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Murphys Law

von

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Teil 2
 

Nun war der Moment tatsächlich gekommen. Man bot ihm einen Posten als Captain seiner Einheit an. Shuuhei hatte sich schon oft gefragt, ob er, sollte dieser Fall wirklich einmal Realität werden, genauso schnell ablehnen würde wie in den Gedanken, die er sich hin und wieder gemacht hatte. Und tatsächlich. Es dauerte nicht lange und ihm war klar, dass er auf keinen Fall Taicho werden wollte. Diese Welt war nichts für ihn. Die Intrigen, Meetings, Herausforderungen und die Verantwortung. Nein, er würde viel lieber den Befehlen von jemandem folgen und das tun was man ihm auftrug.

"Ich möchte mich für diese Ehre und das Vertrauen, dass die Soul Society in mich setzt bedanken...dennoch möchte ich ablehnen. Ich habe nicht vor in naher Zukunft den Posten eines Captains zu übernehmen."

Hisagis Antwort war wie immer kurz und bündig, legte seine Entscheidung und Meinung deutlich und ohne viele Umschweife dar.
 

Der Taicho der ersten Division schien mit dieser Antwort schon gerechnet zu haben - oder wenigstens überraschte sie ihn nicht.

"Gut...ich respektiere diese Entscheidung. Hast du denn jemanden im Auge, den du für geeignet erachtest Taicho zu werden? Und dir ist doch hoffentlich klar, dass es jemand mit entsprechender Ausbildung sein sollte?"

Ruhig wartete der alte Mann erneut ab.
 

Einen Moment dachte Shuuhei angestrengt nach. ging die derzeitigen Fukutaichos einem nach dem anderen durch. Nach seinen strengen Auswahlkriterien blieb nur einer übrig und dieser war auch nicht hundertprozentig geeignet.

"Auf die Schnelle würden mir drei Personen einfallen. Abarai-fukutaicho, Yoruichi Shihouin und Urahara Kisuke...eventuell noch Kotetsu Isane. Von allen anderen Fukutaichos muss ich behaupten, dass sie noch lange nicht soweit sind eine Einheit zu führen."

Auch diese Antwort war unverblümt und vielleicht nicht unbedingt nach dem Geschmack das Taichos.

"Wenn ich offen sprechen darf..." Ein kurzes Nicken seitens Yamamoto-taicho ließ Shuuhei weiter sprechen, "ich denke wir haben ein Problem damit geeignete Leute zu finden."

Hatte Hisagi anfangs seinen Kopf noch gesenkt, so fixierten seine Augen nun kurz die des Taichos, ehe er den Blick wieder abwandte.
 

"Das ist in der Tat ein Problem, das wir haben. Dessen bin ich mir auch sehr wohl bewusst. Dennoch können wir die einzelnen Divisionen nicht einfach führerlos lassen. Du verstehst das sicher, Hisagi-kun. Was deine Vorschläge anbelangt...ich denke nicht, dass Abarai-kun schon soweit ist, eine eigene Division zu führen. Er war doch im selben Jahrgang wie Hinamori-kun und Kira-kun, nicht? Gespräche mit Urahara-san und Yoruichi-san sind geplant, der Ausgang allerdings noch ungewiss..."

Nun sah man dem alten Herrn die Sorgen doch an. Ja, sie hatten wirklich ein Problem.
 

"Wenn ich meine Meinung einwerfen darf. Er hat weitaus mehr Erfahrung als die beiden. Durch seine früheren Lebensumstände ist er viel selbstständiger, erwachsener und verantwortungsbewusster als Hinamori-fukutaicho und Kira-fukutaicho. Auch wenn es nicht immer so aussieht. Ich hatte heute das Vergnügen ihn in Aktion zu erleben. Seine Division respektiert ihn und die Neunte würde das auch. Vielleicht scheinen seine Methoden etwas unorthodox, dennoch. Zumindest für den Übergang, bis sich jemand Qualifizierterer gefunden hat, denke ich, würde Abarai-kun sich bewehren."

Dass Shuuhei gerade zwei seiner Kollegen vor den Augen einen Captains als schwach dargestellt hatte war ihm ziemlich egal. Er sagte hier die Wahrheit. Sie sollten froh sein, dass er nicht ihren Rang als Fukutaichos anzweifelte, denn seiner Meinung nach gehörten solche labilen Persönlichkeiten nicht in derart verantwortungsvolle Positionen. Das Wohl der Division hatte immer Vorrang vor persönlichen Problemen. An seiner Meinung änderten auch die bösen Blicke, die er gerade von den beiden bekam, nichts mehr.

Ein neuer Tag und neue Feinde geschaffen.

Man hatte sich also bereits mit Kisuke und Yoruichi-san in Verbindung gesetzt, interessant.

"Zu Yoruichi-san kann ich nicht viel sagen, außer, dass sie einen guten Captain abgeben würde und auch die geforderte Erfahrung mitbringt. Was Kisuke betrifft...er wurde von hier verbannt, ich weiß nicht wie gut er einen solchen Vorschlag aufnimmt. Wenn ich einen Vorschlag machen dürfte...bietet ihm eine großzügige Entschädigung an und die Möglichkeit sich jeder Zeit wieder um zu entscheiden. Das müsste ihn auf jeden Fall freundlicher stimmen."
 

Der alte Herr ließ sich von Hinamori und Kira auch nicht weiter stören, bedachte Hisagi mit einem ruhigen, nachdenklichen Blick.

"Zweifellos wären die beiden eine Bereicherung. Und wohl auch erste Wahl. Dennoch müssen wir erst warten, bis Kontakt mit ihnen hergestellt wurde. Hitsugaya-taicho und Abarai-kun wollten sich morgen auf den Weg machen, um die Gespräche einzuleiten."

Eine kurze Stille kehrte ein.

"Was veranlasst dich zu der Annahme, dass Abarai-kun mit der neunten Division keine Probleme haben wird, so wie es im Moment mit der sechsten auch der Fall ist?"

Der Taicho schien wenigstens über Hisagis Worte nachzudenken, diese ernsthaft in Betracht zu ziehen.
 

Shuuhei wusste nicht so recht, wie er dieses Gefühl erklären sollte. Nachdenklich strich er sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

"Sie kommen mit mir zurecht." Allein diese Aussage wäre in Shuuheis Augen schon Begründung genug gewesen.

"Abarai-kun ist ein einfacherer Charakter. Er ist auf der einen Seite witzig, ein Kamerad und auf der anderen Seite ein pflichtbewusster Fukutaicho. Davon abgesehen kommt er wie ich aus, sagen wir mal, nicht der nobelsten Gegend und das ist noch untertrieben. Sie hätten somit keine Probleme mit seiner Herkunft. Diese wäre speziell für eine kurze Anpassungszeit von Vorteil. Die bei jedem neuen Captain aufkommenden Unruhen würden sich zumindest in diesem Bereich in Grenzen halten. Aber im Großen und Ganzen, wäre nur zu sagen, das jemand wie Abarai-kun es bestimmt leichter haben wird die Neunte zuführen, als jemand wie, und ich bitte sie jetzt dies nicht falsch zu verstehen, jemand wie Kuchiki-taicho."

Kaum hatte Shuuhei ausgesprochen, senkte er auch schon entschuldigend seinen Kopf. Also wenn man ihn für diesen offensichtlichen Fauxpas nicht bestrafte, dann stand es wirklich schlecht um die Soul Society.
 

"Wir wollen hier nicht Kuchiki-taichos Führungsqualitäten unter die Lupe nehmen, Hisagi-fukutaicho, nicht?", kam auch gleich die etwas schärfere Erwiderung. "Kuchiki-taicho ist angesehen unter den Taichos und seine Division in tadellosem Zustand."

Doch, dass diese Rüge nur angekommen war, weil sie gehalten werden hatte müssen, wurde klar, als der Taicho dann auch schon wieder Shuuheis Gedankengänge aufgriff.

"Man darf nie vergessen, dass im Falle der sechsten Division immer noch Kuchiki-taicho es war, der Abarai-fukutaicho bei seinem Eintreten unter die Arme gegriffen hatte. Die Division war auf den Taicho eingespielt. Deshalb hielten sich Abarai-kuns Probleme in Grenzen. Aber ich sehe schon, du verteidigst ihn fast schon leidenschaftlich. Nun gut...Abarai-kun wird vorläufig als Taicho für die neunte Division eingesetzt. Dass der Titel hierbei nur ein Mantel ist, dürfte dir klar sein, Hisagi-kun? Ich erwarte, dass ihr beiden zusammenarbeitet, bis ein qualifizierter Mann gefunden wurde."
 

Einen Augenblick hatte sich Shuuhei wirklich gefragt ob dieser alte Mann vor ihm überhaupt die geringste Ahnung hatte, was in den einzelnen Divisionen vor sich ging. Anscheinend nicht, denn sonst würde er wohl wissen, wie sich Kuchiki-taicho um seine Leute kümmerte. Aber ihm sollte es egal sein. Denn nun hatte er tatsächlich Abarai als neuen Captain bekommen und musste mit ihm zusammenarbeiten. Jetzt wo es endgültig war, war Shuuhei nicht mehr wirklich davon überzeugt, ob ihm das überhaupt recht war. Das hieß er musste weiterhin Zeit mit ihm verbringen. Und was meinte Yamamoto-san überhaupt mit leidenschaftlich? Verwirrt und über diese Aussage nachdenkend, nickte Shuuhei bloß bestätigend, wartete auf weitere Anweisungen. Was hatte der A...Taicho bloß mit leidenschaftlich gemein? Abarai war ein guter Mann, wieso sollte er nicht auch einmal die Chance bekommen, das zu beweisen?
 

"Gut...Abarai-kun wird die neunte Division übernehmen, Koutetsu-kun die dritte und Sasakibe-kun die fünfte. Ich werde Kuchiki-taicho davon in Kenntnis setzen, dass er in nächster Zeit ohne Vizecaptain auskommen wird müssen. Die neue Ordnung wird ab morgen in Kraft treten. Irgendwelche Fragen?"

Yamamoto-taicho warf fragende Blicke auf die drei Anwesenden.
 

"Wird Abarai-kun nun nicht mehr an der Mission in der Welt der Menschen teilnehmen?" Shuuhei wollte sich schon darüber im Klaren sein, ob er die nächsten Tage nun doch wieder alleine die neunte führen musste oder nicht.

"Meine Dienste bei Kuchiki-taicho werden dann auch nicht mehr benötigt, sehe ich das richtig? Ich war ja ursprünglich als Ersatz von Abarai-fukutaicho geplant. Wird der Taicho darüber informiert oder soll ich es ihm selbst sagen?"
 

Yamamoto-taicho überlegte kurz.

"Über derartig wichtige Umstellungen werde ich den Taicho selbst informieren. Aber du, Hisagi-kun, wirst bitte Abarai-kun über die veränderten Tatsachen in Kenntnis setzen. Am besten gleich nach dieser Besprechung. Kuchiki Rukia wird Hitsugaya-taicho an seiner Stelle morgen begleiten."
 

"Verstanden. Ich entschuldige mich dann." Schnell erhob sich Hisagi und verließ den Raum. An der frischen Luft angekommen, gönnte er sich und seinen fast eingeschlafenen Beinen ein wenig Ruhe und Erholung. Kira-kun und Hinamori-kuns Getuschel über sein unkorrektes Verhalten wurde einfach ignoriert. Er musste jetzt erst einmal Abarai-f... Abarai-taicho finden und ihm die Entscheidung übermitteln. Erst jetzt kam Shuuhei der Gedanke, dass Abarai-kun vielleicht gar keine Lust auf diese Aufgabe hatte und nun wütend auf ihn war, weil er ihn vorgeschlagen hatte.

Nun war es jedoch schon zu spät, wenigstens würde der Taicho so professionell reagieren und die neunte Division dennoch führen.

Shintora festhaltend schwang sich Shuuhei auf die Dächer und suchte die Stadt nach Abarais Reiatsu ab. Als er ihn gefunden hatte, machte er sich auch sofort auf den Weg. Es war besser die unangenehmen Dinge schneller hinter sich zu bringen. Er brauchte nicht lange, war doch Schnelligkeit immer eine seiner Stärken gewesen und hielt somit bald darauf auf einem Dach der 13ten Division an. Vor ihm im Garten des Gebäudes auf dem er nun kniete, wurde Abarai-kun gerade von Rukia-san zusammen gestaucht, wie es aussah. Dennoch hatten sie augenscheinlich viel Spaß. Er wollte dieses familiäre Bild nicht stören und verhielt sich erst einmal ruhig. Doch lange hielt er diese Stille nicht aus. Er wollte noch viel weniger spionieren und erhöhte somit langsam sein eigenes Reiatsu um sich bemerkbar zu machen.
 

Renji hob den Kopf, als er Hisagi spürte, grinste in dessen Richtung, versuchte vor einem weiteren Schlag von Rukia auszuweichen.

"Hisagi!", rief er erfreut, eilte auf den Dunkelhaarigen zu. "Komm runter, ich muss dir Rukia vorstellen!"

Dass dies nicht ohne Hintergedanken geschah, war offensichtlich. Wahrscheinlich hoffte Renji nur, dass er auf diese Weise Rukias Schelte entkam. Grinsend sprang er zu dem anderen Fukutaicho empor, landete elegant neben diesem.

"Was führt dich in diese Gegend? Hast du mich schon vermisst?", wollte er lächelnd wissen.
 

Der Schwarzhaarige war zu überrascht um mehr als ein leises "Ähm..." herauszubringen. Er hatte sich eigentlich so etwas wie schlechte Laune wegen der Einmischung in private Gespräche erwartet, aber stattdessen begrüßte ihn Abarai, als wären sie schon seit langer Zeit die dicksten Freunde.

Gemeinsam mit Renji sprang Shuuhei vom Dach, verbeugte sich dann leicht vor Rukia und stellte sich ziemlich förmlich vor. immerhin war Rukia eine Kuchiki.
 

Erneut traf Renjis Faust auf Shuuheis Schulter.

"Nicht so förmlich. Rukia ist nicht so eine Nobeldame!"

Allein für diese Aussage bekam der Rotschopf schon den nächsten Schlag verpasst und die nächste Schimpftirade ging auf ihn nieder.

"Hoi, hoi, hoi, Rukia...nicht so fest...lass mich dir lieber meinen Co-Vizecaptain vorstellen. Du kennst doch Hisagi-fukutaicho, nicht? Zeig ihm mal, dass du auch eine liebenswürdige Seite hast!"
 

Leicht rieb sich Shuuhei die Stelle an der ihn Renji getroffen hatte. Dennoch schlich sich ein kurzes, leichtes Lächeln auf seine Züge, als er sich noch einmal, und nur um eine kleine Spur weniger förmlich vorstellte. Doch dieses Mal hielt er Rukia die Hand zur Begrüßung hin, anstatt sich zu verbeugen.

"Hisagi Shuuhei. Fukutaicho der neunten Division. Es freut mich Abarai-kuns Freundin kennen zu lernen."
 

Rukia ergriff Shuuheis Hand, schüttelte sie kurz, nannte auch ihren Namen, ehe ihr aufzufallen schien, wie genau dessen Wortwahl gewesen war.

"RENJI! Was hast du ihm erzählt?", fauchte sie ihren Spielkameraden aus Jugendtagen an, ging einen Schritt auf diesen zu, ließ diesen zurückweichen.

"Was...was denn?", stotterte dieser, schien kein Problem damit, dass er sich gerade vor einer Frau fürchtete, die rangmäßig weit unter ihm stand und zudem um mindestens einen Kopf kleiner war als er. Eine Kopfnuss vervollkommnete das Bild.

"Hisagi-fukutaicho...Renji und ich sind Bekannte aus Kindertagen, nicht mehr!", wandte sie sich nun an den Mann, den sie früher nie in Renjis Nähe gesehen hatte, den dieser aber scheinbar recht gut zu kennen schien.
 

"Oh, dann muss ich mich entschuldigen. Ich hoffe ich habe jetzt niemandem vor den Kopf gestoßen." Sich nun doch etwas unwohl fühlend, trat Shuuhei einen Schritt zurück, versuchte dann das Thema zu wechseln.

"Ich würde gerne etwas mit dir besprechen, Abarai-kun. Ich bin gekommen um dir zwei Sachen mitzuteilen. Ich weiß aber nicht, ob du erfreut oder verärgert sein wirst. Die erste betrifft Rukia-san auch. Die Zweite würde ich dir gerne unter vier Augen erläutern."
 

"Mit mir? Wegen Rukia?" Renjis Blick wurde augenblicklich ernster, das Lächeln verschwand. Rukia war ein Thema, bei dem er nicht mit sich spaßen ließ. Nicht mehr. Nicht seitdem man ihr nach dem Leben getrachtet hatte, wegen so einem...Ding.

"Dann schieß mal los!", meinte er ernst, abwartend, aber eindeutig mit einem leicht drohenden Unterton. Wer Rukia etwas wollte, bekam es mit ihm zu tun, egal ob es sich dabei um Mensch, Shinigami, Fukutaicho oder Taicho handelte.
 

"Keine Panik. Es geht um deine Mission, die für Morgen anberaumt wäre. Es hat sich etwas geändert. Du sollst hier bleiben und Rukia soll an deiner Stelle gehen." Das war als der ernste Abarai. Da sollte nach einmal jemand sagen, dieser Mann könnte nicht gefährlich wirken. Von dessen Reaktion ausgehend, musste jedoch noch ein wenig mehr als bloße Bekanntschaft zwischen den beiden herrschen. Vielleicht waren sie ja doch ein Liebespaar und gaben es nur nicht zu.
 

"Dableiben? Warum das jetzt auf einmal?" Renji warf einen unsicheren Blick auf Rukia, der genauso verständnislos erwidert wurde. Hatte sich Hisagi beschwert? Hatte Hitsugaya-taicho die Mission geändert? War Kuchiki-taicho dagegen?

Doch trotz der vielen Fragen entspannte sich Renji etwas, sah Hisagi fragend an.
 

"Vielleicht möchtest du den Grund lieber alleine hören." Ein kurzer Blick zu Rukia machte deutlich, dass sich Shuuhei nicht sicher war, ob Abarai wollte, dass Rukia alles mitbekam.
 

Gut, nun war Renji neugierig. Er war noch einen letzten entschuldigenden Blick auf Rukia, deutete dann mit dem Kinn auf das nächste Dach und sprang voraus. Dort angekommen maß er Hisagi mit einem ruhigen Blick. Er war immer noch ernst, wenn auch nicht mehr so abschreckend wie noch vorhin.

"Nun gut. Was hat sich geändert? Wer hat den Auftrag gegeben, dass Rukia statt mir gehen soll?"
 

"Yamamoto-taicho. Ich hatte gerade eine Besprechung mit ihm. Es ging um die Nachfolge der Taichos für die dritte, neunte und die fünfte Division. Ich wurde gefragt ob ich als Captain meine Einheit führen möchte. Da ich jedoch kein Interesse daran habe in naher Zukunft Captain zu werden, wurde ich gefragt, wen ich als angemessen erachten würde. Ich hoffe, ich habe nichts getan, wegen dessen du mir nun böse bist, aber wir werden wohl einige Zeit, bis man einen neuen Captain für die Neunte gefunden hat, zusammen arbeiten, Abarai-taicho."

Nun trat Shuuhei einen Schritt zurück, verbeugte sich leicht und wartete dann auf das Donnerwetter, das folgen würde, sobald Renji realisiert hatte, was ihm gerade gesagt wurde. Das oder der Rothaarige würde sich freuen, doch so gut konnte er den Jüngeren noch nicht einschätzen.
 

Hatte Renji anfänglich nur leicht abgelenkt zugehört, war seine Aufmerksamkeit mit jedem weiteren Wort gestiegen. Und zum Schluss konnte Renji sagen, dass gerade mal ein Wort wirklich hängen geblieben war. Abarai-taicho... Taicho...neunte Division...Taicho...

Sein Blick wechselte von überrascht, zu erfreut, zurück zu vorsichtig und blieb schlussendlich bei ungläubig. Ja, Hisagi hatte ihn überrumpelt. Noch einmal ging er die Erklärung des anderen durch, Wort für Wort, Silbe für Silbe. Aber das Resultat war dasselbe. Abarai-taicho.

Es klang...gut. Ungewohnt, aber gut. Auch, wenn er sich wohl nicht daran gewöhnen sollte. Dennoch befand er sich kurzzeitig auf derselben Ebene wie Kuchiki-taicho.

Im nächsten Moment erschlug ihn die nächste Erkenntnis. Das hieß aber auch, dass er wegmusste. Weg von der Sechsten. Weg von seinem Taicho. Und er sollte nun ganz alleine eine Division führen. Er. Er sollte die Verantwortung für eine ganze Division tragen. Er allein. Das schaffte er nicht. Soweit war er noch nicht.

"Warte, warte...du musst dich täuschen...Yamamoto-taicho hätte sicher nie zugestimmt...bist du dir sicher?", fragte er noch einmal nach, war sich klar darüber, dass er gerade die Intelligenz seines Kameraden in Frage stellte. Aber außer einem Wirrwarr an Gefühlen, blieb ihm im Moment nur eines, an dem er sich festhalten konnte: Unglauben.
 

Unter anderen Umständen hätte Abarai nun keine Antwort mehr bekommen, aber da er nun sein Captain war und diese Erkenntnis ihn fast vom Dach gestoßen hatte, hatte Shuuhei noch einmal ein Nachsehen.

"Nein, ich habe mich nicht verhört. Es wurde besprochen, abgewogen und du bist nun mein neuer Taicho, wenn auch nur auf begrenzte Zeit. Weiters wurde mir nahe gelegt, dass wir zusammen arbeiten und die Einheit gemeinsam über Wasser halten sollen. Was jedoch nichts an der Tatsache ändert, dass du der Captain bist und somit das letzte Wort hast. Wo ich mir jedoch nicht sicher bin, soll ich dich nun, wenn wir alleine sind, wie einen Taicho behandeln oder wie einen Fukutaicho und somit einen Gleichgestellten? Das Ganze ist ein wenig verwirrend, aber im Prinzip machst du nichts anderes als wie zuvor. Nur, dass du nun mehr Freizeit hast und mehr Befehle geben kannst." Shuuhei gab Renji Zeit, die neuen Informationen zu verdauen. Konnte es sich jedoch nicht verkneifen noch ein kleines Detail einzuwerfen.

"Du könntest nun zu Kuchiki-taicho gehen und ihn mit ,Jo, Byakuya, wie geht's?' grüßen."
 

"Er würde mich umbringen, noch ehe ich bei dem ,Wie geht's' angekommen wäre", stellte Renji leise fest, musste sich nun erst einmal hinsetzen.

"Du bist ein Idiot, wenn Taicho sein so toll ist, warum hast du dir den Posten dann nicht selbst unter den Nagel gerissen? Und um auf deine Frage zurück zu kommen...im Moment fühle ich mich nicht wie ein Taicho, also denke ich, dass du mich weiterhin so behandeln kannst, wie früher. Kuch...Byakuya...", besserte sich Renji nun mit einem Grinsen aus, "...war damit einverstanden?"
 

"Er wird in diesem Moment von Yamamoto-taicho informiert", meinte Shuuhei dann mit einem leichten Lächeln. Renjis Art steckte an. Doch kurz darauf wurde er wieder ernster.

"Ich habe meine Gründe, warum ich solch einen Posten nicht annehmen will. Ich bin zufrieden mit dem was ich habe, mehr brauche ich nicht." Da Shuuhei immer noch auf dem Dach stand, kam er sich ein wenig komisch vor, so auf seinen neuen Taicho herabzureden und ließ sich somit Renji gegenüber nieder.

"Ich wusste nicht ob es dir nicht angenehmer wäre, es zuerst einmal alleine zu erfahren. Es steht dir natürlich frei jedem von deiner Beförderung zu erzählen. Brauchst du noch irgendwas? Hast du Frage? Oder Befehle? Wenn nicht, dann hätte ich die Bitte, sollte Kuchiki-taicho einverstanden sein, dass ich die Strafe, die ich den Männern der Sechsten aufgebrummt habe, noch vollenden darf. Es wäre äußerst unprofessionell einfach abzubrechen."
 

Renji wollte schon ansetzen, etwas zu sagen, schloss dann aber wieder den Mund. Gut, er war Hisagis Taicho, klar, dass dieser ihn um etwas ,bat'. Auch, wenn es ungewohnt war.

"Klar...mach, wie du es am besten hältst. Außerdem schadet es den Kerlen nicht und sie sollen ja nicht verweichlichen, während ich nicht da bin."

Für Renji stand es außer Frage, dass er wieder zu Kuchiki-taicho; Byakuya, wie er amüsiert in Gedanken hinzufügte; zurückkehrte.

"Und noch eines: Ich helfe hier nur aus...und sobald du jemanden hast, der besser passt, dann gehst du los und sagst es wem auch immer. Ist mir ohnehin unverständlich, wie du auf mich kommst..."

Doch im nächsten Moment kam die gute Laune wieder durch und er sprang auf.

"Komm mir, wir müssen Rukia von der Neuigkeit erzählen."
 

"Die weitere Auswahl liegt nicht mehr in meiner Hand. Aber ich bin mir sicher, dass man dich informieren wird." Shuuhei stand zwar auch auf, bewegte sich jedoch nicht in Richtung Garten.

"Ich kann leider nicht bleiben. Es müssen einige Vorbereitungen getroffen werden. Und mit Kuchiki-taicho muss ich auch noch sprechen. Ich möchte ihn nur ungern wecken.

Ist es dir recht, wenn ich für morgen Mittag eine Versammlung der Neunten anberaume und dich vorstelle?", wollte er dann noch von dem leicht überdreht wirkenden Abarai wissen.
 

"Mittag? Ja, Mittag geht klar...bist du sicher, dass du nicht mehr mitkommen...? Okay, vergiss es. Ich werde gegen Mittag da sein, versprochen!"

Tatsächlich war Renji nun nicht nur gut gelaunt, sondern sehr gut gelaunt, grinste seinen Fukutaicho an. Sein Leben versprach spannend zu werden.

"Und bestell Byakuya meine besten Grüße...nein, lieber doch nicht, in letzter Zeit hört er nicht so gern von mir..." Grinsend sprang Renji wieder zurück zu Rukia.
 

Noch ehe Shuuhei etwas erwidern konnte, war Renji schon zu Rukia verschwunden. Mit einem leisen "Sehr wohl, Taicho" verschwand auch er um sich um die noch ausstehenden Dinge zu kümmern. Es war schon komisch Abarai mit Taicho anzusprechen, daran musste er sich erst einmal gewöhnen.

Nach seinem Gespräch mit Kuchiki Byakuya war Shuuhei froh, für den heutigen Tag endgültig in sein Bett verschwinden zu können. Der Taicho der sechsten Division war wohl nicht besonders gut gelaunt gewesen. Dennoch hatte er die Erlaubnis bekommen, die Versammlungen früh morgens, solange er wollte, fortzuführen.

Der nächste Tag kam schneller als erwartet und schon verbrachte Shuuhei seinen Morgen damit die Anwesenheit der Männer der Sechsten zu kontrollieren. Um halb sechs war er mit der Namensliste durch und es fehlten gut ein Viertel der Männer, also verbrachten die Anwesenden ihren Vormittag damit, auf dem sich langsam aufheizenden Platz Runden zu laufen. Den Gesichtern nach zu urteilen, würden heute Abend noch einige Kollegenköpfe rollen und morgen garantiert kein einziger Shinigami fehlen.

Sich schnell einen Apfel schnappend, machte sich Shuuhei gegen halb zwölf auf den Weg zum Versammlungsplatz der Neunten. Es war einmal eine nette Abwechslung schon 30 Minuten vor Beginn den halben Platz gefüllt zu sehen. Kauend sah sie Shuuhei dann nach Renji um und entdeckte ihn auch in einem der hinteren Gärten.
 

"Morgen...", meinte Renji gähnend. Er hatte gestern noch lange mit Rukia...gefeiert. Wenn man das so nennen konnte. Auf jeden Fall hatten sie sich gut unterhalten, hatten wieder festgestellt, warum sie sich so gut leiden konnten.

"Wie viele waren da?", wollte er dann wissen, den Fukutaicho der sechsten Division noch nicht ganz abgestreift habend. Schon allein Shuuheis Miene sagte ihm mehr, als er wissen wollte und sein Gesichtsausdruck wurde für einen Moment hart. Doch dann entspannte er sich wieder, sah auf die Männer der Neunten. Seine Division. Wenigstens vorläufig. Er seufzte leise, war schon gespannt, was da nun auf ihn zukommen sollte.
 

"Gut drei Viertel waren da. Ich bin schon gespannt wie viele es morgen schaffen, nachdem die Anwesenden heute Vormittag ihre Runden auf dem Platz gezogen haben." Hungrig biss Shuuhei noch ein letztes Mal von dem Apfel ab, warf den kümmerlichen Rest dann in die Büsche.

"Soll ich dir dein Quartier gleich zeigen oder willst du lieber zuerst die Begrüßung hinter dich bringen. Es müssten bereits alle hier sein. Sie haben die nervige Angewohnheit mehr als bloß pünktlich zu sein. So dass man als Vorgesetzter schon beinahe ein schlechtes Gewissen bekommt, wenn man sich an seine Zeitvorgaben hält."

Shuuhei führte seinen neuen Taicho erst einmal aus dem Garten, gab diesem Zeit zu überlegen.

"Und keine Sorge, sie beißen nicht", fügte er dann noch aufmunternd hinzu, während er sich über die bloßen Oberarme strich und dann einmal streckte. Auch ihm saß der Schlaf noch in den Knochen.
 

"Sagt der Hundehalter...schon klar, dass sie dich nicht beißen. Erst die Begrüßung...wozu jemanden warten lassen, wenn schon alle vollständig sind?"

Schon jetzt wurden Renji die Unterschiede zwischen den beiden Divisionen bewusst. Er hatte bisher keine andere als die sechste gekannt, wusste nicht, wie es in anderen zuging. Aber diese hier schien gut geführt zu werden und das war mit Sicherheit nicht zuletzt Hisagis Verdienst. Einmal mehr wurde ihm bewusst, dass er hier eigentlich nichts zu suchen hatte, dass es Hisagis Division war und dass dieser sie hätte führen sollen. Aber nun war es dafür zu spät, nun galt es, das Beste daraus zu machen.
 

"Wie du willst." Shuuhei trat nach vorne auf das Podest und wartete, bis Ruhe einkehrte. Dann begann er zu sprechen.

"Wir alle haben eine schlimme Zeit hinter uns. Unser Vertrauen wurde verraten und wir wurden führungslos zurück gelassen. Doch diese Zeit hat nun ein Ende. Ab heute werden wir einen neuen Taicho in unserer Einheit willkommen heißen. Abarai-taicho kommt von der sechsten Division und ich denke, jeder von euch kennt ihn oder zumindest seinen Namen. Ich erwarte von euch, dass ihr ihm den gleichen Respekt und Gehorsam entgegen bringt wie mir. Seine Befehle werden endgültig sein. Ihr werdet auf ihn hören und nicht mich zusätzlich um Erlaubnis bitten. Ich hoffe, das ist klar."

Mit diesen Worten, wie immer kurz und bündig, trat Shuuhei zurück und nickte Renji zu. Er hatte mit Absicht ein paar Worte von dessen eigener Ansprache verwendet, war seine heutige Rede doch allein aus diesem Grund doppelt so lange geworden wie normalerweise.

"Du bist dran", flüsterte er dann seinem Taicho zu.
 

Renji hob nur viel sagend eine Augenbraue, trat dann vor. Sein Blick wanderte über die Gesichter der Anwesenden, versuchte darin zu lesen. Er traf auf eine Vielzahl von Emotionen, doch eine dominierte eindeutig. Misstrauen. Und er konnte es verstehen - sehr gut verstehen sogar.

"Nicht nur ihr wurdet verraten...in dieser harten Zeit müssen wir alle zusammen halten. Ich bin mir dessen bewusst, dass ich nicht den Platz von Tousen-taicho einnehmen kann. Er war vielen von euch ein Führer, ein Vertrauter, ein Idol. Mich kennt ihr nicht...oder wenn, dann nur kaum. Tousen-taicho hat euch durch viele Gefahren geführt, euch vielleicht auch so manches Mal unterstützt, war auch mal wütend oder ärgerlich. Trotz allem habt ihr ihm vertraut. Doch nun ist er weg, hat euch alleine zurückgelassen. Warum er das getan hat, wissen wir nicht, werden es wohl auch nie erfahren. Doch es war seine Entscheidung, euch zu verlassen. Dieser Verrat schmerzt...aber er macht auch stärker. Solange wir nichts von Tousen-taichos Beweggründen wissen, ist es vielleicht falsch ihn zu verurteilen. Wir wissen nicht, welches Ziel er verfolgte, als er ging. Nur eines wissen wir. Es war ihm wichtiger als das Wohl seiner Division..."

Renji war sich klar darüber, dass er das Ganze vielleicht falsch anpackte. Auch darin, dass er Tousen noch mit seinem Titel ansprach. Aber er empfand es als nicht richtig, nun all die Arbeit, die dieser geleistet hatte als schlecht hinzustellen. Dennoch hob er diesen einen Punkt, der wohl am wichtigsten war, deutlich hervor. Tousen war gegangen, obwohl seine Division sich auf ihn verlassen hatte.

"Ich will kein Geheimnis daraus machen, dass auch ich nicht lange bleiben werde... Ich werde nur vorübergehend hier sein, dann wieder zu meiner Division zurückkehren." Er konnte Murren hören, das laut wurde, Getuschel. Doch er ignorierte es, wollte keinen Hehl daraus machen, dass auch er kein Taicho für immer war, nicht sein wollte und auch nicht sein konnte.

"Dennoch will ich euch so gut es geht helfen, will für euch da sein. Ich bin nur ein Taicho auf Zeit, das sollte uns allen klar sein. Aber dennoch liegt mir das Wohl dieser Division am Herzen. Und solange die Nachfolge nicht wirklich geklärt ist, werde ich mein Bestes geben, um dieser Division ein vollwertiger Taicho zu sein. Ich möchte euch auch nicht verheimlichen, dass ich dieses Amt noch nie innehatte, dass ich vielleicht Manches in euren Augen nicht richtig machen werde. Doch vergesst nie, dass ich es immer für euch, für die neunte Division tue. Mein oberstes Ziel wird es immer sein - bis zur letzten Sekunde in der ich mich Taicho der neunten Division nennen darf - diese Division zu führen und zu lenken. Ich hoffe dabei auf eure Unterstützung, genauso wie auf die von Hisagi-fukutaicho, der sie mir aber bereits zugesagt hat. Die Division seid immer noch ihr. Ihr versinnbildlicht sie, ihr steht für sie. Lasst uns gemeinsam beweisen, dass der Verrat eines Taichos nichts mit der Haltung und der Moral einer Division zu tun hat..."

Renji verstummte, wartete nun mehr oder weniger gespannt auf eine Reaktion. Er war sich mehr als unsicher, ob er die richtigen Worte gewählt hatte.
 

Einige Zeit geschah gar nicht. Es herrschte bloß Totenstille. Shuuhei tat absichtlich nichts, rührte sich nicht und suchte auch nicht den Blickkontakt mit seiner Division. Sie sollten für sich entscheiden, alleine, ohne Beeinflussung.

Doch dann nach einigen Minuten, hörte man das erste Klatschen, und es wurde lauter und alle stimmten mit ein. In diesem Moment wusste Shuuhei, dass seine Entscheidung nicht falsch gewesen war. Man würde Abarai-taicho eine Chance geben.

Nun trat er doch noch nach vor, blieb etwas abseits des leicht überraschten Taichos stehen und rief laut, für alle hörbar. "Achtung!" Sofort stand die ganze Division still. "Habt Acht! Und begrüßt euren neuen Taicho!" Wie auf Kommando verbeugte sich die ganze Einheit, jeder einzelne Mann vor Renji und ein fast synchrones "Es ist uns eine Ehre, Abarai-taicho" war aus den vielen Stimmen herauszufiltern. Auch Shuuhei hatte sich mit verbeugt. Wartete nun wie alle anderen darauf, dass sie entlassen wurden oder der Taicho noch etwas sagen würde.
 

In diesen Minuten wäre Renji beinahe gestorben. Er hatte es nie sonderlich gemocht, vor großen Menschenmengen zu sprechen, noch dazu vor fremden. Aber Kuchiki-taicho war das immer reichlich egal gewesen und so hatte er es wohl oder übel übernehmen müssen.

Dennoch hatte er sich in diesen Minuten schon überlegt, wo er am besten sein Loch graben sollte, sodass ihn niemand fand.

Und die Erleichterung kam nun einfach durch. Renji war und blieb eben doch Renji. Die Hand im Nacken begann er erleichtert zu lachen, scherte sich wenig darum, welches Bild der neue Taicho im Moment gerade machte.

"Ach, die Ehre ist ganz auf meiner Seite. Ich vermisse euch jetzt schon, wenn ich nur daran denke zu meinem chaotischen Haufen zurückkehren zu müssen!", grinste er. Es war sicher nicht falsch, wenn man die verunsicherte Truppe ein wenig lobte. Und die Disziplin war wunderbar, das musste er neidlos anerkennen. Nun gut, neidlos vielleicht nicht ganz...
 

Shuuhei sah wie unangenehm Abarai-kun diese ganze Aufmerksamkeit war, bemerkte jedoch auch, wie sehr diese kleine verlegene Geste die Stimmung seiner Mannschaft hob.

Einen Moment wartete er noch, trat dann jedoch näher an seinen Taicho heran und richtete das Wort an ihn.

"Nicht schlecht. Bist du fertig? Dann können wir sie weg schicken und ich zeig dir erstmal den Rest."
 

"Und wie fertig ich bin...", gab Renji unumwunden zu, seufzte erleichtert auf. Erst jetzt fiel die Nervosität von ihm ab. Am liebsten hätte er sich jetzt einfach hingesetzt und eine Flasche Sake geleert. Taicho sein war wahrlich nicht einfach.
 

"So, ihr könnt wegtreten. Solltet ihr den Captain suchen, er wird sich im Hauptgebäude in Tousens Quartier aufhalten." Shuuhei machte keinen Hehl daraus, dass Tousen in seinen Augen den Taicho Titel verspielt hatte. Egal, welche Gründe der Mann seiner Meinung nach hatte, sich konnten den Verrat an dieser Einheit nicht wert gewesen sein.

"Komm, lass uns gehen." Wie es sich für einen Fukutaicho gehörte, überließ Shuuhei Renji die Führung, gab ihm leise Anweisungen in welche Richtung er zu gehen hatte.
 

Endlich hatten sie das Gebäude betreten, waren fern von neugierigen Blicken und Renji ließ Shuuhei aufholen. Auch das letzte bisschen Anspannung fiel von ihm ab, erleichtert schnaubte er.

"Ich hoffe, so etwas steht jetzt nicht auf der Tagesordnung..."
 

"Nein, sie sind eigentlich sehr genügsam. Eine Rede pro Woche reicht normalerweise." Abwartend und weiterhin ernst blickte Shuuhei auf den am Boden liegenden Abarai, wartete auf dessen Reaktion.
 

"Ich kündige...", murmelte der, nachdem er aus seinem Schockzustand wiedererwacht war, sah dann hoch in Hisagis Gesicht.

"Du machst das!", stellte er dann staubtrocken fest, machte schon allein damit klar, dass diese Entscheidung nicht zur Diskussion stand.
 

Ein leichtes Lächeln zog für wenige Sekunden über Shuuheis Gesicht. Erfreut darüber, dass er einen Schwachpunkt des Rothaarigen entdeckt hatte, versicherte er ihm, dass es normalerweise keine Ansprachen gab, es sei denn irgendetwas Wichtiges stand an.

"Also, du befindest dich hier im Arbeitsraum. Die Tür zu deiner Linken führt in den Schlafbereich und die zu deiner Rechten in die privaten Räume. An diese angrenzend befindet sich das Bad des Captains. Tori ist der Name deiner Dienerin. Wenn du irgendwelche Wünsche hast, zum Beispiel etwas zu essen willst oder baden, brauchst du nur zu klingeln oder nach ihr zu rufen. Sie wird sich dann darum kümmern. Wie du vielleicht noch weißt, liegt mein Zimmer am Ende des Flures. Du kannst mich jeder Zeit besuchen. Ich denke das war das Wichtigste. Ach ja, auf deinem Tisch findest du einige Papiere, die unterschrieben gehören."

Einen Moment überlegte Shuuhei noch, ob er auch nichts Wichtiges ausgelassen hatte. Doch ihm viel partout nichts mehr ein. Und erst dann wurde ihm klar, dass er nun eigentlich den restlichen Tag frei hatte. Sich endlich einmal entspannen konnte.
 

"Warte...sagtest du gerade...*Dienerin*?" Renji vergaß bei dieser Erklärung sogar darauf, dass er eigentlich mit seinem Fukutaicho nichts mehr hatte reden wollen, nachdem dieser ihn dermaßen hinters Licht geführt hatte. Das Leben als Taicho schien ja recht annehmlich zu sein. Vielleicht sollte er doch Höheres anstreben, anstatt ständig nur an Kuchiki-taichos Rockzipfel zu hängen.
 

"Ja, Tori. Soll ich sie rufen?" Für Shuuhei schien das selbst verständlich zu sein, dass sein Taicho eine Dienerin hatte. "Wusstest du das nicht? Jeder Taicho hat eine...in noblen Familien sind es sogar noch mehr."
 

"Nein, du brauchst sie nicht zu rufen...weißt du was mich bisher das Leben der Taichos interessiert hat? Nicht die Bohne. Mein einziges Ziel war es bei Kuchiki-taicho zu sein, um irgendwann stärker als er zu werden..."

Shuuhei hatte mittlerweile schon bemerkt, dass es zwei Personen in Renjis Leben gab, die ziemlich viel zu sagen hatten. Und beides waren Kuchikis. Man konnte fast schon meinen, dass der Rotschopf eine Art Fanatismus an den Tag legte.
 

"Also ich will ja nicht unhöflich sein oder so, aber was hast du immer mit den Kuchikis. Wenn Rukia-san nicht deine Freundin ist, und du auch nicht auf Kuchiki Byakuya stehst, wie ich doch schwer hoffe, wieso sind diese beiden so wichtig für dich?" Man konnte Hisagis Unverständnis leicht aus seiner Stimme heraushören, wenn man schon an seinem Gesicht keine Veränderung entdecken konnte.
 

Einen Moment starrte Renji Hisagi überrascht an.

"Rukia kenne ich, seit ich klein bin. Wir haben uns gemeinsam aus dem Dreck der Slums hochgearbeitet. Sie ist der wichtigste Mensch in meinem Leben. Weil sie immer zu mir gehalten hat. Und Kuchiki-taicho ist der Mann, den ich übertrumpfen will, seit er mir bei meinem Eintritt in der Akademie über den Weg gelaufen ist. Das ist mein Ziel! Hast du denn kein Ziel...und außerdem...selbst wenn ich auf Kuchiki-taicho stehen würde...warum ist das verächtlich? Hast du etwas gegen diese Art von Menschen?"
 

"Ein Ziel? Nein, nicht wirklich. Ich habe bloß vor, weiterhin hier meinen Dienst zu verrichten und nicht wieder an den Ort meiner Kindheit zurück zu müssen, das reicht mir vollkommen. Mehr will ich nicht."

Überrascht über die doch etwas herausfordernd klingende Stimme des Taichos, ließ sich Shuuhei nun auch nieder, sah Abarai-kun fragend an. Gegen diese Art von Menschen, hatte er gesagt.

"Nein. Ich habe nichts gegen Menschen, die an ihrem eigenen Geschlecht interessiert sind. Ich war viel eher überrascht, dass sich jemand in Kuchiki-taicho verlieben könnte. Gut, er sieht nicht schlecht aus, aber der Charakter sollte doch auch wichtig sein. Ich würde es mit ihm nicht aufhalten. Würde mir, denke ich, ständig die Frage stellen, ob er mich wirklich liebt..."
 

"Du hast Recht...ich liebe ihn ja auch nicht. Ich will ihn lediglich übertrumpfen. Und eines Tages schaffe ich das. Bis dahin werde ich hart an mir üben, trainieren und besser werden..."

Renji war wieder gut gelaunt, sah Hisagi selbstsicher an.

"Du wirst sehen!"
 

"Das glaube ich dir sofort. Vielleicht werden wir ja in einigen Jahren wirklich Taicho und Fukutaicho sein. Du hast mächtig aufgeholt in den letzten Jahrzehnten. Aber ich denke es ist nun Zeit. Ich werde mich zurückziehen. Wenn du willst, kann ich dir heute Abend helfen deine Sachen her zubringen aber nun würde ich mich gerne etwas ausruhen."

Shuuhei wollte wirklich nur mehr in sein Bett. Er konnte fühlen, wie sein Körper von Stunde zu Stunde mehr protestierte, nach Erholung schrie. Er war seit dem Tag an dem er von Tousen verraten worden war nicht mehr zur Ruhe gekommen. Hatte sich um alle möglichen Angelegenheiten kümmern müssen, dann auch noch die sechste Division dazu bekommen und noch keine Zeit gehabt, die verlorenen Energie, welche ihm Ayasegawa-kun entzogen hatte, zu ersetzten. Nun, da endlich jemand anderes die Aufsicht über die neunte Division bekommen hatte, konnte sich Hisagi mit gutem Gewissen endlich einmal zurückziehen.

Am liebsten wäre er einfach hier auf der Stelle umgefallen und eingeschlafen. Doch das war inakzeptabel und so erhob er sich mit leicht wackeligen Beinen und wartete darauf, dass ihm Abarai die Erlaubnis zum Rückzug gab.
 

"Ja, geh nur...du bist ja nicht mein Diener."

Renji entließ Shuuhei, sah ihm nach, als dieser verschwand. Er würde nicht allzu viel seiner Sachen holen. Eigentlich fast gar nichts. Immerhin war das hier ein Job auf Zeit, nichts Dauerhaftes und alles, das er holte, musste er dann auch wieder zurückbringen. Nein, nur das Nötigste würde seinen Weg hierher finden und das war in Renjis Fall nicht viel.

Dennoch für den Moment zufrieden sah er sich um. Die erste Hürde war geschafft. Er würde sich nun eine halbe Stunde Auszeit gönnen, sich einfach einmal in seiner neuen Unterkunft umsehen. Und dann würde er sich um die Belange der neunten Division kümmern, sich erst einmal einarbeiten. Er hatte zwar eine grobe Ahnung, was zu tun war, aber getan hatte er es noch nicht. So sehr war er von Kuchiki-taicho dann auch nicht in dessen Arbeit eingeweiht worden.

Und so kam es, dass Renji eine gute Stunde später über den von Shuuhei erwähnten Dokumenten saß und diese genauestens studierte, ehe er seine Unterschrift drunter setzte. Nachdem dieses erledigt war, ging er noch die Arbeiten durch, die Tousen vor seinem Verschwinden erledigt hatte. Zum einen wollte er sich wirklich einen Überblick verschaffen und zum anderen bestand durchaus die Möglichkeit, dass dieser gewusst hatte, dass er nicht mehr lange hier sein würde und somit die Arbeit hatte schleifen lassen. Mit einem unwilligen Grummeln stellte Renji fest, dass eher Zweiteres der Fall war und dass einiges an Aufholarbeit vor ihm lag. Das Essen, das die Dienerin, Tori, später brachte, ließ er sich auf den Arbeitstisch stellen, hatte kaum Zeit dafür. Er war sich sicher, dass er mindestens doppelt solange brauchte, um die Sachen aufzuarbeiten, wie ein anderer Taicho gebraucht hätte, aber daran konnte man nun einmal nichts ändern.
 

Shuuhei war zurück in sein Quartier marschiert, hatte sich dort schnellstens seiner Kleider entledigt und sich einfach auf das Bett fallen lassen. Noch ehe er die Decke über seinen nun nackten Körper hatte schlingen können, war er auch schon eingeschlafen.

Erst gegen 20 Uhr, kam ganz langsam wieder Leben in den Fukutaicho. Sein Körper hatte sich in dieser kurzen Zeit einen Großteil der Energie zurückgeholt. Der Rest würde sich in den nächsten Tagen von selbst wieder aufbauen, solange keine Mission oder Ähnliches dazwischen kam. Dennoch wurmte es Shuuhei ganz gewaltig, dass er Ayasegawa-kun dermaßen unterschätzt hatte. Das einzig Positive war, dass der Kleine mit seinem Sieg nicht strahlen würde, da er sonst sein Geheimnis verraten müsste. Der angenehme Dämmerzustand, in dem sich Shuuhei befand, wurde prompt durch ein lautes Knurren seines Magens unterbrochen. Stimmte ja, viel hatte er heute nicht gegessen. Ruckartig sprang der Schwarzhaarige auf, schlüpfte wieder in seine Kleider und war schon aus seinem Quartier verschwunden, als er auch schon wieder umdrehte und erneut, aber dieses Mal mit Shintora an seiner Seite das Zimmer verließ. Er war gerade dabei sich für diesen Fehler zu entschuldigen, als ihm Tori über den Weg lief und ihre Sorge verkündete, dass der Taicho noch nichts gegessen hatte. So wie es aussah, würde er heute Abend nicht alleine essen. Mit dem Tablett der Kantine in der Hand, Lieutenants hatten keinen eigenen Koch, klopfte er bei Abarai-taicho gegen die Tür.
 

Es dauerte einige Zeit, ehe er Antwort erhielt und eintreten durfte. Er fand Renji immer noch an seinem Arbeitstisch vor, das Gesicht konzentriert und besorgt. Blätter lagen kreuz und quer verteilt.

Renji hob nur kurz den Kopf, nickte Hisagi zu und wandte sich dann wieder seiner Arbeit zu. Was er herausgefunden hatte, war Besorgnis erregend. Und selbst der erhoffte Fehler in den Nachforschungen hatte sich als Wunschtraum herausgestellt. Nein, es lag kein Fehler vor.

Noch einmal ging er die Liste durch, kontrollierte jeden Punkt.
 

"Guten Abend. Tori hat gesagt, du hättest noch nichts gegessen. Ich habe mein Abendessen mitgebracht, dachte wir könnten gemeinsam essen...jetzt." Shuuhei vermied es seine Aussagen wie einen Befehl klingen zu lassen, war er doch nicht in der Position dafür, dennoch war sehr leicht herauszuhören, dass sein Taicho die Sachen beiseite legen sollte um ein wenig zu essen. Abwartend ließ sich Shuuhei mit seinem Tablett gegenüber dem großen Arbeitstisch nieder.
 

"Keine Zeit...", war die kurze Antwort. Renji war es gewohnt, längere Zeit ohne essen auszukommen. Schon von klein auf war es nicht selbstverständlich gewesen, regelmäßig Nahrung zu haben und essen zu können.

"Aber ich muss mit dir reden, sobald du fertig gegessen hast!", schickte er noch hinterher, vertiefte sich wieder in seine Arbeit. Er würde essen, sobald alles geklärt war.
 

"Ich bin vielleicht nur der Vizecaptain, aber ich nehme mir jetzt einfach das Recht dafür zu sorgen, dass du die Unterlagen weg legst und mit mir gemeinsam isst. Du solltest es genießen, jederzeit an Essen zu kommen und es auch nützen. Andere wären froh über deine Mahlzeit, doch die haben nicht das Glück, jederzeit wenn sie Hunger haben an Nahrung zu kommen, also iss."

Shuuhei verstand beim Thema Essen keinen Spaß, er hatte als er klein war auch oft hungern müssen, sich sein Essen erkämpfen müssen. Renji sollte ihn doch eigentlich am besten verstehen. Also schob er sein Tablett zur Seite, überbrückte die Distanz zu seinem Taicho und hielt ihm das Brot unter die Nase.
 

Ein kühler Blick aus blutroten Augen traf ihn, ehe er das Brot beiseite schob.

"Ich habe keinen Hunger und ich werde essen, sobald ich Zeit dafür habe. Wenn du glaubst, jemanden zu kennen, der im Moment dringender etwas zu essen braucht...du hast meine Erlaubnis meine Mahlzeit dieser Person zu bringen. Ansonsten werde ich mich - wenn du erlaubst - weiterhin um die Belange der Division kümmern und erst dann um mein Wohl besorgt sein..."
 

Wütend verzogen sich Shuuheis Augen zu kleinen Schlitzen. Dann stand er auf, griff nach Abarais Tablett und ging zur Tür.

"Wir brauchen einen einsatzbereiten Captain, ein Captain, der für uns da ist, keinen der sich für uns aufopfert und daran zu Grunde geht." Mit einem lauten Krachen warf er die Schiebetür hinter sich ins Schloss und machte sich, nachdem er sich von der Kantine einen Sack mit übrig gebliebenem Essen besorgt hatte, auf den Weg in eines der Armenviertel. Immerhin hatte er die Erlaubnis seines Taichos.

Zwei Stunden später, nachdem er den gesamten Inhalt des Sackes verteilt und sich auch etwas beruhigt hatte, kam er zurück, klopfte erneut gegen die Tür zum Arbeitszimmer von Abarai.
 

Dieses Mal erhielt er eher die Aufforderung einzutreten. Die Blätter war weniger geworden, nun eher in Stapeln geschlichtet.

Renji erhob sich, als er Hisagis Eintreten bemerkte. Sein Blick war weiterhin ungewohnt kühl, geradezu ernst.

"Setz dich!", befahl er deutlich, ließ keine Widerworte zu, wartete dann ab, bis dieser dem Befehl Folge geleistet hatte. Mit grimmiger Miene blieb er dann vor Hisagi stehen, sah auf diesen hinunter.

"Punkt eins: Ich habe nicht darum gebeten, Taicho dieser Einheit zu werden. Punkt zwei: Auch wenn ich immer noch der Ansicht bin, dass du besser dafür geeignet bist, bin es nun mal ich. Punkt drei: Ich habe nicht vor, mich von dir maßregeln zu lassen. Solltest du mit meiner Arbeitsweise in welcher Form auch immer nicht zufrieden sein, erwarte ich mir, dass du mir das in normaler Lautstärke und ohne Zerstörung der Einrichtung mitteilst. Punkt vier: Dein Essen ist nun genauso kalt und du hast genauso wenig gegessen..."

Renji trat hinter den Arbeitstisch, ließ Hisagi dabei keine Sekunde aus den Augen. "Ich hoffe, ich habe mich klar genug ausgedrückt, Fukutaicho. Gibt es noch etwas zu sagen?"
 

Hisagi war nun wieder genauso wütend wie zuvor, als er aus diesem Raum verschwunden war. Abarai-kun schaffte es die Arbeit von zwei vollen Stunden mit glücklichen Kindern zunichte zu machen. Doch nun hatte dieser anscheinend begriffen, wer welchen Platz einnahm und aus diesem Grund war es für Shuuhei leichter mit dem anderen umzugehen. Nun befand er sich in bekanntem Terrain. Er hatte schon einige Taichos wütend gemacht, jedoch nie mit Gleichgestellten gestritten.

"Ja, Sie haben sich klar genug ausgedrückt und ich habe es verstanden, Taicho. Ich bin lediglich gekommen um mir mein Essen zu holen. Also wenn Sie erlauben, würde ich es nun gerne mitnehmen und mich dann zurückziehen, Abarai-taicho."

Was sollte er auch sonst sagen? Seinen Taicho ausbessern, weil Punkt eins und zwei fast dieselben waren? Zu jedem seine Meinung äußern? Nein. Renji war der Anführer und der der Untergebene, nun hatten sie klare Regeln.
 

"Später! Du hattest die vorangegangenen zwei Stunden um zu essen!"

Renji war wütend. Nicht genug, dass ihm ein Job aufs Auge gedrückt wurde, der ihm jetzt schon über den Kopf zu wachsen drohte, kam nun sein Fukutaicho des Weges, spielte sich erst auf wie sonst was und wagte es nun noch mit dieser gespielt unterwürfigen und gerade deshalb umso verachtenderen Stimme sein Meinung klar zu legen. Die impulsive Art des Rotschopfs kam ihm da jetzt nicht unbedingt zu Hilfe, als er klar stellte, dass der andere jetzt gefälligst hier zu bleiben und zuzuhören hatte.

Seine Unmut kaum unterdrücken könnend, schnappte er sich einen Zettel vom Tisch und drückte ihn Hisagi in die Hand.

"Die Division ist pleite. Der frühere Taicho hat gut gearbeitet und das meiste der Gelder wohl in eigene Zwecke investiert. Das erste worum wir uns also kümmern müssen, ist, dass wieder Geld in die Kasse fließt. Hier ist eine Auflistung aller Hollows, auf die im Moment ein Kopfgeld ausgesetzt ist, und die von der Gefahrenstufe nicht zu gefährlich für den Einsatz von einfachen Soldaten sind. Ich erwarte mir bis morgen eine Liste, auf der nachzulesen ist, welche Dreiergruppen sich um welchen Hollow kümmern werden. Du kannst gehen!"

Damit drehte sich Renji um. Ja, er war sauer. Eigentlich hatte er die Aufstellung der Gruppen mit Hisagi gemeinsam durchgehen wollen, aber da dieser ja der Ansicht war, der Captain sollte sich nicht

zu sehr aufopfern, konnte er das sehr gut auch alleine tun.
 

"Sehr wohl." Shuuhei nahm den Zettel und verschwand aus Abarais Quartier. Sein Essen überließ er dem Captain. Sollte der es doch entsorgen.

Mit etwas Papier, einem Stift und der Liste, ließ sich Shuuhei in der leeren Kantine nieder, holte sich noch ein paar kalte Speisen aus dem Kühlschrank und begann die Gruppen aufzuteilen.

Da er die Stärken und Schwächen so gut wie jedes Mannes seiner Einheit kannte, dauerte es nicht lange und er hatte seine Aufgabe erledigt. Um weiteren Streit zu so später Stunde zu vermeiden, nahm er sich vor, dieses Mal einfach seinen Mund zu halten und bloß den Zettel abzugeben.

Leise klopfte es also zum dritten Mal an diesem Tag an die Tür seines Taichos und wartete.
 

Doch dieses Mal erhielt er überhaupt keine Antwort. Als er die Tür dann vorsichtig öffnete und hineinschielte, lag das Zimmer verlassen da. Das Tablett war fort, die Blätter waren verräumt und Abarai weg.
 

Dieser war gerade unterwegs zu seiner Unterkunft um sich für den nächsten Tag wenigstens frische Kleidung zu holen. In Gedanken war er dabei zu überlegen, was sonst noch alles anstand. Die Arbeitspläne für die nächsten Tage mussten aufgesetzt werden, es musste mit einbedacht werden, dass einige der Leute nicht hier sein würden. Dann musste er erneut seinem störrischen Fukutaicho entgegentreten, sich von diesem bevormunden lassen. Und das Schlimmste: Nicht einmal Rukia war hier, um ihr seine Sorgen zu schildern.
 

Also platzierte Shuuhei die Liste genau in der Mitte des Arbeitstisches und stellte einen Apfel darauf. So leicht würde er nicht aufgeben. Dann verschwand er wieder, begab sich in sein Bett um für den morgigen Appell ausgeschlafen zu sein.
 

Doch Renji bekam diese Liste am heutigen Tag nicht mehr zu Gesicht. In seinem Quartier angekommen war er so müde, dass er sich dort einfach ins Bett fallen ließ. Jahrelang hatte er jetzt hier geschlafen, er mochte es. Und etwas in ihm widerstrebte es noch, sich in das Bett eines verräterischen Taichos zu legen. Außerdem würde ihn keiner vermissen und morgen wäre er mit Sicherheit früh genug wieder an seinem Platz. Also kuschelte er sich in die Decken, schloss die Augen und ließ die Gedanken wandern. Für die letzten paar bewussten Minuten dieses Tages verdrängte er alle Sorgen und Ängste, Probleme und Missverständnisse. Dann schlief er ruhig ein.
 

Den Apfel und die Liste entdeckte er erst am frühen Morgen des nächsten Tages, als er eine halbe Stunde vor Dienstbeginn das Zimmer betrat. Er konnte nicht verhindern, dass sich ein schmales Lächeln über seine Züge zog, ehe er sich wieder niederließ und weiterzuarbeiten begann, nebenbei immer wieder vom Apfel abbiss, sich aber auch auf die Liste konzentrierte und mit dieser Hilfe den restlichen Arbeitsplan erstellte.
 

Shuuhei betrat schon wesentlich besser gelaunt als gestern das Gebiet der neunten Division. Viele seiner Männer waren nicht da, wahrscheinlich auf Hollowjagd. Also machte sich Shuuhei schweren Herzens auf den Weg zu seinem Taicho um sich zu entschuldigen.

Leise klopfte er an den hölzernen Teil der Schiebetür und trat, nachdem er dazu aufgefordert wurde, ein.
 

Den Apfel in der Hand, den Blick aber wieder auf einen Zettel gesenkt, wirkte auch Renji weitaus entspannter, als es gestern noch der Fall gewesen war. Es lief gut, die Männer murrten nicht und verstanden die Dringlichkeit der Angelegenheit. Renji fragte sich, ob es in den anderen beiden verwaisten Divisionen finanziell auch so schlecht aussah. Das hieße nämlich, dass auch diese auf Kopfgeldjagd gingen und es ihnen nicht unbedingt leichter machten.

"Hoi!", grüßte er Hisagi nur in der üblichen Lautstärke, winkte mit dem halbgegessenen Apfel in dessen Richtung.
 

Und schon war die Unsicherheit zurückgekehrt. Konnte Renji ihn nicht einfach normal begrüßen, oder wenigstens so, wie es ein Taicho tun würde? Was sollte er nun sagen? Auch ,Hoi' oder vielleicht mit einem nett gemeinten ,Jo' kontern?

Bedacht ließ er sich vor dem großen Tisch auf den Boden nieder, hielt seinen Kopf gesenkt.

"Guten Morgen Taicho", begann Shuuhei seine Begrüßung. Dieses Mal klang kein verhöhnender Tonfall mit. Er sprach mit Abarai, wie mit jedem anderen Taicho auch.

"Ich wollte mich für mein unangebrachtes Benehmen gestern entschuldigen und werde natürlich jede Maßregelung akzeptieren."
 

Renji sah nun doch hoch, starrte direkt auf den Haarschopf vor sich.

"Ja, ja, schon gut...keine Zeit für so was. Die Männer sind schon unterwegs. Wir müssen uns beeilen, wenn die Lage in den anderen beiden Divisionen auch derart...desaströs ist, haben wir vielleicht bald ein Problem. Wir sollen uns überlegen, welche anderen Möglichkeiten zur Geldbeschaffung wir noch haben und wie wir diese effizient nützen können..."

Renjis impulsives Temperament kam wieder mit diesem durch, ließ ihn die Verärgerung gestern schon wieder vergessen und nach vorne blicken. Er hatte auf jeden Fall vor, das Rennen um das Kopfgeld zu gewinnen, komme, was da wolle.

"Wer hat die anderen beiden Divisionen übernommen?", fragte er plötzlich.
 

Etwas überrumpelt gab Shuuhei brav Auskunft.

"Koutetsu-kun die dritte und Sasakibe-kun die fünfte Einheit. Als weitere Option fällt mir nur noch die freiwillige Annahme von Diensten für die Allgemeinheit, was durch die derzeitige Situation, wo sowieso alle Truppen beim Wiederaufbau helfen müssen, hinfällig wäre. Ansonsten um den anderen Divisionen zuvorzukommen, gäbe es da noch die Kopfgelder auf die gefährlicheren Hollows. Jedoch blieben um auf Nummer sicher zu gehen nur wir beide übrig um diese Aufträge zu erfüllen. Ich würde lieber keinen der Offiziere ohne Rückendeckung nach einem dieser Hollows suchen lassen." Ein entschuldigender Blick breitete sich auf Shuuheis Gesicht aus. Er war keine allzu große Hilfe.

"Vielleicht wird den Einheiten etwas Geld gespendet, wenn Yamamoto-taicho erfährt, dass die Verräter auch die Finanzmittel der Divisionen mitgenommen haben."
 

"Eher nicht...das Geld wird für den Wiederaufbau verwendet, die anderen Divisionen würden sich beschweren. Koutetsu-kun kommt sicher nicht auf die Idee, Kopfgeld jagen zu lassen, sie macht eher einen Jahrmarkt, um Geld einzunehmen..." Renji und Isane verstanden sich nicht sonderlich gut, das war ein offenes Geheimnis. Warum das so war, wussten wohl nur die beiden - und das auch nicht mit Sicherheit.

"Sasakibe-fukutaicho ist schon eher gefährlich...er lernt immerhin beim alten Yamamoto. Gefällt mir nicht. Wir müssen uns auf Rivalitäten gefasst machen."

Nachdenklich ging Renji auf und ab, schien für den Moment sogar Shuuhei vergessen zu haben.

"Wenn es nicht anders geht, werden wir beide uns einen der großen Hollows unter den Nagel reißen. Halte dich bereit, ich werde dir im Laufe des Tages meine Entscheidung mitteilen. Jetzt brauche ich jemanden, der ungesehen zu den anderen Divisionen schleichen und nach sehen kann, was dort vor sich geht. Ich bin gerne vorgewarnt. Wer kommt dafür in Frage?"
 

"Ich?", schlug der Fukutaicho auch gleich vor. Shuuhei war gut in solchen Dingen. Nicht umsonst hatte man öfters versucht ihn für die zweite Division abzuwerben. Außerdem hatte er im Moment nichts anderes zu tun.
 

Renji nickte.

"Gut, ich will wissen, ob sie bereits die Finanzen gecheckt haben, ob sie in den gleichen Schwierigkeiten stecken und was sie dagegen tun...möglichst ohne, dass man dich bemerkt und gib den Wachposten Order doppelt so gut aufzupassen. Vielleicht spioniert man auch uns aus..."
 

"Gut, ist schon so gut wie erledigt. Sonst noch irgendetwas?" Shuuhei war schon auf dem Weg zum Ausgang. Dieser Auftrag eilte und er hatte vor sein Missgeschick vom vorangegangenen Tag wieder gut zu machen.

Immerhin schien sich Abarai-kun auch Mühe zu geben ein guter Taicho zu werden.
 

"Soweit nichts...wenn du mir diese Informationen besorgst, bin ich mehr als zufrieden..."

Renji nickte, entließ Hisagi fürs Erste.
 

Shuuhei verstärkte sofort die Wachen und Patroullien. Dann machte er sich auf den Weg zur dritten Division. Wie Abarai-kun schon so treffen gesagt hatte, machte sich diese Einheit auf keinen Fall für einen Kampf bereit. Es sah wohl eher so aus, als würde man ein geheimes Überraschungsfest planen. Zumindest war ein Großteil der Männer und Frauen, der Einheit damit beschäftigt Dekoration und Stände aufzubauen. Als Koutetsu-taicho ihr Quartier endlich einmal verließ, schlich sich Shuuhei ungesehen in die Räumlichkeiten, machte sich schnell ein Bild der Finanzen und kam zu dem Schluss, dass Ichimaru Gin noch weniger Wert auf genaue Buchführung gelegt hatte als Tousen. Die Dritte stand also Pi mal Daumen schlechter da als seine eigene. Ein letztes Mal vergewisserte sich Shuuhei, auch von der Richtigkeit der Informationen, belauschte absichtlich noch einmal Koutetsu-taicho und musste erneut feststellen, dass sie noch lange nicht die Fertigkeiten hatte um einen passablen Captain abzugeben. Ichimaru hätte ihn bereits mit seinem Soul Slayer vom Dach des Hauses geholt.
 

Als nächstes kam die fünfte Division an die Reihe. Hier musste Shuuhei schon vorsichtiger sein, denn Sasakibe-taicho war nicht ohne Grund der frühere Fukutaicho von Yamamoto-taicho gewesen. Während er sich draußen umsah und die Gespräche der Shinigamis belauschte, besorgte er sich mit Hilfe von Shintoras Shikai, die Informationen aus Sasakibe-taichos Quartier. Das hieß er ließ den weißen Tiger in seiner unsichtbaren Form durch die Gänge streifen, in das Arbeitszimmer eindringen und erhielt somit die Zahlen zu den Finanzen der Fünften.

Anders wäre es viel zu gefährlich gewesen, so behielt er lieber Sasakibe-taicho persönlich im Auge und versuchte diesen so gut es ging zu belauschen.

Sollte jemals aufgedeckt werden, dass er hier herumspionierte, hätten sie ganz schöne Probleme.

Als sein Freund wieder zurück war, verschwand Shuuhei so schnell wie möglich aus dem ,freundlichen' Gebiet und machte sich auf den Weg zurück. Mittlerweile war es schon Abend und er machte sich einen Spaß daraus die Überwachung seiner Leute zu testen. Ziemlich schnell kam er zu dem Schluss, dass ein normaler Fukutaicho zu 90% entdeckt werden würde. Und das musste reichen. Er war zufrieden mit seinen Männern. Mit schnellen Schritten brachte er die letzten Dächer hinter sich und landete vor Abarai-taichos Quartier.
 

Dieser riss auch schon die Tür auf, kaum dass er Hisagi bemerkt hatte und deutete ihm hereinzukommen.

"Und?", wollte er sogleich wissen. Einige der Truppen waren mittlerweile wieder zurückgekommen, mit Erfolg wie er erfreut feststellte. Dennoch durften sie jetzt nicht locker lassen, mussten alle Eventualitäten im Auge behalten. Und die dritte und die fünfte Division spielten dabei eine entscheidende Rolle.



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