Die Nacht die alles verändert
Die Nacht die alles verändert
"Eines Tages müssen wir alle sterben... Und ich werde euch begleiten.
Ich hole euch und ihr kommt mit... Es ist meine Aufgabe und die werde
ich erfüllen... Das ist mein Leben..."
Es war dunkel und stürmisch in dieser Nacht. Der Regen klopfte, nein
schlug gegen das Fenster, das auch noch in tiefster Nacht hell erleuchtet
war. In der Neubausiedlung waren alle Häuser dunkel nur eins nicht, was
um 3 Uhr Nachts, mitten in der Woche höchst verwunderlich war. In dem
Zimmer saß nur eine Gestalt, ein Junge, 17 Jahre alt. Wie verrückt schlug
er auf die Tastatur seines Computers ein. Aus seiner Stereoanlage
dröhnte laute Rockmusik, dass die Nachbarn sich nicht beschwerten war
ein wunder. Auf dem Bildschirm erschien: "Game over". Genervt ließ er
den Kopf sinken. Netzwerkspiele im Internet zählten zu seinen liebsten
Hobbies. Er startete ein neues Spiel, bei welchen er schon sehr schnell
in Führung ging. Aber dann... Wupp- Stromausfall!
"Das ist ja jetzt Wohl ein Scherz!!!!" brüllte Florian und sprang
wutentbrannt auf. "Ich hab doch Fast gewonnen!!!!!!!!!!" genervt wackelte er
am Kabel des Computers, aber nichts passierte. "Was soll das?!?! Die
Lampen hier gehen doch auch!!" Das stimmte. Nur die Stereoanlage und
der Computer waren aus. "Nein, nein, nein!!!" er ließ sich auf sein Bett
fallen. "Rina.... Die hat da bestimmt ihre Finger im Spiel..." Er seufzte.
Seine Beste Freundin hasste es, wenn er Computer spielte. Seine
Deckenbeleuchtung begann zu zittern und das Licht wackelte. "Was ist
das?" Vorsichtig stand er auf und spürte ein vibrieren unter seinen Füßen.
"Ok.... Es gab hier noch nie ein Erdbeben... äääh..." er sah aus dem
Fenster. Die Nacht erhellte sich merkwürdig und ein lautes Zischen war
zu hören. Mit einem Satz hatte er das Fenster, welches zur Seite des
Gartens lag erreicht. Eine Art Meteor, so hell das er blinzeln musste
schoss auf seinen Garten zu. Ihm klappte der Mund auf und mit einem
Lauten knall schlug das Etwas ein. Blitzschnell rannte er aus seinem
Zimmer, die Treppe nach unten, durchs Wohnzimmer und dann in den
Garten hinaus. Der Wind peitschte ihm den eiskalten regen ins Gesicht
und schon nach wenigen Sekunden war er völlig durchnässt. Nur
langsam näherte er sich der einschlugsstelle. Aber dort, wo er einen
qualmenden Felsbrocken erwartet hatte fand er nur...
"Oh scheiße! Ein Mädchen!!" er eilte zu ihr um nach der zierlichen Gestalt
am Boden zu sehen. Ihr weißes Gewand schimmerte durchsichtig und er
war sich nicht sicher ob sie diesen Sturz, wovon auch immer überlebt
hatte. Erst bei näheren betrachten fielen ihm 2 weiße Flügel auf. Er rieb
sich die augen. Aber auch danach waren die Flügel immer noch zu
erkennen. Von dem Mädchen kam ein leises stöhnen. Erschrocken wich
Florian zurück. Was sollte er tun? Seine Eltern waren nicht da, er konnte
also niemanden fragen. Sollte er diese hilflose Person einfach liegen
lassen? Die Nachbarn würden sich am nächsten Tag sicher fragen, was
ein totes Mädchen mit Engelsflügeln im Garten der Krauts machte. Er
beschloss das Mädchen mit ins Haus zu nehmen. Es war ja niemand da,
der blöde Fragen stellen konnte. Als er sie hochhob war er sehr erstaunt,
wie federleicht sie war. Er legte sie im Wohnzimmer auf das Sofa. Sein
Hund "Godzilla" war aufgewacht und starrte ihn verschlafen an. Vielleicht
wollte er auch sagen: "Du Vollidiot tropfst hier alles voll!" Florian wusste
gar nicht genau wie er sie hinlegen sollte, da ihre Flügel total im Weg
waren. Als sie lag sah er sie forschend an. Ihre schulterlangen, blonden
Haare klebten verwuschelt an ihrem Kopf. Das weiße Gewand war an
den meisten Stellen durch den Regen sehr durchsichtig geworden.
Verlegen sah er weg, auch wenn er sich sicher war, dass sie es nicht
merken würde. Doch plötzlich schlug sie die Augen auf. Diese blutroten
Augen starrten ihn erschrocken an.
"Äh... Hallo." sagte Florian und hob seine Hand zur Begrüßung. Das
Mädchen sprang auf und stürzte zur nächsten Wand, dort klammerte sie
sich an einem Regal fest.
"Keine Panik! Dir passiert hier nichts." sagte er beschwichtigend und kam
näher auf sie zu. Er hatte das Gefühl, dass sie nicht einmal verstehen
würde, aber trotzdem ging er weiter.
"Wer... wer... Wer bist du?!?! Wo bin ich????" stotterte sie und hielt sich
weiter am Regal fest.
"Du bist bei mir. Ich bin Florian. Ich hab dich gefunden...."
"Wie... Ich... ich... Wer bin ich?" leblos sackte der Engel auf den Boden.
Florian sah sie verwirrt an. Sie wusste nicht wer sie war..
"RRRRRRRRRRRRIIIIIIIIIIIIINNNNNNNNNGGGGGGGGG" Der
schrabbelige Wecker von Florian riss ihn am nächsten morgen aus
seinen Träumen. Tastend suchte er den Störenfried und schmiss ihn
dabei von seinem Nachttisch.
"So ein blödes Ding... und was für'n blöder Traum..." grummelte er und
stand langsam auf, um ins Badezimmer zu schlurfen. Das Geräusch, das
aus der Küche kam ignorierte er einfach. Er dachte nur an seinen Hund
der wahrscheinlich unten wieder alles auseinander nahm. Mit der
Zahnbürste im Mund stand er vor dem Badezimmerspiegel und starrte
einem verschlafend aussehenden Kerl in die Augen. Die Geräusche aus
der Küche wurden immer lauter.
"Dieser Köter!" fluchte er und rannte mit freien Oberkörper und
Zahnbürste in der Hand in die Küche. Dort angekommen fiel ihm fast die
Zahnbürste aus der Hand. Sein Traum, der jetzt doch kein Traum zu sein
schien stand dort, mit ausgebreiteten Flügeln und drückte immer wieder
die Taste des Toasters herunter.
"Was ist das?" fragte sie neugierig und drückte die taste ein weiteres mal
herunter.
"Ein Toaster..." stammelte Florian.
"Und was mache ich damit??"
"Brot toasten..."
"Und was ist das?" Sie deutete auf die Kaffeemaschiene, aber der
verwirrte Junge antwortete ihr aber nicht.
"Weißt du das etwa auch nicht?"
"Doch, doch, aber, was machst du hier?"
"Ich weiß nicht... ich bin hier bei dir aufgewacht. Wo sind deine Flügel?"
Sie ging auf ihn zu und dann um ihn herum. Sie sah aus wie das
blühende Leben, im Gegensatz zu ihm. Ihre Blonden Haare glänzten
golden und nichts ließ darauf schließen, dass sie in der letzten Nacht
vom Himmel gefallen war.
"Ich hab keine! Und das ist auch das Problem bei dir! Du kannst hier doch
nicht mit diesen Riesendingern durch das Haus hüpfen... Also mit den
Flügeln." Aber diese Zweideutigkeit hatte sie eh nicht verstanden.
"Warum nicht?" fragte der zierliche Engel.
"Weil Menschen nun mal keine Flügel haben..." erklärte Florian.
Der Engel legte den Kopf schief und sah ihn verständnislos an. Es
klingelte an der Haustür. Florian geriet in Panik. Er schob das Mädchen
aus der küche, hin zur Treppe.
"Du gehst jetzt nach oben und machst das die flügel verschwinden! Und
du kommst nicht runter, kappiert??" Der Engel nickte und hüpfte die
treppe nach oben.
Florian atmete einmal tief durch durch und öffnete dann die Haustür.
Ohne auf sein "Hallo" zu achten stürmte Carina, seine beste Freundin mit
Torben, Florians besten Freund und einer Gruppe weiter Freunde ins
Haus.
"Du bist ja noch halb nackt!" rief Carina und hielt Susanne scherzeshalber
die Augen zu.
"Alter zieh dich an! Wir müssen zur Schule!" Brüllte Torben.
"Kein Stress ja? Ich mach ja schon..." winkte Florian ab und rannte in sein
Zimmer. Dort saß der Engel auf seinem Bett, immer noch mit Flügeln.
"Ich geh jetzt zur schule!" sagte er, mit dem T-Shirt über dem Kopf. An
ihrem Blick konnte er erkennen, dass sie kein Wort verstanden hatte,
trotzdem rannte er wieder nach unten.
"Wow, Schatzi! Hast dich ja wieder schick gemacht." scherzte Carina.
"Halt die Klappe Rina!" motzte Florian. Ein Knall, der von oben kam ließ
sie aufschrecken.
"Was war denn das?" fragte Tom
"Gar nichts!" sagte Florian und wollte davon ablenken, aber Rina lief ins
Wohnzimmer.
"Rina!" Florian rannte hinter ihr her.
Ein Poltern ließ sie alle herum fahren. Vor der Treppe lag das Mädchen,
ohne flügel und in normaler Kleidung. Auch ihre Augenfarbe hatte sich
von rot in ein sehr helles blau verändert, dass sie fast weiß schienen.
Rina sah Florian fragend an, genau so wie alle anderen. Das Mädchen
stand auf und stellte sich zu Florian.
"Das ist..." Ihm fehlten die Worte.
"Ich bin..."
"Johanna!" sagte Florian.
"Seine Schwester!" setzte der Engel nach.
Alle nickten und ließen ein gemurmeltes. "Ach..." von sich hören. Alle
außer Rina. Als sie das Haus verlassen hatten ging Florian noch einmal
zurück zu Johanna, die er vor dem Fernseher geparkt hatte.
"Du bleibst hier im Haus, ja?" sagte er. Sie nickte und wendete ihren Blick
nicht vom Fernseher ab. Er atmete auf. Doch dann tippte ihm jemand auf
die Schulter. Er drehte sich um.
"Rina..." stotterte er.
"Du hast gar keine Schwester..."