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Leid

von

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Das Ende

Wir hatten uns wieder versöhnt, wie wir es immer machten. Doch seit jenem Tag war ich immer darauf bedacht gewesen, sie nicht erneut so wütend zu machen. Lieber lenkte ich von mir aus bei einem erneuten Streit ein oder gab ihr erst gar keinen Grund wütend zu werden. (Wenn Claudine nicht von der Frau erzählt hätte, hätte Relena nie von meiner Unterhaltung mit ihr erfahren.) Denn ich hatte Angst, dass sie erneut handgreiflich werden könnte und ich wollte in keinem Fall wieder diesen ernsten Ausdruck in ihren Augen sehen.
 


 

Wir lösten uns voneinander doch hielt ich Relena weiterhin in meinen Armen.
 

Als ich an diesem Abend im Bett lag, Relena schlafend neben mir, begann ich (nicht zum ersten Mal) über unsere zur Zeitige Beziehung nach zudenken. Wir hatten uns erneut gegenseitig verletzt und mir kam es vor als ob wir uns immer öfter und in kürzeren Abständen stritten. Ich wollte nicht mehr so weiter machen. Ich war es leid verletzt zu werden und ich war es leid zu verletzen. Und ich war es leid die Kinder unter unseren Streitereien leiden zu sehen.
 

Vielleicht würden uns einige Monate Abstand voneinander gut tun.
 

Am nächsten Morgen erzählte ich Relena von meinen Gedanken und sie stimmte mir widerwillig zu. Was blieb ihr auch anderes übrig? Notfalls wäre ich mit den Kindern auch ohne ihre Zustimmung für ein paar Monate fort gegangen.
 

Die Monate vergingen und während dieser Zeit wurde mir bewusst wie sehr ich mich Relena zu liebe verändert hatte. Wie schon zuvor erwähnt überlegte ich mir in ihrer Gegenwart genau ob ich eine andere Frau erwähnte oder nicht. Mir wurde klar, dass ich ihr in sehr vielen Dingen zustimmte, auch wenn sie unwiderlegbar falsch lag. Nur weil ich keine Lust mehr hatte gegen eine Wand anzurennen, da sie genauso stur wie ich sein konnte, vielleicht sogar sturer.
 

Ich erinnerte mich an eine Episode. Es war im Grunde ziemlich banal, wir stritten uns um die Bedeutung eines Wortes. Nun wo ich mit den Kindern alleine war und mir der Vorfall wieder einfiel, schlug ich das Wort im Duden nach und ich musste feststellen, dass ich recht gehabt hatte. Aber viel mehr als zu bestimmen wer recht hatte, ließ es mich erkennen, dass Relena nicht in allen Dingen recht hatte. Sie mochte ein unglaubliches Wissen im Bereich Politik und Wirtschaft haben, aber das hieß nicht automatisch, dass sie in jeglichen Lebensbereichen ein solches Wissen nachweisen konnte.
 

Ich musste lachen, Relena hatte mich fast überzeugt gehabt. Davon überzeugt, dass ich nur ein Ex-Soldat sei, der ihr im intellektuellen Bereich par tout nicht das Wasser reichen konnte.
 

Dies und noch mehr erkannte ich während meiner Trennung von ihr. Ich hoffte nur, dass sie auch einige Dinge erkannte.
 

Nach dem schlussendlich ca. vier Monate vergangen waren, kontaktierte ich Relena. Ich war bereit einen Neuanfang zu machen, es noch einmal zu versuchen. Wir machten ein Treffen miteinander aus.
 

Wir saßen uns gegenüber in einem Restaurant, welcher wir beide sehr schätzten. Das Essen war gut und der Service ebenso.
 

„Erinnerst du dich als wir das erste Mal hier aßen?“
 

„Ja. Du sahst bezaubernd aus, wie jetzt auch ’Lena.“
 

So begann unser Gespräch über vergangene Zeiten. Unser Gespräch führte von guten zu schlechten Zeiten, über die Aktion als sie mich geohrfeigt hatte schließlich zu belangloseren Sachen wie das Befinden unserer gemeinsamen Freunde etc.
 

Das Treffen verlief ausgesprochen gut, wir verstanden uns wieder so gut wie am Anfang unserer Ehe. Auf Grund dessen kam es so, dass die Kinder und ich wieder zu Relena zogen. Es sah tatsächlich so aus als ob es sich alles zum Guten wenden würde. Doch wie es oft im Leben ist… der Schein trog.
 


 

Es war ca. eine Woche später als das Ende kam, so wie es hatte kommen müssen. Die Kinderwaren bei Freunden oder im Kindergarten und Relena und ich… wir hatten den wohl heftigsten Streit überhaupt.
 

Diesmal war es mir vollkommen egal ob ich Relena über ihrem kritischen Punkt hinaus stieß und mir war egal ob – und wie sehr – ich sie verletzte. Ich tat etwas was ganz gegen meine eigene Gewohnheit ging: Ich ließ meiner Wut freien lauf. Keine emotionale Kontrolle, kein überlegtes Handeln und keinerlei Präzisionsarbeit. Denn nun hatte sie mich über einen Punkt hinaus gestoßen. Und das Resultat war genauso schlimm wie ich es immer befürchtet hatte.

Oh ja… ich hatte schon gewusst warum ich immer wenn ich wütend war solch starke Kontrolle ausübte.
 

Ich schrie sie an, dass ich gedacht – gehofft – hatte sie würde sich in unserer Zeit der Trennung vielleicht etwas verändert haben aber sie war noch genauso wie zuvor. Genauso rechthaberisch und besserwisserisch wie bisher.
 

„Relena verdammt noch mal, mir reicht’s! Ich will keinen Kontakt mehr mit dir haben! Ich will die Scheidung!“, brach es aus mir wie Wasser aus einem Loch im Staudamm heraus.

Auf ihre Antwort achtete ich nicht mehr und dies ganz bewusst. Ich wollte nicht erneut von ihr verletzt werden, denn dann würde ich sie wiederum verletzten wollen. Ich wollte ein Ende zu dem Ganzen. Ich stürmte in Wut aus dem Arbeitszimmer und knallte die Tür zu. Dann verfuhr ich ebenso mit der Haustür.
 

Dies war das Ende, unser Ende. Das Ende unserer Ehe, das Ende von UNS.
 


 

Heute lebe ich mit den Kindern auf Kolonie L1 wo ich aufwuchs. Ich habe keinen Kontakt mehr zu Relena, doch hatte ich noch eine zeitlang Kontakt zu unserem gemeinsamen Freund Quatre. Als ich ihm in einem Gespräch von Relenas aggressivem und Besitz ergreifendem Verhalten mir gegenüber erzählte konnte er es nicht glauben.
 

„Aber Heero… das… Relena würde so etwas doch niem…“, er brach ab, wusste er doch, dass ich die Wahrheit sprach. Denn schließlich… warum sollte ich ihn belügen? Welchen Grund sollte ich haben zu erzählen, dass „der perfekte Soldat“ Angst vor seiner Ehefrau gehabt hatte?
 

Wenn überhaupt wäre solch eine Lüge höchstens für mich rufschädigend und nicht mehr. Warum also sollte ich dies erzählen wenn es nicht der Wahrheit entsprach?
 

Quatre setzte erneut zum Sprechen an. „Ich habe Relena noch nie von dieser Seite kennen gelernt. Das ist einfach furchtbar Heero.“
 

Er sah mich mit Mitgefühl an. Kein Mitleid, einfach nur Mitgefühl und dafür dankte ich ihm in Gedanken. Mein ohnehin schon stark angekratztes Selbstbewusstsein hätte es anders nicht ertragen. „Heero Yui, seit Jahren Opfer von verbaler und körperlicher Misshandlung seiner Ehefrau Relena!“ ich schauderte bei dem Gedanken an solch einer Überschrift in der Zeitung.
 

Vielleicht war ich das gewesen – ein Opfer. Jedoch konnte ich mir von Mitleid nichts kaen, es würde die geschehenen Dinge nicht rückgängig machen. Zweitens… brauchte ich nicht daran erinnert werden wie sehr ich mich – meine Identität – für sie aufgegeben hatte, wie sehr ich mich dadurch von ihr abhängig gemacht hatte. Denn dadurch fühlte ich mich nur noch hilfloser, noch mehr wie ein Opfer, nicht in Kontrolle zu sein über sein eigenes Leben. Entscheidungen nicht für mich selbst zu treffen sondern für SIE.
 

Daran musste ich wirklich nicht erinnert werden.
 


 

Das war das letzte Gespräch, welches ich mit Quatre geführt hatte. Auch mit ihm habe ich keinen Kontakt mehr. Und ich bin froh alle Verbindungen zu meinem alten Leben abgebrochen zu haben. Es ist für mich ein Neuanfang. Ich bin froh darüber, froh wie alles verlaufen ist. Trotz der schlimmen Erfahrungen möchte ich diese Zeit nicht missen, die ich mit Relena verbracht hatte, denn es ließ mich wichtige Dinge über mich selbst lernen.
 

Das einzige was ich bedauere ist der Fakt, dass Relena wahrscheinlich bis heute nicht über die damalige Situation reflektiert hat. Sie hatte damals etwas in mir gesucht, sie hatte etwas gewollt. Was weiß ich nicht… wahrscheinlich wusste sie es selbst nicht. Ich weiß nur, dass ich es ihr nicht geben konnte.
 

Während ich vorm Laptop sitze und diese letzten Zeilen Relenas und meiner Geschichte erzähle muss ich lächeln, denn mir fällt auf, dass ich nun endlich abgeschlossen habe. Was ich zuvor noch bedauerte, bedauere ich jetzt nicht mehr. Es tut mir für Relena leid, dass alles so gekommen ist und ich ihr nicht hatte geben können wonach sie gesucht hat, aber mehr auch nicht. Ich kann nun endlich völlig frei mit meinem Leben weiter machen und hoffe, dass auch Relena in der Lage ist ihr Leben zu leben und endlich zu finden wonach sie auch immer sucht.
 

Ende
 

geschrieben von Heero Yui, AC 205
 


 


 

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Hoffe es hat euch gefallen. Desweiteren hoffe ich, dass die Beendigung dieser Fic meinen Lesern Mut macht auf meine Worte zu vertrauen, dass ich die angefangenen Fanfics beenden werde.



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