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Magisches Erbe - Faye Sullivan

and the dark destiny
von

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Gefahr

Geheimnisse. Geheimnisse waren Dinge, die Menschen dazu bringen konnten, etwas zu tun, damit es im verbogenen blieb. Manchmal tat man Dinge, die unverzeihlich und zerstörerisch waren, nur um dieses Geheimnis zu hüten. Doch wozu waren Geheimnisse eigentlich gut? Brauchte man sie so dringend und zerstörte Leben anderer Menschen, nur um diese auf ewig zu versiegeln?

Geheimnisse hat jeder Mensch, das ist unumstritten. Doch wozu sind sie nun gut? Damit man das Gefühl gegenüber sich selbst nicht verliert, etwas zu wissen, was andere nicht wissen? Nur um sich größer zu fühlen - mächtiger?

Geheimnisse sind lebensnotwendig, denn ohne Geheimnisse wäre diese Welt, die dem Umbruch näher rückt, nicht ganz so interessant oder faszinierend, wie wir sie kennen.

Die Welt der Hexen und Zauberer war ein Universum für sich, denn hätten die Muggel auch nur eine winzige Ahnung davon, was sich im kleinen Dörfchen Little Willow in den letzten Tagen abgespielt hatte, sähen sie sehr misstrauisch der Zukunft entgegen.

Hätten sie nur gehört, dass es magische Wesen gab, die übernatürliche Fähigkeiten besaßen und unter ihnen lebten, so hätten sie den Erzähler für verrückt erklärt.

Doch was war schon verrückt? Nur eine weitere Möglichkeit, die Dinge zu sehen.

Die herannahenden dunklen Gewitterwolken kündigten nur andeutungsweise die Ausmaße an, die bald über dem Hause Sullivan wüten sollten.

Es war eine schwere Zeit für die nun volljährige Faye Sullivan. Erst diese mysteriöse Nachricht, die wahrhaftig aus der Feder ihrer leiblichen Mutter stammte. Ihr Pflegevater wurde verwundet und starb, was wohl die schlimmste aller Nachrichten gewesen war. Dann stellte sich heraus, dass ihre Pflegeeltern in Wahrheit ihre Großeltern waren, sie also fast siebzehn Jahre belogen wurde. Sie hatte eine Tante gehabt, Kassiopeia, doch sie wurde von einem Werwolf namens Fenrir Greyback getötet.

Im eigentlichen Sinne konnte man festlegen, dass die Sullivans nicht gerade vom Glück gesegnet waren. Besonders nicht die Jüngste.

Die Weihnachtsferien waren vorüber. Die Sullivans hatten den heiligen Abend dicht zusammengedrängt vor dem Kamin verbracht, doch selbst die Wärme des Feuers konnte die frischen Wunden nicht heilen.

Etwas fehlte. Fayes Großvater. Dieser Schmerz war zu neu, zu unerwartet, zu grausam, um darüber richtig nachdenken zu können. Es war so unreal zu denken, alles sei nur ein Traum. Gleich ging die Tür auf und er spazierte fröhlich ins Haus ...

Das entsprach leider nicht der Realität, denn er war tot. Nichts auf der Welt konnte ihn wieder zurück bringen. Dieses drückende und schmerzende Gefühl tief in ihrer Brust zu verdrängen war nicht klug, doch war es für Faye momentan die bessere Lösung.

Der Abschied am Bahnhof fiel ihr daher nicht sehr leichter. Ihrer Großmutter standen die Tränen in den Augen, doch sie musste die Hand ihrer Enkelin los lassen, da der Zug sich bereits in Bewegung gesetzt hatte. So stand sie am Bahnsteig und spähte dem Hogwarts-Express nach, der langsam in der Ferne verblasste.

Eine letzte Träne suchte den Weg über ihre Wange, dann trete sich Mrs. Sullivan ihrer eigenen Bestimmung zu. Trotzdem war noch die Ungewissheit , welche sich um ihre Enkelin drehte.

Faye Sullivan, benannt nach ihrer Mutter, hatte wohl das Schlimmste noch vor sich. Alles deutete darauf hin, dass ‚er‘ sie nun endgültig gefunden hatte – und das ahnte Mrs. Sullivan. Die Beteiligten konnten nur hoffen, dass der Moment nie eintreffen würde, in dem sich beide gegenüberstehen und die junge Faye ihrem magischen Erbe folgen muss.

Leider aber hatte das Mädchen keinerlei Ahnung, was der Großmutter das Herz fast gänzlich zerbarst. Selbst das Ministerium schöpfte im Dunkeln. Allein eine Person wusste die volle Wahrheit, denn das Geheimnis, was um Faye Sullivan gestrickt war, lag tief verborgen im gebrochenem Herzen ihrer Großmutter, weinend über den Verlust ihres geliebten Mannes. Hoffend, dass es niemals – um Fays Willen – an den Horizont der Wirklichkeit herangetragen würde.
 

Ein wunderschöner schneeweißer Morgen nahm seinen Anfang, während die meisten Hogwartsschüler noch schlaftrunken in ihren Betten schlummerten, andere sich wiederum aufrafften, um dem neuen Tag Tribut zu zollen. Der wolkenlose Himmel war gezeichnet von Morgenröte, die sich sanft über die Ländereien ausbreitete und sie in freundliche Erwartungen tauchte.

In weiter Ferne erblickten die Umrisse eines dunklen Vogels flügelschlagend den Horizont.

Im Schloss erwachte nun auch Faye aus einem traumlosen Schlaf, geweckt von Unruhe, die den Schlafsaal gefüllt hatte. Chelsea Miller war wie immer schon früher aufgestanden und wühlte nun in ihrem noch immer nicht ausgepackten Koffer.

Schlaftrunken setzte sich Faye auf und sah ihrer Freundin belustigt zu, wie sie fast im Koffer versank. Natürlich war er magisch vergrößert, sodass mehr hinein passte, als es äußerlich den Anschein machte.

„Vielleicht hättest du gestern auspacken sollen?“, rief Faye, worauf Chelsi mit einem überraschten Aufschrei ins Wanken kam und kopfüber im Inneren des Koffers verschwand.

Faye brach auf dem Bett in schallendes Gelächter aus und lief prustend zum Punkt, an dem ihre Freundin verschwunden war. Tief im Koffer kam ein heiseres Fluchen an die Oberfläche. Faye spähte über den Rand und entdeckte das Mädchen einen Meter weiter unten verquer liegend, inmitten Kleidung und Büchern eingeklemmt. Ein Bild für die Götter!

Chelsea starrte nach oben, während Faye sich zusammenreißen musste, um nicht erneut loszuprusten.

„Ich warne dich!“, grummelte Chelsi mit drohend schwingender Faust, gleichzeitig deutete sie damit an, dass sie Hilfe benötigte.

Faye konnte sich jedoch ein breites Grinsen nicht verkneifen, als sie ihre Freundin aus dem Koffer hievte.

„Sag nix!“, murmelte Chelsi, da Faye sie wissend ansah und dabei wie ein Weltmeister über beide Ohren grinste.

„Ich sag doch nichts“, beteuerte Faye, jedoch nicht besonders überzeugend, da sie fast platzte, was man ihrem roten Gesicht sehr genau ansah.

Noch am Frühstückstisch zog sie genüsslich über Chelsis ‚Fall‘ her, was diese nicht sehr begeisterte, doch das war Faye egal. Eine willkommene Abwechslung zu den Geschehnissen der letzten Wochen. Chelsea dagegen war natürlich froh, dass ihre Freundin wieder Lachen konnte. Der erste Tag wieder auf Schloss Hogwarts war selbst für sie nicht leicht gewesen. Mit gespitzten Ohren und weit aufgerissenen Augen hatte sie ihren Erzählungen gelauscht. Selbst jetzt konnte sie es noch nicht recht glauben. Ihre Pflegeeltern waren ihre Großeltern, dazu im Orden des Phoenix (eigentlich sollte es Faye nicht weiter erzählen, doch sie vertraute Chelsi) und der Brief war tatsächlich von ihrer leiblichen Mutter gewesen.

Was sie jedoch stutzig machte, war die Anspielung in dem Brief, was ihren Vater betraf.

‚Er ist an einem dunklen Ort.‘

Sicher war das Faye auch durch den Kopf gegangen, doch sie traute sich nicht, ihre Freundin darauf anzusprechen. Vielleicht rissen noch nicht verheilte Wunden auf und das letzte was Chelsi gebrauchen konnte, war eine verzweifelt heulende Freundin.

In solchen Dingen war sie nicht gut. Sie war eine gute Freundin in allen anderen Dingen, doch wenn es anderen schlecht ging, so konnte sie ihnen nicht helfen. Solche Sachen gingen ihr selbst an die Nieren, wenn sie einen leiden sah, dann litt sie mit. Daher distanzierte sie sich meist von der Person, um nicht mit hinunter gezogen zu werden.

Sie wusste selbst, dass das gegenüber der Freundin nicht nett war, aber Faye zum Beispiel wusste bereits wie Chelsea tickte und tolerierte dies. Natürlich wünschte sie sich, dass sie für sie da wäre, was sie in Gedanken auch war, doch Chelsi konnte niemanden weinen sehen.

Faye neckte ihre Freundin weiter, während die ersten Eulen in die Große Halle flogen.

Die Post war da. Chelsi bekam den Tagespropheten auf den Kopf geklatscht, was Faye erneut zum Lachen brachte. Mürrisch starrte Chelsi auf die kleine weiß-graue Eule, die gerade neben ihrer Müslischüssel aufsetzte und anfing auffordernd an ihrem Umhangssaum zu zupfen.

„Erst unverschämt sein und noch Geld verlangen ...“, murmelte sie grimmig und ignorierte Fayes Kichern, während sie nach ein paar Knuts suchte, die sie dem Tier in einen kleinen Beutel stopfte, der an einem Bein befestigt war.

Die Eule fiepste kurz dankend auf und startete, mit ungeschickten Aufschlagen der Flügen, in die Höhe.

„Heutzutage nehmen die von der Post jede Eule“, grummelte sie und schlug den Propheten auf, um die Nase darin zu vergraben.

Faye kaute derweil belustigt auf ihrem Marmeladenbrötchen herum, als eine schwarze Eule direkt auf sie zugeflogen kam. Die Spannweite ihrer Flügel war gigantisch und verdunkelte für Sekunden die Köpfe der Schülerschaft, über die sie hinweg flog.

Einige gaben Überraschungsrufe von sich, was wohl Fayes Aufmerksamkeit von Chelsi zog und der riesigen Eule mit den Augen folgte. Um so überraschter war sie, als sie elegant und leise vor ihr auf dem Tisch landete und ihr das Bein entgegen streckte. Daran war ein kleines Säckchen befestigt, was Faye mit sehr gemischten Gefühlen abband. Sofort wand sich die Eule ab und flog zurück zum Deckenhimmel, hinaus aus der Halle.

Chelsi lugte über ihren Propheten und sah noch das Tier verschwinden, dessen Auftauchen sie gar nicht wahr genommen hatte. „Wow, was für ein riesen Ding“, sagte sie. „Wer hat Post von der bekommen?“

Faye sah sie nichtssagend an und wand sich ihrem dunklen Samtsäckchen zu. Sie konnte sich nicht vorstellen, wem diese Eule gehören könnte, oder wer ihr etwas schicken sollte. Ihre Großmutter hatte vorläufig keine Eule angekündigt, da das zu gefährlich sein würde. Falls die Eule abgefangen und brisante Dinge darin gestanden hätten, wäre das nicht gut gewesen. Warum sie überhaupt abgefangen werden sollte – hatte sie ihr natürlich nicht offenbart.

Etwas, was sich im Inneren befand, fühlte sich hart an, klein und uneben, fast wie ... Schnell knüpfte sie die Schnüre auseinander und zog das Säckchen auf, um etwas dunkles in ihre Handkuhle gleiten zu lassen.

Es war eine Kette aus dunkel schimmerndem Onyx. An dessen Ende befand sich eine kleine, flach geschliffene, sich schlängelnde Schlange. Während Faye die Kette noch verwirrt begutachtete, griff Chelsi nach dem kleinen quadratischem Pergament, was mit hinaus gerutscht war.

Faye folgte ihren Händen und sah dabei zu, wie ihre Freundin das Ding auseinander faltete. Es dauerte eine Weile, da es viele male gefaltet worden war. Letztendlich steckten beide die Köpfe zusammen und lasen die schräg geschriebenen Lettern sehr aufmerksam durch.

Dort stand nicht viel und von einem Absender war keine Spur.
 

‚Zu deinem 17. Geburtstag nachträglich

P.S. Benutze es im Verborgenen und klug.‘
 

„Was soll das denn? Im Verborgenen, als ob es was schwarzmagisches wäre“, stöhnte Chelsi. Sie hatte vielleicht gar nicht mal Unrecht, ging es Faye durch den Kopf, doch wer sollte ihr so etwas schicken? Sicher nicht, um ihr zu schaden. Und wieso bekam sie es jetzt erst? Ihr Geburtstag lag schon Monate zurück, nun war Januar.
 

Die zwölfjährige Faye Sullivan saß, zusammen mit ihrer neuen Freundin Freya Berry, im fünfeckigen Innenhof von Aveodona. An diesem Nachmittag mochte das Wetter nicht so ganz sein strahlendes Gesicht am Firmament preis geben, da sich bereits einige Gewitterwolken vor die Sonne geschoben hatten. In der Ferne hatte es bereits zum dritten mal deutlich gedonnert, was Regen ankündigte. Die Luft hatte sich deutlich abgekühlt, beide begannen bereits zu frösteln und hatten ihre Umhänge um den Hals herum zugeschnürt. Ein leicht kühler Wind flaute auf, was bedeutete, dass das Gewitter auch hierher unterwegs war.

Einige Schüler hatten sich bereits wieder ins Innere der Schule aufgemacht, andere standen noch verstreut und gingen ihrem Tagwerk nach, ohne wirklich zu registrieren, dass ein Sturm aufzog.

Freya schüttelte sich und deutete damit an, dass ihr kalt war und es besser wäre, ins Schloss zurück zu kehren. Das alles ging ohne ein Wort von statten. Die beiden kannten sich erst seit ein paar Monaten, das Schuljahr hatte die Hälfte überschritten, doch sie hatten sich bereits aufeinander eingeschossen und vertrauten einander, wie Schwestern.

Faye war noch immer damit beschäftigt, ihren geheimnisvollen Widersacher zur Strecke zu bringen, da er oder sie das Mädchen jetzt zusammengerechnet schon das achte mal an der Nase herum geführt hatte. Sicher saß er oder sie irgendwo in einer Ecke und lachte sich ins Fäustchen.

Faye fand es allerdings nicht besonders lustig. Freya um so mehr. Dauernd zog sie Faye damit auf. Zum Verrücktwerden war jedoch, dass sie immer dann in die Falle tappte, wenn sie allein unterwegs war. Deshalb hatte sie sich in letzter Zeit nur noch im Duo fortbewegt, um den Blödsinn zu umgehen.

Leider aber musste selbst sie öfters allein wo hin, dort passte er oder sie Faye meist ab, als wartete die Person nur darauf und lauerte im verborgenen.

In den letzten Wochen war zumindest nichts dergleichen geschehen, was Faye die lächerliche Hoffnung gab, dass der Person langsam die Lust und Motivation vergangen war.

Falsch gedacht, denn die beiden wurden beobachtet, wie sie dort auf den Steinen des Springbrunnens hockten und bibberten. Freya hatte sich gerade in Bewegung gesetzt und war auf den Boden zurück gesprungen. Faye folgte ihrem Beispiel, doch eine schnelle Bewegung hinter einem der Bäume lenkte sie ab, dass sie beinahe hinunter plumpste. Gerade so kam sie auf den bemoosten Pflastersteinen auf und sah genauer hin.

Ein Stück Umhang lugte hinter der dicken Eiche vor. Irgendetwas sagte ihr, dass es die Person war, nach der sie schon so lange Zeit her jagte. Aus einem schnellen Impuls her, packte sie Freya am Arm und zerrte sie hinter sich her. Schnellen Schrittes näherte sie sich dem Baum.

„Hey, du!“, rief sie zu empört. Das leichte Zucken des Umhangs gab ihr den Beweis, der kurze Zeit später noch deutlicher bestätigt wurde, da die Person, die zu dem Umhang gehörte sich plötzlich blitzschnell in Bewegung setzte und davon schoss.

Freya ließ das permanente Gezerre ihrer Freundin über sich ergehen und folgte ihr, mehr stolpernd, als laufend, bis sie im Inneren der Schule vor der großen Marmortreppe zum Stehen kamen.

Faye sah sich gehetzt und schwer atmend um. Freya tat es ihr gleich, doch rieb sie sich ihr Handgelenk, an dem fünf rote Fingerabdrücke zu erkennen waren. Gedanklich schall sie Faye für diese Grobheit, aber gestand sich ein, dass es nicht absichtlich geschehen war.

Während Faye noch überlegte, wohin sie rennen sollte, klatschte oberhalb der Treppe etwas auf die Stufen. Das Mädchen setzte sich augenblicklich in Bewegung und hastete um die Ecke, um einen Blick auf ihren Widersacher werfen zu können, der anscheinend gerade gestolpert war.

Freya verdrehte theatralisch die Augen und folgte unentschlossen ihrer Freundin. Sie musste sich jedoch nicht sonderlich beeilen, denn sie fand Faye unterhalb der ersten Treppenstufen in einer merkwürdigen Pose verharrt. Sie starrte nach oben, Freya folgte ihrem Blick, doch da war nichts.

„Es ist ein Kerl“, hauchte Faye fast unhörbar.

„Sicher?“

„Absolut“, sagte Faye nun mit festerer Stimme, „er hat kurze Haare, ein Wolftail.“

„Sicher?“

„Auf jeden Fall, ich hab die azurblau-gelben Streifen seines Schals gesehen. Nur kurz, aber ich bin mir absolut sicher. Ein Wolf!“

Freya sah sie unsicher an, denn ihre Freundin machte nicht den Eindruck, besonders zurechnungsfähig zu sein. „Es kann auch ein Mädchen mit kurzen Haaren gewesen sein. Vielleicht haben wir sie nur verschreckt, weil wir sie beinahe überfallen haben. Am Ende war er oder sie es gar nicht.“

„Freya, du wirst es nicht glauben, aber ich war mir noch nie so sicher, wie ich es jetzt bin“, rief Faye begeistert aus, sodass Freya zusammenzuckte.

„Bin nicht taub, Schätzchen!“ Sie steckte einen Finger bohrend ins linke Ohr.

Es war sinnlos ihm noch zu folgen, da er sicher schon über alle Berge, und im vierten Stock im Gemeinschaftsraum der Wolfs verschwunden, war. Fayes Augen jedenfalls funkelten nach der neuen Erkenntnis bedrohlich hell. Ein Wolf aus dem Hause Wega Wolftail, kaum zu glauben!

Bislang hatte sie vermutet, dass es doch ein Spider sein könnte, da diese Art von Humor zu denen passen würde. So konnte man sich irren.

Für Faye war es unumstößlich, dass es erstens ein Junge und zweitens ein Wolf war. Etwas tief in ihr drin, nennen wir es Intuition, gab ihr hundertprozentig recht, das stärkte sie mehr in ihrer Überzeugung, ihn doch noch zu stellen.

Es war eine Frechheit, jemanden so oft und auf so unverschämte Weise hinters Licht zu führen. Andererseits war es auch sehr clever durchgeführt, da Faye ihn selten zu Gesicht bekommen hatte. Meist nur Sekundenbruchteile (und von hinten), die aber nicht genügten, um sich ein Bild von seiner Gestalt zusammenzufügen.
 

Zurück in der Gegenwart, Faye saß allein im fast zugefrorenem Turm der Eulerei. Windy, der kleine grau-weiße Waldkauz, hockte auf ihrem Oberschenkel und ließ sich vereinzelte Brotkrümel vom Abendessen schmecken, die Faye bereitwillig in ihrer Handkuhle anbot.

Ihre Gedanken kreisten um ihre Großmutter, die allein zuhause in Little Willow saß und über das Leben nachdachte. Was für einen Sinn es machte. Diese Bemerkung hatte Faye schon sehr zugesetzt und am liebsten wäre sie dort geblieben, doch Mrs. Sullivan hatte darauf bestanden, dass sie ihre Ausbildung fortsetzte.

Sicher war das ein Grund, doch der andere und bedeutendere war die Tatsache, dass sie in Hogwarts am sichersten war. Die Chance, dass sie dort unwillkommene Besuche bekam, war relativ gering. So dachte Mrs. Sullivan, denn die Kette mit der sich schlängelnden onyx-Schlange, die um Fayes Hals hing, war erst der Anfang einer Reise in ungewisse Gefilde.

Ihre Finger glitten über das glatte, schimmernde Gestein und spielten mit der Kette aus winzigen dunklen Kügelchen. Ein Blick aus dem gerundeten Fenster erwies sich als ein spannender Ausblick.

Weit unten am Rand des Verbotenen Waldes, stapfte Hagrid durch den meterhohen Schnee. Er hatte keine Schwierigkeiten sich fortzubewegen, er hinterließ einen fast schneefreien Weg, da seine Masse das Weiße Gold vor sich her schob. Faye schmunzelte, als sie ihm mit den Augen weiter verfolgte. Um seine Schulter hatte er seine Armbrust gebunden.

Er muss vom Schloss gekommen sein und ging nun Richtung Wald, in dem er kurze Zeit später verschwand.

Allmählich neigte sich der Tag dem Ende zu, die letzten verzweifelten Versuche Licht über das Land zu bringen, scheiterten am Neigungswinkel der Erde. Die Sonne war schon vor einigen Minuten gänzlich hinter dem Horizont verschwunden. Der späte Abend begann und ebnete der Dunkelheit den Weg zur Nacht.

Faye indes saß schon ziemlich lange auf dem Fenstersims und starrte nur auf die dunkler werdenden Ländereien. Der Schnee ließ die ehemaligen Grasflächen, insbesondere den Verbotenen Wald, unter einer weißen Decke verhüllt, wie ein friedfertiges Wolkenmeer erscheinen. Ein ganz normaler Wald bei Nacht eben. Nur war dieser Wald nicht wirklich normal. Seltsame und manchmal auch unheimliche Wesen hausten darin.

Friedfertige Geschöpfe von edlen schneeweißen Einhörner, dessen Horn Zauberkraft besaß, bis Elfen, Kobolde und gefährliche Kreaturen wie riesige Spinnen und ... WERWÖLFE!

Faye sprang schlagartig auf und starrte zum Waldrand, an dem Hagrid vor ein paar Minuten verschwunden war. Dort bewegten sich schemenhafte Gestalten raubtierartig hin und her. Rote Augenpaare, ganz klein, fast nicht zu erkennen, doch Faye lief bei dem Anblick kalter Schauer über den Rücken.

Sie erinnerte sich nur zu gut daran, was das letzte mal passiert war, als sie im Wald unterwegs gewesen war. Wäre Hagrid nicht bei ihr gewesen, dann wäre sie sicher längst Hackfleisch und im Magen eines solchen während der Verdauung.

HAGRID!

Ein eisiger Schauer durchflutete ihren Körper. Er war allein im Wald.

Faye starrte weiter zum Waldrand und blinzelte. Sie waren verschwunden. Sicher waren sie tiefer in den Verbotenen Wald gelaufen. In dem ihnen Hagrid völlig schutzlos ausgeliefert war. Gut, völlig schutzlos wäre zu viel gesagt. Er hatte die Armbrust und Fang lief sicher auch neben ihm, sie musste ihn übersehen haben, da der Schnee zu hoch war. Obwohl, Fang war nicht gerade der mutigste, das hatte sie bemerkt, als sie in ähnlicher Situation gewesen waren.

Ohne lange zu überlegen setzte sie sich in Bewegung und rannte die vereisten Stufen des Eulenturms wieder hinab. Sie gab nicht wirklich Acht, wohin sie trat, da ihr Hagrid wichtiger war. Auf dem schnellsten Weg war sie wieder im Schloss angelangt und auf dem Weg zu Dumbledores Büro.

Als sie schwer atmend im siebten Stock eintraf, rief sie: „Erdbeerlolly!“ Nichts tat sich.

Sie starrte noch Sekunden den steinernen Wasserspeier an, der sich keinen Millimeter bewegte, bis ihr endlich ratternd klar wurde, dass sie das neue Passwort nicht wusste.

Verzweifelt sah sie sich um. Kurz entschlossen lief sie die Treppen zurück in den dritten Stock und stürmte, ohne anzuklopfen, in Professor McGonagalls Büro.

Minerva McGonagall, die gerade am Bücherregal gestanden war, ließ vor Schreck einen Stapel dicker Wälzer fallen. Direkt auf ihre Füße. Mit einem Satz sprang sie zurück und hüpfte mit schmerzverzerrtem Gesicht auf und ab, während sie Faye böse über ihre viereckigen Brillengläser anstarrte.

„Miss Sullivan, wie können Sie es wagen? Anklopfen!“, rief sie mit hoher Stimme und verdammt wütend, als sie ihren Tanz vollendet hatte und legte ihre rechte Hand beruhigend auf ihre Brust. „Warum streifen Sie zu dieser Stunde noch durchs Schloss? Ab, na los!“ Sie fuchtelte noch immer wütend vor ihrem Gesicht herum, um sie zum Gehen zu animieren.

„Professor, Hagrid! Er ist im Verbotenen Wald -“, stammelte Faye, doch ihre Verwandlungslehrerin unterbrach sie sehr barsch.

„Was unser Wildhüter jeden Tag macht, und jetzt gehen Sie, oder möchten Sie Punkte abgezogen bekommen?“

„Aber ...“, rief Faye, „die Werwölfe sind hinter ihm her.“

„Bitte?“ McGonagall sah sie irritiert an.

„Ich hab sie geseh‘n, viele waren es. Sie sind sicher hinter Hagrid her.“

„Unsinn, völliger Unsinn. Die Werwölfe haben sich seit dem Vorfall vor ein paar Monaten nie wieder so weit aus den Wald gewagt. Und das werden sie auch nicht. Sie haben sich sicher verguckt.“

„Aber -“

„Kein aber, es ist spät, Sie sollten längst in Ihrem Gemeinschaftsraum sein. Besonders Sie. – Bitte gehen Sie jetzt oder ich muss Ihnen Punkte abziehen.“

Faye wurde regelrecht aus dem Büro gedrängt und sah nur noch die Tür, die unmittelbar vor ihrem Gesicht zugeschlagen wurde.

„Hagrid ist in Gefahr“, murmelte Faye leise und sehr traurig. Warum glaubte sie ihr nicht?

So schwer es ihr auch fiel, nur ein einziger Lehrer konnte ihr jetzt noch helfen – Professor Snape. Widerwillig machte sie sich schweren Herzens auf den Weg in die Kerker, um ihren Zaubertranklehrer aufzusuchen.

Wenige Minuten später lief sie durch die kühlen Flure des Kerkers. Als sie an einer Kreuzung vorbei lief, regte sich etwas in ihrem linken Augenwinkel.

„Wo warst du denn?“

Faye stockte mitten im Sprint und starrte ihre Freundin gehetzt an.

„Ich dacht, wir wollten noch ne Partie Snape Explodiert spielen.“ Chelsi zog eine überaus bemitleidenswerte Schnute. Faye hingegen sah sie ähnlich an, was Chelsea stutzen ließ. Sie sah die Rothaarige einige Sekunden stumm an, dann nahm sie Anlauf und zog Faye mit sich durch die Korridore.

„Erzähl‘s mir später, du willst zu Snape!“, rief Chelsi schwer atmend. Beide blieben Minuten später vor Snapes Klassenzimmer stehen. Faye zögerte sichtbar, da sie nicht wusste, wie er auf die Neuigkeit reagieren würde.

McGonagall hatte sie fast ausgelacht, doch Snape – es war bekannt, dass er Rubeus Hagrid nicht sonderlich leiden konnte. Würde er überhaupt Anstalten machen, ihm zu helfen? Und wenn sie sich irrte? Vielleicht hatte McGonagall recht und sie hatte sich das ganze nur eingebildet ...

Chelsea ließ sich durch diese berichtete Niederlage jedoch nicht davon abbringen, Hagrid zu helfen, denn sie glaubte Faye.

Als sie vor Snapes Klassenzimmer stehen blieben, war Faye seltsamerweise nicht danach, sofort mit der sprichwörtlichen Tür in Haus zu fallen. Dieser Mann löste in ihrem inneren etwas aus, was sich nicht sehr schön anfühlte. Chelsi schien das selbe zu denken, denn auch sie zögerte, im nächsten Moment jedoch klopfte sie und öffnete die Tür, ohne auf ein Wort aus dem Inneren zu warten.

Dies war das Startzeichen für Faye. Schneller als Chelsi gucken konnte, war sie schon durch den Türspalt geschlüpft und durch das halbe Klassenzimmer, als die Tür zu Snapes Büro knarrend aufsprang und gegen die Wand knallte.

Die Mädchen waren so überrascht, dass beide einen Schritt zurück sprangen und wie gebannt innerhalb des Türrahmens starrten. Dort trat nun Professor Snape aus dem Schatten und sah beide etwas argwöhnisch an.

„Miss Sullivan, was für eine Überraschung!“, schnarrte er vergnüglich, jedoch war das Vergnügen auf beider Seiten nicht willkommen.

„Sir, wir ...“, begann Chelsea schüchtern, aber bedacht, leider würgte Snape sie ab.

„Sie mal einer an, Miss Miller. Haben Sie ebenfalls Sehnsucht nach Strafarbeiten?“

„Nein, Sir, wir ...“

„Wunderbar, dann verschwinden Sie sofort in ihren Gemeinschaftsraum!“, rief er sehr barsch und wechselte zu Faye.

„Wenn ich mich nicht irre, habe ich Sie darauf hingewiesen, jeglichem Ärger aus dem Weg zu gehen?“

„Ja, das haben Sie - Sir“, bestätigte Faye und wurde unter Snapes drohendem Blick leicht kleiner, doch sie hielt ihm tapfer stand. Anders Chelsea, die nun von seinen bohrenden Blicken gestraft wurde.

„Ich habe Werwölfe gesehen, Sir. Sie sind Hagrid in den Wald gefolgt und ich glaub, dass er in Gefahr ist“, sprudelte es aus Faye heraus, wobei man ihre Angst um Hagrid sehr deutlich heraus hörte. Jeder andere hätte sie nach diesem Vortrag ernst genommen – nicht Professor Snape.

„Unser Wildhüter kann selbst auf sich Acht geben, Miss Sullivan. Jetzt verlassen Sie mein Büro.“ In seiner Stimme lag wieder dieser verabscheuungswürdige Unterton, welche den Mädchen nicht gefiel. Trotzdem war da etwas in seinen Augen – etwas undefinierbares.

„Was? Sie wollen ihm nicht helfen? Aber er ist ein Lehrer“, rief Faye empört.

„Ich werde mich darum kümmern, Sie jedoch gehen in ihre Gemeinschaftsräume.“

„Sie werden ihm helfen?“, harkte Faye nach, denn sie glaubte nicht recht, was sie da gerade gehört hatte.

„Vier Punkte Abzug, für jeden von Ihnen und jetzt raus!“, schnarrte Snape und trieb beide zur Klassenzimmertür und hinaus.

„Ich warne Sie nur einmal, kommen Sie nicht auf dumme Ideen.“ Mit diesen Worten schlug er die Tür vor ihren Nasen zu.

Chelsea sah Faye fragend an. „Hilft er uns jetzt nun, oder was war das gerade?“

Faye zuckte mit den Schultern und zog ihre Freundin im nächsten Moment derb am Umgang zu sich um die Ecke. Die Tür zum Zaubertrank-Klassenzimmer war aufgesprungen und ein, in dicken Umgang und Schal eingepackter, Professor Snape trat heraus. Vorsichtig sah er sich um.

Faye indes drückte sich und Chelsi derweil fest gegen die Wand, in der Hoffnung, dass Snape nicht auf die Idee kam, gerade um diese Ecke zu gehen. Eine kurze Stille folgte, wahrscheinlich prüfte er die Lage, dann setzte er sich in Bewegung.

Chelsi stieß die angestaute Luft aus ihren Lungen und auch Faye bemühte sich, ihren Herzschlag zu beruhigen. Doch eins stand fest, solch eine Gelegenheit bot sich höchst wahrscheinlich nie wieder. Sie mussten Snape folgen – koste es, was es wolle. Hagrid zu liebe.

Im schützenden Mantel der Nacht, huschten Faye und Chelsi durch die Korridore von Schloß Hogwarts. Immer darauf bedacht, nicht von ihrem Zaubertranklehrer entdeckt zu werden.

Dieser lief mit schnellen Schritten durch die Eingangshalle, dem Portal entgegen und verschwand.

Chelsi stupste ihre Freundin auffordernd an, worauf beide hinter einer Säule hervor kamen und ihm folgten.

Kaum hatten sie das Portal vorsichtig aufgestoßen, stob ihnen eiskalte Luft entgegen, die beide zum frösteln brachte. Chelsi um so mehr, denn sie war nur in ihren dünnen Schulumhang gekleidet.

„Da frier ich mir was ab“, jammerte sie, nicht mehr so sicher, ob das eine gute Idee gewesen war.

„Ich kann ihn nicht entdecken“, antwortete Faye darauf, ohne wirklich zugehört zu haben..

„Vielleicht sollten wir zurück in den Gemeinschaftsraum, sicher ist Hagrid nichts passiert.“

„Wäre vielleicht besser!“, schnarrte eine hässliche Stimme. Die Mädchen stoben erschrocken zurück, während sich eine dunkle Gestalt in den offenen Portalspalt drängte und ihn hinter sich schloss.

Feixende kleine Augen sahen verräterisch böse auf die Mädchen herab, als könnte es sich nicht mehr länger beherrschen, sofort auf sie nieder zu springen, um sie zu zerfleischen.

Das fahle Licht der Fackeln flackerte unruhig in Filchs altem, zerfurchtem Gesicht, was beide noch immer feixend ansah und sich dabei die Hände rieb.

„Unerlaubter Rundgang bei Mondschein, Verfolgung eines Lehrmeisters – ooh, da wird sich noch mehr finden lassen, seid gewiss“, gluckste Filch vergnügt und stieß die Mädchen unsanft zum Gehen an. Keiner von beiden wagte es auch nur einen Ton von sich zu geben.

Faye hoffte indes, dass sich der Hausmeister nicht mehr all zu gut an ihre Fußattacke von vor ein paar Wochen erinnern konnte. Er war ja schon ziemlich alt, etwas senil sicher, aber ein wenig mehr konnte beiden nur helfen.

Chelsi sah Faye von der Seite sehr unruhig an. Schon wieder hatte sie ihre Freundin in Unannehmlichkeiten hinein gezogen. Doch dieser Vorwurf lag nicht in Chelsis Gesicht. Es war etwas anderes, vielleicht die Erkenntnis, dass Faye Recht haben könnte. Hagrid war in Gefahr.

„Zu meiner Zeit hätte man Kinder wie euch in den tiefsten Kerker gesperrt – mit Ketten und Folterwerkzeugen hantiert – ooch, wie ich das vermisse. Heute bin ich nischts weiter als nen verdammter Diener. - ‚Da kommen gleich zwei, halten Sie sie auf und bringen sie zurück in ihre Gemeinschaftsräume!’ – Was bin ich, nen verdammter Diener? Nein, bin ich nisch, nein.“

Während Filchs Selbstgespräch hatten die Mädchen sehr genau die Ohren gespitzt.

Snape hatte sie also bemerkt.

„Schlau von ihm, uns Filch auf den Hals zu hetzen“, flüsterte Faye, als sie die letzte Treppe zum Kerker hinunter gingen. Filch schupste sie ständig grob nach vorn, was Faye ziemlich auf die Nerven ging, vom schönen blauen Fleck, den sie morgen an derselben Stelle erwarten konnte, gar nicht zu schreiben.

„Rein da!“ Seine Stimme klang etwas enttäuscht, als er sie in den Gemeinschaftsraum entließ und wieder seinen Rundgang antreten musste, ohne auch nur eine strafende Hand erheben zu dürfen.

Der große Raum lag leer vor ihnen. Unheimliche Stille und umhertanzende Schatten, angefeuert vom Kaminfeuer, umhüllten die eh schon angeschlagenen Gemüter der beiden Mädchen. Was nun? Zurückgehen und riskieren, dass Filch sie erneut erwischte? Wenn nicht, dann würde Hagrid sicher etwas schreckliches passieren und beide hatten nichts versucht, um dies zu verhindern.

Faye schüttelte heftig den Kopf, um diese düsteren Szenarien aus ihrem, zum bersten gefüllten, Schädel zu vertreiben. Chelsi hingegen verdrängte das Gefühl, was ihr gerade über den Rücken huschte. Es fühlte sich sehr nach einer extrem dicken Gänsehaut an.

Niemals hätte sie gedacht, so etwas zuzugeben, doch nun war der Moment gekommen wo sie es sich eingestehen musste. Ohne ein Wort setzte sie sich in Bewegung und verschwand hinter der Tür zu den Schlafsälen.

Faye starrte ihr nur verblüfft nach, doch wenige Sekunden später kam Chelsea schon wieder heraus, mit einem dicken Umhang um die Schulter. Etwas ungeschickt versuchte sie ihre rechte Hand in den Ärmel zu stopfen und mit der anderen wickelte sie sich den Schal um den Hals.

„Was hast du vor?“ Ungläubig sah Faye ihre beste Freundin an.

„Was denkst du denn? Ich lenk ihn ab, oder glaubst du nicht auch, dass Snape Filch befohlen hat, uns nicht mehr aus dem Gemeinschaftsraum raus zu lassen. Mit Sicherheit hat er das.“

Faye nickte. Sie sah Chelsi dabei zu, während diese sich dick einpackte. Vieles hätte sie von Chelsi gedacht oder erwartet, doch nicht, dass sie einmal freiwillig die Regeln brach.

Irgendwie machte sie das stolz, gestand sie sich und schmunzelte noch, als sie sich hinter einem Sessel versteckte und Chelsi sich selbst in Position brachte.

„Wir treffen uns am Schlosstor, aber lass dich nicht erwischen!“

„Dito“, flüsterte Faye und ging in Deckung.

In der nächsten Minute verließ Chelsi den Gemeinschaftsraum, darauf folgte ein lauter Ausruf, der mehr nach Filch klang, aber immer leiser wurde, als entfernte sich seine Stimme vom Eingang.

Ohne weiter zu zögern schlich Faye ebenfalls aus dem Gemeinschaftsraum und machte sich auf den Weg nach oben. Von weiter oben kamen Filchs seltsame Rufe, aber zu weit weg, als sich darüber Gedanken zu machen. Die Stufen nach oben lagen in völliger Finsternis, doch selbst ohne Augen hätte sie den Weg gefunden.

Mit schnellen Schritten verließ sie das Schloss und lief den verschneiten Weg zum Schlosstor hinab. Eisiger Wind stach ihr ins Gesicht und färbte ihre Wangen binnen kürzester Zeit in feines Rot. Die düstere Atmosphäre der Nacht fing sie völlig unerwartet ein. Was fiel ihr eigentlich ein, total allein das Schloss zu verlassen?

Eine innere Angst, die schon die ganze Zeit an ihr genagt hatte, nahm nun Besitz von ihrem Verstand. Trotzdem war Faye in der Lage, das ängstliche, kleine Mädchen in sich zu unterdrücken. Denn es ging hier nicht um sie, sondern um Hagrid. Sie war sich völlig sicher, dass er in Gefahr war. Durch diesen blöden Zusammenstoß mit Filch hatten sie viel zu viel Zeit verloren, wer weiß, was schon geschehen war.

Sie konnte bereits den Anfang des Waldes erkennen, als sie völlig außer Atem am großen Flügeltor, flankiert von zwei hässlichen, geflügelten Ebern, ankam. Natürlich war es abgeschlossen und mit einigen Schutzzaubern belegt.

Plötzlich schoss sie herum, ein kräftiger Hieb hatte sie an der Schulter getroffen. Empört und gleichermaßen voller Angst starrte sie in Chelseas Gesicht und schall sich bereits dafür, dass sie so schreckhaft war.

„Was soll das?“, knurrte Faye besonders leise.

„Das war dafür, dass ich mich zu so was hab überreden lassen. Weißt du, wie lang ich gebraucht hab, um aus dem Schloss zu kommen? Dauernd tauchte der Kerl im nächsten Korridor auf, obwohl er gerade noch hinter mir gewesen war. Manchmal glaub ich echt, der ist gar kein Squip.“

„Ich hab dich zu nichts überredet, Mädchen“, verteidigte sich Faye.

„Deinen großen Augen kann man einfach nicht wiedersprechen, die haben was magisches“, antwortete Chelsi beleidigt kichernd.

„Sehr witzig, komm.“ Faye ging voran, an der Mauer entlang, in Richtung Hagrids Hütte und weiter zum Verbotenen Wald, den beide nie hätten betreten dürfen.
 

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Endlich ein neues Kapitel. Ich hoffe, du hattest Spass beim lesen ^^

Der Titel folgt, es sei denn, du hast eine gute Idee dafür ^^°

LG, Phoebe

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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Monkey-D-Suria
2006-11-17T18:15:35+00:00 17.11.2006 19:15
*JUBEL* Jetzt komme ich endlich zum Lesen!!!!
Der Kapitel ist von Anfang bis Ende gelungen.
Die Einführung ist genial gemacht - die Idee dazu ist pfiffig und beschreibt wieder einmal deinen tollen und intelligenten Schreibstil.
Auch machst du es wieder einmal spannend, indem du auf die Beziehung Voldemort/Faye eingehst, aber nicht allzuviel verrätst (ich frage mich, was mit dem "Magischen Erbe" gemeint ist^^).
Chelsea mag ich sehr. Sie scheint mir irgendwie zu ähneln: tollpatschig, schreckhaft (die lustige Szene war sehr gut^^) und sie kann den Leuten nicht so gut helfen. Aber Hauptsache ist, dass sie für Faye da ist.
Wie auch immer - dieses Geschenk ist schon sehr rätselhaft: wozu soll das gut sein und wer hat es ihr geschickt? Ich kann es nur vermuten XD...

Ebenso gut gemacht die Rückblende zu Fayes Vergangenheit. Genau an der spannenden Stelle^^. Da geht es aber genauso aufgerend weiter. Immerhin ist, so hoffe ich, das Geheimnis um den Verfolger gelüftet; nur wer genau er ist, ist noch unklar - und was er von Faye will.
Und der Abschluss ist der Highlight des Kapitels. Hagrid in Gefahr und die Sorge der Mädchen lässt es einem schneller lesen; man will auf jeden Fall wissen, was passiert. Dass die beiden an Filch geraten und dem wieder entkommen (ein großes Lob für Chelsea!!!) verursacht eine echte Achterbahn der Gefühle.
Und wieder einmal ist es an der spannendsten Stelle zu Ende XDD. Vor allem der letzte Satz lässt mich schaudern^^.
Ich bin wirklich sehr gespannt, was als Nächstes passiert.

P.S. Ich würde als Kapiteltitel "Flucht und Falle" oder "Hagrid in Gefahr" wählen...


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