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Vampire - my beautiful angel

sxj
von

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Das flammende Kreuz

Zweites Kapitel: Das flammende Kreuz
 

Hier kommt, wie versprochen Teil zwei. Ich fürchte das wird eine ziemlich lange FF.

Zumindest, wenn es auch Leser gibt.

Ich schreibe nur weiter, wenn auch Kommis kommen, klar soweit?
 

Aura

(englisch: Morgenröte)

aus .hack//SIGN
 

If you are near to the dark

I will tell you 'bout the sun

You are here, no escape

From my visions of the world

You will cry all alone

But it does not mean a thing to me
 

Knowing the song I will sing

Till the darkness comes to sleep

Come to me, I will tell

'bout the secret of the sun

it's in you, not in me

but it does not mean a thing to you
 

the sun is in your eyes

the sun is in your ears

I hope you see the sun

Someday in the darkness
 

the sun is in your eyes

the sun is in your ears

but you can't see the sun

ever in the darkness

it does not much matter to me
 

Sanft erhebe ich mich, ein dunkler Schatten am blau-schwarzen Nachthimmel. Ich gleite lautlos dahin, lasse mich vom Wind treiben, vergesse die Zeit.
 

Ich spüre einen Luftzug im Rücken. Ich bin nicht allein, aber es kümmert mich nicht, wenn sie mir folgen. Wenn ich jage, gibt es immer viele Schaulustige. Sie brauchen etwas Unterhaltung, eine kleine Vorstellung. Sie wissen, ich kann sehr grausam sein. Obwohl ... wenn ich so darüber nachdenke ... ich bin eigentlich ununterbrochen grausam und an Reue verschwende ich keine Zeit. Nicht denken ist die einzige Möglichkeit dieses Dasein möglichst lange auszuhalten. Tausend blutige Morde lassen keinen unberührt - auch mich nicht.
 

Und doch tue ich es erneut; und doch kann ich es nicht lassen. Stets wieder neu habe ich mir geschworen, es sei das letzte Mal und nicht viele Nächte darauf habe ich es dennoch getan. Wieder und wieder. So lange, bis ein paar Sünden mehr oder weniger auch keinen Unterschied mehr machen konnten. In die Hölle komme ich sowieso. Nicht, dass es mich stören würde. Meinen Glauben an ein besseres Leben nach dem Tod verlor ich mit eben jenem und der Erkenntnis, dass ein ewiges Leben jedem gegeben ist. Es ist nur die Frage, wo man es verbringt: Im Himmel oder in der Hölle.
 

Ich sehe mich um. Mein Blick gleitet über die vielen Straßen von Domino. Ich bin auf der Suche nach einem ganz bestimmten Opfer: Dem Weißen Ritter.
 

Deshalb wohl auch die schätzungsweise zweihundert Zuschauer. Mein ganzes Gefolge ist gekommen. Sie alle wollen sehen, wie ich einen Mythos der Menschen zur Strecke bringe, seinen Willen breche und ihn zu einem von uns mache, genau wie die meisten anderen, die mich begleitet haben. Ich dulde nur meine eigenen Opfer um mich und einige wenige, die sich einen Namen, nicht bei den Menschen, sondern bei uns gemacht haben. Ich weiß, dass viele von uns in der Gosse leben und das ihr größtes Begehren ist, zu meinen Bediensteten zu gehören. Ich habe nie in dem Schatten eines anderen gestanden, weder damals, als ich ein Mensch war, noch heute. Ich verachte sie dafür, dass sie es für das Bestrebenswerteste halten, die Diener eines anderen zu sein. Und doch brauche ich sie.
 

Diese erbärmlichen Biester sind der Schutzschild, den ich um mich ziehe, um das wahr zu machen, was man von mir glaubt: Sie halten mich für unbesiegbar und leben in der Illusion, es entspräche der Wirklichkeit. Doch ich unterscheide mich nicht von ihnen. Ein Pflock in meinem toten Herzen, bringt mir den Tod ebenso, wie allen anderen, die er so zu Satan in die Hölle geschickt hat. Das Einzigartige an mir ist bloß, das niemand an dieses gut geschützte Herz herankommen kann. Niemandem gestatte ich, mir so nah zu kommen, niemand darf mich berühren und überleben. Einen Pflock gegen mich zu erheben, wäre eine dumme Provokation, die ich mit dem Foltertod strafen würde. Und ich würde es mit einem Lächeln auf den Lippen tun!
 

Ich habe eine einsame Gestalt im Licht einer der Straßenlaternen erblickt. Ich sehe die schwarze Maske, die du aufhast, um niemandem dein Gesicht preiszugeben, um dich nicht eines nachts von uns überraschen zu lassen. Du lehnst unauffällig im Schatten der großen Häuser, wartest auf deine Opfer, wie eine Raubkatze im Gebüsch.
 

Lautlos lande ich auf dem höchsten Turm der Kathedrale, den großen Vollmond direkt hinter mir. Mit leisem Rascheln falte ich meine Flügel, schwärzer als der Nachthimmel, größer und schöner als die Schwingen eines Adlers. Sachte wird mein schneeweißer Mantel vom Wind bewegt, weht mir um die Beine, schlägt mir leise um die Fersen.

Ich sehe wie du den Kopf hebst, einen Blick auf mich wirfst und dich abwendest. Ich spüre Wut in mir aufsteigen.
 

Bin ich nicht extra nach Domino gekommen? Obwohl meine Residenz in den Wäldern liegt?

Habe ich nicht doch auf die Bitten meiner Untergebenen gehört, diesem Morden ein Ende zu machen, damit sie des nachts ungehindert jagen und das Töten selbst übernehmen können?

Und du? Du wendest dich einfach ab?
 

Weißt du etwa nicht, wer ich bin?
 

Hass staut sich in mir auf. Oh ja, ich fange schnell an zu hassen. Es reicht ein unbedachter Blick, um in mir die furchtbarsten Mordgelüste zu wecken. Draculas Hass währe ein blasses, dreckiges Tuch in der verfluchten Morgensonne gegen die heftigen Gefühle in meinem Innern.
 

"Seht zu und lernt, wie man das mit Würde macht.", schreie ich wütend in unserer Sprache, dem Fauchen einer Katze nicht unähnlich.

Begeisterung brandet mir entgegen. Ich kann fühlen, wie sich der Abschaum aus den Gossen herbeischleicht, um sich von diesem Spektakel etwas von der erbärmlichen Wirklichkeit abzulenken.
 

Oh ja. Etwas Würde täte denen gut. Es ist wohl an der Zeit, dass ich ein Zeichen setze und dafür sorge, dass die Legende des Weißen Ritters aus den Köpfen der Menschen und vor allem aus denen der Dämonen getilgt wird.
 

Ich werfe einen Blick auf den vollen Mond und lächle. Meine rasiermesserscharfen Zähne blitzen in seinem samtig, bleichen Licht. Ich mache mich bereit, ein Exempel zu statuieren, zu zeigen was ich aus Jägern, wie ihm mache: Für immer gebundene, gebrochene Sklaven, die mir willenlos bis vor Luzifers Thron folgen.
 

"Sei vorsichtig. Er ist gefährlich."

"Das bin ich auch."

Ich höre ein heiseres Lachen hinter mir und werfe einen Blick über die Schulter in das wunderschöne Gesicht meiner Flügelfrau.

Ich wende mich wieder dem Bild vor mir, den stillen, leeren Straßen, zu und spüre zwei Hände auf den Schultern.

"Nimm deine Finger weg, wenn dir dein Leben lieb ist."

"Leben? Was ist das?"

"Wenn du das nicht weißt, kann ich es ebenso gut beenden."
 

Ich drehe mich um und sehe hinab in das blasse, schöne Gesicht meines Haustiers.

Obwohl sie die Merkmale eines Vampirs hat, ist sie bloß ein schwarzer Engel. Sie ist eben so schön, wie böse und grausam. Und das obwohl sie sterblich, obwohl sie im Grunde ein Mensch - ein geflügelter, ja, aber ein Mensch - ist.
 

Ihr schreckliches Schicksal hat sie nur den Menschen zu verdanken, wie wir alle. Es ist egal, ob du Mensch oder Vampir bist. Siehst du aus wie ein Dämon, bist du ein Dämon. Alles, was anders ist muss zu Tode gehetzt werden wie ein flüchtiges Reh. Alles, was anders ist muss erst erniedrigt und dann zerstört werden. Das ist die Art der Menschen zu denken. In viel zu kleinem Maße, auf erschreckend beschränkte Weise, ohne größere Zusammenhänge zu erkennen.
 

Meine Flügelfrau heißt Shedar. Einst bat sie mich um Hilfe, sie war noch fast ein Küken, als man ihre Mutter tötete und sie der Justiz übergab. Sie bot mir im Gegenzug ihre Dienste an. Seither halte ich sie wie ein Haustier. Oft hat sie sich die Freiheit verdient und obwohl ich ein tyrannischer Herrscher bin, belohne ich meine Untertanen für herausragende Taten.

Shedar sagte, sie wolle bleiben, damit ich nicht so einsam wäre. Ich würde es nie zugeben, doch ich liebe sie wie eine Schwester.

In der Tat könnten wir Kinder der selben Mutter sein. Sind wir doch beide verflucht und abgrundtief böse.
 

"Überlass ihn mir.", zischt sie gerade. Ich sehe die Mordlust in ihren Augen. Sie leckt sich über die angefeilten Eckzähne.

"Nein.", sage ich kühl und erhebe mich in die Luft.

Das Geschrei der Vampire wird unerträglich in meinen empfindlichen Ohren, doch ich werde sie bestrafen, wenn es nicht noch lauter wird.

Schließlich tue ich das hier, weil alle, die zu feige und zu schwach waren, diesen dummen, winzigen Jäger zu erledigen, nicht heimgekehrt sind.
 

Es ist mir gleich, wenn meine Leute im Morgengrauen nicht wieder kommen. Ich habe genug Sklaven, um die geleerten Plätze an meiner Tafel nach Belieben neu zu besetzen.

Ich tue das hier, weil er mich provoziert hat und es an der Zeit ist, ihm seine Grenzen aufzuzeigen. Ich muss ihn daran erinnern, das er nur ein Mensch ist, ich aber ein unsterblicher Dämon bin.
 

Sachte und lautlos lasse ich mich zwischen den Häusern hindurchgleiten. Meine Flügel streifen mit leisen, aber beabsichtigten Geräuschen schemenhafte Gebäude, lassen kleine Steinchen runterbröckeln.
 

Ich sehe, wie du einen weiteren Blick hoch zum Kirchturm wirfst, dich hastig umsiehst, mich erblickst. Du löst dich aus dem grauen Schatten zwischen den Häusern und beginnst auf mich zuzurennen. Ich lächle böse.
 

Ein kleines Katz-und-Maus-Spiel?

Wieso nicht?

Aber ich kann dir versprechen, das du die Rolle der Katze später an mich abgeben wirst und mit dem Essen werde ich sicherlich nicht spielen, das verspreche ich dir.
 

Unter mir gleiten große Herrenhäuser und halb zerfallene Behausungen dahin, ich passiere leere Vorplätze und düstere Alleen. Alles ist in fahles Mondlicht getaucht und der Himmel gleicht einem blau-schwarzen Tintenmeer.
 

Ich muss mehrmals warten, bis du wieder auf Sichtweite herangekommen bist, damit du mir auch folgen kannst. Meine Begleiter haben uns längst aus den Augen verloren. Ihre kreischenden Stimmen hallen aus der Ferne herüber. Sie suchen mich, genau wie du gerade.
 

Ich lande auf einer hell erleuchteten, menschenleeren Straße. Bei jedem Schritt, den ich tue ist in dieser Stille das laut vernehmliche Klacken meiner Stiefel zu hören.

Gerade als ich unter dem flackernden Licht einer der Ölkerzen der Straßenlaternen stehe, kommst du laut keuchend und dir die stechende Seite haltend aus einer der Seitengassen gerannt.
 

Ich habe dir den Rücken zugewannt und höre wie du die Armbrust spannst, die meine Gevolksleute so sehr fürchten. Ich schenke dir einen Blick über die Schulter hinweg, gepaart mit meinem todbringendem leisen Lachen. Du zielst auf mich, hast wohl gar keine Ahnung das ich jemand bin, dem deine lächerliche Armbrust nichts anhaben kann. Nicht solange ich verhindere, das du mir einen Pflock ins Herz katapultierst.
 

Du erwiderst überrascht meinen Blick, hast wohl gedacht, das du mir unbemerkt gefolgt bist.

Es liegt aber auch ungläubiges Staunen in diesen Augen, die ich trotz der Entfernung von dreißig Fuß scharf erkennen kann. Es ist meine überirdische Schönheit, die dich zögern lässt, die dich so aus der Fassung bringt.
 

Du verziehst den Mund zu einem entschlossenen Strich, kneifst ein Auge beim Zielen zu und ... schießt nicht. Das Lächeln auf meinem Gesicht weitet sich zu einem triumphalen Grinsen. Ich drehe mich zu dir um und komme mit selbstsicherem, fast schon arroganten Gang auf dich zu. Die Entfernung zwischen und schmilzt dahin, wie der Tau auf den Wiesen in der Morgensonne. Du weichst vor mir zurück, bist unschlüssig, senkst die Waffe nicht. Es liegen kaum zehn Schritte zwischen uns und ich kann deine Augen unter der Maske unsicher Funkeln sehen. Nie hast du etwas so schmerzlich süßes, es was so hoffnungslos verfluchtes gesehen wie den wunderschönen Vampir, der dir immer näher kommt.

Es irritiert dich wohl auch, dass ich keine Angst vor dir habe und deinen Blick mit meinen Augen fessele.
 

Du wirst nicht schießen, ganz sicher nicht. Ich sehe ebenso unschuldig aus wie ich schuldig bin. Eine meiner schrecklichsten Waffen ist wohl dieses jungfräuliche, hilflose Aussehen und doch habe ich gleichzeitig ein so verruchtes, sündiges Auftreten, das keinen Zweifel über die Gefahr, die ich darstelle übrig lässt. Und was das Herz nicht glauben möchte, erklärt der Verstand, denn wer meine schwarzen Schwingen nicht sieht, muss blind sein.
 

Diese betrachtest du gerade mit unverhohlener Bewunderung. Es wäre mir ein Leichtes dich jetzt zu töten, doch ein so gnädiges Schicksal werde ich dir nicht zugestehen, im Gegenteil - ich werde es zu verhindern wissen.
 

Plötzlich schießt du. Shedars Worte hallen plötzlich in meinem Kopf wieder. "Er ist gefährlich".
 

Ich habe dich unterschätzt ...
 

... und du hast mich unterschätzt.
 

Ich greife mir den Pflock mitten im Gehen direkt vor meinem Herzen aus der Luft. Ich kann dich laut hörbar Keuchen hören. Mein kaltes Grinsen hat mein Gesicht nicht verlassen und ich löse den Blick nicht von deinen Augen, während ich den Pflock in zwei Teile breche.

Achtlos werfe ich die Bruchstücke beiseite.
 

Ich stehe nun vor dir, sehe wie du die Armbrust fallen lässt. Gibst du schon jetzt auf? Ich hatte mir einen interessanteren Kampf erhofft. Hast du so große Angst? Obwohl diese Angst berechtigt ist, bin ich fast enttäuscht.
 

Schon will ich laut über den kleinen Stümper lachen, vor dem sich meine Diener so fürchteten, als ich plötzlich die Klinge einer Waffe aufblitzen sehe und zur Seite springen muss, damit dein Dolch nicht seinem Weg in mein Herz finden kann.
 

Ich habe dich ein zweites Mal unterschätzt und betrachte dein wütendes, hasserfülltes Gesicht während du immer wieder versuchst auf mich einzustechen. Habe ich wirklich geglaubt, das du Angst vor mir hast? Wie töricht von mir.
 

Als der Dolch beim Versuch mein Herz zu durchdringen meine Schulter streift, beschließe ich den Spieß umzudrehen und dir klar zu machen, das ich mehr bin, als ein Vampir. Viel mehr. Ich bin der, über den du Tag und Nacht nachdenkst. Ich bin der, dessen Tod das ist, was du herbeisehnst. Es ist der Fürst der Vampire, den du gerade mit einem lachhaften Messer abzustechen versuchst.
 

Grob umfasse ich die Klinge mit der Hand, entwinde dir den Dolch und werfe lässig damit das Licht der nächsten Straßenlaterne kaputt.
 

Jäh erlischt unsere Lichtquelle. Deine Pupillen weiten sich in der Dunkelheit. Ich packe deine Hände und halte sie in meiner fest.

Bittere Flüche kommen dir über die Lippen und vergebens versuchst du dich zu befreien. Mit der anderen Hand umfasse ich deine Hüfte und ziehe dich dicht zu mir heran. Es ist an der Zeit, ein längst überfälliges Blutbad anzurichten. Du windest dich in meinem Griff.
 

Ist das der Körper eines gefürchteten Jägers, den ich da im Arm habe? Denn ich stelle erschrocken fest, dass du zierlich und dünn bist. Das ist nicht der gefährliche Kämpfer, den ich erwartet habe, das ist eine schmächtige Ratte.
 

Erstmals verstehe ich, was du sagst.
 

"Glaub nicht, das ich so leicht zu haben bin, Vampir."

"Ich glaube nichts. Alles was ich tue begründet sich auf Wissen."

Einen Moment verharrst du verdutzt in meinem Griff, nur um dich dann umso heftiger zu wehren.
 

Du bist stark und geschmeidig, trotz dieses schmächtigen Körpers. Deine Stimme ist die eines jungen Mannes, der gerade dem Stimmbruch entwachsen ist. Fast noch ein Kind.
 

Jetzt wo ich darüber nachdenke, stelle ich fest, das du einen ganzen Kopf kleiner bist als ich und mich dennoch mit wütenden Augen furchtlos von unten her anfunkelst.

Jäh habe ich das Bedürfnis dir die Maske abzunehmen und dein Gesicht zu sehen. Ich muss einfach wissen, ob du wirklich so jung bist, wie ich vermute. Ich muss mich irren. Was sollte ein Kind für einen Ansporn haben, mir hinterherzuhetzen? Wenn du Ruhm willst, reichen die zwielichten Gestalten auf den nächtlichen Straßen Dominos aus, damit du dir einen Namen machen kannst.
 

Ich entlasse dich aus der erzwungenen Umarmung, halte aber deine Hände weiterhin mit meiner einen fest. Gedemütigt ziehst du mit aller Kraft, beeindruckende Kraft für einen Menschen. Aber dennoch die Kraft eines Menschen.
 

Ich muss dich genauer betrachten. Ich muss mich einfach vergewissern, dass ich nicht in Begriff bin ein Kind zu töten. Deshalb reiße ich dir die Maske herunter.
 

Einen Moment lang komme ich mir geblendet vor. Fassungslos sehe ich zu, wie sich goldenes Haar über meine Hände ergießt. Ich hebe den Blick und schaue in das wunderschöne Gesicht eines Jungen, kaum älter als zwanzig Jahre. Große, braune Augen schauen mich verwirrt an. Schneeweiße, makellose Haut und geschwungene schmale, leicht geöffnete Lippen rauben mir in nur einem Augenblick den Verstand.
 

Ich bin sprachlos ...

Habe das nicht erwartet ...
 

Mein Herz rast ...

Mein Kopf ist leer, bar jeder Gedanken ...
 

Ich kann mich nicht rühren ...

Sehe einfach in diese Augen ...
 

Und vergesse.
 

Langsam hebe ich meine Hand. Sie lag nutzlos auf deiner Schulter, begraben unter blonden Haarsträhnen. Ganz vorsichtig, streiche ich mit einem Finger über weiche, kühle Haut. Nur für einen Moment lang lasse ich meine Hand an deiner Wange ruhen, nur für einen ganz kurzen Augenblick ...
 

Ich sehe noch deine Hand an einer Kette um deinen Hals ziehen, begreife aber nicht, was du da tust. Ich kann jetzt unmöglich denken, kann keinen klaren Gedanken mehr fassen.
 

Ich schreie auf. Unerträglicher Schmerz durchzuckt meinen Körper. Ich bin sicher, dass meine Hand Feuer gefangen hat. Ich breche zusammen, bin einer Ohnmacht nahe, höre noch wie du davonrennst. Du weist, dass meine Artgenossen von diesem Schrei angelockt werden. Darum fliehst du.
 

Keuchend rolle ich mich ein und berge meine Hand, ganz so als brauche sie Schutz. Langsam öffne ich die Augen. Schmerzestränen haben ihren Weg über mein Gesicht gefunden.
 

Fassungslos erkenne ich, was du mir angetan hast. Die Haut auf meinem Handrücken dampft noch und riecht verbrannt. Ein Hass, unerträglicher als aller Schmerz frisst sich durch meinen Körper. Du hast mir mit deinem Kruzifix ein Kreuz in die Hand gebrannt, so tief, das diese Narbe mit Sicherheit bleiben wird ... für immer.
 

Mein Gefolge versammelt sich um mich. Erschrocken sehen sie mich auf dem Boden sitzen. Hände werden mir zur Hilfe geboten. Voll Scham erhebe ich mich, ohne die Hilfe anzunehmen. Ich sehe, wie Shedar spöttisch die Augenbrauen hebt, im Sinne von "Hab ich dich nicht gewarnt?"
 

Irgendein Dummkopf macht mich auf mein tränenüberströmtes Gesicht aufmerksam. Wütend greife ich mir den Verantwortlichen und reagiere mich erst mal an ihm ab. Kurz darauf ist er tot. Ich wische mir mit meiner verletzten Hand über die Wangen, um die beschämende Flüssigkeit verschwinden zu lassen. Schreie werden laut, als das feuerrote Kreuz auf meiner Hand weit sichtbar bis in die Dunkelheit zu strahlen scheint.
 

Ich entblöße meine furchterregenden Eckzähne.
 

"Dafür wird er in der Hölle brennen, das schwöre ich beim Teufel."
 

Von allen Seiten kommt Zustimmung.
 

Ich breite meine Flügel aus. Die Dämmerung ist hereingebrochen. Meine Rache muss bis zur nächsten Nacht warten. Ich gebe das Zeichen zum Aufbruch. Meine Hand leuchtet dunkler als das verfluchte Morgenrot, ist heller als Blut und das eingebrannte Kreuz ist unerträglicher als jede Art zu sterben.
 

Ich verstehe das nicht. Er war doch so unschuldig und so ... unerträglich schön.
 

tbc
 

Ciao

Sly



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2006-03-06T19:28:34+00:00 06.03.2006 20:28
Deine Geschichte ist richtig gut ^^ du beschreibst alles ganz genau, so das man sich das richtig gut vorstellen kann und doch so mysteriös bleibt...

schreib doch bitte schnell weiter ^^

MFG das MI_CHAN
Von:  Engelchen_Fynn
2006-03-06T09:13:23+00:00 06.03.2006 10:13
Ging ja richtig flott. ^-^ *sichtierischdarüberfreu*
Das erste Kapitel hat mir ja schon wahnsinnig gut gefallen, aber das hier ist sogar noch besser.
Deine geschichte ist wirklich richtig gut und deinen Schreibstil habe ich ja schon beim letzten Kommi gelobt.

Die ersten Begegnung hast du echt gut beschrieben und es kam sehr gut rüber.

Ich hoffe das du mit dem nächsten Teil ebenso schnell bist. *ggg*
Freu mich drauf.
Cu


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