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Nicht aus Stein

Der Kardinal und das Mädchen
von

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Frohe Kunde

Kapitel XI: Frohe Kunde
 

Marie stand nachdenklich am Fenster. Morgen würde Richelieu wieder abreisen. Er musste zurück zu den Truppen, die in Reims schon auf ihn warteten. Doch Marie hatte das Gefühl, dass ihr der Abschied diesmal leichter fallen würde. Es waren nur noch zwei Städte, aus denen die Hugenotten vertrieben werden mussten. Und außerdem war sie nun seine Frau.

„Seine Frau!“, leise sprach sie diese Worte immer und immer wieder, betrachtete dabei den goldenen Ring an ihrer Hand. Er war ganz einfach, fiel kaum merklich auf. Aber er war da. Das Zeichen ihrer Ehe war da. Selig lächelte sie vor sich hin und bemerkte dabei nicht, wie sich Richelieu von hinten heran schlich.

„Bonjour Madame!“

„Oh, erschreck mich doch nicht so.“, Marie boxte ihn sanft auf den Oberarm.

„Verzeih mir. An was denkst du?“ Richelieu schloss von hinten die Arme um seinen geliebten Engel. Nie hätte er sich erträumen lassen, einmal eine Frau an seiner Seite zu haben, mit der er alles teilen würde. Er würde zwar wieder getrennt von ihr sein, aber für eine nicht sehr lange Zeit. Außerdem hatte er eine Überraschung für sie.

„Marie, ich habe über diese Madame Angelique Nicoletta de Bergerac nachgedacht. Comptesse Sophie Christin du Marseillié kennt die Dame auch. Sie soll wohl ganz nett sein. Ich lasse sie mit der Comptesse als deine Gesellschafterin hier.“

Marie fuhr herum, umarmte ihren Mann stürmisch.

„Ist das auch wahr?“

„Würde ich meine Frau belügen?“

Marie küsste Richelieu zärtlich.

„Was möchtest du heute noch tun?“

„Mit dir an meiner Seite den Tag genießen. Können wir nicht hinaus fahren aus der Stadt?“

Richelieu schaute Marie an. Sie hatte immer solche Ideen. Obwohl es draußen eisig kalt war, wollte sie hinaus auf das Land fahren. Sie hatte erst eine Erkältung gehabt, wollte sie es erneut riskieren? Doch er wollte es nicht riskieren, sie traurig zu sehen, wenn sie nicht wegfahren würden. Nun gut, sollte sie ihren Willen kriegen. Er konnte sich ihrem Charme nicht widersetzen.

„Dann gebe ich Alexandre Bescheid. Er soll die Pferde anspannen lassen. Aber zieh dich bitte warm genug an. Du hattest mir etwas von einem Wintermantel erzählt. Zieh ihn an. Und schütze auch deine Ohren und deine Hände und den Hals. Ich möchte nicht die Nachricht erhalten, dass du mit einer Lungenentzündung im Bett liegst.“

Marie nickte brav und ging in das Ankleidezimmer, wo sie keine fünf Minuten später auf Madame Curée und Michelle traf.
 

Die Köchin hatte es schwer, das Korsett von Marie zuzuschnüren. Denn Marie und Michelle machten wie immer Witze über diverse Hofdamen, die Marie kennen gelernt hatte und die Marie Michelle nur zu gut beschrieb. Und noch etwas erschwerte Madame Curée die Arbeit.

„Madame, ohne Euch nahe treten zu wollen, aber ich denke, Ihr habt zu viel gegessen.“

Marie schaute sie an.

„Ja, seit ich hier bin, habe ich einen gesunden Hunger entwickelt. Das liegt wohl daran, dass Ihr zu gut kocht. Ich habe vorher nie so gut gegessen. Schnürt das Korsett ein wenig lockerer.“

Madame Curée schaute Marie nicht an. Sie schnürte das Korsett weniger fest, half ihrer neuen Herrin in ihr Kleid und machte ihr die Haare.
 

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Der Schnee knirschte unter den Füßen von Richelieu und Marie. Er war erst frisch in der vergangen Nacht gefallen, hatte ihnen der Wirt des Gasthauses erzählt, in dem sie Rast gemacht hatten und in welchem sich Alexandre noch immer aufwärmte.

Marie drückte sich an ihrem Geliebten.

„Ist dir kalt?“, Richelieu hielt inne und schaute seinen geliebten Engel von Frau besorgt an.

„Nein, ich möchte dich nur an meiner Seite wissen, deswegen drücke ich mich an dich. Und mir wird nur kalt, wenn wir jetzt nicht weitergehen.“

Marie grinste ihn an. Richelieu nickte und sie liefen weiter. Schon während des Essens in dem Gasthaus hatte Marie diese Idee, durch die frisch verschneiten Felder zu spazieren. Richelieu stimmte ihr kauend zu. Im Grunde nickte er nur, damit sie ebenfalls weiter aß und nicht beleidigt war, wenn er nein sagte. Zudem war das Essen wirklich gut. Was wahrscheinlich auch daran lag, dass Alexandre dem Wirt gesagt hatte, dass zwei höhere Herrschaften aus der Hauptstadt da seien. Und nun spazierte er mit seiner Frau durch eine weiße Winterlandschaft. Auf den Feldern stritten sich die Krähen um das Futter und sogar einen Fuchs sahen sie, als sie auf einer Brücke standen. Der kleine Fluss unter ihnen war zugefroren. Die Enten rutschten unbeholfen über das Eis und schnatterten wütend darüber, dass sie immer wieder hinfielen. Marie musste darüber nur lachen. Sie genoss diesen ländlichen Frieden. Die Stadt war schön, aber auch nur solange wie Richelieu bei ihr war. Wenn sie alleine war, überkam sie die Einsamkeit. Ihre Kindheit hatte sie in Paris verbracht, ihre Jugend wurde ihr dort durch die Männer ihres Viertel geraubt, ihre Eltern starben in den Armen der Stadt. Paris hatte nur eine schöne Seite in ihrer Vergangenheit: Sie hatte Richelieu dort kennen gelernt, lieben gelernt, sie hatte ihn dort geheiratet. Ansonsten bedeutet ihr Paris nichts, nichts, gar nichts.

Während der Fahrt hierher hatte Richelieu schon darüber nachgedacht, ob er nicht ein kleines Landschloss kaufen sollte. Nur für Marie und ihn. Er wusste, dass Marie die Stadt nicht leiden konnte und wenn er nicht in der Stadt weilen würde, könnten sie in jenem Landschloss Ruhe finden. Marie könnte bei längeren Parisaufenthalten in das Schloss flüchten, wenn ihr alles zu viel werden würde. Sie könnten hier ihre Kinder großziehen.

Kinder? Der Gedanke kam ihm auf der Brücke wieder in den Sinn. Irgendwann, dass musste sich Richelieu selbst eingestehen, würden sie sicher welche haben. Er würde alles besser machen, als es sein Vater getan hatte. Er würde seinen Kindern Freiheiten lassen. Sie sollten das machen, was sie wollten. Wenn sie Soldaten werden wollten, sollten sie Soldaten werden. Wenn sie Papst werden wollten, sollten sie Papst werden. Wenn sie König werden wollten, sollten sie König werden. Selbst wenn sie nach Amerika wollten, sollten sie nach Amerika gehen. Wenn sie nicht heiraten wollten, sollten sie es nicht tun. Und wenn sie jemanden aus dem dritten Stand heiraten wollten, sollten sie eben jemanden aus dem dritten Stand heiraten, solange sie diese Person liebten. Ihre Mutter wäre ja ebenfalls aus jenem Stand.

„Stimmt etwas nicht mit dir?“

Marie schaute Richelieu an. Er war die letzten fünf Minuten völlig mit seinen Gedanken woanders gewesen. Nun wandte er sich ihr wieder zu.

„Nein, es ist alles in Ordnung. Mach dir keine Sorgen.“

Er umarmte sie liebevoll und gab ihr einen Kuss auf ihre rote Nase. Sie legte ihren Kopf an seine Brust, hörte wie ruhig und gleichmäßig sein Herz schlug. Sie spürte seine ganze Wärme.
 

„Wir sollten zurückgehen. Die Sonne steht schon tief. Bis Paris brauchen wir noch zwei Stunden.“

Marie nickte. Wie gerne würde sie mit ihm die Nacht in dem kleinen Gasthaus verbringen. Doch dann müsste er schon gegen vier Uhr aufstehen, um nach Paris zu reiten. Das wollte sie ihm nun nicht antun. Sie hakte sich bei ihm unter und sie gingen den Feldweg zurück zum Gasthaus. Alexandre spannte sofort die versorgten Pferde seines Herrn vor die Kutsche. Die Frau des Wirtes gab dem jungen Paar noch eine kleine Verpflegung mit. Und auch Alexandre bekam von der Magd ein Päckchen mit Broten. So wie Alexandre sie angrinste, wusste Richelieu sofort, dass sein Kutscher während der letzten Stunden nicht untätig und nicht gerade mit seinen Gedanken bei seiner Frau Babette und den Kindern gewesen war. Das verstand Alexandre also unter ‚aufwärmen’. Richelieu schmunzelte nur still.

Während der Rückfahrt schlief Marie an Richelieus Seite. Kaum lag das Gasthaus hinter ihnen, lehnte sie sich schon an seine Seite und war kurze Seite später eingeschlafen.

„Es war wohl doch anstrengender für dich, als du dachtest.“, flüsterte er nur leise und zog sie näher an sich, um sie zu wärmen. Die Landschaft zog an ihnen vorbei, die Sonne sank immer tiefer. Ebenso sein Blick. Durch das Rucken der Kutsche war Maries Schal vom Hals gerutscht und gab nun wieder eindeutige Blicke in ihr Dekoltée frei. Richelieu konnte diesem Anblick nicht widerstehen.

‚War ihr Dekoltée schon immer so?’, ihm fiel auf, dass ihre Brüste eindeutig größer waren, als noch vor drei Monaten. Es fiel jedoch nur auf, wenn sie ein Korsett trug. Ein komisches Gefühl beschlich ihn. Sollte es etwa möglich sein? Er lächelte. Schön wäre es ja.
 

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Es war kurz vor fünf Uhr am Nachmittag, als sie im Palais ankamen. Als sie Paris erreichten, hatte Richelieu Marie schon geweckt. Sie sah blass aus in jenem Moment.

„Geht es dir nicht gut?“

„Mir ist etwas schwindelig.“

Besorgt bat Richelieu Alexandre daraufhin schneller zu fahren, was dieser auch tat. Als sie nun die Treppen hochgingen, stütze Richelieu seinen Engel und brachte sie auf dem schnellsten Weg in ihr Schlafgemach. Doch auf die Frage, ob es ihr besser ginge, schüttelte sie den Kopf. Richelieu deckte sie zu und eilte zu René.

„Lassen sie den Arzt rufen. Madame geht es nicht gut.“

René nickte nur und verschwand.
 

Der Arzt kam eine gute halbe Stunde später in Begleitung von René in das Gemach der Madame, wo Richelieu ungeduldig am Fußende des Bettes auf und ab ging.

Der Arzt Julien Nuré wusste von Richelieus Frau. Er hatte ihn rufen lassen, als Marie am Anfang ihrer Beziehung nicht aufwachte, vor einem Vierteljahr.

„Monsieur Nuré. Ich danke Ihnen, dass sie gekommen sind. Madame hat seit einer guten Stunde Schwindelanfälle. Doch sie ist nicht erkältet. Bitte helft ihr.“

Richelieu flehte schon fast. Nuré beruhigte ihn und bat ihn aus dem Gemach. Er würde ihn rufen, wenn er mit seiner Untersuchung fertig wäre.

„Eminenz, hat Eure Frau eine Vertraute hier? Ich würde jene Person gerne sprechen.“

„Natürlich, ich lasse sie rufen.“

Nur wenige Augenblicke später erschienen Madame Curée und Michelle im Schlafgemach und Richelieu trat in sein angrenzendes Arbeitszimmer hinaus. Rochefort stand dort ebenfalls. Er wollte seinen Herrn jetzt unterstützen. Und sei es bloß durch seine Anwesenheit. Außerdem würde er der Wut Richelieus ausgesetzt sein, wenn etwas Schlimmes mit Marie sein sollte. Und diese Wut würde nur er tragen können und kein anderer. Mit beschwichtigenden Worten versuchte er Richelieu etwas zu beruhigen. Doch es gelang ihm nicht sehr gut. Richelieu ging immer noch unruhig auf und ab wie ein wildes Tier im Käfig.

„Ich hätte nicht mit ihr hinaus aufs Land fahren sollen. In der Stadt ist es doch noch halbwegs geschützter und die Kälte strömt nicht so durch alle Ritzen und Poren. Wenn sie sich nur keine schlimme Lungenentzündung eingefangen hat.“

„Mein Herr, es wird nicht so schlimm sein. Sie wird wieder gesund werden. Vielleicht ist es nur ein kleiner Anfall von Schwäche. Vielleicht hat Madame zu wenig an Essen zu sich genommen.“

„Eure Worte trösten ein wenig, aber ich muss sie dämpfen, Rochefort. Madame hatte heute Mittag in dem Gasthaus, wo wir speisten, einen regelrechten Heißhunger. Sie aß ein ganzes Hühnchen alleine, während ich nur ein wenig mehr als die Hälfte schaffte. Auch die Beilagen verschlang sie. Ganz zu schweigen von dem Nachtisch.“, Richelieu ließ sich in seine Arbeitsstuhl fallen.

„Eminenz, Monsieur Nuré soll der beste Arzt der Stadt sein. Er wird es schon herausfinden.“

Rochefort setzte sich auf einen der Stühle gegenüber von Richelieus Arbeitstisch.

Richelieu war froh über Rocheforts Anwesenheit. Es beruhigte ihn, ihn in seiner Nähe zu haben. Ungeduldig schaute er auf die Kaminuhr. Schon fast zwanzig Minuten war der Arzt nun bei Marie. Und mit ihm die Köchin und das Küchenmädchen. Warum sollten sie ebenfalls anwesend sein und warum durfte er nicht? Diese Nervosität machte ihn schier wahnsinnig. Wussten die zwei Frauen etwa von Dingen, die Marie während seiner Abwesenheit getan hatte? Er vertraute Marie, aber es gab anscheinend etwas, was sie ihm nicht gesagt hatte. Während er vor sich hin grübelte, ging die Tür auf und die Köchin und Michelle traten heraus. Rochefort sprang auf und auch Richelieu tat eben jenes und schaute die Damen erwartungsvoll an. Doch beide schüttelten nur den Kopf.

„Es tut uns Leid, Eminenz, aber Monsieur Nuré sagte uns auch nichts.“

Richelieu senkte den Blick. Was konnte sein Engel nur haben? Es blieb ihm jedoch nicht noch mehr Zeit weiter darüber nachzudenken, denn nun trat auch der Arzt aus dem Gemach in das Arbeitszimmer.
 

„Monsieur, was hat Madame? Geht es ihr gut? Wie schlimm steht es um sie, wird sie überleben?“, Richelieu sprach hastig.

„Eure Eminenz, bitte beruhigt Euch. Madame geht es gut. Sie hat nur die üblichen Symptome einer...“, der Arzt wurde unterbrochen.

„Einer was? Nun lasst Euch doch nicht jedes Wort aus der Nase ziehen.“, Richelieu wurde etwas ärgerlich.

„Wenn Eure Eminenz mich nicht unterbrechen würde, könnte ich es Eurer Eminenz sagen.“

Richelieu nickte und wurde still.

Monsieur Nuré putze in Ruhe seine Brille und fuhr fort:

„Madame zeigen nur die üblichen Symptome einer baldigen Niederkunft. Ich rechne in gut sechs Monaten damit.“

„Das heißt...“; Richelieu stürmte auf den Arzt zu, der noch immer in seliger Ruhe seine Brille putzte. Doch als ihn der Bischof bestürmte, schaute er auf, setzte seine Brille auf und streckte ihm seine Hand entgegen. Richelieu nahm sie und schüttelte sie.

„Eure Eminenz, ich darf Ihnen gratulieren. Eure Eminenz werden bald stolzer Vater sein.“

Richelieu starrte den Arzt mit weit aufgerissenen Augen an. Er würde bald Vater sein? Er konnte es nicht ganz nachvollziehen.

„Aber Monsieur, wie, wie ist das möglich?“

„So, wie es bei jedem Ehepaar möglich ist.“, Nuré setzte sich auf das Sofa, welches an der Wand stand. „Natürlich wird keiner von mir erfahren, dass Ihr als Bischof eine Frau geehelicht habt. Ihr habt mein Wort, Eminenz. Und so denke ich auch, dass Ihr Euch nicht unbedingt an Euer Zölibat gehalten habt. Geschweige denn daran, dass die Ehe erst nach der Trauung zu vollziehen sei. Wie dem auch sei. Madame ist ganz offensichtlich schon seit Mitte September in anderen Umständen.“

Richelieu hörte nur mit dem halben Ohr zu.

„Rochefort, bringt Monsieur Nuré zur Tür und gebt ihm eine angemessene Bezahlung.“

Mit diesen Worten verschwand Richelieu im angrenzenden Schlafgemach seiner Frau.
 

Marie schlief, als Richelieu an ihr Bett trat und sich setzte. Sanft und überaus zärtlich strich er über ihr Gesicht.

„Marie, du machst mich zum glücklichsten Mann von ganz Frankreich. Was sag ich da? Ich bin dank dir der glücklichste Mann der Welt.“

Marie öffnete langsam die Augen. Und was sie sah, ließ ihr das Herz bis zum Hals schlagen. Da saß er:

Der zukünftige Vater ihres Kindes. Nie hätte sie gedacht, dass sie so schnell ein Kind von ihm erwarten würde. Nun war ihr Glück nahezu perfekt.

„Warum hast du mir nicht gesagt, dass du ein Kind erwartest?“

„Wie hätte ich es dir sagen können, wenn ich selbst nichts davon ahnte?“, Marie versuchte sich auf zu setzen, Richelieu half ihr. „Ich habe es eben erst selbst von Monsieur Nuré erfahren. Nicht im Ansatz hätte ich es ahnen können.“

Marie griff nach Richelieus Hand und dieser erwiderte ihren Händedruck.

„Warum waren Madame Curée und Michelle mit bei der Untersuchung dabei?“, Richelieu zog sich nebenbei seine Stiefel aus und setzte sich nun komplett neben Marie auf das Bett.

„Der Arzt wollte wissen, ob Madame Curée wissen würde, wann ich zu letzte meine Blutungen gehabt habe. Doch sie konnte es ja nicht wissen.“

„Wann hättest du sie denn haben sollen?“, Richelieu legte seinen Kopf auf ihre Brust und ließ sich von Marie sein Haar kraulen.

„Die letzten vier September Tage. Im August waren sie zuletzt gewesen. Im September hätte ich sie schon nicht mehr haben können, da...“

„Da du zu dem Zeitpunkt schon von mir schwanger warst.“

Marie nickte. Sie trug ein Kind von dem liebsten Mann der ganzen weiten Welt unter ihrem Herzen. Sie würde bald Mutter sein. Sie war schon völlig in süße Gedanken rund um ihr Kind verstrickt. Wie es wohl aussehen würde? Ob es Richelieus Haare oder ihre haben würde? Und die Augen? Ob er sich auch über ein Mädchen freuen würde? Marie schaute ihren Liebsten skeptisch an, was diesem nicht verborgen blieb.

„Was hast du?“

„Ich fragte mich gerade, wie unser Kind wohl aussehen würde. Und...“

„Und was?“, liebevoll hob er Maries Kinn an und schaute ihr tief in die Augen. „Welche Zweifel nagen an dir?“

„Wärst du enttäuscht, wenn ich ein Mädchen zur Welt bringe?“

„Wie kannst du nur so etwas sagen? Egal ob Junge oder Mädchen, dass ist mir herzlich egal. Mich interessiert nur, dass du und das Kind nach der Geburt gesund seid.“

Marie fiel ein Stein vom Herzen.

„Und wie sieht es mit den Namen aus? Du hast nur noch gut sechs Monate Zeit, um einen schönen Namen zu finden.“

Richelieu schaute Marie an. Dann rutschte er mit seinem ganzen Körper ein wenig tiefer und legte seinen Kopf auf das sich nun langsam abzeichnende Babybäuchlein.

„Wenn es ein Junge wird, dann wäre ich für Sebastien Jean Louis.“, erwähnte Richelieu und streichelte über den Bauch Maries.

„Und wie willst du das Mädchen nennen? Also, den Namen für den Jungen finde ich schön.“

„Ein Mädchen? Hmm, ich denke da an den Namen Julie Charlotte Madeleine. Oder magst du den nicht?“

„Ich denke, der würde passen. Aber wir haben ja noch sechs Monate Zeit um herauszufinden, was es wird.“

Richelieu stimmt dem ganzen zu. Mit sich und der Welt im Einklang streichelte er weiterhin zärtlich über Maries Bauch, und Marie ihm weiter durch die Haare. In Richelieu wuchs nun der Gedanke an ein Landschloss. Marie konnte unmöglich das Kind hier in Paris zur Welt bringen. Nicht in dieser stickigen Stadt. Im Flüsterton teilte er Marie seine Idee mit. Und erntete dafür eine begeisterte Zustimmung.

„Du könntest dich dort erholen nach der Geburt. Und es wäre ungefährlicher auch für mich. Was würden die Leute denken, wenn ich mit einem Kind auf dem Arm erscheinen würde.“

„Es könnte dir zum Verhängnis werden.“

„Eben. Ich werde zwar morgen aufbrechen müssen, aber ich werde René und Alexandre davon erzählen. Solange dir nicht schwindelig ist, kannst du dir in deren Anwesenheit leerstehende Schlösser auf dem Land anschauen.“

„Ich werde Michelle mitnehmen. Sonst wird es mir langweilig.“

Richelieu stütze sich ein wenig auf und schaute Marie an.

„Warum nicht mit der Comptesse du Marseillié und Madame de Bergerac?“

„Nun ja, beide Damen denken doch, ich sei bloß deine Schwester beziehungsweise deine Cousine. Da fällt mir ein, das muss ich noch irgendwie erklären.“

„Lass nur mein Engel. Das mach ich schon. Beziehungsweise der Compte du Marseillié.“
 

Die Stunden vergingen und das junge Paar malte sich alle Lebenssituationen mit ihrem Kind aus. Erst kurz nach Mitternacht übermannte sie der Schlaf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Schu_Lida-san
2006-07-30T17:12:03+00:00 30.07.2006 19:12
ein Kind! ein Kind!.....
hm...mädchen oder junge?.....*beides gerne lesen würde*

Aber wie schön er sich sorgen um sie mach....und Rocheforts reaktion....das er dann die wut abbekommt und nicht ein anderer....er denkt mit!^^
und überhaupt die reaktion von Richelieu bevor er erfhren hat der er Vater wird.....dieses dazwischenreden udn alles...
*freu*
Ein Kind!!!!!

schrieb bals/schnell weiter damit ich lesen kann wie es weiter geht!


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