antwort haben, wenn er was findet und mir Fragen stellt.“

Ich atme erleichtert auf – nein, ich will sicher das Ver-trauen des Alten nicht enttäuschen – dazu bedeutet es mir einfach zu viel.

„Er wird nichts wirklich Verbotenes finden“, gebe ich zurück. „Nur Sachen, die auch in Heiltränken Verwen-dung finden und so können sie ihm das auch sagen – ich zeige ihnen gerne die entsprechenden Rezepte und sie können auch Poppy danach fragen – sie weis ja schließ-lich auch, was in den Tränken drin ist, die sie von mir bekommt.“

Er brummt zustimmend und nickt.

„Gut, dann überlasse ich das dir“, erwidert er. „Ich ver-traue dir, mein Junge und ich werde dich verteidigen, wenn es nötig wird.“

„Danke“, murmle ich nur.

Er nickt erneut.

„Noch was, Severus?“

Ich schüttle den Kopf.

„Gehen sie schlafen, Sir“, meine ich nur, denn er sieht entsetzlich müde und erschöpft aus.

Er brummt mit einem Lächeln in der Stimme.

„Du aber auch“, gibt er zurück. „Du siehst nicht so aus, als hättest du das in der letzten Woche allzu oft getan.“

„Ich hab geschlafen“, entgegne ich und auf seinen skep-tischen Blick hin: „Hab ich, wenn auch nicht viel“, muss ich zugeben.

Ich kann ihn nicht wirklich anlügen – er würde es wis-sen und ich will nicht, dass er mich für einen Lügner hält – noch nicht mal wenn es um sowas Persönliches geht – Also die Wahrheit oder gar keine Antwort, wenn ich nicht ausweichen kann.

„Nun gut, mein Junge, dann sieh zu, dass es heute mal ein bisschen mehr wird und ich wäre sicher auch nicht böse, wenn du mal wieder was Anständiges essen wür-dest – momentan stocherst du nämlich nur in deinem Teller herum.“

„Hab keinen Hunger“, brumme mich unwillig und kom-me mir wie ein kleines Kind vor, dem man sagt ‚Iss deinen Teller leer, damit du groß und stark wirst’ – der Alte hat häufig eine solche Wirkung auf mich.

„Severus...“ sagt er mit einer Stimme, die mich dazu bringt, mich schuldig zu fühlen.

„Na gut, ich versuch´s – ihnen zuliebe“, verspreche ich, denn ich kann es nicht ausstehen, wenn er traurig aus-sieht – dann würde ich ihm noch ganz andere Dinge versprechen.

„Dann gute Nacht, mein Junge und schlaf schön“, ver-abschiedet er mich.

„Danke, Sir – sie aber auch“, meine ich und gehe.


 

Lästige Reporter

I

n den nächsten Tagen wird offensichtlich, dass der Preis für den Bengel beim Trimagischen Turnier teil-zunehmen höher ist, als er wohl gedacht hat.

Ich sehe ihn zwar noch mit der Alleswisserin, aber er scheint sich mit dem Feuerkopf Weasley gestritten zu haben. Auch hat er sich sicher nicht bei den Huffelpuffs beliebt gemacht, die so grenzenlos stolz auf ihren uner-warteten Champion sind und nun diesen Ruhm mit den Gryffindors teilen müssen.

Es macht mich unruhig, diese Dinge zu sehen. Sicher, es gefällt mir nicht, den Bengel im Turnier zu wissen, aber dass er so wenig Unterstützung erhält, weil alle glau-ben, er wolle sich nur wichtig machen (würde ich auch, wenn ich nicht sein Gesicht gesehen hätte – da war nichts von wegen wichtig machen, da war nur ein ziem-lich tiefgehender Schock), das hätte ich nicht gedacht, denn eigentlich war Harry immer bei allen (außer mei-nen Slytherins natürlich) beliebt.

Eine wirklich eigenartige Stimmung, die da über der Schule hängt. So ganz nebenbei bekomme ich mit, dass er auch im Unterricht angefeindet wird – was mich ei-nerseits diebisch freut, aber auch grenzenlos verwirrt ... ich dachte immer die halbe Schule würde seiner Be-rühmtheit huldigen, doch es sieht nicht so aus. Seltsam, wirklich seltsam...

Um das Ganze noch zu toppen, hat Draco Malfoy schon mal wieder eine blendende Idee – angelehnt an die

B-ELFE-R Abzeichen von Miss Ich-weis-alles (Befreiung der Hauselfen und so), hat er Abzeichen mit ‚Potter stinkt’ hergestellt und bringt damit seine Meinung deutlich zum Ausdruck – dass er des weiteren auch wieder auf die kleine Granger losgeht, ist nur noch das Sahne-häubchen.

Nein, auch ich mag diese Kids aus Gryffindor nicht,

aber langsam wird diese dauernde Anfeindung doch ein wenig mühsam und ich wünschte, wir hätten dieses verdammte Turnier nicht am Laufen.

Dass Moody schon wieder mein Büro durchsucht hat, macht meine Laune auch nicht eben besser. Ich kann und will mich nicht bei Albus beschweren, denn ich fürchte, er hat auf seinen alten Freund nicht so viel Ein-fluss, um ihn von solchen Aktionen abzuhalten, wenn der sich die in den Kopf gesetzt hat – und der Alte weis ja davon.

Ich könnte schon mal wieder diese verdammten Kids stehend freihändig erwürgen – das alles ist schon schwierig genug, müssen sie es denn noch schwerer ma-chen? Kein Wunder, dass ich im Unterricht mal wieder die Liebenswürdigkeit in Person bin.

Dann komme ich auch noch dazu, als Potter und Malfoy sich in den Gängen duellieren – ganz abgesehen davon, dass es verboten ist, zielen sie auch noch jämmerlich und treffen sich nicht gegenseitig, sondern einen der Satelliten des jeweils anderen – schöne Bescherung.

Wen wundert es, dass ich wieder mal ein wenig ausraste und krasse Punktabzüge und Nachsitzen verteile – na-türlich nur an Potter und Weasley – meine Slytherins gehen mal wieder leer aus. Am liebsten würde ich Draco allerdings auch einen reinwürgen, aber ich darf nicht – Imagefrage und sein Vater, den ich sicher noch brau-chen werde, auch wenn mir das nicht passt.

Goyle hat sich außerdem einen Haufen Furunkel einge-fangen (und ich schicke ihn in den Krankenflügel) und die kleine Alleswisserin Hasenzähne (die ich ignoriere – sie hatte schon immer ein wenig vorstehende Zähne und ich kann diese geringfügige Veränderung getrost über-sehen – was sie allerdings nicht davon abhält, auch ei-lends in Richtung Krankenflügel zu verschwinden). Nun ja, ich bin eben kein netter Kerl – und mir reicht dieses ganze Kuddelmuddel bis zum Stehkragen.

Bestimmte smaragdgrüne Augen durchbohren mich mal wieder und wenn ich nicht eine gewisse Autorität ge-genüber diesem Bengel hätte, dann bin ich mir sicher, dass ich mir einen ganzen Schwall übelster Flüche ein-gefangen hätte – so kann er nur tonlos vor sich hin-maulen und mir bitterböse Blicke zuwerfen – das tut mir aber Leid.

Verdammt, Severus, heute sind wir aber wirklich gemein, oder?

Dass ich die ganze Bande dann auch noch in der nächs-ten Stunde im Unterricht habe, macht alles nur noch schlimmer. Ich bin dabei, diesen unfähigen Narren wei-tere Gegengifte beizubringen – und es ist verdammt wichtig, dass sie sich damit auskennen – aber sie schei-nen mal wieder irgendeinen Firlefanz im Kopf zu haben und so drohe ich ihnen, dass ich das Zeug an ihnen ausprobieren werde – wobei ich es mir nicht verkneifen kann, diese verdammten smaragdgrünen Mandelaugen scharf anzufunkeln.

Dann klopft es an der Klassenzimmertür und herein kommt diese lobhudlerische Amöbe Colin Creevey und meint, Dumbledore würde Harry brauchen – Interviews und so. Na, da macht er mich mal wieder echt glücklich – der Potter Bengel ist schon aufgeblasen genug – jetzt kommt er auch noch in die Zeitung – na bestens – hat-ten wir so einen Mist nicht schon mal vor zwei Jahren?

Es bleibt mir nichts anders übrig, als den Bengel ziehen zu lassen – dabei hatte ich mich schon so darauf ge-freut, ihm ein wenig Gift einzuflößen und zu sehen, was sein Gegengift bewirkt. Nicht, dass ich ihn hätte sterben lassen, wenn es nicht so ganz erfolgreich gewesen wäre, aber ich denke, ich hätte bis zur letzten Sekunde gewar-tet, um ihm das richtige Gegenmittel zu geben – viel-leicht lernt er es so – alles andere hat ja wohl wenig bei ihm gefruchtet.

Wie auch immer – der Bengel ist nicht mehr da und so mache ich mich dazu bereit, den Rest der Gryffindors in den Boden zu stampfen – ja, ich habe heute wieder eine echt wundervolle Laune und sie wird von Minute zu Mi-nute besser. Dass Longbottoms Gebräu eher unter Gift laufen sollte, brauche ich wohl kaum zu erwähnen – je mehr ich ihm meine Aufmerksamkeit schenke, umso be-drohter fühlt er sich und umso mehr Mist baut er.

Allerdings kann ich es nicht riskieren, ihn nicht im Auge zu behalten, denn dann könnte es so weit kommen, dass er die ganze Klasse vergiftet oder die halbe Schule in die Luft jagt – Ansätze dazu gab es ja schon genug. Ich kann nur noch komplett angenervt seufzen, als die Stunde vorbei ist und die Kids aus diesem Verlies stür-zen – vielleicht fürchten sie, ich könnte meine Drohung mit dem Vergiften wahr machen, wenn sie nicht schnell genug aus meinem Dunstkreis kommen.

Nur den Weasley Jungen halte ich kurz zurück, um ihm Ort und Zeit des geplanten Nachsitzens mitzuteilen. Auch er hat so einen Satz tödlicher Blicke drauf, aber davon lasse ich mich nicht beeindrucken. Ja, das alles sägt schon gewaltig an meiner Laune und ich weis nicht, wie lange mir noch diese kleinen Ventile genügen, bis ich wieder mal völlig die Kontrolle verliere und kom-plett ausraste.

Hoffentlich kann ich mein Temperament im Zaun hal-ten – käme echt nicht gut, wenn ich wieder so ausraste, wie im letzten Jahr – nee, das wäre wirklich keine gute Idee – auch wenn außer mir keiner davon weis – wobei ich mir bei Albus nicht so sicher sein kann – denn der weis gewöhnlich so ziemlich alles, was an seiner Schule vorgeht.

Ich habe das Nachsitzen für den folgenden Abend ange-setzt – ich möchte genug Zeit haben, etwas besonders Scheußliches vorzubereiten – man soll es diesen Bengeln nicht zu einfach machen ... das soll immerhin eine Stra-fe sein und kein Erholungsurlaub ... oder?

Am nächsten Tag kommt mir dann auch noch dieses journalistische Meisterwerk unter die Hände, das ges-tern entstanden sein muss. Ein rührseliges Blabla, ein voller Tränendrüsendrücker – aber ich kann mir nicht vorstellen, dass der Bengel in jede Nacht in sein Kopfkis-sen schluchzt, weil seine Eltern tot sind – ich habe ihn noch nie weinen sehen und ich bezweifle, dass es viele andere haben ... dazu ist der Bengel einfach zu zäh.

Den Jungen als hilflosen keinen Helden darzustellen, die anderen Champions kaum zu erwähnen (und auch noch ihre Namen falsch zu schreiben) ist nun wirklich die letzte Glanzleistung dieser Reporterin und es macht mich ziemlich wütend. Diese Rita Skeeter ist schon frü-her über unsere Schule und besonders über Albus her-gezogen – er hat nur darüber gelacht, aber mich hat es verdammt sauer gemacht.

Sollte sie jemals sowas über mich schreiben, werde ich sie so gründlich verfluchen, dass sie sich noch nicht mal mehr an ihren Namen erinnern kann und sich nicht mehr wieder erkennt, wenn sie in den Spiegel schaut.

Allerdings bringt dieser Skeeter Artikel nicht nur mich auf die Palme und der Bengel hat jede Menge Spott von meinen Slytherins zu erdulden – nicht, dass die anderen Häuser glücklich darüber sind, dass diese Skeeter so be-richtet hat, als sei Harry der einzige Hogwarts Champi-on – er kann nichts dafür, aber er kriegt es voll ab – tut mir ja so leid – aber vielleicht stutzt ihn das endlich auf die richtige Größe zurück – man soll ja die Hoffung nie verlieren.

Als die beiden Übeltäter am Abend bei mir erscheinen, bin ich genau in der richtigen Stimmung, ihnen das Le-ben zur Hölle zu machen. Ich lasse sie zwei Stunden lang Rattengehirne pökeln und dann die Reste von den Tischen schrubben – dass die beiden sich offensichtlich im Augenblick nicht grün sind, macht das alles noch ein bisschen amüsanter für mich. Früher hielten sie in sol-chen Fällen immer zusammen und brachten einfach irgendwie die Zeit herum – aber jetzt arbeiten sie in wü-tendem Schweigen nebeneinander und machen damit die Strafe noch nachhaltiger – selber Schuld! Da kann ich mir nur zufrieden die Hände reiben – dieses Mal hat es wirklich gesessen.
 

Dann kommt ein erneuter Hogsmeade Besuch heran und ich beschließe, den Jungen im Dorf im Auge zu be-halten und dazu zum ersten Mal meinen Raben zu be-nutzen – ich schaffe endlich auch die Rückverwandlung ohne die Hilfe meines Trankes und will das Vieh in Situ einsetzen. Ich gehe auf den Astronomieturm hinauf und verwandle mich. Ein Rabe mehr oder weniger fällt hier ohnehin nicht auf. Allerdings hatte ich nicht damit ge-rechnet, wie hoch das hier wirklich ist, wenn man hin-unter will. Ja, ich habe zu Fliegen gelernt, aber nur in meinem Büro – das hier ist etwas vollkommen anderes. Ich schlucke schwer – insoweit ein Rabe zu sowas in der Lage ist und behalte das Treiben im Gelände im Auge – Verdammt scharfe Augen, die so ein Vogel da hat – ich erkenne jede Einzelheit so weit unter mir.

Keine Spur von dem Bengel, aber die kleine Granger be-nimmt sich eigenartig, beinahe als würde sie mit sich selbst reden ... ich tue das zwar häufig, aber bei ihr wä-re mir das noch nicht aufgefallen. Plötzlich kommt mir eine krude Idee – ob der Bengel in seinem Tarnumhang neben ihr ist? Könnte ich ihm nicht verdenken – so wie er im Augenblick überall Aufmerksamkeit erregt – ich dachte zuerst, er würde wirklich drauf stehen – sein Väter hätte es – aber es sieht so aus, als wäre ihm das alles einfach nur schrecklich lästig – besonders weil auch berichtet wurde, die kleine Granger sei seine große Liebe.

Nun, die beiden mögen sich sicher und verstehen sich auch blendend – besonders jetzt, wo er mit seinem Kumpel Streit hat – aber mehr ist da nicht, da bin ich mir völlig sicher – sie gehen einfach nicht so miteinan-der um – da ist nur Freundschaft (eine sehr enge – zu-gegeben), aber nicht mehr. Die beiden halten weder Händchen noch werfen sie sich diese Rosa-Herzen-Blicke zu, die ich so sehr verabscheue – sie lassen eigent-lich vernünftige Personen immer so komplett bescheuert aussehen.

Wie auch immer, ich stürze meinen Vogelkörper von den Zinnen und gleite dem Mädel hinterher. Sicher – ich behalte sie im Auge, aber gleichzeitig genieße ich diesen langen Gleitflug mehr, als irgendwas zuvor in meinem Leben – die Höhe macht mir keine Angst und der Rabe ist einfach dazu geboren, sich auf diese Art fortzubewe-gen – herrlich!

Die kleine Granger ist wirklich nicht allein, denn ich kann ihre Worte hören und sie redet eindeutig mit ei-nem anderen – ziemlich sicher mit Harry. Interessant – da tarnt er sich, um ins Dorf zu gehen (obwohl er dieses Jahr die Genehmigung dazu hat – ausgerechnet von Black – aber der Alte hat sie akzeptiert) – ich bin mir immer sicherer, dass er das schon letztes Jahr so auf die Reihe gekriegt hat – aber leider habe ich keine Beweise und selbst wenn ich sie hätte, würde das jetzt keinen mehr interessieren.

Das Mädel streunt ein wenig durchs Dorf, weicht dieser ätzenden Skeeter aus und geht schließlich in die Drei Besen – ich warte draußen.

Es ist wirklich faszinierend, alles aus der Vogelperspek-tive zu sehen. Ich höre zwar ein wenig schlechter als ich es gewohnt bin, sehe aber viel besser und ich muss er-kennen, dass ich vieles einfach von den Lippen der Per-sonen ablesen kann, wenn ich mich konzentriere – die-ses Vogelhirn funktioniert noch besser, als ich es erhofft hatte – der Rabe ist eine echte Alternative zu meinem eigentlichen Körper.

Gut, ich habe keine Magie und der Vogel ist weder be-sonders stark noch beeindruckend, aber trotzdem – er hat schon was. Er ist flink und schnell und kann sich gut bewegen – seine Klauen sind scharf und dieser Schnabel scheint echt verschlagen zu sein. Dass ich plötzlich Appetit auf Regenwürmer bekomme, würde ich allerdings als etwas skurrilen Nebeneffekt des Anima-gus bezeichnen.

Da ich ein Vogel bin, kann ich ungesehen – oder wenigs-tens unbemerkt - beobachten, wie Moody und Hagrid in die Besen gehen, der eine hinkend, der andere raumfül-lend. Interessant – was hat Hagrid mit Moody zu schaf-fen? Warum verträgt sich dieser verdammte Ex-Auror mit dem Halbriesen?

Ich fliege an eins der Fenster der Besen heran und übe mich im Lippenlesen. Die kleine Granger kann ich er-kennen und auch einen Krug Butterbier, der verschwin-det und wieder auftaucht. Interessant - wirklich inte-ressant.

Dann hinkt Moody zu dem Tisch hinüber, wo die Kleine sitzt und Hagrid folgt ihm. Es ist nicht eben einfach, bei Hagrid von den Lippen zu lesen, bei seinem wilden Bart, aber ich kann etwas wie ‚heute Nacht, bei meiner Hütte’ erkennen.

Oh Gott – natürlich weis ich, dass inzwischen die Dra-chen für die erste Aufgabe da sind und mit ihnen Char-lie Weasley – Hagrid wird doch nicht die Biester dem Jungen zeigen wollen? Gut möglich – der Bengel ist sein Freund und ich kann sonstwas darauf wetten, dass er ihm helfen will. Wenn ich ehrlich bin, bin ich da nicht böse drüber – ich hatte mir schon Gedanken gemacht, wie ich die Überlebenschancen des Bengels verbessern kann, ohne dabei zu sehr in Erscheinung zu treten – ganz abgesehen davon, dass es nicht erlaubt ist, würde ich damit meinem Image einen nicht wieder gut zu ma-chenden Schaden zufügen.

Nun gut, dann weis ich wenigstens, wo ich heute Nacht bin – als Animagus hinter dem Jungen her – auch wenn ich ihn in seinem verflixten Umhang nicht sehen kann und ein Rabe sicher nicht den Geruchsinn einer Katze oder eines Wolfes hat.

Ich wünschte, ich hätte letztes Jahr in Lupins Büro diese verdammte Karte eingesteckt – die wäre jetzt echt nütz-lich, aber ich war damals so sehr durch den Wind, das mir das gar nicht in den Sinn kam – und jetzt hat sie entweder immer noch der Werwolf oder er hat sie viel-leicht sogar dem Bengel zurückgegeben – ich weis es nicht wirklich.

Wie auch immer – hier habe ich genug gesehen und so fliege ich wieder zum Schloss hinauf – wobei ich mich nicht allzu sehr beeile. Das Fliegen macht einfach zuviel Spaß, als dass ich die günstige Gelegenheit nicht voll und ganz ausnützen würde.


 

Drachen

A

ls ich wieder am Turm zurück bin, merke ich erst wie hungrig es macht zu fliegen. Regenwürmer lachen mich jetzt natürlich nicht mehr an, aber ein großzügiges Abendessen wäre echt ne feine Option. Es ist noch ziemlich früh und so habe ich die Hoffnung, dass Mad-Eye noch in Hogsmeade ist und mich somit noch nicht beglücken wird und mir so auch nicht schon wieder mal den Appetit verderben kann. Die Große Halle ist noch ziemlich leer – nur Dumbledore hat sich bereits am Lehrertisch installiert, aber der stört mich nicht.

„Severus“, begrüßt er mich freudig. „Du bist mal wieder zum Essen hier?“

Ich brumme nur zustimmend. Auch wenn ich Hunger habe, so habe ich doch nicht unbedingt Lust auf Kon-versation.

„Wo hast du gesteckt? Du hast heute eine ziemlich ge-sunde Gesichtsfarbe.“

Oh-oh, damit hatte ich nicht gerechnet, dass man es mir würde ansehen können, dass ich draußen war. Dann die halbe Wahrheit.

„Oben am Astronomie Turm“, erwidere ich. „Ich hab ein bisschen frische Luft gebraucht und wollte den Kopf frei bekommen – kann man dort oben recht gut.“

„Ja“, gibt er zurück. „Es gibt wirklich nichts Besseres als ein wenig frische Luft so hoch oben über der Welt. Freut mich, dass du dort warst.“

Dann wirft er mir einen durchdringenden Blick zu – er weis, dass ich manchmal gewaltige Depressionen habe, auch wenn ich nicht darüber rede und ich bin mir ziem-lich sicher, dass er sich so seine Gedanken über meinen Seelenzustand macht – nett von ihm, aber ich komme schon alleine klar.

„Severus?!“ dringt er noch ein wenig weiter in mich. „Du hattest doch keine seltsamen Anwandlungen dort oben, oder?“

„Was für Anwandlungen, Direktor“, entgegne ich und tue so unschuldig, wie ich nur kann.

Mir ist nur zu klar, an was er denkt – aber es wäre nicht meine Art vom höchsten Turm zu springen. Mir geht es zwar nicht gut (tut es ja nie), aber dann doch nicht so schlecht, dass ich sowas Endgültiges tun würde – außer in meiner Animagus Gestalt (der das sicher nichts an-tut), aber über die werde ich bestimmt nicht mit dem Alten reden – würde ihn nur in einen Gewissenskonflikt bringen, denn das Vieh ist illegal.

„Nun ja“, erwidert er. „Wie von dort runter zu springen oder so.“

„Nein, Sir, sicher nicht – ich habe wirklich nur ein we-nig frische Luft geschnappt und ein bisschen nachge-dacht ... es ist dieses Jahr einfach soviel los, dass ich ein wenig Abstand gewinnen wollte und ich denke, das ist mir auch gelungen.“

„Na gut, mein Junge“ meint er. „Dann ist es ja in Ord-nung.“

Ich mache mich über das Essen her, das inzwischen von den Hauselfen für uns beide aufgetragen wurde und es schmeckt mir ... wenigstens so lange, bis Moody durch die Tür gehinkt kommt – dann ist es mal wieder mit meinem Appetit vorbei. So schnell ich kann – ohne mir eine Blöße zu geben – esse ich auf und verschwinde durch die Hintertür in meine Verliese.

Ich weis nicht, wann der Junge das Schloss verlassen wird, aber vielleicht sollte ich ihn einfach als Rabe an Hagrids Hütte erwarten. Ich krame noch ein wenig in meinem Büro herum, korrigiere ein paar Hausarbeiten – aber im Grunde genommen, schlage ich einfach nur die Zeit tot, bis es soweit ist, dass ich spionieren gehen kann.

Drachen haben schon was und ich kann Hagrid wirk-lich verstehen, dass er die Viecher mag – auch wenn ich sicher nicht nachvollziehen kann, wie er auf die ver-rückte Idee kommen konnte, selbst einen aufziehen zu wollen (inzwischen hat er mir bestätigt, dass er genau das in Harrys erstem Jahr versucht hat).

Wie auch immer, Drachen sind wirklich beeindruckende Geschöpfe und ich bin echt gespannt auf die Biester – wenn ich sie wirklich zu Gesicht bekommen sollte ... ich bin mir da nicht so ganz sicher – wer weis schon, was der Halbriese mal wieder mit dem Bengel vorhat – die beiden stecken ziemlich häufig zusammen.

Langsam werde ich unruhig, weil ich nicht weis, wann der Junge losziehen wird und so verlasse ich meine Räume durch den Geheimgang, werde draußen zum Ra-ben und fliege zu Hagrids Hütte hinüber. Ein eigenarti-ges, aber auch erregendes Gefühl in der Dunkelheit zu fliegen. Raben sind keine Nachtgeschöpfe, aber ich bin es in gewisser Weise. Ich weis, dass diese Vögel im Dun-keln gewöhnlich nicht besonders gut sehen (natürlich habe ich mich umfassend über Raben informiert, bevor ich selbst einer wurde), aber ich kann alles so deutlich wie am Tag erkennen – liegt vielleicht auch an den Nachtaugen, die ich als Mensch habe – netter Bonus.

Ich segle einfach in Hagrids Kürbisfeld und werfe einen Blick auf die Hütte. Das Licht brennt noch und legt na-he, dass er auch noch dort drinnen ist. Ich hülle mich in meine Flügel – es ist ziemlich kalt heute Nacht – und warte ab.

Eine Spur beginnt sich durch den feuchten Rasen zu ziehen und ich bin mir ziemlich sicher, dass es der Jun-ge ist, denn sie nähert sich der Wildhüter Hütte. Dann ein Klopfen – ein Lichtschimmer, der auf den Rasen fällt, ein paar gemurmelte Sätze. Der Halbriese tram-pelt zu der Beaubattons Kutsche hinüber und die Spur folgt ihm. Hagrid klopft und Madame Maxime öffnet. Nach einer freundlichen Begrüßung folgt sie ihm zum Verbotenen Wald, die Spur zieht sich hinter ihnen her und ich folge durch die Luft.

Die Zweige der Bäume bieten mir eine geeignete Tar-nung und so kann ich beobachten, ohne selbst Aufmerk-samkeit zu erregen. Doch der Halbriese betritt nicht wirklich den Wald, er geht nur am Rand endlang und dann sehe ich, was es zu sehen gibt.

Da sind wirklich Drachen und nach Hagrids Ge-sichtsausdruck, kann es für ihn nichts Herrlicheres ge-ben, als diese Biester. Selbst Madame Maxime verliert gegen sie, auch wenn ich bind sein müsste, um nicht zu erkennen, dass Hagrid sich unsterblich in sie verliebt hat.

Ich weis, dass der Junge eben das sehen muss, was ich sehe und Hagrid lässt sich von Charlie Weasley erklä-ren, um welche Drachen Arten es sich handelt. Wenn ich an der Stelle des Jungen wäre, würde ich den Rest der Nacht damit verbringen, meine Knochen zu num-merieren und mir Sorgen zu machen - nicht über die Zukunft oder wie ich das Turnier gewinne - sondern alleine darüber, wie schmerzhaft die Verbrennungen werden können, bis ich das Zeitliche gesegnet habe.

Einen netten Humor haben die Veranstalter des Tur-niers ja ... also echt – Drachen!

Ich habe genug gesehen und ich bekomme mit, dass der Bengel wohl genauso denkt, denn die Spuren führen wieder ins Schloss zurück – ich folge ihnen, ohne ihm wirklich nahe zu kommen. Mir fällt nur eine dunkle Gestalt auf, die ebenfalls durch die Büsche schleicht und ich kann sie als Igor identifizieren – na toll, dann wis-sen jetzt alle drei Schulen, was in der ersten Aufgabe drankommt – Chancengleichheit ... echt nett.

Ich fliege weiter in Richtung Schloss. Nein, dieses eine Mal habe ich nichts gegen Harrys Streunerei – er muss-te das sehen und ich kann nur hoffen, dass er einen ge-eigneten Plan entwickeln kann – nicht um diese Aufga-be zu bestehen, sondern einzig und allein, um sie zu

überleben. Ich sehe, wie sich die Eingangtüre öffnet und schließt und weis damit, dass er wieder sicher im Schloss zurück ist – gut, dann zurück zu meinem Ge-heimgang, wieder zum Menschen werden und ab ins Bett.

Es ist ziemlich ermüdend ein Animagus zu sein und dann auch noch zu fliegen – und so kann ich darauf hoffen, heute mal ein paar Stunden mehr Schlaf zu be-kommen. Aber mit dem Schlafen wird es nichts – we-nigstens nicht sofort. Einmal, weil ich wieder einen Mordshunger bekommen habe, zum anderen, weil mich schon wieder mal Alastor Moody beglückt. Er hat sich in meinen Schreibtischstuhl gelümmelt und wirft mir misstrauische Blicke zu, als ich aus meinem Schlafzim-mer auftauche.

„Wo warst du Snape?“ begrüßt er mich mit einem schneidenden Unterton.

„Ich bin ihnen keine Rechenschaft schuldig, Moody“, gebe ich mit einem Zischen zurück. „Was haben sie in meinem Büro zu suchen?“

„Oh – das ist eins der Privilegien, die mir mein alter Freund Albus gewährt – dass ich suspekte Elemente im Auge behalte.“

„Suspekte Elemente?“ knurre ich.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich Albus in Bezug auf mich so ausgedrückt hat – er vertraut mir – das weis ich so sicher, wie nur was, aber dieser Bastard von einem Ex-Auror versucht offensichtlich dieses Vertrauen zwischen uns zu zerstören. Es fällt mir verdammt schwer, ihm nicht einfach die Hände um seinen dürren Hals zu legen und dieses Schreckgespenst zu erwürgen. Netter Gedanke ... doch das würde nichts bringen – im Gegenteil – und so beherrsche ich mich eisern.

„Ich weis, wer und was du bist, Snape“, fährt er fort. „Albus mag dir glauben, aber ich weis, es gibt Flecken, die gehen nie mehr raus.“

„Ja“, erwidere ich düster. „Die gibt es und es gibt auch Leute, die das nicht zulassen würden, selbst wenn es anders wäre.“

„Oh ja, auch die gibt es“, meint er und verzieht sein Ge-sicht wieder zu diesem grässliche Grinsen, dass mir kal-te Schauder den Rücken hinunter jagt. „Und ich werde sicher nicht zulassen, dass du vergisst ... nichts von alle dem ... sicher nicht.“

Ich schnaube nur und nehme meine ganze Würde zu-sammen, um diesen lästigen Menschen wenigstens für heute loszuwerden, ohne mein Gesicht völlig zu verlie-ren.

„Sie sollten jetzt besser gehen, Moody“, meine ich. „Ich bin müde und morgen gibt es eine ganze Menge für mich zu tun.“

„Ja“, gibt er zurück. „Das könnte ich tun, aber du soll-test nie vergessen, dass ich dich im Auge behalte – in beiden“ - und sein Finger weist auf sein magisches Auge, von dem es heißt, er könne damit durch Wände sehen. „Du musst dich schon ganz schön angestrengt haben, während deiner Abwesenheit, wenn du jetzt so müde bist“, versucht er mich aus der Reserve zu locken.

Aber ich weis zu gut, wie man sowas macht, um darauf anzuspringen und so nutze ich die schärfste Waffe, die ich im Augenblick habe – eisiges Schweigen. Es dauert nicht allzu lange, bis ihm die Sache zu dumm wird und er sich aus meinem Stuhl in die Höhe rappelt und mit dem typischen Klonk, Klonk seines Holzbeins mein Büro verlässt – natürlich nicht, ohne mir noch einen hämi-schen, misstrauischen Blick zugeworfen zu haben, der erneute kalte Schauder über mein Rückrad jagt. Nein, ich mag diesen Kerl nicht – echt nicht – aber ich werde mich auch nicht von ihm einschüchtern lassen.

Kaum ist die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen, lege ich Flüche auf sie, um wenigstens für den Rest der Nacht meine Ruhe zu haben – auch wenn ich nicht be-zweifle, dass Mad-Eye sie trotzdem aufbekommt, wenn er es darauf anlegt.

Ich lasse mich in meinen Sessel fallen und seufze schwer – der Appetit ist mir wieder vergangen, auch wenn ich noch immer Hunger habe – der Rabe verbraucht eine Menge Energie – besonders, wenn er fliegt – und die will wieder aufgefüllt werden. Das Letzte, was ich jetzt brauche, ist das Plappern einer Hauselfe und so begnü-ge ich mich damit, den braunen Zucker in mich hinein zu stopfen, der eigentlich für meinen Tee gedacht wäre.

Es ist verdammt süß und schmeckt nicht eben toll, aber er füllt eindeutig die verbrauchte Energie auf und so esse ich einfach an dem Zeug weiter. Ein erneuter schwerer Seufzer und die inzwischen ein wenig verzwei-felte Frage, womit ich das verdient habe ... sicher, ich war ein Todesser, aber ich habe auch versucht, es wie-der gut zu machen – das sollte doch auch ein bisschen was zählen – oder?

Das gute Gefühl, das das Fliegen in mir ausgelöst hat, ist längst wieder aus mir verschwunden und nur das kalte Frösteln, das Mad-Eye in mir erzeugt hat, ist geblieben. Ganz nebenbei hat sich die Hoffnung auf ein paar Stunden erholsamen Schlaf völlig in mir aufgelöst – das stinkt mir gewaltig, aber ich kann nichts dagegen unternehmen, wenn ich mich nicht noch verdächtiger machen will.

Das kotzt mich an – das kotzt mich so gewaltig an!

Schließlich schleppe ich mich müde unter meine Dusche und versuche das heiße Wasser diese grässlichen Ver-spannungen in meinen Schultern lösen zu lassen, die Moodys Besuch in ihnen verursacht hat. Ich habe nur wenig Erfolg, außer dass ich noch müder werde und mich schließlich klatschnass, wie ich bin, einfach in mein Bett fallen lassen.

Ich kann zwar einschlafen, aber meine Träume sind so wirr und verworren, dass der Schlaf mir keine Ruhe bringt und ich noch müder aufwache, als ich ins Bett gefallen bin.

Na toll! - Dann wird das heute sicher wieder mal mein Tag - Wie üblich – sollte ich doch inzwischen wirklich gewohnt sein, oder?

Wenigstens ist heute Sonntag und ich muss mein Büro nicht wirklich verlassen – wird besser so sein, denn heu-te wäre ich eine noch schlechtere Gesellschaft als übli-cher Weise. Ich lasse mir ein Frühstück bringen und der Hauself, der auftaucht ist erstaunlich ruhig, als er es serviert. Es ist schon wieder mal ein anderer – Boggy scheint bereits aufgegeben zu haben – er war kaum ei-nen Monat für mich zuständig. Nun ja, was soll man machen – ich bin kein netter Kerl und ich kann die Un-ruhe, die diese Wesen gewöhnlich verbreiten, einfach nicht ausstehen.

„Wie heißt du?“ will ich von diesem neuen Prachtexemp-lar wissen.

„Dobby, Sir, immer zu Diensten, Sir...“

Ich habe die Hand erhoben, um ihn zum Schweigen zu bringen.

„Wenn du mir zu Diensten sein willst, dann wirst du dir ein paar Sachen merken müssen“, setze ich an. „Als ers-tes – du kommst nur her, wenn ich dich rufe. Zweitens - kein Herumkramen in meinen Sachen, schon gar nicht in den Zaubertränken oder in den Zutaten.

Drittens – keine – und damit meine ich wirklich keine – überflüssige Plauderei.

Wenn du dich daran hältst, dann werden wir gut mit-einander auskommen.“

Gewöhnlich halte ich keinen solchen Vortrag, aber ich bin es leid, dauernd neue Hauselfen anlernen zu müssen und mich dann doch nur wieder über sie schwarz zu ärgern – außerdem bezweifle ich, dass es noch sehr viele in Hogwarts gibt, die ich noch nicht vergrault habe.

„Dobby wird alles zu ihrer Zufriedenheit erledigen“, meint das keine Wesen und richtet sich stolz zu seiner vollen Größe auf (nicht ganz drei Fuß). „Schließlich wird Dobby dafür bezahlt, dass er alles richtig macht.“

Erst jetzt werfe ich einen genaueren Blick auf ihn – be-zahlt – hat er gesagt. Das muss bedeuten, dass er frei ist. Er trägt Kindershorts, einen Teewärmer als Hut und dicke Socken (zwei verschiedene), die ihm um Einiges zu groß sind.

„Du bist noch nicht lange in Hogwarts?“ will ich wissen. „Wer war dein früherer Herr?“

Der Elf beginnt sich zu winden und sieht ziemlich un-glücklich drein.

„Du musst nicht antworten“, meine ich aufmunternd. „Ich bin nur neugierig.“

„Professor interessiert sich für Dobby?“ fragt er mit zit-ternder Stimme und bebt vor Aufregung.

Ich nicke zustimmend und versuche freundlich zu blei-ben – wenn ich das kleine Geschöpf erschrecke, werde ich gar nichts erfahren – dazu weis ich genug über seine Art.

„Dobby war Hauself bei den Malfoys – schlimme Sache“, er zittert noch mehr und ich erkenne den Impuls, sich zu bestrafen, weil er schlecht über seinen – wenn auch ehemaligen - Herren geredet hat.

„Dobby, ich befehle dir, dich nicht zu bestrafen“, halte ich ihn auf und er erstarrt für einen Augenblick.

„Danke“, stammelt er. „Danke Sir, Professor Snape ist ein großer Magier und ein guter Mensch, wenn er sich für sowas Unbedeutendes wie Dobby interessiert.“

Ich winke ab.

„Also – wie kommst du hier her?“

Ich habe so einen Verdacht, denn Albus hat nach Harrys zweitem Jahr erzählt, Lucius habe einen Hauselfen ver-loren und ich denke, ebendieser Hauself steht jetzt vor mir.

„Harry Potter, Sir, Harry Potter hat Dobby befreit – und Dobby war glücklich – aber nicht jeder mag Hauselfen, die frei sind – Hauselfen die frei sind, sind keine guten Hauselfen, sagen sie - und so ist Dobby nach Hogwarts gekommen und hat Professor Dumbledore um Arbeit gefragt – um bezahlte Arbeit – und - und er hat sie Dobby auch gegeben.“

Große Kullertränen stehen in den gelben Tennisballau-gen des Elfen und ich kann genau sehen, dass er weder ein böses Wort gegen Albus dulden würde (was er von mir auch nie hören wird) noch ein solches gegen den Potter Bengel (was mir nur zu leicht entfleuchen kann) – nun mit letzterem kann ich leben, denn ich denke, mit diesem speziellen Elfen könnte ich klar kommen.

„Nun gut, Dobby“, meine ich daher. „Wir werden gut miteinander auskommen, wenn du dich an die Regeln hältst, die ich vorhin genannt habe – Erinnerst du dich dran?“

„Dobby soll nur kommen, wenn er gerufen wird, Dobby soll her nichts durcheinander bringen und Dobby soll nicht zuviel reden ... aber Sir, wie ist das dann mit ihrer Wäsche und ihrem Bett – wann soll sich Dobby darum kümmern?“

Gute Frage.

„Wenn ich im Unterricht bin – aber es bleibt dabei – keine Aufräumaktionen – wenn etwas aufgeräumt ge-hört, mache ich das selbst.“

Der Elf nickt so eifrig, dass seine Ohren nur so fliegen.

„Dobby hat verstanden, Sir und Dobby wird gehorchen.“

Dann verschwindet er mit einem Ploppen, denn er scheint bemerkt zu haben, dass ich für einen Vormittag (ohne Unterricht) mehr als genug gesprochen habe – vielleicht haben ihn die anderen Elfen auch gewarnt, wie ich bin. Wenn sie mich zu sehr nerven, dann neige ich durchaus dazu, ihnen etwas nachzuwerfen – aller-dings ohne zu treffen, denn ich will sie zwar erschre-cken, aber sie nicht verletzen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Zauberern, weis ich diese Wesen und ihre Macht sehr zu schätzen und ich habe etwas dage-gen, intelligente Wesen – besonders, wenn die so klein sind – zu verletzen.

Ich weis, dass sowas bei vielen Magiern Gang und Gebe ist und besonders Lucius neigt dazu, seine Hauselfen zu verschleißen, wie andere Leute Papiertaschentücher.

Das Frühstück ist ausgezeichnet, der Kaffee genauso, wie ich ihn mag und ich glaube wirklich, dass die ande-ren Hauselfen Dobby über meine Marotten, Vorlieben und Abneigungen unterrichtet haben. Nun, dass lässt ja für die Zukunft hoffen.


 

Man stehle einem Drachen sein Ei

D

er Tag der ersten Aufgabe ist da und ich habe nicht die geringste Ahnung, was der verdammte Bengel vorhat. Ich kann nur hoffen, dass er einen Plan hat, denn sonst gibt es heute Abend Potter flambiert.

Nette Vorstellung, aber sicher nicht das, was ich wirk-lich möchte, dass es geschieht. Harry ist nicht James und selbst den hätte ich nicht unbedingt gegrillt sehen wollen – auch wenn ich sicher nichts dagegen gehabt hätte, wenn er hin und wieder gründlich eins auf den Deckel bekommen hätte.

Wie auch immer, ich schließe mich der Menge an, die auf die Tribünen im Gelände strömt – bangend, zwi-schen Hoffung und Furcht - ein wenig durchwachsen mit Häme. Eine echt nervige Gefühlsmischung, aber langsam gewöhne ich mich sogar an sowas - besonders, wenn es den Jungen betrifft.

Aufregung, lautes Gebrabbel, Tuscheleien – ich verberge mich in mir selbst, schweige – wenn ich ehrlich bin, bin ich so aufgeregt, wie alle anderen auch, doch ich will mir nichts anmerken lassen und tue so, als wäre mir alles vollkommen egal – doch innerlich zittere ich regel-recht – verdammt, Drachen!

Das Spektakel beginnt und Bagman hält eine kleine Re-de, dann wird der erste Drache herein gebracht – es ist ein schwedischer Kurzschnäuzler und er ist für Cedric Diggory bestimmt. Der junge Mann kommt in die Arena und erstarrt für einen Augenblick – ich weis, dass er bereits wusste, was auf ihn zukommt (Gerüchte besa-gen, Harry hätte es ihm gesagt) – trotzdem ist in diesem Fall Wissen und Sehen zweierlei. Er überlegt nur einen Moment und dann verwandelt er einen Stein in der

Arena in einen Hund – wohl in der Hoffnung, dass der Drache auf den losgeht, aber er hat sich ein wenig ver-rechnet – das Biest will beide Häppchen und fackelt den Burschen ein wenig ab – verdammt, das muss weh getan haben, aber er lässt sich nichts anmerken und versucht weiterhin an das goldene Ei heranzukommen.

Shit – wenn sich dieser fast erwachsene Bursche schon so schwer tut, was kann dann ein kleiner Bengel wie Potter hier erreichen? Ich ertappe mich, wie ich nervös auf meiner Unterlippe herumkaue und rufe mich sofort zu Ordnung.

Tatsächlich gelingt es Cedric, das Ei in die Finger zu be-kommen und er jubelt. Der Drache wird hinausge-schafft und der Junge ins Sanitätszelt gebracht – im-merhin hat er sich eine großflächige Verbrennung ein-gehandelt.

Der zweite Drachen – ein walisischer Grünling - wird mit seinem Gelege herein gebracht. Er ist für dieses Halbveela Mädchen aus Frankreich bestimmt. Sie kommt wie betäubt in die Arena geschlichen und auch sie erstarrt erst mal. Dann geht sie mit vorsichtigen Schritten auf das Ungeheuer zu und verwendet erfolg-reich einen Schlafzauber auf den Drachen, dann wagt sie sich noch weiter heran. Der Drache stößt einen Schnarcher aus, mit ihm faucht ein Feuerstrahl aus sei-ner Nase und setzt die Robe des Mädchens in Brand. Schnell löscht sie die Flammen und dann gelingt es ihr tatsächlich, das Ei in die Finger zu bekommen. Gut ge-macht!

Ich bin noch aufgeregter geworden. Das alles ist wirk-lich brandheiß und gefährlich, auch wenn noch keiner schwer verletzt wurde. Ich beginne um den verdammten Bengel zu zittern und verfluche mich gleich darauf da-für. Ein schneller Blick in die Runde versichert mir aber, dass wirklich keiner auf mich achtet – die Geschehnisse in der Arena sind einfach zu spannend.

Ein Chinesischer Feuerball folgt dem Grünling und Vik-tor Krum kommt herein – ich höre, wie Igor aufgeregt keucht – sein Lieblingsschüler wird sich dem Drachen stellen – sicher genügend Grund für ihn, die Daumen zu drücken. Nun, mir ist ziemlich egal, was mit diesem Quidditch Profi passiert – ihr wünsche mir nur, dass es schnell vorbei ist und dass Harry beim letzten Drachen nicht draufgeht.

Krum jagt dem Drachen einen Blendefluch ins Auge und es gelingt ihm daher, an das Ei zu kommen - allerdings trampelt das Biest wie verrückt herum und zertritt sein Gelege – gibt sicher Punkteabzug – aber das ist mir egal, ich will nur noch, dass das bald zu Ende ist.

Tatsächlich wird bereits der Feuerball in der Arena ge-gen den ungarischen Stachelrücken ausgetauscht – der gefährlichste der Drachen, wenn man Charlie Weasley glauben kann und ausgerechnet dem wird sich der Pot-ter Bengel stellen müssen – verdammt, ach verdammt!

Ich brauche meine ganze Selbstbeherrschung, meine Fingernägel nicht bis zu den Ellenbogen abzukauen – (obwohl ich sonst nicht zu sowas neige und meine Hän-de immer sehr gepflegt sind – zwangsläufig – wer mag es schon, wenn Eingeweide und andere nette Dingen an seinen Händen zu verwesen beginnen?)

Der Junge kommt herein und bleibt am Eingang stehen, als wisse er nicht, was hier los ist, als habe er nicht die geringste Ahnung, was er jetzt tun soll. Dann murmelt er einen Zauber und wartet ab. Auf was zum Henker wartet er? Dass der Drache von selbst umfällt? Dass ihm Merlin persönlich hilft? Dass wer auch immer dem berühmten Potter unter die Arme greift?

Nein – schon wenige Minuten später wird klar, dass er seinen Besen gerufen hat. Er steigt auf und erhebt sich in die Luft. Dann ist nichts mehr von Angst oder auch nur Unruhe an dem Jungen zu sehen – es ist, als würde er nur ein Quidditch Match bestreiten. Dass er ein bril-lanter Flieger ist, weis ich bereits seit drei Jahren, auch wenn ich das nie laut zugeben würde, aber was er da heute zeigt, ist das Beste an Flugkunst, was ich je gese-hen habe. Er spielt regelrecht mit dem Drachen, bringt ihn dazu, seinen Bewegungen zu folgen, weicht einem Feuerstrahl aus, zieht das Biest immer weiter von sei-nem Gelege weg. Der Drache wird wütend und schlägt mit seinem stachelbesetzten Schwanz nach dem Bengel, trifft ihn an der Schulter, doch der scheint das gar nicht zu spüren. Er macht einfach weiter, wie bisher und es gelingt ihm tatsächlich, den Drachen in die Luft zu be-kommen und dann geht es schneller, als man schauen kann. Harry geht in einen Sturzflug (seine Spezialität, damit hat er schon so manches Match gewonnen und das war es überhaupt, was McGonagall veranlasst hat, den Jungen zu ihrem Sucher zu machen). Er schnappt sich das Ei und hat sich in Sicherheit gebracht, bevor der Drache auch nur irgendwie reagieren kann.

Der Wettkampf ist vorbei und ich ertappe mich dabei, wie ich tief durchatme und mich eine grenzenlose Er-leichterung durchströmt – verdammt, du kleiner Mist-kerl, das war genial!

Die Menge tobt und jubelt und ich sehe zu, dass ich so schnell wie möglich von hier verschwinden kann. Meine Beine zittern und auch meine Hände sind alles andere als ruhig – ich will mich sicher nicht in einem solchen Zustand der Öffentlichkeit präsentieren. Es ist mir ziem-lich egal, was dort am Gelände noch so geboten ist, auch egal, wie viele Punkte der Junge dafür bekommt – er hat es überlebt und im Augenblick ist das das Einzige, was für mich zählt.

Mein Magen macht wilde Überschläge und ich schaffe es eben noch bis in mein Bad, bevor ich mich übergeben muss – kommt selten vor – wenigstens nicht aus einem solchen Grund - aber wenn, dann wird es immer ziem-lich heftig – so auch jetzt. Verdammt, damit hätte ich nicht gerechnet, dass mich das so sehr mitnimmt – ich mag den Bengel noch nicht mal – ich hasse ihn!

Das ist es ja – ich hasse ihn, aber ich achte ihn auch, weil ich weis, wie begabt er ist, sich in Schwierigkeiten und sich (und uns alle) auch wieder da raus zu bringen ... und da ist immer noch das Andenken seiner Mutter in mir und das ist mir heilig.

Hass und eine eigenartige Art von Wertschätzung, ja sogar von Liebe(?) gleichzeitig – das ist keine gute Mi-schung – das bringt meinen Verstand durcheinander – macht mich fast verrückt – alleine nur diesen Bengel zu sehen – diese grünen Augen unter dieser schwarzen Mähne – rauben mir jegliche Ruhe.

Langsam lässt der Brechreiz nach und ich kann mir das Gesicht kalt abwaschen, einen Schluck Wasser trinken, der meinen Magen noch weiter beruhigt. Nachdenklich gehe ich in mein Schlafzimmer und lasse mich in mei-nen Sessel fallen.

Er hat überlebt ... nicht einfach nur so ... er hat die Auf-gabe bestanden ... mehr noch ... wenn ich die Rufe in der Arena richtig verstanden habe, so liegt er damit sogar ziemlich gut im Turnier ... ach verdammt!

Es ist noch lange nicht vorbei ... wenn er sich jetzt blos nicht überschätzt, weil er da durch gekommen ist ... ich werde ihn wieder auf die richtige Größe zurecht stutzen müssen ... nicht nur, weil es mir nicht passt, wenn er sich für was Besonderes hält, sondern auch, damit er die folgenden Aufgaben nicht auf die leichte Schulter nimmt – das mit den Drachen war wohl nur zum Auf-wärmen gedacht.

Ich starre gedankenverloren vor mich hin, dann über-fällt mich plötzlich ein seltsamer Gedanke:

Wie zum Henker kam der Bengel auf die Idee zu fliegen?

Die drei anderen haben es mit Magie versucht – nicht so Harry – er rief seinen Besen und flog!

Irgendwie habe ich nicht das Gefühl, dass das auf sei-nem Mist gewachsen ist ... er muss Hilfe gehabt haben ... nun sicher, die kleine Granger ... aber auch die wäre nicht aufs Fliegen gekommen ... nicht ihre Art ... einen Satz komplexer Zauber, das ja, immer und zu jeder Zeit ... aber nicht fliegen (ich schätze, sie fliegt ungefähr so gerne wie ich – auf jeden Fall sehe ich sie nie auf einem Besen, wenn sie nicht muss).

Verdammt, Severus, das ist wirklich eine gute Frage, wer – wer! – greift dem Jungen bei diesem verfluchten Turnier so sehr unter die Arme?


 

Auch Dumbledore stellt sich Fragen

I

ch weis nicht, wie lange ich einfach reglos dasitze und grüble, aber es müssen schon ein paar Stunden sein. Hunger habe ich keinen und auch keine Lust in die Große Halle zu gehen – nur meine Gedanken interessie-ren mich im Augenblick.

Als es mal wieder an meiner Bürotür klopft, schrecke ich regelrecht aus einem Halbschlaf hoch. Ich gehe nach draußen und öffne. Es ist Dumbledore und somit der Einzige, den ich jetzt ertragen kann – ja, ich bin sogar froh, ihn zu sehen. Er wird Antworten für mich haben – hoffe ich wenigstens.

„Ich habe schon befürchtet, dass du schon schläfst, Se-verus“, begrüßt er mich.

„Ich doch nicht, Sir“, gebe ich zurück und lasse ihn her-ein. Wir setzen uns in unsere üblichen Sessel.

„Du bist schon wieder mal verdammt schnell ver-schwunden, als die Aufgabe beendet war – du hast noch nicht mal auf die endgültigen Bewertungen gewartet.“

Ich winke ab.

„Also was?“ drängt er mich.

„Die Aufregung“, murmle ich. „Mir war schlecht.“

Kann er ruhig wissen, manchmal ist die Wahrheit die beste Waffe.

„Es hat dich also doch berührt?“ will er wissen.

Wieder winke ich ab.

„Wen nicht“, knurre ich und hoffe, dass er mir keine weiteren persönlichen Fragen mehr stellt.

„Stimmt – Aber jetzt bist du wieder in Ordnung?“

„Ja, ja – alles OK“, brumme ich und denke, dass es jetzt damit wirklich reicht.

Wen sollte es schon interessieren, wie es mir geht? Nun, offensichtlich den Alten.

„Was geht dir durch den Kopf?“ fragt er weiter.

Immer stellt er mir solche Fragen, aber mir ist schon häufig aufgefallen, dass er eine ganze Menge Dinge mit mir bespricht, obwohl ich nicht sein Stellvertreter bin – das ist Minerva – unsere Gryffindor Löwin.

„Warum?“ stelle ich die Gegenfrage, auch wenn ich weis, dass das nicht eben höflich ist.

„Weil ich wissen will, was du dabei denkst – du hast ei-nen so brillanten Verstand und was dir und mir ge-meinsam nicht auffällt, das fällt keinem auf.“

Ich brumme unbestimmt. Er schätzt meinen Verstand – so habe ich das noch nie gesehen, aber ich fühle mich dadurch geehrt und beschließe mal wieder, dass er nie einen Grund haben wird, mir sein Vertrauen zu entzie-hen.

„Also“, fährt er fort. „Was ist dir so alles durch den Kopf gegangen?“

„Mehrere Dinge“, gebe ich zurück. „Einmal Erleichte-rung, dass der Bengel es lebend überstanden hat. Dann die Sorge, dass er sich jetzt noch weiter selbst über-schätzt, als er es ohnehin schon tut. Wir werden ihn nachhaltig davon abbringen müssen, sich für unbesieg-bar zu halten. Und dann noch eine Sache, die mir ein-fach nicht aus dem Kopf gehen will. Wer hat ihn auf die Idee gebracht zu fliegen? Das sieht weder nach ihm, noch nach der kleinen Granger aus – und mit Weasley ist er im Moment zerstritten.“

„Nicht mehr“, erwidert der Alte. „Nach dieser Aufgabe haben sie sich wieder versöhnt.“

„Na gut – aber zuvor waren sie nicht zusammen – ich weis, dass sie sauer aufeinander waren ... so wie dieses Nachsitzen letztens ablief.“

„Oh, der junge Mr Weasley war ein wenig eifersüchtig auf seinen Freund. Versteh mich nicht falsch – er mag Harry wirklich – aber, dass der immer im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht – ohne es wirklich zu wollen – das ist dem guten Ron wohl etwas sauer angekommen, aber jetzt hat er sich wieder beruhigt und musste sich selbst eingestehen, dass Harry das nicht absichtlich ge-macht hat.“

„Das Dreamteam also wieder in Frieden vereint“, brumme ich unwillig. „Na toll – dann also wieder weiter wie bisher.“

„Mein Junge – gönnst du dem Jungen seine Freunde nicht?“ will er wissen.

„Hmm – weis nicht...“

Ich überlege. Wie stehe ich wirklich zu der Verbindung, die das Dreamteam zueinander hat? Die Herumtreiber kommen mir in den Sinn und die Parallelen sind nur zu deutlich.

„Ein eigenartiges Gefühl“, erwidere ich. „Sie sind einan-der die Freunde, die man haben sollte ... das ist eine gu-te Sache, aber zugleich empfinde ich einen entsetzlichen Neid – wie schon damals auf die Herumtreiber, so jetzt auch auf das Dreamteam – ich hatte nie solche Freunde – nur Hieratus und da hab ich es nicht wirklich begrif-fen – erst als er tot war ... Egal.“

„Neid?“ fragt er nach. „Du bist neidisch?“

„Ja, ich denke schon – das hat es mir auch letztes Jahr so sauer gemacht, Remus neben Sirius stehen zu sehen – alte Freunde – eine Freundschaft gegen jeden Wider-stand ... weis nicht ... es ist etwas Wunderbares, sowas zu haben ... wie ein wertvolles Juwel, das ich nur anse-hen darf, aber nie auch nur berühren, geschweige denn besitzen.“

„Du hättest es haben können“, murmelt der Alte.

„Wie denn?“ bricht es aus mir heraus. „Wie könnte ein wertloses Geschöpf wie ich jemals jemand so wichtig sein, wie es Black für Lupin ist? Wie?!“

„Du bist sicher nicht wertlos – wenigstens nicht für mich“, gibt er zurück. „Aber es ist nun mal so, dass du nur Freunde haben wirst – richtige Freunde, meine ich – wenn du ihnen auch so ein Freund bist.“

„Das kann ich nicht“, murmle ich dumpf. „Es tut zu weh – ich werde wieder verletzt werden – dass kann ich nicht wagen und ich will es auch nicht – nicht nochmal diesen Schmerz, der Betrogene zu sein – zu verlieren ... nein, Sir, nie wieder...“

„Dann wirst du weiterhin alleine sein“, erwidert er be-stimmt, aber traurig.

„Das nehme ich in Kauf.“

Er brummt nur unbestimmt, aber hört auf, weiter in mich zu dringen.

„Allerdings war deine Frage von vorher sehr gut“, wech-selt er das Thema. „Wer hat dem Jungen geholfen? Nun, sicher weis ich, dass es schon Tradition ist, bei diesem Turnier zu betrügen – aber ich dachte, ich hätte das wirklich im Griff.“

„Ich mag keinen Betrug“, murmle ich nachdenklich.

„Aber wenn es um den verdammten Bengel geht...“

„Ja“, gibt er zurück. „Wenn es um Harry geht...“

Er seufzt schwer.

„Wie kommt es nur, dass der Junge immer in solche Schwierigkeiten gerät?“ fährt er fort. „Ohne, dass er es eigentlich will.“

Ich knurre leise – Nun, darüber kann man geteilter Meinung sein – aber wenn ich ehrlich bin, dann hat er damit wohl Recht. Harry hat sicher nicht darum gebe-ten, in diese dummen Situationen zukommen – er wollte nur Dinge auf die Reihe zu bringen, weil es für ihn so aussehen musste, dass es sonst wohl keiner hinbekommt – lässt ja tief blicken, was unsere Fähigkeiten betrifft, etwas auf die Reihe zu bringen. Ich bin schon mal wie-der sauer auf mich selbst.

„Nicht, mein Junge“, unterbricht Albus meine schweren Gedanken. „Es ist, wie es ist. Uns bleibt nur, die Gege-benheiten hinzunehmen und das Beste draus zu ma-chen.“

„Das Beste“, brumme ich nachdenklich.

Aber was ist das Beste? Dass ein leichtsinniger, über-müiger kleiner Junge wieder alles auf die Reihe bringen muss? Wie lange können wir uns darauf verlassen, dass er das schafft? Wie lange wird das gut gehen? Wie lange wird ihm das Glück beistehen? Seine Eltern verließ es viel zu früh ... sie starben, bevor sich etwa änderte ... er ist bereits öfter entkommen, als sonst wer ... und im-merhin ist es ihm zweimal (dreimal, wenn man daran denkt woher seine Narbe stammt) gelungen Voldemort höchstpersönlich eine lange Nase zu drehen – keiner hat es je öfter geschafft ... Ja, wie lange wird der verdamm-te Bengel noch das Glück haben, mit allem durchzu-kommen?

Dumbledore scheint mal wieder meine Gedanken gele-sen zu haben, denn er meint:

„Das kann keiner wirklich wissen, was das Beste ist, so-lange es noch nicht geschehen ist und das Ergebnis noch nicht feststeht – wir können wirklich nur hoffen, dass Harry weiterhin überlebt ... versuchen ihn zu schützen und ihm beizustehen.“

„Was wird die nächste Aufgabe sein?“ will ich wissen, denn ich muss einfach erfahren, was uns noch ins Haus steht.

„Ein Rätsel in diesem goldenen Ei, das die Kinder den Drachen entrissen haben“, erwidert er.

„Nur ein Rätsel“, entgegne ich verblüfft.

„Nun, in diesem Rätsel liegt die nächste Aufgabe.“

„Und die wird sein?“ dränge ich.

„Sie werden einen Freund aus dem See retten müssen. Aus den Händen der Wassermenschen, um genau zu sein.“

„Oh Gott“, stöhne ich. „Schon wieder so ein Ding.“

„Es gibt sicher Möglichkeiten für die Kinder, damit fer-tig zu werden – es ist nicht allzu schwer. Vielleicht eine Verwandlung in einen Fisch oder den Wasseratmungszauber ... der Möglichkeiten sind da viele...“

„Diantuskraut“, murmle ich.

Er lacht leise in sich hinein.

„Ja, ich hätte mir denken können, dass du an eine Art Zaubertrank denkst.“

Ich zucke die Schultern.

„Ist nun mal mein Spezialgebiet“, meine ich nur. „Aber von mir wird es nicht bekommen.“

Der Alte winkt ab.

„Ich weis, ich weis ... aber es wird andere Mittel und Wege geben – vielleicht hilft ihm ja wieder dieser Unbekannte, der ihn auf die Idee mit dem Besen gebracht hat.“

„Ja“, grummle ich und bin nicht eben glücklich, mich auf ein ‚Vielleicht’ verlassen zu müssen.

Doch ich darf nicht eingreifen – außer alle Stricke reißen ... dann muss ich einfach, auch wenn ich nicht die geringste Lust habe, den Bengel in seiner Aufgeblasen-heit zu unterstützen. Verdammt, warum weis ich einfach nicht wirklich, wie ich zu ihm stehe?

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Hotepneith
2006-06-24T15:25:07+00:00 24.06.2006 17:25
Nur Zusehen zu müsen, ist sicher das Schwerste von allen..

und dazu einen "heißgeliebten" Ex-Bekannten udn einen Ex-Auror um sich...kein Wunder, dass die Nerven blank liegen


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