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Nicht aus Stein

Der Kardinal und das Mädchen
von

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Palais Mirabelle

Kapitel XV: Palais Mirabelle
 

Seit zwei Wochen war Richelieu nun schon wieder bei seiner Marie, doch seit zehn Tagen sah er sie kaum noch. Der König hatte ihn schon wieder voll in Beschlag genommen. Er wollte alles ganz genau wissen. Jedes noch so winzige Detail der Schlacht von Nancy wollte er erfahren. Wie sie vorgegangen waren, wie sie die Oberhäupter umgebracht hatten, wie sie durch die Straßen gezogen sind mit dem Sieg in der Hand. Richelieu musste es wieder und wieder erzählen. Und jedes Mal gab der Kardinal einen unpassenden Kommentar dazu ab. Immer sagte er selbstverliebt, er hätte es lieber so und so gemacht. Richelieu hätte ihm nur allzu gerne geantwortet, dass er ja das nächste Mal gegen die Hugenotten in die Schlacht ziehen könne. Doch er verkniff es sich. Schlecht für die Zukunft, sagte er jedes Mal zu sich selbst.

Für seinen tapferen Einsatz wurde er jedoch reich beschenkt. Der König sah es als edelmütig an, dass sich Richelieu so selbstlos in die Schlacht geworfen hatte und dabei verwundet worden war. Doch nicht nur der König bewunderte ihn dafür. Auch die Hofdamen warfen ihm verstohlene, jedoch eindeutige Blicke zu. Sie bewunderten ihn. Sprachen offen über ihn, selbst wenn er ihnen genau gegenüber stand. Wie schön er doch sei. Sein Körper sei so gut gebaut. Doch, wie schade, er war ja ein Mann der Kirche. Dann gab es ein albernes Gekicher.

„Ja, mein Herz gehört nun einmal dem Herrn, meine Damen.“, meinte Richelieu dann immer selig lächelnd.

‚Doch er nimmt nur einen kleinen Teil ein. Denn ein Großteil besitzt mein Engel.’, dachte er stillschweigend weiter.
 

Die Tage vergingen und oftmals sah er Marie erst am frühen Abend, wenn er heim kam. Sie begrüßte ihn dann immer gleich:

Sie sprang von ihrer Sitzgelegenheit auf, eilte zu ihm, küsste ihn liebevoll und umarmte ihn anschließend.

Ein einfaches Ritual doch es machte Richelieu glücklich. So wie an diesem Abend. Der König war ihm wieder einmal auf die Nerven gegangen und wollte sogar einen Ball zu Ehren von Richelieu geben. Doch dieser lehnte ab. Bälle sollen doch die Herrschaften feiern, aber auf ihn warte zuhause noch eine Menge Arbeit. Damit war er entschuldigt. Auch, und das wusste er, wenn er in diesem Moment eine Menge Herzen der Hofdamen brach. Ein Gefühl das er genoss. So traf er völlig erschöpft in seinem Palais und bei Marie ein.

Als Marie ihn auf dem Flur in Empfang nahm, drückte er sie an sich.

„Mariechen, ich kann nicht mehr!“

Sanft strich Marie ihm über die Haare:

“Warum? Hat der König noch immer nicht genug von deinen Heldentaten?“

„Nein.“, Richelieu löste sich von Marie und gab ihr einen Kuss, „Im Gegenteil. Heute kam es ihm den Sinn, mir zu Ehren ein Ball zu veranstalten.“

„Und, hast du abgelehnt?“

„Ja.“

Er legte seinen Arm um Maries Schulter, die andere Hand auf ihren Bauch und schritt mit ihr in Richtung Salon. Als sie eintraten, ließ er sich auf das kleine Sofa fallen. Marie nahm neben ihm Platz und bettet seinen Kopf auf ihren Schoß. Gedankenverloren legte Richelieu sein Ohr an Maries Bauch und lauschte. Vielleicht hörte er ja was. Immerhin war Marie nun fast im sechsten Monat, was sich nun auch deutlich abzeichnete. Ein Korsett trug sie schon gar nicht mehr. Was ihm im Bett die Arbeit erleichterte.

„Und, hörst du was?“, Marie schaute ihn gespannt an.

„Nein, aber ich habe das Gefühl, es hat sich etwas bewegt.“

„Komisch aber ich habe nichts gespürt. Na ja, in ein paar Tagen vielleicht. Da fällt mir ein, ich solle dir schöne Grüße von Sophie bestellen. Sie war heute Nachmittag zu Besuch. Julie und Laurien in ihrer Begleitung.“

Richelieu wusste von Compte, dass sie über die ‚Affäre’ von Bruder und Schwester Bescheid wusste, doch er wusste, sie würde den Mund halten. Der Compte hatte ihr bei nicht einhalten des Schweigens darüber verboten, sich jemals auf seine Kosten wieder neue Kleider und Schmuck zu kaufen.

„Wie machen sich die Kinder?“

„Oh, sie erholen sich prächtig. Julie lag heute auch so da wie du jetzt und lauschte. Aber sie konnte auch nichts hören.“, Marie musste lachen, „Und Laurien und der Compte verstehen sich auch sehr gut. Er hat dem Jungen wohl das Billard beigebracht, was sie nun jeden Abend spielen. Und beide lernen nun auch lesen und schreiben. Julie ist auch sehr talentiert im Zeichnen und Sticken. Auch auf dem Cembalo lernt sie schnell. Sie hat heute ein Stück vorgespielt.“

„Und Laurien?“

„Er ist talentiert im Rechnen. Auch Geschichte liegt ihm. Und Sophie meinte, dass er sehr rasch Griechisch und Latein lernt. Vokabeln lernt er an einem Tag.“

„Ich bin ja mal gespannt, in was unser Kind talentiert ist.“, Richelieu spielte mit Maries Haaren, die ihr von der Schultern in sein Gesicht fiel.

„Wenn es nach dir kommt, dann wird es taktisch gut sein. Wenn es nach mir kommt, wird es gut nähen können.“

„Selbst wenn es ein Junge wird, soll er talentiert im Nähen sein?“, Richelieu lachte auf.

„Ja, warum denn nicht?“, Marie sah in grinsend an. „Kannst du dich eigentlich für ein paar Tage von der Arbeit und deinem heißgeliebten König losreißen?“

Richelieu sah sie fragend an.

„Ich hab Mirabelle fast fertig und der Garten ist auch so gut wie wieder hergestellt. Nur beim Kinderzimmer möchte ich, dass du mit dabei bist.“

„Ja, natürlich komm ich mit. Für den König lass ich mir was einfallen. Findest du nicht auch, dass ich extrem blass aussehe.“

„Ja, sehr. Du solltest dich ein paar Tage ausruhen. Vielleicht auf dem Land.“, grinste Marie.

Es war also beschlossene Sache. Beide würde aufbrechen nach Palais Mirabelle.
 

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Richelieu hatte dem König erzählt, er würde für ein paar Tage in die Bretagne fahren, da sein Bruder dort lebe und es ihm von Tag zu Tag schlechter ginge. Man müsse mit seinem baldigen Ableben rechnen. Er war entschuldigt.

Nun stand er in dem noch leeren und zukünftigen Kinderzimmer. Die restlichen Räume wurden bereits von ihm begutachtet. Marie hatte alle Zimmer wirklich sehr persönlich und vor allem gemütlich eingerichtet. Hier konnte er wirklich ausspannen. Doch das Kinderzimmer bereitete ihm so wie Marie Kopfzerbrechen. Die Wandtapete war aus Seide und in einem sonnigen gelb. Doch ansonsten war das einzigste Möbel ein Ofen aus weißem Porzellan.

„Ich hätte gerne dunkle Möbel.“, kam es von Marie, die am Fenster stand und hinaus in den weitläufigen Park schaute, wo die neuen Gärtner fleißig arbeiteten.

Dank dem Verwalter Dumont hatten sie schnell fähiges Personal gefunden. Marie wollte nicht alle Angestellten aus Paris mit hierher nehmen. Nur Michelle, Madame Curée, René und Alexandre und seine Familie sollten mit. Das restliche, neue Personal kam aus den zwei umliegenden Dörfern. Die Menschen waren dankbar für die Arbeit, die ihnen angeboten wurde und nahmen ihre Pflichten sehr ernst.

„Aus Eiche?“, Richelieu schaute sie an.

„Ja. Der Raum ist so hell. Und weiße Möbel in einem so hellen Raum würden sich hier drinnen verlieren. Allein der Ofen sieht verloren aus.“

„Ja, das sind gute Argumente.“

Marie ging auf ihren geliebten Mann zu, grinste ihn an:

„Ich weiß.“

Richelieu nahm sie in die Arme, küsste sie zärtlich. Seine Marie hatte wirklich eine gute Entscheidung mit dem Palais getroffen. Es war groß und weitläufig. Mit seinen zweihundert Räumen konnte er auch einmal Offiziere oder andere Angehörige des Militärs hierher bestellen und keiner würde auch nur eine Ahnung haben, dass sich auch die Familie Richelieus mit unter diesem Dach befand. Man konnte sich perfekt aus dem Weg gehen. Der Garten lud gerade zu dazu ein, im Sommer große Feste zu veranstalten. Dann sollte Rochefort eben noch einmal den braven Ehemann seines Engels spielen. Es wussten ja sowieso nur die Comptesse und der Compte und Madame de Bergerac. Und selbst die glaubten, er sei Maries Bruder. Was für eine perfekte Farce! Die anderen Gäste würden glauben, er veranstalte ein Fest zu Ehren seiner Schwester. Ein liebevoller Bruder. Ohne jeden Zweifel.

„Sag mal, wo ist eigentlich diese Madame de Bergerac? Seit ich wieder da bin, habe ich sie nur einmal zu Gesicht bekommen.“, Richelieu sah Marie fragend an.

„Oh, Angelique ist im Moment bei ihrer Schwester in Amsterdam. Sie hat wohl gerade erst ihr drittes Kind bekommen. Einen zweiten Jungen. Und da ist Angelique zur Taufe gefahren.“

„Ist sie Witwe?“

„Angelique?“

Ein Nicken.

„Ja, ihr Mann war Monsieur de Bergerac. Er war wohl ein einflussreicher Blumenlieferant. Sie hat ihn durch ihren Vater damals in den Amsterdam kennen gelernt. Er starb vor vier Jahren. Warum fragst du?“

„Ich habe sie, glaube ich, schon einmal gesehen. Aber das ist mindestens sieben Jahre her. Denn der Name de Bergerac kam mir doch irgendwie bekannt vor.“

Marie nahm es mit einem Nicken war, eifersüchtig war sie nicht. Sie wusste, dass Richelieu ihr treu war. Darin bestand nicht der geringste Zweifel. Sie löst sich aus seinen Armen und schritt durch das große Zimmer. Der Boden zeigte eine Art Schachmuster aus verschiedenen Holzarten und man konnte sich fast darin spiegeln, so sehr hatte das neue Personal die Dielen gescheuert und gebohnert mit Wachs. Marie und Richelieu mussten beim Betreten schon aufpassen, dass sie nicht hinfielen, so glatt war es teilweise. Die Fenster waren groß. Vier Stück gab es insgesamt, die viel Licht in den Raum ließen. Die Decke war hoch. Mindestens drei Meter und fünfzig. Sie war weiß, aus Stuck und unterteilt in drei Teile, die mit Deckenmalerei verziert waren. Der erste Teil zeigte Feen, die auf einer Sommerwiese spielten, tanzten und musizierten. Der zweite Teil zeigte Engel, die ihren Schabernack im Himmelsreich trieben und sich dabei anscheinend prächtig amüsierten, zumindest zeigten das ihre Gesichter. Der dritte und letzte Teil zeigte die Unterwasserwelt mit Nixen. Sie kämmten ihre langen, goldenen Haare, schwammen mit den Fischen. Das Zimmer war perfekt für ein Kind!

„Wo soll die Wiege stehen?“, Richelieu weckte Marie aus ihren Gedanken.

Sie sah sich um.

„Da!“, ihr Zeigefinger zeigte fast in die Mitte des Raumes. „Es ist nicht allzu nah am Ofen und auch nicht zu weit weg. Und zugig ist es dort auch nicht, die Fenster sind zu weit weg. Dort kommt der Schrank hin. Ein Stück neben die Tür. Dort eine Kommode und dort ein Schaukelstuhl. Das Kindermädchen schläft dort in dem kleinen Raum neben an. Unser Schlafgemach ist ja auch gleich das nächste Zimmer. Das Spielzeug verteilen wir dann nach belieben.“

Richelieu sah seinen Engel an. Dann beugte er sich zu ihrem Bauch hinunter:

„Eigentlich hätten wir gar nicht mitkommen müssen, was? Die Mama hat das ja schon alles im Voraus geplant, wie und wo was steht.“

Richelieu schaute Marie grinsend von unten an und erntete einen schmollenden Blick von ihr.

„Nun schau nicht so böse.“, er erhob sich und hob sie auf seine Arme und ging in das bereits fertig eingerichtete Schlafgemach, wo er sie auf das Bett hob.

„So, wenn du jetzt gleich immer noch schmollst, dann mach dich auf was gefasst.“

Marie brachte nur ein unverhohlenes Lachen raus. Doch dann beugte sie sich seinem Willen und vor allem seinem Verlangen.
 

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Es war spät am Abend als Richelieu hinunter in die Küche ging und etwas zu essen bestellte. Die Köchin war nicht gerade erfreut darüber, doch der Gedanke, am Ende der Woche mit Geld nach Hause zu kommen, trieb sie zum Herd.

„Ich werde es nach oben bringen lassen, in den Speisesaal.“

„Nein, nicht dorthin. Bringt es in das Kaminzimmer.“

„Wie Monsieur wünschen.“

Die Köchin verneigte sich, doch Richelieu hatte ihr schon den Rücken zugewandt und war schon wieder aus der Küche hinaus. Auf dem gang begegnete er Rochefort.
 

„Bonsoir, Eminenz.“

„Bonsoir Rochefort. Was treibt Ihr euch noch so spät hier in den Fluren herum ? Könnt Ihr nicht schlafen?“

„Nein Eminenz. Nicht wirklich. Es liegt vielleicht am neuen Bett.“

„Nun, dann solltet Ihr es schnellst möglichst einlegen.“, grinste Richelieu den Mann an.

„Das werde ich tun, Eminenz.“, Rochefort verneigte sich leicht. Seit Richelieu wieder da war, machte er seinen Diener auch wieder in Anwesenheit von Marie. Was sein Rücken ihm mit Schmerzen dankte.

„Nun, wir sehen uns sicherlich morgen früh, Rochefort. Ich wünsche Euch eine angenehme Nacht.“, Richelieu schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter und ging dann weiter. Doch nach ein paar Schritten drehte er sich noch einmal zu seinem Vertrauten um:

„Ach ja, falls Euch noch der Hunger überkommen haben sollte, dann geht nur schnell hinunter in die Küche. Die Köchin bereitet mir und meiner Frau auch gerade einen kleinen Mitternachtsimbiss zu. Sagt Ihr, dass sie Euch auch etwas geben soll. Sofern Ihr natürlich Hunger habt. Ich will Euch schließlich nicht zum Essen zwingen. Adieu.“

Schon war Richelieu in der dem schwach von Kerzen beleuchteten Gang verschwunden. Rochefort schaute seinem Herrn leicht irritiert hinterher. Es war nicht zu übersehen, dass Richelieu furchtbar gute Laune hatte.

‚Kein Wunder!’, dachte sich Rochefort, ‚Seit er wieder zurück in den Armen von Marie ist, kann er wieder in Ruhe schlafen. Sie tut ihm eben gut. Und jetzt sind sie hier ungestört von jedem Besuch.’

Rochefort unterdrückt den kleinen Anflug von Eifersucht und Neid. Er gönnte es seinem Herrn. Richelieu war jung, attraktiv und intelligent. Er war begehrt bei den Frauen am Hofe und es wurden unter ihnen schon Wetten abgeschlossen, wer ihn als erste verführen würde. Doch Rochefort wusste, dass Richelieu nur bei einer Frau schwach werden würde:

Und zwar bei seiner eigenen! Bei seiner Marie. Und außerdem würde er ja jetzt bald Vater werden. Im Grunde hinterging sein Herr noch nicht einmal Gott. Schließlich war er mit Marie nun verheiratet. Und die Priester der Hugenotten heirateten auch. Solange Richelieu Marie lieben würde, würde es Gott sicher auch tolerieren.

„Ein wahrer Glückspilz!“, sagte Rochefort zu sich selbst und ging anschließend die Treppe hinunter in die Küche.

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„Wo warst du denn solange?“, Marie sah erstaunt zu Richelieu als er zu ihr ins Kaminzimmer stieß.

„In der Küche und dann traf ich noch Rochefort. Und da haben wir noch ein bisschen geplaudert.“, erklärte Richelieu und setzte sich zu Marie, die in einer warmen Wolldecke eingepackt auf Kissen vor dem Kaminfeuer saß. Ihr Haare standen ihr wild vom Kopf ab. Doch für Richelieu wurde sie dadurch noch schöner.

„Wann kommt denn das Essen?“, Marie legte ihren Kopf auf Richelieus Schulter.

„In ein paar Minuten. Warum? Hast du Hunger?“

„Ja. Immerhin esse ich ja für zwei.“

Richelieu legte sich die Wolldecke mit um seine Schulter und zog Marie näher an sich, bis sie beide das Gleichgewicht verloren und Marie mit ihrem Liebsten in den unzähligen Kissen landete. Marie musste lachen.

„Was ist, warum lachst du?“, Richelieu schaute sie fragend an.

„Nur so.“

„Nur so?“

„Ja. Ich genieß es einfach mit dir hier allein zu sein. Unbeachtet von den Leuten, die deine Stellung kennen. Nur du und ich. Alleine. Wie ein frischvermähltes Ehepaar.“

„Wie eine baldige Familie.“, Richelieu strich Marie über den Bauch. Plötzlich zog er die Hand zurück und schaute Marie an. Sie nickte lächelnd, nahm seine Hand und legte sie auf ihren Bauch zurück.

„Ich war mir heute Nachmittag nicht sicher, ob es sich wirklich bewegt hat. Deswegen hab ich erst einmal nichts gesagt. Nur du haste s ja nun auch gespürt.“

„Tut das nicht weh, wenn es dich tritt?“

„Nein, nicht wirkli…autsch!“, Marie kniff die Augen zusammen und verzog das Gesicht.

„Was ist, was hast du mein Engel?“, Richelieu zog die Hand zurück und Marie hoch. „Alles in Ordnung mit dir?“

Marie nickte:

“Ja, alles in Ordnung. Nur das eben tat weh.“

„Was ist denn passiert?“

„Es hat mich geboxt.“, lachte Marie.

„Dann ist es wohl ein Junge.“, grinste Richelieu zurück.

„Na dann hoffen wir mal, dass er nicht demnächst anfängt mit dem Fechten.“

Marie lehnte sich wieder zurück. Und beobachtete Richelieu, wie er gedankenverloren über ihren Bauch strich und sie liebevoll anblickte. Erst das Anklopfen eines Dieners holte sie zurück in die Realität. Richelieu stand auf, öffnete die Tür und nahm dem Diener das Tablett ab. Keine fünf Minuten später saß er wieder neben seinem Engel.
 

Keiner der beiden sprach ein Wort während sie aßen. Still schauten sie den jeweils anderen ab und an von der Seite verstohlen an.

‚Mit jedem Tag wird sie schöner!’, dachte Richelieu bei sich. Er musste schon mit sich selbst kämpfen, um nicht jeden Tag mit Marie nur im Bett zu verbringen. So wie in stetigem Maße ihre Schönheit wuchs, wuchs sein Verlangen nach ihr. Ihre kindliche Naivität, die sie letztes Jahr noch besaß, wich immer mehr der Verantwortung, die sie nun trug. Lediglich in ihren Augen erkannte man noch das Kind. Und sie ließ das Kind nur raus, wenn sie etwas wollte. Wenn sie ihn wollte! Richelieu wusste selbst, dass er ihr dann nur zu gerne folgte. Er konnte ihr einfach keinen Wunsch abschlagen. Er liebte sie einfach viel zu sehr und mit jedem Tag noch mehr. Bei ihr konnte Richelieu sich sicher sein, dass Marie nach der Geburt nicht so aussehen würde, wie all die anderen vornehmen Damen. Und sie würde sich um ihr Kind kümmern. Natürlich würden sie eine Amme, ein Kindermädchen haben, aber Marie würde den Großteil wohl selbst machen. Richelieu wusste es. Es lag ganz einfach an ihrer Herkunft. Denn auch wenn sie jetzt im Hochadel stand, so würde sie ihre Herkunft nie ganz verleugnen können. Doch genau das war das Interessanteste an ihr. War das Interessanteste für Richelieu.

Gedankenverloren strich er ihr wieder über den Bauch.
 

„Na, wo bist du mit deinen Gedanken?“, Marie strich ihrem Liebsten sanft über die Wange. „Ich hoffe doch wohl bei mir.“

Richelieu nahm ihre Hand und küsste die Innenfläche.

„Nur bei dir mein Engel! Aber das weißt du doch.“

Marie nickte. Wie glücklich er sie mit jedem Treffen, mit jedem noch so kurzen Zusammensein machte. Nie hätte sie es sich träumen lassen. Das Glück war wunderschön und stattlich, in der Form ihres Märchenprinzen zu ihr gekommen. Liebevoll küsste sie seine Stirn.

„Ich liebe dich!“

„Ich liebe dich ebenso mein Engel!“

Marie lehnte ihre Stirn an die von Richelieu.

„Bald ist es soweit. Bald werden wir eine Familie sein. Und du wirst nachts vom Geschrei geweckt. Ob dich dann der König noch gebrauchen kann?“

„Ich habe keine Ahnung. Aber ansonsten erbitte ich vielleicht zunächst einmal einen Rücktritt. Käme doch dem Kardinal sehr gelegen.“, Richelieu grinste sie an und küsste sie kurz darauf. „Hat der Arzt bei seinem letzten Besuch eine genaue Angaben gemacht, wann es soweit ist?“

„In ungefähr dreieinhalb Monaten. Mitte Juni.“

„Hmm, ist ja doch noch etwas hin. Aber ich kann es kaum erwarten. Und dann möchte ich noch viel, viel mehr Kinder mit dir haben. Am liebsten einen ganzen kleinen Hofstaat.“

Richelieu lachte übermütig, benahm sich selbst wie ein kleines Kind.

„Ich freue mich auch.“

„Aber willst du denn überhaupt noch mehr Kinder mit mir?“

„Natürlich. Du bist der Mann meiner Träume. Und sehr sanft.“, sie küsste ihn, „Warum sollte ich also unter den gegebenen Umständen keine Kinder mehr mit dir wollen?“

Sie hatte Recht. Das wusste er. Richelieu zog seinen geliebten Engel von Frau näher an sich heran. Strich ihr sanft die Haare aus dem Nacken.

„Ich will für immer mit dir zusammensein, denn so soll es sein. Ich bleib dir treu. Solang wie ich leb. Bei den Sternen ich schwör’s!“

Sanft und liebevoll drückte er ihr einen Kuss auf den Hals. Sie wussten beide in diesem Moment, dass sie die wenigen Tage in ihrem neuen Reich genießen wollten, bevor es wieder zurück ging nach Paris. Sie wollten diesen Moment festhalten und für immer in ihren Herzen tragen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Schu_Lida-san
2006-12-07T16:37:19+00:00 07.12.2006 17:37
Nur noch dreieinhalb Monate dann weiß ich endlich ob Mädchen oder Junge!^^
*freu*
Das Kapitel wahr wieder wunderschön....ich wünschte ich hätte auch so ein Kinderzimmer gehabt!...ich bin gespannt ob es jemaden gibt der sich an ein Bild zu deiner FF traut...also speziel jetzt dieses Kapitel wo die beidem in Kinderzimmer stehen.
Von:  Noyn-Sama
2006-12-01T20:35:38+00:00 01.12.2006 21:35
Das is eine supa ff^^ Voll genial^^
Ich liebe es einfach nur, wie du Richelieu beschreibst^^
Echt geil^^
LG =)


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