Der Stalker
Kapitel 3: Der Stalker
Es war abends.
Tenten schritt durch die dunkle Allee. Und fühlte sich erschöpft wie schon lange nicht mehr. Nach ihrer Meinung hatte Neji sie gnadenlos ausgemeutet: 64 ihrer Chakra-Punkte waren verschlossen. Für was hielt er sie eigentlich? Eine Stroh-Puppe?
Er hatte vorgeschlagen, dass sie die Rollen ausnahmsweise mal tauschen sollten. Gewöhnlich pflegte Tenten ihn mit ihren Waffenarsenal ihn anzugreifen, damit er seine Verteidigung noch perfektionieren konnte. Doch heute wollte er in der Offensive stehen - aus welchen Grund auch immer.
Wo war Lee, wenn man ihn mal gebrauchen konnte?! Es war ihre Dummheit gewesen, ihre Einverständniserklärung abgegeben zu haben. Jetzt schüttelte sie resigniert mit dem Kopf, wenn sie daran zurückdachte, wie kläglich sie an ihrer Verteidigung gescheitert war. Heute war sie offiziell zur Nejis persöhnlicher Dummy degradiert worden.
°Merke: beim nächsten Mal sofort das Weite suchen, wenn Neji seine Hakke Rokuju Yonsho einsetzen will. Ich bin nicht so größtenwahnsinnig wie Naruto, sich freiwillig...° Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sie ES spürte.
Da war es wieder!
Ein ominöser Schatten zwischen den Bäumen, das auf eine menschliche Gestalt verwies. Nicht zum ersten Mal hatte sie das Gefühl, von jemanden verfolgt, oder zumindest beobachtet zu werden. Ihr lief es eiskalt den Rücken runter, als sie den dunklen und leeren Weg hinter sich sah. Blätter raschelten von den Bäumen.
Tenten nahm ihr Bestes, alles zu ignorieren. Vielleicht war es ja nur Einbildung.
Sie setzte langsam ihre Schritte fort, bis sie wieder einen kurzen Blick auf eine dunkle Siluette erhaschen konnte. Das war jetzt doch zuviel! Vorsichtig zog sie drei Kunais heraus und kniff die Augen zusammen. Wer zur Hölle verfolgte sie die ganze Zeit? Was würde man von ihr wollen?
Sie atmete konzentriert aus und ein. Es sah schlecht aus für sie.
Wenn es hart auf hart kommen würde, und der Gegner ein Ninja auf Chunin-Level wäre, dann würde sie garantiert verlieren, da ihre Chakraregulierung immernoch hartnäckig streikte. Sie biss sich auf die Lippen.
°Verdammter Neji! Wenn ich nicht nach jeden Training so fertig wäre, dann wäre ich vielleicht in der Lage, diesem Stalker die Fresse zu polieren! Apropos - wie gerne würde ich auch das Byakugan besitzen...° dachte sie sich, als sie vergeblich zwischen den dunklen Bäumen spähte. Der Verfolger musste wohl gemerkt haben, dass sie Verdacht geschöpft hatte.
Tenten seufzte und steckte ihre Waffen wieder ein. Sie war müde. Todmüde. Sie wollte nur noch essen, duschen und sich in ihren warmen Bett verkriechen. Und dabei vorallem keine Gedanken an diesen Schatten verschwenden. Aber es war Zeit, dass sie etwas gegen ihn unternehmen musste.
Am nächsten Morgen erreichte sie schlecht ausgeschlafen den Trainingsplatz. Sie wurde den untrüglichen Gefühl nicht los, dass sie sogar im Schlaf beobachtet wurde. Dunkle Augenringe verzierten ihr Gesicht, ihre Haare waren durcheinander und sie befand sich immernoch nur im halbwachen Zustand. Aus Gewohnheit setzte sie sich hin, packte sie monoton ihre Schriftrollen aus und gähnte herzhaft.
"Du siehst jämmerlich aus." Sie wirbelte herum und sah Neji hinter sich stehen.
"Danke für das Kompliment." antwortete sie müde. Sie war gerade nicht in der Stimmung, sich auf einen Kontra mit ihm einzulassen.
"Hn." Er wollte wieder weggehen, als ihr plötzlich etwas einfiel und an sein Hosenbein klammerte. "Warte!"
Neji sah zu ihr runter und runzelte leicht die Stirn.
"Ich äh... Ich wollte fragen, ob du mich heute abend nach Hause begleiten könntest..." fragte sie kleinlaut.
"Warum?" Er hob eine Augenbraue.
"Weil ich glaube, dass mich jemand die ganze Zeit verfolgt."
"Und was habe ich damit zu tun?"
"Ich hoffte, du könntest diesen Stalker einen Arschtritt verpassen..."
"Bist du deshalb so schlecht ausgeschlafen?"
Sie nickte.
"Ich habe was besseres zu tun, als kleine Mädchen babysitten." sagte er nach einer Weile. "Du bist doch eine Ninja! Du solltest selbst in der Lage sein, um dich zu kümmern!"
"Aber vielleicht ist er stärker..." versuchte sie zu argumentieren.
"Du bist eine Waffenspezialistin!" sagte er kurz angebunden. "Und außerdem... wer - ausgenommen ein blinder Volltrottel - würde schon so einen Mannsweib wie dir hinterherlaufen wollen?..."
Tenten riss empört den Mund auf. Jetzt schlug es aber dreizehn!
Natürlich wusste sie, dass sie nicht besonders attraktiv oder ladylike war. Sie fand das mädchenhafte Getue mit Schminken und Hübschmachen als Zeitverschwendung und einfach nur noch lächerlich. Doch deshalb so einen direkten Hinweis auf ihr knabenhaften Auftreten zu bekommen...
Da war es ihr egal, ob er Hyuuga hieß oder nicht!
Dreißig Kunai und Shuriken hingen an der Stelle des Baumstamms, wo noch Bruchteile von Sekunden zuvor Nejis Kopf gewesen war.
"Das arme Holz hat dir nichts getan..." sagte er schulterzuckend. Von seinen Grinsen zu schließen, machte er einen leicht amüsierten Eindruck.
"Also gut!" schnaubte Tenten beleidigt. Sie packte ihre Sachen wieder zusammen. "Such dir doch ein anderes Mädchen, das freiwillig mit dir trainiert!" Das Wort ´Mädchen´ spuckte sie regelrecht aus. "Ich frag dann jemanden, der ein wenig mehr Feingefühl hat als du! Aber wahrscheinlich weißt du nicht einmal, wie man Gefühle überhaupt buchstabiert, oder?"
Neji sah zu, wie sie davonrauschte. Fast hatte er die Befürchtung, dass er soeben vielleicht zu weit gegangen war. Doch sonst würde es früher oder später rauskommen, dass ER derjenige war, der sie auf Schritt und Tritt beschattete. Und er würde es sonst niemanden gestatten, das Gleiche zu tun. Nur er hatte das Recht dazu!
Natürlich war er leicht überrascht, als er erfuhr, wie sehr es ihr zusetzte. Doch er dachte gar nicht daran, damit aufzuhören. Es war für ein Mädchen wie sie gefährlich so spät am Abend alleine durch die Gassen und Bäume zu gehen. Es war sozusagen nur eine Schutzmaßnahme für den Fall, wenn sie wirklich von jemanden angegriffen werden würde. Er hatte in den letzten Tagen nur sichergestellt, dass sie sicher Zuhause angekommen und in Ruhe eingeschlafen war. Außerdem wollte er herausfinden, mit welcher männliche Personifikation sie die ganze letzte Zeit beschäftigt gewesen war.
Es war nicht so, dass er sie belästigen oder bespannen wollte. Das einzige Mal, wo er mit seinen Augen in ihre Dusche geschaut hatte, war, als er sich Sorgen gemacht hatte. Woher sollte er denn wissen, dass nicht nur Hinata länger als zwei Stunden im Bad braucht? Innerlich nahm er alles zurück, was er ihr vorhin gesagt hatte. Er würde sogar dafür bürgen, dass Tentens Körper durchaus eine sehr weibliche Form besaß. Ein Glück, dass damals niemand sein Nasenbluten gesehen hatte...
Er wartete noch einige Minuten, bis er ihr folgte. Er war leicht gespannt, was sie jetzt unternehmen würde. Sie hatte behauptet, dass sie jemanden finden würde, der ihr half. Wahrscheinlich würde sie den Trottel Lee...
Er stoppte abkrupt und verbarg sich zwischen den Ästen. Da unten stand sie und redete mit diesem Shikamaru. Moment mal! Shikamaru?
°Wie kann dieser Annanasfrisur es nur wagen-...° Neji knirschte mit den Zähnen. °Gut, jetzt weiss ich wenigstens, wer als nächster dran glauben muss...°